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AMK von Bund und Ländern beschließt gemeinsames Vorgehen zur Zukunft der Nutztierhaltung

AMK-Vorsitzende Christina Schulze Föcking: „Wir haben wichtige Richtungsentscheidungen für Landwirte, Tierschutz, Umwelt- und Naturschutz und für Verbraucher getroffen“

Bund und Länder wollen die Zukunft der Nutztierhaltung gemeinsam nachhaltig gestalten. Bei der Agrarministerkonferenz (AMK) in Münster sprachen sich Bund und Länder für eine Tierhaltung aus, die eine nachhaltige und wettbewerbsfähige landwirtschaftliche Erzeugung sicherstellt, ökologisch und sozialverträglich sein muss und ein hohes Tierschutzniveau gewährleistet. Für Verbraucher soll zeitnah eine staatliche Tierwohl-Kennzeichnung mit einer mehrstufigen Ausgestaltung eingeführt werden. Weiteres Thema war die Zukunft der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP): Im Juli soll eine Sonder-AMK zur Fortentwicklung der GAP in Düsseldorf stattfinden. Der Transport von lebenden Nutztieren aus der Europäischen Union zur Schlachtung in Drittländer soll nach Auffassung der AMK verboten werden.

„Wir haben hier in Münster eine breit gefächerte Tagesordnung bearbeitet und wichtige Richtungsentscheidungen für Landwirte, Tierschutz, Umwelt- und Naturschutz und für Verbraucher getroffen“, sagte die nordrhein-westfälische Agrarministerin und AMK-Vorsitzende Christina Schulze Föcking zum Abschluss der Konferenz. „Wir brauchen sowohl in der Tierhaltung als auch im Ackerbau eine breite Zustimmung in der Gesellschaft und einen verlässlichen Rahmen für die Landwirtinnen und Landwirte. Für eine zukunftsfähige Nutztierhaltungsstrategie müssen wir einen neuen Pakt zur Nutztierhaltung schließen, der auf Kooperation und nicht auf Konfrontation aufbaut. Es gibt eine große Bereitschaft der Landwirtschaft, sich auf den Weg zu machen. Voraussetzung dafür ist, dass dies besser honoriert wird. Lebensmittel von hoher Qualität müssen ihren Preis wert sein – und nicht preiswert im Sinne von billig. Wir haben Einigkeit erzielt, dass wir gemeinsam eine zeitnahe, einheitliche und verlässliche Kennzeichnung anstreben, die Verbrauchern eine bewusste Entscheidung ermöglicht und Haltungsformen auf einen Blick transparent macht.“

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erklärte zum Abschluss der AMK: „Heute ist ein guter Tag für den Schutz der Bienen in Deutschland und in Europa. Ich freue mich, dass die Mehrheit der Mitgliedstaaten in Brüssel gemeinsam mit uns dafür gestimmt hat, Neonikotinoide künftig nur noch in Gewächshäusern einzusetzen. Bienen sind systemrelevant – auch für den Erhalt unserer Landwirtschaft. Auf europäischer Ebene brauchen wir zukünftig weniger Bürokratie und mehr Effizienz für eine marktfähige Landwirtschaft. Denn sie produziert unsere hochwertigen Lebensmittel. Dafür werde ich mich bei der Ausgestaltung der GAP nach 2020 einsetzen. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich eine verlässliche Kennzeichnung von Tierwohl. Eine staatliche Kennzeichnung bringt Transparenz und Verlässlichkeit. Bessere Standards müssen erkennbar sein. Außerdem wollen wir die ländlichen Regionen stärken – sie sind die Kraftzentren unseres Landes und stecken voller Innovation und Dynamik. Wir werden gute Rahmenbedingungen für sie schaffen.“

Dr. Till Backhaus, Sprecher der SPD-geführten Agrarressorts und Minister für Landwirtschaft und Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern: „Ich freue mich, dass die Länder bei der Abstimmung zur Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik meinem Vorschlag gefolgt sind, eine Sonder-Agrarministerkonferenz einzuberufen. Anfang Mai wird die Kommission den mehrjährigen Finanzrahmen vorlegen. Einige Wochen später folgen die Legislativvorschläge. Wir müssen dem Grundsatz folgen: Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen. Das habe ich sowohl in diesem Kreise als auch gegenüber der Kommission und dem EU-Parlament zum Ausdruck gebracht und breite Zustimmung erfahren. Wir müssen die Gelegenheit für einen Paradigmenwechsel jetzt ergreifen, um Landwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten.“

Peter Hauk, Sprecher der unionsgeführten Agrarressorts und Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg: „Die AMK hat ein deutliches Signal in Sachen Tierschutz gesetzt und zentrale Themen zur Verbesserung der Situation unserer Landwirte angesprochen. Landwirtschaftliche Betriebe sind keine Industrieanlagen und deshalb muss beispielsweise im Konflikt zwischen Tierwohl und Umweltschutz immer der Tierschutz Vorrang haben. Die Pläne der Bundesregierung, ein Tierwohllabel einzuführen, werden von Seiten der Union klar unterstützt. „Wichtig ist für uns, dass ein Label eingeführt wird, dass dem Verbraucher Orientierung bringt, das vertrauenswürdig, kontrollierbar und umsetzbar ist. Wichtig ist aber auch, dass dieses Label schnell umgesetzt wird, unseren Landwirten einen Nutzen bringt und gleichzeitig dem Tierschutz Rechnung trägt“.

