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Neues, zukunftsträchtiges Fermentationsverfahren entwickelt

Die Nutzenvorteile der Futterfermentation für die Schweinehaltung sind vielfältig: sinkende Futterkosten, höhere Futterverdaulichkeit, ein niedrigerer Antibiotikaeinsatz und nicht zuletzt reduzierte Stickstoff- und Phosphor-Einträge in die Böden, um nur einige Vorzüge zu nennen. Aus diesen Gründen hat Porlaso, der argentinische Partner des niedersächsischen Stallausstatters WEDA Dammann & Westerkamp GmbH, gemeinsam mit dem niederländischen Experten Dr. Ronald Scholten von Dr. FERM, ein vielversprechendes, zukunftsträchtiges Fermentationsverfahren entwickelt.

Die Grundidee zielt darauf ab, dass Schweinehalter in die Lage versetzt werden sollen, etwa rohe, vollfette Sojabohnen als hochwertiges Futtermittel in ihren eigenen Betrieben fermentieren zu können. Das Verfahren basiert auf einer ausgeklügelten Kombination aus Temperatur und speziellen Bakterien und Enzymen. Technologische Grundlage dafür ist eine Fermentation aus dem Hause WEDA, die sich bereits seit Jahren erfolgreich in der täglichen Praxis der Schweinehaltung bewährt hat. Darüber hinaus bringt WEDA ein großes Maß an Erfahrung bei der, in diesem Verfahren essentiellen, integrierten Prozesssteuerung, -überwachung und Mischtechnik mit ein.

Das Verfahren arbeitet nach der sogenannten synchronisierten Batch-Fermentation, in der zwei Fermenter abwechselnd das Rohmaterial aufarbeiten. Dabei spielt die Hygiene eine große Rolle: Entsprechend wird ein Fermenter gereinigt, während im anderen der Fermentationsprozess abläuft. Im Kern geht es bei der neuen Fermentation auch um einen effizienten Prozess, mit dem die in rohem Soja enthaltenen Anti-Ernährungsfaktoren sicher abgebaut werden können. Bislang mussten diese schädlichen Essenzen aufwendig in einem Röst- oder Extrudierungsverfahren eliminiert werden. Das Risiko besteht jedoch darin, dass damit nicht immer alle Anti-Ernährungsfaktoren vollständig deaktiviert werden.

Ein essenzieller Vorteil der Fermentation: Im Gegensatz zu den anderen Methoden fällt ein hoher Anteil an wertvoller Milchsäure an, der die Magen-Darm-Gesundheit der Tiere fördert und Salmonellen, sowie E-Coli signifikant reduziert. Überdies lassen sich damit, je nach Bedarf und Kosten, unkompliziert und rasch auch andere Stoffe aufbereiten. Die Fermentation könnte sich somit in vielerlei Hinsicht als gewinnbringend und nützlich für die Betriebe erweisen: In der Tierhaltung gibt es, insbesondere bei steigender Betriebsgröße, eine wachsende Nachfrage nach individuellem Futter, etwa für Jungtiere. Für die Halter wäre es entsprechend attraktiv, zum Beispiel rohe Sojabohnen, Roherbsen und Rohbohnen selber zu fermentieren oder eigens fermentiertes Futter in die Futterrationen aufzunehmen. Die Resultate der Betriebe, die dieses Verfahren anwenden, sprechen jedenfalls für sich: eine gesteigerte Produktivität sowie eine deutliche Absenkung der Vergabe von Medikamenten und Additiven.

Ein ökologischer Faktor kommt noch hinzu: Normales Futter muss mit Phosphor gemischt werden, was den Gehalt dieses Stoffes in der Gülle erhöht und in der Folge zu erhöhten Werten beim Ausbringen auf die Felder führt. Dagegen wird der Phosphor im fermentierten Futter von den Tieren mit höherem Wirkungsgrad verwertet und gelangt am Ende der Kette in geringeren Mengen in die Gülle und damit in die Böden. Neben diesem ökologischen Aspekt schlägt sich zudem ein essentieller betriebswirtschaftlicher Vorteil in allen Bilanzen nieder: Dr. Ronald Scholten attestiert dem neuen Fermentationsverfahren unter dem Strich einen jährlichen Kostenvorteil von etwa 50.000 Euro pro 1.000 Sauen einschließlich Ferkeln.

