Start Blog Seite 41

Eine effektive Alternative zum Schnabelkürzen bei Puten

0

Puten wird der Schnabel gekürzt, um die Folgen von Federpicken und Kannibalismus zu reduzieren. Die Prozedur ist schmerzhaft und kann die Fähigkeit der Tiere beeinträchtigen, ihre Schnäbel normal zu verwenden, zu schließen und zu bewegen. Schleifscheiben* bieten eine mögliche Alternative. Die Scheiben ahmen die natürliche Abstumpfung der Schnabelspitze nach, die auftreten würde, wenn Puten auf grobem Sand, Kies und Gestein picken würden.

In einer Studie aus Deutschland wurde untersucht, ob sie als Alternative zur Schnabelbehandlung bei Puten verwendet werden können. Der Hälfte der Studienpopulation (n=300) wurde mit Infrarot-der Schnabel gekürzt, die andere Hälfte (n=300) wurde nicht behandelt, sondern erhielt stattdessen Schleifscheiben am Boden ihrer Futterschale. Es wurden Leistungsindikatoren (z. B. Gewicht, Mortalität, Verwurf), Tierwohlindikatoren (z. B. Gefiederqualität, Hautläsionen) und Schnabelmessungen erfasst. Die Struktur der Schnäbel wurde auch post mortem mikroskopisch (Histologie) untersucht.

Schnabelbehandelte Truthähne zeigten histologische Hinweise auf gestörtes Nervengewebe und Narbengewebe, was auf Schmerzen und eine veränderte Funktion hindeutet. Truthähne ohne Behandlung zeigten keine histologischen Veränderungen, mit Ausnahme eines Truthahns mit einer Entzündung der Schnabelspitze. Es gab keinen signifikanten Unterschied bei der Verletzungsrate oder den Leistungsindikatoren zwischen beiden Gruppen. Insgesamt zeigte diese Studie, dass Schleifscheiben eine effektivere, tierschonende Alternative sind, um Verletzungen durch Federpicken vorzubeugen. Die Studienautoren empfehlen, ihre Verwendung weiter zu untersuchen, um das Wohlergehen der Puten zu verbessern.

* Handelsübliche 30-Korn-Estrich-Schleifscheiben

Originalstudie
Grün S, Damme K, Müller M et al (2021) Welfare and performance of three turkey breeds—comparison between infrared beak treatment and natural beak abrasion by pecking on a screed grinding wheel. Animals 11, 2395.

WEDA bietet hygienische PVC-Buchten in Holzoptik an

0

Erster Ökobetrieb rüstet seinen offenen Biostall um
Landwirtschaftliche Betriebe aus dem ökologischen und konventionellen Sektor legen gleichermaßen viel Wert auf individuelle, hygienische Haltungsbedingungen. In der Schweinehaltung werden daher zunehmend Stallkonzepte nachgefragt, welche die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere im Blick haben. Dies gilt erst recht in Zeiten, in denen sich weltweit neuartige Infektionskrankheiten ausbreiten. Auf diese spezifischen Anforderungen der Halter reagiert WEDA Dammann & Westerkamp und bietet seine hygienischen Buchtenwände und -module als einziger Hersteller in natürlicher Holzoptik an.

Höchste Hygiene-Standards erreichbar
Bislang wurden Buchten im konventionellen Bereich mit den üblichen blauen oder grauen Hart-PVC-Brettern ausgestattet. In der ökologischen Landwirtschaft haben Betreiber dagegen oftmals Holz eingesetzt. „Echtholz hat jedoch den Nachteil, dass sich Schmutz und Bakterien im Gewebe festsetzen. Mit unseren neuen Kunststoff-Brettern in Holzoptik können die Hygiene-Standards unter ökologischen Haltungsbedingungen dagegen ganz einfach erreicht werden, weil nach der Reinigung nichts haften bleibt“, argumentiert WEDA-Entwicklungsleiter Ralf Meyer.

Leicht zu montieren und UV-beständig
Die Buchtenmodule in Holzoptik vereinen somit die besten Eigenschaften beider Materialien. Hinzu kommt, dass die neuen Holzoptik-Bretter sehr leicht zu montieren sind. „Überdies ist deren Ober-fläche UV-beständig. Somit ist das Material auch ideal für offene Ställe mit Außenauslauf geeignet“, sagt Ralf Meyer. Die Mehrkosten sind dagegen gering.