Priska Hinz, Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Hessen und Sprecherin der von Bündnis 90/Die Grünen geführten Agrarressorts: „Wir brauchen EU-weit verbindliche Regeln für die Kennzeichnung der Tierhaltungsformen, Dazu hat die Agrarministerkonferenz mit ihrem heutigen Beschluss einen ersten wichtigen Schritt getan. Wir werden die Bundesregierung darin unterstützen, jetzt zügig die rechtliche Ausgestaltung einer verbindlichen nationalen Regelung zur Kennzeichnung der Tierhaltungsformen zu erarbeiten. Das kann aber nur der Einstieg in einen weiterführenden Prozess sein. Die Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Transparenz und Klarheit. Und auch unsere landwirtschaftlichen Betriebe erwarten klare und verbindliche Leitplanken.“

Intensiv besprochen wurde auch die Zukunft des Ackerbaus: Der Bund wurde gebeten, zur Herbstkonferenz einen Zwischenbericht zur Nationalen Ackerbaustrategie vorzulegen. Die Neuausrichtung der acker- und pflanzenbaulichen Produktionsverfahren soll die Biodiversität stärken. „Besonders am Herzen liegt mir hier der Erhalt unserer blütenbestäubenden Insekten: Wir müssen die Ursachen für den zunehmenden Artenschwund angehen und durch den Aufbau solider Forschung die noch offenen Fragen klären“, sagte Agrarministerin Christina Schulze Föcking. Auch der Ausbau der Forschung und die Digitalisierung der Landwirtschaft sollen dazu beitragen, den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln wirksam zu reduzieren.

Ebenfalls hat sich die AMK nach der Sonder-AMK im Januar 2018 in Berlin erneut mit der Gemeinsamen Europäische Agrarpolitik (GAP) befasst. „Die Herausforderung des Klimawandels ist nur ein Beispiel dafür, wie dringend diese Mittel benötigt werden, um die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel zu gewährleisten“, sagte Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking. Noch vor den Sommerferien wird die Fortentwicklung der GAP im Rahmen einer Sonder-AMK beraten werden.

Des Weiteren bitten die Länder den Bund, sich im Zuge der anstehenden Beratungen zum mehrjährigen Finanzrahmen ab 2020 für eine Ausweitung des EU-Finanzierungsrahmens für das EU-Schulprogramm einzusetzen. So sollen möglichst viele Kinder mit dem Ernährungsförderungsprogramm erreicht werden.

Zum Transport von lebenden Schlachttieren in Drittländer sprach sich die Konferenz dafür aus, diese in Gänze zu verbieten. Die Länder baten die Bundesregierung, sich hierfür auf EU-Ebene einzusetzen. Vor allem sollen Maßnahmen zur Sicherstellung einer bevorzugten und kurzfristigen Rund-um-die-Uhr-Abfertigung der Tiertransporte an den EU-Außengrenzen zu Drittländern getroffen werden, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden.

Mit Sorge sehen Bund und Länder die Gefahr der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Zuletzt hatte Ungarn einen Ausbruch gemeldet. Der Bund wird gebeten, zeitnah zu einer gemeinsamen Beratung einzuladen und einen Bericht über die zu erwartenden ökonomischen Auswirkungen im Falle eines Ausbruchs vorzulegen. Zudem soll der Bund bei der EU darauf hinwirken, im Tierseuchenfall erforderliche finanzielle und administrative Rahmenbedingungen abzusichern.

Einen intensiven Austausch gab es zudem zur aktuellen Lage auf dem Milchmarkt und hier insbesondere zur Gestaltung der Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien.

Im Rahmen der Weiterentwicklung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) haben die Länder den Bund gebeten, eine Ausweitung der Risikovorsorge insbesondere für vom Klimawandel und Ernteausfälle betroffene Landwirte zu prüfen.

Quelle: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen

Offizielle Seite der Agrarministerkonferenz

Krüsken: „Fünf vor 12 für die Sauenhaltung“

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Anlässlich der Agrarministerkonferenz in Münster fordert der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, die Landwirtschaftsminister von Bund und Ländern auf, verlässliche Rahmenbedingungen für die Tierhaltung in Deutschland zu schaffen. „Vor allem für die Sauenhalter ist es fünf vor 12. Unsere Betriebe stehen voll im innereuropäischen Wettbewerb, müssen den Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration und dem Kupieren der Schwänze bewältigen und sollen nun gleichzeitig neue Anforderungen für ihre Stallanlagen umsetzen. Bei aller Notwendigkeit, die Schweinehaltung weiterzuentwickeln: Das wird viele bäuerliche Betriebe in den Ausstieg treiben und den ohnehin schon laufenden Exodus der Ferkelerzeugung in andere europäische Länder massiv beschleunigen“, erklärt Krüsken. Es gelte, ein Gleichgewicht zwischen der Investitionssicherheit für neue Ställe und für Investitionen in höhere Tierwohlstandards auf der einen und einer Perspektive für bestehende Betriebe auf der anderen Seite zu finden. Die Agrarministerkonferenz müsse dies insbesondere bei der Neuregelung der Anforderungen für Kastenstände und Abferkelbuchten und durch die Schaffung weiterer Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration berücksichtigen. „Wir brauchen praktikable Lösungen mit echtem Mehrwert für den Tierschutz“, so Krüsken