Quelle:
WEDA Dammann & Westerkamp GmbH

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N/P- reduzierte Fütterung: Auch Fütterungstechnik muss passen

Von Gerd Hermeling, Hanke Bokelmann, LWK Niedersachsen

Viele Schweinehalter stehen durch die neue Düngeverordnung unter großem Druck bezüglich der Verwertung ihres Wirtschaftsdüngers. Eine N- und P-Reduzierung im Futter ist ein wichtiger Ansatz. Dabei muss jedoch auch die Fütterungstechnik passen.

Schweinehalter vor allem in den Veredlungsregionen suchen derzeit verstärkt nach Möglichkeiten, die Kosten für ihren anfallenden Wirtschaftsdünger in Zukunft in den Griff zu bekommen. Zum einen wird je nach Region verstärkt über Separationsanlagen für Gülle nachgedacht und ggf. auch schon investiert. Zum anderen bieten viele Mischfutterhersteller und Beratungsorganisationen Futterkonzepte an, um die Nährstoffe zu senken. Es geht dabei vorrangig um Phosphor und Stickstoff. Nach Vorgaben der DLG gibt es entsprechende Konzepte mit N-/P-Reduzierung oder mit starker N-/P-Reduzierung.

Schweine bedarfsgerecht versorgen
Die N- und P-reduzierte Fütterung beinhaltet drei Futterphasen, die stark und sehr stark N- und P-reduzierte Fütterung vier Futterphasen. Zum Teil werden von der Mischfutterindustrie bereits Multiphasenprogramme in der Mastschweinefütterung angeboten. Mehrere Futterphasen sind ebenso wichtig, um die Schweine gezielt und bedarfsgerecht in allen Gewichtsabschnitten bestmöglich zu versorgen. Viele Fütterungsversuche in der Mast bestätigen, dass auch mit einer stärkeren N- und P-Reduzierung im Futter gute Leistungen im Stall erzielt werden können.

Eine optimale Versorgung der Tiere in den unterschiedlichen Gewichtsabschnitten führt auch zu einer Entlastung des Stoffwechsels. Denn eine zu hohe Rohproteinversorgung belastet die Stallluft, in erster Linie Ammoniak, durch die erhöhten Stickstoffausscheidungen. Ebenso wurde in Versuchen der Landwirtschaftskammer festgestellt, dass Schweine, die mit stark und sehr stark N- und P-reduziertem Futter gemästet wurden weniger Wasser verbrauchen und damit auch der Gülleanfall sinken kann.

Niedersachsenweit sind ca. 25 % der Schweinehalter Eigenmischer. Die übrigen 75 % der Betriebe beziehen Mischfuttermittel, der regionale Schwerpunkt liegt dabei in der Weser-Ems-Region. Eigenmischer haben beim Einsatz von unterschiedlichen Fütterungsphasen wenige Schwierigkeiten, dies technisch umzusetzen. Der Chargenmischer oder auch die Flüssigfütterung können über die Anwendungsprogramme der jeweiligen Hersteller optimal und bedarfsgerecht die Futter zusammenstellen und mischen.
Beim Chargenmischer ist ein Vorteil, dass bei einer kontinuierlichen bzw. abteilweisen Haltung, die Schweine buchtenweise über separate Ventile versorgt werden können. Auch sind hier häufig entsprechend mehrere Silos vorhanden.

Futterphasen verschneiden
Des Weiteren können über die Fütterungsprogramme unterschiedliche Verschneidungsphasen gefüttert werden. Diese werden nach Tagen oder theoretischen Gewichtsabschnitten angelegt.


