Was die vielen Label bedeuten (können) – 18. Internationale Bioland-Schweinetagung

Auf der diesjährigen Bioland-Schweintagung in Braunsbach-Döttingen, hielt Peter Spandau (KTBL, LWK NRW) einen interessanten Vortrag über die Label-Flut im Einzelhandel und deren Bedeutung für die Bio-Schweinehalter.

In der konventionellen Schweinehaltung hat sich in den letzten Jahren viel getan und die weitere Entwicklung, sagt der Schweine-Fachmann, wird nur „nach oben“ gehen. Rückschritte in der konventionellen Haltung wird es nicht geben.

Die zahlreichen Label fasste Peter Spandau in vier Gruppen zusammen:
1. Stallhaltung (gesetzlicher Standard)
2. Stallhaltung plus (z. B. Initiative Tierwohl)
3. Außenklima & Stroh (z. B. Neuland)
4. Biohaltung

Die beiden ersten Stufen ließen sich in bestehenden, konventionellen Ställen umsetzen, von der dritten Stufe an brauchten umstellungswillige Schweinehalter eine Baugenehmigung.

Die durchschnittlichen mittleren Produktionskosten je kg Schlachtgewicht bezifferte der Berater für die einzelnen Stufen mit
1. € 1,60
2. € 1,65 – € 1,80
3. € 2,00 – € 2,50
4. € 3,50 – € 4,00

Und auch die Preise für Schweinelende hatte der Referent selbst in einigen Supermärkten ermittelt: Die Kilo-Preise der beiden ersten Stufen, lagen hier zwischen € 9,- und € 14,-, Neuland bei € 20,- bis € 25,- und Biolende war mit € 35,- bis € 40,- ausgezeichnet.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen, entwarf Peter Spandau drei Szenarien für die zukünftigen Rahmenbedingungen.

A) Gesetzliche Auflagen werden, ohne finanzielle Kompensation für Erzeuger, erhöht.
B) Anpassung der Vorgaben an Labelstandards mit finanziellem Ausgleich.
C) Stärkere Ökologisierung der Schweinefleischerzeugung.

In Szenario A geben viele kleinere Betriebe auf, Großbetriebe stocken ihre Tierbestande ab und der „Bio-Mehrwert“ wächst. Gibt es einen finanziellen Ausgleich für die Anhebung der Haltungsstandards (B), stellen konventionelle Halter vermehrt auf Label-Stufe 2 um. Das größere Platzangebot führt dabei unweigerlich zur Abstockung der Bestände, weil An- oder Neubauten, wegen fehlender Futteranbauflächen, nicht genehmigt werden. Kommt es aber zu einer stärkeren Ökologisierung (C), und stellen dabei nur 1% der konventionellen Halter auf Label-Stufe 3 um, würden sie bei 1% Marktanteil, mit den Bio-Erzeugern mengenmäßig gleichziehen.

Gefühlsmäßig sei der Abstand zwischen „Außenklima mit Stroh“ und „Bio“ aber für den Verbraucher nicht allzu groß, der Preissprung von € 25,- zu € 40,- dagegen schon. Damit führte Szenario C zur größten Konkurrenz für die Bio-Haltung, so Peter Spandau.

Es bleibt also spannend für alle Beteiligten, wie sich der Markt zukünftig entwickelt. Das neue staatliche Label kann hier, auch wenn es keine zusätzlichen Kaufanreize schaffen sollte, zumindest für größere Transparenz sorgen.

1 Kommentar

  1. […] Was die vielen Label, vor allem wirtschaftlich, für Bio-Schweinehalter bedeuten können, war bereits auf der diesjährigen Internationalen Bioland-Schweinetagung ein Thema. Peter Spandau referierte dort über die Label-Flut im Einzelhandel und deren Bedeutung für die Bio-Schweinehalter. Ausführlicher Bericht hier. […]

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