Der DBV-Generalsekretär drängt auch auf bessere Rahmenbedingungen für Investitionen in mehr Tierwohl und eine bessere Tierhaltung. Die bau- und umweltrechtliche Genehmigungspraxis sei in vielen Regionen zu einem „nahezu unüberwindbaren Hindernis“ geworden. Die Folge ist eine große Verunsicherung bei den Tierhaltern sowie eine erhebliche Beeinträchtigung der Bereitschaft zu solchen Investitionen. „Wenn es hier keine Vereinfachungen im Genehmigungsrecht gibt, ist der Weg zu mehr Tierwohl blockiert.“

Forderungspapier Download (rechts auf der Seite)

Quelle: DBV

Sauenhalter erwarten praktikable Lösung

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Niedersachsens Sauenhalter beobachten mit großen Erwartungen die in Münster tagende Agrarministerkonferenz von Bund und Ländern. Ab 1. Januar 2019 ist die betäubungslose Kastration von Ferkeln verboten, darüber diskutieren die Ministerinnen und Minister unter anderem auch. „Wir Tierhalter benötigen dringend eine praktikable Lösung. Die Politik muss jetzt umgehend die arzneimittelrechtlichen Voraussetzungen zur Anwendung der Lokalanästhesie durch den Tierhalter schaffen“, fordert Enno Garbade, Vorsitzender im Arbeitskreis Sauenhaltung im Landvolk Niedersachsen. Unter dem Namen „schwedisches Modell“ wird dieses Verfahren in dem skandinavischen Land angewandt und hat sich dort bewährt. Die Tierhalter werden dazu eigens geschult. Garbade sieht überwiegend Vorteile für diese neue Form der Ferkelkastration. Die Alternativen, wie Ebermast oder Immunokastration und auch Narkose, dagegen werden von den Handelspartnern nicht wie erforderlich umgesetzt oder führen zu Wettbewerbsnachteilen. Nach Überzeugung Garbades wurde schon viel zu lange über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten diskutiert, jetzt sind Entscheidungen gefragt. Sollten diese erneut vertagt werden, befürchtet der Verband, dass sich weitere Tierhalter zum Ausstieg aus der Sauenhaltung gezwungen sehen. Sie benötigen jetzt dringend eine Anschlusslösung, wie sie nach dem Verbot der betäubungslosen Kastration ab 2019 handeln sollen.

Garbade verweist unter anderem auf das Magdeburger Kastenstandurteil sowie die Diskussion um lange Ringelschwänze, die ebenfalls erhebliche Verunsicherung ausgelöst haben. „Wer als Sauenhalter heute einen Stall bauen will, bekommt keine verlässliche Antwort, wie dieser aussehen soll, damit er in zwei, zehn geschweige denn 20 Jahren noch den Anforderungen des Tierschutzes entspricht“. Viele Betriebsleiter würden darauf mit ihrer eigenen Entscheidung reagieren und aus der Sauenhaltung aussteigen. So hat sich in Niedersachsen die Zahl der Sauenhalter von 2010 bis November 2017 von 3.400 auf nur noch 1.800 fast halbiert. Nur etwa jedes zweite hierzulande benötigte Ferkel stammt aus eigener Zucht. „Diese Entwicklung ist aus verschiedensten Blickwinkeln äußerst bedauerlich, unsere Sauenhalter benötigen endlich wieder verlässliche Rahmenbedingungen“, sagt Enno Garbade und erwartet von den in Münster tagenden Agrarministern dazu die richtigen Beschlüsse.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Friedrich-Otto Ripke: „Ohne Bauernwohl kein Tierwohl“

Die deutsche Geflügelwirtschaft fordert die Unterstützung der Politik bei der Finanzierung tierwohlfördernder Maßnahmen. „Ohne Bauernwohl kein Tierwohl“ – auf diese prägnante Formel brachte es Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG), beim Politischen Frühstück der Geflügelwirtschaft gestern im Reichstagsgebäude. „Wenn wir alles selber bezahlen müssen, werden wir im Wettbewerb untergehen“, prognostizierte Ripke für den Fall fehlender Unterstützung ein Höfesterben nicht gekannten Ausmaßes und forderte die Beteiligung der Verbraucher an den Mehrkosten: „Tierschutz als Staatsziel ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft.“ Mit Blick auf ein staatliches Tierwohllabel bedeute dies zwingend den langfristig gesicherten und vollständigen Ausgleich der Mehraufwendungen für Tierhalter und Unternehmen. „Sie tragen Verantwortung nicht allein für die Nutztiere, sondern auch für die Nutztierhalter in Deutschland“, appellierte Ripke an die rund 20 anwesenden Agrarpolitiker. „Schützen Sie uns deutsche Tierhalter!“

Im Kreise der Parlamentarier erneuerten die Spitzenvertreter der deutschen Geflügelwirtschaft ihr Bekenntnis zu einem staatlichen Tierwohllabel. Dies jedoch unter klar umrissenen Voraussetzungen: So muss ein staatliches Tierwohllabel aus ZDG-Sicht außer dem Ausgleich der Mehraufwendungen eine Herkunftskennzeichnung umfassen und verpflichtend für alle Vermarktungswege gelten – auch für das bei Tierwohlmaßnahmen bislang völlig unberücksichtigt gebliebene große Marktsegment der Gastronomie.

