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Julia Klöckner zur aktuellen Debatte über das Thema Fleischsteuer

„Die Debatte zeigt: Es gibt eine Sensibilität dafür, dass mehr Tierwohl nicht zum Nulltarif zu haben ist und mehr Geld kostet. Das Geld muss nicht automatisch aus Steuererhöhungen kommen, sondern kann durch Schwerpunktsetzungen erreicht werden. Aber ich begrüße grundsätzlich die Diskussion darüber, was uns mehr Tierwohl wert ist, wie wir es in den Ställen umsetzen und die Gesellschaft mitnehmen! Es ist wichtig, dass wir diese Debatte gesamtgesellschaftlich führen und zu einem Konsens kommen, was uns bessere Bedingungen für die Nutztiere wert sind. Denn zur Steigerung des Tierwohls sind häufig hohe Investitionen erforderlich. Etwa, wenn es um dafür notwendigen, kostenintensiven Stallumbauten geht.

Diese Kosten kann nicht allein eine Bauernfamilie stemmen. Die Alternative: Wenn Bauern sich diese Umbauten nicht mehr leisten können, hören sie auf. Das kann aber nicht im Interesse von uns Verbrauchern sein, die zunehmend auf regionale Erzeugung und Produkte setzen. Wenn wir weiter heimische Produktion mit hohen Standards und entsprechenden Kontrollen wollen, dann müssen gerade unsere Familienbetriebe wettbewerbsfähig bleiben. Denn gibt eine Bauernfamilie auf, hört der Verbraucher nicht auf Fleisch zu essen, sondern greift häufig nach anderer Ware. Bei importierter Ware gilt es zu bedenken, dass wir deren Produktionsstandards wir nicht kontrollieren können wie hier vor Ort. Deshalb ist es in unser aller Interesse, dass eine gesunde, nachhaltige Landwirtschaft und Tierhaltung in ganz Deutschland möglich ist.

Konkret bedeutet das, dass es für diese Leistungen und die Erfüllung gesellschaftlicher Erwartungen auch öffentliche Mittel geben muss. Welche Instrumente und Wege hier in Frage kommen, darüber diskutieren wir in dem von mir eingesetzten „Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“ mit breiter Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen. Auch der Verbraucher an der Ladenkasse hat es in der Hand, welche Wirtschaftsweise er mit seinem Konsum und seinem Geldschein unterstützt. Bauern erzeugen das, was nachgefragt wird. Politisch will ich mehr Einsatz für Tierwohl belohnen. Ein entsprechendes Tierwohlkennzeichen, das dem Verbraucher beim Kauf klare Orientierung gibt, wo mehr für das Wohlbefinden des Tieres getan wurde, kann dabei helfen.“

Quelle: BMEL

Das ursprüngliche Konzept stammt von Prof. Folkhard Isermeyer, dem Präsidenten des Thünen-Instituts. Er hat es bereits 2018 vorgestellt

Bioland vergleicht Tierwohl-Kennzeichen

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Bioland hat die verschiedenen Stufen der Tierwohl-Kennzeichen des Handels und des BMEL mit der EU-Ökoverordnung und den eigenen Verbandsrichtlinien verglichen. Der Verband schreibt in seiner neuesten Pressemitteilung, es falle auf, „dass die Haltungsform des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) und der aktuelle Kriterienkatalog des staatlichen Tierwohlkennzeichens stellenweise selbst in den besseren Stufen nicht über den gesetzlichen Mindeststandard hinausreichten.“

Das staatliche Label ist in die Stufen (1) bis (3) aufgeteilt. Eine eigene Stufe für Bio-Fleisch ist nicht vorgesehen. Die Haltungsform des LEH reicht von Stufe (1), dem gesetzlichen Mindeststandard bis (4), wobei Stufe (4) Bio und konventionelle „Premium“-Haltung zusammenfasst.

