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Woran sterben unsere Kälber?

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Von Dr. Karsten Donat, Geschäftsführer der Thüringer Tierseuchenkasse

Für die meisten Praktiker oder Experten für Tiergesundheit – sei es mit landwirtschaftlichem oder tierärztlichem Hintergrund – sind Durchfälle und Lungenentzündungen die Hauptgründe für Kälberverluste in unseren Milchviehherden. Sucht man jedoch nach „harten Daten“ so wird man nicht so leicht fündig. Drei Studien aus den neuen Bundesländern zeigen anhand strukturierter Datenerhebungen in einer nennenswerten Anzahl von Milchviehbetrieben, wo der Schuh drückt.

In einer Untersuchung in 50 nordostdeutschen Milchkuhhaltungen lag die Sterblichkeit der Kälber bis zum 6. Monat bei 5 % (0-18 %, Tautenhahn, 2017), in Thüringen bei 6,4 % (Donat und Siebert, 2008). Auffällig waren jedoch die großen Unterschiede zwischen den Betrieben: Im Jahr 2016 hatten zwei Drittel der Herden mit über 30 Geburten weniger als 7 % Kälberverluste, was in der Literatur häufig als Grenzwert genannt wird, 27 % hatten unter 3 % Verluste. Leider gibt es mit 19 % auch einen erheblichen Anteil mit Kälberverlusten über 10 % (Söllner-Donat, 2018). Es stellt sich somit die Frage, wo die Ursachen für diese Unterschiede liegen.

Nach Schätzungen anhand der betrieblichen Aufzeichnungen trat Neugeborenendurchfall in den nordostdeutschen Milchviehbetrieben im Mittel bei 12 % der Kälber und Atemwegserkrankungen bei 17,5 % der Kälber auf. Damit lagen 45 % bzw. 51 % der Betriebe über dem Richtwert von 15 %. Nabelentzündungen waren mit einer Häufigkeit von 1,6 % deutlich seltener (Tautenhahn, 2017). Von 60 sächsischen Betrieben schätzte die gute Hälfte ein, mit Durchfall kein Problem zu haben, 17 dagegen erkannten hier ein Problemfeld für den Bestand. Beim genaueren Hinsehen in Rahmen einer Stichprobenuntersuchung zeigte sich, dass nur 4 Betriebe keine Durchfallkälber hatten, dagegen in mehr als der Hälfte der Bestände der Anteil der Kälber mit Durchfall über 50 % lag (Steinhöfel, 2017).

Häufiger Nachweis von Kryptosporidien
In Sachsen, Thüringen und Nordostdeutschland machte man sich auch auf die Suche nach den Durchfallerregern. Tatsächlich fanden sich Rotaviren in etwa der Hälfte bis ca. zwei Drittel der Bestände. Coronaviren waren deutlich seltener anzutreffen (2-11 % der Herden). Dagegen war der Erreger Cryptosprodium parvum in 80-98 % der Bestände nachweisbar. Bei den Kryptosporidien handelt es sich um einzellige Parasiten, welche in die Darmschleimhaut eindringen und Durchfälle verursachen können. Sie bilden Oozysten, eine Dauerform, die vom Kalb ausgeschieden werden. Diese Oozysten sind in der Umwelt bei ausreichender Feuchtigkeit lange überlebensfähig und weisen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber vielen Desinfektionsmitteln auf. Hier liegt das Problem!


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N- und P-reduzierte Fütterung in der Geflügelhaltung #Geflügeltagung2019

Über Möglichkeiten und Grenzen rund um das Thema N- und P-reduzierte Fütterung berichtete Dr. Detlef Kampf, DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung. „Eine möglichst effektive Nutzung der verfügbaren Ressourcen stellt eine unserer derzeit größten Herausforderungen in der Nutztierhaltung dar. Dabei stehen die Neubewertung der Eiweiß- und Phosphorversorgung sowie die sich daraus ergebenden Ausscheidungen an Stickstoff und Phos¬phor über die tierischen Exkremente im Focus“, so Dr. Detlef Kampf. Hierzu wurde eigens eine entsprechende Arbeitsgruppe eingerichtet und in zwei bisherigen Sitzungen zunächst für Masthähnchen und Legehennen der aktuelle wissenschaftliche Erkenntnis¬stand sowie einige erste Vorschläge zusammengetragen. Speziell flächenknappe Betriebe suchen nach Wegen, die Nährstoffausscheidungen zu senken, denn ansonsten stehen nur die Verringerung der Bestandsdichte oder der Export von Wirtschaftsdünger als Lösung dar.