Thema Export: „Wir brauchen die intensive Unterstützung der Bundesregierung“
Mit Blick auf den Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken mahnte Ripke zu Vorsicht bezüglich eines allzu ambitionierten Zeitplans: „Deutschland ist weltweit am weitesten mit der Entwicklung der Verfahren zur In-ovo-Geschlechtserkennung – noch gibt es aber kein praxisreifes Verfahren.“ Das Bekenntnis der Branche zum Ausstieg aus dem Kükentöten bei praxistauglichen Alternativen gelte uneingeschränkt, betonte Ripke: „Wir wollen das Problem zeitnah gelöst haben – und das wird gelingen.“

Ein deutlich intensiveres Engagement der Bundesregierung bei dem für die Branche so wichtigen Thema Export forderte ZDG-Präsidiumsmitglied Paul-Heinz Wesjohann für die Unternehmen der Schlachtgeflügelwirtschaft ein. Konkret für die Aushandlung eines staatlichen Veterinärabkommens mit China – welches in der Zuständigkeit der Bundesregierung liegt und Voraussetzung für spätere Exporte ist – brauche die Branche die intensive Unterstützung der Bundesregierung, auch durch verstärkte personelle Präsenz bei den relevanten chinesischen Stellen. China sei der Schlüssel zur Öffnung der asiatischen Märkte, so Wesjohann: „Flügel, Füße, Innereien – gerade die in Deutschland weniger geschätzten Teilstücke sind in China heiß begehrt.“ Eine Vermarktung dieser Teilstücke als Lebensmittel statt als Tierfutter bringe höhere Deckungsbeiträge für die Landwirte und sei als Verwertung des ganzen Tieres ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit.

Putenhaltung: „Lassen Sie uns endlich zu EU-weit einheitlichen Regeln kommen!“
ZDG-Vizepräsident Thomas Storck, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger e. V. (VDP), forderte die Unterstützung bei der Durchsetzung einer EU-Putenhaltungsverordnung auf Grundlage der deutschen Puten-Eckwerte ein. Die auf das Tierwohl ausgerichteten, mit Wissenschaft, Tierschutz und Praktikern ausgearbeiteten Eckwerte seien mit ihrem Gesundheitskontrollprogramm weltweit einzigartig und optimal als Vorbild einer EU-Verordnung geeignet. „Lassen Sie uns gemeinsam das Jahr 2019 zur Vorbereitung nutzen, um unter deutscher Ratspräsidentschaft 2020 endlich zu EU-weit einheitlichen, verbindlichen Regeln zu kommen“, appellierte Storck an die Agrarpolitiker. „Nur so können wir Wettbewerbsnachteile für die deutschen Putenhalter vermeiden.“

„Wir Tierhalter sind Tierschützer“, rückte ZDG-Vizepräsident Rainer Wendt, Vorsitzender des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger e. V. (BVH), das hohe Verantwortungsbewusstsein der Geflügelhalter für ihre Tiere in den Fokus. Um ein Mehr an Tierwohl umsetzen zu können, müsse es den Betrieben aber auch möglich gemacht werden, in neue Stalltechnik investieren zu können. „Wir brauchen Entwicklungs- perspektiven für die Tierhaltung in Deutschland“, forderte Wendt mit Blick auf die Auflagenflut bei Stallneubauten, lange Genehmigungsverfahren und ein hohes Maß an Bürokratie.

Für den Bundesverband Deutsches Ei e. V. (BDE) schilderte Vorsitzender Henner Schönecke Anstrengungen und Erfolge der Legehennenhalter bei dem freiwilligen Ausstieg aus dem Schnabelkürzen. „Wir sind stolz darauf, diese Herausforderung gepackt zu haben – und zwar ganz ohne neue Gesetze oder Verordnungen“, verwies Schönecke auf die mit dem Bundesministerium getroffene freiwillige Vereinbarung. „Es braucht nicht immer starres Ordnungsrecht, in uns hat die Politik einen verlässlichen Partner“, hob Schönecke Veränderungsbereitschaft und Innovationskraft der Branche hervor.

Quelle: ZDG

Agrarministerkonferenz in Münster beginnt: Otte-Kinast fordert Planungssicherheit für Sauenhalter

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Die Agrarminister aus Bund und Ländern treffen sich ab morgen (Donnerstag) zu ihrer Frühjahrstagung in Münster. Erstmals trifft Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast auf die neue Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Die Tagesordnung der Konferenz umfasst 46 Punkte. Dabei geht es unter anderem um die Zukunft der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP), die Entwicklung einer gemeinsamen Ackerbaustrategie, die Zukunft der Nutztierhaltung, den Schutz der Biodiversität und die Digitalisierung.

Für Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast steht die Sauenhaltung im Fokus: In den letzten zehn Jahren verringerte sich die Zahl der Sauenhalter in Niedersachsen um 60 Prozent. „Es ist unser klares Ziel, dass es weiterhin Ferkel aus Niedersachsen gibt“, betonte die Ministerin und forderte klare Rahmenbedingungen. Man habe starke Familienbetriebe und regionale Partnerschaften zwischen Landwirten, die es zu erhalten gelte.