Der Bioland-Präsident ist alarmiert: „Die beiden Labels grenzen an Verbrauchertäuschung. Beim Einkauf greifen Verbraucher zur vermeintlich besten Stufe und halten noch nicht einmal mit voller Garantie die wirklich bestmögliche Stufe, nämlich Bio, in den Händen“, so Jan Plagge. „Die Konsumenten brauchen Orientierung, anstatt Verwirrungstaktiken!“

Der Verband kritisiert darüber hinaus, dass die Einstiegsstufe bei beiden Labels die Stufe (1) ist. Es gilt also: Je höher die Stufe, desto besser die Tierhaltung. Dies ist der von Verbrauchern gelernten Kennzeichnung von Eiern, die seit Jahren etabliert ist, entgegengesetzt. Dort steht (0) für Bio, (1) für Freilandhaltung, (2) für Bodenhaltung und (3) für den gesetzlichen Mindeststandard.

Außerdem hätten die Schweine, auch in den höchsten Stufen der beiden Kennzeichnungssysteme, mehr als 50 Prozent weniger Platz im Stall (inklusive Auslauffläche) als es im Öko-Recht Standard ist (2,3 qm gegenüber maximal 1,5 qm). Auslauf erhielten die Tiere nur in den obersten Stufen. Auch im Bereich des Einsatzes von Antibiotika und Arzneimitteln weise keine der Stufen eine Einschränkung auf. Der Verbraucher dürfe hingegen davon ausgehen, dass mit jeder Stufe auch eine stufenweise Besserung der entscheidenden Kriterien einhergeht.

Auffallend sei zudem, dass die Haltungskriterien der Muttertiere und Ferkel nahezu ausgeklammert werden. Bei beiden Labels hat jedes Tier in allen Stufen nur den gesetzlichen Mindeststandard von maximal 2,5 qm Fläche zur Verfügung (gegenüber 7,5 qm nach EU-Ökoverordnung und Bioland). Auch Kastenstände, also die Fixierung von Sauen kurz vor und nach der Geburt, blieben erlaubt. Genauso wie das Kupieren der Schweineschwänze, welches lediglich beim staatlichen Tierwohllabel und da auch erst ab Stufe (2) nicht mehr erlaubt sei.

„Das staatliche Tierwohllabel und die Haltungsform sind kaum dazu geeignet, dem Verbraucher die Kaufentscheidung zu erleichtern. Sie verwirren mit komplizierten Abstufungen und berufen sich zu oft auf den gesetzlichen Mindeststandard, um sich wirklich mit dem Aufdruck „Tierwohl“-Label schmücken zu können“, resümiert Plagge und ergänzt: „Noch ist das freiwillige staatliche Tierwohllabel nicht gesetzlich verabschiedet worden. Es ist zu hoffen, dass Ministerin Klöckner Einsicht zeigt und die Kritik von Verbrauchern, Landwirten und ihren Kollegen auf politischer Ebene ernst nimmt.“

Quelle: Bioland

Was die vielen Label, vor allem wirtschaftlich, für Bio-Schweinehalter bedeuten können, war bereits auf der diesjährigen Internationalen Bioland-Schweinetagung ein Thema. Peter Spandau referierte dort über die Label-Flut im Einzelhandel und deren Bedeutung für die Bio-Schweinehalter. Ausführlicher Bericht hier.

Kälberflechte ernst nehmen

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Die Kälberflechte zählt zu der häufigsten Hauterkrankung des Rindes. Sie ist in ganz Deutschland in vielen Laufställen verbreitet. Obwohl sie nicht lebensbedrohlich ist und deshalb schnell unterschätzt wird, sollte man die Tiere und damit auch sich selbst schützen.

Die ersten klinischen Erscheinungen treten drei bis vier Wochen nach der Infektion auf und sind eher unauffällig: Es entwickeln sich auf der Haut des infizierten Rindes kleine Knoten, die durch einen Pilz (vor allem Trichophyton verrucosum) entstehen, der die Haarfollikel befällt und in die Haarzwiebel einwächst. Die Haare sträuben sich an dieser Stelle. Wenig später bilden sich dort Borken mit abgebrochenen Haaren. Sie können jucken und im frischen Stadium auch nässen und blutig sein.

