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Vogelgrippe breitet sich aus: Biosicherheit weiter ernst nehmen

Nach dem großen Seuchenzug 2016/2017 sind Niedersachsens Geflügelhalter und hunderttausende Tiere nun wieder stark betroffen von der Ausbreitung der Geflügelpest. „In diesem Winter ist das Virus nach allen bisherigen Erkenntnissen besonders aggressiv“, stellt Georg Meiners fest. Er ist der Vorsitzende im Tierseuchen-Ausschuss des Landvolks Niedersachsen.

Und nicht nur in Niedersachsen sind Geflügelbestände betroffen: Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) meldet in seiner Risikoeinschätzung vom 16.02.2021, dass in Deutschland seit dem 30.10.2020 über 600 HPAIV (Hochpathogenes Aviäres Influenza-Virus) H5-Fälle (Subtyp 5) bei Wildvögeln, 59 Ausbrüche bei Geflügel, davon drei bei gehaltenen Vögeln in Tierparks festgestellt worden sind. Außerdem meldeten 25 europäische Länder Wildvogelfälle bzw. Ausbrüche von HPAIV des Subtyps H5 bei gehaltenen Vögeln. Das Risiko der Ausbreitung in Wasservogelpopulationen und des Eintrags in Geflügelhaltungen und Vogelbeständen (z.B. zoologische Einrichtungen) wird als hoch eingestuft. In Gebieten mit einer hohen Dichte von Geflügelhaltungen ist von einem hohen Eintragsrisiko durch Verschleppung des Virus zwischen Geflügelhaltungen (Sekundärausbrüche) auszugehen. Überwachungsmaßnahmen hinsichtlich toter oder kranker Wildvögel sollten unverzüglich weiter intensiviert sowie die Biosicherheit in den Geflügelhaltungen überprüft und optimiert werden.

Für ein schnelles Erkennen von Verdachtsfällen bei Geflügel ist eine erhöhte Wachsamkeit wichtig: Sind die Tiere teilnahmslos und schlapp und legen die Hühner deutlich weniger Eier, muss sofort ein Tierarzt hinzugezogen werden.

Wildenten und -gänse können das Virus über weite Strecken verschleppen. Bei Kontakt mit solchen Tieren kann Nutzgeflügel erkranken – und auffällig ist derzeit laut Georg Meiners, dass besonders häufig Putenmasten betroffen sind. „Die Ställe sind sehr offen gebaut, dadurch hat es das Virus leichter“, erläutert der Landwirt.

Ähnlich gefährlich ist die Lage bei Mobilställen. Diese dürfen während der Aufstallungspflicht nicht mehr verzogen werden. Je nach Risikolage ist es empfehlenswert, die Mobilställe frühzeitig auf den Winterstellplatz zu schaffen oder sie im Fall der Aufstallungspflicht an den Hof zu holen, empfiehlt die Landwirtschaftskammer. Die Versorgungswege werden kurz gehalten und die Gefahr der Einschleppung reduziert. Auch wenn eine Reihe von gesetzlich angeordneten Maßnahmen erst ab einer Bestandgröße von 1.000 Tieren verpflichtend gelten, sollten sich auch kleinere Bestände an die Biosicherheitsmaßnahmen halten.

In vielen Bundesländern gilt zwar nicht landesweit, aber bereits in einigen Gebieten und Landkreisen die Stallpflicht für Geflügel.

Das FLI bietet eine umfangreiche Checkliste zur Vermeidung der Einschleppung der Geflügelpest auf seiner Homepage an.

Quelle: Der Hoftierarzt, Dr. Heike Engels, Landvolk Niedersachsen, FLI

Bundesministerin Julia Klöckner verlängert Förderung für Tierwohlställe bis zum 30. 3. 2021

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Mehr Planungssicherheit für Landwirte – Änderung der Förderrichtlinie zum Stallumbau soll Anfang April in Kraft treten

Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hat im vergangenen Jahr erreicht, dass im Corona-Konjunkturprogramm der Bundesregierung für 2020 und 2021 insgesamt 300 Millionen Euro für den Umbau von Ställen zur Verfügung stehen. Das Programm dient der Umsetzung von mehr Tierwohl in den Ställen. Das Programm war – wie alle Teile des Corona-Konjunkturprogramms – ursprünglich bis Ende 2021 befristet, da eine Mittelübertragung in das Jahr 2022 vom zuständigen Bundesfinanzministerium grundsätzlich nicht vorgesehen war.

Damit sauenhaltende Betriebe auch Vorhaben finanzieren können, wenn der Abschluss des Umbaus erst in 2022 erfolgt, will die Bundesministerin nun die Antragsfrist in der Förderrichtlinie verlängern: Die Betriebe könnten den Förderantrag dann bis zum 30. September 2021 stellen.

