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Boehringer Ingelheim ruft BVDzero-Stipendium für Tiermedizinstudenten weltweit aus

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* Neues BVDzero-Stipendium in Höhe von insgesamt 10.000 € für zehn herausragende Studierende weltweit * Ziel ist es, das Bewusstsein von Tiermedizinstudenten für die Bovine Virusdiarrhoe (BVD) zu schärfen * Gemeinsame Initiative von Boehringer Ingelheim und der World Association for Buiatrics

Boehringer Ingelheim hat in diesen Tagen das BVDzero-Stipendienprogramm für die Jahre 2019-2020 ausgerufen. Es richtet sich an Studierende der Veterinärmedizin und steht für das langfristige Engagement des Unternehmens, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Nutztieren zu fördern.

Mit dem BVDzero-Stipendienprogramm möchte Boehringer Ingelheim unter Studierenden der Tiermedizin Aufmerksamkeit für Bovine Virusdiarrhoe (BVD) wecken. Darüber hinaus ist es das Ziel, auch in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Rinderkrankheit zu schaffen und so letztlich dazu beizutragen, dass BVD seltener auftritt.

BVDzero-Stipendienprogramm
Teil des Programms ist es, herausragende Tiermedizinstudenten aus der ganzen Welt zu fördern. Denn das Unternehmen möchte Nachwuchskräfte darin unterstützen, die stetig wandelnden Herausforderungen der Veterinärbranche anzugehen. Geeignete Stipendiaten wählt das BVDzero-Komitee, das sich aus Experten verschiedenster Herkunftsländer zusammensetzt, gemeinsam mit einem Repräsentanten der World Association for Buiatrics aus.

Stipendien
Es werden zehn Stipendien in Höhe von je 1.000 Euro pro Student vergeben. Für alle Stipendiaten übernimmt Boehringer Ingelheim außerdem die Kosten für die Anmeldung zum World Buiatrics Congress in Madrid im Jahr 2020 und kommt für die Unterkunft auf.

Kriterien für die Auswahl der Studenten
·Tiermedizinstudium im zweiten, dritten und vierten Studienjahr
·Leidenschaft für Nutztiere, insbesondere für Rinder
·Nachweis akademischer Exzellenz
·Nachweis von Führungsqualitäten und außeruniversitärem Engagement

Bewerbungsanforderungen und Fristen
Bewerbungen sind bis zum 25. Mai 2019 möglich und müssen bis dahin vollständig vorliegen. Prüfung der Bewerbungen; 25. Mai – 31. Mai 2019. Mitteilung bzw. Bekanntmachung der Stipendienvergabe: 3. Juni – 7. Juni 2019

Das Bewerbungsformular lässt sich hier herunterladen.

Der Unternehmensbereich Tiergesundheit von Boehringer Ingelheim und das BVDzero-Team freuen sich auf die Bewerbungen geeigneter Studierender und wünschen allen Kandidaten viel Erfolg. Das Unternehmen plant, diese Initiative auch in Zukunft fortsetzen.

Weitere Updates erhalten Sie unter www.bvdzero.com

Quelle. Boehringer Ingelheim

Düsser Milchviehforum: Digitalisierung und Hitzestress bei Kühen 24./25. April

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Die Digitalisierung landwirtschaftlicher Produktionsprozesse ist der Grundstein einer nachhaltigen Landwirtschaft und eines modernen Herdenmanagements. Durch den Einsatz von Sensoren können Situationen in Echtzeit dargestellt und Maßnahmen in Gang gesetzt werden. Ziel ist es, mit den Sensordaten Tierwohl und Arbeitseffizienz gezielt und nachhaltig zu fördern.

Vor diesem aktuellen Hintergrund widmet sich das 5. Düsser Milchviehforum dieser Thematik und richtet sich an interessierte Landwirte sowie Berater und Mitarbeiter aus Industrie und Wissenschaft.
Die Veranstaltung findet statt am Mittwoch und Donnerstag, 24. und 25. April, im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Kreis Soest. Das Forum dauert am ersten Tag von 10 bis 17 Uhr mit anschließender Abendveranstaltung und am zweiten Tag von 10 bis 16 Uhr. Für die Teilnehmer besteht die Möglichkeit auf Haus Düsse zu übernachten.

Mit Fachvorträgen und Workshops stellen die Referenten die neuesten Entwicklungen, Möglichkeiten und Erkenntnisse rund um Sensortechnik und digitaler Vernetzung vor und diskutieren die Themen mit den Teilnehmern.

Am zweiten Tag des Forums findet ein Infotag zum Thema Hitzestress in Milchviehställen statt. Experten betrachten ganzheitlich mit Fachvorträgen das relevante Thema, beschreiben Auswirkungen und stellen Lösungsansätze vor.

Die Tagungsgebühr beträgt 150 Euro für beide Tage, einschließlich Tagungsunterlagen. Der zweite Tag ist auch einzeln buchbar. Weitere Informationen mit ausführlichem Programm, Seminarkosten und Anmeldung stehen im Internetangebot von Haus Düsse.

Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Braunschweig will Wildbienenhauptstadt Deutschlands werden

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Oft bleiben die Zimmer der Insektenhotels leer, obwohl diese Nisthilfen für Insekten mit besten Absichten aufgestellt wurden. Auch wohlmeinend ausgebrachte Blühmischungen erfüllen ihren Zweck nicht immer, nämlich bedrohten Insektenarten eine neue Heimat, Schutz und Nahrung zu bieten. „Leider werden etliche Maßnahmen – ohne es zu wissen – an den Bedürfnissen der Insekten vorbei geplant“, weiß Henri Greil, Wissenschaftler am Julius Kühn-Institut (JKI) Braunschweig. Der Fachbereich Stadtgrün und Sport und das JKI-Fachinstitut für Bienenschutz sind die Wegbereiter eines neuen einzigartigen Projekts, das bundesweit Schule machen dürfte. „Ziel ist es, Braunschweig in ein Refugium für verschiedene Wildbienenarten zu verwandeln, in dem sie Nahrung und Lebensraum finden“, sagt der Erste Stadtrat Christian Geiger, der auch für den Fachbereich Stadtgrün und Sport zuständig ist. Das Projekt „Bienenstadt Braunschweig“ wird aus Mitteln des Niedersächsischen Umweltministeriums sowie des Bundesumweltministeriums umgesetzt. Insgesamt wurden etwa 4,6 Millionen Euro Fördermittel von der Stadt eingeworben. Die Stadt steuert Eigenmittel von anteilig 1,2 Mio. bei.

Auf dem Weg Braunschweigs zur „Bienenstadt“ sollen auf einer Fläche von rund 100.000 Quadratmetern artenreiche Wiesen entstehen. Das entspricht einer Größe von rund 14 üblichen Fußballfeldern. Auf ca. 30.000 Quadratmetern sind mehrjährige Blühstreifen, sowie artenreiche Staudenpflanzungen geplant. Weiterhin vorgesehen sind sechs Streuobstwiesen und die Pflanzung von 500 Kopfweiden sowie 650 weiterer Bäume als Klimaschutzmaßnahmen. Das Geld aus dem Förderbescheid des Bundesumweltministeriums „Integrierter Klimaschutz mit urbanem Grün“ soll mehrfach nützlich sein. Denn die Begrünung von 7.000 Quadratmetern Dachfläche und 7.500 Quadratmetern Fassaden städtischer Gebäude soll nicht nur das Stadtklima verbessern, sondern gleichzeitig den Bedürfnissen der Wildbienen Rechnung tragen.

Bei allen angestrebten Maßnahmen wollen die Experten konsequent durch die „Wildbienenbrille“ auf die Stadt und ihre vorhandenen Grünflächen, wie z. B. das straßenbegleitende Grün blicken, um herauszufinden, welche Pflanzenarten für welche Wildbienenarten attraktiv sind. „In Deutschland leben über 560 Wildbienenarten mit unterschiedlichen Ansprüchen. Daher ist es wichtig, die jeweils richtigen Nahrungspflanzen in Kombination mit den bevorzugten Nistmöglichkeiten anzubieten. Zudem muss das Netz der Blühflächen eng genug gewebt sein, sodass sich die Arten innerhalb der Stadt verbreiten und auch ins Umland gelangen können, erklärt Henri Greil vom JKI die Vorgehensweise. „Soweit uns bekannt ist, wird ein derartig ganzheitlicher Ansatz erstmalig in einer deutschen Großstadt verfolgt“, sagt Michael Loose. „Jeder bringt seine Kompetenzen ein und wir wollen natürlich auch zur Nachahmung anregen“, ergänzt der Fachbereichsleiter für Stadtgrün und Sport.

Um das Ziel der „Bienenstadt Braunschweig“ zu erreichen, werden weitere Partner gesucht, die ihre Flächen wildbienenfreundlich gestalten oder das Projekt unterstützen möchten. Unter anderem will die Wohnungsgesellschaft Nibelungen-Wohnbau-GmbH mit Maßnahmen auf eigenen Flächen das Gesamtkonzept ergänzen und das inhabergeführte Braunschweiger Familien-Unternehmen BIHOPHAR das Projekt unterstützen. Die Förderung der Wildbienen soll einen Dominoeffekt für andere Bestäuber wie Schmetterlinge und Schwebfliegen auslösen. Auch andere Tiere wie z. B. Vögel und Fledermäuse profitieren direkt oder indirekt von einem blühenden Pflanzenumfeld. Nicht zuletzt steigt für die Bürgerinnen und Bürger die Lebensqualität in ihrer Bienenstadt Braunschweig.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Projekt ebenfalls wegweisend. Es wird daher von Partnern aus ganz Deutschland fachlich begleitet, etwa vom Tübinger Wildbienen-Experten Dr. Paul Westrich, der im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) die „Rote Liste der Wildbienen Deutschlands“ erstellt hat. Darüber hinaus sind die Kreisgruppe des BUND und Ortsgruppe des NABU durch regelmäßige Arbeitstreffen mit dem Fachbereich Stadtgrün und Sport und dem JKI in der „Projektgruppe Biodiversität“ eingebunden.

