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Umweltfreundliche Aquakultur als Methode gegen Überfischung DBU fördert Entwicklung eines neuen Reinigungs- und Filterverfahrens

Ein Drittel der Meeresfischbestände sind überfischt, im Mittelmeer sind es laut Weltgesundheitsorganisation mehr als 60 Prozent. Das Züchten von Meeresfischen wie Scholle oder Wolfsbarsch in sogenannten Aquakulturen in geschlossenen Kreislaufanlagen an Land soll die Überfischung abbremsen. Diese Systeme entlasten nach Ansicht des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit die Nord- und Ostsee, da sie keine zusätzlichen Nährstoffe eintragen und die Fischbestände im Meer schonen. Ein entscheidendes Problem: Nitratgehalte in solchen Anlagen sind oft recht hoch, das Wasser muss daher kontinuierlich gereinigt werden. Doch eine Lösung scheint in Sicht. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert die Entwicklung einer solchen Technik fachlich und finanziell in Höhe von rund 395.000 Euro.

Aquakultur an Land statt Überfischung
Das Unternehmen Aqua-Schwarz mit Sitz in Göttingen hat das Verfahren zusammen mit seinen Kooperationspartnern entwickelt. Es soll helfen, künftig Nitrat biologisch zu entfernen. Mittels einer Membran werden Bakterien, Parasiten und andere Mikropartikel beseitigt. „Unsere Art, Nahrungsmittel – und damit auch Fisch – zu erzeugen, muss nachhaltiger werden“, sagt Franz-Peter Heidenreich, DBU-Referatsleiter für Kreislaufführung und Bautechnik. Eine Möglichkeit dazu seien Aquakulturen mit großen Becken in geschlossenen Kreislaufsystemen an Land. Heidenreich: „Das Wasser in den Becken wird gereinigt und im Kreislauf geführt, um etwa Kot und Futterreste zu entfernen.“ Es gelangen nach Heidenreichs Worten so „deutlich weniger Nähr- und Schadstoffe in Gewässer, als bei Fischzuchten in offenen Gewässern“. Die Herausforderung: Bisher können nur Süßwasserfische, Algen und Krebstiere auf diese Weise gehalten werden. „In den Anlagen ist der Nitratgehalt deutlich höher als im Ozean. Meereslebewesen sind an diese Menge nicht gewöhnt“, sagt Projektleiter Stefan Schwarz.

Neues Verfahren zur Wasseraufbereitung
Ziel des Vorhabens ist es nun, die Reinigungsmethode für die weniger empfindlichen Süßwasserlebewesen auch für Meeresfische nutzbar zu machen. Dazu Projektleiter Schwarz: „Jetzt wollen wir ein biologisches Verfahren zur Entfernung von Nitrat mit einem Membranverfahren koppeln. Das ermöglicht es, Bakterien, Parasiten und andere Mikropartikel effektiv aus den Becken zu entfernen.“ Das Verfahren soll in einer Aquakulturanlage getestet werden. Dabei werden auch Aspekte der Gesundheit der Fische mit umfangreichen Untersuchungen begleitet.

Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Aviäre Influenza: Aktueller Stand zu Virus und Impfstoffforschung

Derzeit grassiert die Geflügelpest, auch Aviäre Influenza genannt, so gravierend wie schon lange nicht mehr in Deutschland. Eine Vielzahl von Geflügelbetrieben ist bereits betroffen. Natürlich war diese Erkrankung deshalb auch Thema auf der digitalen EuroTier. Prof. Dr. Franz J. Conrath, Vizepräsident des Friedrich Löffler Instituts (FLI)gab den Überblick über den aktuellen Stand in Deutschland und in Europa. Früher gab es deutlich weniger Geflügelpestfälle: im Zeitraum 1950 bis 1996 gab es weniger als 20 Ausbrüche weltweit, erst seit 1997 verzeichnet man einen starken Anstieg der Ausbrüche; das Virus H5N1 trat seinen „Siegeszug“ an. Das schlimmste Ausbruchsgeschehen war bisher in Deutschland 2017 (Virustyp H5N8), vorher gab es erst 2007 und seit 2014 nennenswerte Ausbrüche in Deutschland.

Die Viren persistieren in einem natürlichen Reservoir, das ist eine Wildvögelpopulation, und geht auf die Reise, sobald der Vogelzug beginnt. Die niedrigpathogene Variante kann dann zur hochpathogenen Form werden, dies geschieht zumeist erst hier im Land in den Geflügelbetrieben. Die meisten Geflügelpesterreger, die hier zu finden sind, stammen aus Südostasien und werden über den Vogelzug nach Europa transportiert. Viele Vogelzuglinien kreuzen sich, so dass das Virus eine starke Verbreitung erfahren kann. Influenzavieren mutieren ständig, so dass aus den zuerst gering pathogenen Arten hochpathogene Viren entstehen können. Manchmal kommen aber auch schon die hochpathogenen Varianten mit dem Vogelzug nach Deutschland. Die niedrig pathogenen Varianten können sich nur in bestimmten wenigen Teilen des Körpers vermehren, in den Atemwegen und im Magen-Darm-Bereich, aber die hochpathogenen Viren können in jeder Körperzelle aktiviert werden. Deshalb kommt es dann sehr schnell zu einer systemischen Infektion.