Bundesministerin Julia Klöckner: „Unsere Landwirte brauchen Planungssicherheit, wenn sie in Stallumbauten zum Wohl der Tiere investieren. Das unterstützen wir mit unserem Programm. Jetzt sorge ich dafür, dass das Geld auch noch 2022 abgerufen werden kann. Dazu ändern wir die Förderrichtlinie. Das ist ein wichtiges Signal an alle Betriebe, die ihre Ställe kurzfristig tierwohlgerechter umbauen wollen.

Damit die Mittel gut abfließen können, erwarte ich von unserem Koalitionspartner, dass er seine Blockadepolitik bei der Änderung des Baugesetzbuches aufgibt. Denn wir wollen Landwirten helfen, schneller und unbürokratischer eine Genehmigung zu bekommen, wenn sie mehr Platz im Stall schaffen. Hier auf der Bremse zu stehen, schadet Tierhaltern und Tieren gleichermaßen.“

Die Änderung der Förderrichtlinie liegt aktuell bei der Europäischen Kommission zur Prüfung – sie wird voraussichtlich Anfang April im Bundesanzeiger veröffentlicht.

Zum Programm:
Mit der Siebten Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, die im Februar 2021 in Kraft getreten ist, wird die Sauenhaltung im Deckzentrum und im Abferkelbereich neu geregelt. Ziel der Neuregelung ist es, den Tierschutz zu verbessern. Die Kastenstandhaltung im Deckzentrum abzuschaffen sowie der Bau von Bewegungsbuchten im Abferkelbereich kosten Geld. Um die Belastungen für die Betriebe bei der Umsetzung dieser Neuregelung abzufedern, hat Bundesministerin Julia Klöckner in den Verhandlungen zum Corona-Konjunkturpaket das Bundesprogramm zum Stallumbau erreicht.

Voraussetzungen:
Unter folgenden Voraussetzungen können die sauenhaltenden Betriebe in Deutschland einen Förderantrag für die Umsetzung der neuen Anforderungen an die Sauenhaltung stellen:
– Die Höchstgrenze liegt bei 500.000 Euro je Betrieb und Investitionsvorhaben.
– Das Bauvorhaben darf nicht mit einer Vergrößerung des Tierbestandes verbunden sein.
– Das Vorhaben muss bis Ende des Jahres 2022 abgeschlossen sein.
– Förderfähig sind auch die einzelbetriebliche Beratung für die Erstellung eines Um- oder Ersatzbaukonzepts.

Zeitplan:
Anträge können dann länger – bis zum 30. September 2021 (statt bis zum 15. März 2021) bei der zum BMEL gehörenden Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) unter www.ble.de/stallumbau gestellt werden. Vorhaben können bis Ende 2022 umgesetzt werden.

Weitere Details zur Antragstellung sind unter www.ble.de/stallumbau veröffentlicht. Auskunft erteilt die BLE außerdem unter der Rufnummer 0228/6845-2755 sowie per E-Mail an stallumbau@ble.de

Quelle: BMEL

Aviäre Influenza: Erfahrungen und Strategien aus Wissenschaft und Praxis

Nachlese EuroTier digital: Berichte aus Praxis und Wissenschaft zur Geflügelpest (Aviäre Influenza, AI)

Im DLG-Spotlight Geflügel der „EuroTier digital“ waren Informationen und Austausch zum Thema Aviäre Influenza (AI) sehr gefragt. In fünf Online-Veranstaltungen wurden aktuelle Entwicklungen, Erfahrungen aus der Praxis und neue Ansätze der Wissenschaft besprochen und diskutiert. Auch das Netzwerk Fokus Tierwohl war mit drei Veranstaltungen zum Thema vertreten.

Aufstallungspflicht bei Mobilställen
Mit welchen Maßnahmen kann das Tierwohl in Zeiten der Vogelgrippe aufrechterhalten werden? Um hilfreiche Tipps aus der Praxis ging es im Vortrag von Landwirtin Friederike Schierholz. Die Mobilstallhalterin berichtete von ihren Erfahrungen mit der Aufstallungspflicht. Kurz vor dem Seuchenzug 2016/2017 wurden auf ihrem Betrieb die ersten Legehennen in den damals neuen Mobilstall eingestallt: „An eine Stallpflicht haben wir überhaupt nicht gedacht in dem Moment als wir uns den Stall zugelegt haben“, merkte die Landwirtin an. Vor allem Neueinsteigern rät sie, diesen Fall aber unbedingt in die Überlegungen beim Stallkauf mit einzubeziehen. So hätten ihre eigenen Erfahrungen gezeigt, dass ein Wintergarten in der Phase der Aufstallung den Tieren zusätzlichen Platz biete und dadurch Stress reduziere. Ihr Ziel sei es, den Legehennen auch während der Aufstallung ausreichend Möglichkeiten zum Scharren und Picken zu bieten. Hierzu setze sie loses Stroh, Strohpellets aber auch unterschiedlichste Beschäftigungsmaterialien ein. Grundsätzlich sei zu beachten, dass die Beschäftigungsmaterialien für die Tiere langanhaltend attraktiv und der damit verbundene Arbeitsaufwand ebenso wie die entstehenden Kosten vertretbar seien. Aufgrund ihrer positiven Erfahrungen setzt Friederike Schierholz derzeit unter anderem neben Pickblöcken und Luzerneballen auch zeitweise Maissilage ein. Zudem erhalten ihre Tiere vier bis fünf Mal pro Tag Hafer oder Weizen über einen automatisierten Körnerstreuer.