Schnelle Ausbreitung im Bestand
Rinder erkranken meistens am Kopf und Hals. In der Regel heilen diese Veränderungen nach 3 bis 6 Monaten ab. Es kann jedoch zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen. Außerdem sind die Sporen der Fadenpilze sehr langlebig, sie können unter günstigen Bedingungen jahrelang infektiös bleiben. Deshalb kommt es in Betrieben, die einmal den Erreger der Kälberflechte im Bestand haben, immer wieder zu Reinfektionen, meistens in den Wintermonaten. Im Sommer sind Erkrankungen seltener, zumindest die Weidetiere sind davon selten betroffen, weil die UV-Strahlung die meisten Pilze abtötet. Meistens erfolgt die Einschleppung der Hautinfektion über zugekaufte Tiere. Aber auch Hunde, Katzen und Pferde können an Trichophythie erkranken und als Überträger in Frage kommen. Im Stall breitet sich die Infektion dann in der Regel ganz schnell aus. Die Übertragung erfolgt entweder durch den direkten Kontakt von Tier zu Tier oder auch über Stallgeräte, beispielsweise die Kuhputzbürste. Auch Fliegen, Läuse und Haarlinge können die Erreger von einem Tier zum anderen tragen.

Auf Menschen übertragbar
Es kommt zu Leistungseinbußen bei der Milchleistung und in der Mast. Ist das Immunsystem der Tiere geschwächt, sind sie anfälliger für Trichophytie und andere Erkrankungen. Und nicht zuletzt schädigt die Kälberflechte durch die Narben in der Haut das Leder, was dann nicht mehr verwertet werden kann und der Handel mit den Tieren ist erschwert. Aber der wichtigste Grund für eine wirksame Bekämpfung ist die Übertragbarkeit auf den Menschen. Die Infektion mit dem Erreger der Kälberflechte verläuft beim Menschen häufig schwerer und langwieriger als beim Rind, wenn sie zu spät erkannt und behandelt wird. Er hält sich in tieferen Hautschichten auf, was bei der Abheilung zu Narbenbildung führen kann. Besonders betroffen sind die Hände und Unterarme, gelegentlich auch die Gesichtshaut. Vor allem Kinder und immunschwache Menschen sind gefährdet.

Impfung zur Vorbeugung
Gegen die Kälberflechte gibt es eine Impfung. Diese wirkt nicht nur vorbeugend, sondern auch therapeutisch und sorgt dafür, dass die Hautveränderungen schneller wieder abheilen. Bereits drei Wochen nach der Impfung wrd der Erfolg der Maßnahme sichtbar: Die krustigen Stellen heilen ab, die Haare beginnen wieder zu wachsen. Da meistens der gesamte Bestand betroffen ist, bietet sich eine Impfung zur Bekämpfung an. Der gesamte Bestand wird im Abstand von 14 Tagen zweimal geimpft bis auf die Kälber unter einem Monat. Begleitende Maßnahmen wie beispielsweise Waschungen mit einem fungizidhaltigen Produkt können ebenfalls helfen. Es gibt Hinweise, dass die Ausbreitung der Kälberflechte durch einen Mangel in der Vitamin-A und Spurenelementversorgung begünstigt wird. Deshalb sollten Fütterung und Haltung überprüft werden. Da sich die Pilzsporen sehr lange in der Stallumgebung aufhalten können, sind gründliche Reinigungs- und Hygienemaßnahmen empfehlenswert. Vor allem die Kuhbürste sollte gereinigt und desinfiziert werden. Es gibt mehrere Impfstoffe gegen Kälberflechte: Der Tierarzt weiß je nach Bestandssituation, welcher jeweils eingesetzt werden sollte.

Quelle: Dr. Heike Engels

Hochboxen helfen gegen Hitzestress

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„Im Sommer sind immer zuerst die Hochboxen belegt“ – diese Aussage hört man von Landwirten, die beide Systeme (Hochboxen und Tiefboxen) im Stall haben. Das funktioniert allerdings nur mit tiergerecht weichen Gummimatten. Komfortmatten von KRAIBURG werden nicht nur bei hohen Temperaturen gerne von den Tieren angenommen.

Ab 16 °C sinkt die tägliche Liegezeit Je nach Milchleistung leiden Kühe bereits ab Temperaturen von 16 – 20 °C an Hitzestress. Das macht sich schnell bemerkbar, wenn auffallend viele Tiere am Gang „herumstehen“. Auch im Sommer sollen diese Stehzeiten so kurz wie möglich gehalten werden, denn die Klauen werden zusätzlich belastet. Neben Ventilatoren im Liegebereich können auch Hochboxen mit Gummimatten helfen, die Tiere zum Liegen zu animieren.

