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Was die vielen Label bedeuten (können) – 18. Internationale Bioland-Schweinetagung

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Auf der diesjährigen Bioland-Schweintagung in Braunsbach-Döttingen, hielt Peter Spandau (KTBL, LWK NRW) einen interessanten Vortrag über die Label-Flut im Einzelhandel und deren Bedeutung für die Bio-Schweinehalter.

In der konventionellen Schweinehaltung hat sich in den letzten Jahren viel getan und die weitere Entwicklung, sagt der Schweine-Fachmann, wird nur „nach oben“ gehen. Rückschritte in der konventionellen Haltung wird es nicht geben.

Die zahlreichen Label fasste Peter Spandau in vier Gruppen zusammen:
1. Stallhaltung (gesetzlicher Standard)
2. Stallhaltung plus (z. B. Initiative Tierwohl)
3. Außenklima & Stroh (z. B. Neuland)
4. Biohaltung

Die beiden ersten Stufen ließen sich in bestehenden, konventionellen Ställen umsetzen, von der dritten Stufe an brauchten umstellungswillige Schweinehalter eine Baugenehmigung.

Die durchschnittlichen mittleren Produktionskosten je kg Schlachtgewicht bezifferte der Berater für die einzelnen Stufen mit
1. € 1,60
2. € 1,65 – € 1,80
3. € 2,00 – € 2,50
4. € 3,50 – € 4,00

Und auch die Preise für Schweinelende hatte der Referent selbst in einigen Supermärkten ermittelt: Die Kilo-Preise der beiden ersten Stufen, lagen hier zwischen € 9,- und € 14,-, Neuland bei € 20,- bis € 25,- und Biolende war mit € 35,- bis € 40,- ausgezeichnet.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen, entwarf Peter Spandau drei Szenarien für die zukünftigen Rahmenbedingungen.

A) Gesetzliche Auflagen werden, ohne finanzielle Kompensation für Erzeuger, erhöht.
B) Anpassung der Vorgaben an Labelstandards mit finanziellem Ausgleich.
C) Stärkere Ökologisierung der Schweinefleischerzeugung.

In Szenario A geben viele kleinere Betriebe auf, Großbetriebe stocken ihre Tierbestande ab und der „Bio-Mehrwert“ wächst. Gibt es einen finanziellen Ausgleich für die Anhebung der Haltungsstandards (B), stellen konventionelle Halter vermehrt auf Label-Stufe 2 um. Das größere Platzangebot führt dabei unweigerlich zur Abstockung der Bestände, weil An- oder Neubauten, wegen fehlender Futteranbauflächen, nicht genehmigt werden. Kommt es aber zu einer stärkeren Ökologisierung (C), und stellen dabei nur 1% der konventionellen Halter auf Label-Stufe 3 um, würden sie bei 1% Marktanteil, mit den Bio-Erzeugern mengenmäßig gleichziehen.

Gefühlsmäßig sei der Abstand zwischen „Außenklima mit Stroh“ und „Bio“ aber für den Verbraucher nicht allzu groß, der Preissprung von € 25,- zu € 40,- dagegen schon. Damit führte Szenario C zur größten Konkurrenz für die Bio-Haltung, so Peter Spandau.

Es bleibt also spannend für alle Beteiligten, wie sich der Markt zukünftig entwickelt. Das neue staatliche Label kann hier, auch wenn es keine zusätzlichen Kaufanreize schaffen sollte, zumindest für größere Transparenz sorgen.

Gemeinsames Kapitel für mehr Tierschutz in Schlachthöfen

Vereinbarung zu kameragestützten Überwachungssystemen unterzeichnet

Eine Vereinbarung über die Einführung von kameragestützten Überwachungssystemen in Schlachthöfen haben heute Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast und Vertreterinnen und Vertreter der Fleischwirtschafts- und Handelsverbände sowie der kommunalen Veterinärbehörden unterzeichnet. Der gemeinsame Text ist eine von mehreren Initiativen von Ministerin Barbara Otte-Kinast zur Verbesserung des Tierschutzes in Schlachthöfen. Die Initiative wird mitgetragen von den Verbänden der Fleischwirtschaft, des Fleischerverbandes Nord Schleswig-Holstein/Hamburg/Niedersachsen/Bremen, des Vieh- und Fleischhandelsverbandes Niedersachsen sowie vom Niedersächsischen Landkreistag und vom Niedersächsischen Städtetag.

Kern der Vereinbarung ist, dass die Fleischwirtschafts- und Handelsverbände ihren Mitgliedern bis zu einer verbindlichen gesetzlichen Regelung die Installation von Kamerasystemen auf freiwilliger Basis empfehlen und die Unternehmen auch bei der Einführung unterstützen. Die kameragestützte Überwachung soll sich auf besonders tierschutzrelevante Bereiche im Schlachthof konzentrieren und der zuständigen Behörde für amtliche Überwachungszwecke zur Verfügung stehen. Dabei sollen in diesem Bereich bestehende Regelungsspielräume des europäischen und nationalen Rechts im Sinne des Tierschutzes ausgeschöpft werden.

Darüber hinaus verpflichten sich die Verbände, die bestehenden tierschutzrechtlichen Vorgaben im Schlachthof strikt einzuhalten und die ihnen bereits jetzt zur Verfügung stehenden Instrumente im Sinne des Tierschutzes konsequent zu nutzen. Dazu zählt etwa die betriebliche Eigenkontrolle, die Mitwirkung in Facharbeitsgruppen und das regelmäßige Aktualisieren von Leitfäden.

Vereinbarung im Wortlaut zum Download.