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Tiergesundheit: TN Tempo kommt besser mit PRRS zurecht

Die Bedeutung unterschiedlicher Tiergenetik in Bezug auf die Auswirkungen einer PRRS Virusinfektion wurde jetzt erstmalig in einer Studie in den USA untersucht. Die repräsentative Untersuchung mit mehr als 1.400 Schweinen wurde vom größten Schweineproduzenten in den USA durchgeführt. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Nachkommen eines Topigs Norsvin TN Tempo Ebers deutlich besser nach einer PRRS-Befalls-Situation zurechtkommen, als die Nachkommen des aktuellen US-Marktführers.

So kommen die Autoren der Studie zu dem Ergebnis, dass TN Tempo Nachkommen bessere Tageszunahmen und eine höhere Futtereffizienz sowie eine deutlich höhere Überlebensrate aufweisen, was zu einer höheren Anzahl vermarktungsfähiger Schweine führt. Dies brachte einen wirtschaftlichen Vorteil von acht Euro (neun Dollar) pro Mastschwein im Vergleich zur Konkurrenzlinie.

„Die Ergebnisse dieses Versuches bestätigen einmal mehr die positiven Eigenschaften von TN Tempo Schweinen. In deren Zuchtprogramm wird die natürliche Robustheit, Gleichmäßigkeit und schnelle Wachstumsrate von TN Tempo Nachkommen kontinuierlich verfolgt und verbessert. Das Ergebnis sind gesündere Schweine, ein verbesserter Tierschutz und weniger Einsatz von Tierarzneimittel, insbesondere nach PRRS Befall“, fasst Eduard Eissing, Geschäftsführer bei Topigs Norsvin Deutschland, die Ergebnisse zusammen.

Tabelle: Absetz – Mast Leistung des TN Tempo
vs. dem aktuellen US-Marktführer unter PRRS Bedingungen

Quelle: TOPIGS SNW GmbH

Klöckner: Wirksame Schmerzausschaltung bei der Ferkelkastration – Isofluran-Verordnung im Bundeskabinett

Landwirte sollen Vollnarkose selbst durchführen können – Voraussetzung ist die Erlangung eines Sachkundenachweises

Das Bundeskabinett hat sich heute mit dem vorgelegten Verordnungsentwurf der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, zur Durchführung der Betäubung mit Isofluran bei der Ferkelkastration befasst. Der Gesetzgeber hatte vergangenes Jahr beschlossen, die Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration um zwei Jahre zu verlängern.

Bundesministerin Klöckner betont: „Mir ist es wichtig, bereits jetzt in der Übergangsfrist Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration zu schaffen. Nach der Entscheidung von Bundestag und Bundesrat habe ich daher rasch reagiert und die Isofluran-Verordnung vorangebracht, mit der sich heute das Bundeskabinett befasst hat. Nach ihrem Inkrafttreten wird es den Landwirten möglich sein, die Vollnarkose zur wirksamen Schmerzausschaltung mit diesem Mittel selbst durchzuführen. Voraussetzung dafür ist ein Sachkundenachweis, der sowohl eine theoretische wie praktische Prüfung umfasst. Das ist im Sinne des Tierwohls und des Tierschutzes.

Daneben bringen wir auch die Jungebermast und die Impfung gegen Ebergeruch voran. Neben der Vollnarkose mit Isofluran sind das weitere Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration. Denn klar ist: Eine weitere Verlängerung wird es mit mir nicht geben. Ab Jahresbeginn 2021 werden wir in Deutschland mit die schärfsten Regelungen haben, Vorreiter sein.“

Hintergrund:
Die „Verordnung zur Durchführung der Betäubung mit Isofluran bei der Ferkelkastration durch sachkundige Personen“ (FerkBetSachkV) ermöglicht die Durchführung der Vollnarkose mit Isofluran durch den Landwirt oder andere sachkundige Personen.