Sicherheits-Check mit AI-Risikoampel
Unter dem Titel „Vorsorgen ist besser als Räumen“ informierte Dr. Anja Globig vom Institut für Internationale Tiergesundheit am Friedrich-Loeffler-Institut die Zuhörenden darüber, wie wichtig die konsequente Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen in der Geflügelhaltung im Hinblick auf die Verbreitung der Aviären Influenza (Geflügelpest) ist. Allein in der derzeitigen Epidemie seien bis Mitte Februar bereits Verluste in Höhe von über 600.000 Tieren durch die Geflügelpest zu beziffern. Ein zentraler Punkt, um die Verbreitung des Virus zu verhindern, sei laut Dr. Globig, die Eigenschaften des Virus zu kennen. Neben der direkten Übertragung von Tier zu Tier müssten insbesondere auch die indirekten Übertragungswege beachtet werden. Die Kernfrage sei: „Hat mein Betrieb eine Biosicherheitslücke?“. Zur Beantwortung dieser Frage wurde die AI-Risikoampel im Jahr 2018 von der Universität Vechta in Zusammenarbeit mit dem FLI entwickelt. Diese umfasst einen Fragenkatalog aus 100 Einzelfragen, die Tierhalter anonym im Multiple-Choice-Verfahren für ihren Betrieb beantworten können. Ziel ist es hierbei, in der Abfrage mögliche Risikofaktoren in Hinblick auf die Sicherung des Betriebes, die Sicherung des Stalles aber auch die Arbeitsabläufe zu identifizieren. Am Ende erfolgt die Einordnung in drei Risikogruppen „grün“, „orange“ und „rot“. Zudem erhält jeder Tierhalter Optimierungshinweise zusammen mit einer Checkliste für konkret durchzuführende Maßnahmen. Mithilfe der AI-Risikoampel können Betriebsabläufe mit Blick auf die Hygienestandards somit sicherer gestaltet werden. Das Tool steht allen Interessierten unter risikoampel.uni-vechta.de kostenfrei zur Verfügung.

Maßnahmen in der Gänsehaltung
Im Interview mit Dr. Christian Lambertz vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) stellte Iris Tapphorn, Landwirtin im Netzwerk der Impulsbetriebe Tierwohl, ihre Erfahrungen im Umgang mit den Auflagen zur Geflügelpest dar. Der Gänsehof Tapphorn in Niedersachsen hat mehrere Betriebszweige, darunter eine Gänse-Elterntierzucht mit EU-Brüterei. Die Gänseaufzucht und -mast stellen weitere Betriebsschwerpunkte dar. Auf dem Betrieb etablierte die Betriebsleiterin zahlreiche Biosicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor einem Eintrag des AI-Erregers. Zu den risikominimierenden Maßnahmen zählen das Anbieten von Futter und Wasser ausschließlich im Stall sowie die regelmäßige stichprobenartige Testung mittels PCR-Analyse auf den Erreger H5N8. Zusätzlich wurde die Besatzdichte zur Stressvermeidung reduziert.

Hintergrund:
Als Teil des Bundesprogramms Nutztierhaltung fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Aufbau des Netzwerkes Fokus Tierwohl. Das Verbundprojekt der Landwirtschaftskammern und landwirtschaftlichen Einrichtungen aller Bundesländer hat das Ziel, den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern, um schweine-, geflügel- und rinderhaltende Betriebe hinsichtlich einer tierwohlgerechten, umweltschonenden und nachhaltigen Nutztierhaltung zukunftsfähig zu machen. Neueste Erkenntnisse aus der angewandten Forschung, der Praxis, den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz und anderen Projekten werden durch die Tierwohl-Kompetenzzentren in Kooperation mit Expertinnen und Experten der Verbundpartner gesammelt und fachlich fundiert eingeordnet. Ausführliche Informationen sind unter www.fokus-tierwohl.de zu finden.

Quelle: DLG

(Nichts) Neues aus der Ebermast?

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Thünen Online-Konferenz: Ökoebermast – Problem oder Chance?