„Inzwischen werden sehr stark N- und P-reduzierte Fütterungsverfahren in der Ferkelerzeugung und der Schweinemast umgesetzt, ohne die Mast- und Schlachtleistung der Tiere zu verschlechtern. Die dies¬bezügliche Fütterungspraxis fragt in hohem Maße nach solchen einzelbetrieblichen Möglichkeiten, um auf die aktuellen Vorgaben von Düngeverordnung und Stoffstrombilanzverordnung zu reagieren. In erster Linie geht es darum, die Versorgung der Tiere sicherzustellen“, so der Wissenschaftler. „Wir wollen bei gleichem Ansatz und geringerer Zufuhr an Rohprotein und Phosphor eine verminderte Ausscheidung von Stickstoff und Phosphor erreichen. Dies hat direkte positive Folgen auf den N- und P-Anfall in der Gülle und somit den Nährstoffaustrag über hofeigene Wirtschaftsdünger. Wir müssen uns bei der Absenkung der N- und P-Gehalte an den eigentlichen Bedarf der Tiere annähern.“ Das funktioniere laut Dr. Kampf z.B. mit dem Einsatz freier Aminosäuren, moderner Phytasen oder durch technische Behandlung der Futtermittel. Bedingung sei jedoch eine ständige Untersuchung der Futtermittel, sowohl der eigenen als auch der zugekauften sowie ein funktionierendes Futtercontrolling, um Nährstoffschwankungen rechtzeitig zu erkennen.

Doch die N- und P-Absenkung im Futter hat ihre Grenzen. Sehr stark lassen sich die Gehalte nicht absenken, denn es können immer Unwägbarkeiten wie Krankheiten oder uneinheitliches Abfangen je Durchgang eintreten, die einen erhöhten Proteinbedarf mit sich bringen. Der Einsatz von einheimischen Proteinquellen und Nebenprodukten mit niedriger Verdaulichkeit sowie die verschiedenen Mastformen Kurz-, Mittel- und Langmast erschweren eine starke N-Absenkung zusätzlich. Der Biobereich müsse separat berücksichtigt werden.

Dr. Kampf wies auf die Broschüre „Arbeiten der DLG, Band 199, Bilanzierung der Nährstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutz¬tiere, 2014“ hin, in welcher die Saldierung der Nährstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutztiere ausführlich beschrieben ist. Für die wichtigsten Produktions- und Fütterungsverfahren wer¬den dabei die Nährstoffausscheidungen modellhaft kalkuliert und dargestellt.

Mehr Tierschutz durch Routine-Kontrollen

Niedersachsen treibt die Verbesserung des Tierschutzes weiter voran. Erstmals wird Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast auf der Bundesratssitzung in Berlin am kommenden Freitag (15. März) eine neue Initiative vorstellen. Damit wird der Bund aufgefordert, die rechtliche Grundlage für routinemäßige Tierschutzkontrollen in Verarbeitungsbetrieben für Tierische Nebenprodukte (VTN) zu schaffen. „Wir wollen in Niedersachsen den Tierschutz in allen Bereichen stärken. Deshalb müssen wir die Verursacher des Tierleids ausfindig machen. Bislang sieht das deutsche Recht nicht vor, dass angelieferte Tiere auf Verstöße gegen das Tierschutzrecht untersucht werden können. Das wollen wir ändern.“

Aus Sicht Niedersachsens ist außerdem auch eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Tiere erforderlich. Dies ist derzeit nicht bei allen Tierarten gegeben, die in den Tierkörperbeseitigungsanlagen landen. Dazu ein Beispiel: Schweine werden bislang mit der Ohrmarke des Ferkelerzeugers gekennzeichnet und können bei Anlieferung von einem Mastbetrieb nicht bis zum letzten Tierhalter zurückverfolgt werden. Auch dies muss sich aus Sicht Niedersachsens bei Kadavern dringend ändern.
Sofern Vorgaben des EU-Rechts dem Anliegen entgegenstehen, soll sich die Bundesregierung bei der EU-Kommission für eine entsprechende Überarbeitung des EU-Rechts beziehungsweise die Ausweitung nationaler Regelungsspielräume einsetzen.