Das sieht die Verordnung konkret vor:
Um den Sachkundenachweis zu erlangen, müssen zunächst Zulassungsvoraussetzungen erfüllt sein. Hierzu gehören:
• Vollendung des 18. Lebensjahres
• erforderliche Zuverlässigkeit
• einschlägige Berufsausbildung bzw. ein einschlägiges Studium oder berufliche Erfahrung im Umgang mit Ferkeln

Zudem sieht die Verordnung folgende Voraussetzungen zur Erlangung des Nachweises vor:
• einen theoretischen Lehrgang
• eine theoretische Prüfung im Anschluss an den Lehrgang
• eine Praxisphase unter Anleitung eines fachkundigen Tierarztes im Anschluss an den theoretischen Teil
• eine praktische Prüfung im Anschluss an die Praxisphase

Zum weiteren Zeitplan:
Die Verordnung wird dem Deutschen Bundestag zugeleitet und soll in der zweiten Jahreshälfte 2019 in Kraft treten.

Wie fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration?
Grundsätzlich unterstützt und forciert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Anwendung der Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration durch vielfältige Maßnahmen:
• Bereits Ende November 2018 hat Bundesministerin Klöckner die Schlacht- und Verarbeitungswirtschaft sowie den Einzelhandel im Rahmen eines Runden Tisches dazu gedrängt, alle drei Alternativen zu akzeptieren und entsprechend gemästete Tiere aufzunehmen und zu vermarkten.
• Ebenfalls Ende November hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit das Narkosemittel Isofluran für die Anwendung bei der Ferkelkastration zugelassen. Damit ist dieses Arzneimittel auch ohne Umwidmung durch den Tierarzt anwendbar;
• Haushaltsmittel für die Unterstützung von Ferkelerzeugern zur Beschaffung von Narkosegeräten stehen zur Verfügung, die dazu erforderlichen Fördergrundsätze werden derzeit erarbeitet;
• Im laufenden Jahr (2019) und im Jahr 2020 sind Informationspakete geplant, um sicherzustellen, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher sachlich über die tierschutzrelevanten Fragestellungen in der Sauenhaltung und der Schweinemast – insbesondere zu den Alternativen zur Ferkelkastration – informieren können.

Quelle: BMEL

Ernährung Quo Vadis #BbT2019

Auf dem diesjährigen BbT-Kongress referierte Prof. Hannelore Daniel (TUM) zum Thema „Ernährung der Zukunft“. Sie sprach bekanntere und weniger bekannte Aspekte, bekanntere und weniger bekannte Lösungsansätze an.

Wenn in den nächsten Jahrzehnten, vor allem südlich des Äquators, die Weltbevölkerung wächst und die gleichen Regionen von Erwärmung und Versteppung betroffen wären, stünden pro Kopf der Weltbevölkerung nur noch 50% der heutigen Ackerfläche zur Verfügung. Gälte es deshalb in den weniger entwickelten Ländern, zunächst die Ernteverluste durch Technologietransfer zu verringern, müssten in unseren entwickelten und gemäßigten Breiten die Ernährung Vorrang vor Biogas und Treibstoff haben.

Die Erträge müssten parallel mit Hilfe neuer Techniken wie CrisprCas gesteigert und neue Proteinquellen (z. B. Insekten vor allem fürs Viehfutter) erschlossen werden. Der Ernährungsstil in westlichen Ländern müsse sich ändern (Fleischverzicht zugunsten des Klimas) und neue Produktionsmethoden eingeführt werden. Wegen des zukünftigen Flächenmangels böte sich, so die Münchner Wissenschaftlerin, Wachstum in die Höhe („vertical farming“) an, aber auch die Erschließung der Tiefe. Hier wurden erste Versuche gestartet, quasi im Bergwerk Pflanzen anzubauen, ganz ohne Insektizid- oder PSM-Einsatz. Und für den Hausgebrauch gibt es sogar schon Klimaschränke für „Ackerbau“ daheim. So groß wie ein Kühlschrank passt das Gerät mühelos in jede Küche.