Erkranken die Tiere, kommt es zu einer reduzierten Aufnahme von Futter und Wasser, die Tiere sind apathisch und müde, es kommt zu hohem Fieber und lauten Atemgeräuschen durch Schleim in den Atemwegen. Einzelne Tiere verenden sehr schnell. Bis zum Ausbruch nach Ansteckung vergehen nur Stunden bis wenige Tage. Das Virus kann auch den Menschen infizieren, aber auch Hund, Katze und andere Säugetiere.

Viele Putenbetriebe betroffen
Die Ausbrüche in Deutschland sind zumindest im Jahr 2020 bereits vorhergesehen worden: Es gab im September die ersten Geflügelpestmeldungen aus dem südlichen Russland und durch den Vogelflug war es nur eine Frage der Zeit, bis das Virus in Europa ankommen würde. In Europa und in Deutschland findet sich eine Häufung des Virus an den Küstengebieten, da viele Zugvögel sich am Wasser aufhalten und von dort die heimischen Vögel infizieren. Über verschiedene Vektoren (indirekter oder direkter Kontakt zu Wildvögeln, belastetes Stroh etc.) breitet sich das Virus dann in der Folge in den Geflügelbetrieben aus. Ein Hotspot ist in den geflügelreichen Landkreisen Vechta, Oldenburg und Cloppenburg entstanden, dort haben sich Bestände untereinander möglicherweise über die Luft „durch die Nachbarschaft“ angesteckt. Es sind überdurchschnittlich viele Putenmastbetriebe betroffen. Aber auch über 15.000 Wildvögel sind dem aktuellen Geschehen in Deutschland zum Opfer gefallen (Stand Mitte Februar).


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Geflügelfütterung: Renaissance des Roggens?

Auf der EuroTier digital gab Prof. Dr. Christian Visscher, Direktor des Instituts der Tierernährung an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, einen Überblick zum Einsatz von Roggen in der Geflügelernährung. Im Schweinebereich laufen im Rahmen des 6-R-Projektes schon seit längerer Zeit Versuche, wie hoch der Anteil an Roggen in der Ration sein kann und welche Effekte der Roggen auf die Tiergesundheit hat.
Nachhaltigkeit ist ein immer größer werdendes Thema, auch in der Tierernährung. Roggen benötigt weniger Stickstoff in der Düngung, weniger Wasser und er ist resistenter gegenüber Pflanzenkrankheiten, es sind beim Anbau also weniger Pflanzenschutzmittel nötig. Der CO2-Fußabdruck ist bei regional produziertem Hybridroggen am geringsten gegenüber den anderen Getreidesorten. Außerdem ist Roggen preislich attraktiver als Weizen. Dies alles sind Gründe, mehr Augenmerk auf den Roggen in der Fütterung zu legen.

Geflügel hat eine sehr hohe Futteraufnahmekapazität, sozusagen wenig Tier frisst viel Futter, deshalb geht man vorsichtig an die Thematik Roggenfütterung heran. Die bisherige Kenntnis hierzu ist, dass aufgrund der enthaltenen Nicht-Stärke- Polysaccharide, die besonders bei Küken und Junggeflügel zu schmierigem Kot führen können, Roggen an junge Tiere nur in sehr geringen Mengen verfüttert werden sollte.

Prof. Dr. Visscher führte bisher einen Mastversuch über 6 Wochen mit 4 Versuchsgruppen durch: Insgesamt 256 Broiler, Ross 308, wurden zufällig vom 14. bis zum 42. Tag in vier Fütterungsgruppen (jeweils acht Wiederholungen) eingeteilt. Eine Kontrollgruppe erhielt kommerzielles 3-phasiges Alleinfutter, und 2 Gruppen erhielten ein pelletiertes Ergänzungsfuttermittel (SFI zu Mais und SFII zu Roggen). Der Mais war zerkleinert, der Roggen gebrochen. Die vierte Gruppe erhielt eine Mischung aus 50 % SFI-Mais und 50 % SFII-Roggen.

Der Anteil an Roggen und Mais in den Kombinationen wurde wöchentlich auf Kosten der Ergänzungsfuttermittel erhöht von 5 % auf 10 % auf 20 % und schließlich auf 30 % in der 6. Woche, dadurch fiel der Proteingehalt in den 3 Gruppen über die Versuchswochen sogar unter den der Kontrollgruppe (2 % weniger in der 6. Woche).

Im Ergebnis führte die Aufnahme von Roggen wie erwartet zu einer größeren Wasseraufnahme. Es wurde zwar feuchterer Kot bei Einsatz von Roggen im Vergleich zu Mais beobachtet, jedoch keine Unterschiede zur Kontrollgruppe mit dem kommerziellen Futter. Es gab allerdings keine negativen Effekte auf den Trockensubstanzgehalt der Einstreu und im Hinblick auf die Fußballengesundheit.

Es wurden keine signifikanten Effekte für das Körpergewicht bei Tag 42 zwischen allen Gruppen beobachtet. Insgesamt war die Gesundheit der Fußballen ausgezeichnet. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten mit SFI-Mais gefütterte Brolier einen signifikanten Anstieg des relativen Gewichts des Muskels, während im Gegensatz zu allen anderen Gruppen die Höhe der Dünndarmzotten signifikant geringer war. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fütterung von SFI-Mais- oder SFII-Roggen keine negativen Einflüsse auf Leistung, Einstreuqualität und Verdauung hatte. Es wurde auch gezeigt, dass Roggen in gequetschter Form schmackhaft ist, was die Zugabe von Roggen zu einem pelletierten Ergänzungsfuttermittel ermöglicht.

