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Impfstoff aus der Pflanze – Projekt zur Entwicklung kostengünstiger Vogelgrippe-Vakzinen angelaufen

Beim Ausbruch der Vogelgrippe gibt es oftmals nur eine Methode, um die Infektionskrankheit einzudämmen – die Tötung der Nutzvögel. Eine schnell erzeugbare und kostengünstige Impfung könnte hier jedoch bald eine neue Alternative bieten. In jahrelanger enger Zusammenarbeit haben Forscher des IPK Gatersleben und des IBT Hanoi eine Methode zur Produktion von Vogelgrippevakzinen in Pflanzen entwickelt. Nun geht es in einem neuen Projekt um die praktische Anwendung der bisherigen Ergebnisse und um die Entwicklung von preiswerten und stabilen Vogelgrippevakzinen. Diese sollen baldmöglichst dazu dienen, erneute Vogelgrippe-Epidemien abzuwenden.

Zoonosen sind eine Quelle immer wieder neu auftretender Infektionskrankheiten, welche von Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Eine der bekanntesten Zoonosen ist vermutlich die Vogelgrippe, ein hochpathogener Influenza A-Virus, der durch Direktkontakt auch Menschen befallen kann. Aufgrund der schnellen und einfachen Verbreitung durch Vögel und der damit verbundenen Pandemie-Gefahr, gibt es beständige Bestrebungen, den Infektions-Erreger dieser Grippe einzudämmen. Impfungen dienen dem Aufbau von Resistenzen gegenüber solchen Infektionen, und sie reduzieren die Gefahr weiterer Ansteckungen. In der Veterinärmedizin gibt es daher einen Bedarf für kosteneffektive Vakzine, die das Wohl der Tiere fördern und zoonotische Erkrankungen, wie die Vogelgrippe, bekämpfen.

Anfang dieses Jahres ist ein neues Projekt des Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Gatersleben und des Institute of Biotechnology (IBT) in Hanoi, Vietnam, angelaufen. Zusammen mit der vietnamesischen Firma NAVETCO, welche auf dem Gebiet der Vogelgrippe-Vakzinierung aktiv ist, arbeiten sie an der schnellen und kostengünstigen Erzeugung von Vakzinen gegen Vogelgrippeerreger.

Neben der Gefährdung von Tieren und Menschen können Vogelgrippeepidemien die Geflügelfleisch- und Eierproduktion von Regionen erheblich beeinflussen. Bisherige Bemühungen, Vogelgrippeausbrüche einzudämmen, führten weltweit zum Töten von vielen Millionen Nutzvögeln. Doch gerade in Entwicklungsländern, wo die Geflügelproduktion einen maßgeblichen Beitrag zur Ernährung leistet, sträuben sich Tierhalter gegen diese Eindämmungsmaßnahme. Die Einführung einer kostengünstigen und zuverlässigen Vakzinierung als Prophylaxe oder als Notfallimpfung wird als sinnvolles Werkzeug betrachtet, um die Ansteckungsrate von Vogelgrippe zu verringern. Doch um auf neue Ausbrüche reagieren zu können, müssten passende Vakzinen schnellstmöglich entwickelt und zur Verfügung gestellt werden. Die klassische Erzeugung von Impfstoffen in embryonierten Hühnereiern dauert fünf bis sechs Monate. Eine moderne Alternative ist die Erzeugung von sogenannten „subunit vaccines“ in Pflanzen. Die Vorteile dieses Verfahrens sind nicht nur kurze Produktionszeiten, die eine schnelle Anpassung an sich verändernde Viren im Feld ermöglichen, sondern auch niedrige Produktionskosten, einfache Skalierbarkeit und niedrige Infrastrukturkosten. Wissenschaftler der IPK-Arbeitsgruppe Phytoantikörper unter Leitung von Prof. Dr. Udo Conrad und Forscher des IBT arbeiteten bereits in einem vorangegangenen Projekt an einer effektiven Methode zur Erzeugung derartiger pflanzenbasierter Peptidvakzinen. Als Ergebnis gelang es ihnen, Hämagglutininmultimere, spezielle Vogelgrippeantigene, in Tabakpflanzen (Nicotianabenthamiana) zu produzieren und deren neutralisierende Immunantworten in Mäusen zu zeigen.

Im neuen Projekt, welches durch die Translatorik-Förderlinie der Else Kröner-Fresenius-Stiftung gefördert wird, geht es nun um die praktische Anwendung der Grundlagenforschungsergebnisse. So sind im nächsten Schritt Challenge-Versuche an Hühnern geplant, welche die Robustheit des entwickelten Verfahrens in der Praxis testen sollen. Das langfristige Ziel der Forscher ist dabei die Entwicklung einer in Pflanzen erzeugten Peptidvakzine gegen Vogelgrippeviren. Mit dieser hoffen sie bald, eine neue Methode zur Eindämmung und Vorbeugung von weiteren Vogelgrippe-Pandemien anbieten zu können.