Die Probleme mit Ebermast und Eberfleisch sind hinlänglich bekannt und auch die Online-Konferenz des Thünen-Instituts am 23. März konnte keine bahnbrechend-neuen Erkenntnisse präsentieren. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Ergebnisse mehrjähriger Forschung.

Das Risiko Fleisch mit Geruchsabweichungen zu produzieren, lässt sich durch ausgeklügelte Futtermischungen vielleicht senken, aber nicht auf null. Die Fettqualität lässt bei unkastrierten Ebern zu wünschen übrig und ihr Fleisch eignet sich nicht zur Verarbeitung in allen Produkten. Speziell wenn es erwärmt wird, birgt Eberfleisch das Risiko einen unangenehmen Geruch und Geschmack zu entwickeln. Schuld sind, bei einem kleineren Teil der Eber, zu hohe Anteile von Androstenon und Skatol im Fleisch, die urin- und fäkalartige Aromen verursachen.

Das lässt sich zwar durch Gewürze und Marinaden maskieren, aber nur bedingt. Ist die Konzentration der beiden Stoffe zu hoch, lehnen auch weniger empfindliche Menschen das Fleisch ab. Alternativ kann Fleisch unkastrierter Eber mit dem von Sauen und Kastraten (Börgen) vermischt werden. Allerdings höchstens in Anteilen von 20-25% und außerdem lassen sich die Edelteile auffälliger Eber nicht als solche vermarkten, sondern landen komplett im Fleischwolf.

Die Jungebermast wird in einigen Ländern praktiziert, um bei jüngeren und leichteren Tieren das Risiko von Geruchsabweichungen zu minimieren. Jedoch können auch junge Eber bereits Androstenon und Skatol in problematischen Mengen produzieren, so dass auf entsprechende Tests am Schlachtband nicht verzichtet werden kann. Darüber hinaus sind die Teilstücke naturgemäß kleiner und die produzierte Tagesmenge an Fleisch fürs Schlachtunternehmen, bei gleicher Anzahl geschlachteter Tiere, geringer als bei ausgemästeten Schweinen.

Eine Alternative zur Ebermast wäre die „Impfung“ gegen Ebergeruch, die jedoch leider mit der 2020 verabschiedeten EU-Öko-Verordnung unvereinbar ist. Das bedauern auch viele Bio-Schweinehalter! Ein Impf-Versuch am „Thünen-Institut für Ökologischen Landbau“ kam nun zu interessanten Ergebnissen: hierfür wurde Ferkeln bereits im Alter von 3 (und nochmals mit 7 Monaten) Improvac injiziert. Die Entwicklung von Ebergeruch konnte dadurch fast ebenso gut verhindert werden, wie bei der herkömmlichen Impfung während der Mastphase (mit 35 kg Lebendgewicht und nochmals 4-6 Wochen vor der Schlachtung).

Das Handling von Ferkeln gestaltet sich natürlich viel einfacher als das von schweren Ebern, speziell gegen Ende der Mast, wenn oft eine zweite Person benötigt wird. Allerdings wiesen 7% der früh geimpften Ferkel bei der späteren Schlachtung zu hohe Androstenongehalte im Rückenfett und entsprechende Geruchsabweichungen auf. Beim Skatol blieben sie dagegen unauffällig.

Die Ebermast bleibt in jeder Haltungsform, ob bio oder konventionell, die tiergerechteste Alternative, weil sie auf jeglichen Eingriff am Tier verzichtet. Den Ebergeruch vollständig zu verhindern bleibt jedoch eine Herausforderung für die Forschung. Schlachtunternehmen und Fleischverarbeiter sollten auf der anderen Seite Phantasie entwickeln, wie der Eberfleisch-Anteil in Zukunft deutlich erhöht werden kann.

Initiative Tierwohl: Große Teilnahmebereitschaft der Schweinehalter, Handel investiert massiv

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– Neue Programmphase der ITW startet mit erheblichem Zuwachs bei Schweinen
– LEH investiert massiv in den Fonds, um allen angemeldeten Schweinehaltern Teilnahme zu ermöglichen
– Statt wie geplant rund 75 Millionen Euro für das Programm 2021-2023, stellt Handel rund 135 Millionen Euro für die Aufnahme der Ferkelerzeuger bereit

Die Handelsunternehmen in der Initiative Tierwohl (ITW) stocken ihr finanzielles Engagement massiv auf, um die Breitenwirksamkeit der Initiative noch weiter zu erhöhen. Denn das Interesse der Schweinehalter ist groß: Zum aktuellen Programm 2021-2023 haben sich insgesamt 6.832 Schweine haltende Betriebe angemeldet. Darunter 1.027 Sauenhalter und 1.240 Ferkelaufzüchter mit gut 14 Millionen Ferkeln. Das sind mehr als doppelt so viele Ferkel wie im Programm 2018-2020. Statt wie geplant rund 75 Millionen Euro für die Jahre 2021-2023, stellen die an der ITW teilnehmenden LEH jetzt rund 135 Millionen Euro für Ferkelerzeuger in einem Fonds bereit. Damit kann allen interessierten Betrieben eine ITW-Teilnahme ermöglicht werden.