Derzeit werden weitere Versuche mit größeren Tierzahlen unter praxisähnlichen Bedingungen durchgeführt und auch mit der Tierart Pute. Erste Ergebnisse zeigen die Roggengruppe etwas hinter der Leistung der Kontrollgruppe, allerdings lief der Versuch mit ganzem Roggen, jetzt wird er nochmal wiederholt mit gebrochenem Roggen, da dieser von den Tieren besser aufgenommen wird.

Fazit: Viele Fragen sind noch offen, es wird weitergeforscht.

Quelle: Dr. Heike Engels


Dieser Artikel stammt aus der neuesten Ausgabe „Der Hoftierarzt“ 2/2021. Melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

Preis der Tiergesundheit 2020/21 verliehen

Gewinner überzeugen durch ihr Engagement für Tiergesundheit

  • Die neun Gewinner des „Preis der Tiergesundheit“ wurden am 29. Mai bei der virtuellen Preisverleihung verkündet
  • In den Kategorien Eutergesundheit, Rindermast und Saugferkelmanagement wurden Preisgelder von insgesamt 90.000 Euro vergeben
  • Die Siegerbetriebe kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bayern und Nordrhein-Westfalen

Haar bei München, 29. Mai 2021 – Bereits zum zweiten Mal wurde am heutigen Samstag der „Preis der Tiergesundheit“ verliehen. In insgesamt drei Kategorien können sich neun Gewinnerbetriebe über zweckgebundene Preisgelder in Höhe von insgesamt 90.000 Euro freuen. Die Preisverleihung fand dieses Jahr pandemiebedingt virtuell statt. Unter den Gewinnern finden sich Betriebe aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Der „Preis der Tiergesundheit“ zeichnet seit 2019 Landwirte aus, die sich mit innovativen Haltungs- und Gesundheitskonzepten nachhaltig für die Tiergesundheit engagieren.

Marlene Mortler als Schirmherrin des „Preis der Tiergesundheit“
In diesem Jahr hat die Abgeordnete im Europäischen Parlament Marlene Mortler die Schirmherrschaft des Preises übernommen. Sie hat die Gewinner auf der virtuellen Veranstaltung verkündet. „Auch auf unserem Hof war ich damals für das Gesundheitsmanagement verantwortlich. Bei uns galt immer die Devise: Erst die Tiere, dann die Familie. Ich weiß also was es heißt, Tiere gesund zu halten. Somit ist es kein Zufall, dass ich in Brüssel dort gelandet bin, wo ich heute bin. Wenn ich sehe, was sich in den letzten Jahrzehnten in den Ställen entwickelt hat, merke ich, dass die Tierhaltung auf einer permanenten Reise ist und sich stets verbessert. Dabei gilt: Ein Tierwohlstall ist nur so gut, wie der Landwirt, der seine Tiere beobachtet und im Blick hat. Von der Nutztierhaltung kann man viel lernen in Sachen Prävention. Die Entscheidung, die Schirmherrschaft für den Preis der Tiergesundheit zu übernehmen, ist für mich demnach sehr schnell gefallen. Ich gratuliere allen Gewinnern!“

Die Gewinner der Kategorien 2021
Im Bereich der Rinderhaltung gab es dieses Jahr zwei Kategorien, in denen sich Landwirte mit ihren Konzepten bewerben konnten.

Malte Borchers Foto © MSD

In der Kategorie „Eutergesundheit“ setzte sich der Betrieb von Malte Borchers aus Friedeburg in Niedersachsen durch. Vor knapp fünf Jahren hatte Malte Borchers den elterlichen Betrieb mit rund 90 Milchkühen übernommen. Durch zahlreiche Maßnahmen, wie etwa den Einbau einer Kuhdusche zur Klimaoptimierung sowie Wasserbetten in den Hochboxen sorgte er für eine Verbesserung des Liegeverhaltens und der Liegequalität mit positiver Auswirkung auf die Eutergesundheit seiner Milchkühe. Dr. Carl Christian Gelfert, Juror des Siegerbetriebes: „Der Milchviehbetrieb von Herrn Bochers zeigt eindrucksvoll, dass Tiergesundheit, Leistung und Langlebigkeit in einen wirtschaftlich erfolgreichen Dreiklang gebracht werden können“. Borchers freut sich sehr über die Auszeichnung: „Es ist eine tolle Sache, wenn man ganz oben steht, auch wenn ich glaube, dass alle Platzierten irgendwie gewonnen haben. Besonders bedanken möchte ich mich bei meinen Mitarbeitern. Sie setzen meine Ideen um, das ist mehr als die halbe Miete – ein großes Dankeschön“. Das Preisgeld soll in den Kauf eines Spaltenroboters fließen, um die Hygiene im Tierbereich noch weiter optimieren zu können.