Angebot auf Hy.Board-Module ausgeweitet
Daher hat sich der niedersächsische Spezialist für Schweinehaltung entschieden, dieses Angebot auch umgehend auf die flexiblen, hygienischen Hy.Board-Module auszuweiten, deren Seiten zusätzlich noch verschweißt sind. Diese Buchten-Wände aus PVC wurden eigens für WEDA entwickelt und sind in individuellen, anpassbaren Größen erhältlich. Auch die Hy.Boards lassen sich einfach und schnell montieren und reinigen.

Erster Ökobetrieb mit Holzoptik ausgestattet
Als erstes Projekt hat WEDA den Ökobetrieb ‚Arche Wilhelminenhof‘ aus dem niedersächsischen Bakum mit den innovativen Holzoptik-Buchten innerhalb kürzester Zeit ausgerüstet. Hier wurden die kompletten Buchten des offenen Stalls mit Außenauslauf ausgestattet. „Das neue Material sowie der Look fügen sich perfekt in unser bestehendes Konzept ein, das ist ein komplett anderer Blick“, freut sich Betreiberin Angelika Balz. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass andere Komponenten, wie etwa die Gatter, aus Edelstahl bestehen. „Und die sind, genau wie die Buchten, ebenfalls ganz einfach zu reinigen, sodass unser ganzer Hof jetzt den höchsten Hygienestandards entspricht“, resümiert Angelika Balz zufrieden.

Quelle: WEDA Dammann & Westerkamp

Geflügelpest: Jetzt betriebliche Biosicherheit prüfen und verstärken

0

In seiner aktuellen Risikoeinschätzung stuft das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) das Risiko des Aufflammens der Geflügelpest in der Wildvogelpopulation sowie des Wiedereintrags des Virus durch den herbstlichen Vogelzug als hoch ein. Auch das Risiko einer Ausbreitung des Virus in der Wildvogel- und Wasservogelpopulation schätzt das Institut als hoch ein. Darauf macht das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aufmerksam. In seiner letzten Risikoeinschätzung im Juni hatte das FLI das Risiko der Ausbreitung des Geflügelpest-Virus in der Wasservogelpopulation noch als gering bis mäßig eingestuft. Mit der Verbreitung von Geflügelpest-Viren bei Wildvögeln steigt auch die Gefahr einer Einschleppung in Hausgeflügelbestände. Geflügelhalter sollten daher jetzt die betriebliche Biosicherheit prüfen, optimieren und konsequent umsetzen. Auch Hobby-Geflügelhalter, z.B. Rassegeflügelzüchter, sollten erhöhte Vorsicht walten lassen. Es gilt, den direkten und indirekten Kontakt von Haus- und Wildvögeln unbedingt zu vermeiden. Auch beim Zukauf von Geflügel bei reisenden Händlern sollte darauf geachtet werden, ausschließlich gesunde Tiere zu erwerben.

Von Ende Oktober 2020 bis April 2021 war Deutschland vom bisher stärksten Geflügelpest-Seuchenzug betroffen. Ein Schwerpunkt des Seuchenzuges lag mit 71 Ausbrüchen der Geflügelpest beim Hausgeflügel in Niedersachsen, dem geflügelstärksten Land in Deutschland. Der letzte Ausbruch der Geflügelpest in Deutschland wurde im Juni 2021 in einer kleinen Geflügelhaltung im Landkreis Osnabrück festgestellt.

Anders als in der Vergangenheit ist in diesem Sommer das Virus der Geflügelpest nicht aus der Wildvogelpopulation in Europa verschwunden.

Das Virus wurde über die Sommermonate mehrfach bei Wasser- und Greifvögeln in den nordeuropäischen Ländern nachgewiesen. Auch in Niedersachsen wurde das Geflügelpest-Virus im Juni und Juli vereinzelt bei Wildvögeln festgestellt. Ausbrüche der Geflügelpest gab es in den Sommermonaten auch beim Hausgeflügel: Am 24. August wurde die Geflügelpest bei gehaltenen Vögeln in den Niederlanden und am 2. September bei gehaltenen Vögeln in Belgien nachgewiesen. Ein Ausbruch der Geflügelpest in einer kleinen Geflügelhaltung in Luxemburg steht in Zusammenhang mit dem Ausbruch in Belgien und wurde vermutlich durch Handelsaktivitäten verursacht. Außerdem lassen Nachweise der Geflügelpest im westlichen Teil Russlands und Fälle bei Wildvögeln in der Nähe der Grenze zu Nordkasachstan befürchten, dass sich Geflügelpest-Viren im Zusammenhang mit dem Herbstzug von Wasservögeln wie im vergangenen Jahr erneut nach Europa ausbreiten.