Gerade dem Laborstadium entwachsen, ist die Entwicklung von Fleischersatz. Die Variante aus Soja schmeckt angeblich gut, wird schon heute in New York auf Hamburgern angeboten und findet (für $15,- pro Stück) auch zahlreiche Käufer. Die In-Vitro-Variante von „echtem“ Fleisch sei dagegen noch viel zu teuer und im Geschmack arg verbesserungswürdig. Es liefen sogar Versuche Milch rekombinant aus Proteinen und Kasein herzustellen. Ganz ohne Kuh.

Bundesverband der beamteten Tierärzte fordert Rechtssicherheit im Tierschutz

Der Präsident des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT), Dr. Holger Vogel, fordert von den politisch Verantwortlichen die Herstellung der Rechtssicherheit im Tierschutz. „Es kann nicht sein, dass Amtstierärztinnen und Amtstierärzte im wahrsten Sinne den Kopf dafür hinhalten müssen, wenn keine Einigung über tierschutzpolitische Ziele zustande kommt,“ so Vogel. Gerade in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltungen sind viele Fragen zu lange offen geblieben, wie z. B. diejenige nach den Haltungsvoraussetzungen für Zuchtsauen. Hier zeichne sich zwar jetzt durch eine Anpassung der einschlägigen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung endlich eine Lösung ab, aber dennoch fühlen sich Amtstierärztinnen und Amtstierärzte als Spielball gegensätzlicher Interessen von Tierhaltern und Tierschützern bzw. Gegnern der Nutztierhaltung in der praktizierten Form.

„Am besten kann man das am Beispiel der Tiertransporte in Drittländer verdeutlichen“, sagt Vogel. Unabhängig davon, wie man zu solchen Tiertransporten stehe, dürften die Unterzeichner der erforderlichen Dokumente nicht Gefahr laufen, wegen der bestehenden Rechtsunsicherheit strafrechtlich belangt zu werden. Hier sei es unabdingbar, schnellstmöglich Klarheit zu schaffen. „Mein Verband steht ohne wenn und aber zur Verantwortung des öffentlichen Veterinärdienstes im Tierschutz“, betont Vogel. Allerdings dürfe das richtige Maß im Tierschutz nicht einer Individualentscheidung überlassen bleiben, sondern sei gesamtgesellschaftlich zu definieren.

Quelle: Bundesverband der beamteten Tierärzte e. V.

„Natürlich“ gegen Gentechnik? Christian Dürnberger spürt die Quellen des Disputs auf

In seinem neuesten Buch geht Dr. Christian Dürnberger, Philosoph und Kommunikations-Wissenschaftler vom Messerli Forschungsinstitut an der Vetmeduni Wien, der „Mensch-Natur-Beziehung in der Kontroverse um die Grüne Gentechnik“ auf den Grund.

Er tut dies mit Hilfe ausführlicher Inhaltsanalysen gentechnik-kritischer Texte. Insgesamt 32 deutschsprachige Broschüren und Grundsatzpapiere hat er ausgewertet und drei Argumentationsfelder identifiziert: konkrete Risiken der Technik, soziale Aspekte einer Implementierung Grüner Gentechnik und vor allem grundlegende Fragen und Positionen zur Mensch-Natur-Beziehung.

Resistenzen, Monokultururen, Auskreuzungen und Bedrohung der Biodiversität sind die bekannten Schlagworte in der Abteilung „Risiko“, Konzern-Abhängigkeit, Unmöglichkeit der Koexistenz von Grüner Gentechnik und Ökolandbau jene zu sozialen Aspekten. Am Ende aber stehen sich ganz gegensätzliche Wertvorstellungen vis-à-vis und Dürnberger identifiziert als tiefste Ursache für den heftigen Streit: den Begriff von Natur.

Es geht um Werte und, wenn es um Werte geht, „glauben sich die opponierenden Akteure aus ihrer Sicht uneingeschränkt im Recht“, weil Werte häufig „mit dem Anspruch auf Universalisierung verknüpft“ sind und „Wertekonflikte eskalieren daher deutlich häufiger als etwa Interessengegensätze“ (S. 80).