„Die Bereitschaft der Landwirte zum Engagement für Tierwohl ist absolut beeindruckend“, erklärt Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Initiative Tierwohl. „Rund 14 Millionen Ferkel und über 17 Millionen Mastschweine können so derzeit von der ITW profitieren. Das große Interesse allein bei den Ferkelerzeugern haben wir in diesem Umfang nicht erwartet. Umso mehr freuen wir uns über die Bereitschaft des Handels durch zusätzliche Finanzmittel dafür zu sorgen, dass wir keine Warteliste brauchen.“

In Deutschland erfolgt die Schweinehaltung in mehreren Stufen. Von der Sauenhaltung über die Ferkelaufzucht bis hin zur Mast sind nicht selten mehrere Landwirte beteiligt. Damit an der ITW teilnehmende Sauenhalter an ebenfalls teilnehmende Ferkelaufzüchter liefern können, haben die an der ITW teilnehmenden Händler einen Fonds aufgesetzt, aus dem heraus die Ferkelerzeuger zusätzlich zu dem Marktpreis einen Tierwohl-Aufpreis pro Ferkel erhalten.

Für teilnehmende Schweinemäster gilt ein anderes Prinzip. Sie erhalten den von der ITW festgesetzten Tierwohl-Aufpreis von derzeit 5,28 Euro pro Tier über den Schlachtbetrieb. Auch bei den Mastschweinen verzeichnet die ITW einen erheblichen Zuwachs. Waren es im vergangenen Programm noch rund 12 Millionen Tiere, so sind für das Programm 2021-2023 bereits 17,3 Millionen Mastschweine angemeldet. Damit machen die Mastschweine aus den teilnehmenden ITW-Betrieben über 34 Prozent der in Deutschland erzeugten Mastschweine aus.

Die ITW befindet sich mit dem Programm 2021-2023 bereits in der dritten Programmphase. Seit ihrem Start im Januar 2015 haben die teilnehmenden LEH gemeinsam bereits um die 645 Millionen Euro in das Tierwohl von Schweinen, Hähnchen und Puten investiert.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

Hohe Qualitätsstandards und Sicherheit für Tierarzneimittel

Bundesministerin Julia Klöckner schafft eigenes Tierarzneimittelgesetz – heutiger Beschluss des Bundeskabinetts

Das Bundeskabinett hat heute dem Gesetzentwurf der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, zugestimmt, ein eigenständiges Tierarzneimittelgesetz (TAMG) für Deutschland zu schaffen. Bisher waren Tierarzneimittel Teil des allgemeinen nationalen Arzneimittelgesetzes.

Mit der Neuregelung werden alle gesetzlichen Vorschriften zu Tierarzneimitteln übersichtlich zusammengefasst:

• Das erleichtert den Tierhaltern und Tierärzten die Anwendung der neuen Vorschriften.
• Die Trennung des Arzneimittelrechts und des Tierarzneimittelrechts in zwei getrennte Gesetze ist für die Verwaltung eine erhebliche Vereinfachung.
• Zudem wird die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung im Veterinärbereich gestärkt: Arzneimittel für die Behandlung von Tieren müssen jederzeit zur Verfügung stehen. Deren Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit muss dabei sichergestellt sein.

Bundesministerin Julia Klöckner: „Mit dem eigenen Gesetz tragen wir den Belangen von Tierhaltern und Tierärzten Rechnung – das ist ein großer Erfolg. Wir garantieren höchste Qualitätsstandards und Sicherheit für Tierarzneimittel. Damit stärken wir die Tiergesundheit und den Tierschutz.“

Hintergrund
Der Gesetzesentwurf passt die nationalen Vorschriften des Tierarzneimittelrechts an neue unionsrechtliche Vorschriften an, insbesondere an die Verordnung (EU) 2019/6 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2018 über Tierarzneimittel. Dazu wird ein eigenständiges Tierarzneimittelgesetz erlassen und die auf Tierarzneimittel bezogenen Vorschriften aus dem nationalen Arzneimittelgesetz (AMG) gestrichen.

Das TAMG schreibt die bisherigen Vorschriften des Arzneimittelgesetzes für Tierarzneimittel dabei im Wesentlichen fort, soweit diese nicht durch das unmittelbar geltende Unionsrecht überlagert werden. Zudem nutzt das Gesetz von der EU-Verordnung eingeräumte Gestaltungsspielräume. Neben den Durchführungsvorschriften zu der Verordnung (EU) 2019/6 werden Vorschriften auch für solche Tierarzneimittel und veterinärmedizintechnischen Produkte getroffen, die in den bisherigen Anwendungsbereich des AMG, nicht aber in den Anwendungsbereich der Verordnung (EU) 2019/6 fallen.