Quelle: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

ZDG: „Mit jedem importierten Kilogramm Geflügelfleisch aus Osteuropa kommt weniger Tierschutz nach Deutschland“

Ihre existenziellen Sorgen um die Zukunft der Nutztierhaltung in Deutschland haben die Spitzenvertreter der deutschen Geflügelwirtschaft heute Vormittag den führenden Agrarpolitikern im Deutschen Bundestag im persönlichen Austausch vermittelt. Beim Politischen Frühstück des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG) forderte ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke mit Blick auf den spürbar sinkenden Selbstversorgungsgrad in Deutschland und die auf den Markt drängenden Importe aus Ländern mit deutlich geringeren Standards die aktive Unterstützung der Politik ein: „Mit jedem importierten Kilogramm Geflügelfleisch aus Osteuropa kommt weniger Tierschutz nach Deutschland“, mahnte er. Zugleich drohten nationale Alleingänge und weitere Verschärfungen im Umwelt- und Tierschutzrecht wichtige Entwicklungsperspektiven für tierwohlorientierte deutsche Tierhalter zu zerstören. „Wir haben schon heute beim Geflügel keine Vollversorgung mehr mit deutscher Ware“, betonte Ripke. Bei den Puten liege der Selbstversorgungsgrad bei 73 Prozent, bei den Gänsen bei erschütternd niedrigen 15 Prozent, selbst bei den Hähnchen mittlerweile deutlich unter 100 Prozent. „Wir sind bereit, in neue Ställe und mehr Tierwohl zu investieren – aber wir brauchen am Ende Ihre Hilfe“, appellierte der ZDG-Präsident an die Parlamentarier. Und skizzierte konkrete Forderungen des ZDG: eine vollständige Mehrkostenerstattung für mehr Tierwohl, eine zielgerichtete und praxistaugliche Lösung für den Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Umweltschutz, eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Geflügelfleisch in der Gastronomie. Ripke: „Sonst drängt uns die osteuropäische Billigware im Preiskampf an die Wand.“

„Wenn sich nichts ändert, verlieren wir in den nächsten Jahren 30 Prozent der Betriebe“
„Wir stehen an einem Scheidepunkt“, forderte auch ZDG-Präsidiumsmitglied Paul-Heinz Wesjohann aus Unternehmerperspektive ein aktives Gegensteuern der Politik. Insbesondere in dem mit über 65 Prozent des Absatzes enorm relevanten Großverbrauchersegment (Restaurants, Kantinen, Großküchen etc.) verliere Deutschland täglich Marktanteile an Billigware aus Osteuropa – auch weil die Herkunft des Geflügelfleisches für den Gast nicht ersichtlich sei. Mit Blick auf Wettbewerbsverzerrungen durch einseitig hohe nationale Standards in Deutschland befürchtete Wesjohann: „Wenn wir so weitermachen, werden wir in den nächsten fünf Jahren 30 Prozent der Betriebe verlieren.“ Eindrucksvoll schilderte auch Stefan Teepker als Spitzenvertreter der deutschen Hähnchenhalter aus der Sicht des Praktikers am Beispiel von TA Luft, Dünge-Verordnung und Verbandsklagerecht, wo der Schuh drückt.

Parlamentarier bekunden hohes Maß an Wertschätzung für Geflügelwirtschaft
Aus den Reihen der Parlamentarier waren Verständnis für die schwierige Lage der Tierhalter und der Wille zur Unterstützung zu spüren. Ein „hohes Maß an Wertschätzung für die deutsche Geflügelwirtschaft und ihre Arbeit“ vermittelte Alois Gerig (CDU) als Vorsitzender des Agrarausschusses des Deutschen Bundestages. Er bekannte: „Der erschreckende Rückgang in der Selbstversorgung macht mir große Sorgen.“ Explizit wandte sich Gerig gegen weitere nationale Alleingänge und ein „Landwirts-Bashing“: „Wir brauchen eine Kampagne für unsere Landwirte! Ich will, dass die Menschen in Deutschland das essen, was aus Deutschland kommt.“

Gitta Connemann, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, verwies im Kontext der von den ZDG-Vertretern skizzierten Marktverwerfungen darauf, dass Deutschland bereits heute die höchsten Standards bei Tierwohl und Umweltschutz habe. Sie sah hier für die Wirtschaftlichkeit der deutschen Betriebe eine klare Grenze erreicht, konkret mit Blick auf die Dünge-Verordnung: „Es darf nicht zu einer weiteren Verschärfung kommen, die für die landwirtschaftlichen Betriebe nicht mehr tragbar ist!“