Gummi ist nicht gleich Gummi Das Geheimnis liegt im Gummi, denn die Zusammensetzung von Gummimischungen variiert sehr stark. Die KRAIBURG-Rezeptur besitzt ideale wärmeleitende Eigenschaften. Bei hohen Temperaturen helfen die KRAIBURG Komfortmatten, überschüssige Wärme vom liegenden Tier abzuführen. Produkte wie WINGFLEX, KEW Plus oder WELA sind zudem tiergerecht weich – auch bei minimaler Einstreumenge.

Hochboxen mit weichen Gummimatten und Minimaleinstreu machen deutlich weniger Arbeit als Tiefbuchten mit Strohmist-Matratzen. Zudem kann im Sommer der Liegekomfort erhöht werden, weil die Gummi-Oberfläche im Vergleich zur Mistmatratze deutlich kühler ist. Angesichts anhaltend hoher Temperaturen sollte jede Möglichkeit genutzt werden, um die Liegezeit der Tiere, und folglich ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit, zu erhalten.

Mehr Informationen finden Sie unter www.kraiburg-elastik.de oder bei Ihrem KRAIBURG-Fachhändler

Quelle: Kraiburg

Antibiotikaabgabemengen in der Tiermedizin weiter rückläufig

„Tierärzte haben erneut deutlich weniger Antibiotika eingesetzt. Seit 2011 wurde die Menge um rd. 58 Prozent reduziert. In 2018 trug mit mehr als einem Drittel der Rückgang bei den als humanmedizinisch wichtig eingestuften Fluorchinolonen und Cephalosporinen der 3. und 4. Generation bei. Durch ein umfassendes Tiergesundheits- und Hygienemanagement kann der Landwirt mit seinem betreuenden Tierarzt Krankheiten verhüten. Dies dient dem Tierwohl und der nachhaltigen Produktion sicherer Lebensmittel. Die Grafik verdeutlicht die Reduktion der Antibiotikaabgabemengen durch Minimierungskonzepte, die auf den Prinzipien des verantwortungsvollen Umgangs mit Antibiotika“ schreibt der Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT) in seiner neuesten Pressemitteilung.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlichte jetzt die aktuellen Zahlen (s. Tabelle oben) und führt dazu aus:

Die Menge der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika in Deutschland ist 2018 weiter leicht zurückgegangen. Sie sank im Vergleich zum Vorjahr um 10,7 auf 722 Tonnen (minus 1,5 %) und erreichte damit das bislang niedrigste Niveau seit 2011, dem ersten Jahr der Erhebung (minus 57,6 % gegenüber 1706 Tonnen im Jahr 2011). Zum ersten Mal seit der Erfassung der Abgabemengendaten für Antibiotika und deren Auswertung durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) liegen auch die Mengen der abgegebenen Fluorchinolone sowie Cephalosporine der 3. und 4. Generation unter dem Wert von 2011. Diese Wirkstoffklassen sind für die Therapie beim Menschen von besonderer Bedeutung.

Die Abgabemenge der Fluorchinolone ist im Vergleich zum Vorjahr um ca. 2,2 Tonnen (t) gesunken, die der Cephalosporine der 3. und 4. Generation um 1,6 t. Da sich diese deutliche Verringerung bei diesen Wirkstoffklassen erst für die Abgabemengen 2018 ergibt, liegt die Vermutung nahe, dass hierfür die Änderungen der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung (TÄHAV) ursächlich sind. Die TÄHAV schreibt seit dem 1. März 2018 vor, dass bei der Anwendung von Fluorchinolonen und Cephalosporinen der 3. und 4. Generation ein Antibiogramm nach standardisierten Verfahren durchzuführen ist.

Im Jahr 2018 wurden 722 Tonnen Antibiotika von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte in Deutschland abgegeben. Die Hauptabgabemengen bilden wie in den Vorjahren Penicilline mit etwa 271 t und Tetrazykline mit etwa 178 t, gefolgt von Polypeptidantibiotika (Colistin) mit 74 t und Sulfonamiden (63 t) sowie Makroliden (59 t). Von den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) als Wirkstoffe mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen eingestuften Antibiotikaklassen (Critically Important Antimicrobials for Human Medicine) wurden im Vergleich zum Vorjahr bei zwei Wirkstoffklassen höhere Mengen abgegeben (Zunahme: ca. 4,0 t Makrolide bzw. rund 0,024 t Polypeptidantibiotika). Gegenüber dem ersten Erfassungsjahr 2011 haben die Abgaben von Colistin aber um ca. 42 % und die Menge der Makrolide um rund 66 % abgenommen (Anhang – Tab. 1: Vergleich der Abgabemengen der Wirkstoffklassen 2011 bis 2018).