Felix Pahlsmeier, Foto © MSD

In der Kategorie „Rindermast“ ging der Sieg an Felix Pahlsmeier und seinen Betrieb in Delbrück, Nordrhein-Westfalen. Der Bullenmastbetrieb mit 550 Tieren der Rasse Fleckvieh wird bereits in der neunten Generation betrieben. Sein sehr durchdachtes Einstallmanagement inklusive routinemäßiger Quarantänemaßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und sein Fokus auf Antibiotika-Reduktion durch Impfungen und Optimierung vieler anderer Managementpunkte wie Stallbelüftung, konnte die Jury überzeugen. Für Felix Pahlsmeier ist der Gewinn eine Bestätigung seiner täglichen Arbeit: „Das war ganz schön spannend heute. Als ich die anderen teilnehmenden Betriebe gesehen habe, war mir klar, dass das eine enge Nummer um Platz eins wird. Ich habe nicht mit dem Sieg gerechnet, aber jetzt sind wir überwältigt und sehr glücklich. Ein großer Dank an die Jury, unsere Mitarbeiter und meine Familie“. Für das zweckgebundene Preisgeld hat Pahlsmeier bereits eine Verwendung, es soll in eine weitere Optimierung der Klimagestaltung investiert werden.

Geestferkel GmbH, Foto © MSD

Auch Ferkelerzeuger wurden 2021 erstmals prämiert. In der Kategorie „Saugferkelmanagement“ konnte sich Geestferkel (Standort Passow) durchsetzen. Mit starkem Fokus auf ein hochqualifiziertes Betreuerteam durch Mitarbeiterschulungen und überbetrieblichen Austausch, wurde für die kontinuierliche Verbesserung der Ferkelgesundheit gesorgt. Durch viele smarte bauliche Do-It-Yourself Ideen wie einer Ferkelrutsche oder Brutkästen für schwache Ferkel, wurde das Tierwohl maßgeblich verbessert. Geschäftsführer Jörn Ahlers freut sich über die Auszeichnung: „Unglaublich! Wir sind total glücklich. Das ist ein Erfolg für das gesamte Team. Für uns geht es immer um das Tier, unabhängig von der Größe des Betriebs. Wenn das Team und die Produkte stimmen, können wir das Vertrauen der Verbraucher gewinnen und positiv in die Zukunft schauen. Für die Qualität sorgen wir mit einem Betriebshandbuch und virtuellen Schulungen, sowie wöchentliche Betriebsleiterbesprechungen. So schaffen wir einen gemeinsamen Standard für all unsere Betriebe. Vielen Dank an MSD Tiergesundheit!“. Das zweckgebundene Preisgeld wird für Beschäftigungsmaterial für die Sauen sowie einen weiteren Ausbau der Mitarbeiterfortbildungsplattform verwendet.

Unter allen Gewinnern herrschte große Freude, wenngleich auf eine feierliche vor-Ort-Verleihung pandemiebedingt dieses Jahr verzichtet werden musste. Neben der Auszeichnung und Honorierung ihrer jahrelangen Arbeit, freuen sich die Landwirte vor allem über den Austausch mit Kollegen und dass ihr Engagement für Tiergesundheit und Tierwohl gewürdigt wurde.

Der „Preis der Tiergesundheit“ wurde von MSD Tiergesundheit ins Leben gerufen, um Tiergesundheit in der Landwirtschaft zu honorieren, den Erfahrungsaustausch unter Landwirten in Deutschland und Österreich zu fördern und gleichzeitig die Nutztierhaltung einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen. Für Jan Nemec, Geschäftsführer von MSD Tiergesundheit, sind diese Ziele ganz klar erfüllt: „Bereits als ich die Bewerberzahlen von 88 Einreichungen gehört habe, war ich sehr beeindruckt von der Vielfalt an Ideen und Konzepten in den unterschiedlichen Kategorien. Die Jury hat eine tolle Arbeit geleistet, die besten Betriebe zu ermitteln und heute zu prämieren. Ich danke allen Teilnehmern.“, so Nemec nach der Veranstaltung.

Mehr Informationen zum „Preis der Tiergesundheit“ erhalten Sie unter www.preisdertiergesundheit.com.

Die Gewinner im Überblick:

Eutergesundheit:

  • Malte Borchers, Friedeburg, Niedersachsen (12.000 Euro)
  • Fraederk Meppen, Friedeburg, Niedersachsen (10.000 Euro)
  • Timo Nöhren, Olderup, Schleswig-Holstein (8.000 Euro)

Rindermast:

  • Felix Pahlsmeier, Delbrück, Nordrhein-Westfalen (12.000 Euro)
  • Bernhard Pöschl, Zandt, Bayern (10.000 Euro)
  • Familie Erdbrügge, Dülmen, Nordrhein-Westfalen (8.000 Euro)

Saugferkelmanagement:

  • Geestferkel GmbH, Jörn Ahlers, Passow, Mecklenburg-Vorpommern (12.000 Euro)
  • Albrecht Brandes, Bad Münder, Niedersachsen (10.000 Euro)
  • Florian Hoenmans-Leurs, Kempen, Nordrhein-Westfahlen (8.000 Euro)

Quelle: MSD Tiergesundheit

Verborgene Gene im Rindergenom aufgedeckt

Forscher der ETH Zürich verglichen Referenzgenome von mehreren Hausrindrassen sowie nahen verwandten Wildrindern. Dadurch entdeckten sie Gene mit bisher unbekannten Funktionen.

Die heutige genetische Forschung arbeitet oft mit sogenannten Referenzgenomen. Dabei handelt es sich um Daten von DNA-Sequenzen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als repräsentatives Beispiel für die genetische Ausstattung einer Art zusammengestellt haben.

Um ein Referenzgenom zu erstellen, verwenden Forscher normalerweise DNA-Sequenzen von einem bis wenigen Individuen, was die gesamte genetische Vielfalt von Individuen oder Teilpopulationen nur schlecht repräsentiert. Deswegen entspricht eine Referenz nicht immer exakt dem Gensatz eines bestimmten Individuums.