Hintergrund für die Bundesratsinitiative ist eine Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Das Ergebnis: Bei mehr als zehn Prozent der angelieferten Tierkörper deuteten festgestellte Veränderungen darauf hin, dass die betroffenen Tiere vor ihrem Tod länger anhaltenden Schmerzen und Leiden ausgesetzt waren. „Mit diesen fürchterlichen Bildern muss endlich Schluss sein“, sagte Ministerin Otte-Kinast und nahm die Studie zum Anlass, sich für regelmäßige Kontrollen in VTN einzusetzen. Manche Verstöße können nur hier festgestellt werden.

Auf der Tagesordnung der nächsten Bundesratssitzung steht außerdem ein weiteres Tierschutzthema aus Niedersachsen: Der Entschließungsantrag zur Einführung von kameragestützten Überwachungssystemen in Schlachthöfen.
Nach der Beratung in den Ausschüssen erfolgt nun die Abstimmung über die Aufforderung an den Bund, einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen.

Die Bundesratssitzung wird am Freitag im Live-Stream übertragen unter www.bundesrat.de

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Hochschule Hannover erforscht Methoden zum Trockenstellen von Eutervierteln beim Milchrind

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„SmartDryOff“ – Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Arzneimittels, das einzelne Euterviertel von Milchkühen bei einer Erkrankung vorübergehend oder permanent trockenstellt. Bestehende mikrobielle Infektionen können so ausheilen und das Milchrind im Milchbetrieb verbleiben.

Eine Mastitis (Euterentzündung) ist eine der wirtschaftlich bedeutendsten Erkrankungen des Milchrinds. Sie verursacht erhebliche Kosten durch Milchverluste, Mehrarbeit und Therapie. Euterviertel mit chronischen und therapieresistenten Infektionen sind demnach ein großes Problem für milchviehhaltende Betriebe. Sie verursachen Behandlungskosten sowie zusätzlichen Arbeitsaufwand. In der Regel weisen nur ein bis zwei Euterviertel chronische und therapieresistente Infektionen auf. Daher wäre es sinnvoll, diese aus der Milchproduktion zu nehmen. Das hat den Vorteil, dass die Tiere für die Produktion erhalten bleiben. Das sogenannte Trockenstellen von Einzelvierteln während der Laktation ermöglicht es, erkrankte Viertel aus der Milchproduktion zu nehmen, ohne die Milchleistung des gesamten Euters oder sogar die Kuh zu verlieren.

An dieser Stelle setzt das Vorhaben „SmartDryOff“ unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Krömker (Hochschule Hannover, Fakultät II – Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik) ein. Das Ziel ist es, eine effektive und zugleich schonende, die Mikroorganismenvermehrung in der Milchdrüse begrenzende Methode zum Trockenstellen einzelner Euterviertel zu entwickeln. Dadurch wird den behandelnden Tierärztinnen und Tierärzten oder Landwirtinnen und Landwirten eine vertretbare und sichere Therapiemöglichkeit geboten.

Derzeit können Milchkühe mit chronisch kranken Eutervierteln entweder nur mit niedrigen Heilungschancen therapiert werden oder das Melken der erkrankten Viertel wird eingestellt. In jedem Fall stellt die Erkrankung ein gesundheitliches Risiko für das betroffene Tier und eine mögliche Infektionsquelle für andere Tiere dar. Diese gilt es aus Tierschutz- als auch aus ökonomischen Gründen zu beseitigen. Die Merzung betroffener Tiere stellt eine Verschwendung landwirtschaftlicher Ressourcen dar. Zudem widerspricht sie dem Streben nach Verlängerung der Nutzungs- und Lebensdauer der Milchkühe.

Bislang fehlen unter anderem alternative Behandlungsmaßnahmen, um chronisch kranke Euterviertel permanent aus der Produktion zu nehmen. Wenn dies gelänge, könnten betroffene Milchkühe im Milchbetrieb verbleiben, anstatt aus Tierschutzgründen gemerzt zu werden.

Die Arbeitshypothesen des Vorhabens sind:

1. Desinfizierende Substanzen können in vitro und in vivo euterpathogene Mikroorganismen im Wachstum hemmen, ohne Epithelgewebe im Euter zu zerstören.
2. Der Einsatz der desinfizierenden Substanz in Kombination mit einer trockenstellenden Substanz lässt eine Addition der Wirkmechanismen zu.
3. Die Anwendung beider Substanzen in vivo kann zum schonenden, nachhaltigen Trockenstellen einzelner Euterviertel während der Laktation genutzt werden sowie beim planmäßigen Trockenstellen ganzer Milchdrüsen Anwendung finden.