Weitere aktuelle Informationen zur Geflügelpest und zu Biosicherheitsmaßnahmen sind ebenso wie die aktuelle Risikoeinschätzung des FLI auf der Seite www.tierseucheninfo.niedersachsen.de verfügbar.

Hintergrund:

Die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI, Geflügelpest) wird durch hochpathogene aviäre Influenzaviren vom Subtyp H5 oder H7 (HPAIV H5 oder H7) verursacht. Eine Infektion führt zu einer akut verlaufenden Erkrankung, die sich sehr schnell über größere Gebiete ausbreiten kann.

Als natürliches Reservoir für HPAIV gelten Wildvögel, insbesondere Wasservögel. Die Geflügelpest kann während des Vogelzugs über weite Strecken verbreitet werden. Die Geflügelpest-Viren sind sehr stark an Vögel angepasst, daher kommen Infektionen anderer Tierarten und von Menschen selten vor. Bei sehr intensivem Kontakt mit infiziertem Geflügel können sich in seltenen Fällen Menschen und andere Säugetiere anstecken und erkranken. Daher sollte der direkte Kontakt mit erkrankten oder toten Wildvögeln vermieden werden.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Boehringer Ingelheim: Zulassung für die erste mischbare PCV-2 / PRRSV-Einmalimpfung

0

Boehringer Ingelheim führt die erste mischbare PCV-2 / PRRSV-Einmalimpfung in der Europäischen Union ein. Die kombinierte Verwendung bietet einen Schutz gegen zwei bedeutende Atemwegserkrankungen mit nur einer Injektion. Die kombinierte Verwendung bedeutet für Tierarzt und Landwirt weniger Arbeit und Injektionen und sie erhöht die Flexibilität von Impfmaßnahmen. Dabei ist die Mischung aus den zwei bewährten und etablierten Produkten wie gewohnt wirksam und aufgrund der ölfreien Formulierung schonend zum Tier, was die Tiergesundheit und das Tierwohl bei Schweinen fördert. Die unmittelbar vor Gebrauch frisch gemischte Kombination der beiden Impfstoffe kann via Nadel oder auch nadellos mit FreVAX® gewohnt intramuskulär appliziert werden.

Von nun an kann zwei der bedeutendsten und kostenintensivsten Krankheiten, die Porcine Circovirus Disease (PCVD) sowie das Porzine Respiratorische und Reproduktive Syndrom (PRRS), mit einer einzigen Injektion vorgebeugt werden.

Die kombinierte Verabreichung beider Impfstoffe stellt gemeinsam mit dem ebenfalls in diesem Jahr eingeführten nadelfreien intelligenten Impfgerät FreVAX® eine weitere Innovation dar und ist weltweit der erste und einzige Mischimpfstoff dieser Art. (1)

Referenz:
(1) https://www.ema.europa.eu/en/medicines/national-registers-authorised-medicines

Neu: Alma Pro jetzt als mobiler Tränkeautomat

0

In der Kälberaufzucht ist das Füttern die arbeits- und zeitintensivste Tätigkeit. Deshalb stellen viele Landwirte auf einen Tränkeautomaten um. Mit der Alma Pro von Urban ist die bedarfsgerechte Versorgung der Kälber rund um die Uhr sichergestellt – ein Gewinn für Kälberwachstum und Tiergesundheit.

Waren die Tränkeautomaten bisher fest im Stall installiert, hat der Kälberspezialist Urban jetzt auf Kundenwunsch eine mobile Lösung entwickelt: ein Gestell, auf dem die Alma Pro steht, so dass der Automat samt seiner Tränkstationen als Einheit einfach mit einem Radlader oder Gabelstapler im Stall flexibel neu positioniert werden kann. Das ist praktisch bei der Reinigung der Ställe und schont die Technik, weil der Automat inkl. Stationen ganz einfach zu entfernen ist. Außerdem kann der Automat jetzt einfach in unterschiedliche Gruppen gestellt werden, die Tiere müssen ihren Standort nicht verlassen, Umgruppierungen sind nicht mehr nötig. Davon profitieren Stallhygiene und das Tierwohl.

Das Gestell ist eine Kompaktlösung und ist bedarfsgerecht auf jeden Kunden sowohl für zwei als auch für vier Stationen zusammenstellbar. Bestehende Automaten können nachgerüstet werden. Gut sichtbar und individuell drehbar ist die Stationselektronik an den jeweiligen Stationen montiert. Dies ermöglicht eine gute Sicht auf die Technik von allen Seiten.