Weil es bis vor einigen Jahren sehr aufwändig, teuer und zeitraubend war, solche Referenzgenome zu erzeugen, konzentrierte sich die Forschung auf die Genome des Menschen und der wichtigsten biologischen Modellorganismen wie etwa dem Fadenwurm C.elegans.

Mittlerweile verfügen Forscher aber über schnelle Sequenziermaschinen, ausgefeilte Algorithmen, welche die ausgelesenen DNA-Sequenzen zu ganzen Chromosomen zusammensetzen, und viel mehr Rechenpower, so dass nun zunehmend auch für andere Arten Referenzgenome erstellt werden sollen. Wollen Forscher die Evolution und weitere grundlegende Fragen der Biologie besser verstehen, benötigen sie qualitativ hochwertige Referenzgenome von möglichst vielen Arten.

Das trifft auch auf Nutztiere zu. Für das Hausrind (Bos taurus) war bis vor kurzem nur ein einziges Referenzgenom verfügbar: das von der Kuh «Dominette» der Rasse «Hereford». Mit dieser Referenz glichen Forscher bisher andere DNA-Sequenzen von Rindern ab, um genetische Variationen aufzuspüren und entsprechende Genotypen zu definieren. Die bisherige Referenz bildet jedoch die Diversität der Art nicht ab, denn sie beinhaltet keine genetischen Varianten, an denen sich Individuen unterscheiden.

Lücke gefüllt
Ein Forschungsteam um Hubert Pausch, Professor für Tiergenomik der ETH Zürich, hat nun diese Lücke gefüllt: Die Forscher haben mit den Genomen von drei weiteren Hausrindrassen, darunter das Original Schweizer Braunvieh, zwei nahe verwandten Arten wie dem Zebu-Rind und dem Yak sowie mit dem bisherigen Referenzgenom des Hausrinds ein sogenanntes Pangenom erstellt. Die entsprechende Studie wurde soeben im Fachmagazin PNAS vorgestellt.

Dieses Rinder-Pangenom integriert Sequenzen, die in den sechs individuellen Referenzgenomen enthalten sind. «Auf diese Weise konnten wir sehr präzise aufzeigen, welche Sequenzen etwa im Hereford-basierten Referenzgenom fehlen, aber zum Beispiel in unserem Original Braunvieh-Genom oder den Genomen von weiteren Rinderrassen und -arten vorhanden sind», sagt Pausch.

Neue Gene und Funktionalitäten gefunden
So fanden die ETH-Forschern zahlreiche DNA-Sequenzen und sogar ganze Gene, die im bisherigen Referenzgenom der Hereford-Kuh fehlten. Indem die Forscher in einem weiteren Schritt die Transkripte dieser Gene (also Boten-RNA-Moleküle) untersuchten, konnten sie einige der neu gefundenen Sequenzen als funktional und biologisch relevant einstufen. Viele der gefundenen Gene stehen beispielsweise in Zusammenhang mit Immunfunktionen: Bei Tieren, die mit pathogenen Bakterien Kontakt hatten, waren diese Gene stärker oder weniger aktiv als bei jenen, die keinen Kontakt mit den Erregern hatten.

Möglich wurde die vorliegende Arbeit durch eine neue Sequenziertechnologie, die seit einem Jahr am Functional Genomics Center der ETH Zürich verfügbar ist. Mit dieser neuen Technologie können die Forscher lange DNA-Abschnitte präzise auslesen, so dass der Rechenvorgang weniger komplex wird, um die analysierten Abschnitte richtig zusammenzusetzen. «Die neue Technologie hat das Zusammensetzen eines Genoms vereinfacht. Wir können nun Referenzgenome von Grund auf schnell und genau erstellen», sagt Pausch. Zudem sind die Kosten für solche Analysen gesunken, sodass Forscher Genome in Referenzqualität nun von vielen Individuen einer Art erzeugen können.

Die ETH-Forschern arbeiten eng mit dem «Bovine Pangenome»-Konsortium zusammen. Dieses möchte ein Referenzgenom von mindestens je einem Tier aus allen Rinderrassen weltweit erstellen. Auch das Erbgut von nicht-domestizierten Verwandten der Hausrinder soll auf diese Weise analysiert werden.

Gezieltere Züchtung möglich
Das Konsortium und auch ETH-Professor Pausch hoffen, dass sie dank der Referenzgenom-Sammlung beispielsweise Genvarianten finden, die es in domestizierten Tieren nicht mehr gibt, in wilden Verwandten hingegen schon. Das gibt Hinweise darauf, welche genetischen Eigenschaften durch die Domestizierung verloren gingen.

«Spannend wird es besonders, wenn man unsere heimischen Rinder mit dem Zebu vergleicht oder mit Rassen, die an andere klimatische Begebenheiten angepasst sind», erklärt er. Die Forschung erhält dadurch Informationen, welche Gen-Varianten Tiere in tropischen Umgebungen hitzetoleranter machen. Der nächste Schritt könnte dann sein, diese Varianten gezielt in andere Rinderrassen einzukreuzen oder durch Genom-Editierung präzise einzubringen. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg. Das neue Pangenom des Rindes erlaubt es den Forschern nun, Gene und DNA-Varianten, die sich zwischen Rinderrassen unterscheiden, schneller und präziser aufzuspüren.