Quelle: Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

PRRS-Ausbruch in österreichischer Besamungsstation

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Bei der wöchentlich stattfindenden PRRS-Screening-Untersuchung vom TGD Labor in der Besamungsstation Steinhaus ist am 12.3.2019 ein PRRS-Eintrag diagnostiziert worden, wie auf der Homepage der nachzulesen ist. Die betroffenen Stalleinheiten wurden gesperrt. Um die Situation an der Station im Detail zu klären, wurden weitere umfangreiche Untersuchungen eingeleitet. Seitdem wurden in Abstimmung mit dem Oberösterreichischen Tiergesundheitsdienst die notwendigen Maßnahmen getroffen, um eine Belieferung der Kunden mit PRRSV unverdächtigem Sperma sicher zu stellen. Dies umfasst den Zukauf aus PRRS unverdächtigen Besamungsstationen in Österreich und Süddeutschland, die stationsinterne Absicherung der aktuell negativen Stalleinheiten sowie die vollständige Räumung der betroffenen Einheiten.

In Steinhaus werden derzeit nach einer durchgeführten Vollerhebung aus den negativen Stalleinheiten bei jeder Absamung Blutproben entnommen und nach Vorliegen des negativen Befundes (Serologie und PCR) zum Verkauf frei gegeben.

Die Sequenzierung des detektierten PRRS-Virusisolates wurde in der AGES Mödling durchgeführt und zeigt, dass es sich um einen Neueintrag eines EU Feldstamms handelt: Die genauere Typisierung des PRRSV Stammes mittels PRRSV-EU ORF5 und ORF7 spezifischen Primern zeigte die beste Übereinstimmung zu PRRSV EU-1 Feldstämmen (Neue Gruppe 187).

Aktuelle Informationen unter: www.szv.at

Quelle: Der Hoftierarzt, Besamungsstation Steinhaus

Tierwohl-Prämien gehen in neue Runde

Bis zum 15. Mai 2019 können Landwirtinnen und Landwirte wieder Prämien für besonders tiergerechte Haltung von Nutztieren beantragen. Mit der Förderung von besonders tiergerechten Haltungsverfahren von Nutztieren soll ein zusätzlicher Anreiz zur freiwilligen und vorzeitigen Umsetzung der „Niedersächsischen Nutztierhaltungsstrategie / Tierschutzplan 4.0″ gegeben werden. Gegenstand der Förderung 2019 ist eine besonders tiergerechte Haltung von Schweinen. Als anerkannter Indikator hierfür gelten intakte Ringelschwänze der Tiere. Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Mit der Prämie wollen wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bei der Tierhaltung ein Mehr an Aufwand und Kosten abdecken müssen, finanziell unterstützen. Ich bin zuversichtlich, dass auch in diesem Jahr das Interesse groß ist.“

Seit 2015 bietet Niedersachsen die Prämie für eine besonders tiergerechte Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren an. Die Förderungen wurden in enger Abstimmung mit Experten aus Wissenschaft und Praxis entwickelt. Im Bereich der sogenannten „Ringelschwanzprämie“ für Mastschweine, der „Sauen-“ sowie der „Ferkelprämie“ werden die Teilnehmer zusätzlich durch eine praxisbezogene Beratung begleitet. Wie bei allen ELER-Maßnahmen erfolgt darüber hinaus eine unabhängige Bewertung der Maßnahmen durch das Thünen-Institut des Bundes.
Das jetzt wieder eröffnete Antragsverfahren gilt nur noch für die tiergerechte Haltung von Schweinen. Die Förderung der Legehennen wird ausgesetzt, weil die Evaluierung durch das Thünen-Institut Hinweise für fachliche Verbesserungen der Förderung geliefert hat. Deshalb soll die weitere Förderung der Legehennen zunächst intern geprüft und verbessert werden.
Die Antragstellung für die Maßnahmen der Schweinehaltung kann bis zum 15. Mai 2019 erfolgen. Die ELER-Tierwohlmaßnahmen sind einjährige Förderprogramme. Das heißt die Antragstellerinnen und Antragsteller können sich in jedem Jahr neu entscheiden, ob an der Förderung teilgenommen werden soll. Die Antragsformulare und weitere Informationen können ab sofort auf den Internetseiten der Landwirtschaftskammer (LWK) und beim Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) unter www.tierwohl.niedersachsen.de eingesehen werden.

Hintergrund:
Für das Antragsverfahren wird eine Summe von mindestens acht Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Nach Prüfung der Anträge und dem Bewilligungsverfahren beginnt der Förderzeitraum ab dem 1. Dezember 2019. Am Verfahren 2018, das noch bis zum Ende des Jahres läuft, beteiligen sich derzeit mehr als 200 Betriebe, beantragt wurde eine Förderung von mehr als 400.000 Schweinen (290.000 Ferkel, 114.000 Mastschweine und 4.700 Sauen). Dies entspricht einer Fördersumme von mehr als sieben Millionen Euro.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

AfT-Symposium 2019: Wohin entwickeln sich Tierzucht und Tiergenetik? #AfT2019

Prof. Sven König (JLU Gießen) sprach in Montabaur über die genomische Zuchtwertschätzung, welche mittels rechenintensiver Mischmodellgleichungen die Verwandschaftsmatrix über genetische Marker, statt auf Basis von Abstammungsdaten aufbaut. Weitere züchterische Erfolge seien mit dieser Methode möglich, wenn eine bessere Merkmalserfassung und genauere Merkmalsdefinition erfolgt, das Instrumentarium der genomischen Selektion über große „Kuhlernstichproben“ effizient umgesetzt werde und konkrete Anpaarungen zur Vermeidung von Erbfehlern und Ausnutzung von Dominanzeffekten auf Basis von Herden-Genotypisierungen erfolgten.