Mit dem neuen Gestell bietet Urban noch mehr Flexibilität in der automatischen Kälberfütterung – zum Wohle für Mensch und Kalb.

Weitere Informationen: Urban GmbH & Co. KG, Tel: 04484-9380-0, www.urbanonline.de

MSD Tiergesundheit bringt ersten intradermalen Ileitis Impfstoff auf den Markt

0

Nach der Einführung des ersten intramuskulär verabreichbaren Impfstoffs in Europa gegen Lawsonia intracellularis im Jahr 2019 bringt MSD Tiergesundheit eine weitere Innovation auf den Markt: Diesen erfolgreichen Impfstoff gibt es ab sofort auch als intradermale Version; verimpfbar mit dem nadellosen IDAL-Vakzinator.

Die nadellose Impfung mit IDAL in die Haut des Tieres erfreut sich immer größerer Beliebtheit, da sie viele Vorteile sowohl für das Tier als auch den Anwender bietet.

• Aktiver Beitrag zu mehr Tierwohl durch weniger Schmerz und Stress
• Keine Erregerübertragung durch verunreinigte Nadeln
• Hygienische und zeitsparende Arbeitsweise

Besonders anwenderfreundlich und arbeitswirtschaftlich ist die Mischbarkeit des neuen Ileitis-Impfstoffes mit dem intradermalen Impfstoff gegen PCV2 von MSD Tiergesundheit. Mit dem IDAL Twin-Gerät ist sogar die Verabreichung eines dritten Impfstoffs gegen Mykoplasmen in nur einem Arbeitsgang möglich.

Der neue intradermale Totimpfstoff kann auch bei zeitgleicher antibiotischer Therapie erfolgreich angewendet werden, so dass auch unter diesen Betriebsbedingungen die Wirksamkeit gegenüber Lawsonia intracellularis gegeben ist. Die Immunitätsdauer von 21 Wochen bietet einen langen Schutz während der Mast.

Der neue Ileitis-Impfstoff ist nun neben PRRSV, PCV2 und Mykomplasmen der vierte Impfstoff, den MSD Tiergesundheit für die Applikation mit IDAL entwickelt hat. Damit bietet das Unternehmen die meisten intradermal verabreichbaren Impfstoffe und den Tierärzt*Innen und Landwirt*Innen noch mehr Variabilität in der Umsetzung ihrer individuellen Gesunderhaltungskonzepte.

Weiterführende Informationen zu IDAL und dem neuen intradermal verabreichbaren Lawsonien-Impfstoff finden Sie auch unter www.msd-tiergesundheit.de

Quelle: MSD Tiergesundheit

Dialogprozess zum neuen Gesellschaftsvertrag startet: „Landwirtschaft. Ernährung. Zukunft – was kommt morgen auf den Tisch?“

0

Der Dialog für einen neuen Gesellschaftsvertrag wurde heute (29.9.) von Ministerin Barbara Otte-Kinast als Teilprozess des Gesamtpakets „Stadt.Land.Zukunft“ gestartet. Unter dem Titel „Landwirtschaft. Ernährung. Zukunft – was kommt morgen auf den Tisch?“ soll bis Mitte 2022 in mehreren Schritten der Entwurf eines Vertrages erarbeitet werden.

Die Umsetzung des Gesamtpakets wird während der nun anstehenden Haushaltsberatungen diskutiert und soll mit rund 31,5 Millionen Euro unterfüttert werden. Das Gesamtpaket umfasst ein Bündel an Zukunftsprojekten, für die es schon konkrete Vorstellungen gibt – von der heimischen Eiweißpflanzenproduktion über Pilotprojekte für die Milcherzeugung auf Moorböden bis zur Biodiversitätsstrategie und einem Klimalabel. Ministerin Barbara Otte-Kinast erläuterte dem Agrarausschuss erstmals die Pläne während der Einbringung des Haushaltsplanentwurfs. Dabei betonte sie die bedeutsamen Weichenstellungen, die mit dem Doppelhaushalt einhergehen.

Worum geht es beim Gesellschaftsvertrag?
Die Ernährung wird durch komplexe Wertschöpfungsketten gesichert. Daraus leiten sich für die gesamte Gesellschaft viele Aufgaben ab. Die Landwirtschaft versorgt die Bevölkerung mit sicheren, hochwertigen und bezahlbaren Lebensmitteln. Sie hat die Verantwortung für das Tierwohl und die Umwelt durch die enge Verflechtung mit Wasser, Luft, Boden, Flora und Fauna. Außerdem wirkt die Landwirtschaft als Motor für den ländlichen Raum. Die gesamte Produktion ist einem globalen Wettbewerb unterworfen, der ökonomischen Druck erzeugt.