Der Einsatz von Tierarzneimitteln dient dem Ziel, kranke Tiere zu behandeln und damit die Tiergesundheit und den Tierschutz zu fördern. Der Einsatz ist gleichermaßen auf den Schutz des Verbrauchers vor Zoonosen und sicheren Lebensmitteln ausgerichtet. Die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika stellt eine globale Bedrohung in der Human- und Veterinärmedizin dar. Der Transfer von antibiotikaresistenten Bakterien und/oder der Transfer von Resistenzgenen zwischen Mensch und Tier sind wechselseitig möglich.

Moderhinke: Wenn das Schaf nicht mehr laufen kann

Von Dr. Ursula Domes, Schafgesundheitsdienst, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.

Lahmheiten kommen auch bei Schafen vor, auch wenn sie in der Regel viel Weidegang haben. Regelmäßige Klauenpflege ist also auch bei Schafen wichtig. Wird diese jedoch vernachlässigt und kommen einige Umweltfaktoren hinzu, kann die gefürchtete Moderhinke entstehen.

Das Klauenhorn beim Schaf wächst ständig nach und muss somit regelmäßig per Pflegeschnitt gekürzt werden. Dies kann bei weichem Untergrund bis zu viermal im Jahr nötig sein, bei hartem Untergrund und langen Märschen dementsprechend seltener.

Wenn das Klauenhorn zu lang wird, klappt es nach innen oder außen um. Im ersten Fall entstehen somit Höhlen, wo sich gern Bakterien vermehren, im zweiten Fall reißt das Horn ein und das Schaf kann sich leicht Steine oder Dornen eintreten. Wenn Klauen lange nicht geschnitten werden, wachsen diese schnabelartig nach vorne. Bei lehmigem Boden können sich Erdklumpen zwischen den Klauen ansammeln und beim Trocknen reiben und starke Lahmheiten verursachen.

Neben diesen einfacheren Lahmheitsursachen werden ansteckende Krankheiten wie besonders die Moderhinke stark gefürchtet. Wegbereiter ist das Bakterium Fusobacterium necrophorum, das überall in der Umwelt vorhanden ist, und erste schmierige Entzündungen zwischen den Klauen hervorruft. Wenn dann noch ein zweites Bakterium dazukommt, das Dichelobacter nodosus, entsteht die Moderhinke, die einen typischen süßlichen Geruch aufweist.


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Rindfleischgenuss mit gutem Gewissen – #Farm Animal Well-Being Forum 1

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Von Dr. Heike Engels

Für die nachhaltige Produktion von Milch und Rindfleisch sollte auch das Potential der männlichen Kälber von milchbetonten Rassen bestmöglich genutzt werden. Dies dachte sich auch der Tierarzt Rob Drysdale aus Großbritannien: Er stellte sein besonderes Konzept „StraightLine Beef“ kürzlich auf dem 12. Boehringer Ingelheim Farm Animal Well-Being Forum vor.

Rob Drysdale interessierte sich schon immer für die nachhaltige Rindfleischerzeugung in einer integrierten Lieferkette. Nachdem er viele Jahre als Tierarzt arbeitete, entschied er sich zu einer Weiterbildung im Supply Chain Management. Er promovierte 2016 mit dem Thema „Rindfleisch aus der Milchviehherde: Ist Integration die Antwort?“ und gründete in dieser Zeit sein Unternehmen StraightLine Beef. Dies ist eine Lieferkette bzw. Integration für Rindfleisch aus der Milchviehhaltung. Ein Netzwerk aus etwa 40 Milchviehbetrieben liefert eine vertraglich abgesicherte Anzahl Kälber an Drysdale, dann übernehmen Aufzüchter und Mäster die Kälber bis zur Schlachtreife.