„Die Umsetzung des Magdeburger Urteils stellt eine große Herausforderung dar“, sagte Otte-Kinast. Bund und Länder haben ein Arbeitspapier erstellt, das nun in Münster diskutiert werden soll. Dabei geht es um die Größe des Kastenstandes und den Aufenthalt der Sauen im Kastenstand.

Das Bund hat signalisiert, kurzfristig einen Vorschlag zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vorzulegen. „Niedersachsen begrüßt diese Ankündigung sehr. Unsere Landwirte benötigen endlich Planungssicherheit“, erklärte Otte-Kinast.

Außerdem wird sie den Ausstieg aus der Ferkelkastration ansprechen. Zum 1. Januar 2019 ist das betäubungslose Kastrieren verboten. „Ob der sogenannte vierte Weg auch für Deutschland eine Lösung sein kann, ist noch nicht abschließend geklärt. Wir brauchen aber auch hier dringend Antworten vom Bund, damit unsere Landwirte danach handeln können“, stellte Otte-Kinast klar.

Weitere wichtige Themen aus niedersächsischer Sicht: Die inzwischen bis nach Ungarn vorgerückte Afrikanische Schweinepest (ASP) und der Umgang mit dem Wolf.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Weitere Infos zur Agrarministerkonferenz auch hier

APOLLO, die (R)Evolution in der Fütterung von Broilern

Ende April führt ForFarmers europaweit das neue Fütterungskonzept für Broiler APOLLO ein. Apollo ist die Weiterentwicklung des bewährten Forza Futterprogrammes für Broiler. Mit dieser (R)Evolution bietet ForFarmers Hähnchenmästern eine Futterlösung, die auf ein vitales Wachstum ausgerichtet ist. Erstmalig kommen dabei auch intelligente Futterwechsel zum Einsatz. Sie sollen gezielt den Stress für die Tiere reduzieren.

Moderne Genetiken mit hohem Wachstumspotenzial und Anforderungen an eine Senkung oder gar den Verzicht auf Antibiotika – das sind die Herausforderungen, vor denen der Geflügelsektor steht. Gleichzeitig müssen auch Wirtschaftlichkeit und der Arbeitsaufwand für den Broilermäster stimmen. Vor diesem Hintergrund entwickelte ForFarmers jetzt das neue Fütterungskonzept „Apollo“.

Guter Start und intelligente Futterwechsel
Eine gesunde Magen-Darm-Flora, robuste Beine und gesunde Fußballen standen bei der Entwicklung von Apollo im Fokus. Sie bieten die Grundlage für die Erzielung hoher Endgewichte bei geringen Verlusten und einer niedrigen Futterverwertung. Dafür bietet das neue Sortiment ein 3-Phasen-Futterprogramm sowie einen neuen Prestarter an.

„Ein guter Start ist essenziell für ein gesundes Wachstum und das Erreichen bester Ergebnisse. Dies wird durch den Apollo Prestarter sichergestellt, der die Küken in den ersten 100 Stunden mit allen erforderlichen Nährstoffen versorgt. Durch intelligente Futterwechsel wollen wir zudem den Stress für die Tiere in sensiblen Momenten, beispielsweise mit hohem Kokzidien-Druck, senken. Dies sorgt nicht nur für trockene Einstreu und gesunde Fußballen der Tiere, sondern auch für eine gesunde Lebens- und Arbeitsumgebung für Mensch und Tier gleichermaßen“, erläutert Joost Sparla, Technical & Marketing Director Poultry bei ForFarmers.

Vier Futterlinien
Apollo sichert vom ersten Lebenstag ein optimales Wachstum der Broiler. Durch vier unterschiedliche Futterlinien ist eine betriebsindividuelle Anpassung möglich (Optima, Maxima FeetFit und Prima). Alle neuen Apollo Linien sind ab Ende April in Deutschland verfügbar.

Quelle: ForFarmers

Weltweite Aktion OPSON VII: Illegale Praktiken zur Rotfärbung von Thunfisch aufgedeckt

Bei der diesjährigen von Europol und INTERPOL koordinierten Operation OPSON VII wurden in Deutschland 15 Betrugsfälle illegal gefärbten Thunfischs festgestellt. Dies teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute in Berlin mit. In zehn weiteren europäischen Staaten wurden Betrugsfälle aufgedeckt. OPSON wird einmal jährlich mit dem Ziel durchgeführt, Lebensmittelbetrug weltweit zu bekämpfen und die zwischenbehördliche Zusammenarbeit zu stärken. Bei der aktuellen Operation OPSON VII schlossen sich erstmals elf europäische Staaten zusammen, um ein gemeinsames Schwerpunktthema – die illegale Rotfärbung von Thunfisch – zu verfolgen. Von deutscher Seite beteiligten sich neben den Lebensmittelbehörden von Bund und Ländern auch der Zoll und das Bundeskriminalamt an der Operation.

Bei einer zweiwöchigen Schwerpunktaktion Anfang Februar untersuchten die Lebensmittelüberwachungsbehörden in Deutschland bei 205 Kontrollen 155 Tonnen frischen und gefrorenen Thunfisch auf illegale Färbung. Für den Zoll lag der Schwerpunkt bei der Einhaltung der zollrechtlichen Bestimmungen beim Import von Thunfisch. Hierzu wurden unter anderem an den Grenzzollstellen in Hamburg und am Frankfurter Flughafen 242 Kontrollen durchgeführt. Der Zoll und die Lebensmittelüberwachung arbeiteten dabei eng zusammen.