Dr. Gero Hocker, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, nahm auch die Verbraucher in die Pflicht. Es müsse Schluss sein mit der „Geiz-ist-geil-Mentalität“. „Es darf nicht sein, dass die deutsche Erzeugung aus dem Markt gedrängt wird – aber es muss in den Köpfen der Verbraucher auch das Bewusstsein ankommen, dass mehr Tierwohl mehr kostet!“

Impulsreferat zu globalen Auswirkungen rein veganer Ernährung
Als Einstieg in das Thema hatte Prof. P. Michael Schmitz vom Institut für Agribusiness Gießen einen Impulsvortrag zu den globalen Auswirkungen einer rein pflanzlichen Ernährung gehalten. Mit seinem Team hat Prof. Schmitz in einer aktuellen Studie untersucht, inwieweit das Ernährungsverhalten der Deutschen und nationale Verschärfungen der Tierschutz- und Umweltstandards überhaupt positive Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und Welternährung im globalen Kontext haben. Sein Fazit: „Fleischverzicht, steigende Tierwohl- und Umweltstandards und Sojaimportverbote bedrohen nicht nur die bisherigen Erfolge der Nutztierbranche, sondern auch deren Existenzfähigkeit.“ Entsprechend lautete sein klarer Appell an die Politik, nicht auf staatliche Konsum- und Produktionslenkung zu setzen, sondern stattdessen die Potenziale von Innovationen in Pflanzen- und Tierschutz, Tierhaltung und Tierernährung deutlich besser zu nutzen als bislang.

Quelle: ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.

Smart City für Bienen: Universität Graz entwickelt High-Tech-Bienenstock

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Was nach Science-Fiction klingt, soll mit neuartig entwickelter Technologie im Bienenstock bald Wirklichkeit werden: Die Bienen werden frühzeitig vor Gefahren in ihrer Umgebung gewarnt. Sie erhalten Informationen über einen bevorstehenden Wetterumschwung, der ihre Brut gefährden würde. Und sie werden ganz gezielt zu Blüten gelenkt, um die Bestäubung zu übernehmen. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Graz will eine „Smart City“ für Bienen entwickeln, um die Insekten bei der Bewältigung nachteiliger Umwelteinflüsse zu unterstützen. Das EU-Projekt HIVEOPOLIS mit einem Volumen von sieben Millionen Euro ist kürzlich gestartet und für fünf Jahre anberaumt.

Die Kommunikation zwischen Tieren und Robotern funktioniert bereits ausgezeichnet. Mit dieser Pionierleistung hat das Team rund um Thomas Schmickl, Professor für Zoologie an der Universität Graz und Leiter des Artificial Life Lab, weltweit für Furore gesorgt. In einem jüngst durchgeführten Versuch kommunizierten Bienen und Zebrafische via Roboter erfolgreich miteinander, und das sogar über die hunderte Kilometer lange Distanz zwischen Graz und Lausanne.

Nun wollen die WissenschafterInnen ihre Technik in den Bienenstock integrieren. „Unser Ziel ist es, den Insekten Technologien zur Verfügung zu stellen, die ihnen helfen, auf Veränderungen der Umwelt rechtzeitig zu reagieren“, erklärt Schmickl. Denn die Lebensräume der Honigbienen sind stark bedroht, führen zu einem massiven Sterben und zu einer folgenschweren Störung ganzer Ökosysteme.

Mit Hilfe von Sensoren soll etwa die Temperatur in der Wabe reguliert und damit die Aufzucht der Nachkommen optimiert werden. Digitale Landkarten sollen Hinweise auf Pestizide bei potenziellen Nahrungsquellen liefern und eine Warnung an den Stock senden. Roboter werden den Bienentanz – der übrigens vom an der Universität Graz tätigen Nobelpreisträger Karl von Frisch entschlüsselt wurde – imitieren und so das Bienenvolk benachrichtigen. „Wir wollen darauf Einfluss nehmen, wohin die Insekten ihre Bestäubungsflüge machen“, schildert Schmickl. Die Möglichkeiten zu einer solchen Schwarm-Kontrolle haben sie bereits im vorangegangenen Großprojekt ASSISI erforscht.

HIVEOPOLIS – also „Bienenstadt“ – wird bis 2024 gemeinsam mit fünf Partner-Hochschulen – École polytechnique fédérale de Lausanne, Freie Universität Brüssel, Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität Berlin, lettische Landwirtschaftliche Universität – und dem bulgarischen Unternehmen Bee Smart Technologies OOD umgesetzt. Interessensgruppen wie ImkerInnen, LandwirtInnen, ProgrammiererInnen, UmweltschützerInnen und PädagogInnen sollen in die Forschung eingebunden werden und bei der Entwicklung eines smarten Bienenstocks mitarbeiten.