Quelle: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

Vor der nächsten Pandemie handeln: Internationales Expertengremium One Health nimmt Arbeit auf

FLI-Präsident Thomas C. Mettenleiter übernimmt Gründungsvorsitz

Der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Prof. Dr. Dr. h. c. Thomas C. Mettenleiter, und Prof. Dr. Wanda Markotter, Leiterin des Zentrums für virale Zoonosen an der Universität von Pretoria, Südafrika, übernehmen den Gründungsvorsitz des neuen internationalen One Health-Expertengremiums. Das „One Health High Level Expert Panel“ (OHHLEP) aus 26 Mitgliedern wurde am 20. Mai offiziell vorgestellt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE), die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hatten zu Bewerbungen für das Gremium aufgerufen. An der Schnittstelle der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt soll es die vier Partnerorganisationen wissenschaftlich beraten. Schwerpunkte sind hierbei die Interaktionen zwischen Mensch, Tier und Ökosystem und das frühzeitige Erkennen zukünftiger Bedrohungen für die Gesundheit. Zudem sollen Faktoren, die ein Überspringen von Erregern von Tier auf Mensch beeinflussen, identifiziert werden. Ziel ist die Entwicklung einer globalen Agenda zur Reduktion des Risikos von Pandemien. „Die COVID-19 Pandemie hat nochmals deutlich gemacht, wie eng die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt verbunden ist und welche Bedeutung daher der ‚One Health‘ Ansatz für die globale Gesundheit hat. Aus dieser Erkenntnis heraus ist das OHHLEP als zentrales Experten- und Beratungsgremium entstanden“, so der Biologe und Virologe Thomas C. Mettenleiter.

Die konstituierende Sitzung des OHHLEP fand am 17. und 18. Mai virtuell statt. Hierbei wurde die Einrichtung von vier Arbeitsgruppen beschlossen, die sich mit der Implementierung von „One Health“ Ansätzen, der umfassenden Vernetzung bestehender und geplanter Aktivitäten, der Überwachung, Früherkennung und Verhinderung von zoonotischen Infektionen sowie der Identifizierung und Risikobewertung der beeinflussenden Faktoren beschäftigen werden. „Wenn wir diesen Ansatz zur Grundlage nehmen, werden wir nicht nur kurzzeitige Veränderungen, sondern eine nachhaltige Verbesserung erreichen, die Biodiversität, Klimawandel, Lebensmittelsicherheit und soziale Ungleichheit einschließt. Ziel ist eine gesunde Umwelt für alle“, ergänzte die Virologin und Fledermaus-Expertin Wanda Markotter.

Die vier Gründungspartner forderten für eine erfolgreiche Berufung neben der fachlichen Expertise auch Unparteilichkeit und Unabhängigkeit. Um möglichst viele Aspekte des komplexen Feldes „One Health“ abzudecken, wurden in der Ausschreibung unterschiedliche Fachbereiche angesprochen. Neben Zoonosen (zwischen Mensch und Tier übertragbare Infektionskrankheiten), Biodiversität, Epidemiologie und Gesundheitswesen zählten hierzu auch Sozialwesen und Wirtschaft, Informatik und Modellierung sowie Klima und Umwelt. Bei der Auswahl der 26 Mitglieder aus über 700 Bewerbungen durch die Gründungspartner wurden die Fachkenntnisse ebenso berücksichtigt wie die geografische Verteilung und ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Die OHHLEP-Sachverständigen wurden zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren ernannt, eine Wiederernennung ist möglich.

Quelle: FLI

Stechen oder nicht stechen?

Forscher aus Konstanz und Innsbruck deckten auf, wie Honigbienen ihre kollektive Verteidigung als Reaktion auf Fressfeinde organisieren, und nutzten Computermodelle, um mögliche evolutionäre Triebkräfte zu identifizieren.

Wann stechen Bienen und wie gelingt es ihnen, ihr kollektives Verteidigungsverhalten gegenüber Fressfeinden mit dem Schwarm zu koordinieren? Neue Erkenntnisse hierüber liefert ein interdisziplinäres Forscherteam von den Universitäten Konstanz und Innsbruck. In der Studie, die in BMC Biology veröffentlicht wurde, kombinierten die Wissenschaftler Verhaltensexperimente mit einem innovativen Modellierungsansatz, der auf „Projektiver Simulation“ basiert.

Die Studie zeigt, dass ein Duftstoff, ein sogenanntes Alarmpheromon, eine wichtige Rolle bei der Koordination des Verhaltens spielt. Die Bienen verbreiten das Pheromon beim Stechen in der Luft und geben dadurch zunächst weiteren Bienen ihres Schwarms das Signal zum Angriff. Ab einer bestimmten Konzentration des Pheromons in der Luft führt es dann jedoch zum gegenteiligen Effekt und die Bienen hören mit dem Stechen auf.

Die Forscher gehen daher davon aus, dass die Stechbereitschaft einzelner Bienen nicht konstant ist, sondern mindestens zwei interne Schwellenwerte für die Konzentration des Pheromons aufweist: einen, um mit dem Stechen zu beginnen, und einen, um mit dem Stechen aufzuhören. Die computergestützte Modellierung zeigte außerdem, wie verschiedene Umweltfaktoren die Evolution der Pheromon-basierten Kommunikation während des Verteidigungsverhaltens beeinflusst haben könnten. Zu diesen gehören die Prädationsrate, also wie häufig ein Bienenvolk Kontakt zu Fressfeinden hat, und die Breite des Spektrums an Fressfeinden.