Die neuen nationalen Vorschriften treten wie das neue Unionsrecht am 28. Januar 2022 in Kraft. Das Gesetz bedarf der Zustimmung des Bundesrates.

Quelle: BMEL

„Molekulare Whistleblower“: Biomarker ermöglichen frühe Diagnose bei Euterentzündung der Milchkuh

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Komplexe Erkrankungen wie die Euterentzündung (Mastitis) bei Milchkühen führen oft zu einem enormen wirtschaftlichen Schaden: Die Tiere geben weniger Milch, und sie ist weniger brauchbar. Auch immense Tierarztkosten sind die Folge. Ein möglichst frühzeitiges Erkennen solcher entzündlichen Erkrankungen minimiert den Antibiotikaeinsatz erheblich und steigert die Milchleistung der Kühe. Bio- beziehungsweise Entzündungsmarker geben als „molekulare Whistleblower“ oft verborgen gebliebene Hinweise zu einer möglichen Erkrankung und unterstützen Kliniker immer besser bei der Diagnose und Therapie.

Forscher der Universität Leipzig haben jetzt ein nicht invasives Nachweisverfahren entwickelt, das auf einem spezifischen Biomarker basiert. Es ermöglicht eine frühzeitige Diagnose sowie Therapieverlaufskontrolle entzündlicher Erkrankungen.

Das Projekt von Prof. Dr. Getu Abraham und seinem Team vom Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie der Veterinärmedizinischen Fakultät wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Es hilft dabei, das Risiko für einen schweren Verlauf und den damit verbundenen wirtschaftlichen Verlust erheblich zu mindern. „Da unser Verfahren auch der Entwicklung multiresistenter Keime und damit einem inflationären Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung vorbeugt, leisten wir auch einen Beitrag zum Tierschutz“, erklärt Abraham.

Bei dem Marker handelt es sich um ein spezifisches Protein, das aus einwandernden Entzündungszellen freigesetzt wird – beispielsweise, wenn eine Kuhmilch an Mastitis erkrankt ist. „Durch die Isolation dieses Proteins ist es uns gelungen, einen effizienten Biomarker zu gewinnen, der in der Routine-Diagnostik den Schweregrad der Euterentzündung vorhersagen kann. Folglich ist es möglich, mit Hilfe des Biomarkers Mastitiden bei Milchkühen bereits im subklinischen Stadium eindeutig zu diagnostizieren“, sagt Abraham.

Der Nachweis des Entzündungsmarkers erfolgt unkompliziert in Milchproben, ohne dass invasive Eingriffe am Tier erforderlich sind. Dadurch können bereits Tage vor den eigentlichen Krankheitssymptomen Risikotiere eindeutig identifiziert und individuell behandelt werden. Wie Untersuchungen des Teams gezeigt haben, steigt im Falle einer akuten Euterentzündung der Parameter ohne merkliche Zeitverzögerung signifikant mit großer Amplitude in der Milch an und fällt nach einer Antibiotika-Therapie beziehungsweise nach Abklingen des Entzündungsgeschehens rasch um mehr als ein Drittel des Ursprungswertes ab. Dadurch sei der Biomarker für ein Krankheits- und Therapie-Monitoring gut einsetzbar.

Aktuell arbeitet das Forscherteam an einer Weiterentwicklung des Testverfahrens, um eine einfache und patientennahe Vorort-Diagnostik zu ermöglichen. Perspektivisch soll die Anwendung auf unterschiedliche Matrizes wie Blut, Kot oder Harn erweitert und für unterschiedliche Spezies validiert werden.

Quelle: Universität Leipzig

Geflügelpest in Niedersachsen: Rund eine Million Tiere betroffen

Ministerin spricht mit Tierhaltern – Dank an Mitarbeiter des LAVES und der Landkreise

Die Zahl an Geflügelpestfällen in Niedersachsen steigt weiter an. Bislang sind rund eine Million Tiere betroffen. „Das ist leider ein trauriger Rekord“, sagte Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. Die Ministerin hat Tierhalter, deren Ställe geräumt werden mussten, für den morgigen Dienstag, 23. März, zu einer Telefonkonferenz eingeladen. Mit Vertretern der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft und dem Landkreis Cloppenburg hat Ministerin Otte-Kinast sich bereits heute ausgetauscht.

In Niedersachsen wurden bislang 64 Ausbrüche der Geflügelpest festgestellt. Mit 34 Putenmast-, drei Entenmast- und einem Hähnchenmastbetrieb ist der Landkreis Cloppenburg besonders betroffen. Insgesamt sind in Niedersachsen 46 Putenbestände, fünf Entenbestände, vier nicht gewerbliche Kleinsthaltungen, ein Masteltern-Hennen Betrieb, zwei Hähnchenmastbestände, drei Legehennenbestände und drei Gänsebestande betroffen. Die Betriebe befinden sich in zehn Landkreisen, bzw. kreisfreien Städten.