Quelle: Karl-Franzens-Universität Graz

Initiative Tierwohl: Schweinehalter gewinnen Innovationspreis Tierwohl

Die Initiative Tierwohl (ITW) hat gestern erstmalig innovative Ideen und Projekte rund um die Schweine- und Geflügelhaltung mit dem Innovationspreis Tierwohl ausgezeichnet. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hob in einem Grußwort während der Preisverleihung das Engagement der Preisgewinner sowie der ITW für Innovation in der Landwirtschaft hervor. Die ITW zeichnete vier Landwirte aus, und zwei wissenschaftliche Projekte erhielten den Zuschlag für eine finanzielle Förderung. Die Jury bestand aus dem Beraterausschuss der Initiative Tierwohl unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Johann Heinrich von Thünen-Instituts.

„Wir freuen uns über die vielen innovativen Beiträge zur Verbesserung des Tierwohls in der Nutztierhaltung“, sagte Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Initiative Tierwohl. „Innovative Ideen zu etablieren ist selbst dann eine Herausforderung, wenn diese wirklich nützlich und sinnvoll sind. Wir leisten mit dem Innovationspreis Tierwohl einen Beitrag dazu, solche Innovationen zu unterstützen.“

„Innovative Ideen sorgen für mehr Tierwohl – ob nun in der konventionellen oder ökologischen Tierhaltung“, sagte Julia Klöckner, Bundesministerin des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). „Zum ersten Mal zeichnet die Initiative Tierwohl solche Ideengeber aus, die mit guten Einfällen für Verbesserungen im Stall sorgen – herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger! Und auch mit meinem Ministerium bin ich dabei, die Ställe der Zukunft zu entwickeln. Ein Mehr an Tierwohl wollen wir zusammenbringen mit der Sicherung der wirtschaftlichen Grundlage der Landwirte. Zudem arbeiten wir zielstrebig an unserem staatlichen Tierwohlkennzeichen.“

Die Landwirtin Gabriele Mörixmann erhielt für die Idee eines Aktivstalls für Schweine den Preis für das innovativste Konzept. Den dritten Platz für erfolgreich umgesetzte Projekte in der Landwirtschaft belegte der Schweinemäster Christoph Becker für die Umstrukturierung seines Stalls, die zu mehr Bewegungsfreiheit für die Tiere führte. Er erhält dafür 5.000 EUR. Der mit 7.000 EUR dotierte, zweite Platz ging an den Landwirt Heinz Hackmann, der in seinem Stall eindrucksvoll demonstriert, wie das Konzept von Gabriele Mörixmann in der Praxis funktioniert und das Tierwohl verbessert. Den ersten Platz, der mit 10.000 EUR dotiert ist, vergab die Jury, die aus dem Beraterausschuss der ITW bestand, an den Schweinehalter Peer Sachteleben für seinen mobilen Schweinestall mit Auslaufhaltung. Neben den Preisträgern aus der Landwirtschaft gewannen zwei wissenschaftliche Projekte eine finanzielle Förderung zur Umsetzung. Den Zuschlag erhielt zum einen die Veterinärmedizinerin Dr. Birgit Spindler für die Entwicklung eines kameragesteuerten Frühwarnsystems, das gegenseitiges Verletzen von Puten erkennen soll. Zum anderen erhielt Gé Backus von Connecting Agri & Food eine Förderung für das Pilotprojekt „Kluger Stall“, bei dem es um eine innovative Lösung zum Management des Klimas in Schweineställen geht. Das Fördervolumen für die beiden wissenschaftlichen Projekte beträgt fast 400.000 EUR.

Zur Jury gehörten neben Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, der den Vorsitz innehatte, Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an. Prof. Dr. Harald Grethe (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Peter Kunzmann (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover), Prof. Dr. Robby Andersson (Hochschule Osnabrück) und Prof. Dr. Lars Schrader (Friedrich-Loeffler Institut) übergaben als weitere Mitglieder des Jury die Preise an die Landwirte. Die ITW plant den „Innovationspreis Tierwohl“ regelmäßig auszuloben. Weiterführende Informationen finden Interessierte hier: www.innovationspreis-tierwohl.de.

Die Preisträger

Sonderpreis Aktivstall, Gabriele Mörixmann
Landwirtin Gabriele Mörixmann aus Melle in Niedersachsen hat schon so einige Erfahrungen mit unterschiedlichsten Haltungssystemen gesammelt. Im Laufe der Jahre hat sie Sauen in einem Biobetrieb gehalten, aber auch konventionell Schweine gemästet. Beide Konzepte haben sie nicht vollständig überzeugt. Ihr Wunsch: Eine Schweinehaltung, die den Spagat zwischen möglichst viel Tierwohl, Transparenz und Umweltschutz sowie einem wirtschaftlichen Betrieb bis in die Ladentheke schafft.