Bisher ist solch eine Integration überwiegend aus dem Geflügel- und Schweinebereich bekannt. Drysdale startete 2014 mit 60 Kälbern und hat nun 4.500 Rinder an 14 Standorten in Wales und Südwestengland unter Vertrag. Für die Aufzucht der Kälber hat er Handlungsanweisungen erarbeitet, die von jedem Betrieb umgesetzt werden müssen, damit nur gesunde und fitte Kälber in seine Lieferkette kommen. In diesen Listen sind u.a. die Kolostrumgabe, die Fütterung und Impfungen vorgeschrieben.

Daneben bewirtschaftet Rob Drysdale seit März 2017 in Somerset seinen eigenen Mastbetrieb, in dem er eine intensive und grasbasierte Rindfleischproduktion praktiziert. StraightLine Beef unterhält mehrere Lieferketten, von reinen Bullen aus der Milchproduktion bis hin zu grasgefütterten Angus-Kreuzungsrindern. Häufig werden ausgewählte Elitebullen der Rassen Hereford und Angus zur Anpaarung verwendet, um eine gleichbleibende Fleischqualität zu erzielen. Drysdale verfolgt das Ziel, die Nachhaltigkeit vom Milchviehbetrieb und der Fleischproduktion bis zum Restaurantteller oder Einzelhandelsregal kontinuierlich zu verbessern. Aus seiner Sicht ist es Sache der Produzenten zu beweisen, dass die Produktion von Rindfleisch sowohl ethisch als auch nachhaltig sein kann.

Weitere Information hier.

Antibiotika: Geflügelwirtschaft erarbeitet Reduktionsziele – und fordert Unterstützung bei Zulassung innovativer Verfah-ren

Die deutsche Geflügelwirtschaft steht für einen verantwortungsvollen Einsatz von Antibioti-ka und will aktiv ihren Beitrag zu einer Minimierung von Antibiotikaresistenzen leisten. Das haben Spitzenvertreter der Branche am Mittwoch im Gespräch mit Bundeslandwirt-schaftsministerin Julia Klöckner und weiteren führenden Vertretern der beiden Bundesmi-nisterien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Gesundheit (BMG) klar gemacht. „Wir teilen die Ziele von BMEL und BMG, den Einsatz von Antibiotika und insbesondere Reserveantibiotika deutlich weiter zu reduzieren“, sagt Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG). Die Wirtschaft hat der Ministerin beim Treffen in dieser Woche erste Grundzüge einer komplexen Minimierungs-strategie vorgelegt, die in den kommenden Wochen weiter ausgearbeitet wird. ZDG-Präsident Ripke fordert die gezielte und entschlossene Begleitung durch die Politik: „Um unsere ambitionierten Ziele umzusetzen, sind wir zwingend auf die Unterstützung der Politik angewiesen, so zum Beispiel bei der Zulassung neuer, innovativer Verfahren wie ,Competitive-Exclusion‘-Kulturen oder Bakteriophagen.“

Bei „Competitive Exclusion“-Kulturen (CE) wird durch eine Frühbesiedlung mit einer natür-lichen Geflügeldarmflora die Besiedlung mit unerwünschten Krankheitserregern und resis-tenten Keimen deutlich erschwert. Diese innovativen Behandlungsverfahren mit CE-Kulturen, wie die Geflügelwirtschaft sie zusammen mit der Freien Universität Berlin im Forschungsvorhaben EsRAM (Entwicklung stufenübergreifender Reduktionsmaßnahmen für Antibiotikaresistente Erreger beim Mastgeflügel) in den vergangenen drei Jahren mit vielversprechenden Erkenntnissen erprobt hat, sowie die Anwendung von Bakteriophagen müssen kurzfristig zugelassen oder in Pilotprojekten angewendet werden, fordert die deut-sche Geflügelwirtschaft. „Wir wollen unserer Verantwortung gerecht werden, brauchen hier aber auch tatkräftige und konstruktive Begleitschritte der Bundesregierung“, betont ZDG-Präsident Ripke. „Die Reduzierung von Antibiotikaresistenzen geht uns alle an. Auch die Politik ist gefordert, ihren Teil beizutragen.“

Quelle: ZDG

Gesunder Darm = intaktes Immunsystem?

Von Dr. Heike Engels

In jüngster Zeit geraten der Darm, die Verdauung sowie das Immunsystem immer mehr in den Fokus. Man hat verstanden, dass über die Fütterung nicht nur Leistung, sondern auch Darmgesundheit erreicht werden kann und dass der gesunde Darm ganz eng mit einem leistungsfähigen Immunsystem zusammenhängt. Roggen kann dabei ebenfalls eine große Rolle spielen.