Daraus leiten sich Fragen ab: Wie möchten wir als Gesellschaft künftig leben, einkaufen und essen? Kurz gesagt also: Was kommt morgen auf den Tisch?

Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Bauernproteste und Klima-Demos haben an vielen Stellen Sprachlosigkeit erzeugt. Ich möchte, dass wieder mehr Verständnis füreinander entwickelt wird. Wir wollen die heimische Erzeugung erhalten, müssen aber gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit unserer landwirtschaftlichen Betriebe sichern. Wie bekommen wir das mit dem Wunsch nach einer umwelt- und tiergerechteren Landwirtschaft unter einen Hut?“

Wie funktioniert der Prozess?
Mit Unterstützung der beauftragten Arbeitsgemeinschaft mensch und region/ Sebastian Cunitz wird das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) einen mehrstufigen Kommunikations-Prozess umsetzen. Ziel ist es, durch Online-Befragungen und Workshops Widersprüche, unterschiedliche Perspektiven und wichtige „Knackpunkte“ zu identifizieren. Auf Basis der Online-Befragungen entsteht ein erster Entwurf des Gesellschaftsvertrages, der für die weitere Diskussion als Grundlage dienen wird. Die Ergebnisse der Workshops werden als Fragen in eine breite kreative und mediale Beteiligung (Open Innovation Prozess) eingespeist, um neue Ansätze zu finden. Abschließend erfolgt ein Konvent, in dem Lösungsansätze für Themen erarbeitet werden, bei denen es keine übereinstimmende Meinung gab. Während des Konvents erörtern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Ideen und erstellen eine erste Vorlage für einen schriftlichen Gesellschaftsvertrag.

„Wir machen uns gemeinsam auf die Suche nach den besten Lösungen. Der Gesellschaftsvertrag wird zum wesentlichen Impuls für die gesellschaftliche Diskussion und zum Innovationstreiber für die Land- und Ernährungswirtschaft“, stellte Ministerin Otte-Kinast zuversichtlich fest.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Muskuläre Erkrankungen beim Schwein: Fett, das krank machen kann

0

Mehr oder weniger ausgeprägte Fetteinlagerungen gehören beim Schweinefleisch einfach dazu. Eine aktuelle Studie der Vetmeduni zeigt nun jedoch, dass auch eine krankhafte Muskelveränderung, bei der Muskelgewebe durch Fett ersetzt wird, bei österreichischen Mastschweinen vorkommt. Weshalb einige Schweine an der sogenannten fettigen Muskeldystrophie erkranken, ist derzeit noch unklar.

In Schlachthöfen sind für die Fleischkontrolle zuständige TierärztInnen häufig mit Auffälligkeiten konfrontiert. Im Jahr 2017 entdeckte ein Tierarzt in einem Schlachthof in der Steiermark, dass bei zwei verschiedenen Schlachtschweinen aus demselben Betrieb die Gesäßmuskulatur massiv mit Fett infiltriert und zum Teil durch Fett ersetzt war. Diese Muskeln wurden zur weiteren Diagnostik an die Universitätsklinik für Schweine der Vetmeduni geschickt.

Fettige Muskeldystrophie – eine häufige Erkrankung von Mastschweinen
Eine nun veröffentlichte Studie beinhaltet die histopathologischen Untersuchungen des Muskelgewebes der beiden betroffenen Schweine sowie eine Befragung mehrerer fleischbeschauender TierärztInnen, um weitere Erkenntnisse über muskuläre Auffälligkeiten bei Schlachtschweinen in Österreich zu gewinnen. Dabei zeigte sich laut Studienerstautor Lukas Schwarz von der Universitätsklinik für Schweine der Vetmeduni, dass es sich um eine nicht seltene Muskelerkrankung handelt: „Die Erhebung über das Auftreten von fettigen Muskelerkrankungen bei Mastschweinen ergab, dass dieses Phänomen in der Steiermark am häufigsten, aber auch in Oberösterreich und Niederösterreich zu beobachten ist. Betroffen waren vor allem Gesäß- und Lendenmuskeln, wobei ca. 20 bis 40 % der betroffenen Muskeln durch Fett ersetzt waren. Fettige Muskeldystrophie ist damit bei Schweinen weder ungewöhnlich noch selten.“