Familie Mörixmann fasste den Entschluss, ein völlig neues Stallkonzept zu entwickeln. Dieses sollte die Vorteile der biologischen und konventionellen Haltung kombinieren, und sich nach außen transparent darstellen. Das Ergebnis: der sogenannte Aktivstall für Schweine. Er bietet den Schweinen unterschiedliche Stroh- und Spaltenbodenbereiche, die sie selbst frei wählen können. Neben einem Fressbereich auf Spaltenboden und den Wühlbereichen mit Stroh, stehen den Tieren auch helle Stallbereiche mit Duschen und Spielzeugen, dunklere Ruhebereiche sowie Außenklimabereiche zur Verfügung. So gibt es im Aktivstall besonders viel Bewegungsfreiheit und Beschäftigungsmöglichkeiten mit doppelt so viel Platz. Erstmals umgesetzt wurde das Konzept im Jahr 2012 in einem vierzig Jahre alten Maststall der Familie Mörixmann. Als Ideengeberin berät Gabriele Mörixmann mittlerweile auch andere Landwirte, die am innovativen Stallkonzept interessiert sind. Für ihr Stallkonzept erhält sie den Innovationspreis Tierwohl.

3. Preis „Buchtenstrukturierung“, Christoph Becker
Christoph Becker betreibt seit 2010 eine konventionelle Schweinemast in der Lüneburger Heide. Im Laufe der Jahre probierte der Landwirt viele neue Ideen aus, um das Tierwohl in seinem Stall zu steigern. Die Erfahrungen haben ihm gezeigt, dass mehr Platz oder das reine Angebot von Stroh alleine nicht ausreicht.

In dem Schweinestall waren die separaten Buchten bisher an einen Mittelgang angeordnet. Diese Struktur hat Becker aufgebrochen. Anstelle von sechs Buchten für jeweils fünfzehn Tiere gibt es nun zwei große Buchten für je fünfundvierzig Schweine. Dafür wurden die Trennwände zwischen den Buchten entfernt und durch kurze Stichwände ersetzt. Die Stroh- und Futterautomaten stehen zentral an einer Stelle, wodurch eine gemeinschaftliche Futteraufnahme begünstigt wird. Zuletzt wurden die Trennwände zwischen den Buchten im hinteren Bereich entfernt. Nur noch ein Kontaktgitter trennt die beiden Bereiche voneinander ab. Nun können sich alle Schweine im Raum sehen und kennenlernen. In den Fußboden wurden Heizungsrohre eingesetzt, die den Stall erwärmen und kühlen können. Das Ergebnis: Die Weiterentwicklung der Stallabteile brachte einen spürbaren Wohlfühleffekt für die Tiere, der mit dem Innovationspreis Tierwohl ausgezeichnet wird.

2. Preis Aktivstall, Heinz Hackmann
Landwirt Heinz Hackmann betreibt seit 1989 eine Schweinemast in Hemmelte in Niedersachsen. Tierwohl war und ist ihm wichtig. Deshalb war er sofort begeistert, als er vor drei Jahren von einem neuen Stallkonzept seiner Kollegin Gabriele Mörixmann hörte, das den Schweinen besonders viel Platz, Bewegung und Abwechslung bietet. Und das in bestehenden Gebäuden. Schnell stand der Entschluss fest: auch auf seinem Hof sollte es einen sogenannten „Aktivstall“ geben.

Um das Konzept in einem alten Stall der Schwiegereltern umzusetzen, reichten kleinere Umbaumaßnahmen aus. Mit großer Wirkung: So bietet der Stall heute 240 Tieren vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten, viel Platz und Tageslicht. In den fünf unterschiedlichen Stallbereichen wechseln sich Spaltenböden und Stroh ab. Es gibt Liege- und Spielbereiche, Scheuerbalken, Sisalseile, Bürsten und Ketten mit Weichhölzern. Auch zum Fressen und Saufen müssen die Schweine aktiv werden, um die Tränken und Futterstellen zu erreichen. Das Verhalten der Tiere in der Gruppe hat sich verbessert, sodass auf das vorsorgliche Kürzen der Schwänze meist verzichtet werden kann. Das Konzept für mehr Tierwohl und Tiergesundheit überzeugt Heinz Hackmann. Deshalb plant er, weitere Aktivstall-Mastplätze zu schaffen. Mit seiner Umsetzung des Aktivstalls hat er auch die Initiative Tierwohl überzeugt und erhält deshalb den Innovationspreis Tierwohl.

1. Preis „Mobile Auslaufhaltung“, Peer Sachteleben
Peer Sachteleben betreibt seit gut einem Jahr den Schlehbaumhof im niedersächsischen Osnabrück. Ihm ist das Wohl seiner Tiere sehr wichtig. Daher machte sich der Landwirt von Anfang an intensive Gedanken darüber, wie die Schweinhaltung auf seinem Hof aussehen könnte. Sachteleben beschäftigte unter anderem die Frage, wie er seinen Tieren genügend Auslauf bieten kann, und dabei dennoch die strengen Vorgaben des örtlichen Veterinäramtes einhält.