Das Immunsystem ist für die Erhaltung der Gesundheit unerlässlich. Es ist jedoch kein starres Gebilde, sondern wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. So greifen beispielsweise das Wohlbefinden oder aber auch die Ernährung der Schweine in die Steuerung des Immunsystems mit ein. Doch wie wird das Immunsystem in Balance gehalten? Das Immunsystem ist überall im Körper. Es ist ein Zusammenspiel von Zellen, Geweben und Botenstoffen aller Art, alles kommuniziert miteinander. Der größte Teil des Immunsystems ist im Darm lokalisiert. Im Darm leben unzählige nützliche Bakterien, die sogenannten Kommensalen, die den wesentlichen Teil des Mikrobioms darstellen. Sie spielen eine erhebliche Rolle bei der Steuerung immunologischer Prozesse im Darm. Direkt unter der Darmschleimhaut sitzt das ausgeklügelte Darmimmunsystem, das sofort auf eindringende Erreger reagiert.

Mikrobiom kommuniziert mit Gehirn
Das Mikrobiom im Darm, also die Gesamtvielfalt der Mikroorganismen im Darm, besiedelt alle Teilbereiche des Verdauungstraktes, von der Mundhöhle bis zum Rektum (Enddarm). Das Mikrobiom stimuliert die Entwicklung des Immunsystems und reguliert seine Funktion über bakterielle Stoffwechselprodukte. Nicht zuletzt konkurrieren die guten Bakterien und die Krankheitserreger im Darm um den gleichen Lebensraum und um die gleiche Nahrung. Ein ausbalanciertes Mikrobiom stabilisiert den Darm gegen ein Überwuchern mit Krankheitserregern. Verschiedene Studien haben belegen können, dass das Mikrobiom im Darm mit dem Gehirn kommuniziert und umgekehrt. Die Darm-Gehirn-Achse wirkt über ungünstige Keime im Darm auf das Gehirn, denn die Darmflora nimmt mittels Hormonen, Immunmolekülen und ihren eigenen Metaboliten auf das Gehirn Einfluss und kann so zum Beispiel das Fressverhalten steuern, also den Appetit. Andersherum wirkt die Gehirn-Darm-Achse über Stress auf den Darm und dessen Bewohner und kann das Mikrobiom verändern.

Futter für das Mikrobiom
Eine vielfältige Keimzusammensetzung des Mikrobioms ist gut für das Immunsystem, eine Verschiebung der Keime in eine bestimmte einseitige Richtung schwächt das Immunsystem.


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Schuld sind immer die anderen

Rudolf Henke, der Vorsitzende des Marburger Bundes, beklagt mal wieder den „massiven Einsatz von Reserveantibiotika in der Geflügelmast“ und meint, Humanmediziner bräuchten Reserveantibiotika zur Therapie schwerer Infektionen, die mit konventionellen Substanzen nicht mehr behandelt werden könnten.

Er hätte besser mal das „Bayerische Ärzteblatt“ zur Hand nehmen sollen, das in einem bemerkenswerten Artikel schreibt: „Derart pauschale Schuldzuweisungen sind so falsch wie gefährlich, denn sie lenken vom eigentlichen Problem ab. Die Resistenzproblematik ist ein globales, multifaktorielles Problem, das nur im Sinne des „One-Health-Ansatzes“ durch gemeinsame Aktionen aller beteiligten Personenkreise aus Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Tiermedizin, Humanmedizin und öffentlichen Gesundheitswesen gelöst werden kann“.

Der Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren wurde seit 2011 drastisch vermindert (-57%). Für die Humanmedizin fehlen entsprechende Verbrauchszahlen bis heute. Beim Geflügel ist das Uralt-Mittel Colistin, das Humanmediziner jetzt gerne exklusiv für sich reklamieren wollen, jedoch bisher nicht wirklich zu ersetzen. In der Veterinärmedizin suchen Forscher und Praktiker nach Wegen, den Antibiotikaeinsatz weiter zu senken und – wann immer möglich – auf besonders wichtige Wirkstoffe zu verzichten. Diese Strategie möchten man auch der Humanmedizin empfehlen.