Hintergrund:
In den vergangenen Monaten gab es mehrere Vorfälle mit tierschutzrechtlichen Verstößen in Schlachtbetrieben in Niedersachsen. Bei einem Gespräch mit Vertretern der Fleischwirtschafts- und Handelsverbände im November 2018 initiierte Ministerin Barbara Otte-Kinast eine freiwillige Vereinbarung zur Einführung von videogestützten Überwachungssystemen. Diese Vereinbarung wurde heute unterzeichnet. Aus dieser freiwilligen Initiative soll im zweiten Schritt eine bundesweite Verpflichtung werden. Eine entsprechende Bundesratsinitiative zur verbindlichen Kameraüberwachung in Schlachtbetrieben bringt Niedersachsen am kommenden Freitag, 15. Februar, in den Bundesrat ein.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Schwindender Fischbestand vor Südwestafrika wirft Rätsel auf

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Trotz nährstoffreicher Umgebung ist in den letzten Jahrzehnten der Fischbestand im Benguela-Auftriebsgebiet vor Namibia stark zurückgegangen. Die Forscher stehen vor einem Rätsel. Auf einer Schiffsexpedition sollen die folgenreichen Veränderungen in diesem Auftriebsgebiet erforscht werden.

Von Mitte Februar bis Ende März ist das Forschungsschiff Meteor wieder auf Expeditionsfahrt. An Bord sind das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) zusammen mit neun weiteren Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Namibia und Südafrika.

Die Forschungsfahrt führt zum großen Benguela-Auftriebsgebiet vor der südwestafrikanischen Küste. Auftriebsgebiete sind hochproduktive marine Ökosysteme, die einen erheblichen Teil der weltweiten Fischereierträge liefern und damit eine wichtige Rolle für die Ernährung der Weltbevölkerung spielen. Aus den Tiefen der Meere strömen dort große Mengen an Nährstoffen an die Oberfläche, die überaus viel Plankton gedeihen lassen und so dem Fischbestand eine reich gedeckte Tafel bieten.

In den letzten Jahrzehnten gingen jedoch die Anlandungen in der Region stark zurück, von rund fünf Millionen Tonnen am Ende der 1960er Jahre auf heute zirka 1,7 Millionen Tonnen. Insbesondere die beliebten Sardinen und Sardellen, die wichtigste Eiweißquelle der Küstenbevölkerung, gibt es vor Namibia im nördlichen Benguela-Gebiet kaum noch. Entsprechend hat auch die Zahl der Räuber abgenommen, die sich von diesen Fischschwärmen ernähren, wie Stöcker, Seehecht, Seevögel und Robben.

„Als Grund hierfür spielt Überfischung nicht die Hauptrolle“, erklärt Dr. Werner Ekau, Fischereibiologe am ZMT und Fahrtleiter der Expedition, „denn in Namibia gibt es seit 30 Jahren ein sehr effektives Fischereimanagement.“ Auch verwundert die Forscher, dass vor Südafrika im südlichen Teil des Auftriebsgebiets der Fischreichtum noch wesentlich höher ist als im nördlichen, obwohl die Menge des Planktons im gesamten Benguela-Strom ähnlich ist und den Fischen damit eine gute Nahrungsgrundlage bietet.

Antworten könnte den Forschern der Einfluss des Klimawandels auf die Region liefern. Die Meereserwärmung lässt das Plankton im Auftriebsgebiet noch reichlicher gedeihen. Große Mengen davon werden nicht gefressen, sondern sinken in die Tiefen des Ozeans, wo sie verwesen und bakterielle Prozesse antreiben, die zu einer Sauerstoffarmut im Wasser führen. Die wiederum macht den Fischen zu schaffen, die ihren Lebenszyklus nicht mehr vollenden können oder aus den Gebieten abwandern. So haben beispielsweise die Sardinen ihr Verbreitungsgebiet nach Süden in Richtung Kap der Guten Hoffnung verlagert.

Auf der Meteor-Ausfahrt werden Biologen und Biogeochemiker gemeinsam die Folgen der globalen Umweltveränderungen auf das Benguela-Auftriebsgebiet erforschen. Das ZMT ist mit den Arbeitsgruppen Fischereibiologie und Kohlenstoff- und Nährstoffkreisläufe beteiligt. Die Expedition findet im Rahmen des Projektes TRAFFIC statt. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für drei Jahre gefördert und vom ZMT koordiniert. TRAFFIC ist Teil des FONA-Programms der Bundesregierung, das sich das Ziel gesetzt hat, Gemeinschaftsgüter wie Klima, biologische Vielfalt, Land und Meere zu schützen.

Quelle: Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)

MSD Tiergesundheit liefert Blauzungen-Impfstoffe in deutsche Restriktionsgebiete

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* Akutbedarf im ersten Restriktionsgebiet Baden-Württemberg weitgehend gedeckt
* MSD Tiergesundheit liefert als einziges Pharmaunternehmen in Deutschland
Blauzungen-Impfstoffe
* Große Mengen an Blauzungen-Impfstoff Bluevac® BTV8 und Bluevac®-4 bis Ende
Mai verfügbar

Seit der Rückkehr der Blauzungenerkrankung, BT-Virus Typ 8, nach Deutschland im Dezember 2018 ist die Nachfrage nach BTV-Impfstoffen innerhalb kürzester Zeit um ein Vielfaches gestiegen. Um diesen Bedarf zu decken hat MSD Tiergesundheit alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausgeschöpft, zusätzlich BTV- Impfstoffe für Deutschland zur Verfügung zu stellen. Dadurch ist es MSD gelungen, Anfang Februar Bluevac® BTV8 für den Akutbedarf im ersten Restriktionsgebiet Baden-Württemberg zu liefern. Bluevac®-4 wird derzeit zur Auslieferung vorbereitet.