Je niedriger die Erblichkeit eines Merkmals ist, umso größer muss die Zahl genotypisierter Kühe für die „Kuhlernstichprobe“ ausfallen. Das Gemeinschaftsprojet „Kuh-L von Uni Gießen, Uni Halle und vit Verden war darauf ausgelegt, basierend auf etwa 20.000 genotypisierten Kühen mit Phänotypen für eine breite funktionale Merkmalspalette erstmals genomische Zuchtwerte für Fruchtbarkeits- und Gesundheitsmerkmale zu schätzen.

Welche Bedeutung diese neuen Techniken in Zukunft haben können, zeigte Prof. König mit einem Blick auf die Erblichkeiten für Merkmale bei Milchrinder. Für Hornlosigkeit liegt diese bei 100%, für den Fettgehalt der Milch bei 60% und für die Milchleistung noch bei 45%. Für Zellzahl, Mastitis und Dermatitis Digitalis liegen die Werte zwischen 12% und 15%.

Über Stand und Perspektiven neuer Züchtungsmethoden bei Nutztieren berichtete Prof. Heiner Niemann (Med. Hochschule Hannover/TwinCore). Die Genome der landwirtschaftlichen Nutztiere seien mittlerweile sequenziert worden (2004: Geflügel, 2006: Biene, 2009: Pferd und Rind, 2012: Schwein, 2014: Schaf und 2017: Ziege). Damit lägen Genkarten vor, die es züchterisch zu nutzen gelte.

Die Anwendungsperspektiven seien dabei vielfältig, wie z. B.: Wachstum, Krankheitsresistenz, Reproduktion, aber auch diätetische und Umwelt-Verbesserungen. Im Labor könnten bereits Schweine mit Hilfe von CRISPR/Cas eine Resistenz gegen PRRS angezüchtet werden, Rindern eine solche gegen M. tuberculosis (nach Einsatz von gen-editing). Und sogar Sexing beim Schwein sei in Zukunft möglich und könnte zukünftig zur „Bucht ohne Eber“ führen. Allerdings gehöre die Kontrolle möglicher Off-Target-Mutationen immer zu den Risiken gentechnischer Eingriffe.

Übersteigt die Zucht auf Leistung die physiologischen Grenzen? fragte Prof. Gerhard Breves (TiHo). In den letzten 20 Jahren konnte mittels Selektion die Jahresmilchleistung der Rasse Deutsche Holstein Schwarzbunt von 7.000 auf fast 9.500 kg gesteigert werden. Allerdings blieben die Kühe im Durschnitt nur noch 2,8 Laktationen im Stall und könnten damit die maximale physiologische Kapazität zur Milchleistung in der 4. Bis5. Laktation nicht erreichen.

Vor allem Stoffwechselkrankheiten, Störungen im Mineralstoffhaushalt, Lahmheiten und Reproduktionsstörungen seien die Abgangsursachen. Vor allem die negative Energiebilanz im ersten Laktationsdrittel sei Ursache leistungsassoziierter Erkrankungen. Insofern müsse die eingangs gestellter Frage mit Ja beantwortet werden. Ein erheblicher Anteil der Tiere aber werde den metabolischen Anforderungen bei hohen Leistungen gerecht!

Ziel künftiger Forschung müsse deshalb sein, jene „robusten Phänotypen“ umfassend zu charakterisieren, welche den metabolischen Anforderungen hoher Leistung gerecht werden. Eine vollständige phänotypische Charakterisierung aller Merkmalsbereiche sei Voraussetzung für zukünftige Fortschritte und die intensive Kooperation genetisch und funktionell ausgerichteter Arbeitsgruppen dabei unbedingt nötig.

Die einseitige Zucht früherer Jahre auf Leistung, führte teilweise zu erheblichen Verschlechterungen bei Tiergesundheit und Funktionalität betonte auch Prof. Jens Tetens (Uni Göttingen). Deswegen sei in den letzten Jahren die Funktionalität in den Fokus der Züchtung gerückt. Merkmale also, die vorliegen müssen, damit ein Tier die eigentliche Leistung überhaupt erbringen kann, wie Gesundheit, Fruchtbarkeit, Verhalten oder auch Ressourceneffizienz. Funktionale Merkmale sind dabei in der Regel komplex und Resultat des Zusammenspiels verschiedener Faktoren aus Genetik, Umwelt und Management. Vor allem aber weisen sie meistens niedrigere Erblichkeiten auf als klassische Leistungsmerkmale.

Seit der Einführung der genomische Selektion bestünde die Möglichkeit Zuchtwerte anhand genomweiter Markerdaten für Tiere ohne Leistungsinformation mit ausreichender Sicherheit zu schätzen. Dies bedeute allerdings nicht, dass die Leistungsprüfung sich erübrigen würde, denn die genomische Selektion erfordere umfangreiche Lernstichproben, für die Genotyp- und Phänotyp-Date vorliegen müssten.

Aus wissenschaftlichen Untersuchungen stünden heute viele hochdimensionale Datensätze zur Verfügung, die genutzt werden könnten sog. Endophänotypen auszumachen, welche als Hilfsmerkmale bzw. Biomarker Eingang in die Zucht finden könnten. Eine der zentralen Herausforderungen in der Tierzucht sei daher, der enormen Datenmengen aus Labor und Stall (Sensoren) Herr zu werden und sie im Sinne nachhaltiger Züchtung zu nutzen.