Quelle: Universität Konstanz

Boehringer Ingelheim: Mit neuer Ileitis-Pumpe noch einfacher übers Trinkwasser impfen

Schon seit vielen Jahren setzen Tierärzte und Landwirte auf die Schluckimpfung gegen Ileitis, um diese häufige Darmerkrankung erfolgreich in den Griff zu bekommen. Die Schluckimpfung kann mit geringstem Aufwand über Trinkwasser und Flüssigfutter verabreicht werden. Jetzt bietet Boehringer Ingelheim eine neue Pumpe an, die den Impfvorgang nochmal wesentlich vereinfacht.

Mit der neuen Ileitis-Pumpe wird der ohnehin geringe Zeitaufwand für eine orale Impfung im Vergleich zu einer Injektion weiter verkürzt und die Impfmaßnahme noch stärker vereinfacht. Die notwendigen Impfdosen werden immer in 3 l Stammlösungsvolumen eingemischt. Anders als bei anderen Pumpen entfällt der Probelauf am Vortag der Impfung, um den individuellen Wasserbedarf der Schweinegruppe zu ermitteln. Nach Montage wird einmalig auf den betrieblichen Wasserdruck eingestellt, dann läuft die Ileitis-Pumpe ohne weiteren Aufwand. Ein Impfvorgang ist so innerhalb von kürzester Zeit erledigt, egal ob 100 oder 1000 Ferkel zu impfen sind.

Die einfache Verwendung der Ileitis-Pumpe in nur drei Schritten:
Installieren, Vormischung von immer 3 l vorbereiten, Anschalten – fertig! Die Tiere impfen sich selbst und der Landwirt kann sich um andere wichtige Dinge kümmern. Mit der oralen Impfung hat jedes Schwein seine Dosis, was zu 100 % behördlich geprüft ist. Mit der neuen Ileitis-Pumpe ist die Anwendung der Schluckimpfung über das Trinkwasser so einfach wie noch nie.

Weitere Informationen gibt Ihnen gerne Kim Schulze, Boehringer Ingelheim Vetmedica, Tel.: +49-6132-77-90218, kim.schulze@boehringer-ingelheim.com oder unter www.ileitis.de.

Quelle: Boehringer Ingelheim

Genetische Maßarbeit für die wichtigste Milchrindrasse

An die weltweit wichtigste Milchviehrasse, das schwarzgescheckte Holstein-Rind, werden höchste Ansprüche gestellt: Sie soll nicht nur viel Milch geben, sondern auch möglichst gesund und langlebig sein. Um diese Ziele zu erreichen, setzt die moderne Tierzüchtung auf molekulare Daten. Dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie in Dummerstorf (FBN) ist es mit Unterstützung von Norddeutschlands Milchrindzüchtern, dem Förderverein Bioökonomieforschung e.V. (FBF) und den Vereinigten Informationssystemen Tierhaltung w.V. (VIT) gelungen, eine genetische Karte für 44.000 molekulare Marker zu erarbeiten. Dazu wurden Daten von über 367.000 Holstein-Rinder ausgewertet, was eine sehr hohe Genauigkeit der Karte garantiert.

In Deutschland mit mehr als 1,8 Millionen registrierten Tieren werden seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Holstein-Rinder nach verschiedensten Merkmalsausprägungen gezüchtet. Die Erfolge der Züchtung hängen allerdings davon ab, wie stark eine Merkmalsausprägung erblich bedingt ist. Beispielweise hat die Langlebigkeit eines Rindes im Gegensatz zur erbrachten Milchmenge eine geringe Erblichkeit, was eine Verbesserung der Nutzungsdauer durch traditionelle Züchtung langwierig macht.

Seit mehr als einem Jahrzehnt sind molekulare Marker aus der Tierzüchtung nun nicht mehr wegzudenken. Bei der modernen Tierzüchtung durch genomische Selektion werden die Elterntiere anhand ihrer Ausprägung an molekularen Markern für die Züchtung ausgewählt. Das hat Züchtungsstrategien beeinflusst und Zuchterfolge erheblich beschleunigt. Für die genomische Selektion ist es notwendig, den Zustand der molekularen Marker über das gesamte Genom und für so viele Tiere wie möglich zu erfassen. Das liefert etwa 50.000 Informationen pro Tier.

Im Laufe der Jahre haben sich somit enorme Datenmengen angesammelt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des FBN haben mit Unterstützung von Norddeutschlands Milchrindzüchtern, dem Förderverein Bioökonomieforschung e.V., Bonn und dem größten IT-Dienstleister für Tierhaltung und Tierzucht „Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V. (VIT)“ in Verden diese Daten einheitlich zusammengeführt und ausgewertet. Die Milchrindpopulation besteht aus großen, väterlichen Halbgeschwisterfamilien, was auf die intensive künstliche Besamung zurückgeht. Diese Familienstrukturen liefern wertvolle Informationen darüber, wie die standardmäßig erfassten Marker miteinander in Verbindung stehen. Diese Erkenntnisse haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom FBN-Institut für Genetik und Biometrie als genetische Karte zusammengefasst.