Bis voraussichtlich Ende Mai wird MSD in mehreren Chargen große Impfstoffmengen erhalten. Bestellungen für die nächsten Lieferungen von Bluevac® BTV8 – geplant für Anfang März 2019 – werden derzeit wieder angenommen. Dr. Daniel Sicher, Geschäftsführer von MSD Tiergesundheit: „Um das Wohl von Millionen Rindern und Schafen in Deutschland zu sichern und den wirtschaftlichen Schaden für unsere Landwirte, der durch Handelsbeschränkungen infolge von Restriktionsgebieten entstehen könnte, möglichst gering zu halten, hat MSD einen Kraftakt in der Impftstoffbeschaffung unternommen. In der derzeitigen Seuchenlage hat für MSD Tiergesundheit als verantwortungsbewusstes Tiergesundheitsunternehmen die frühestmögliche Impfung der betroffenen Tiere und Bestände absolute Priorität.“

Angesichts des Risikos einer Ausbreitung der BTV-Erkrankung aus benachbarten Ländern hielt MSD zum Zeitpunkt des erneuten Ausbruchs Ende 2018 bereits eine größere Menge Impfstoff vorrätig. Dadurch konnten erste Impfmaßnahmen abgefedert werden. Nach dem Ausbruch der Erkrankung im Dezember 2018 in Baden-Württemberg reichte die Impfstoffmenge nicht aus, um als alleiniger Anbieter den erheblich gestiegenen Marktbedarf in dieser Größenordnung vollständig abzudecken. Dr. Stefan von Rüden, Leiter Bereich Nutztiere von MSD Tiergesundheit: „Die Impfstoffherstellung ist ein hochkomplexer Prozess. Die Produktionsprozesse selbst, regulatorische Auflagen sowie die Anforderungen an Qualität und Sicherheit sind hoch. Die Impfstoffherstellung erfordert sehr lange Vorlaufzeiten. Auf einen akuten Mehrbedarf kann daher nur mit mehrmonatiger Verzögerung reagiert werden. Dass es MSD nun gelingt, BTV- Impfstoff in bis Mai ansteigend großen Mengen zu liefern und damit Landwirten und Tierärzten eine Prophylaxemöglichkeit in den Risikogebieten zu bieten, ist der internationalen Zusammenarbeit unseres globalen, forschenden Pharmaunternehmens zu verdanken.“

Weitere Informationen zum Thema Blauzungenkrankheit finden Sie auch hier.

Quelle: MSD Tiergesundheit

Einblick in den Putenstall

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Tage der offenen Stalltür sind beliebt und vermitteln vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern völlig neue Erkenntnisse zu und über Tierhaltung. Allerdings sind Stallbesuche gerade in der Tierhaltung aus Gründen der Seuchenvorsorge an ein hohes Sicherheitskonzept gebunden. Damit dennoch möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sich ein eignes Bild von moderner Putenhaltung machen können, hat der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) eine informative Broschüre zusammengestellt.

Auf 16 Seiten gibt der Verband unter dem Titel „Putenhaltung in Deutschland“ authentische Einblicke in den Stall. Die Broschüre informiert nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes mit verschiedenen Elementen und gibt über Fotos den Blick in den Stall. Fakten zur Haltung, zur Anzahl der gehaltenen Tiere, zur Besatzdichte oder zur Aufzuchtdauer werden in knappen Informationen gut aufbereitet. Ein junger Putenhalter aus Nordrhein-Westfalen berichtet über seine Arbeit und erläutert, warum er sich für Puten entschieden hat. Natürlich werden auch kritische Verbraucherthemen aufgegriffen, wie die Fragen nach dem Kürzen der Schnäbel, dem Antibiotikaeinsatz oder den Zuchtzielen. Eine Broschüre zur Hähnchenhaltung hat der ZDG bereits veröffentlicht, beide Hefte können über www.zdg-online.de abgerufen werden.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Gastkommentar von Franz Straßer, Landwirt und Bauunternehmer aus Bayern zum Volksbegehren „Rettet die Bienen“ in Bayern

„Wir alle wollen doch in einer halbwegs normalen Welt in gesunder Umgebung mit gesunden Nahrungsmitteln leben. Unseren Kindern wünschen wir, dass diese auch noch in einer gesunden Umwelt leben können, und der Planet Erde eine Zukunft hat. Umso wichtiger erscheint es mir, dass unsere Generation etwas für den Erhalt unserer Umwelt tut. Dies fängt auf regionaler Ebene an! Sie wollen sich gesund und nachhaltig ernähren: Kaufen Sie regional und saisonal ein! So verhindern Sie, dass schwerölbetriebene Containerfrachter große Mengen an Lebensmitteln durch die ganze Welt schippern… Der Bauer vor Ort fährt sein Fleisch, Obst und Gemüse vielleicht nur ein paar Kilometer.

Rettet die Bienen? In Bayern ist das gerade sehr in. Im Werbeflyer fürs Volksbegehren steht z.B. 54 % aller Bienen wären bedroht oder bereits ausgestorben. Welches Insekt, oder welche Tierart ist denn eigentlich nicht bedroht? Sie wollen den Bienen wirklich helfen? Dann tun Sie das doch auch. Aber doch nicht, indem Sie mit dem Auto zu Ihrem Gemeindehaus fahren und dort irgendwas unterschreiben, wovon Sie sich nicht über die schweren Folgen im Klaren sind. Egal, ob Sie in der Wohnung oder im eigenen Haus leben, haben Sie schon mal daran gedacht, wie viele Bauerngärten und Balkone mit hoher Pflanzenvielfalt es vielleicht vor 30 Jahren noch gab in Ihrem Landkreis, und jetzt?

Während in der Landwirtschaft die Artenvielfalt seit Jahren wieder immer mehr zunimmt (durch Blumenwiesen, vielseitige Zwischenfrüchte welche auf abgeerntete Felder gesät werden, neue Nutzpflanzen, Fruchtfolgewechsel, Wildmischungen usw…) kann man von unseren Privatgärten eher nur gegenteiliges behaupten. Keine Balkonpflanzen mehr werden gegossen, Mähroboter verhindern, dass nicht doch noch ein Gänseblümchen in die Höhe kommt. Nur noch pflegeleichte Gewächse als Hecken. Heimische Obstbäume in den vielen Neubausiedlungen sind ebenfalls fehl am Platz. Macht ja alles Arbeit. Lieber ein Steingarten und ein exotisches Gewächs in einem Topf am Eingang. Am besten irgendwas, was mit wenig Wasser auskommt, weil dann auch keiner gießen braucht, wenn wir zweimal im Jahr in Urlaub fliegen. Blüten wollen wir auch nicht, wegen dem Blütenstaub vorm Haus und an den Fenstern. Nicht zu vergessen die Allergien.