Prof. Gerald Reiner (JLU Gießen) widmete sich der „Zucht auf Krankheitsresistenz“. Wenige ökonomisch bedeutsame Erkrankungen würden heute mit Hilfe phänotypischer Selektion auf Resistenz kontrolliert, z. B. Magen-Darm-Nematoden beim Schaf (in Australien und Neuseeland etwa sind alle Würmer resistent gegen Anthelmintika) oder die Resistenz gegen Zecken beim Rind und Mastitis bei beiden Tierarten. Beim Schwein spiele die phänotypische Selektion auf Krankheitsresistenz bisher keine Rolle, weil aufwendig und ungenau. Deshalb sei es wichtig den ungenauen Phänotyp langfristig durch Genmarker zu ersetzen.

Doch nur wenige Resistenzen werden durch Hauptgene bestimmt, was nicht nur die Identifikation beteiligter Gene erschwere, sondern auch ihre Zuverlässigkeit relativiere. Dennoch würde mit Hochdruck nach Resistenzgenen gesucht, z. B. gegen PRRSV, Influenza A, ASP, APP und andere Schweinekrankheiten. Ebenso nach zahlreichen Kandidatengenen bei Rind und Schaf.

Gene-Editing erlebe derzeit zwar eine rasante Entwicklung, an deren Ende ein „Genbaukasten-System“ zur Verfügung stünde. Allerdings seien die Folgen nur schwer auszumalen. Denn Gene zu editieren sei einfacher als die Erfassung aller damit einhergehenden Wirkungen und Nebenwirkungen.

Bei der Biene kommen alle Krankheiten von außen, sagte Prof. Elke Genersch (FU Berlin) zu Beginn ihres Vortrags, „Herz-/Kreislauf-Erkrankungen gibt es nicht“. Weil den Bienen ein adaptives Immunsystem fehle und nur eine angeborene Immunabwehr existiere, spiele auf Ebene des Bienenvolkes die soziale Immunabwehr die entscheidende Rolle. Hier insbesondere das Hygieneverhalten gegenüber geschädigter Brut, die von den Arbeiterinnen erkannt und aus dem Stock entfernt werden müssten, z. B. bei Amerikanischer Faulbrut oder auch Varoa-Befall.

In freier Wildbahn sei jedoch eine Kontrolle der Anpaarung einer Königin schwierig, da sie bestimmte Drohnen-Sammelplätze aufsucht und sich dort mit einer unbekannten Zahl männlicher Bienen paart. Doch auch in der Bienenzucht gibt es mittlerweile die künstliche Befruchtung.

Bei den Erbkrankheiten gebe es monogene Varianten (die sich nach mendelschen regeln vererben) und genetische Dispositionen, die in der Regel durch mehrere oder viele Genvarianten bedingt seien, erklärte Prof. Gesine Lühken (JLU Gießen). Ein Gentest mache die Identifizierung von Anlageträgern für eine Erbkrankheit einfacher und sicherer, die Entwicklung eines direkten Gentests zum Nachweis von Defekt-Allelen setze jedoch die Identifizierung der kausalen Genvariante voraus. Sequenzierungsverfahren der 3. Generation seien nicht nur dramatisch billiger als frühere Verfahren (€800,- bis € 1.000, -), sondern könnten auch komplexere genetische Varianten sichtbar machen.

Dass aber auch modernste Methoden ihre Tücken haben können, zeigte Prof. Lühken am Beispiel der Ziege. Schaltet man bei ihr die Hornentwicklung genetisch ab, werden zwar 100% hornlose Nachkommen geboren, 25% sind allerdings Zwitter.

Von genetisch maßgeschneiderten Schweinen berichtete Prof. Eckhard Wolf (LMU). Bei der Erforschung von Krankheitsmechanismen und der Suche nach neue Therapieansätzen, seien geeignete Tiermodelle unverzichtbar. Ergebnisse aus Versuchen mit Mäusen seien aber nicht in ausreichendem Maße auf den Menschen übertragbar und deshalb würden zur Ergänzung Großtiermodelle benötigt, die dem Menschen anatomisch und physiologisch oft ähnlicher sind.

Heute sei es möglich durch gezielte genetische Modifikationen in Schweinen humane Krankheitsmechanismen auf molekularer und funktionaler Ebene in diesen Tieren zu rekapitulieren. Transgene Schweine würden z. B. in der Diabetes- oder Adipositas-Forschung genutzt

Genetisch modifizierte Schweine kämen sogar als Spender von Zellen, Geweben und sogar ganzen Organen für die Xenotransplantation (von Spezies zu Spezies) in Frage. Hier wurden erfolgreiche Versuche mit Pavianen durchgeführt, denen dreifach modifizierte Schweineherzen transplantiert wurden, Die Affen überlebten die Organspende um sechs Monate, was einen Meilenstein auf dem Weg zur klinischen Entwicklung „xenogener Herztransplantationen“ darstelle, führte der Münchner Forscher aus.

Zu den Referaten von Prof. Achim Spiller und Prof. Rudolf Preisinger sind ausführlichere Berichte hier und hier zu finden.

Die Abstracts aller Vorträge stellt die Akademie für Tiergesundheit auch zum Download bereit.

Legehennen, Bruderhähne, Geschlechtserkennung im Ei: was bringt die Zukunft? #AfT2019

Prof. Rudolf Preisinger (EW Group) benannte zu Beginn seines Vortrags die erstaunlichen Leistungen aktueller Zuchtlinien. Hennen legen heute 80 Tage lang je ein Ei, pausieren für nur einen Tag und liefern dann weitere 40 Tage je ein Ei. Nach einem zweiten „Urlaubstag“ nehmen sie die Produktion für weitere 30 Tage wieder auf.