Das Vorhaben dauert insgesamt 30 Monate und ist in fünf Arbeitspakete unterteilt:

1. Identifikation und Auswahl von (1) Substanzen zur Induktion physiologischer Vorgänge des Trockenstellprozesses sowie (2) Identifikation von schwach desinfizierenden Substanzen mit möglicher Anwendung an Drüsenepithelien.
2. Entwicklung und Prüfung einer geeigneten desinfizierenden, trockenstellenden Lösung
3. Feldversuch: Trockenstellen einzelner Euterviertel in der Laktation
4. Feldversuch: vorübergehendes Trockenstellen ganzer Milchdrüsen
5. Ergebnisauswertung, -darstellung sowie -publikation

Durch das Vorhaben sollen der Tierschutz verbessert, die Nutzungs- und Lebensdauer von Milchkühen verlängert und Antibiotikagaben verringert werden, um damit die Umweltauswirkungen der Land- und Ernährungswirtschaft zu reduzieren und die Qualität der Rohmilch zu verbessern.

Quelle: Hochschule Hannover

BRS-Pressegespräch: Richtig züchten vorgestellt

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Das Kürzel RZ kennen viele Milchviehhalter aus den Veröffentlichungen zur Zuchtwertschätzung. Es kenn-zeichnet die „Relativ-Zuchtwerte“ für verschiedene Merkmale, wie z.B. die Nutzungsdauer, die Milchleistung, die Zellzahl und viele weitere wichtige Einzelmerkmale. Doch RZ steht auch für „Richtig züchten“, denn in Sachen Datenqualität und Zuchtwertschätzverfahren ist Deutschland führend und zeigt sich selbstbewusst mit einer Neuheit: Ab dem 2. April 2019 können die Holsteinzüchter erstmals direkte Zuchtwerte zur Tiergesund-heit nutzen.

Die neuen genomischen Gesundheitszuchtwerte sind ein großer Fortschritt für die Holsteinzucht. Um deren Besonderheiten und Entwicklung sowie deren praktische Anwendung vorzustellen, hatte der Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS) am 7.3.2019 mehrere Fachredaktionen nach Melle bei Osnabrück eingeladen.

Bei der Zuchtorganisation OHG, eines der Zuchtzentren für Holsteins in Deutschland, referierten Dr. Egbert Feddersen vom BRS e.V., Dr. Stefan Rensing vom vit w.V. und Rolf Oorlog von der Masterrind GmbH. Ein-drucksvoll vermittelten sie die internationale Stellung der deutschen Relativzuchtwerte und die breite Daten-basis der deutschen Zuchtwertschätzung, dank derer die Zuchtorganisationen und Landwirte nun mit den neuen Gesundheitszuchtwerten arbeiten können. Wie dies in der Praxis funktioniert, konnten sich die Gäste im Anschluss bei dem Besuch des nahegelegenen Betriebes Westrup-Koch selbst anschauen. Ulrich Westrup erläuterte, warum er überzeugter Teilnehmer des Projektes KuhVision ist und wie er die bisherigen und neu-en RZ-Zuchtwerte bei der Bullenauswahl für seine Kühe nutzt, um die Herdengesundheit in seinem Betrieb stetig weiter zu verbessern. Weitere Informationen zu den neuen Zuchtwerten unter richtigzüchten.de.

Quelle: Bundesverband Rind und Schwein

In Kürze folgen weitere Details auf www.der-hoftierarzt.de!

Europaweit erster und einziger Mobilstall-Verband Bundesverband „Mobile Geflügelhaltung e. V.“ gegründet

„Wir Landwirte wollen aktiv daran mitwirken, den Wunsch nach guten und regionalen Lebensmitteln zu unterstützen“, das erklärte der Vorsitzende des Bundesverbandes Mobile Geflügelhaltung, Dennis Hartmann, anlässlich der Gründung des Bundesverbandes Mobile Geflügelhaltung. „Wir wollen die Interessen der Geflügelhalter bündeln, besser nach außen vertreten und den Austausch untereinander fördern“, so Hartmann weiter. Aus einem anfänglichen Trend sei eine nachhaltige Entwicklung geworden. Der neue Bundesverband ist der europaweite erste und einzige Verband im Bereich der mobilen Geflügelhaltung!