Wussten Sie, wie sehr Sie der Umwelt langfristig schaden können, wenn Sie als Bienenretter unterschreiben gehen…? Ganz einfach: Es wird hier mehr Ökolandwirtschaft gefordert, was bedeutet, dass weniger Lebensmittel auf unseren Feldern produziert werden können, weil die Erträge durch weniger Pflanzenschutz und weniger Dünger erheblich geringer ausfallen. Wegen Flächenknappheit z.B. durch Flächenversiegelung und Mindererträgen werden diese ökologisch bewirtschafteten Wiesen und Felder dann vielleicht sogar ganz bis an den Rand gemäht, weil Biosepp (Name ist frei erfunden) ohnehin knapp dran ist mit dem Futter. Aus wirtschaftlichen Gründen kann er aber nicht abstocken, weil viele Unkosten dieselben sind, egal ob er 55 oder 45 Kühe melkt. Auch wenn er ein paar ct. mehr pro Liter Milch bekommt bringt ihm das nichts, weil seine Kühe ohnehin nicht die Milchleistung seiner konventionellen Berufskollegen bringen, welche die Tiere etwas intensiver füttern und somit mehr Milch abliefern können. Trotzdem verzehren die Kühe vom Biosepp dieselbe Futtermenge als die von konventionell wirtschaftenden Betrieben. Auf dem Acker werden vielleicht nur weniger artenreiche Zwischenfrüchte gesät, und am besten welche, die nicht blühen, weil sonst könnten diese absamen und das wäre dann Unkraut in der Folgefrucht. Das kann keiner in der Folgefrucht brauchen, vor allem dann nicht, wenn auf chemischen Pflanzenschutz ganz verzichtet wird. Alternative wäre mechanischer Pflanzenschutz entweder durch zahlreiche Erntehelfer oder durch oftmaliges striegeln, was sicherlich nicht ökologisch sinnvoll ist. Feldränder wo jetzt Blumen wachsen werden dann wie Straßenränder bei Kommunen regelmäßig gemäht oder gemulcht, sonst könnte Unkraut absamen, welche dann wie vorher schon beschrieben eine Konkurrenz zur Kulturpflanze darstellt. Durch die geringeren Erträge in der Ökolandwirtschaft fehlen uns bei steigender Bevölkerungszahl die regionalen Lebensmittel. Diese Lebensmittel die uns fehlen, (weil zu viele uninformierte selbsternannte Naturschützer etwas unterschrieben haben, was der Umwelt mehr Schaden als Nutzen zufügt) müssen dann aus dem Ausland importiert werden, weil wir schon gewohnt sind, jedes Lebensmittel zu jeder Jahreszeit verzehren zu können. Abgepackt in Plastikmüll und am besten vorher noch begast greifen wir ganz unbedacht im Supermarkt zur Gurke aus Italien, zur spanischen Tomate oder zum argentinischen Rindfleisch (aus Feedlots / das ist Massentierhaltung nicht aus Weidehaltung wie viele glauben). Damit dann ein mit Biosiegel versehenes Produkt keinen Kontakt zu konventioneller Ware hat, wird sogar jede Frucht einzeln noch eingeschweißt (in Plastikmüll). Beim Transport erst vom Gewächshaus oder der Plantage zum Handel, von dort zur Abpackfabrik, von dort zum Hafen, dann aufs Schiff usw… Bis es über einen Importeuer und zwei Zwischenhändlern bei uns im Regal landet wird wundersamer Weise auch sehr viel Kraftstoff verbraucht. Es entstehen Emissionen… und es entsteht Feinstaub! Wissen Sie wie oft ihre Produkte aus dem Ausland chemisch behandelt werden? Wissen Sie ob wirklich Bio drin ist, oder nicht einfach umdeklariert wurde? Ein Stempel oder ein Aufkleber vielleicht?

Wussten Sie, dass wir alle durch unser Verhalten, durch die Industrialisierung und vor allem durch unseren Wohlstand der Umwelt bereits so zugesetzt haben, dass unsere Pflanzenwelt durch Luft, sauren Regen usw. nicht mehr so gesund ist wie früher. Wussten Sie, dass bestimmte Getreidearten bei ungünstigem Wetter gegen Pilzkrankheiten mit Pflanzenschutzmitteln geschützt werden müssen, damit keine Mykotoxine in unsere Lebensmittel gelangen, welche z.B. für Säuglinge und immunschwache Menschen extrem gefährlich sind. Wissen Sie, dass zahlreiche Studien ergeben haben, dass Kinder auf dem Land, die regelmäßig mit Stallluft in Kontakt kommen, weniger anfällig für Allergien und Asthma sind als Kinder, die in der Großstadt aufwachsen? Wissen Sie, wie viel Bayerns Bauern jetzt schon für die Bienen und den Erhalt unserer Kulturlandschaft tun? Wissen Sie wie viele Kontrollen unsere Lebensmittel aus regionaler Produktion durchlaufen und wie viele ernstzunehmende Kontrollen die importierten Waren…? Wissen wir wie hoch die Nitratbelastung in Deutschland wirklich ist und wie viel davon wirklich von der Landwirtschaft kommt? Wissen wir, ob der alte Abwasserkanal in Ihrer Straße und unter Ihrem Haus noch annähernd dicht ist? Wissen wir, warum unsere Landeshauptstadt das Trinkwasser aus dem Mangfalltal und Loisachtal bezieht und nur ausnahmsweise das Wasser vom eigenen Ort? Wissen wir eigentlich, wie stark Industrieabfälle, Autoabgase, Verpackungsmaterialien, Urlaubsflüge, Kosmetikartikel usw… die Umwelt belasten? Wie viele Medikamentenrückstände übers Abwasser nach der Kläranlage in heimische Flüsse gelangen? Wissen Sie das?

Wussten Sie, dass die Rückstände der „Pille“ (über Ausscheidungen ins Abwasser- dann Kläranlage…) zu Fruchtbarkeitsstörungen bei Fischen führt, welche an Flüssen nahe der Kläranlage Ihren Lebensraum haben?