Ursache der Muskelerkrankung noch unklar
Für die Muskelerkrankung kann es laut den ForscherInnen verschiedene Ursachen geben. Erstmals wurde 2013 in Japan bei einem Schwein eine der Becker-Muskeldystrophie (BMD) vergleichbare Erkrankung diagnostiziert – eine Muskelerkrankung, von der auch Menschen betroffen sind. Die ForscherInnen konnten für die beiden österreichischen Schweine, zumindest aus immunhistochemischer Sicht, eine Erkrankung diagnostizieren, welche mit einer Störung der Dystrophinbildung einhergeht. Dystrophin ist ein wichtiges Struktureiweiß, welches für die ordnungsgemäße Funktion von Muskeln notwendig ist. Da über den ursächlichen Mechanismus der sogenannten fettigen Muskeldystrophie nur spekuliert werden kann, halten die WissenschafterInnen eine eingehende Analyse für angezeigt, um die Prävalenz der fettigen Muskeldystrophie in der österreichischen Schweinepopulation, aber auch in der Schweinepopulation weltweit aufzuklären.

Weitere Studien dringend erforderlich
Laut den ForscherInnen sind nun weitere Studien dringend erforderlich, um Strategien gegen die fettige Muskeldystrophie bzw. auch gegen anderen Muskelerkrankungen zu entwickeln. Zur weiteren Ursachenabklärung formulieren die WissenschafterInnen mehrere Empfehlungen. „Erstens ist abzuklären, ob die Ursache umweltbedingt oder genetisch bedingt ist. Falls es sich um genetische Ursachen handelt, wäre es entscheidend, die zugrundeliegende genomische Architektur zu entschlüsseln. Darüber hinaus sollte die Verbreitung innerhalb unterschiedlicher Schweinerassen und -linien nicht nur in Österreich, sondern auch weltweit untersucht werden, um verlässliche Aussagen über die Ausbreitung der Krankheit treffen zu können“, betont Studien-Letztautorin Andrea Ladinig, Leiterin der Universitätsklinik für Schweine der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

Der „intelligente Zaun“ gegen den Wolf

Ein Forschungsprojekt der Universitäten Bremen und Gießen sowie des Unternehmens RoFlexs erforscht und entwickelt einen Weidezaun, der mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) Wölfe erkennt und vertreibt. Das System soll Weidetiere besser schützen und damit auch die Koexistenz von Menschen, Nutztieren und Wölfen fördern. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass „mAInZaun“ auch vor unbefugten Eindringlingen auf einer Weide warnt oder eine undichte Stelle im Zaun erkennt.

Tierzucht und Tierhaltung sind wesentliche Standbeine der deutschen Landwirtschaft. Mit der Wiederansiedlung und Ausbreitung des Wolfs tritt jedoch ein Zielkonflikt mit dem Naturschutz in den Vordergrund: Einerseits wird die Weidehaltung von der Gesellschaft gewünscht, denn sie bietet gegenüber einer reinen Stallhaltung Vorteile für das Tierwohl, dient der Pflege in Naturschutzgebieten und ermöglicht den Hochwasserschutz mit Deichen. Mit mehreren Tausend Rissen pro Jahr von Schafen, Ziegen, Kälbern, Ponys und Fohlen stellen Wölfe jedoch eine zunehmende Bedrohung für die Weidetiere und eine psychische Belastung für ihre Halter dar.

Einen „wolfssicheren” Zaun, der den ökologischen und ökonomischen Ansprüchen von Landwirtschaft, Tierhaltern und Gesellschaft genügt, gibt es bislang noch nicht. Die verfügbaren Zäune sind als Festzäune ausgelegt, was häufig gegen den Einsatz in Landschaftsschutzgebieten spricht oder – aufgrund der besonderen Bauart – mit hohem zusätzlichem Arbeitsaufwand durch die Tierhalter verbunden ist. Darüber hinaus sind Elektrozäune bei Dürre oder Frost sehr eingeschränkt in ihrer Wirkung. In Regionen mit besonderen Bedingungen wie Deichen, Naturschutzgebieten und flachgründigen Böden sind zusätzliche Sicherungen durch Pfähle oder Untergrabungsschutz nicht möglich. Durch ein „Zaun-Wettrüsten“ mit Wolfszäunen käme es zudem zu einer Zerschneidung der Landschaft: Wild lebende Tiere würden in ihrer Bewegung eingeschränkt – und damit auch ihre Futterquellen und ihre genetische Vielfalt.