Diese Zyklusverlängerung hat jedoch Folgen: die Qualität der Eischalen sinkt, das Federkleid verschlechtert sich mit zunehmendem Lebensalter und die Mortalität steigt an. Außerdem verändern sich die Nährstoffbedürfnisse und die Hennen vermissen oft

– mehr unverdauliche Ballaststoffe,
– mehr als 6% Fettgehalt und nicht nur Energie aus Stärke,
– einen höheren Gehalt an essentiellen Aminosäuren,
– grobes Kalzium für die Schalenbildung in der Nacht
– und auch der Impfschutz aus der Aufzuchtphase verschlechtert sich (Nachimpfung).

Besonders in der Freiland- und Biohaltung kommt es zu Knochenbrüchen, durch mehr Bewegung und Wachstum von Knochen und Gefieder. Der Visbeker Züchtungs-Experte erwartet für das Jahr 2025 für diese Arten der Alternativhaltung einen Anteil von 50% und will züchterisch mit Hilfe von Knochendichte-Messungen per Ultraschall und Brustbeinbonitur gegensteuern.

Gegen Federpicken und Kannibalismus wird schon heute auf einen geringeren Überstand des Oberschnabels hin gezüchtet. Die Erblichkeit läge hier bei 10-20%.

Dem Zweinutzungshuhn dagegen prophezeit Prof. Preisinger keine große Zukunft. Die Hähne müssten länger gemästet werden und zeigten, bei wesentlich höherem Futtereinsatz, am Ende deutlich weniger Brustfleischanteil. Die Hennen legten ca. 60 Eier weniger pro Jahr und diese seien auch noch deutlich kleiner, als die ihrer spezialisierten Schwestern.

Österreichische Biobetriebe ziehen als Alternative seit zwei Jahren Bruderhähne aus Legelinien auf. Haben diese 1 kg Lebendgewicht erreicht, werden sie geschlachtet und zu Frikassee oder Würstchen verarbeitet.

Die Zukunft jedoch gehöre eindeutig der Geschlechtserkennung im Ei. REWE bietet heute schon SELEGGT-Eier an, bei denen das Geschlecht am 10. Tag bestimmt wurde, AAT und Uni Leipzig entwickeln ein Ramanspektroskopie-Verfahren, das die Bestimmung bereits am 4. Tag ermöglicht. Mindestens für den Biobereich ist aber der 10. Tag (die Hälfte der Entwicklungszeit des Kükens im Ei) problematisch, weil zu diesem Zeitpunkt schon ein Schmerzempfinden des Embryos zu erwarten ist.

Die Kosten je Konsum-Ei dürften in jedem Fall gering sein. Ob jedoch das AAT-Verfahren 2020 tatsächlich praxisreif ist, scheint noch nicht endgültig klar. Derzeit führt es noch zu etwa 5% Sexfehlern und wenn der „vernünftige Grund“ zur Tötung männlicher Eintagsküken zukünftig entfällt, müssten diese 5% Bruderhähne aufgezogen werden.

Prof. Preisinger glaubt zwar, dass sich die Fehlerquote noch auf 2-3 % senken lässt, plädierte aber dafür die Hähnchenküken weiterhin als Zoofutter zu nutzen. Die aussortierten Hähnchen-Eier werden nach heutigem Stand nämlich zu Trockenpulver verarbeitet und z. B. als Fischfutter vermarktet. Wie die Lücke beim Zoo- und Exotenfutter geschlossen werden kann, die durch den Wegfall der Eintagsküken entsteht, ist derzeit völlig offen. Auf Nachfrage bezifferte Rudolf Preisinger den heutigen Verwertungsgrad von Eintagsküken als Futter auf nahe 80%.

Der Krieg ums Fleisch #AfT2019

Von drei Seiten näherte sich Prof. Achim Spiller (Uni Göttingen) dem Thema Fleisch in seinem Vortrag beim diesjährigen Symposium der Akademie für Tiergesundheit in Montabaur:

Fleisch sei traditioneller Bestandteil der Ernährung und das Konsumverhalten ändere sich nur extrem langsam, führte der Agrarökonom aus. Gewohnheit spiele eine wichtige Rolle, träfe doch jeder etwa 200 Ernährungsentscheidungen am Tag und sensorischen Präferenzen seien eben kulturell geprägt. Der Gesamtkonsum von Fleisch verändere sich nur langsam. Bei einer Verschiebung hin zum Geflügel, sei für die nächsten 10-20 Jahre insgesamt ein etwa gleichleibender Pro-Kopf-Verbrauch zu erwarten.

Andererseits eigneten sich Fleisch bestens zur Distinktion, dazu sich demonstrativ von anderen abzuheben. Auf Instagram z. B. gebe es mehr Fotos vom Essen, als von Autos. Heute gehe es um Singularität im Konsum, nicht mehr nur um Individualität.

Fleischkonsum sei eben gut sichtbar, soziale Milieus unterschieden sich deutlich: die einen essen große Mengen, andere weniger doch dafür exklusive Qualitäten. Der „Krieg ums Fleisch“ sei moralisch vielfach aufgeladen, Tierwohl und Tötung schafften das Spannungsfeld. Der Ausgang der Debatte sei zwar noch offen, die gesellschaftlichen Vorstellungen jedoch klar. Verbraucher wünschten sich eine Art „Vertrag“ mit den Tieren, deren Fleisch sie zwar weiterhin konsumieren wollen, aber nur wenn diese zuvor ein „gutes Leben“ hatten.