Die Untersuchungen laufen auf Hochtouren: Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg (LVI OL) des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) sind während des aktuellen Seuchengeschehens bisher mehr als 17.140 Proben von Hausgeflügel untersucht worden, davon allein für den Landkreis Cloppenburg mehr als 12.000 Proben. Hinzu kommen insgesamt 900 Wildvogelmonitoringproben (im Zeitraum vom 4. November 2020 bis zum 22. März 2021).

„In unseren Laboren und unserem Task-Force-Koordinierungszentrum sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Wochen kontinuierlich im Einsatz. Die Lage erfordert es, dass wir an Wochenenden und auch an Feiertagen schnellstmögliche Ergebnisse liefern“, betonte Prof. Dr. Eberhard Haunhorst, Präsident des LAVES.

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Laboren arbeiten Tag und Nacht, um die Proben zu untersuchen. Die Task Force Veterinärwesen koordiniert die Bekämpfungsmaßnahmen“, erklärte Ministerin Otte-Kinast.

„Ich danke aber auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Landkreisen, die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass sich das Seuchengeschehen nicht ausbreitet und andere Tierbestände geschützt werden, sowie den Landwirten, die auf Biosicherheit in ihren Ställen achten.“

Das Ausbruchsgeschehen ist geprägt durch den andauernd hohen Infektionsdruck aus den Wildvogelpopulationen und die hohe Infektiosität des vorherrschenden Virustyps. Daher sind weitere Ausbrüche in Geflügelbeständen in den kommenden Wochen wahrscheinlich. Durch die in den vergangenen Jahren nochmals verbesserten Biosicherheitsmaßnahmen vieler Betriebe sind die möglichen Eintragspfade für das Geflügelpest-Virus in die Bestände zwar schon deutlich reduziert worden.

Eine vollständige Ausschaltung aller Risiken, die sich zum Beispiel durch Zugvogelbewegungen in unmittelbarer Nähe von Tierhaltungen ergeben, erscheint jedoch nicht möglich. Die hohe Geflügeldichte in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta spielt bei der Entwicklung des Infektionsgeschehens zudem eine große Rolle.

Aus Sicht des Landwirtschaftsministeriums müssen daher in der aktuellen Situation alle Maßnahmen ergriffen werden, die geeignet sind, die Zahl empfänglicher Tiere temporär zu reduzieren. Dazu gehören die von den Landkreisen angeordneten Wiederaufstallungsverbote in Restriktionszonen, bzw. der Verzicht auf Wiederaufstallungen. Schlachtreifes Geflügel in den Restriktionsgebieten muss so früh wie möglich der Schlachtung zugeführt werden.

Hintergrund:
Die Geflügelpest ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Eine Übertragung auf Menschen wurde bislang nicht festgestellt. Seit November 2020 ist das Virus in mehreren deutschen Küstenländern aufgetaucht, auch in Niedersachsen wurde der erste Fall Anfang November festgestellt. Im Dezember 2020 hat Ministerin Otte-Kinast den Tierseuchenkrisenfall festgestellt und somit die Aktivierung des Tierseuchenkrisenzentrums im Landwirtschaftsministerium und die Errichtung des Krisenkoordinierungsstabes beim LAVES angeordnet.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Aktueller Buchtipp: Leitfäden für die Praxis – Schwein – Rind – Geflügel

Der KTBL-Praktikerleitfaden „Tierschutzindikatoren – Schwein“ ist eine Arbeitsunterlage für Halter von Sauen-, Saugferkel-, Aufzuchtferkel- und Mastschweinen. Der KTBL-Praktikerleitfaden „Tierschutzindikatoren – Rind“ ist eine Arbeitsunterlage für Halter von Milchkühen, Aufzuchtkälbern oder Mastrindern. Der KTBL-Praktikerleitfaden „Tierschutzindikatoren – Geflügel“ ist eine Arbeitsunterlage für Halter von Jung- und Legehennen-, Masthühner- und Mastputen.

Die Leitfäden sind mit stabiler Spiralbindung und abwaschbaren Seiten stalltauglich ausgeführt und liefern dem Tierhalter eine Anleitung, wie eine Überprüfung des Tierwohls nach aktuellem wissenschaftlichen Stand praktikabel und fachgerecht durchgeführt werden kann. Ablaufschemata für jede Produktionsrichtung zeigen, welche Indikatoren wann und an welchen Tieren an

hand einer Stichprobenziehung erhoben werden sollten. Der Steckbrief zu jedem Indikator ent

hält dann eine kurze fachliche Beschreibung, eine Foto-Klassifikationstabelle bzw. Rechenformel sowie weitere Hinweise zur Erhebung. Die Leitfäden sind nach intensiver Testphase in landwirtschaftlichen Betrieben methodisch überarbeitet und in der 2. aktualisierten Auflage noch besser auf den Einsatz unter Praxisbedingungen angepasst. Neu sind auch kopierbare Erhebungsformulare im Anhang.