Von der Lebensmittelüberwachung konnten in 15 Fällen irreführende Praktiken nachgewiesen werden, die von illegaler Behandlung des Thunfischs mit Kohlenmonoxid und Nitrat bzw. Nitrit über erhöhte Konzentrationen an Ascorbinsäure bis hin zu undeklarierten Inhaltsstoffen reichten. Bei den vom Zoll kontrollierten Sendungen mit Thunfisch wurden keine Auffälligkeiten festgestellt.

Die Ermittlungen der Lebensmittelüberwachung sind noch nicht abgeschlossen, auch weil europa- und weltweit Informationen zu den Fällen eingeholt werden, welche das BVL als nationale Kontaktstelle über das europäische Meldesystem für Lebensmittelbetrug (AAC-System) weiterleitet. Wenn feststeht, auf welcher Handelsstufe betrügerische Manipulationen stattgefunden haben, kann zielgerichtet dagegen vorgegangen werden. Die Europäische Kommission hat die EU-Mitgliedstaaten aktuell gebeten, die Kontrollen zu illegaler Färbung von Thunfisch zu verstärken. Beim Vorliegen aller Ergebnisse wird auf europäischer Ebene ein Gesamtbild zu Ausmaß und Strukturen beim Thunfischbetrug erstellt. Weitere Folgemaßnahmen können, auch über das Ende der Operation OPSON VII hinaus, ergriffen werden.

Lebensmittelbetrug bei Thunfisch ist ein bekanntes, jedoch sehr schwer zu durchdringendes Phänomen. Die Methoden zur Manipulation sind vielfältig und erfordern zum Teil ein ausgereiftes lebensmitteltechnologisches Wissen. Die ursprüngliche Farbe von Thunfischfleisch ist rot. Während der Alterung nach dem Fang verliert das Fleisch seine Rotfärbung und wird braungrau. Durch illegale Zusätze oder Behandlungen kann die rote Farbe jedoch stabilisiert werden. So gelingt es, dem Thunfischfleisch eine dauerhafte rote Färbung zu geben.

Dem Verbraucher wird eine unter Umständen nicht mehr vorhandene Frische vorgetäuscht. Zur Gesundheitsgefahr kann dies werden, wenn das ältere Fischfleisch hohe Mengen an Histamin aufweist. Aufgrund der Rotfärbung kann das ältere Fleisch nicht als solches identifiziert werden.

Beteiligte an OPSON VII

Die deutsche Beteiligung an der aktuellen Operation OPSON VII wurde vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) koordiniert. An OPSON VII waren die Lebensmittelüberwachungsbehörden aus Bayern, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sowie der Zoll und das Bundeskriminalamt aktiv beteiligt. Die Länder Bremen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz nahmen als Beobachter teil. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stellte die Abfertigungsdaten für die Thunfischimporte zur Verfügung. Das Max Rubner-Institut (MRI) beriet die Teilnehmer mit seiner Expertise zu Lebensmittelbetrug im Fischsektor.

Die Europäische Kommission hatte vor der Operation konkrete Hinweise erhalten, dass Thunfisch illegal eingefärbt wird, und diese über das europäische Food Fraud Netzwerk verbreitet. Eine im Herbst letzten Jahres vereinbarte Kooperation zwischen dem schweizerischen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und dem BVL führte erstmalig in der Geschichte von OPSON zu einem Zusammenschluss von elf Staaten zu einer gemeinsamen Schwerpunktaktion – der Aufdeckung illegaler Praktiken bei der Rotfärbung von Thunfisch. Neben den beiden Initiatoren der Zusammenarbeit, Deutschland und Schweiz, beteiligten sich auch Frankreich, Italien, Liechtenstein, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Spanien, Ungarn und Großbritannien an der Schwerpunktaktion.

Koordiniert wurde die Aktion durch Europol. Die Europäische Kommission unterstützte die Staaten maßgeblich bei der Planung und Durchführung der gemeinsamen Operation. Weltweit haben sich insgesamt 67 Staaten mit verschiedenen Untersuchungszielen an OPSON VII beteiligt.

Hintergrundinformation

Mit der weltweiten Aktion OPSON gehen Europol und INTERPOL seit dem Jahr 2011 koordiniert gegen Lebensmittelbetrug vor. Das übergeordnete Ziel gemeinsamer OPSON-Schwerpunktoperationen ist der Aufbau und die Stärkung der zwischenbehördlichen Zusammenarbeit der für Lebensmittelüberwachung und Verbraucherschutz zuständigen Behörden mit den Strafverfolgungsbehörden und dem Zoll sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Deutschland beteiligt sich seit OPSON V (2015/2016) an den Operationen.

Informationen zu der deutschen Beteiligung an OPSON VII

Wo Honigbienen zu Hause sind

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Nur die Wenigsten wissen von natürlich nistenden Bienenvölkern. Deren Wohnungen sind kaum erforscht. Wissenschaftler der Universität Würzburg wollen das nun ändern.