Wissen wir, ob nicht ab und zu jemand Antibiotikarückstände über die Toilettenspülung entsorgt? Wissen Sie, ob nicht öfter als veröffentlicht Unfälle mit Chemikalien aus großen Industriekonzernen geschehen, wo die giftigen Stoffe über Abwasser oder Kühlwasser in Flüsse gelangen. Ob unsere scharfen, chemischen Reinigungsmittel nicht sogar langfristig schädlich für die neue Kunststoffabwasserleitungen sind oder diese sogar die alte Leitung zersetzen?

Schon mal darüber nachgedacht? Ich schon, weil ich auch noch den wichtigsten Beruf auf der Erde haben darf. Ich trage eine enorme Verantwortung, weil ich Menschen mit aufwendig in der und mit der Natur produzierten Nahrungsmitteln versorge!

Wir Landwirte brauchen die Natur samt den Bienen und tun darum unser Bestes, nach besten Wissen und Gewissen, um nachhaltig zu wirtschaften. Dafür sind wir ausgebildet worden, und das länger als in den meisten Lehrberufen. Kaum ein junger Landwirt hat nicht mindestens eine Lehre mit Berufsgrundschuljahr anschließend 3- Semester Landwirtschaftsschule und eine Meisterprüfung hinter sich. Diese jungen Leute lernen da unter anderem wie man mit der Natur umzugehen hat, damit wir länger davon profitieren. Wir Landwirte tun, was wir tun, um Sie zu ernähren. Wir tun das, damit Sie hochwertige gesunde Nahrungsmittel auf dem Tisch haben und zumindest bei uns keiner hungern muss! Es ist der Arbeit der Bauern zu verdanken, dass wir alle gedeckte Tische haben.

Weil Landwirte Blühstreifen anlegen, Zwischenfrüchte säen, unsere Gärten nicht so extrem und penibel pflegen wie manch einer haben Bienen einen Lebensraum. Weil wir noch Bauerngärten mit Obstbäumen und Balkonblumen haben und weniger Urlaubsflieger und Kreuzfahrtschiffe nutzen ist unser biologischer Fußabdruck oftmals kleiner als der vom selbsternannten Bienenretter, der glaubt mit einer Unterschrift der Umwelt zu helfen.

Kaufen Sie regional und saisonal ein! Sprechen Sie mal mit Bauern selbst und nicht nur über sie. Würden sie wollen, dass Ihnen vom Gesetz vorgeschrieben wird, was Sie auf Ihrem Grundstück anzubauen haben und wann Sie exakt mähen müssen? Wie würden Sie reagieren, wenn z.B. Ihr Nachbar an Ihrer Arbeitsstelle erscheint und Ihnen sagt, was Sie alles anderes machen müssen? Hinterfragen Sie auch mal, was Sie in den Medien aufnehmen und glauben Sie nicht alles. Vielleicht ist ja doch das eine oder andere von den mächtigen Konzernen in Verbindung mit der Politik gesteuert. Vielleicht ist das ein oder andere Thema gestreut um von anderen Themen abzulenken? Seien Sie dankbar, dass Sie nicht hungern müssen und beobachten Sie sich selbst mal einen Tag lang, ob das alles richtig ist was sie tun. Blicken Sie mal über den Tellerrand hinaus. Glauben Sie doch nicht immer alles was Ihnen serviert wird, oder haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht, wie viel Energie für die Produktion eines neuen Pkws verbraucht wird, und ob das gut für die Umwelt ist, oder ob man nicht vielleicht doch einen alten Diesel ein bisschen länger fahren sollte….?

Ich bin 37 Jahre, verheiratet und habe zwei Kinder. Ich kenne noch die Zeit wo es keine vakuumverpackten Lebensmittel gab, sondern eingewecktes von den eigenen Obstbäumen, geselchtes, sämtliche Salate vom eigenen Garten gedüngt mit Kuhmist. Ich bin Landwirt und Bauunternehmer. Ich bin wünsche mir, dass unsere Kinder eine Zukunft haben, und versuche für die Natur dazu sein, damit diese uns was zurückgeben kann.

Willst Du das auch?
Dann:
Tu was!“

Hintergrund: Am 31. Januar startete offiziell das Volksbegehren Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern „Rettet die Bienen!“. Zwei Wochen lang bis zum 13. Februar hat jeder Wahlberechtigte die Gelegenheit, per Unterschrift das Volksbegehren zu unterstützen. Nicht nur die Bienen steht im Fokus, sondern insgesamt mehr ökologisch bewirtschaftete Flächen in Bayern. Die ökologische Landwirtschaft soll stark steigen – auf mindestens 20 Prozent bis 2025 und mindestens 30 Prozent bis 2030. Heute sind es unter zehn Prozent. Ziel ist es, dafür das Bayerische Naturschutzgesetz in vielen Punkten zu ändern. Zahlreiche Änderungsvorschläge betreffen die Landwirtschaft.
Hauptkritikpunkt ist, dass das Begehren auf Veränderungen in der Landwirtschaft ziele, obwohl der Schutz der Natur alle angehe.

Um einen Volksentscheid für mehr Naturschutz zu erzwingen, müssen die Initiatoren (u.a. ÖDP und Grüne) in zwei Wochen rund eine Million Stimmen sammeln. Das Volksbegehren gilt als angenommen, wenn zehn Prozent der Wahlberechtigten unterschrieben haben. Das sind rund 950.000 Bürger. Schon nach 5 Tagen hat die Initiative laut Meldung der Süddeutschen Zeitung die Hälfte der Stimmen gesammelt.

Fischbestände im Nordostatlantik: Erholung durch verbessertes Management

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Nachhaltige Nutzung lebender Wildfischressourcen ist möglich, dafür müssen aber Einschränkungen eingehalten werden

Viele Fischbestände im Nordostatlantik waren am Ende des 20. Jahrhunderts durch Überkapazitäten in der Fischerei und unregulierten Fang in einem sehr schlechten Zustand. Während der letzten Jahre mehrten sich jedoch positive Meldungen – zahlreiche Fischbestände zeigen wieder Aufwärtstrends. Eine aktuelle Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift Frontiers in Ecology and the Environment erschienen ist, legt nahe, dass dazu maßgeblich Fortschritte in der Fischereipolitik beigetragen haben, besonders im Zuge der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) der EU.