Dies spiegele sich deutlich in der Akzeptanz verschiedener Haltungssysteme. In den Augen der Konsumenten muss es mindestens ein Außenklimastall sein, über 50% der Befragten wünschen dem Vieh aber Auslauf und zwar am besten auf der Weide. Ganz unabhängig von der Tierart, ob für Kühe, Schweine oder Geflügel.

Prof. Achim Spiller

Das Mensch/Tier-Verhältnis ändere sich, sagte der Göttinger Wissenschaftler. In 61% aller deutschen Haushalte lebten Haustiere und Erfahrungen mit diesen projizierten deren Halter auch auf Rinder, Schweine, Hühner. Zu neuem Wissen über emotionale, kognitive und soziale Fähigkeiten von Tieren, sowie der genetischen Ähnlichkeit mit dem Menschen, gesellten sich intuitive Vorstellungen vom Tierwohl.

Zwar sei Gesundheit ein Megatrend und Nachhaltigkeit würde immer mehr zum gesellschaftlichen Druckfaktor. Der eigentliche Treiber für den Fleischverzicht könne jedoch nur die Politik sein. Im Pariser Klimaschutzabkommen sei eine pro-Kopf-Reduktion der CO2-Emissionen von derzeit 11t auf nur noch 2t jährlich vereinbart worden. Das wären stolze 82 % Einsparung.

Bedenkt man allerdings, dass unser heutiger Ernährungsstil allein schon 2t zur CO2-Emission beiträgt, wird klar wie überaus ehrgeizig die Pariser Ziele tatsächlich sind. Die „EAT-Lancet Commission“ empfiehlt für die Zukunft pro Kopf und Jahr nur noch 5,1 kg Rind-, Schweine- und Lammfleisch, sowie 10,6 kg Geflügel, mit 15,7 kg insgesamt also nur noch ein Viertel des aktuellen Fleischverzehrs. Die Hälfte dieser 75%-Reduktion ließe sich aber, so Spiller, auch langfristig nur politisch durchsetzen.

Denkt man ein solches Szenario zu Ende und das im globalen Maßstab, ergibt sich allerdings die spannende Frage, ob mit den derzeitigen Ackerflächen die Eiweißversorgung auf pflanzlicher Basis zu gewährleisten wäre. Und: ließen sich überhaupt genügend pflanzliche Nahrungsmittel erzeugen, die Menschen verwerten können (und auch essen wollen). Gras und Extraktionsschrote bleiben für alle Zukunft der Kuh vorbehalten und immerhin erlaubt die EAT-Lancet Commission noch 91 Liter Milch und Milcherzeugnisse pro Kopf und Jahr (und damit nur ca. 24 Liter weniger als heute).

Prämierte Kälberforschung

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Für ihre Dissertation zur Tierernährung bei Kälbern hat Dr. Dörte Frieten von der TH Bingen den Preis der H. Wilhelm Schaumann Stiftung erhalten.

Die H. Wilhelm Schaumann Stiftung hat am Mittwoch, 13. März, die Preise für die besten Doktorarbeiten auf dem Gebiet der Tierernährung verliehen. Ausgezeichnet wurde auch Dr. Dörte Frieten von der Technischen Hochschule (TH) Bingen. Sie untersuchte in ihrer Dissertation den Einfluss von intensiver Kälberfütterung mit Milchersatznahrung und Butyrat. Für ihre Arbeit wurde sie mit einem Preis in Höhe von 1.000 Euro ausgezeichnet. Verliehen wurde der Preis auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie in Göttingen.

„Für neu geborene Kälber entscheidet sich schon in den ersten Wochen, wie gut sie sich im Laufe ihres Lebens entwickeln werden“, erklärt Frieten. „Das ist nicht nur wichtig für die Tiergesundheit und das Wohlbefinden der Kälber, sondern auch für den wirtschaftlichen Erfolg des landwirtschaftlichen Betriebs.“ Kälber sind, genauso wie alle anderen Säugetiere, zunächst auf Muttermilch oder einen Milchersatz angewiesen. Erst wenn der Pansen ausreichend entwickelt ist, um Festfutter zu verdauen, können sie auf die Milch verzichten. In der herkömmlichen Aufzucht ist die Gabe von Milch oder Milchersatznahrung limitiert, das heißt, die Tiere erhalten nur für wenige Wochen begrenzte Mengen an Milch. Frieten untersuchte in ihrer Arbeit, welchen Einfluss es auf die Entwicklung der Kälber hat, wenn man sie trinken lässt, wann und so viel sie wollen (ad libitum). Sie konnte zeigen, dass die Kälber von dem unbegrenzten Angebot profitieren, da es den Stoffwechsel und das Wachstum stimuliert. Zudem untersuchte sie den Einfluss von Butyrat, einem Ableger der Buttersäure auf die Entwicklung von Kälbern. Butyrat gilt als förderlich für eine gesunde Darmentwicklung, zeigte in den Studien von Frieten aber keinen entscheidenden Effekt.