In den letzten Jahren habe sich im Bereich der Eiererzeugung eine neue Mobilstall-Szene entwickelt, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung. Die Tierhaltung finde dort transparent, regional und zumeist in kleinbäuerlichen Strukturen statt. Das Geflügel lebe in, für die heutige Zeit, relativ kleinen Tiergruppen in mobilen Ställen die regelmäßig auf frische Wiesen umziehen. Der Verbraucher habe so sehr oft einen direkten Bezug zu „seinem Bauern“ und sehe, dass es den Tieren gut ginge. Gleichzeitig sei in ganz Deutschland die Nachfrage nach Eiern aus dieser Haltungsform deutlich gestiegen. Hartmann: „Wir vereinigen Landwirte, die mit viel Herzblut und Energie neue Wege gehen.“

Mittlerweile leben deutschlandweit über eine Million Hennen in mobilen Ställen in über 2.000 Betrieben. Immer mehr Landwirte setzen auf mobile Ställe.

Im September wurde deshalb von engagierten „Mobilisten“ aus ganz Deutschland, mit der Gründungsarbeit des „Bundesverbandes Mobile Geflügelhaltung“ begonnen. Ziel des Verbandes ist es, die gesamte, sich neue entwickelnde Szene und die Haltungsform weiter zu professionalisieren und eine Interessensvertretung gegenüber Politik, Behörden, Verbänden, Medien und Öffentlichkeit aufzubauen.

Der Sitz des Bundesverbands liegt im hessischen Modautal (Landkreis Darmstadt-Dieburg). Mit dem offiziellen Start der Verbandsarbeit zum 1. Januar 2019 ist auch die Internetseite mein-mobil-ei.de online gegangen.

Quelle: Bundesverband mobile Geflügelhaltung e. V.

Nutztierhaltung in Deutschland ganz abschaffen?

Die Haltung von Rindern, Schweinen, Hühnern steht massiv in der Kritik. Deshalb stellt sich die grundsätzliche Frage, ob wir tierische Lebensmittel nicht einfach komplett importieren sollten. 1-2 % Bioanteil könnten im Land bleiben, für die große Masse ließen sich allgemein akzeptierte Haltungsformen aber nie wirklich umsetzen. Die Ansprüche sind zu hoch, die Zahlungsbereitschaft dagegen zu gering. Die aktuelle Entwicklung läuft auf ein solches Szenario hinaus, aber: wollen wir das wirklich? Ein paar Gedanken zu den vielfältigen Problemen und zu möglichen Lösungen sind zusammengefasst unter Wir und das Tier.

Studie: Intradermale Impfung arbeitswirtschaftlich klar im Vorteil

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In den letzten Jahren ist die intradermale Impfung auch in der Tiermedizin immer populärer geworden, weil sie arbeitswirtschaftlich interessant ist und als besonders hygienisch gilt. Bei der intradermalen Impfung wird der Impfstoff in die Haut appliziert und ruft dort die Immunantwort hervor. Es ist eine geringere Dosis nötig als bei der intramuskulären Impfung. Nun hat sich eine Studie* damit beschäftigt, ob die intradermale Impfung gegen Mykoplasmen vergleichbar ist mit der intramuskulären Applikation hinsichtlich Hautreaktion, Leistungsparameter und Tierwohl.

Hierzu wurden 672 Saugferkel aus drei Durchgängen eines Ferkelerzeugerbetriebs am 7. Lebenstag mittels One-Shot geimpft, davon 338 intradermal (Dosis: 0,2 ml) und 334 intramuskulär (Dosis: 2 ml). Hautveränderungen wurden mittels Scoring beurteilt und notiert und die Tiere vor der Impfung sowie 8 Tage später einzeln gewogen. Zusätzlich erfolgte eine Zeitmessung für jede Impfung. Die Ergebnisse waren wie folgt: Am 1. Tag nach der Impfung zeigten 71,3 % der intramuskulär geimpften Schweine und 2,7 % der intradermal geimpften Schweine KEINE Schwellung an der Impfstelle. Diese Unterschiede glichen sich in den folgenden Tagen an. Die tägliche Gewichtszunahme lag bei der intradermalen Gruppe bei 248 g und bei der intramuskulären Gruppe bei 258 g, was laut der Studie nicht signifikant war. Die intradermale Impfung benötigte je Ferkel 11 Sekunden und die intramuskuläre Impfung dauerte 17 Sekunden.