Um die Grundlagen verschiedener Modelle von Naturverständnis aufzuspüren, schaut der Wiener Philosoph weit bis sehr weit zurück, zu John Stuart Mill und gar Aristoteles. Ist Natur etwas Gemachtes oder Gewordenes? Lässt sie sich hinsichtlich menschlicher Zwecke optimieren oder ahndet sie Verstöße gegen ihre ewigen Gesetze unerbittlich? Ist die Natur dem Menschen grundsätzlich freundlich oder feindlich gesinnt? Ein blühender Garten oder ein karges Feld?

In der Debatte gehe es im Grunde um „Sakularisierung und Resakralisierung“. Für Gentechnik-Kritiker ist Natur heilig und tritt deshalb auch oft als „Schöpfung“ auf. Sahen die Menschen in früheren Zeiten Natur zuerst als Bedrohung, ist sie heute für viele vor allem selbst bedroht.

„Die Transformation von Natur in Kultur (präziser in kulturell überformte Natur) wird nicht mehr gefeiert, sondern in aller Regel als eine Geschichte des Verlustes erzählt“ (S. 225 f.) und die „neuzeitliche Utopie einer völligen Beherrschung und Durchwirkung der Natur tritt (…) in der Gentechnikkontroverse als dystopisch verwandelt entgegen. Sie wird nicht angestrebt, sondern gefürchtet“ (S. 233) Andererseits ist gerade „die Widerspenstigkeit oder der Widerspruch der Natur, die wohltuen gedeutet wird. Was ihren Reiz wesentlich ausmacht, ist, dass sie eben nicht völlig planbar, kontrollierbar und vorhersehbar ist“ (S. 246).

Um im Streit über Grüne Gentechnik überhaupt vorankommen zu können, müssten die konkurrierenden Konzeptionen von Natur zuallererst offen gelegt werden, meint Dürnberger und empfiehlt, auf dieser Basis, Stakeholder-Dialoge, Mediationen, Workshops und Bürger-Konferenzen zum Thema.

Weil aber auch Sachwissen Vorbedingung für sinnvollen Diskurs ist, verweist der Autor auf das Webportal www.Pflanzen-Forschung-Ethik.de, an dessen Konzeption und Inhalt er selbst fünf Jahre mitgewirkt hat. Nicht nur der Stand der Forschung wird hier mit Texten, Bildern und Videos beschrieben, sondern dem Besucher auch über die Option „Online-Ethikrat“ angeboten, „eine selbständige ethische Urteilsfindung zu konkreten Szenarien der Pflanzenzüchtung zu fördern“ (S. 253).

Jeder, der sich in der Gentechnik-Debatte je zu Wort gemeldet hat, weiß wie moralisch aufgeladen es dort zugeht. Und jedem, der die tieferen Hintergründe auf beiden Seiten verstehen und ihre Entstehung nachvollziehen will, sei die Lektüre des Buches wärmstens empfohlen:

Christian Dürnberger
Natur als Widerspruch
Nomos Verlagsgesellschaft
289 Seiten, € 44,-

LfL-Projekt demonstration farms – Dialog für Schweinehalter nach dem Motto „Von den Besten lernen“

Angesichts der sich verschärfenden Umweltvorschriften steht in der Schweinehaltung der Input von Nährstoffen auf die Ackerflächen aus Gülle im Fokus. Die Fütterung beeinflusst die Nährstoffgehalte in der Gülle und Einsparungen beispielsweise an Phosphor wirken sich direkt aus. Die Optimierung der Fütterung und ihre Anpassung an den tatsächlichen Bedarf der Tiere sind für die schweinehaltenden Betriebe immer wichtiger, sowohl aus Kostengründen als auch im Hinblick auf Umweltaspekte. Vor diesem Hintergrund hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten das Verbundprojekt „demonstration farms“ gefördert.

Ein wichtiges Ziel des Projekts der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist es, den Wissenstransfer zwischen den Tierhaltern bei den Themen betrieblicher Nährstoffhaushalt und nährstoffangepasste Schweinefütterung zu fördern. Zudem soll der gesamtbetriebliche Ansatz stärker in den Fokus der Beratung gerückt werden. Nach dem Motto „Von den Besten lernen“ kann jeder Landwirt seine betriebseigenen Potentiale prüfen und im Gespräch mit Berufskollegen mögliche Potentiale schnell und zielsicher erkennen.