Andere Möglichkeiten des Herdenschutzes sind ebenfalls mit sehr hohem Aufwand und weiteren gravierenden Nachteilen verbunden. Herdenschutzhunde sind teuer in der Anschaffung und dem Unterhalt, und in der Nähe von menschlichen Siedlungen oder anderen Hunden kommt es leicht zu Konflikten. Auch die Beschäftigung von Schäfern, die rund um die Uhr im Einsatz sind, ist wirtschaftlich nicht möglich – jede Herde würde mindestens drei Personen erfordern.

Psychische Barrieren ergänzen physische Hindernisse
Doch nun wird an einer Lösung geforscht. Im Forschungsprojekt mAInZaun („Modularer, autonomer und intelligenter Weide(schutz)zaun mit Erkennung und Vergrämung von Predatoren“) der Universitäten Bremen und Gießen sowie des Unternehmens RoFlexs wollen die Partner mit Sensoren und Methoden der künstlichen Intelligenz einen „intelligenten“ Zaun entwickeln, der die Annäherung eines Wolfes erkennt und die passenden Maßnahmen zur Abwehr ausführt. Gefahren – seien es Wölfe oder Manipulationen am Zaun durch Sturm oder Dritte – werden sofort erkannt und dem Tierhalter mitgeteilt. Polizei, Straßenmeistereien oder die Bahnaufsicht können in die Alarmierungskette eingebunden werden. Die Sensoren und weitere Bauteile verfügen über eine eigene Stromversorgung, sodass sie unabhängig von einem vorhandenen Zaun einsetzbar sind. Der Einsatz ohne klassischen Zaun als mechanische Sperre kann zusätzliche Anwendungsgebiete auch in unwegsamen Regionen erschließen.

Kostengünstig, digital steuerbar und energieeffizient
„Das System baut auf vorhandenen Technologien auf, muss aber dennoch einige Hürden überwinden, um praxistauglich zu werden“, erklärt Professorin Anna Förster vom Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen. „Die Sensorik und die Vergrämungslösungen sollen kostengünstig, digital steuerbar und vor allem energieeffizient sein, weil der mAInZaun ohne externe Energiequellen auskommen muss. Gleichzeitig müssen diese Lösungen aber auch sehr genaue Ergebnisse liefern. Unser Ziel ist es zum Beispiel, dass die KI nicht nur die Unterscheidung von Wölfen und anderen Tierarten lernt, sondern auch von einzelnen Wölfen untereinander. So können die Vergrämungslösungen individualisiert werden, damit sich einzelne Tiere nicht an bestimmte Abwehrmethoden gewöhnen.“

Dies ist ein wichtiger Punkt, weil Wölfe sehr intelligent und anpassungsfähig sind. „Es stellt eine der größten Herausforderungen in diesem Projekt dar, die Vergrämungsmethoden so zu entwickeln, dass sie kurz- wie auch langfristig effektiv bleiben“, betont die Verhaltensforscherin Uta König von Borstel, Professorin an der Justus-Liebig-Universität Gießen. „Gleichzeitig dürfen aber natürlich keine Weidetiere, Menschen oder Hunde zu Schaden kommen. Wir sind zuversichtlich: Mit unserem Ansatz, die Wölfe individuell zu erkennen und zu vergrämen, können wir diese Anforderungen unter einen Hut bringen.“

Zaunhersteller sorgt für die Praxistauglichkeit
Wenn diese Herausforderungen erfolgreich gemeistert werden können, steht die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis bereits in Aussicht. Die RoFlexs GmbH (Salzwedel) bringt ihre Erfahrungen aus der Metallbearbeitung und der Elektrotechnik ein. „Eine unserer Aufgaben ist die Entwicklung eines robusten und wetterbeständigen Gehäuses für die Steuerungs- und Sensortechnik“, berichtet Geschäftsführer Torsten Menzel. „Parallel werden wir zum Beispiel dabei helfen, die flexible und autarke Stromversorgung für die Module zu entwickeln und über den Projektzeitraum auch ständig weiter zu optimieren.“ RoFlexs produziert und vermarktet darüber hinaus seit 15 Jahren einen Mobilzaun, sodass weltweit bestehende Vertriebskanäle genutzt werden könnten.

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und soll Mitte 2024 abgeschlossen sein. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit 1,1 Millionen Euro.

