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Aktueller Buchtipp: Leitfäden für die Praxis – Schwein – Rind – Geflügel

Der KTBL-Praktikerleitfaden „Tierschutzindikatoren – Schwein“ ist eine Arbeitsunterlage für Halter von Sauen-, Saugferkel-, Aufzuchtferkel- und Mastschweinen. Der KTBL-Praktikerleitfaden „Tierschutzindikatoren – Rind“ ist eine Arbeitsunterlage für Halter von Milchkühen, Aufzuchtkälbern oder Mastrindern. Der KTBL-Praktikerleitfaden „Tierschutzindikatoren – Geflügel“ ist eine Arbeitsunterlage für Halter von Jung- und Legehennen-, Masthühner- und Mastputen.

Die Leitfäden sind mit stabiler Spiralbindung und abwaschbaren Seiten stalltauglich ausgeführt und liefern dem Tierhalter eine Anleitung, wie eine Überprüfung des Tierwohls nach aktuellem wissenschaftlichen Stand praktikabel und fachgerecht durchgeführt werden kann. Ablaufschemata für jede Produktionsrichtung zeigen, welche Indikatoren wann und an welchen Tieren an

hand einer Stichprobenziehung erhoben werden sollten. Der Steckbrief zu jedem Indikator ent

hält dann eine kurze fachliche Beschreibung, eine Foto-Klassifikationstabelle bzw. Rechenformel sowie weitere Hinweise zur Erhebung. Die Leitfäden sind nach intensiver Testphase in landwirtschaftlichen Betrieben methodisch überarbeitet und in der 2. aktualisierten Auflage noch besser auf den Einsatz unter Praxisbedingungen angepasst. Neu sind auch kopierbare Erhebungsformulare im Anhang.

Erscheinungsjahr 2020, 2. aktualisierte Auflage, erhältlich als E-Book oder gedruckte Version, Preis 18.00 € je Heft

Schwein: Bestell-Nummer: 12631 · ISBN 978-3-945088-76-0

Rind: Bestell-Nummer: 12630 · ISBN 978-3-945088-75-3

Geflügel: Bestell-Nummer: 12632 · ISBN 978-3-945088-77-7

Weitere Informationen im KTBL-Shop

Schafe gegen Ziegen: Wer sind die besseren Problemlöser?

Wenn es darum geht, sich auf neue Situationen einzulassen, haben Ziegen die Nase vorn: Im Vergleich zu Schafen können sie sich deutlich schneller auf veränderte Begebenheiten einstellen und so zum Beispiel zu Nahrungsquellen gelangen. Das legt eine neue Studie von Forschenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) nahe, die im Fachjournal „Royal Society Open Science“ erschienen ist. Darin hatten sie untersucht, wie gut es den Tieren gelang, Hindernisse zu umlaufen und zu ihrem Futter zu kommen.

Dr. Camille Raoult und Dr. Christian Nawroth (Foto: Katrina Rosenberger)

Schafe und Ziegen haben viele Gemeinsamkeiten: Sie sind genetisch gesehen enge Verwandte, etwa gleich groß, haben ähnliche soziale Strukturen und werden beide vom Menschen als Nutztiere gehalten. Große Unterschiede gibt es aber bei der Nahrungssuche: „Während Schafe eher Weidetiere sind, streifen Ziegen umher und bevorzugen Knospen und frische Triebe“, sagt Dr. Camille Raoult von der MLU, die die Studie gemeinsam mit Dr. Christian Nawroth vom FBN geleitet hat. Die Experimente wurden am Forschungszentrum Agroscope in der Schweiz, an der Queen Mary University London (QMUL) sowie am „Buttercups Sanctuary for Goats“ in Kent durchgeführt.

„Die Fähigkeit, auf eine sich verändernde Umwelt zu reagieren, ist lebenswichtig, denn so können Tiere neue Nahrungsquellen erschließen“, sagt Nawroth. Das Team wollte deshalb untersuchen, wie beide Tierarten auf neue räumliche Hindernisse reagieren. Der Versuchsaufbau der Studie war dabei relativ einfach: Jeweils ein Tier wurde an das Ende eines kleinen Geheges geführt. Am anderen Ende befand sich eine Person, die Futter anbot. Dazwischen war ein Zaun mit einer Lücke – der direkte Weg war jeweils versperrt. Die Forscherinnen und Forscher beobachteten das Verhalten der Tiere, also ob sie direkt in Richtung der Lücke liefen, und stoppten die Zeit, die sie brauchten, um zu ihrem Futter zu gelangen. Nach einigen Durchläufen wurde die Position der Lücke im Zaun verändert. Anschließend sollten die Tiere den Versuch wiederholen. Insgesamt absolvierten 21 Ziegen und 28 Schafe das Experiment.

Dr. Christian Nawroth mit Schaf (Foto: Britta Osthaus)

Die Ergebnisse: Den Ziegen gelang es im ersten Durchlauf mit der neuen Lücke deutlich besser und auch schneller, das Hindernis zu umlaufen, obwohl die Schafe im Durchschnitt schneller ans Ziel gelangten. Sowohl Schafe als auch Ziegen waren aber von der neuen Position der Lücke zunächst irritiert und brauchten einige Versuche, um sich auf die neue Situation einzustellen. Anschließend machten sie weniger Fehler. Die Versuche konnten nicht unter exakt identischen Bedingungen an beiden Standorten durchgeführt werden, sie zeigen aber trotzdem deutlich: „Ziegen können sich offensichtlich besser und genauer auf neue Situationen einstellen und die korrekte Richtung einschlagen, um das Hindernis zu umlaufen. Das spricht dafür, dass sie mental flexibler als Schafe sind“, sagt Ko-Autorin Dr. Britta Osthaus von der Canterbury Christ Church University zusammenfassend. Ein möglicher Grund für die Unterschiede könnten die unterschiedlichen Strategien bei der Nahrungssuche sein, so die Forscherin.