Die Experten schlussfolgern, dass die intradermale Impfung arbeitswirtschaftlich klar im Vorteil war. Sie konnten keine nachteiligen Effekte der intradermalen Impfung auf Leistungsparameter sowie keine länger andauernden Hautreaktionen beim Saugferkel nachweisen. Die stärkere Hautreaktion direkt nach der intradermalen Impfung ist das Anzeichen für die erwünschte Immunreaktion. Die Forscher empfehlen zukünftige Untersuchungen mittels Videoaufnahmen, um die Effekte auf das Wohlbefinden der Saugferkel besser prüfen zu können. Dass die intradermale Impfung positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Tiere haben kann, hat eine frühere Studie an tragenden Sauen ergeben.

*Quelle: Intradermale versus intramuskuläre Impfstoffapplikation bei Saugferkeln: Manuel Göller et al., Tierärztliche Praxis Großtier 5, 2018, S. 317-322.

MUHH: Hochschule Hannover entwickelt Modell zur Verbesserung der Eutergesundheit von Milchkühen

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Für Milchviehbetriebe ist ein ganzheitliches und in der Praxis anwendbares Konzept zur Eutergesundheit wichtig, um die Tiergesundheit und die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Im Rahmen verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungsvorhaben wurden in der jüngeren Vergangenheit die Wirksamkeiten diverser Einzelmaßnahmen analysiert. Für eine wirkliche Innovation in der Praxis fehlt jedoch die Einbindung dieser Maßnahmen in  ein Gesamtkonzept und die betriebsgerechte Aufbereitung dieses Gesamtkonzeptes.

Dank einer intensiven Kooperation der Hochschule Hannover (HsH) mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und sechs niedersächsischen Milchviehbetrieben werden diese Innovationen praxisfähig und -tauglich gemacht. Zusätzlich wird der gezielte Wissenstransfer initiiert, der für die Breitenwirkung erforderlich ist.

Ziel ist es, ein Modell für die betriebsindividuelle Implementierung eines innovativen Gesamtkonzeptes zu entwickeln: „MUHH – Make Udder Health Happen”. Dies ist ein innovatives Gesamtkonzept zur systematischen Kontrolle und Verbesserung der Eutergesundheit von Milchkühen unter gleichzeitiger Reduktion des Antibiotikaeinsatzes für betriebsindividuelle Implementierung. Das Gesamtkonzept soll die Nachhaltigkeit der Milcherzeugung unter Berücksichtigung der Tiergesundheit steigern.

Eine intensive Zusammenarbeit ist Bestandteil des Vorhabens. Unter Leitung von Prof. Dr. med. vet. habil. Volker Krömker (HsH, Fakultät II – Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik) wird das Vorhaben modellhaft in den beteiligten Betrieben durchgeführt.

Die zentralen Säulen des Vorhabens bestehen aus:

  1. a) der kontinuierlichen Kommunikation der Projektbeteiligten,
  2. b) der kontinuierlichen Verbesserung und Anpassung des Konzepts an die betriebsindividuellen Rahmenbedingungen,
  3. c) der kontinuierlichen Multiplikation zur Verbreitung des Konzeptes in niedersächsischen und deutschen Milchviehbetrieben.

Während der Implementierung des Gesamtkonzepts ist eine Vielzahl an Aspekten zu beachten. Das Vorhaben hat eine Laufzeit von 36 Monaten und besteht aus drei Arbeitspaketen mit folgenden Meilensteinen:

  1. Die Anforderungen an ein Gesamtkonzept zur Verbesserung der Eutergesundheit, das an betriebsindividuelle Bedürfnisse anpassbar ist, werden definiert. Die Situation hinsichtlich der Eutergesundheit in den teilnehmenden Betrieben vor Einführung des Konzeptes wird erfasst.
  2. Ein Gesamtkonzept wird in den teilnehmenden Milchviehbetrieben etabliert. Die Veränderungen der Eutergesundheits- sowie der Resistenzsituation werden ermittelt.
  3. Die Erkenntnisse aus dem Vorhaben werden potenziellen zukünftigen Nutzern zugänglich gemacht. Dazu ist eine kontinuierliche Publikation der Erkenntnisse notwendig.