Dass sich die Politik seit den frühen 2000er-Jahren strikter als zuvor an wissenschaftlichen Vorgaben orientiert hat, war für diese Entwicklung zentral. Fangraten wurden gesenkt und in Folge erholten sich einige Bestände, z.B. jener der Scholle in der Nordsee, überaus schnell. Die Daten zeigen aber auch, dass es immer noch Bestände gibt, die zu stark befischt und damit nicht nachhaltig genutzt werden. Das bedeutet: Die Fischereiverwaltungen müssen noch konsequenter handeln, um die Ziele der GFP mittelfristig zu erreichen. Doch die Politik ist nicht die einzige Stellschraube, so die beiden Autoren Fabian Zimmermann vom Institut für Meeresforschung in Norwegen und Karl-Michael Werner vom Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven. Bestände mit einer raschen Erholung würden oft auch von vorteilhaften Umweltbedingungen profitieren. Entsprechend können nachteilige klimatische oder ökologische Effekte den politischen Vorgaben zum Wiederaufbau von Beständen im Wege stehen.

Ein zentrales Thema der Studie war deshalb die Frage: Was übt einen stärkeren Einfluss auf kommerziell genutzte Fischbestände aus, natürliche Produktivitätsschwankungen oder die direkte Belastung durch die Fischerei? Ein seit Jahrzehnten von Meeres- und Fischereibiologen auf der ganzen Welt diskutiertes Thema! Die vorliegende Arbeit zeigt, dass es die Reduktionen der Fischfangraten sind, die fundamental für die Erholung auf großflächiger Ebene waren. Die Daten lassen diese Schlussfolgerung zu, da die umweltgetriebene Nachwuchsproduktion während der letzten 15 Jahre großflächig betrachtet unterdurchschnittlich war, der Bestandsanstieg also aus gesenktem Fischereidruck resultieren musste.

Die Ergebnisse belegen, dass eine nachhaltigere Nutzung der nordostatlantischen Fischbestände durch die verbesserte Fischereipolitik in der EU in Gang gesetzt wurde, namentlich das klare Bekenntnis zum Vorsorgeprinzip und dem Ziel maximaler nachhaltiger Erträge in der Fischereiverwaltung. Die beiden Forscher argumentieren aber, dass diese Verbesserungen nur dann langfristig Früchte tragen, wenn die Bemühungen auch weiterhin nicht nachlassen, Meeresressourcen nachhaltig und mit Weitsicht zu nutzen. Die im Rahmen der GFP gesteckten Ziele sind noch keineswegs vollständig erreicht, und ein Rückfall in alte Muster könne den ökologischen und wirtschaftlichen Fortschritt jederzeit wieder untergraben.

Gerade deshalb ist es langfristig auch die Aufgabe eines nachhaltigen Fischereimanagements, bevorstehende Umweltveränderungen, etwa ausgelöst durch den Klimawandel oder die Ozeanversauerung, zu berücksichtigen. Diese Effekte sind divers und erfordern wissenschaftlich fundierte, fallspezifische Antworten. Karl-Michael Werner: „Man kann zum Beispiel erkennen, dass nördliche Bestände, wie in der Barentssee oder um Island, von der Klimaerwärmung tendenziell profitieren, während Bestände in Nord- und Ostsee mit den steigenden Temperaturen zu kämpfen haben.“ Das gelte etwa für Kabeljau oder Hering, die sich dort an der Obergrenze der für sie verträglichen Temperaturen bewegen und durch wärmeliebendere Arten aus südlicheren Gewässern zunehmend unter Druck geraten könnten. Veränderungen in den Ausbreitungsgebieten verschiedener Arten, wie dem des Europäischen Seehechts, der anderen Grundfischarten in der Nordsee langfristig stark Konkurrenz machen könnte, müssen darum mit großer Sorgfalt berücksichtigt werden.

Die Autoren der Studie betonen, dass bei vorhandenem politischem Willen Fischbestände tatsächlich nachhaltig bewirtschaftet werden können und dies sehr rasch positive Auswirkungen zeitigt. Veränderungen in der Umwelt blieben dabei aber ein Unsicherheitsfaktor. Eine vorbeugende, auf klaren wissenschaftlichen Vorgaben abgestützte Fischereipolitik sei deshalb das Gebot der Zukunft.

Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Geflügelpest in Bangladesch: Die Rolle von Zugvögeln bei der Übertragung von Krankheiten

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Die Geflügelpest ist eine verheerende Krankheit bei Geflügel, die durch hoch pathogene Geflügelpestviren verursacht wird. Das Virus infiziert sowohl Wild- als auch Hausvögel, und eine wichtige epidemiologische Frage ist, inwieweit wilde Wasservögel zur Verbreitung von Krankheiten über lange Strecken beitragen. Jonas Waldenström und Mariëlle van Toor von der Linnaeus-Universität haben jetzt 3,5 Mio. SEK erhalten, um die Schnittstelle zwischen wilden Zugvögeln und lokaler Geflügelproduktion in Bangladesch sowie das Risiko der Einführung von Geflügelpest zu untersuchen.

Seit 2005, als sich das hoch pathogene Aviäre Influenza-Virus H5N1 auf der ganzen Welt ausbreitete, standen Forscher vor der Frage, wie sich das Virus so schnell auf ganze Kontinente ausbreiten kann: Durchwandert das Virus den Handel mit Geflügel und Produkten, oder „trampt“ es mit Zugvögeln? Jonas Waldenström, Professor für Disease Ecology, und Mariëlle van Toor, Postdoc-Stipendiat für Ökologie an der Linnéus-Universität, haben vom schwedischen Forschungsrat 3,5 Mio. SEK für das Projekt „Geflügelpest in Bangladesch: Die Rolle von Wildwasservögeln bei der Übertragung von Krankheiten“ erhalten ”. In Zusammenarbeit mit Forschern in Bangladesch werden sie große Datenmengen über die Übertragung von Viren sammeln und analysieren. Sie werden wilde Enten fangen und sie mit kleinen GPS / GSM-Sendern ausstatten, die den Standort und andere sensorische Informationen mit hoher Genauigkeit aufzeichnen. Der GPS-Sender wird mit Hilfe von Solarzellen aufgeladen und die Daten werden über das Mobilfunknetz übertragen, so dass die Enten immer vom Forschungsteam überwacht werden können. Auf diese Weise können die Forscher die Bewegungen der Vögel Tag und Nacht nahezu in Echtzeit untersuchen.