Der Nationalpark Hainich in Thüringen ist einer der größten zusammenhängenden Laubwälder in Mitteleuropa. Neben Buchen gibt es dort verschiedene Ahorn- und Lindenarten, die reiche Nektar- und Pollenquellen für Honigbienen und andere bestäubende Insekten darstellen. Die Wälder des Biosphärengebiets Schwäbische Alb haben ein detailliertes Verzeichnis von Bäumen mit Schwarzspechthöhlen. Verlassene Schwarzspechthöhlen können für Wildbienen geeigneten Unterschlupf bieten. Beide Wälder wurden bisher noch nie systematisch auf die Besiedlung durch Honigbienen untersucht.

Zudem sind bisher “Bienenbäume”, die natürlichen Wohnungen von Bienen, kaum erforscht, und es gibt keine wissenschaftlichen Daten aus Europa über wild lebende Bienenkolonien, die ohne menschliches Eingreifen in Wäldern leben. Benjamin Rutschmann und Patrick Kohl, Wissenschaftler von HOneyBee Online Studies (HOBOS), ein Honigbienenprojekt an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie an der JMU wollen das ändern und haben sich im Wald auf die Suche nach wild lebenden Honigbienen gemacht.

Buchenwälder als Zuhause für wild lebende Honigbienen

Im Nationalpark Hainich und im Biosphärengebiet Schäbische Alb, haben sie die Bienen gezählt und die Koloniedichte erfasst. Eine für Honigbienen geeignete Höhle benötigt ein Volumen von mindestens 20 Liter, damit die Bienen genug Honig zum Überwintern horten können. Schwarzspechte können Baumhöhlen solcher Größe schaffen, sodass deren verlassene Wohnungen eine wichtige Ressource für Honigbienen in bewirtschafteten Wäldern darstellen könnten.

In den Buchenwäldern des Biosphärengebiets Schwäbische Alb untersuchten die Wissenschaftler deshalb knapp 100 Habitatbäume mit alten Schwarzspechthöhlen auf das Vorkommen von Honigbienenvölkern. Sieben Prozent dieser Buchen waren von Honigbienen besetzt. “Wenn Habitatbäume mit Schwarzspechthöhlen in bewirtschafteten Wäldern geschützt werden, hilft das womöglich auch den wild lebenden Honigbienen, welche bis zum jetzigen Zeitpunkt komplett ohne Schutz dastehen”, sagt Benjamin Rutschmann.

Im Hainich verfolgten Kohl und Rutschmann die Heimflugrouten von Bienen, welche an künstlichen Futterstellen sammelten. Auf diese Weise entdeckten sie zahlreiche Bienenbäume im Nationalpark.

Bienenkolonien leben nicht nur am Waldrand

Benjamin Rutschmann und Patrick Kohl fanden heraus, dass wild lebende Honigbienenvölker regelmäßig in Baumhöhlen in naturnahen Buchenwäldern mit Dichten von mindestens 0,11 bis 0,14 Kolonien pro Quadratkilometer leben. Die Dichte von natürlich nistenden Kolonien in abgelegenen Wäldern ist also gering, und Kolonien nisten einzeln, in weit voneinander getrennten Baumhöhlen. Allerdings ist die Verteilung der Bienenkolonien nicht auf die Waldränder beschränkt. Die Tiere leben auch tief im Wald, im Hainich auch mehrere Kilometer vom nächsten Bienenstand entfernt.

Um zu testen, wie weit Bienenschwärme von “Imkervölkern” am Waldrand in das Waldgebiet eindringen, simulierten Kohl und Rutschmann solche Ereignisse und beobachteten am Waldrand aufgestellte Schwärme. Die Bienentänze der Spurbienen zeigten ihnen, dass die Bienen vor allem in einem Umkreis von maximal 500 Metern Höhlen suchen. Diese Höhlen befinden sich größtenteils außerhalb des Waldes oder am Waldrand. Dieses Ergebnis legt nahe, dass tiefer im Wald befindliche Bienenbäume nicht direkt von entflohenen Schwärmen besiedelt wurden. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass Schwärme das Innerste des Waldes in mehreren Schritten, über mehrere Jahre hinweg besiedelt haben.

Die Studie liefert den Startpunkt für eine genaue Erforschung der Populationsdynamik und Ökologie dieser wild lebenden Honigbienen in Europäischen Waldgebieten. “Schon jetzt deutet unsere Studie an, dass immer eine gewisse Anzahl von Bienenvölkern wild in Waldgebieten leben. Das heißt: Egal wie lange das einzelne Bienenvolk im Wald überdauert, ständig werden wild lebende Honigbienen mit anderen Waldbewohnern interagieren. Dieser Aspekt der Honigbienenbiologie ist weitgehend unerforscht”, sagt Patrick Kohl.

BEEtrees-Projekt

Im Rahmen des BEEtrees-Projekts werden natürlich nistende Honigbienenvölker in Europa erforscht. Die Wissenschaftler wollen deren Häufigkeit und geographische Verteilung erfassen, sowie das Nestklima und das Mikro-Ökosystem in den Baumhöhlen untersuchen. Zudem interessieren sie sich für deren Überlebensraten, die Volksgröße, die Schwarmneigung, den Parasitenbefall sowie auch deren Gesundheitszustand.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Verbraucher zahlen mehr, wenn sie wissen, woher ihr Schweinefilet kommt

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Beim Kauf von Schweinefleisch sind die Verbraucher sehr an Informationen über die einzelnen Betriebe interessiert, in denen die Schweine gehalten wurden, und sie sind bereit, mehr für diese Informationen zu zahlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Wageningen Economic Research, die bei Verbrauchern in den Niederlanden, in Deutschland und im Vereinigten Königreich durchgeführt wurde. Die Verbraucher wollen in erster Linie Informationen darüber, wie die Schweine gehalten werden.