Sachteleben entwickelte eine Auslaufhaltung in mobilen Schweineställen. Sie kombiniert Vorteile einer Stall- und Freilandhaltung. Im mobilen Stall steht den Tieren ein geschützter Raum mit großen Liegeflächen, verschiedenen Klimazonen und einer fest installierten Wasser- und Futterversorgung zur Verfügung. Neu ist, dass die Ställe fahrbar sind und sich mit den Tieren an Board als Anhänger ziehen lassen. Das ermöglicht dem Landwirt, die Ställe auf unterschiedliche Weideflächen umzustellen und den Tieren so einen Zugang zu großem Auslauf im Freiland zu bieten. Durch einsetzbare Türelemente erfüllen sie auch die strengen Vorgaben zum Seuchenschutz. Für die gelungene Umsetzung seiner Idee wird Peer Sachteleben mit dem Innovationspreis Tierwohl ausgezeichnet.

Empfänger von Fördergeldern

Projekt 1: Kluger Stall, Gé Backus, Connecting Agri & Food
Nur wenige wissen, dass ein optimales Stallklima erheblich zu einer guten Tiergesundheit und weniger Stress beiträgt. Häufig wissen Landwirte, beispielsweise Schweinehalter von Mastschweinen und Ferkeln, gar nicht so genau, wie es um das Klima in den verschiedenen Abteilungen ihrer Ställe eigentlich bestellt ist. Dabei führen gesunde Tiere letztendlich auch zu besseren finanziellen Ergebnissen eines landwirtschaftlichen Betriebes.

Gé Backus von Connecting Agri & Food, einer der beiden Gewinner in der Kategorie „Projektförderung in der Praxis – Wissenschaft“ ist auf dieses Problem aufmerksam geworden. Als Direktor von Connecting Agri & Food, einem Unternehmen, das mit Beteiligten der Lieferkette im Agrar- und Lebensmittelsektor zusammenarbeitet, hat er regelmäßig mit Menschen zu tun, die in der Landwirtschaft arbeiten.

„Mir ist in meinen Gesprächen aufgefallen, dass viele Landwirte die Bedeutung eines guten Stallklimas gar nicht genau kennen. Das Klima nimmt einen großen Einfluss auf das Verhalten der Schweine und ihre Gesundheit. Mit unserem System ‚Kluger Stall‘ wollen wir Landwirten ein Tool an die Hand geben, dass ihnen die Überwachung der nötigen Richtwerte erleichtert“, erklärt Gé Backus seine Motivation für das Projekt.

Stabiles Klima sorgt für weniger Stress
Um das Klima in einem Schweinestall einschätzen zu können, sind vor allem vier Richtwerte ausschlaggebend: neben Temperatur und Luftfeuchtigkeit außerdem der Kohlendioxidgehalt (CO2) sowie der Ammoniakgehalt (NH3). Diese Werte können sowohl innerhalb als auch zwischen verschiedenen Tagen erheblich voneinander abweichen. Optimal sind dagegen möglichst stabile klimatische Bedingungen, und niedrige Werte für NH3. Ein wichtiger Nebeneffekt eines optimalen Klimas: Durch die geringere Stressbelastung der Tiere nimmt die Wahrscheinlichkeit von Problemen wie dem Schwanzbeißen ab. Im Idealfall könnte auf diesem Wege sogar auf das vorsorgliche Kupieren der Schwänze bei Ferkeln verzichtet werden.

Zusammen mit dem ICT-Unternehmen Whysor hat Gé Backus‘ Unternehmen eine technische Lösung entwickelt, die das Stallklima im Blick behält. Sie soll es Schweinehaltern ermöglichen, jederzeit Einblick in die klimatischen Bedingungen der Ställe ihrer Ferkel und Mastschweine zu erhalten und, wenn nötig, aktiv zu werden. Dazu werden zunächst Sensoren in den Ställen angebracht, die im Minutentakt Messwerte an das „Kluger Stall“-Dashboard senden. Hier werden sie übersichtlich für den Landwirt aufbereitet. Die Werte können zusätzlich auf Smartphone, Tablet oder PC abgerufen werden.

„Kluger Stall“ – Ein Stall, der mitdenkt
Im zweiten Schritt werden für jeden Betrieb individuelle Schwellenwerte festgelegt. Werden diese überschritten, löst eine Alarmfunktion aus. Der Landwirt erhält eine Benachrichtigung auf sein Smartphone, kann so aktuelle Extremsituationen erkennen und direkt auf diese reagieren. Die Software hat noch weitere Funktionen: So kann sich der Landwirt tägliche Zusammenfassungen, grafische Darstellungen der Messwerte und einen Klimareport anzeigen lassen. Außerdem wird den teilnehmenden Landwirten der Vergleich mit den anderen Mitgliedern einer Erzeugergemeinschaft ermöglicht.