Dr. Dörte Frieten hat Veterinärmedizin in München studiert. Promoviert hat sie an der Universität in Gießen bei Prof. Dr. Klaus Eder in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Nutztierbiologie bei PD Dr. Harald Hammon. Die praktischen Arbeiten zu ihrer Dissertation hat sie an der Lehr- und Versuchsanstalt Hofgut Neumühle in der Pfalz unter Betreuung von Dr. Christian Koch in Kooperation mit der TH Bingen durchgeführt. Dr. Georg Dusel, Professor für Tiergesundheit und Tierernährung an der Binger Hochschule, betreute sie dabei. „Wir freuen uns sehr, dass die Forschung und die daraus resultierenden Publikationen von Frau Dr. Frieten in dieser Form honoriert werden. Das Projekt war sehr umfangreich und die Ergebnisse sind wegweisend für die Aufzucht von Kälbern.“ Frieten ist derzeit an der TH Bingen als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte tätig. Die Binger Hochschule für Angewandte Wissenschaften bietet unter anderem die Studiengänge Agrarwirtschaft sowie Landwirtschaft und Umwelt an.

Originalpublikationen:

D. Frieten, C. Gerbert, C. Koch, G. Dusel, K. Eder, E. Kanitz, J. M. Weitzel, and H. M. Hammon. 2017. Ad libitum milk replacer feeding, but not butyrate supplementation, affects growth performance as well as metabolic and endocrine traits in Holstein calves. Journal of Dairy Science (100:6648-6661). https://doi.org/10.3168/jds.2017-12722

D. Frieten, C. Gerbert, C. Koch, G. Dusel, K. Eder, A. Hoeflich, B. Mielenz, and H. M. Hammon. 2018. Influence of ad libitum milk replacer feeding and butyrate supplementation on the systemic and hepatic insulin-like growth factor I and its binding proteins in Holstein calves. Journal of Dairy Science (101:1661-1672). https://doi.org/10.3168/jds.2017-13603

Quelle: Technische Hochschule Bingen

Das FBN öffnet wieder seine Tore – „Tag der offenen Tür“ am 21. September 2019

Das Interesse an den Forschungsaktivitäten am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) und an der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV (LFA) ist immer groß. So strömten vor drei Jahren, am 24. September 2016, mehr als 3.000 Besucher zum Tag der offenen Tür auf den Campus mit 22 Besucherstationen. Nach dreijähriger Pause stehen die Wissenschaftler und Mitarbeiter am Sonnabend, dem 21. September 2019, wieder Rede und Antwort und gewähren einen spannenden Einblick in ihre Arbeit.

Für den ganztägigen Aktionstag im September laufen gegenwärtig bereits die Vorbereitungen auf Hochtouren. Geplant sind wieder zahlreiche Führungen oder Entdeckungstouren auf eigene Faust sowie ein Blick hinter die Kulissen und die Möglichkeit, sich selbst auszuprobieren und aktiv mitzumachen. Die Besucher können unter anderem den Großtier-OP-Raum, die Experimentalanlagen für Schweine, Rinder und Hühner und die verschiedenen Labore besichtigen sowie den berühmten Dummerstorfer Mäusen, den schlauen Ziegen und vielen Tierkindern ganz nahe kommen. Für die Jüngsten werden ein kindgerechtes Programm sowie sportliche Höhepunkte zusammen mit der Feuerwehr Dummerstorf auf die Beine gestellt.

Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.
www.leibniz-gemeinschaft.de

Porzine epidemische Diarrhoe (PED) – Noch ein Problem für Deutschland?

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Von Simone Leidenberger, PD Dr. Sandra Blome, Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit

Die porzine epidemische Diarrhoe, kurz PED, ist bereits seit den 1970er Jahren in Deutschland bekannt, jedoch war es lange Zeit still um die Erkrankung in deutschen Schweinehaltungen. Der Verursacher der PED ist das gleichnamige Virus (PEDV). Es handelt sich um ein Virus, das sehr eng mit dem Virus der transmissiblen Gastroenteritis (TGE) verwandt ist. Eine Unterscheidung zwischen diesen beiden Erregern ist nur im Labor möglich. Der Mensch ist für das Virus nicht empfänglich, es handelt sich nicht um eine Zoonose.

Die Geschichte der PED
Obwohl die PED in Europa schon lange bekannt ist, ist sie in Deutschland länger nicht mehr aufgetreten. Seit 2014 wurden allerdings wieder gehäuft Fälle vor allem in Südwestdeutschland gemeldet. Ähnliche Krankheitsgeschehen gab es auch in anderen zentraleuropäischen Ländern, wie Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Italien und Österreich.
Man unterscheidet bei PEDV unterschiedliche Virusstämme, die unterschiedlich schwere Krankheitsverläufe auslösen. Im Jahr 2011 wurde aus dem asiatischen Raum von einer besonders aggressiven, bislang unbekannten Virusvariante berichtet, die zu hohen Ferkelverlusten führte. Zwei Jahre darauf sorgten explosionsartige Ausbrüche von PED in den USA für weltweites Aufsehen. Die PED-Fälle, die seit Mai 2014 in Deutschland auftreten, zeichnen sich bislang durch hohe Erkrankungsraten mit geringen Verlustraten aus. In manchen Fällen sind jedoch auch hohe Verluste im Saugferkelbereich zu verzeichnen. Vermutlich spielen hier zusätzliche bakterielle oder virale Infektionen, wie beispielsweise Rotaviren oder auch Managementfehler eine wichtige Rolle.