Mehr als die Hälfte der niederländischen Verbraucher wählen Produkte mit Quelleninformationen und einem höheren Preis. Dies wurde für Schweinehack, Schweinekoteletts und Schweinefilet untersucht. Deutsche und englische Konsumenten haben in etwa die gleiche Zahlungsbereitschaft, während der Hinweis, dass das Produkt aus den Niederlanden kommt, die Bereitschaft für Deutsche und Briten etwas zu senken scheint. Diese Zahlungsbereitschaft beläuft sich auf rund 13 Cent pro Kilogramm Schweinefleisch, was in etwa den Mehrkosten entspricht, die in der Lieferkette anfallen, um gewährleisten zu können, dass das Fleisch aus den einzelnen Betrieben stammt. Die Ergebnisse sind solide: Für Verbraucher sind Informationen über Tierschutz und Gesundheit wichtig. Informationen zu Herkunft und Umwelt sind weniger wichtig. Die Verbraucher haben wenig Interesse daran, wie Schweine transportiert oder geschlachtet werden.

Die Informationen können am besten auf dem Produkt oder am Ort des Kaufs mitgeteilt werden. Die Arbeit mit einem QR-Code oder einer App war bei den Verbrauchern in allen drei Ländern, in denen recherchiert wurde, gering. Außerdem haben sich nur wenige Verbraucher bemüht, die Informationen auf der Website zu finden. Die Verbraucher schätzen jedoch, dass diese Option angeboten wird. Dies gibt den Verbrauchern offensichtlich genug Vertrauen, dass sie die Informationen nicht wirklich suchen. Für niederländische Verbraucher erhöht das Image des Ladens selbst und ein Logo auf der Verpackung die Bereitschaft, mehr zu bezahlen. Wenn sich der Verbraucher als preisbewusster Käufer fühlt, sinkt die Bereitschaft, mehr für Informationen zu bezahlen.

Transparenz in der Lieferkette

Die Schweinefleisch-Lieferkette möchte ein positives Image und Vertrauen in die Verbraucher fördern, indem sie verantwortungsvoll und sorgfältig agiert, ihre Arbeitsmethoden sichert und die Verbraucher proaktiv informiert. Dies steht im Einklang mit dem, was ein großer Teil der Verbraucher für angemessen hält und angemessen behandelt werden muss. Die Lieferkettenparteien sehen den direkten Kontakt zwischen Verbrauchern und Schweinehaltern an Tagen der offenen Tür und in Ställen als das am besten geeignete Format für den Austausch von Informationen über die Schweinehaltung und die Lieferkette an. Der Nachteil ist, dass die Anzahl der Kunden, die erreicht werden, begrenzt ist. Die Lieferkettenparteien erkennen auch die potenziellen Nachteile größerer Transparenz, zum Beispiel, dass einzelne Unternehmer die Ziele von Protestgruppen werden.

Hintergrund der Studie

Die Studie wurde vom niederländischen Ministerium für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität in Auftrag gegeben.

Quelle: Wageningen Universität

Afrikanische Schweinepest: BbT fordert eindeutiges Bekenntnis zu erweiterten veterinärrechtlichen Eingriffsmöglichkeiten

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Der Präsident des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT), Holger Vogel, fordert noch vor der parlamentarischen Sommerpause rechtliche Nachbesserungen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Ein klares Bekenntnis der Agrarministerkonferenz dazu auf der Sitzung in der nächsten Woche wäre ein wichtiger Schritt, um dieses Ziel zu erreichen.

„Die ASP wird die zuständigen Behörden vor bisher in der Seuchenbekämpfung nicht gekannte Probleme stellen“, so Vogel. Dies gelte insbesondere bei einem Ausbruch bei Wildschweinen, die für die Seuche genauso empfänglich sind wie Hausschweine. „Unser Tiergesundheitsrecht ist zu sehr auf die Seuchenbekämpfung bei Haustieren zugeschnitten“, betont Vogel. Bei der Wildschweinepest müsse man ähnlich rigide Maßnahmen anordnen können wie in Tschechien. Dort habe man eine sog. Hochrisikozone von wenigen Dutzend km2 durch Umzäunung abgeschottet, um ein Auswandern der Wildschweine in bisher freie Gebiete zu verhindern. Ferner habe man grundsätzlich das Betreten dieser Zone untersagt. Letztlich seien alle Wildschweine in dieser Zone durch Hinzuziehung von Polizeikräften ausgemerzt worden.

Das Beispiel zeige, dass man hierzulande nicht ausschließlich auf die Zusammenarbeit von Jägerschaft und Behörden angewiesen sein dürfe. So ist aber das derzeitige Jagd- und Veterinärrecht ausgelegt. „Wir wissen, dass wir der Jägerschaft, aber auch der Bevölkerung insgesamt viel zumuten. Das ist aber erforderlich, um überhaupt eine realistische Chance der Seuchentilgung bei Wildschweinen zu haben und dauerhaftes Tierleid durch immer wieder neu erkrankte und unter schlimmen Bedingungen an der Seuche verendende Wildschweine zu vermeiden“, begründet Vogel die Forderung des Bundesverbandes.

Quelle: BbT