Die Enten sind mit einem kleinen GPS-Sender ausgestattet, der als Rucksack mit einem Gurt über der Brust ausgelegt ist. Die zahlreichen Informationen der Enten vermitteln ein detailliertes Bild des Lebens der Enten auf den Überwinterungsgebieten in Bangladesch und ihrer Wanderung zu ihren Brutplätzen in der russischen Taiga oder Tundra. Die Forscher möchten herausfinden, welche Wanderwege die Enten benutzen, wie schnell sie fliegen, zu welchen Tageszeiten sie wandern und wo sie aufhören. Zusammen mit detaillierten Informationen über die Geflügelproduktion in Bangladesch können diese Daten zur Erstellung von Bewegungsmodellen verwendet werden, die dann mit epidemiologischen Daten verknüpft werden können, um Risikobereiche für die Übertragung von Krankheiten vorherzusagen.

„Die neueste Technologie der Telemetrie hat uns neue Werkzeuge zur Verfügung gestellt, die es ermöglichen, Epidemiologie und Vogelzug-Ökologie miteinander zu verbinden. Es ist unglaublich faszinierend, in Schweden am Computer sitzen und die Entenbewegungen in Bangladesch beobachten zu können. Daten von vielen Enten geben uns die Möglichkeit zu untersuchen, wie sich hoch pathogene Aviäre Influenzaviren in verschiedenen Teilen der Welt ausbreiten “, erklärt Jonas Waldenström.

In Teilen Asiens sind einheimische Enten ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaft und werden häufig in Reisanbaugebieten produziert. Bangladesch ist ein Entwicklungsland, das sich durch reiche Wasserumgebungen, Reisanbau und Geflügelproduktion auszeichnet. Neben der einheimischen Fauna und Produktion ist Bangladesch auch ein wichtiges Überwinterungsgebiet für Wildenten, die in Russland brüten. Dadurch entsteht ein epidemiologisches Szenario, bei dem Wildenten, Hausenten und Geflügel sowie Krankheitserreger wie die Aviären Influenzaviren leicht ausgetauscht werden können.

„Wir haben zwei Fragen, die wir mit diesem Projekt beantworten wollen. Wie erfolgt die Übertragung zwischen Haus- und Wildvögeln und trägt diese Übertragung dazu bei, dass die Krankheit endemisch wird? Können Langstrecken-Wanderenten neue Virusstämme in Bangladesch einführen. Das Projekt ist mit einem größeren Projekt verbunden, in dem wir in Südkorea und Europa mit derselben Technologie arbeiten. Ein Ziel für das größere Projekt ist es zu verstehen, wie die Vogelwanderung Viren auf dem gesamten eurasischen Kontinent verbreiten kann “, sagt Mariëlle van Toor.

Quelle: Linnaeus University Kommunikationsavdelningen / Communications Department
Schwedischer Forschungsrat – The Swedish Research Council

Projekt SmartBees erfolgreich beendet

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Das EU-Forschungsprojekt SmartBees ist erfolgreich beendet. Vier Jahre lang hatten Imkerinnen und Imker, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Unternehmen aus 15 EU-Mitgliedsländern und angrenzenden Gebieten daran gearbeitet, Bedrohungen für Honigbienen auf unserem Kontinent besser zu verstehen, Gegenmaßnahmen zu entwickeln, und die innerartliche Vielfalt der Honigbiene zu schützen.

SmartBees ist mit einem Gesamtbudget von sechs Millionen Euro das bislang größte EU-Forschungsprojekt zur Erhöhung der Nachhaltigkeit der Imkerei. Die Verschiedenartigkeit der europäischen Bienen ist ein Reichtum, der die Grundlage dafür bietet, sich an zukünftige Stressoren wie den Klimawandel oder die Einschleppung neuer Krankheiten anzupassen.

Herkunft der Bienen über DNA-Chip bestimmen
Erstes Ziel des Projekts war, die verbliebene Vielfalt zu ermitteln. Dazu wurden Proben aus über 2200 Völkern aller zehn auf dem Kontinent vertretenen Bienen-Subspezies analysiert. Die gute Nachricht: alle sind zumindest in Resten noch vorhanden. Außerdem können sie nun über einen DNA-Chip leicht und preiswert bestimmt werden, sodass Imkerinnen und Imker, die mit ihrer lokalen Subspezies arbeiten möchten, sich der Herkunft ihrer Bienen vergewissern können.

Damit die lokal angepassten Bienen gehalten werden können, hat SmartBees ein Netzwerk in über zehn Ländern aufgebaut. Die Mitglieder wurden intensiv in modernen Zuchtmethoden geschult. Umfangreiches Informationsmaterial wurde in 15 Sprachen erstellt. Erstmals sind nun auch Züchterinnen und Züchter aller europäischen Unterarten in der Lage, über die zentrale Zuchtdatenbank beebreed.eu eine effiziente Zuchtplanung zu betreiben. Sie vernetzen sich im neu gegründeten „International Honey Bee Breeding Network(IHBBN)“.

Varroa-Milbe schädigt Immunsystem der Bienen
Ein weiteres Ziel des Projektes war, die wichtigste Ursache für Verluste an Bienenvölkern besser zu verstehen und durch Selektion resistenter Bienen einzudämmen. Dabei handelt es sich um die Varroa-Milbe, einen eingeschleppten Parasiten der Bienenbrut, der gefährliche Viren überträgt und begünstigt.

Projektpartner aus Großbritannien konnten nun zeigen, dass Stoffe im Speichel der Milben dazu beitragen, das Immunsystem der Bienen zu schwächen und so die Vermehrung der Viren zu ermöglichen. In einer Kooperation zwischen Hohen Neuendorf und Partnern in Dänemark konnten darüber hinaus Gene der Biene ausfindig gemacht werden, die für die Varroa-Resistenz von entscheidender Bedeutung sind.