Die Studie wurde vom Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der US-amerikanischen Tierschutzorganisation „Farm Sanctuary“ unterstützt.


Video: Dr. Christian Nawroth

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg & Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)

Maul- und Klauenseuche: Bekämpfungsansätze eines möglichen Ausbruchs bewertet

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) gilt weltweit als eine der meist gefürchtetsten Tierseuchen. Die Viruserkrankung ist hochansteckend, verläuft akut und befällt hauptsächlich Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Im Falle eines Ausbruchs werden strenge Sperr-, Kontroll- und Keulungsmaßnahmen notwendig. Tierverluste sowie langwierige Handelsrestriktionen führen zu hohen wirtschaftlichen Einbußen. Anhand einer Simulationsstudie der Vetmeduni Vienna in Zusammenarbeit mit der AGES und dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wurden Notfallmaßnahmen und Bekämpfungsstrategien nun bewertet.

Derzeit sind alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) frei von Maul- und Klauenseuche (MKS). Allerdings stellen MKS-Ausbrüche in Regionen nahe der EU-Außengrenze, z. B. in der Türkei, im Nahen Osten oder in Nordafrika ein ständiges Einschleppungsrisiko des Virus in die EU dar. Im Jahr 2001 brach in Großbritannien die seit Jahrzehnten größte Epidemie der Maul- und Klauenseuche aus. Es folgten Ausbrüche in Frankreich, in den Niederlanden und in Irland. Millionen von Tieren mussten getötet werden und es entstand ein wirtschaftlicher Schaden im Ausmaß von mehreren Milliarden Euro.

Simulationsstudie bewertet Bekämpfungsansätze
Da Tierseuchen unerwartet und plötzlich auftreten können, ist eine gezielte Vorbereitung auf solche Krisensituationen sehr wichtig. Dazu zählt u.a. die Bewertung von verschiedenen Bekämpfungsstrategien und Notfallmaßnahmen sowie die Abschätzung der notwendigen Ressourcen für all diese Maßnahmen. Vor diesem Hintergrund führten ForscherInnen der Abteilung für Öffentliches Veterinärwesen und Epidemiologie der Vetmeduni Vienna in Zusammenarbeit mit ExpertInnen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit in Österreich (AGES) und des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) eine Simulationsstudie durch, die verschiedene Bekämpfungsansätze eines möglichen MKS-Ausbruchs in Österreich bewertete. „Betrachtet wurde sowohl die Wirkung der Maßnahmen auf die Ausbreitung der Seuche und den Umfang der zu tötenden Tiere als auch die – mit einem Seuchenausbruch verbundenen – Kosten“, sagt Studienerstautorin Tatiana Marschik (Institut für Lebensmittelsicherheit, Lebensmitteltechnologie und Öffentliches Gesundheitswesen, Vetmeduni Vienna). Durch die Ergebnisse dieser Studie soll das nationale Krisenmanagement in seinen Entscheidungen hinsichtlich der raschen und effizienten Eindämmung im Falle eines MKS-Seuchenfalles in Österreich unterstützt werden.

Epidemiologische Modellierung
Simulationsmodelle stellen eine Annäherung an die Realität dar. Hinsichtlich MKS sind sie vor allem für solche Länder von großer Bedeutung, die seit mehreren Jahrzehnten mit keinem MKS-Ausbruchsgeschehen konfrontiert wurden. In der gegenwärtigen Studie simulierten die ExpertInnen den Ausbruch mittels des Modells EuFMDiS (The European Foot-and-Mouth Disease Spread Model). Es handelt sich dabei um eine europäische Anpassung des ursprünglich für Australien entwickelten AADIS Modells (The Australian Animal Disease Spread Model). „Das Modell simuliert einen MKS-Ausbruch unter realitätsnahen Bedingungen. Dazu zählen u.a. die Übertragung der Infektion innerhalb und außerhalb der tatsächlich vorhandenen empfänglichen Betriebe unter Berücksichtigung aller plausiblen Übertragungswege“, erklärt Marschik. Die Bekämpfungsmaßnahmen werden vom Modell entsprechend dem europäischen Rechtsrahmen implementiert. Der Einsatz der personellen und logistischen Ressourcen im Rahmen der operativen Tätigkeiten wie Überwachung, Keulung oder Dekontamination wird in Anlehnung an die Ressourcenverfügbarkeit modelliert.

Simulation eines MKS-Ausbruchs in Österreich
Die WissenschafterInnen verglichen das Ausbruchgeschehen in zwei verschiedenen Regionen Österreichs. Diese Regionen – „Westen“ (Tirol/Vorarlberg) und „Norden“ (Niederösterreich/Oberösterreich) – unterscheiden sich maßgeblich hinsichtlich Tierdichte und Herdengröße. Region „Westen“ ist im Gegensatz zu Region „Norden“ eine wenig tierdichte Region, in der mehr als die Hälfte aller empfänglichen Betriebe aus weniger als 14 Tieren besteht.

Die Ausbreitung der Seuche wurde in beiden Regionen ausgehend von einem Milchviehbetrieb verfolgt, wobei angenommen wurde, dass die Infektionsverbreitung drei Wochen lang unentdeckt blieb. Für die Bekämpfungsphase des Ausbruchs (ab der Detektion bis zum Ausbruchsende) wurden für beide Regionen fünf verschiedene Bekämpfungsszenarien auf Basis von Variationen der Keulungs- und Impfpolitik und des präventiven Tilgungsprogramms implementiert. „Die Studienergebnisse haben gezeigt, dass ein Ausbruch der MKS in Österreich Gesamtkosten zwischen 270 und 580 Millionen Euro verursachen würde. Das Ausmaß dieses Schadens hängt stark von der betroffenen Region, den gewählten Kontrollmaßnahmen und der Verfügbarkeit von personellen Ressourcen ab“, sagt Tatiana Marschik. Die Umsetzung zusätzlicher, gemäß der EU-Rechtsvorschriften in Ausnahmefällen erlaubter Kontrollmaßnahmen, wie z. B. Impfung oder präventive Tilgung, wäre nur dann notwendig, wenn die Epidemie in einem Gebiet mit hoher Tierdichte beginnen würde. So wäre beispielweise in der Region „Norden“ das präventive Tilgungsprogramm die kostengünstigste Strategie zur Eindämmung des Ausbruchs, wobei in der Region „Westen“ die Standardbekämpfungsstrategie (Keulung infizierter Betriebe) ausreichend wäre, um den Ausbruch effizient unter Kontrolle zu bringen. Auch konnte in der Studie gezeigt werden, dass eine Erhöhung von personellen Ressourcen in Österreich die Größe der Epidemie maßgeblich reduzieren kann.

Nachhaltige Strategie
Strategien zur Bekämpfung von sich schnell ausbreitenden Tierseuchen werden oft von negativen Folgen für die Umwelt, die Natur als auch für die Bevölkerung der betroffenen Regionen begleitet. Die globale Strategie zur schrittweisen Bekämpfung und nachhaltigen Kontrolle der MKS wird im europäischen Raum durch die enge Partnerschaft zwischen der Europäischen Kommission, der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) unterstützt. Zum Ziel dieser Strategie zählt die Erhöhung der Bereitschaft der europäischen Länder, mit europäischen Nachbarn nachhaltige Kontrollprogramme zu implementieren und die fortschreitende Bekämpfung von MKS in allen Regionen zu unterstützen. Die gegenwärtige Studie belegt nicht nur die Wichtigkeit der schnellen und effizienten Bekämpfung, sondern auch die Notwendigkeit der Bereitstellung personeller Ressourcen, um im Bedarfsfalle die negativen Auswirkungen eines MKS-Ausbruchs in Österreich zu verringern.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

Frühinfektionen mit Mykoplasmen: Saugferkel sind seltener infiziert als angenommen

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Von Ulrike Amler, Dipl. Ing. agr., freie Agrarjournalistin

Im Rahmen einer wissenschaftliche Arbeit an der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) wurden in den untersuchten Beständen deutlich weniger der gefürchteten Frühinfektionen bei Saugferkeln vorgefunden, als nach geltendem Kenntnisstand zu erwarten waren. Für die Impfstrategie gegen Mycoplasma hyopneumoniae ergeben sich dadurch neue Ansätze.

Ferkelerzeuger und Mäster fürchten zu Recht die Enzootische Pneumonie (EP). Der verantwortliche Erreger, Mycoplasma hyopneumoniae (M. hyopneumoniae) ist in nahezu jedem Schweinebestand nachzuweisen. Durch die Zerstörung des Flimmerepithels nimmt die Selbstreinigungskraft der oberen Atemwege ab und führt zur Verstärkung des klinischen Bildes verschiedener Atemwegserkrankungen bei Zucht- und Masttieren. Die Tierärztin Dr. Pauline Deffner führte ihre Studie zu Infektionen mit dem Erreger der Enzootischen Pneumonie im Rahmen einer Dissertation an der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) durch. Im Fokus stand das Vorkommen von Infektionen mit M.hyopneumoniae im Saugferkelalter und deren Weiterverbreitung in nachgelagerte Produktionsstufen. Der Erreger von M. hyopneumoniae wurde in den untersuchten Beständen lediglich bei 0,6 Prozent (%) der gesamten Ferkelpopulation und in 10 % der Bestände nachgewiesen. Bislang wurde aus vorangegangenen Untersuchungen von einer Infektionsrate von 14,1 % der Saugferkel ausgegangen. Aufgrund dieser Annahmen forderte der Handel in einigen Regionen von Ferkelerzeugern zwingend eine frühe 2-Shot-Impfung ab dem 7. Lebenstag. Ein weiterer Fokus der Studie an der veterinärmedizinischen Fakultät lag auf der Darstellung des Zusammenhangs zwischen infizierten Muttersauen und dem Grad der besiedelten Ferkel. Deffner fand unter den untersuchten Sauen auf Einzeltierebene eine Infektionsrate von 4 %.

Mycoplasmen in fast allen Schweinebeständen
In 90 % der zehn untersuchten Betriebe hatte Dr. Pauline Deffner bei Saugferkeln in ihrer Querschnittsuntersuchung IgG- Antikörper gegen M.hyopneumoniae nachgewiesen. Damit wurde die Annahme bestätigt, dass der Erreger in nahezu allen Schweinebeständen zu finden ist. Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt lag auf der Weiterverbreitung von M. hyopneumoniae-Infektionen in die Ferkelaufzucht- und Mastphase hinein. In der Literatur sind Infektionen der Saugferkel bereits ab der ersten Lebenswoche beschrieben. Erst im späteren Verlauf der Mast lassen sich aber klinische Anzeichen einer Enzootischen Pneumonie beobachten. Mäster kennen die Problematik: Schwere Krankheitsverläufe führen zu schlechteren Tageszunahmen, längerer Mastdauer und schweren Lungenläsionen. Als Hauptübertragungsweg gilt der direkte nasale Kontakt zwischen Sau und Ferkeln. Kehlkopftupfer von Jungsauen waren nach Deffners Untersuchungen häufiger positiv mit M. hyopneumoniae als die von älteren Sauen.

Die Tierärztin wählte für ihre Untersuchung Bestände aus, die bereits vorher schon durch respiratorische Probleme auffielen. So konnten Betriebe mit mehr oder weniger hohen Lungenläsionsscores miteinander verglichen werden. Vorab wurden EP-Scores potentieller Studienbestände am Schlachthof erhoben und anschließend 10 Betriebe aus Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein in die Studie eingeschlossen. Weitere Voraussetzungen waren das Auftreten von Husten im Bestand oder der Nachweis von M. hyopneumoniae. Die Hypothese, dass Ferkel, die in der 3. Lebenswoche noch nicht gegen M. hyopneumoniae geimpft, aber bereits infiziert waren, in der Mast höhere Hustenindices und höhere Lungenscores am Schlachthof aufweisen, wurde in der vorliegenden Studie nicht bestätigt. Die teilnehmenden Betriebe waren geschlossene Bestände, praktizierten eine Teilmast oder die Ferkelerzeuger und Mäster hatten eine 1:1 Anbindung. Die untersuchten Ferkel wurden erst ab dem 21. Lebenstag mit einem 1-shot Präparat gegen M. hyopneumoniae immunisiert.

Pro Bestand wurden zehn Sauen in der Abferkelung sowie je fünf ihrer Ferkel untersucht. Es wurden jeweils Blutproben gewonnen sowie bei Sauen Kehlkopfabtriche und bei Ferkeln Abstriche aus den oberen Atemwegen entnommen. Zusätzlich wurden bei Tieren in der 6., 12., 16., und 20. Lebenswoche mittels Kaustricken Speichelproben, sogenannte Oral fluids, gewonnen. Am häufigsten wurde Erreger-DNA von M. hyopneumoniae in Kaustrickproben in der 20. Lebenswoche nachgewiesen. Die Serumproben wurden mittels ELISA auf das Vorkommen spezifischer IgG-Antikörper gegen M. hyopneumoniae untersucht. Des Weiteren wurden Abstriche vom Kehlkopf und den oberen Atemwegen mittels Real-time PCR auf das Vorkommen M. hyopneumoniae spezifischer Genomfragmente getestet.
Ein Zusammenhang zwischen der Besiedelung noch ungeimpfter Tiere im Saugferkelalter mit M. hyopneumoniae und der Höhe der Hustenindices in der Mast sowie der EP-Scores am Schlachthof könne nicht dargestellt werden, schreibt Dr. Pauline Deffner. Allerdings scheine beim Auftreten von Husten im Bestand die Gewinnung von Speichelproben durch Kaustricke auf Buchtenebene zum Nachweis von M. hyopneumoniae geeignet zu sein.

Zum richtigen Zeitpunkt impfen


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Lahmheiten im Kuhstall – ein Symptom, viele Gründe

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Von Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.

Rinder sind von Natur aus Weichbodengänger. Das heißt, Kuhklauen sind optimal an stundenlanges Gehen beim Grasen auf der Weide angepasst. Das Stehen und Gehen auf harten Betonböden in der modernen Laufstallhaltung strapaziert hingegen die Klauen oft über ihre Belastungsgrenze hinaus. Die Folge sind Lahmheiten, die durch schmerzhafte Klauenerkrankungen hervorgerufen werden. Welche Maßnahmen beugen Lahmheiten vor?

Klauenerkrankungen sind mit Schmerzen und Leiden für die Kuh verbunden, haben aber auch gravierende ökonomische Folgen. Die Kosten für einen Fall von hochgradiger Lahmheit werden auf bis zu 850 € geschätzt. Hier kommen zu den offensichtlichen Kosten für die Behandlung vor allem auch Verluste durch geringere Milchleistung und Fruchtbarkeitsstörungen hinzu. Neben einer regelmäßigen professionellen Klauenpflege, die auf jeden Fall zwei bis dreimal im Jahr durchgeführt werden sollte, gibt es viele Faktoren, die die Klauengesundheit beeinflussen.

Wichtig: Lahmheit erkennen
Als potenzielle Beutetiere versuchen Kühe ihre Erkrankung möglichst lange zu verbergen. Daher sind die Zeichen einer frühen Klauenerkrankung schwer zu erkennen und werden im Betriebsalltag häufig übersehen. Untersuchungen zeigen, dass im Routinebetrieb in der Regel nur hochgradig lahme Kühe erkannt werden. Um geringgradig lahme Kühe zu erkennen muss gezielt nach ihnen gesucht werden. Am einfachsten ist das, wenn man die Kühe von der Seite beim Gehen auf einem planbefestigten Untergrund beobachtet. Eine klauengesunde Kuh läuft mit geradem Rücken und gleichmäßigen ausladenden Schritten. Dabei tritt der Hinterfuß an die Stelle, die der Vorderfuß gerade verlassen hat. Der Kopf wird leicht unter der Rückenlinie gehalten. Es gibt verschiedene Scoringsysteme, die allerdings hauptsächlich wissenschaftlich interessant sind. Für den praktischen Gebrauch reicht eine Unterscheidung von normal und nicht normal laufenden Tieren völlig aus. Alle Kühe, die mit aufgekrümmten Rücken laufen, Kopfnicken oder eine Schrittverkürzung zeigen, sollten schnellstmöglich einer Klauenpflege bzw. -behandlung unterzogen werden. Die Beurteilung der Klauengesundheit kann auch im Stehen (z.B. im Fressgitter) vorgenommen werden. Eine klauengesunde Kuh steht mit von hinten gesehen geraden Beinen, die Klauenspitzen zeigen nach vorne. Abweichungen hiervon (z.B. kuhhessige Stellung, zehenweite Stellung oder eine Rotation des Fußes um mehr als 15° nach außen) deuten auf Klauenprobleme hin. Auch Trippeln und natürlich offensichtliche Entlastung einer Gliedmaße sind Alarmzeichen. Frühzeitig erkannte und behandelte Klauenprobleme haben eine wesentlich günstigere Prognose, als Erkrankungen, die erst bei hochgradiger Lahmheit behandelt werden und sparen dadurch Zeit und Geld. Deshalb sollte eine der oben beschriebenen systematischen Untersuchungen regelmäßig mindestens alle zwei Wochen auf dem Programm stehen.

Diagnostik entscheidet über Behandlung
Wurde ein Lahmheitsproblem in einem Bestand erkannt, ist der nächste wichtige Schritt herauszufinden welche Art der Erkrankung vorliegt. Man unterscheidet zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Erkrankungen. Die häufigste infektiöse Ursache von Lahmheiten ist die Mortellarosche Krankheit (auch: Dermatitis digitalis). Unter den nicht-infektiösen Erkrankungen dominieren die Sohlengeschwüre und Defekte in der weißen Linie. Das dominierende Problem zu definieren ist wichtig, da sich die Risikofaktoren für das Auftreten der verschiedenen Krankheiten unterscheiden.

Risikofaktoren für nicht-infektiöse Klauenerkrankungen: Sohlengeschwüre und Weiße-Linien-Defekte
Ein dominierender Risikofaktor für Klauenerkrankungen ist eine zu kurze Ruhezeit der Kühe. Kühe in Laufstallhaltung müssen am Tag mindestens 12 Stunden liegen um ihre Klauen zu entlasten. Dies ist weniger als Kühe auf der Weide im Liegen verbringen, was hier aber durch den weichen Untergrund mehr als wettgemacht wird. Dies ist auch der Grund, warum jeglicher Weidegang oder auch Auslauf auf weichem Grund das Risiko von nicht-infektiösen Klauenerkrankungen vermindert. Dafür, dass Kühe ihre angestrebte Ruhezeit nicht erreichen gibt es viele Gründe:


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Online-Konferenz: Ökoebermast – Problem oder Chance?

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Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) wurde 8 Jahre zu Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration geforscht. Unter verschiedenen Forschungsschwerpunkten wurde die ökologische Ebermast als mögliche Alternative untersucht. Die Beteiligten stellen ihre Projekte vor und präsentieren die wichtigsten Ergebnisse, um am Ende der Online-Konferenz gemeinsam zu diskutieren, ob die Ebermast in der ökologischen Schweinehaltung eine Zukunft hat

Themeninteressierte sind herzlich eingeladen an der kostenlosen Online-Konferenz am 22. März 2021 teilzunehmen. Um eine Anmeldung per E-Mail unter Angabe von Namen und Organisation (falls zutreffend) an ol@thuenen.de wird bis zum 18. März 2021 gebeten.

PROGRAMM
Ab 09:30 CHECK-IN
10:00 Grußwort (Jörg Bremond, BÖLN)

PRODUKTION
10:15 Einfluss von Herkunft und Fütterung auf das Auftreten von Ebergeruch
(Katharina Heidbüchel, Thünen Institut)

10:40 Aspekte der Fütterung in der ökologischen Ebermast
(Ulrike Westenhorst, LWK NRW)

10:55 Tierwohl in der Bio-Ebermast – (k)ein Grund für Besorgnis?
(Jeannette Lange, Uni Kassel)

11:10 Prüfung einer neuen Impfstrategie gegen Ebergeruch
(Daniela Werner & Sinje Büttner, Thünen Institut)

11:30 FRAGEN & DISKUSSION
(Moderation Karl Kempkens)

12:00 PAUSE

VERARBEITUNG & KONSUMENTEN
14:00 Verarbeitungseignung von ökologisch erzeugtem Jungeberfleisch
(Maike Hölscher, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe)

14:25 Verarbeitungseigenschaften von Eberfleisch – Strategien zur Maskierung des Ebergeruchs
(Sandra Warmuth, Hochschule Anhalt)

14:45 Sensorik und Konsumentenakzeptanz von Eberfleisch und Fleischprodukten
(Daniel Mörlein, Uni Göttingen)

15:05 Kommunikation und Akzeptanz der Immunokastration
(Daniel Mörlein, Uni Göttingen)

15:30 PLENUMSDISKUSSION
(Moderation Karl Kempkens)

15:55 Zusammenfassung der Veranstaltung
16:00 Ende der Veranstaltung

Im Anschluss der Vorträge je 5 Minuten Verständnisfragen.

Mehr Tierschutz durch zielgerichtete Kontrollen in Verarbeitungsbetrieben Tierischer Nebenprodukte

Bundesministerin Julia Klöckner legt Gesetzesänderung vor, die Tierschutzkontrollen an Tierkörpern ermöglichen

Die Bundesregierung hat in ihrer heutigen Sitzung die von der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, vorgelegte Änderung des Tierschutzgesetzes beschlossen.

Es ist im Sinne aller Tierhalter, die sich an Recht und Gesetz halten, dass Verstöße durch die Behörden frühzeitig aufgedeckt werden und nicht die ganze Branche in Verruf bringen. Ziel des Gesetzentwurfs ist es deshalb, Tierschutzverstöße bei der Haltung von Schweinen und Rindern durch gezieltere Kontrollen zu verhindern. Dazu sollen nicht nur wie bisher die Tierhaltungsbetriebe selbst kontrolliert werden, sondern künftig auch Verarbeitungsbetriebe Tierischer Nebenprodukte (so genannte VTN-Betriebe). Denn Studien zeigen, dass in solchen Betrieben an den Tierkadavern tierschutzrelevante Befunde erhoben werden können – zum Beispiel gebrochene Gliedmaßen, Wunden oder Abmagerungen. Solche Befunde weisen auf Probleme in den Betrieben hin, in denen die Tiere zuvor gehalten wurden. Durch zusätzliche Kontrollen in VTN-Betrieben können daher Anhaltspunkte dafür gewonnen werden, in welchen Haltungsbetrieben möglicherweise Tierschutzverstöße stattfinden. Diese können so künftig besser erkannt und zielgerichteter verfolgt werden.

Konkret ist vorgesehen:
• VTN-Betreiber werden verpflichtet, Tierschutzkontrollen zuzulassen und die zuständigen Behörden bei diesen Kontrollen zu unterstützen.
• Zudem werden Tierhalter verpflichtet, Tierkadaver zum Zweck der Rückverfolgbarkeit zu ihrem Betrieb zu kennzeichnen.

Julia Klöckner: „Mit dem Gesetz stärken wir den Tierschutz in der Schweine- und Rinderhaltung. Und wir stärken alle Tierhalter, die sich an Recht und Gesetz halten. Durch die zusätzlichen Kontrollen können Tierschutzverstöße in Zukunft besser aufgedeckt, nachverfolgt und verhindert werden – das Netz wird engmaschiger. Denn auch die Begutachtung der Tierkörper lässt wichtige Rückschlüsse auf die Haltung zu. Für mich ist klar: Wer nicht anständig mit seinen Tieren umgeht, der muss konsequent bestraft werden. Solche Tierhalter schaden nicht nur den Tieren, sondern dem ganzen Berufsstand und der großen Mehrheit, die sich vorbildlich verhalten. Den zuständigen Behörden geben wir nun einen weiteren Ansatzpunkt für effektive und zielgerichtete Kontrollen an die Hand. So genannte schwarze Schafe werden so schneller erwischt!“

Den Gesetzentwurf finden Sie hier.

Quelle: BMEL

Fußballengesundheit beim Geflügel: Problem erkannt, Gefahr gebannt?

Von Luisa Watzer, Abt. Veterinärwesen und Verbraucherschutz, Landkreis Grafschaft Bentheim

Das Thema der Fußballengesundheit ist ein Thema, das so alt ist wie die konventionelle Hähnchenmast selbst. Doch im Gegensatz zur allgemeinen Meinung handelt es sich dabei nicht um ein Problem der genetisch veränderten Tiere, die immer schneller wachsen und dadurch ein immer höheres Gewicht getragen werden muss, auch wenn dieser Umstand mit Sicherheit nicht förderlich für die Hähnchen und ihre Füße ist. Ein Umstand der dies relativ gut widerlegt ist das saisonale Auftreten von Fußballenveränderungen. Während die Sommermonate häufig unauffällig verlaufen, kommt es in der kalten Jahreszeit gehäuft zum Auftreten von Befunden. Und auch, wenn die Gewichte im Verlauf des Jahres ein wenig variieren mögen, sind ein paar Gramm mehr oder weniger pro Tier nicht ausschlaggebend für veränderte Fußballen. Aber welche Ursachen gibt es nun? Was können Landwirte verändern, um zu einer guten Fußballengesundheit beizutragen? Wie sieht der Gesetzgeber die Problematik? Und welche Probleme bestehen, die weniger bekannt sind?

Trockene Einstreu = gesunde Füße?
Der große Hauptdarsteller in diesem Drama ist und bleibt die Einstreu. Trockene Einstreu bedeutet fast automatisch gesunde Füße, aber wieso ist das so? Steht ein Hähnchen den ganzen Tag auf feuchtem Boden weicht die Haut, die Kontakt zu diesem Boden hat, auf. Wir alle kennen das, wenn man einen gewissen Zeitraum in der Badewanne sitzt und irgendwann stark aufgequollene Finger und Zehen hat. Genau dasselbe passiert bei einem Hähnchen, wenn es auf feuchtem Untergrund steht. Die aufgequollene Haut ist nun sehr empfindlich für kleine Verletzungen, sogenannte Mikroläsionen. Diese Mikroläsionen bieten eine Eintrittspforte für Keime. Da Masthähnchen von Anfang bis Ende der Mastphase auf der gleichen Einstreu stehen, haben sie zudem intensiven Kontakt zu den Ausscheidungen ihrer Artgenossen. Innerhalb kürzester Zeit kann sich aus einem leicht geröteten Fußballen ein durch eine nekrotisierende Entzündung stark veränderter Fußballen entwickeln. Diese Füße sehen nicht nur grauenvoll aus, sie verursachen auch schreckliche Schmerzen.

Ammoniak verschlimmert Problem
Doch bevor wir zu der Frage kommen, wie feuchte Einstreu entsteht, hier noch ein zusätzlicher Faktor, der eine große Rolle in der ganzen Thematik spielt. Das Stichwort lautet Kontaktdermatitiden. Eine Dermatitis ist eine Entzündung der Haut. Diese kann durch den Kontakt zu bestimmten Substanzen entstehen, daher der Name Kontaktdermatitis. Diese Substanz ist in unserem Fall vor allem Ammoniak. Ammoniak wird beim Vogel in Form von Harnsäure ausgeschieden (der weiße Anteil auf physiologischem Vogelkot). Durch den Kontakt zu den Ausscheidungen vieler Tiere kommt es auch zum Kontakt der Füße mit dem Ammoniak. Die Wissenschaft hat verschiedene Meinungen darüber, ob Ammoniak das hauptsächliche Problem ist, oder die feuchte Einstreu, oder doch eine Mischung aus beidem. Diese Fragestellung kann und werde ich in diesem Artikel nicht beantworten und gehe stattdessen auf beide Punkte ein. Wie kann es nun zu einer erhöhten Ausscheidung von Ammoniak kommen? Die Antwort lautet: Proteine. Eine erhöhte Konzentration an Rohprotein in der Futterration führt zu erhöhter Harnsäurebildung. Folgen davon sind eine erhöhte Wasseraufnahme und wer hätte es gedacht, flüssiger Kot.

Wieso wird Einstreu feucht?
Welche weiteren Ursachen gibt es für einen hohen Feuchtigkeitsgehalt in der Einstreu? Diese Frage ist leider nicht mit einem Satz beantwortet, denn die Ursachen feuchter Einstreu sind multifaktoriell.


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LEH und Deutscher Tierschutzbund: Stärkung einer tiergerechteren Geflügelfleischerzeugung

Die führenden Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) in Deutschland haben sich in Gesprächen mit dem Deutschen Tierschutzbund zu einer tiergerechteren Geflügelfleischerzeugung bekannt. Gemeinsam haben Deutscher Tierschutzbund und LEH vereinbart, den Anteil der Produkte mit Haltungsstufe 3 und 4 in den nächsten zwei Jahren zu verdoppeln und bis Ende des Jahres 2026 rund 20% oder mehr ihrer Angebote umzustellen.

Die führenden Unternehmen des LEH haben die einheitliche Haltungsform-Kennzeichnung für Produkte aus der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung 2019 erfolgreich im Markt eingeführt. Den Verbraucherinnen und Verbrauchern wird mit der einheitlichen Kennzeichnung eine klare Orientierung gegeben, gleichzeitig werden die Unterschiede im Sortiment transparent und nachvollziehbar gemacht.

„Mit dem Mehrangebot in den beiden höchsten Stufen mit der 3 und 4 wird das Tierwohl im Geflügelsortiment gestärkt. Dieses Bekenntnis ist stark, auch mutig. Wir begrüßen das ausdrücklich. Das kann zudem Vorbild für mehr Tierschutz im gesamten Sortiment tierischer Produkte sein. Mit unserem zweistufigen Label ` Für mehr Tierschutz` schaffen wir gemeinsam mit dem beteiligten Handel Transparenz am Regal. Jetzt braucht es aber auch das Bekenntnis der Verbraucher*Innen, die Fleisch essen, an der Ladenkasse!“ erklärt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

„Das gemeinsame Bekenntnis der Unternehmen des LEH und des Deutschen Tierschutzbundes ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Tierwohl bei Geflügel“, erklärt Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH. „Mit der Haltungsform-Kennzeichnung werden derartige Schritte für die Verbraucher sichtbar und verständlich. Wir freuen uns sehr darüber, dass der Deutsche Tierschutzbund und der LEH hier konstruktiv und mit vereinten Kräften das Tierwohl in Deutschland voranbringen.“

Die Unternehmen des LEH haben in Gesprächen mit dem Deutschen Tierschutzbund ihre Absicht erklärt, im System der einheitlichen Haltungsform-Kennzeichnung den Anteil der Geflügelprodukte aus Programmen, die die Mindestanforderungen der Haltungsformstufen 3 und 4 in der Hähnchenhaltung gewährleisten, in enger Abstimmung mit den Geflügelvermarktern schrittweise zu erhöhen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern anzubieten Unter Berücksichtigung der notwendigen Umstellungszeiträume in der Hähnchenhaltung streben sie daher an, den derzeitigen Anteil an entsprechend gekennzeichneten Hähnchenprodukten in ihren Märkten in den nächsten zwei Jahren zu verdoppeln und bis Ende des Jahres 2026 rund 20% oder mehr ihres Angebots auf Waren umzustellen, die mit den Haltungsformstufen 3 und 4 gekennzeichnet sind. Dazu gehören neben weiteren Standards z.B. Produkte aus der Einstiegs- und Premiumstufe des Labels „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes oder auch Bio-zertifiziertes Geflügelfleisch.

Die unterzeichnenden Lebensmitteleinzelhändler wollen damit ein weiteres Bekenntnis zur Förderung einer tiergerechteren und nachhaltigeren Fleischerzeugung abgeben und Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit geben, Produkte aus verschiedenen Haltungsformstufen erkennen und erwerben zu können. Zugleich bietet dieses Bekenntnis eine verlässliche Perspektive für Landwirte, die an diesen Programmen teilnehmen oder beabsichtigen, dies künftig zu tun.

Über die Haltungsform-Kennzeichnung
Die Haltungsform-Kennzeichnung ist eine vierstufige Siegel-Klassifikation für tierische Erzeugnisse. Sie wurde im April 2019 eingeführt. Sie klassifiziert Tierwohl-Siegel und Programme entsprechend ihren Anforderungen an die Tierhalter und dem sich daraus ergebenden Tierwohl-Niveau. Die Kennzeichnung finden Verbraucher auf Verpackungen bei ALDI Nord, ALDI SÜD, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto Marken-Discount, PENNY und REWE. Die „Haltungsform“ steht weiteren Unternehmen offen.

Die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH ist Trägerin der Haltungs-form-Kennzeichnung. Sie organisiert die korrekte Eingruppierung von Standards und Programmen in die Systematik dieses Haltungskennzeichens, überwacht die korrekte Anwendung und Umsetzung dieser Systematik und unterstützt die teilnehmenden Unternehmen in der Kommunikation gegenüber Öffentlichkeit und Verbrauchern. Vollständige Informationen zu den Kriterien der einzelnen Stufen erhalten Verbraucher auf der Webseite zur Haltungsform unter www.haltungsform.de.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

Internationaler Forschungsaustausch für die Kuh

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Wissenschaftler veröffentlichen Handbuch über experimentelle Methoden in der Ernährungs- und Verhaltensforschung an Rindern

Wie misst man, wie viel Methan eine Kuh produziert? Welche Möglichkeiten gibt es, Stress und Gesundheit bei Rindern zu bewerten? Was sollte bei Verhaltenstests berücksichtigt werden? Forschende aus zehn Nationen haben im Rahmen des EU-Projektes SmartCow eine Publikation veröffentlicht, die erstmals einen Überblick über eine Vielzahl an experimentellen Methoden in der Ernährungs- und Verhaltensforschung an Rindern gibt.
Das Handbuch ist online im Verlag PUBLISSO Köln erschienen und steht allen interessierten Wissenschaftlern und Nutztierhaltern offen. Herausgegeben wurde das Handbuch von den Partnern des EU-Projektes SmartCow. „Die deutschen Herausgeber und Autoren kommen aus dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf“, erklärte PD Dr. Björn Kuhla, Abteilungsleiter am dortigen Institut für Ernährungsphysiologie. „Es geht vor allem darum, in ganz Europa einheitliche Mindeststandards für die Messung von Verdaulichkeiten, Emissionen, Verhalten und vieles mehr festzulegen. Bislang geschah das häufig noch sehr uneinheitlich“, unterstrich Dr. Björn Kuhla.

Die Autoren aus Spanien, Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien, Irland, Italien, Finnland und Neuseeland sowie Deutschland beschreiben in 19 Kapiteln ausführlich die experimentellen Grundsätze im Bereich der Ernährungs- und Verhaltensforschung an Rindern. Ein Schwerpunkt sind verschiedene Messmethoden zur Erfassung des Methanausstoßes von Rindern, so unter anderem in Respirationskammern, durch mobile Messstationen oder mit dem Einsatz von Tracer-gestützten Techniken im Stall und auf der Weide. Die bisher erste Zusammenstellung von Forschungsmethoden dieser Art soll es vor allem jungen Wissenschaftlern ermöglichen, ihre Forschung auf der Basis von standardisierten Verfahren und Richtwerten sowie ethischer Grundsätze effektiver und vergleichbarer zu gestalten. Die Publikation wurde vom Open Access Fonds der Leibniz-Gemeinschaft und dem Open Access Fonds des FBN finanziert.

Hintergrund SmartCow
Vor drei Jahren wurde das von der Europäische Union geförderte Gemeinschaftsprojekt SmartCow initiiert, in dem Institute der Spitzenforschung aus sieben europäischen Ländern beteiligt sind, darunter das Institut für Nutztierbiologie Dummerstorf. Im Rahmen des internationalen Konsortiums stellen diese Forschungseinrichtungen ihre experimentelle Infrastruktur und ihr Know-how zur Verfügung. Naturwissenschaftler aus allen europäischen Ländern sowie Wirtschaftspartner können diese für ihre eigenen Forschungsaktivitäten nutzen. Frankreich koordiniert das mit 5 Millionen Euro geförderte Projekt federführend. Forschungsschwerpunkt ist der europäische Rindersektor. Aktuell laufen am FBN drei Studien mit Wissenschaftlern aus Österreich, Norwegen und Irland. Weitere Informationen unter www.smartcow.eu

Methods in cattle physiology and behaviour research – Recommendations from the SmartCow consortium, 2021
Methoden in der Rinderphysiologie und Verhaltensforschung – Empfehlungen des SmartCow-Konsortiums, 2021

Die einzelnen Kapitel stehen im PDF-Format zum Download bereit.

Quelle: Institut für Nutztierbiologie (FBN