Quelle: Hochschule Hannover

Boehringer Ingelheim führt mit ASF COMBAT eine Plattform zur Prävention der Afrikanischen Schweinepest ein

• ASF COMBAT ist eine Online-Plattform zum Management und zur Biosicherheitsbewertung der Afrikanischen Schweinepest – ASP (Engl.: African Swine Fever; ASF). Sie dient dazu, das Risiko einer Verschleppung von ASP zu senken.
• Boehringer Ingelheim erweitert somit die etablierte COMBAT Plattform und wird so dem eigenen Anspruch gerecht, neue und innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen in der Tiergesundheit zu entwickeln.

Boehringer Ingelheim hat die umfassende Onlineplattform ASF COMBAT (Comprehensive Online Management and Biosecurity Assessment Tool) entwickelt, die es Schweinehaltern ermöglicht, Verbesserungsmöglichkeiten für die Biosicherheit in ihren Betrieben zu identifizieren. Hierzu müssen die Nutzer einen kurzen Fragebogen ausfüllen, der auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen mit dem ASP-Virus basiert. Ziel ist es, das Risiko einer Einschleppung von ASP zu senken. ASP ist eine verheerende Virusinfektion bei Schweinen, die eine schwerwiegende klinische Erkrankung und eine hohe Sterblichkeitsrate zur Folge hat. Die Krankheit ist nicht behandelbar, und derzeit sind keine wirksamen Impfstoffe dagegen verfügbar. ASP ist nicht auf den Menschen übertragbar.

Die klinische Bedeutung der Afrikanischen Schweinepest rückt allerdings in den Hintergrund, wenn man sich vergegenwärtigt, dass bei einem Eintritt des Virus in einen Hausschweinebestand umfangreiche seuchenhygienische Maßnahmen ergriffen werden müssen. Diese reichen von Keulungsmaßnahmen im betroffenen Bestand und seinen Nachbarbetrieben bis hin zu umfangreichen und weiträumigen Handelsrestriktionen für Schweine und vom Schwein stammende Produkte. Die Auswirkungen auf die deutsche Schweinehaltung sowie vor- und nachgelagerte Wirtschaftsbereiche in Deutschland werden als tiefgreifend eingeschätzt. Jeder Schweinehalter tut deshalb gut daran, seine bestehenden Biosicherheitsmaßnahmen speziell in Bezug auf die ASP zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren. Dabei soll die ASF COMBAT App eine Hilfestellung hinsichtlich der wichtigsten Risikobereiche bieten:

• Tiere – Das ASP-Virus breitet sich durch direkten Kontakt aus. Lebende Tiere können Träger des Virus sein.
• Transport – Fahrzeuge, die infizierte Schweine transportiert haben, können ein Risiko für andere Betriebe bedeuten. Das ASP-Virus ist äußerst widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen.
• Menschen – Das Verhalten der Mitarbeiter kann das Risikoprofil des betreffenden Betriebs beeinflussen.
• Management – Tägliche Achtsamkeit auf Infektionsabwehr im Betrieb ist entscheidend dafür, ASP nicht in die Herde einzuschleppen.
• Fütterung – Das ASP-Virus kann in Küchen- und Speiseabfällen oder übriggebliebenen Essensresten, die mit infiziertem Schweine- oder Wildschweinefleisch kontaminiert sind, ansteckend bleiben.
• Lage – Das Virus kann in der Wildschweinpopulation zirkulieren. Bei entsprechender Nähe und mangelhafter Abschirmung gegen infizierte Wildschweine können diese ein Risiko darstellen, das Tierhalter ernst nehmen müssen.

Der Zweck dieser einfach anwendbaren Plattform besteht darin, die Schweinehalter bei der Identifizierung möglicher Verbesserungsbereiche zu unterstützen. Die Beratung durch einen Tierarzt oder die behördlichen Vorgaben kann und soll sie nicht ersetzen.

„Diese App ist ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns der Prävention von Krankheiten verschrieben haben. Wir werden weiterhin innovative Lösungen und Plattformen entwickeln und anbieten, die dazu dienen, Schweinekrankheiten zu kontrollieren“, erklärt Dr. Oliver Gomez-Duran, Leiter des globalen technischen Managements in der strategischen Geschäftseinheit Schwein von Boehringer Ingelheim.

Der Zugriff auf ASF COMBAT erfolgt online unter www.prevent-ASF.com oder über die „Vetmedica App“ im Apple Store oder Google Play Store.

Quelle: Boehringer Ingelheim