Der Koordinator des Projektes ist Prof. Dr. Kaspar Bienefeld. Er leitet das Länderinstitut für Bienenkunde im brandenburgischen Hohen Neuendorf und ist Honorarprofessor am Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Er betont: „Das Smartbees-Projekt hat nicht nur wertvolle neue Erkenntnisse gebracht, die die Bienenhaltung in Europa nachhaltig positiv beeinflussen werden. SmartBees ist auch ein gutes Beispiel dafür, welche Synergieeffekte europäische Forschungskooperationen erbringen können.“

Quelle: Hans-Christoph Keller, Abteilung Kommunikation, Marketing und Veranstaltungsmanagement Humboldt-Universität zu Berlin

Mit „guten“ Bakterien Antibiotika-Eintrag in die Umwelt verringern

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Mit „guten“ Bakterien die „schlechten“ verdrängen und dadurch Antibiotika-Behandlungen vermeiden – eine solche innovative Therapie ist bei Milchdrüsenentzündung (Mastitis) an Kühen erfolgreich getestet worden. In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell mit rund 280.000 Euro geförderten Projekt hat die Hochschule Hannover einen Mix aus Milchsäurebakterien entwickelt, dessen Anwendung genauso heilsam ist wie eine übliche antibiotische Behandlung. „Mit dieser Alternative ließe sich zukünftig die Zahl notwendiger Antibiotika-Behandlungen reduzieren und die Gefahr verringern, dass Antibiotika in die Umwelt gelangen und sich dort Keime bilden, die auf diese Wirkstoffe nicht mehr anschlagen“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Noch sei zwar kein marktreifes Produkt erhältlich. Die Hochschule Hannover strebe aber mit den Projektpartnern der Freien Universität Berlin und der Dr.-Windmann-Pharma-Gesellschaft (Ihrhove) die Entwicklung eines Therapeutikums bis zur Marktreife an.

Antibiotika: Gesundheits- und Umweltrisiken sowie wirtschaftliche Verluste
„Die entzündliche Reaktion der Milchdrüse zählt zu den bedeutendsten Erkrankungen hochleistender Milchkühe in Deutschland“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Volker Krömker von der Hochschule Hannover, Abteilung Bioverfahrenstechnik. Ein erster Hinweis auf die Erkrankung könne sein, dass die Milch ausflockt. Euterentzündungen würden aufgrund des schnellen Handlungsbedarfs derzeit vorwiegend antibiotisch behandelt. „Milch von antibiotisch behandelten Kühen können die Betriebe nicht an Molkereien abliefern“, so Krömker. Der wirtschaftliche Verlust für die Milchviehbetriebe sei nicht zu unterschätzen. Zudem wirke das altbekannte Mittel Penicillin beispielsweise auf einen der häufigsten Mastitis-Erreger, Staphylococcus aureus, immer weniger. Der Grund: Es haben sich widerstandsfähige Keime gebildet, die gegen das Antibiotikum resistent sind.

DBU: Förderung innovativer Methoden zur Antibiotika-Verringerung
„Jeder Einsatz von Antibiotika trägt dazu bei, dass Organismen entstehen und sich vermehren, bei denen diese Antibiotika nicht mehr wirken“, gibt Dr. Hans-Christian Schaefer, DBU-Fachreferent Biotechnologie, zu bedenken. 2017 wurden nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Deutschland 733 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben, der Großteil davon werde in Nutztierställen eingesetzt. Insgesamt sei die Menge zwar gesunken – 2011 waren es noch 1.706 Tonnen –, aber ein erheblicher Teil dieser Antibiotika gelange weiterhin über Gülle und Mist in die Umwelt und fördere die Entwicklung resistenter Keime. Aufgrund der zunehmenden Gefahr, die von ihnen ausgehe, setze sich die DBU dafür ein, praxisnahe Methoden zu finden, die den Antibiotika-Einsatz in der Nutztierhaltung weiter verringern. Mit den vorliegenden Projektergebnissen sei es denkbar, häufig auf Antibiotika bei der Mastitis-Therapie zu verzichten. Die Innovation: Um die „schlechten“ Bakterien wie Staphylokokken und Streptokokken zu verdrängen, werden „gute“ Milchsäurebakterien eingesetzt. Diese würden sich auch natürlicherweise im Umfeld der milchgebenden Kuh befinden wie zum Beispiel in der Milch selbst, ohne sie krank zu machen.

Keine Unverträglichkeiten durch Behandlung mit Milchsäurebakterien
„Wir haben zunächst im Labor Milchsäurebakterienstämme isoliert und ihre hemmende Wirkung auf die Krankheitserreger getestet“, beschreibt Krömker das Vorgehen. „Wir untersuchten auch, wie sich die Stämme an Hautzellen des Zitzenkanals und des Euters anlagern und ob sie einen Biofilm bilden.“ Dies sei für das Verdrängen der krankmachenden Keime eine zentrale Eigenschaft gewesen. Die anschließenden Versuche an Kühen unter kontrollierten Bedingungen zeigten, dass der ausgewählte Milchsäurebakterienstamm das Eindringen und das Vermehren der „schlechten“ Entzündungsbakterien in der Milchdrüse bestmöglich verhindert. „Unsere Tests haben gezeigt, dass an Mastitis erkrankte Kühe durch eine derartige innovative Milchsäurebakterien-Behandlung gleichermaßen gesund werden wie durch die herkömmliche antibiotische Methode“, so Krömker. Besser noch: Es seien keine Unverträglichkeiten festgestellt worden. Weitere Untersuchungen und eine größere klinische Studie seien allerdings erforderlich, um die Wirksamkeitsdaten auf eine breitere Basis zu stellen und zum Beispiel mögliche Lager- und Anwendungsformen zu prüfen. Sollte sich ein marktfähiges Präparat entwickeln lassen, wäre ein möglicher gewinnbringender Nebeneffekt der Therapie, dass die Menge der Milch, die bei Antibiotika-Behandlung nicht in die Lieferkette gelangen darf, vermindert wird.

Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)