Erscheinungsjahr 2020, 2. aktualisierte Auflage, erhältlich als E-Book oder gedruckte Version, Preis 18.00 € je Heft

Schwein: Bestell-Nummer: 12631 · ISBN 978-3-945088-76-0

Rind: Bestell-Nummer: 12630 · ISBN 978-3-945088-75-3

Geflügel: Bestell-Nummer: 12632 · ISBN 978-3-945088-77-7

Weitere Informationen im KTBL-Shop

Schafe gegen Ziegen: Wer sind die besseren Problemlöser?

Wenn es darum geht, sich auf neue Situationen einzulassen, haben Ziegen die Nase vorn: Im Vergleich zu Schafen können sie sich deutlich schneller auf veränderte Begebenheiten einstellen und so zum Beispiel zu Nahrungsquellen gelangen. Das legt eine neue Studie von Forschenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) nahe, die im Fachjournal „Royal Society Open Science“ erschienen ist. Darin hatten sie untersucht, wie gut es den Tieren gelang, Hindernisse zu umlaufen und zu ihrem Futter zu kommen.

Dr. Camille Raoult und Dr. Christian Nawroth (Foto: Katrina Rosenberger)

Schafe und Ziegen haben viele Gemeinsamkeiten: Sie sind genetisch gesehen enge Verwandte, etwa gleich groß, haben ähnliche soziale Strukturen und werden beide vom Menschen als Nutztiere gehalten. Große Unterschiede gibt es aber bei der Nahrungssuche: „Während Schafe eher Weidetiere sind, streifen Ziegen umher und bevorzugen Knospen und frische Triebe“, sagt Dr. Camille Raoult von der MLU, die die Studie gemeinsam mit Dr. Christian Nawroth vom FBN geleitet hat. Die Experimente wurden am Forschungszentrum Agroscope in der Schweiz, an der Queen Mary University London (QMUL) sowie am „Buttercups Sanctuary for Goats“ in Kent durchgeführt.

„Die Fähigkeit, auf eine sich verändernde Umwelt zu reagieren, ist lebenswichtig, denn so können Tiere neue Nahrungsquellen erschließen“, sagt Nawroth. Das Team wollte deshalb untersuchen, wie beide Tierarten auf neue räumliche Hindernisse reagieren. Der Versuchsaufbau der Studie war dabei relativ einfach: Jeweils ein Tier wurde an das Ende eines kleinen Geheges geführt. Am anderen Ende befand sich eine Person, die Futter anbot. Dazwischen war ein Zaun mit einer Lücke – der direkte Weg war jeweils versperrt. Die Forscherinnen und Forscher beobachteten das Verhalten der Tiere, also ob sie direkt in Richtung der Lücke liefen, und stoppten die Zeit, die sie brauchten, um zu ihrem Futter zu gelangen. Nach einigen Durchläufen wurde die Position der Lücke im Zaun verändert. Anschließend sollten die Tiere den Versuch wiederholen. Insgesamt absolvierten 21 Ziegen und 28 Schafe das Experiment.

Dr. Christian Nawroth mit Schaf (Foto: Britta Osthaus)

Die Ergebnisse: Den Ziegen gelang es im ersten Durchlauf mit der neuen Lücke deutlich besser und auch schneller, das Hindernis zu umlaufen, obwohl die Schafe im Durchschnitt schneller ans Ziel gelangten. Sowohl Schafe als auch Ziegen waren aber von der neuen Position der Lücke zunächst irritiert und brauchten einige Versuche, um sich auf die neue Situation einzustellen. Anschließend machten sie weniger Fehler. Die Versuche konnten nicht unter exakt identischen Bedingungen an beiden Standorten durchgeführt werden, sie zeigen aber trotzdem deutlich: „Ziegen können sich offensichtlich besser und genauer auf neue Situationen einstellen und die korrekte Richtung einschlagen, um das Hindernis zu umlaufen. Das spricht dafür, dass sie mental flexibler als Schafe sind“, sagt Ko-Autorin Dr. Britta Osthaus von der Canterbury Christ Church University zusammenfassend. Ein möglicher Grund für die Unterschiede könnten die unterschiedlichen Strategien bei der Nahrungssuche sein, so die Forscherin.

Die Studie wurde vom Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der US-amerikanischen Tierschutzorganisation „Farm Sanctuary“ unterstützt.


Video: Dr. Christian Nawroth

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg & Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)