Quelle: Universität Bremen

TVT fordert Reduktion des Antibiotikaeinsatzes durch bessere Haltungsbedingungen und Tierzucht

0

Dier TVT begrüßt die Entscheidung des Europäischen Parlamentes die Behandlung von Tieren mit Antibiotika nicht unverhältnismäßig zu erschweren. Doch das Ziel der Initiative von Herrn Häussling, den Einsatz von Antibiotika und insbesondere Reserveantibiotika zu verringern, bleibt aktuell. Den besten Weg, dies zu erreichen, sieht die TVT in der Verbesserung von Tierhaltung und Tierzucht. „Gesunde Tiere, deren physiologischen Fähigkeiten weder durch eine einseitige übersteigerte Leistungszucht noch durch nicht tiergerechte Haltungssysteme überfordert werden, werden seltener krank und benötigen kaum Antibiotika. Wir fordern ein Umdenken in der Landwirtschaft und beim Verbraucher und wirksame gesetzliche Regeln für mehr Tierwohl in den Ställen,“ erläutert Dr. Andreas Franzky, Vorsitzender der TVT.

Das Europäische Parlament hatte die vom Europaabgeordneten Martin Häusling und dem EU-Umweltausschuss eingebrachte Verschärfung der Vorlage der Kommission zur Deklaration von Reserveantibiotika abgelehnt. Die TVT sieht die Ziele des Antrags von Herrn Häusling allerdings positiv, nicht aber den Weg. Weniger Antibiotikaeinsatz in allen Bereichen der Human- und Tiermedizin trägt dazu bei, die Ausbildung und Verbreitung von resistenten Erregern zu vermeiden. Die vorgeschlagene Lösung war aus Sicht der TVT aber falsch. Der Antrag sah vor, dass zuerst der Einsatz von wichtigen Antibiotika in der Tiermedizin verboten werden sollte. Dann hätte nachfolgend die EU das gerade erst nach langen jahrelangen Vorbereitungen und Beratungen verabschiedete EU-Tierarzneimittelverordnung wieder reformieren müssen, um Regeln für den limitierten Einsatz dieser Antibiotika zu formulieren. „Dies hätte wahrscheinlich einige Jahre gedauert in denen kein Tier, weder Haus-, Wild- noch Nutztier mit einem dieser Antibiotika hätte behandelt werden können. Tiere können nichts dafür, in welchem Haltungssystem sie leben. Wenn Tiere erkranken müssen Tierärzte sie behandeln können, alles andere wäre tierschutzwidrig,“ erklärt Dr. Andreas Franzky.

Doch mit der Ablehnung des Antrags ist noch kein entscheidender Schritt hin zu mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung getan. Wohl können Krankheiten weiterhin behandelt werden, doch die TVT sieht die Herausforderung darin, die Haltungsbedingungen so zu verbessern, dass die Tiere weniger krank werden. Gut gehaltene Tiere mit einem intakten Immunsystem werden weniger krank und brauchen kaum Antibiotika. Nicht tiergerechte Haltungsbedingungen wie Anbindehaltung von Kühen, Kastenstände bei Sauen und überbelegte Mastanlagen sowie eine einseitig auf Leistung ausgelegte Zucht wie bei Hochleistungskühen, Masthähnchen und Puten müssen gesetzlich verhindert werden, damit gesunde Tiere die Basis der Lebensmittel tierischer Herkunft bieten.

Das Kompetenznetzwerk Nutzierhaltung – die sogenannte Borchert-Kommission – hat wichtige Vorschläge zu einem Umbau der Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft erarbeitet. Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen muss endlich auf den Weg gebracht und die Maßnahmen mit erhöhtem Tempo umgesetzt werden, wodurch die Notwendigkeit, Antibiotika einsetzen zu müssen, deutlich gesenkt würde.

Die TVT ist ein Zusammenschluss aus deutschlandweit mehr als 1.400 Tierärztinnen und Tierärzten, die sich ehrenamtlich für den Schutz und die Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Tieren einsetzen. Sie erarbeiten Merkblätter, Stellungnahmen, Gutachten und Leitlinien zu aktuellen Tierschutzthemen und arbeiten in verschiedenen Kommissionen und Beiräten mit. Die TVT kümmert sich um die aktuell drängenden Probleme z. B. in der Zucht (Defekt- und Extremzüchtungen), Haltung und Betreuung von Heim- und Nutztieren, bei Tiertransporten und Schlachtung sowie bei Tierversuchen, bei Tieren im Sport, in Zoos und Zirkussen oder im sozialen Einsatz. www.tierschutz-tvt.de