Wie erkenne ich PED?
Erkrankte Tiere zeigen abhängig von ihrer Altersklasse unterschiedlich schwere Durchfallsymptomatik. Besonders betroffen ist der Bereich der Ferkelaufzucht mit wässrig-gelben Durchfällen begleitet von Erbrechen und schweren Flüssigkeitsverlusten. Die Verlustrate in dieser Altersklasse kann bis zu 100 % betragen. Mit zunehmendem Alter sind die Tiere für eine Infektion weniger empfänglich und das Durchfallgeschehen verläuft weniger schwer. Die Tiere infizieren sich über den Kontakt mit Kot infizierter Tiere, wobei das Virus auch in getrocknetem Kot über längere Zeit haltbar ist.
Im Stall macht sich die PED binnen 22 bis 36 Stunden, in Einzelfällen bereits 12 Stunden nach der Infektion zunächst mit Erbrechen und anschließendem Durchfall bemerkbar. Betroffene Tiere leiden unter vermehrter Gasbildung im Dünndarm, wodurch der Ferkelkörper trommelförmig wirkt.
In schweren Fällen, vor allem bei Saugferkeln, sind die Tiere bereits wenige Stunden nach dem Auftreten der Symptome apathisch und nicht mehr stehfähig. Besonders schwer erkrankte Tiere verenden bald aufgrund schweren Flüssigkeitsverlustes und damit einhergehendem Kreislaufversagen. Weniger schwer erkrankte Tiere zeigen über mehrere Tage Durchfall und erholen sich dann vollständig. In der Regel erkranken bis zu 100 % der Tiere des betroffenen Stallabteils.

Ist es wirklich PEDV?
Der Nachweis von PEDV kann in vielen kommerziellen Laboren und an den Landesuntersuchungsämtern erfolgen. Als Probenmaterial eignen sich Einzel- oder Sammelkotproben, sowie Kottupfer oder Dünndarmmaterial verendeter Tiere. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, das Virus direkt über den Nachweis des Genoms zu bestätigen. Hierzu wird eine Polymerasekettenreaktion (PCR) durchgeführt. Dieses Verfahren erlaubt zeitgleich die Unterscheidung von PEDV und TGEV.


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Ziegen richtig füttern

Von: Christina Burau, Referentin für kleine Wiederkäuer, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Ziegen bevorzugen schmackhaftes Futter und selektieren ihr Futter. Je nach Lebensstadium hat die Ziege unterschiedliche Ansprüche an ihr Futter. Egal ob Hobbyhaltung oder großer Bestand – die Grundsätze der Ziegenfütterung muss zum Wohle der Tiere jeder beachten.

Alle Wiederkäuer lassen sich in drei Äsungs- bzw. Fresstypen einteilen. Es gibt zum einen die Konzentratselektierer, zu denen das Rehwild sowie auch Elche gehören. Kennzeichnend für diese Tiere ist, das überwiegend nährstoffreiche Blätter und Gehölze gefressen werden und weniger gegrast wird. Auf der anderen Seite gibt es die Rauhfutter-Fresser, die das meiste Futter über Grasen aufnehmen, wie z.B. Rinder und Schafe. Dazwischen gibt es die Intermediär-Typen, die zwischen dem Konzentratselektierer und dem Raufutter-Fresser angesiedelt sind. Dazu gehören neben den Ziegen auch Dam- und Rotwild sowie Gämse und Wisente. In Zeiten eines üppigen Nahrungsangebotes selektieren Ziegen gerne ihr Futter und wählen dann Kräuter, Sträucher und ähnliches. Im Winter wird dann meist auf das vorhandene Rauhfutter zurückgegriffen.

Pansen gut versorgen
Die optimale Pansenversorgung steht bei Ziegen, wie auch bei Rindern, an erster Stelle. Der Pansen ist charakteristisch für Wiederkäuer. Dort wird das grob zerkleinerte Futter von den Pansenbakterien aufgeschlossen. Die Pansenbakterien ermöglichen den Abbau von Rohfaser (Cellulose) zu Essigsäure. Diese steht dem Organismus dann für weitere Stoffwechselprozesse zur Verfügung und die Ziege gewinnt daraus Energie. Futterproteine werden durch die Pansenbakterien zu Ammoniak und weiter zu einzelnen Aminosäuren aufgespalten, aus denen wieder neues Mikrobenprotein gebildet wird. Dieses Mikrobenprotein kann dann im Dünndarm weiter verwertet werden für den tierischen Organismus. Kohlenhydrate aus dem Futter werden im Pansen zu Zucker und Stärke und weiter zu Propion- und Buttersäure umgewandelt. Die ständige Säurebildung lässt den pH-Wert sinken, der bei normaler Pansenaktivität bei 6 – 7 liegen sollte. Um diesen pH-Wert zu halten, ist es notwendig, dass die Ziege als Wiederkäuer regelmäßig wiederkaut und Speichel produziert. Denn der Speichel enthält Natriumbicarbonat, dass den Pansen pH-Wert abpuffert.

Futterration individuell planen
Doch wie sieht nun eine wiederkäuergerechte Ziegenfütterung aus? Die eine optimale Ration für Ziegen gibt es nicht. Jeder Ziegenhalter hat eine andere Futtergrundlage, betriebliche Voraussetzungen und setzt andere Futtermittel ein. Hier gilt es zu prüfen, welche Futtermittel vorhanden sind oder welche kostengünstig eingesetzt werden können. Die folgenden Grundsätze sollten dann bei der folgenden Rationsplanung einfließen.


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