In der Landwirtschaft fehlt es häufig nicht an Wissen, sondern das vorhandene Wissen kann oder wird aus verschiedenen Gründen nicht zeitnah in die Praxis umgesetzt. Neuerungen oder Änderungen finden langsamer ihre Umsetzung in der täglichen Routine, weil diese anfangs einen deutlichen Mehraufwand beinhalten. Somit ist es wichtig, den Wissenstransfer in die Praxis mit neuen Ansätzen zu stärken: Im angelsächsischen Raum besprechen und diskutieren Landwirte gemeinsam in sogenannten „discussion groups“ ihre betriebsindividuellen Auswertungen und vergleichen ihre Ergebnisse untereinander. Hierbei übernimmt der landwirtschaftliche Berater die Rolle des Impulsgebers, des Analysten sowie des Moderators und die Landwirte können im offenen Austausch voneinander lernen. Wie schon Max Schönleutner (1778-1831) mit dem Satz „da es gewiss ist, dass der Bauer keinem anderen traut, als der mit ihm den gleichen Rock trägt“ trefflich formulierte, ist ein Wissenstransfer unter Berufskollegen, also von Landwirt zu Landwirt, oftmals erfolgreicher als von Berater zu Landwirt. Diskussionen auf Augenhöhe ermöglichen eine gezielte Problemsuche, Lösungsansätze mit Erfahrungswerten direkt aus der Praxis sind überzeugender.

Im Projekt „demonstration farms“ werden die einzelbetrieblichen Nährstoffkreisläufe für Stickstoff und Phosphor von 22 schweinehaltenden Betrieben in Bayern (9 Ferkelerzeuger und 13 Schweinemäster) über die zweieinhalbjährige Projektlaufzeit erfasst und analysiert. Neben den klassischen Methoden des Wissenstransfers in Form von Projekttreffen greift das Projekt die Digitalisierung als Schlüsselinstrument des modernen Wissenstransfers auf. Die gewonnenen Ergebnisse werden aufbereitet und in einem webbasierten Informations- und Austauschcenter digitalisiert zugänglich gemacht. Neben den eigenen Auswertungen haben die Projektbetriebe auf dieser Plattform die Möglichkeit des Benchmarkings und können hierdurch Optimierungspotentiale für ihren eigenen Betrieb aufdecken.

Die ersten Ergebnisse verdeutlichen, dass die LfL mit diesem Projekt wichtige Ansatzpunkte erkannt hat. Im Rahmen des Projekts haben die Betriebsleiter die so-genannten Stoffstrombilanzen (=Nährstoffinput minus Nährstoffoutput) aus dem Wirtschaftsjahr 2017/18 erstellt. Diese zeigen, dass die Vorschriften der novellierten Düngeverordnung und der Stoffstrombilanzverordnung für die schweinehaltenden Veredelungsbetriebe eine große Herausforderung darstellen. Das Einhalten der tolerierten Bilanzüberschüsse zwingt die Betriebe dazu ihren gesamtbetrieblichen Nährstoffkreislauf zu optimieren und die Nährstoffeffizienz zu steigern. Im Schweinestall liegen erhebliche Potentiale im Bereich der Fütterung, der Futterverluste sowie der Wirtschaftsdüngerlagerung. Aber auch im Ackerbau liegen in der Ausbringung der Wirtschaftsdünger, dem Einsatz von Mineraldünger, der Fruchtfolge oder der Sortenwahl wichtige Ansatzpunkte, um die Schweinefleischerzeugung insgesamt nährstoffeffizient und somit nachhaltig zu gestalten.

Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Hummeln mit App bestimmen und erfassen

Den Hummeln zuliebe: Mit intelligenter App Wildbienen bestimmen und erfassen

Laien und Experten können Hummelarten nun mithilfe einer App bestimmen und erfassen. Am Dienstag, den 30. April 2019, hat ein interdisziplinäres Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Jorge Groß von der Universität Bamberg die App „ID-Logics“ um diese neue Funktion erweitert. Die App besitzt eine intelligente Logik, die bei der Bestimmung unterstützt, indem sie Hilfestellungen gibt und fehlertolerant ist. Das heißt, dass mithilfe der App auch dann Arten richtig bestimmbar sind, wenn Fehleingaben gemacht werden. Sie ermöglicht es außerdem, Schülerinnen und Schülern die Artbestimmung mithilfe digitaler Medien beizubringen. Drei Stiftungen unterstützen das Vorhaben: Die Entwicklung der App und die ersten Module wurden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit rund 350.000 Euro finanziert und von der Joachim Herz Stiftung unterstützt. Bis 2021 fördert die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung (NBU) das Modul zur Hummel-Bestimmung mit etwa 30.000 Euro.

„Mithilfe der App wollen wir die Faszination an Hummeln wecken, damit sich die Begeisterung auf alle Insekten und den Naturschutz insgesamt überträgt“, sagt Jorge Groß, Professor für Didaktik der Naturwissenschaften an der Universität Bamberg. „Denn der rasante Rückgang der Insekten muss dringend gestoppt werden.“ Eine Studie von Forschenden aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden hätte 2017 ergeben, dass die Gesamtmasse der Fluginsekten in knapp 30 Jahren um 76 Prozent zurückgegangen ist. Betroffen seien unter anderem Hummeln, die viele Blütenpflanzen bestäuben – auch einige, die von keinen anderen Insekten bestäubt werden wie Klee oder Bohnen.

Ehrenamtliche und Schüler nutzen digitale Medien zur Artbestimmung

Umso wichtiger war es Jorge Groß, die App „ID-Logics“ um eine Hummel-Datenbank zu ergänzen. Er leitet ein Forscherteam aus den Bereichen Biologie, Biologiedidaktik, Grafik und IT-Technik. Das Team hat bereits die ersten Module der App entwickelt, mit denen man Bäume, Sträucher und Muscheln bestimmen kann, indem man Fragen zu deren äußerer Erscheinung beantwortet. Das Programm funktioniert auf Smartphones und Tablets, es ist unter id-logics.com zu finden. Zahlreiche Schulen und Universitäten nutzen die App schon für Bestimmungsübungen. „Die Möglichkeiten zur Artbestimmung mithilfe digitaler Medien werden steigen, wenn nun bundesweit Schulen im Rahmen des sogenannten Digitalpaktes stärker digitalisiert werden“, meint Groß. Außerdem verwendet der Naturschutzbund (NABU) Niedersachsen die Software für ein Projekt zum Bestandsschutz für seltene Hummelarten.

Die App bietet Naturfreunden zusätzlich Informationen über Hummelarten durch Lernvideos, Steckbriefe und Verbreitungskarten. Mit ihr kann man demnächst Fundorte von Hummeln auf der Webseite hummelmap.de melden, die alle Wildbienenarten in Niedersachsen erfasst und kartiert. „Mit wenig Vorwissen können jetzt sogar Grundschüler Hummeln bestimmen und später auch in allen Bundesländern melden“, so Groß. Sein Forscherteam begleitet den Prozess wissenschaftlich, unterstützt etwa die Artbestimmung und analysiert den Rückgang seltener Hummelarten. Mithilfe dieser Daten können die Wildbienen wiederangesiedelt werden, indem beispielsweise Ehrenamtliche in geeigneten Gebieten hummelfreundliche Pflanzen aussäen. „Unser langfristiges Ziel ist es, die App in ganz Europa einzuführen, denn Fluginsekten halten sich nicht an Landesgrenzen“, sagt Groß. Außerdem wird das Team die Software um weitere Artengruppen ergänzen, wie zum Beispiel um Frühjahrsblüher und Ameisen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.uni-bamberg.de/nawididaktik/laufende-projekte

Quelle: Otto-Friedrich-Universität Bamberg