Der Zuchtwert eines Tieres ist Maßstab dafür, ob ein Tier für die Züchtung ausgewählt wird (grüner Bereich). Ziel neuartiger Methoden ist es, Spitzenkandidaten aus dem seltenen, orangefarbenen Bereich zu finden. Abbildung: FBN/Dörte Wittenburg
„Eine genetische Karte gibt an, wie weit molekulare Marker voneinander entfernt sind – nicht in einer physischen Maßeinheit wie bei einem Lineal, sondern in einer genetischen Einheit. Diese genetische Maßeinheit ist für Züchterinnen und Züchter wichtig, weil sie mit der Wahrscheinlichkeit zusammenhängt, dass molekulare Varianten gemeinsam vom Elternteil auf den Nachkommen übertragen werden“, erläuterte Studienleiterin Dr. Dörte Wittenburg.

„Mit unseren Ergebnissen kann nun die Entwicklung neuartiger Methoden für die genomische Selektion vorangetrieben werden“, so Dr. Dörte Wittenburg. „Nicht nur am FBN, sondern weltweit werden Methoden erforscht, um die ‚Spitzenvererber‘ identifizieren zu können. Wir suchen nach den Elterntieren, die eine außergewöhnlich hohe Chance haben, Nachkommen mit extrem guter Merkmalsausprägung hervorzubringen. Für die Berechnung braucht man die genetischen Abstände zwischen den molekularen Markern. Nur so können wir Merkmale wie die Langlebigkeit mit Erfolg vorantreiben.“

Die Studienergebnisse wurden in dem Online-Journal Genetics Selection Evolution veröffentlicht, das sich mit genetischen Fragestellungen von Haus- und Nutztieren beschäftigt. Das Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von drei Jahren wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

In der Abteilung „Statistische Methoden in der Genomik“ werden mathematische Methoden zur Auswertung von Leistungs- oder Gesundheitsmerkmalen, bei denen der erbliche Einfluss nachweislich eine Rolle spielt, entwickelt. Genetische Marker, die über sämtliche Chromosomen verteilt sind, übernehmen dabei eine Schlüsselrolle. Sie sind einfach mit biotechnologischen Verfahren messbar und wirkungsvoll mit mathematischen Methoden einsetzbar.

Originalpublikation: Genetics Selection Evolution
Saber Qanbari & Dörte Wittenburg, Published: 14 December 2020: Male recombination map of the autosomal genome in German Holstein. Genet. Sel. Evol., 52, 73.

Quelle: Institut für Nutztierbiologie (FBN)

Hoffnung auf Impfstoff gegen verbreitete Schweineinfektion – zuckerbasierte Impfstoffe

Erstmals haben Forscher am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung Zuckerketten synthetisiert, die den Hüllen der vier Hauptvariationen des Bakteriums Streptococcus suis entsprechen. Dies ist ein wichtiger erster Schritt für die Entwicklung von Glykokonjugat-Impfstoffen gegen einen Erreger, der insbesondere bei Schweinen vorkommt.

Einmal im Schweinestall angekommen, verbreitet sich der Erreger rasant, was Betriebe regelmäßig vor große Probleme stellt. Das Bakterium kann Erkrankungen wie Hirnhaut-, Lungen- oder Herzbeutelentzündungen hervorrufen, die nicht selten zum Tod führen. Zudem begünstigt es die Ferkelsterblichkeit. Die Behandlung erfolgt ausschließlich durch Antibiotika, da es bisher keinen wirksamen kommerziellen Impfstoff für diesen Erreger gibt. Als Zoonoseerreger kann er auch auf den Menschen übergehen.

Während Glykokonjugat-Impfstoffe beim Menschen sehr erfolgreich gegen Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae Typ b zum Einsatz kommen, bleiben sie für Tiere eine weitgehend unerforschte Möglichkeit. Dies könnte sich nun ändern: Ein Forscherteam um Prof. Dr. Peter H. Seeberger hat eine Sammlung von 30 neuartigen Mehrfachzuckern (Oligosacchariden) hergestellt, die den Zuckeroberflächen der vier Hauptserotypen 2, 3, 9, 14 des Bakteriums Streptococcus suis ähneln. „Chemisch können wir relevante Zuckerstrukturen von Krankheitserregern wie Streptococcus suis in wenigen Stunden nachbauen und damit Impfstoffkandidaten herstellen. Diese zielen darauf ab, die Immunabwehr, die auf Mehrfachzucker von Krankheitserregern spezialisiert ist, anzuregen Antikörper zu produzieren“, sagt Peter H. Seeberger, Direktor der Abteilung Biomolekulare Systeme. Komplexe Zucker wie Glykane umhüllen die meisten Zellen und bilden die Grundlage für Impfstoffe gegen Bakterien, Parasiten und Viren.

„Derzeit bereiten wir Challenge-Studien an Schweinen vor, um wirksame Impfstoffe zu entwickeln, die in erster Linie Schweine, aber auch Menschen, die in der Schweineindustrie arbeiten, schützen und gleichzeitig den Einsatz von Antibiotika reduzieren“, sagt Shuo Zhang, Erstautor der Studie.

Funktionsweise:
Eine Sammlung von 30 Oligosacchariden wurde synthetisiert. Die synthetischen Glykane wurden auf Array-Oberflächen gedruckt, um Glykan-Microarrays zu erstellen. Anschließend wurden die Seren von Schweinen, die mit dem Bakterium infiziert waren, auf Antikörper gegen die Glykane untersucht. Dabei entdeckten die Forscher spezifische Mehrfachzucker (Glykan-Epitopen), die nun die Grundlage für die weitere Impfstoffentwicklung darstellen.

Quelle: Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung