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Starke Gemeinschaft: Bundesverband Ei e. V. (BVEi) bündelt Interessen der Eierwirtschaft

Gemeinsam ist man stärker. Das ist das Credo für den Bundesverband Ei e. V. (BVEi), in dem sich ab sofort alle Kräfte für eine starke berufsständische Vertretung der an der Eierwirtschaft in Deutschland Beteiligten bündeln. Entstanden ist diese schlagkräftige Gemeinschaft durch die Verschmelzung des „Zentralverband Eier (ZVE) European Egg Commerce (EEC) e.V.“ auf den Bundesverband Deutsches Ei e. V. (BDE), der seine seit 2001 aktive Verbandsarbeit unter dem neuen Namen Bundesverband Ei e. V. (BVEi) fortsetzt. Mit der Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Charlottenburg (Berlin) ist die Verschmelzung in dieser Woche rechtswirksam abgeschlossen worden.

Neues Logo bildet Selbstverständnis ab: Modern, stark, sympathisch
„Mit dem BVEi als starker Einheit zur Vertretung einer modernen Branche sind wir optimal aufgestellt“, sagt Vorsitzender Henner Schönecke. Der BVEi bildet unter dem Dach des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG) die gesamte Erzeugungskette von Eiern ab: Ordentliche Mitglieder sind Junghennenaufzuchtbetriebe, Legehennenhalter, Packstellen/Eierhandel sowie als weitere Gruppe die Koch-, Schäl- und Färbebetriebe, die in Fachbeiräten mit beratender Funktion organisiert sind. Mit der Eintragung ins Vereinsregister hat sich der BVEi auch ein neues Logo gegeben. „Unser Logo spiegelt auf sehr schöne Weise unser Selbstverständnis als Branche wider“, sagt BVEi-Vorsitzender Henner Schönecke: „Es ist modern, stark, sympathisch, ein Symbol der Einheit – und im Zentrum steht natürlich immer das Ei.“

Aufbruch in Sachen Image: Branchenkommunikation Legehenne läuft an
Parallel läuft in diesem Sommer auch die Branchenkommunikation Legehenne der im BVEi organisierten Eierwirtschaft in Deutschland mit Unterstützung der im ZDG vertretenen Landesverbände an. „Wir stehen vor einem Aufbruch, was unser Image angeht“, sagt BVEi-Vorsitzender Henner Schönecke. „Mit unserer professionellen Branchenkommunikation wollen wir die Öffentlichkeit aktiv über unsere Arbeit als Legehennenhalter informieren – damit wir in Zukunft als genau die leistungsstarke, fortschrittliche, dem Tierwohl verpflichtete Branche wahrgenommen werden, die wir sind.“ Als erste Projekte der Branchenkommunikation sind unter anderem eine informative Website, sympathisch-authentische Porträts von Legehennenhaltern und eine aktive Pressearbeit geplant.

Mitgliederversammlung mit Vorstandswahl am 5. November 2020
Einen neuen Vorstand wird der BVEi bei seiner ersten Mitgliederversammlung am Donnerstag, 5. November 2020, wählen. Wegen der Corona-Pandemie war der ursprünglich fürs Frühjahr vorgesehene Termin auf den Spätherbst verschoben worden.
Bis zur Neuwahl des Vorstandes im November bleibt der BVEi-Interimsvorstand mit den Mitgliedern der gewählten Vorstände des BVEi und des ZVE im Amt.

Quelle: ZDG

„BVDzero Case Awards“ 2020: die Gewinner

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Boehringer Ingelheim vergibt ein Preisgeld von insgesamt 15.000 € an die zehn relevantesten klinischen Fälle – Mit der Auszeichnung will das Unternehmen das Bewusstsein für Bovine Virusdiarrhoe (BVD) stärken.

Boehringer Ingelheim hat die Gewinner der „BVDzero Case Awards“ 2020 verkündet. Mit der Auszeichnung, die alle zwei Jahre verliehen wird, engagiert sich Boehringer Ingelheim dafür, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Nutztieren zu verbessern.

„Die Bovine Virusdiarrhoe (BVD) ist eine der weltweit am weitesten verbreiteten Krankheiten bei Rindern und führt in der Rinderhaltung zu großem gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schaden. Wir haben uns dem Kampf gegen BVDV verschrieben und unterstützen Tierärzte und Landwirte mit neuartigen präventiven Gesundheitslösungen“, so Steve Williams, Leiter des Bereichs Global Strategic Marketing für Wiederkäuer in der Boehringer Ingelheim Tiergesundheit.

Die diesjährige BVDzero-Pressekonferenz und Preisverleihung fand online am 25. Mai 2020 statt. Die Gewinner wurden im Rahmen eines Online-Meetings vom BVDzero-Komitee ausgewählt, das sich aus renommierten unabhängigen Experten aus dem Gebiet der Rindergesundheit zusammensetzt.

Boehringer Ingelheim hat ein Gesamtpreisgeld von 15.000 € an die zehn aussagekräftigsten eingereichten klinischen Fälle vergeben. Die rund 20 Einreichungen kamen unter anderem aus dem Vereinigten Königreich, Spanien, den Niederlanden, Frankreich, Jordanien, der Türkei und Südkorea.

Die Autoren der relevantesten fünf Fälle konnten ihre Einreichungen im Rahmen der Online-Pressekonferenz vorstellen. Prof. Volker Moennig, Leiter des BVDzero-Komitees, verlieh die Preise an die Gewinner.

Mithilfe der „BVDzero Case Awards“ verfolgt Boehringer Ingelheim weiterhin das Ziel, die Suche sowohl nach klinischen als auch nach subklinischen Fällen von Bovine Virusdiarrhoe (BVD) in Rinderherden zu fördern. Das Unternehmen möchte so das Bewusstsein für BVD stärken und dadurch zu einer Reduzierung der Prävalenz beitragen.

Die aussagekräftigsten zehn Fälle wurden eingereicht von:

1 Magdalini Sioukiouroglou (UK)
2 Paul Crawford (UK)
3 Laura Donovan (UK)
4 Hans Verweij (NL)
5 Laura-May Canonne (FR)
6 Nikki Moore (UK)
7 Niels Geurts (NL)
8 Sameeh Abutarbush (JO)
9 Rebecca Gay (UK)
10 Anne-Cécile Thirion (FR)

Herzlichen Glückwunsch!

Das Boehringer Ingelheim BVDzero-Team plant, diese Initiative auch in Zukunft fortzusetzen. Weitergehende Informationen hier

Quelle: Boehringer Ingelheim

Veterinär-Labor testet Erntehelfer und Schlachthof-Mitarbeiter auf Covid-19

Früh hatten die tierärztlichen Verbände Test-Kapazitäten veterinärmedizinischer Labore zur Bewältigung der Corona-Krise angeboten. Nach einigem Zögern wurde dies von Seiten der Politik auch begrüßt, dann aber im entsprechenden Gesetzentwurf wieder gestrichen. Dabei gibt es durchaus Erfolgsgeschichten, die auf privater Initiative beruhen.

Anja Edzards, WEK Visbek

Das Labor der Gemeinschaftspraxis WEK in Visbek testet z. B. schon seit Mitte März Human-Proben auf Covid-19. Angefangen haben die Geflügel- und Schweine-Spezialisten mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, schon kurz darauf kamen ausländische Erntearbeiter hinzu, die in der Region rund um Vechta etwa zur Spargel- oder Erdbeer-Ernte angeworben wurden. Inzwischen werden auch Schlachthofmitarbeiter deutscher und niederländischer Betriebe beprobt.

Aufgrund der großen Probenzahl, bis zu 3.000 Proben pro Woche, ist es möglich sehr kostengünstig zu arbeiten. Hierzu werden je 10 Proben gebündelt und auf einmal untersucht. Nur wenn das Ergebnis „positiv“ lautet, werden diese 10 Proben nochmals einzeln untersucht. Mit solchen „Pools“ als validierter Labormethode zu arbeiten, wird heute auch von Humanmedizinern und Virologen empfohlen. Tiermedizinische Labore wie jenes in Visbek machen das bereits seit Mitte März.

Wiebke Wilms-Schulze Kump, WEK Visbek

Gemeinsam mit einem Erdbeer-Betrieb aus der Region haben die Tierärzte sogar einen Express-Service installiert. Und der funktioniert so: Erntehelfer aus Rumänien, Bulgarien oder der Ukraine landen abends auf einem deutschen Flughafen, werden dort sofort beprobt und starten anschließend per Bus Richtung Vechta. Die Proben allerdings werden mit einem flotten PKW vorausgeschickt. Kommt der Reisebus einige Stunden später an, ist die Laboranalyse schon fast abgeschlossen. Für die Erntehelfer steht am Ziel ein Catering bereit und wenn sie ihr Frühstück beendet haben, liegen auch schon die Testergebnisse vor.

Elisa-Test: positiv

Trägt keiner der Erntehelfer das Virus in sich, steht der Erdbeerernte nichts mehr im Wege. Gibt es dagegen einen positiven Befund, kommt der Infizierte in Einzel-Quarantäne (und, falls sich ernstere Symptome einstellen, ins Krankenhaus). Für alle anderen Bus-Insassen wird eine Arbeits-Quarantäne eingerichtet, d. h. sie bleiben als Gruppe in einer Gemeinschaftsunterkunft getrennt von allen anderen, arbeiten als Gruppe auch auf separaten Feldern und werden natürlich weiterhin regelmäßig beprobt. So ist das ganze Prozedere auch mit dem örtlichen Gesundheitsamt abgestimmt.

Studie: Die Letzten ihrer Art? Über die Zukunft der Veterinärmedizin im Kontext der Nutztierhaltung in Deutschland.

Christian Dürnberger, Philosoph am Messerli Forschungsinstitut, Abteilung Ethik der Mensch-Tier-Beziehung an der Vetmeduni Vienna untersuchte in einer Studie, wie deutsche TierärztInnen, die im Bereich der Nutztierhaltung arbeiten, die Zukunft ihres Berufs sehen. Ein Teilbereich der Studie erschien nun als Open-Access-Artikel unter dem Titel „The last of us?“ im „International Journal of Livestock Production“. (Erscheinungsdatum der Print-Version: 30. Juni 2020)

Ausgangspunkt der Studie
NutztierpraktikerInnen erledigen einen bedeutsamen Job in einem emotional diskutierten Arbeitsfeld – sie selbst aber werden in gesellschaftlichen Debatten kaum gehört. Was sollte in der Nutztierhaltung grundsätzlich dringend geändert werden? Welche Inhalte sollten in der veterinärmedizinischen Ausbildung eine wichtigere Rolle spielen, um angehende TierärztInnen besser auf den Arbeitsbereich „Nutztierhaltung“ vorzubereiten? Würden sie ihren Beruf noch einmal ergreifen? Und raten sie der Jugend, dies zu tun? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt der Studie, die im Sommer 2019 durchgeführt wurde. Die Umfrage richtete sich an Tierärztinnen und Tierärzte, die (ganz oder teilweise) im Bereich der Nutzierhaltung in Deutschland tätig sind. Insgesamt nahmen 123 Tierärztinnen und Tierärzte an der Studie teil. Die Studie ist nicht repräsentativ. Sie fokussierte auf offene Fragestellungen.

Zufrieden mit dem Job…
Die Studie legt nahe, dass die allermeisten Teilnehmenden mit ihrer Berufswahl weitgehend zufrieden sind. Eine Mehrheit würde sich wieder für diesen Beruf entscheiden. Als Gründe hierfür nennen die Studienteilnehmenden die Vielfältigkeit der Arbeit selbst, diese wird als abwechslungsreich, herausfordernd, spannend und bereichernd beschrieben; die TierärztInnen mögen den Austausch mit den LandwirtInnen, den Umgang mit den Tieren und die Möglichkeit, diesen helfen zu können; geschätzt wird die wirtschaftliche Sicherheit des Jobs wie auch die Bedeutsamkeit der Arbeit, da die Produktion von Lebensmitteln als essentielle und daher sinnvolle Tätigkeit empfunden wird.

… aber ein düsterer Blick in die Zukunft
Abgesehen davon, dass bestimmte Teilnehmenden durchaus davor warnen, diesen Beruf zu ergreifen, ist festzuhalten: Auch bei jenen TierärztInnen, die mit ihrem Job zufrieden sind und diesen als wunderbare und schöne Tätigkeit beschreiben, zeigt sich gemeinhin eine düstere Stimmung, was die Zukunft der Profession bzw. der Nutztierhaltung allgemein angeht. Die vorliegende Studie beschreibt dieses Stimmungsbild als einer Arbeit in der „Abenddämmerung des Berufs“: Manche NutztierpraktikerInnen sehen sich als Teil einer Welt, die sich im Niedergang befindet. Sie sprechen von ihrer Arbeit als einem Auslaufmodell, als etwas, das in Deutschland nicht mehr gewollt ist und das eventuell ganz aus diesem Land verschwinden wird. Die Antworten erzählen von Misstrauen und Anprangern. Die NutztierpraktikerInnen fühlen sich von der Gesellschaft teilweise auch im Stich gelassen. Dies zeigt sich u.a. in der hohen Zustimmungsrate zur Aussage, die Arbeit kann mit dem Beruf einer Soldatin, eines Soldaten verglichen werden: Man macht einen Job, der für die Gesellschaft wichtig ist, aber von dem sie lieber keine Bilder sehen will. Ca. 21% stimmen dieser voll und ganz zu, ca. 30% stimmen ihr zu.

Der manchmal niedrige Verdienst, die vielen Arbeitsstunden, die schwierige Work-Life-Balance, die kaum einzuhaltenden Gesetze, die limitierten Möglichkeiten, Tieren zu helfen…… all das scheint im Vergleich zu dieser düsteren Prognose sekundär zu sein. Sie ist der entscheidende Grund ist, wenn man der Jugend nicht zu diesem Beruf raten kann. Diese „Abenddämmerung“ kann als ein drängendes Thema und ein Stressfaktor identifiziert werden.

Zitate
Um diese teilweise düstere Stimmung zu illustrieren, werden im Folgenden Zitate aus der Umfrage gebracht:

Der „Druck aus der Politik und bestimmten Kreisen der Gesellschaft auf die Landwirtschaft und somit auf die Tierärzte wird in Zukunft noch steigen, das Verhältnis ist bereits heute von Misstrauen und Sprachlosigkeit geprägt.“ Es „werden zwar Nutztierpraktiker gesucht, doch die Tierproduktion ist in Deutschland nicht mehr erwünscht und wird sich zwangsläufig ins Ausland verlagern. Die bäuerliche Landwirtschaft wird hier zu Lande sterben.“ Die „Nutztier-Sparte (ist) mehr oder weniger ein Auslaufmodell durch die aktuelle politische Situation.“ Man kann nicht zu dem Beruf raten, „da die Perspektiven der Nutztierhaltung in Deutschland nicht kalkulierbar sind und von vielen unbekannten Variablen abhängen.“ Die Sparte hat „keine Zukunft“. Es ist zwar ein „wunderbarer Beruf, aber gesellschaftlicher Anspruch, Ansehen, Veränderungen in der Tierhaltung, überbordende Bürokratie, führen zu ständiger Frustration, die ohne intakte Familie oder Freundeskreis durchaus im Suizid endet.“ In einer Antwort steht zu lesen: „Ich gehe davon aus, dass aufgrund der gesellschaftlichen Anforderungen an die Landwirtschaft diese in den nächsten 25 Jahren aus den mitteleuropäischen Ländern weitestgehend verschwinden wird. Die pauschale Schuldzuweisung der jüngeren Menschen, perpetuiert durch die quotenorientierten Medien zermürben die Bauern. Das allgegenwärtige ‚Bauern-Bashing‘ trägt in meinem Umfeld dazu bei, dass die Höfe aussterben.“ Die „Nutztierhaltung steht (…) momentan am Scheideweg, auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein oder für den lokalen Markt nachhaltig zu produzieren. Diese Richtung wird allerdings politisch nicht unterstützt, so dass die Nutztierhaltung in Deutschland auf die Dauer eine sehr untergeordnete Rolle spielen wird.“ Man kann den Beruf nicht empfehlen, „da das Spannungsfeld zwischen ‚Weltverbesserern‘ und Realisten militant geworden ist!“

Ratschläge für Berufseinsteiger
Berufseinsteigern wird vor allem eines empfohlen: Man sollte genau wissen, worauf man sich einlässt und genau darauf achten, wo man beruflich zu stehen kommt. Dies erfordert zum einen direkten Kontakt mit dem Job, zum Beispiel durch Praktika, vor der endgültigen Berufswahl. Zum anderen kommt es letztendlich auf das konkrete Umfeld an: Welche Praxis? Welche Arbeitszeiten? Welcher Chef? Welches Team? Diese Empfehlungen zeigen, was auch andere Studien nahelegen: Die Rolle des Teams wie auch und besonders des Vorgesetzten ist nicht zu vernachlässigen, wenn es um die Arbeitszufriedenheit von Veterinärmedizinerinnen und Veterinärmedizinern geht.

Neue Ausbildungsthemen
Die Studie gibt Hinweise darauf, wie aus Sicht der NutztierpraktikerInnen die Ausbildung bzw. Fortbildung verbessert werden könnte. Diese geforderten Ausbildungsthemen zeigen dabei auch verschiedene Rollen des Berufs. Gefordert wird vor allem mehr betriebswirtschaftliches Wissen (TierärztInnen als UnternehmerInnen) und mehr Wissenstransfer rund um die Bestandsbetreuung (TierärztInnen als GesundheitsmanagerInnen, die nicht nur kurativ tätig werden, wenn ein einzelnes Tier erkrankt, sondern die das große Ganze eines Betriebs im Blick haben). Da nicht alles, was in diesem Berufsfeld entscheidend ist, an der Universität gelehrt werden kann, fordern die Teilnehmenden auch eine praxisnähere Vorbereitung (TierärztInnen als HandwerkerInnen, sprich: Ein Nutztierpraktiker, eine Nutztierpraktikerin zu sein bedeutet mehr als nur theoretische Kenntnisse zu haben, es bedeutet auch, bestimmte praktische Fähigkeiten aufweisen, wie dieses Wissen anzuwenden ist. Diese praktischen Skills können nur durch Übung und Anwendung erlernt werden.)

Was sollte sich in der Nutztierhaltung grundsätzlich ändern?
Neben konkreten Vorschlägen fordern die Teilnehmenden vor allem Veränderungen des Systems.

(a) In Bezug auf die Tierhaltung wünschen sie sich mehr finanziellen Spielraum für die Landwirtschaft. Den Bäuerinnen und Bauern fehlt schlicht das Geld. Dieser wirtschaftliche Druck wirkt sich auf die Situation der Tiere aus – und damit auch auf den veterinärmedizinischen Beruf in diesem Kontext. Hier zeigt sich eine entscheidende Herausforderung des Berufsstandes: Oft würde man die Tiere gerne anders behandeln, aber man wird durch äußere Hindernisse – vor allem durch die geringen finanziellen Mittel der TierhalterInnen – daran gehindert. Mit Blick auf eine finanzielle Umstrukturierung sehen die Teilnehmenden vor allem die VerbraucherInnen, den Handel wie die Politik in der Pflicht. Alle drei genannten Akteure werden hierbei eher negativ beschrieben: Sie kommen ihrer Verantwortung nicht nach bzw. handeln nur in ihrem eigenen Interesse.

(b) Die TierärztInnen fordern jedoch ebenso eine Veränderung der gesellschaftspolitischen Debatte über die Nutztierhaltung. Aus Sicht der NutztierpraktikerInnen existiert wenig gesellschaftliches Wissen über die Realitäten der Tierhaltung, der Kontakt zur Lebensmittelproduktion ging über die Jahrzehnte verloren. Darüber hinaus wird die gesellschaftliche Debatte aus Sicht vieler TierärztInnen von anderen Akteuren geprägt, beispielsweise von NGOs oder Politikerinnen und Politikern. Ihre eigene Expertise wird in den entsprechenden Debatten kaum oder gar nicht wahrgenommen, so ihre Perspektive. Und genau dagegen begehren sie auf: Sie sind der Meinung, dass die Akteure der Landwirtschaft – sie selbst – als eine der wichtigsten Stimmen in jeder gesellschaftlichen Debatte über die Nutztierhaltung Gehör finden sollten.

Neben Vorschlägen zu einem (c) verbesserten Kontrollsystem von Tierschutzaspekten in der Landwirtschaft fordern nicht wenige Teilnehmende schließlich (d) ein kritisches Hinterfragen des Leistungsgedankens: Die Zucht fokussiert auf mehr und mehr Output. Diese permanente Optimierung wird von bestimmten TierärztInnen als Sackgasse empfunden. Die Leistungsgrenze der Tiere ist überschritten, so manche Teilnehmenden. Es braucht ein grundsätzliches Umdenken.

Dr. Christian Dürnberger, Messerli Forschungsinstitut

Artikel
Dürnberger, C. (2020). The last of us? An online survey among German farm veterinarians about the future of veterinary training, livestock farming and the profession in general. International Journal of Livestock Production, 11(2), 72-83.

Link zum Download der Studie

Für Leistung & Wohlbefinden: Projekt erforscht warum manche Milchkühe robuster sind

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Forschungsteams der Uni Hohenheim vermuten den Schlüssel für Krankheitsanfälligkeit von Milchkühen in den Kraftwerken der Zelle / Ergebnisse könnten Zucht verbessern

Manche sind von Natur aus robuster, andere zeigen sich krankheitsanfällig: in ein und derselben Herde reagieren Milchkühe ganz unterschiedlich auf körperliche Belastungen, wie sie die Geburt eines Kalbes, die anschließende Milchproduktion oder auch Infektionen mit sich bringen. Der Grund dafür ist, wie anpassungsfähig ihr Stoffwechsel an die veränderten Anforderungen an den Körper ist. Die Ursache für die unterschiedliche individuelle Anpassungsfähigkeit ist allerdings noch unklar. Der Schlüssel dazu könnte im Innenleben ihrer Zellen zu finden sein, genauer gesagt in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen. Aber auch die Interaktion zwischen Kuh und Darmbakterien spielt eine Rolle. Details dazu untersuchen derzeit zwei Arbeitsgruppen der Universität Hohenheim in Stuttgart. Die Ergebnisse könnten helfen, durch Zucht vor allem Tiere zu gewinnen, bei denen sich Leistung mit Wohlbefinden kombiniert. Die beiden Teilprojekte werden von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einer Gesamtsumme von fast 520.000 Euro gefördert und zählen somit zu den Schwergewichten der Forschung.

Um ausreichend Milch bilden zu können, muss sich der Stoffwechsel von Kühen während der Trächtigkeit und nach der Geburt des Kalbes drastisch umstellen. Für die Milchproduktion muss in kurzer Zeit viel Energie bereitgestellt werden. Zugleich müssen aber auch die lebenswichtigen physiologischen Prozesse weiterhin aufrechterhalten werden.

Die dafür erforderliche Energie wird in speziellen Organellen der Zelle, den Mitochondrien, erzeugt. Diese „Zellkraftwerke“ wandeln über komplexe Kettenreaktionen Sauerstoff und Zucker oder Fettsäuren in energiereiche Moleküle um, die von der Zelle für andere Stoffwechselvorgänge, wie z. B. die Produktion von Milchbestandteilen, genutzt werden können.

Einfluss von Mitochondrien auf die Stoffwechselstabilität
Allerdings kann sich nicht bei allen Kühen der Stoffwechsel ausreichend an die veränderte Situation anpassen, was oftmals zu Gesundheitsstörungen führt. Dabei gibt es von Natur aus sowohl robuste als auch anfällige Tiere in einer Herde.

Das Kooperationsprojekt „Mitochondriale Funktionalität bei der Milchkuh“ geht jetzt der Frage nach, inwieweit die Mitochondrien für die Stoffwechselstabilität verantwortlich sind. In einem multidisziplinären Ansatz arbeiten Prof. Dr. Korinna Huber vom Fachgebiet Funktionelle Anatomie der Nutztiere und Prof. Dr. Jana Seifert vom Fachgebiet Feed-Gut Microbiota Interaction an der Universität Hohenheim dazu mit Wissenschaftlern von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Braunschweig zusammen.

Am FLI lebt auch die Herde mit ca. 60 Holstein-Rindern, die für das Projekt untersucht wurden. Dabei arbeiten alle vier Arbeitsgruppen mit den Daten aus einem zentralen Experiment. „Ohne diese Kooperation könnten wir die Versuche in ihrer Komplexität gar nicht durchführen.“ betont die Sprecherin des Projektes Prof. Dr. Huber.

Wechselwirkungen zwischen Mikrobiom und Mitochondrien
In ihrem Teilprojekt widmet sich Prof. Dr. Seifert unter anderem der Frage, welche Rolle die Bakterienbesiedlung, das Mikrobiom, des Magen-Darm-Traktes auf die Funktion der Mitochondrien hat: „Wir wissen, dass es Wechselwirkungen gibt. Aber wir wissen noch nicht, ob das Mikrobiom die Mitochondrienfunktion beeinflusst oder umgekehrt.“

Aus Pansen, Dünndarm und Kot wurden mehrfach Proben genommen, um Veränderungen in der Bakterienzusammensetzung erfassen zu können. Dank eines fixen Zugangs bei den Kühen des FLI in Braunschweig ist es für die Wissenschaftlerinnen einfach, an den benötigten Pansen- und Dünndarminhalt heranzukommen. „Im Gegensatz zu anderen Methoden zur Probenentnahme, wie z. B. mit Hilfe einer Schlundsonde, verursacht dies den Kühen keinen Stress“, ist Prof. Dr. Seifert wichtig.

Erste Ergebnisse zeigen laut Prof. Dr. Seifert, dass „vor allem die Kühe die größten gesundheitlichen Probleme aufwiesen, deren Mikrobiom sich über den Untersuchungszeitraum hinweg am wenigsten veränderte, während diejenigen am besten mit den Belastungen zurechtkamen, deren Bakterienbesiedlung flexibel reagierte.“

Auch Konsequenzen für die Humanmedizin
Das Teilprojekt von Prof. Dr. Huber untersucht unter anderem, ob sich geeignete Biomarker identifizieren lassen, die auf einen stabilen und anpassungsfähigen Stoffwechsel hindeuten. Dazu wird z. B. die Veränderung von über 180 verschiedenen Metaboliten (gerichteter Metabolomics-Ansatz) im Blut und Milch der Kühe analysiert, nachdem eine künstliche Entzündung gesetzt wurde.

Verwendung findet dabei ein Set, dass auch für die Erfassung des Entzündungsgeschehens beim Menschen eingesetzt wird. „Auch wenn die Auswertungen noch laufen, zeichnet sich jetzt schon ab, dass eine Handvoll Metabolite als Indikatoren für Entzündung fungieren, die bisher bei der Milchkuh noch nicht betrachtet wurden und die sich anders als beim Menschen verhalten“, sagt Prof. Dr. Huber und verweist auf die Konsequenzen, die sich daraus für die Humanmedizin ableiten lassen: „Wahrscheinlich wird man sich die Abläufe beim Menschen auch nochmal genau anschauen müssen.“

Suche nach Kriterien für eine gezielte Selektion bei der Zucht
Ein weiterer Aspekt des Teilprojektes von Prof. Dr. Huber beschäftigt sich mit dem Einfluss des mitochondrialen Erbgutes auf den Stoffwechsel. Mitochondrien verfügen über eigenes Genmaterial, das ausschließlich über die mütterliche Keimbahn weitergegeben wird. Die Proteine, die aus diesem mitochondrialen Genmaterial abgelesen werden, stehen in engem Wechselspiel mit den Proteinen, die aus dem Erbgut des Kernes abgelesen werden, das von beiden Elterntieren stammt. Damit tragen Erbmaterial des Bullen und der Kuh dazu bei, eine optimale Zellumgebung für leistungsfähige Mitochondrien zu schaffen, so die Arbeitshypothese des Projektes.

Die Wissenschaftlerinnern erhoffen sich, dass sich aus diesen Erkenntnissen einmal Vorgaben für die Selektion von Bullen und Kühen bei der Milchviehzucht ableiten lassen: „Es könnte sein, dass wir bei der Milchviehzucht in Zukunft verstärkt auch darauf achten müssen, dass die genetischen Eigenschaften des Bullen zum mitochondrialen Erbgut der Kuh passen“, meint Prof. Dr. Huber.

Solche Zuchtprogramme sollten nicht nur auf die Milchleistung, sondern auch auf das Wohlergehen der Tiere abzielen. Denn „viel Milchleistung heißt nicht automatisch, dass das Tier gesund ist. Wir vergessen viel zu oft, dass das Wohlbefinden der Tiere nicht nur von den Haltungsbedingungen abhängt, sondern auch von ihrer Stoffwechselgesundheit“, betont Prof. Dr. Huber.

HINTERGRUND: Projekt „Mitochondriale Funktionalität bei der Milchkuh“
Ziel des Vorhabens ist die tierindividuelle Variation in der Anpassung an Stoffwechselbelastungen besser zu erfassen, die Rolle der mitochondrialen Funktionalität dabei einzugrenzen und das Netzwerk physiologischer Prozesse in der hochleistenden Milchkuh besser zu verstehen.

Kooperationspartner sind die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). Die Versuche wurden am Institut für Tierernährung des FLI in Braunschweig durchgeführt. Das Projekt startete am 1. Juli 2017 und war auf drei Jahre ausgelegt. Es wurde jedoch aufgrund der großen Datenmenge, die ausgewertet werden muss, kostenneutral bis Mitte des Jahres 2021 verlängert.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt mit insgesamt über 1 Mio. Euro, davon entfallen fast 520.000 € auf das Institut für Nutztierwissenschaften der Universität Hohenheim. Damit zählt das Projekt zu einem der Schwergewichte der Forschung an der Universität Hohenheim.

HINTERGRUND zu den Proben aus Braunschweig:
Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden 60 Holstein-Rinder beprobt, die am Friedrich-Loeffler-Institut Braunschweig (FLI) in einer Herde mit Weidegang leben. Acht der Tiere tragen Fisteln, also dauerhafte Zugänge über Kunststoffröhren zu Pansen und Dünndarm, die eine schmerz- und stressfreie Probenahme ermöglichen. Für Untersuchungen zum Leberstoffwechsel, wurde unter Lokalanästhesie Stanzbiopsien von ca. 20 mg Gewicht durchgeführt. Ca. 150 Tage nach dem Abkalben wurde bei den Muttertieren durch Injektion von LPS (Lipopolysacchariden) eine leichte Infektion ausgelöst. In regelmäßigen Abständen wurden Blut- und Milchproben genommen.

HINTERGRUND: Schwergewichte der Forschung
33,9 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2019 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro für apparative Forschung bzw. 150.000 Euro für nicht-apparative Forschung.

Quelle: Universität Hohenheim

Geflügel: Antibiotikareduktion und Alternativen

Von Luisa Watzer, Tierärztin, Praxis am Bergweg in Lohne

In der Politik, den Medien und sozialen Netzwerken stehen heutzutage Tierärzte, die landwirtschaftliche Nutztiere betreuen, durchgehend in der Kritik. Dank sozialer Medien darf nicht nur jeder seine Meinung kundtun, jeder tut es auch. Leider häufig unabhängig davon, wie intensiv sich vorher mit einem Thema auseinandergesetzt wurde. So entstehen nur zu gerne Aussagen wie: „Wenn ich krank bin esse ich Geflügel, da ist so viel Antibiotikum drin, davon werde ich wieder gesund, ohne zum Arzt gehen zu müssen.“ (Tiermedizinstudentin im 5. Semester).
Doch wie viel Antibiotika werden tatsächlich eingesetzt und welche Alternativen stehen den Nutztierpraktikern im Bereich Geflügel zur Verfügung?
Im Jahr 2011 wurden von deutschen Tierärzten bei allen Tierarten, sowohl Nutztiere als auch Klein- und Heimtiere, 1.706 Tonnen Antibiotika eingesetzt. Im Jahr 2018 konnte diese Zahl auf 722 Tonnen reduziert werden. Die Reduktion innerhalb von 7 Jahren beträgt damit 58 %. Allerdings nur, wenn ausschließlich die Antibiotikazahlen in Betracht gezogen werden. Was man nicht vergessen darf: Die Fleischproduktion bei Schwein und Geflügel ist in diesem Zeitraum gestiegen. Alleine der Geflügelbereich hat in diesem Zeitraum ein Wachstum um 8 % erreicht. Zudem hat auch die Anzahl der Haustiere in der Bundesrepublik deutlich zugenommen. Wird die erhöhte Fleischproduktion, sowie die vermehrte Anzahl an Haustieren mit einbezogen, handelt es sich also um eine höhere Reduktion als 58 %.

Durch welche Veränderungen konnte die Reduktion im Bereich der Nutztiere erreicht werden?
Die erste Veränderung, die bei den Tierärzten und den Tierhaltern stattgefunden hat, ist die Entwicklung eines Bewusstseins für das Problem. Nur wenn ich erkenne, dass es ein Problem gibt, mit der Art wie ich handle, kann ich eine Veränderung bewirken. Im Anschluss wurden die Bemühungen intensiviert, Keimeinträge zu verhindern und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Das Management im Stall tritt immer weiter in den Fokus. Wenn hier Fehler gemacht werden, zum Beispiel bei der Reinigung und Desinfektion des Stalls oder der Klimaeinstellung, kann dies zu einer schwerwiegenden Erkrankung führen, die sich nur mit einer antibiotischen Behandlung in den Griff bekommen lässt. In 2015 wurde die „Initiative Tierwohl“ (ITW) gegründet, sie setzt sich für eine tiergerechtere und nachhaltigere Fleischproduktion ein. Mehr als 70 % aller Geflügelmastbetriebe in Deutschland nehmen zurzeit daran teil. Neben der Reduktion der Besatzdichte schreibt die Initiative Tierwohl einen jährlichen Klimacheck, sowie eine Wasserprobe vor. Die Tränkewasserprobe wird im Durchgang genommen, sprich wenn sich Tiere im Stall befinden. Die Probe wird in jedem Fall auf ihren Keimgehalt bei Umgebungstemperatur, sowie Körpertemperatur überprüft und es findet eine mikrobiologische Anzucht statt, bei der spezifische Keime, wie zum Beispiel Campylobacter, nachgewiesen werden können. Wenn sich nun herausstellt, dass die Tiere Wasser trinken, das krankmachende Bakterien enthält, hat sich eine Erklärung gefunden, wieso die Tiere wiederholt erkranken. Natürlich vorausgesetzt, es wurden keine Fehler in der Klimasteuerung begangen. Neben ITW gibt es noch ein holländisches Qualitätssicherungssystem, an dem sich Mäster orientieren müssen, die nach Holland vermarkten. Es heißt „Integrierte Kettenüberwachung“, kurz IKB. Die IKB schreibt eine Tränkewasserprobe im Kalenderjahr sowie eine Erfolgskontrolle der Serviceperiode vor. Die Hygienekontrolle wird innerhalb einer Serviceperiode, also im leeren Stall, durchgeführt, nachdem dieser gereinigt und desinfiziert wurde. Es werden unter anderem der Boden, die Wände, Futter- und Tränkebahn, sowie der Vorraum beprobt. Im Labor wird ausgewertet, wie viele Bakterienkolonien trotz Reinigung und Desinfektion noch im Stall nachgewiesen werden konnten. Wenn ein Stall wiederholt Probleme mit einem Keim hatte und die Hygienekontrolle ergibt, dass die beprobten Flächen eine Vielzahl an Erregern enthalten, könnte die Ursache eine nicht ausreichende Reinigung und Desinfektion sein.

Was bedeutet ein Colistin-Verbot für den Sektor Geflügel?
Das Antibiotikum, das zurzeit die größte Kritik bekommt, ist Colistin. Colistin aus der Gruppe der Polypeptide ist ein Reserveantibiotikum aus der Humanmedizin und wird dort hauptsächlich zur oberflächlichen Anwendung bei Bauchspülungen nach Darmrupturen eingesetzt. Eine systemische Anwendung wird um jeden Preis vermieden, da Colistin eine starke schädigende Wirkung auf die Niere besitzt, die von Dauer ist. Nun mögen sich viele fragen, wieso es überhaupt im Geflügelbereich genutzt wird, wenn es ein solches schädigendes Potential besitzt. Die Antwort ist simpel:


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Können Rinder lernen eine Toilette zu benutzen?

In Zusammenarbeit mit Psychologen von The University of Auckland (NZ) sowie Kollegen des zum Friedrich‐Löffler‐Institut gehörenden Institut für Tierschutz und Tierhaltung in Celle, haben Wissenschaftler aus dem Institut für Verhaltensphysiologie des FBN kürzlich einen Artikel in der renommierten Fachzeitschrift „Neuroscience and Biobehavioral Reviews“ veröffentlicht. Die Arbeit mit dem Titel: „Conditionability of ‚voluntary‘ and ‚reflexive‐like‘ behaviors, with special reference to elimination behavior in cattle” charakterisiert die neurophysiologischen Grundlagen des Ausscheidungsverhaltens bei Säugetieren und mögliche Lernprozesse, die speziell bei Rindern zu einer tierseitigen Kontrollierbarkeit ihres Verhaltens hinsichtlich der Nutzung einer Latrine im Stall erschlossen werden können.

Typischerweise urinieren und koten Rinder mit wenig oder keiner Kontrolle über ihr Ausscheidungsverhalten; das ha t negativen Folgen für die Umwelt und die Tiere selbst. Die dabei entstehenden schädlichen Ammoniak‐Emissionen könnten durch die Nutzung einer Latrine und die Trennung von Kot und Harn deutlich vermindert werden. Die vorgestellte Übersichtsstudie kommt zu dem Schluss, dass mithilfe assoziativer Lernmethoden wie der operanten Konditionierung ein erfolgreiches Latrinentraining bei Rindern möglich sein sollte. Diesen Ansatz in einem Pilotprojekt auch praktisch zu realisieren, wird zurzeit mit den oben genannten Partnern in einem von der VolkswagenStiftung geförderten Projekt am FBN untersucht.

Originalartikel ist online verfügbar

Quelle: Leibniz-Institut für Nutztierbiologie

Tödliche Bakterieninfektion bei Schweinen entschlüsselt

Neugeborene Ferkel sterben oft qualvoll an einer Infektion mit einem Darmbakterium. Ein Team von Forschenden aus drei Fakultäten der Universität Bern hat nun herausgefunden, wie das Bakterium tödliche Darmblutungen auslöst. Damit ist ihnen ein Durchbruch in der tiermedizinischen Forschung gelungen. Jetzt öffnen sich vielversprechende Aussichten für Impfstoffe und Medikamente auch für Anwendung beim Menschen.

Das Bakterium Clostridium perfringens gehört zur großen Gruppe der Clostridien, die verschiedene tödliche Erkrankungen bei Tieren und Menschen verursachen können. Clostridieninfektionen sind weit verbreitet. Gefährlich werden diese Bakterien dadurch, dass sie extrem starke Gifte (Toxine) produzieren, die gezielt Zellen des Wirtes schädigen. Gefürchtete Krankheiten, die durch Clostridien ausgelöst werden, sind beispielsweise Botulismus, Wundstarrkrampf, Gasbrand und Darminfektionen.

Die Gruppe um Horst Posthaus am Institut für Tierpathologie der Universität Bern erforscht eine Darminfektion bei Schweinen, die durch Clostridium perfringens ausgelöst wird. Bereits vor 10 Jahren konnten sie zeigen, dass das von den Bakterien gebildete Gift, das sogenannte Beta-Toxin, Blutgefäßzellen zerstört und so zu den Blutungen im Darm der Ferkel führt. Bislang war jedoch ungeklärt, warum das Toxin genau diese Zellen und nicht andere angreift. Nun ist es Julia Bruggisser, Biochemikerin und Doktorandin am Institut für Tierpathologie, in einer interdisziplinären Zusammenarbeit über drei Fakultäten hinweg gelungen, das Rätsel um diesen Mechanismus zu lösen. Die Erkenntnisse der Studie wurden im Fachjournal «Cell Host & Microbe» publiziert.

Ein Schlüssel-Molekül
Vor rund fünf Jahren stieß die Laborantin Marianne Wyder vom Institut für Tierpathologie auf ein Molekül mit dem Namen Platelet-Endothelial Cell Adhesion Molecule-1 (abgekürzt PECAM-1 oder auch CD31). Es befindet sich auf der Oberfläche von verschiedenen Zellen und spielt eine zentrale Rolle bei den Darmblutungen der Ferkel. Die eigentliche Aufgabe des CD31-Moleküls ist es, das Zusammenspiel zwischen Entzündungszellen und den Blutgefäßen zu regeln. Es kommt vor allem auf Zellen vor, die sich auf der Innenseite von Blutgefäßen befinden (sogenannte Endothelzellen).

Bei Experimenten fiel auf, dass sich CD31 und das Beta-Toxin fast identisch auf diesen Zellen verteilen. «Aus dieser ersten Beobachtung entstand unser Projekt», so Horst Posthaus. Julia Bruggisser vom Institut für Tierpathologie fand heraus, dass das von den Bakterien im Darm freigesetzte Gift an das CD31 andockt. Da das Beta-Toxin zu den Poren-bildenden Toxinen gehört, durchlöchert es in der Folge die Zellmembran und tötet die Endothelzellen. Dies führt zur Schädigung der Gefäße und den Blutungen im Darm.

Forscherinnen der Uni Bern schließen sich zusammen
Wichtig für das Gelingen des Projektes war die Zusammenarbeit mehrerer Forschungsgruppen an der Universität Bern. «Für meine Forschung arbeite ich in drei Laboren an der Universität. Das ist zwar anspruchsvoll, aber ich lerne viel und vor allem macht es Spaß», sagt Julia Bruggisser. Außer in der Tierpathologie arbeitete sie auch mit der Gruppe von Britta Engelhardt (Theodor-Kocher Institut) sowie Christoph von Ballmoos (Departement für Biochemie) zusammen. «Sie hatten die richtigen Fragen und Ideen. Wir konnten unser Know-how über CD31 und bei uns entwickelte Methoden und Reagenzien in die Studie einbringen» so Britta Engelhardt. «Das hat perfekt gepasst», ergänzt Christoph von Ballmoos.

Bessere Vorbeugung und Medikamente
Die Entdeckung erlaubt es, bessere Impfstoffe zu entwickeln um die tödliche Erkrankung beim Schwein zu verhindern. «Wir wollen aber auch untersuchen, ob sich aus der Bindung des Beta-Toxins an das CD31 auf den Endothelzellen neue Therapieformen, zum Beispiel für Gefäßerkrankungen bei Menschen entwickeln lassen. Hierfür haben wir bereits weitere Zusammenarbeiten innerhalb der Universität Bern gestartet», sagt Horst Posthaus.

Diese Studie wurde unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und durch ein Stipendium für internationale Studierende der Universität Bern.

Quelle: Universität Bern

„Preis der Tiergesundheit“ geht in die nächste Runde Bewerbungsstart im Juni

MSD Tiergesundheit erweitert Wettbewerb auf drei Kategorien
Premiere für schweinehaltende Betriebe
Rinderhalter können sich in zwei Kategorien bewerben

Nach der erfolgreichen Premiere 2019 setzt MSD Tiergesundheit den „Preis der Tiergesundheit“ nicht nur fort, sondern erweitert ihn auf drei Kategorien.

Diesmal mit zwei neuen Schwerpunkten beim Rind: „Rindermast“ und „Eutergesundheit“ sowie einer weiteren Tierart: Schwein. Hier werden innovative Konzepte zur Verbesserung der Ferkelgesundheit prämiert.

In der Kategorie „Eutergesundheit“ sucht MSD Tiergesundheit nach vielversprechenden Maßnahmen, die nachweislich mit Erfolg umgesetzt wurden. Dabei muss es sich nicht immer um die ganz großen Investitionen handeln. Manchmal reicht eine Reihe von kleinen Einzelschritten, die zusammengefügt das große Ganze ergeben. Daher möchte MSD Tiergesundheit auch kleinere Betriebe ermutigen, sich mit ihren Erfolgsgeschichten zu bewerben.

Um den Anforderungen und besonderen Gegebenheiten in Rindermastbeständen Rechnung zu tragen, hat MSD Tiergesundheit für diese Betriebe eine eigene Kategorie eingerichtet. Auch hier werden Gesundheitskonzepte prämiert, die mit Erfolg umgesetzt wurden und so die Tiergesundheit nachhaltig verbessert haben.

Die ganz Kleinen stehen im Mittelpunkt der Kategorie „Innovatives Saugferkelmanagement“. Bereits in den ersten Tagen werden die Weichen für leistungsstarke und frohwüchsige Schweine gestellt. MSD Tiergesundheit sucht Maßnahmen, die sich in der Praxis bewährt und eine erfolgreiche Aufzucht ermöglicht haben.

In jeder Kategorie werden jeweils drei Betriebe mit einem zweckgebundenen Preisgeld ausgezeichnet. Die Bewerbung ist ab dem 01.06.2020 unter www.preisdertiergesundheit.com möglich.

Der „Preis der Tiergesundheit“ wurde 2019 von MSD Tiergesundheit ins Leben gerufen, um Erfolgsgeschichten zur Verbesserung des Tierwohls ins Rampenlicht zu rücken und zu teilen. Der Erfahrungsaustausch zwischen Landwirtinnen und Landwirten über neue Ideen, Gesundheitsmaßnahmen oder Impfkonzepte steigert langfristig die Tiergesundheit und wirkt sich zudem wirtschaftlich positiv auf die Betriebe aus. Das können auch die Gewinnerbetriebe bestätigen. Insbesondere die Top 3 Betriebe von 2019 konnten durch ihre Auszeichnung dazu beitragen, in der Öffentlichkeit ein positives Bild der Landwirtschaft zu vermitteln und dadurch die Wertschätzung ihrer Arbeit zu verbessern.

Der kollegiale Erfahrungsaustausch der Teilnehmer von 2019 wird durch eine neuinitierte Netzwerkplattform von MSD Tiergesundheit noch intensiviert. Im Rahmen der „Innovationsschmiede“ haben die Landwirtinnen und Landwirte Gelegenheit, weiter voneinander zu lernen und ihre Beziehungen zu vertiefen.

Quelle: MSD Tiergesundheit

Saugferkeldurchfälle – Es muss nicht immer Coli sein

Von Dr. Hendrik Nienhoff, Dipl. ECPHM, Fachtierarzt für Schweine, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Durchfälle stehen trotz verbesserten Managements immer noch auf Platz eins in der Liste der Erkrankungen beim Saugferkel und verursachen große Verluste. Gerade bei gestiegenen Wurfgrößen stehen selbst gut geführte Betriebe zum Teil vor Problemen. Im Folgenden werden die wirtschaftlich bedeutsamsten Erkrankungen erläutert und Strategien zu ihrer Bekämpfung im Betrieb aufgezeigt.

Eine Reihe von verschiedenen bakteriellen, viralen, aber auch parasitären Erregern kann die Ursache für Durchfallerkrankungen sein. Während in den letzten Jahrzehnten immer die Coli-Durchfälle auf Platz eins der Liste standen, hat sich das Bild mittlerweile etwas verschoben. Viele Betriebe haben kommerzielle Mutterschutzvakzine im Einsatz und beherrschen damit einen Großteil der vorkommenden Stämme. Anders sieht es z.B. bei den viralen Erregern aus. Hier gibt es keine kommerziellen Impfstoffe.

E-Coli Diarrhoe:
Die Coli-bedingte Durchfallerkrankung ist mittlerweile abgelöster Spitzenreiter von Geburt bis zum Absetzen. Vom Erreger Escherichia Coli gibt es mehrere Tausend Serotypen, von denen aber die meisten fürs Schwein nicht krankmachend sind. Insbesondere hämolysierende E.coli-Stämme lösen aber schwere Durchfälle aus. Typische Vertreter sind z.B. die Colistämme mit den Fimbrientypen F4, F5, F6, F41. Die Coli-Keime haben an Oberflächen und Kapseln sogenannte O- und K-Antigene, die auch für ihre Unterscheidung (Typisierung, Serotyp) genutzt werden, mit denen sie sich im Darm an bestimmten Rezeptoren anheften können und dann verschiedene Durchfall-auslösende Gifte (Toxine) freisetzen können. Voraussetzung hierfür ist das Fehlen von maternalen Antikörpern aus der Biestmilch, z.B. bei Jungsauen, bei MMA, oder um die 3. Lebenswoche herum. Die Coliruhr tritt sowohl als Neugeborenen-, Dreiwochendurchfall und nach dem Absetzen auf. Besonders bei Neugeborenen sind die Verluste sehr hoch (bis zu 100 % der Ferkel eines betroffenen Wurfes). Sie zeigen einen gelblich-wässrigen Durchfall (häufig ist der After verschmiert und gerötet, was eine Austrocknung nach sich zieht (Haut waschbrettartig). Beim Dreiwochendurchfall zeigt sich ein eher gelblich-cremiger Durchfall und die Verluste sind geringer. Nach dem Absetzen spielen insbesondere Colis vom Typ F18 und F4 eine Rolle. Einige Stämme produzieren das Shiga-Toxin, das zur Ödemkrankheit führt, andere produzieren Toxine, die zu Durchfall oder auch zum plötzlichen Tod der Ferkel führen. Zu behandeln sind Coli-Durchfälle mit verschiedenen Antibiotika, die bei Saugferkeln meist mit einem Doser (verschiedene Präparate) über das Maul behandelt werden. Da Resistenzen möglich sind und andere Durchfallerreger eine Rolle spielen können, ist es wichtig, frisch erkrankte Ferkel untersuchen zu lassen, damit erstens der Serotyp des Coli-Keims und die Toxine des Erregers ermittelt werden können und zweitens eine Ausage zu den wirksamen Antibiotika getroffen werden kann. So ein Resistenztest ist bei bestimmten Präparaten mittlerweile vorgeschrieben.

Die Ermittlung des Serotyps und der Toxine ist auch wichtig, wenn man zur Prophylaxe des Neugeborenendurchfalls eine Mutterschutzimpfung installieren will, da es bei den Impfstoffen unterschiedliche Angriffspunkte gibt (Zellwandantigen, Toxin und Fimbrien). Gute Impfstoffe haben mehrere Angriffspunkte. Neben den klassischen Mutterschutzvakzinen gibt es mittlerweile auch Ferkelimpfstoffe, die sich gegen das Shiga-Toxin und F4 /F18-Colis richten, um Absetzdurchfall und Ödemkrankheit in den Griff zu bekommen. Auch eine Mutterschutzvakzine ist auf dem Markt, mit der neben den Saugferkel-Durchfällen auch die Absetzdurchfälle unter Kontrolle gebracht werden sollen. Nachdem in den letzten Jahren die Typisierungen der Durchfall verursachenden E. Coli-Stämme gezeigt hat, dass viele Probleme aus betroffenen Betrieben nicht gelöst werden konnten, werden im Augenblick neue Faktoren untersucht, um auch hier die Problemkeime besser einschätzen zu können.


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