Minimierung von Federpicken bei Mastputen #Geflügeltagung2019

Inga Garrelfs (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen) stellte anlässlich der Celler Geflügeltagung die Erkenntnisse aus dem MuD-Vorhaben Tierschutz vor. Sechs Betriebe mit Hennen und Hähnen der Linien BUT 6 und TP 7 nahmen insgesamt an den Versuchen teil, alle Tiere hatten dabei intakte Schnäbel. Zunächst wurde mit 300 Tieren in Projektabteilen gearbeitet, einzelne Mäster ließen jedoch die Schnäbel der gesamten Herde intakt.

Inga Garrelfs
Den Puten wurden Picksteine, Luzerne in Körben und Strohballen angeboten. Ein Futterstreuautomat kam nicht gut an, da er Maiskörner mit hoher Geschwindigkeit im Stall verschoss und die Tiere nur irritiert waren und die Körner auch später verschmähten. Aufsprung- und Unterschlupfmöglichkeiten boten klappbare Wandtische. Auch Strohballen wurden als Sitzgelegenheit gut angenommen, abstehende Halme regten die Puten zum Picken an. Radios wurden zur Gewöhnung an Geräusche aufgehängt und in allen Ställen Sprühkühlung eingesetzt.

Der Fokus bei der Tierwohl-Evaluation lag bei

* Verletzungen an Stirnzapfen, Kehllappen, Hinterkopf,
* Federpicken und Verletzungen in der Halswirbelregion, an Rücken, Flügeln oder Stoß.

Die Auswertung sämtlicher Durchgänge ergab dann Verlustzahlen in den Projektherden zwischen 2,75 und 16,4% (Vergleichsherde mit kupierten Schnäbeln 3 bis 8%). Federpicken und Kannibalismus traten mal kaum, mal stark auf, wobei in den Projektherden sehr schnell tiefgreifende Verletzungen (bis zum Tod) festzustellen waren. Das Pickgeschehen trat häufig plötzlich und ohne Ankündigung auf, es konnten im Rahmen des Projekts jedoch keine Auslöser identifiziert werden.

Tiere mit tiefgreifenden Verletzungen mussten nicht direkt notgetötet werden und erholten sich gut. Im Schlachthof allerdings werden betroffene Körperregionen weggeschnitten und bei der Schlachtabrechnung abgezogen. Auch stellten Tiere mit erheblichen Verletzungen eine mentale Belastung für die Mäster dar, ebenso wie die (teilweise zahlreichen) Nottötungen.

Beschäftigungsmaterialien erwiesen sich zum Teil nach kurzer Zeit als uninteressant, Verhaltensstörungen traten trotz Anreicherung der Umwelt auf. Hier half jeweils nur eine zeitweise Verdunklung des Stalls mit gleichzeitig guter Durchlüftung. In allen Projektherden mussten Tierärztliche Behandlungen durchgeführt werden, unkalkulierbare Effekte wie Kükenqualität Witterungseinflüsse, Einstreu, Futter sind nicht auszuschließen.

Zwei Erkenntnisse standen am Ende für Inga Garrelfs fest: damit unnötiges Tierleid reduziert wird, sollten vorerst Maßnahmen weiterhin mit kupiertem Schnabel umgesetzt und ausgetestet werden. Und: es sei bei der Reduzierung der Besatzdichte zwar kein messbarer Effekt aufgetreten, jedoch empfanden die Landwirte die Reduzierung nach ITW als sehr angenehm (48 statt 52 kg/m² bei Hennen und 53 statt 58 kg/m² bei Hähnen).

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