Ziel des Projektes ist es, mithilfe moderner Tools das Verständnis der Schweinehalter für das Klima in den Ställen zu vermitteln und ihnen zu helfen, zukünftig Fehler in der Klimaführung ihres Stalls zu vermeiden. Bereits seit Dezember 2017 ist das Projekt praxisfertig, nun kann es in einem ersten Pilotprojekt getestet werden: Mit seinem Pilotprojekt „Kluger Stall“ konnte Gé Backus die Jury überzeugen und erhält eine Projektförderung mit Vollfinanzierung für ein Pilotprojekt mit ca. 30 Teilnehmern.

Projekt 2: Automatisches Frühwarnsystem zur Detektion von Verletzungen bei Puten, Dr. med. vet. Birgit Spindler
Verletzungen der Tiere in Putenställen, hervorgerufen durch gegenseitiges Bepicken, haben vielfältige Gründe – ein zu eng besetzter Stall ist nur ein möglicher davon. Ein automatisches Frühwarnsystem soll deshalb dazu beitragen, Verletzungen bei Puten schneller aufzuspüren. Entwickelt wird das System unter der Leitung von Dr. med. vet. Birgit Spindler, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und Leiterin der Arbeitsgruppe Tierschutz am Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie.

Das von Dr. med. vet. Birgit Spindler zu entwickelnde, kamerabasierte Frühwarnsystem soll es ermöglichen, erste Anzeichen von Kannibalismus-Verletzungen in Putenställen frühzeitig zu erkennen. Landwirte erhalten so die Möglichkeit, sich umgehend um die verletzten Tiere zu kümmern.

„Wir haben festgestellt, dass ein frühzeitiges Eingreifen bei ersten Anzeichen von gegenseitig zugefügten Pickverletzungen in Putenherden die Anzahl der betroffenen Tiere stark reduzieren kann. Dabei trägt die frühzeitige Detektion von verletzten Tieren durch eine kontinuierliche Überwachung erheblich zur Verbesserung von Tierwohl und Tiergesundheit bei“, erläutert Dr. med. vet. Spindler die Vorteile ihres Systems.

Nicht nur in der Intensivtierhaltung: Kannibalismus im Putenstall
Mit einer Prävalenz von bis zu 13 Prozent ist das Auftreten von Kannibalismus, also das gegenseitige Bepicken, in der Putenmast ein ernstzunehmendes Tierschutzproblem. Der Begriff Prävalenz stellt die Häufigkeit von erkrankten Tieren zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitabschnitt dar. Die Verhaltungsstörung, die diesem Fehlverhalten zugrunde liegt, kann bei Puten in allen Haltungsformen vorkommen – von Intensivtierhaltung bis Bio. Bisher ist es in den meisten Haltungsformen üblich, die Schnäbel der Puten vorsorglich zu kürzen und so die Schäden durch Pickverletzungen zu minimieren. Um zukünftig auf diese Maßnahme verzichten zu können, gilt es neben der Suche nach den Auslösern, das Management und die Haltung der Tiere zu optimieren.
Das Frühwarnsystem basiert auf der Idee, Bilder aus dem Stall auszuwerten und einzuordnen. Im Zuge der Bildverarbeitung kommen sogenannte neuronale Netze zum Einsatz. Die Funktionsweise von künstlichen, neuronalen Netzwerken kann wie Nachahmung von Informationsverarbeitung im Gehirn auf technischem Weg beschrieben werden.. Solche Netzwerke werden aktuell bereits genutzt, um Verletzungen bei einzelnen Schweinen festzustellen. Jetzt soll untersucht werden, ob die Erweiterung des Verfahrens auf größere Tiergruppen, wie sie beispielsweise in einer Putenmast vorkommen, möglich ist.

Ein intelligentes System, das bei Gefahr Alarm schlägt
Zu Beginn des Projektes muss das zu entwickelnde, lernfähige System mit Bildmaterial von gesunden Puten im Normalzustand und mit Tieren mit Verletzungen trainiert werden. Das über mehrere Mastdurchgänge zusammengestellte Material wird anschließend in Einzelbilder zerlegt und manuell analysiert. Werden verwundete Tiere erkannt, wird die Verletzung markiert und im System hinterlegt. Auf diese Weise wird das neuronale Netzwerk trainiert, sodass das System zukünftig das aufgenommene Bildmaterial selbstständig auswerten und in Echtzeit verarbeiten kann.

Anders als bei den momentan vorgeschriebenen Kontrollgängen, , hat der Landwirt, unterstützt durch das System, einen lückenlosen Überblick über die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Tiere und erhält bei Abweichungen von den Normalwerten umgehend eine Benachrichtigung. So kann der Landwirt schnell eingreifen und, wenn nötig, betroffene Tiere von der Gruppe trennen. Kleine, augenscheinlich unauffällige Verletzungen können in der Putenmast in kürzester Zeit zu massiven Problemen führen. Die Wahrscheinlichkeit, diese zu übersehen, ließe sich durch das Frühwarnsystem stark minimieren. Mit ihrem Konzept konnte Dr. med. vet. Birgit Spindler die Jury der Initiative Tierwohl überzeugen und erhält eine Projektförderung mit Vollfinanzierung in Höhe von 228.736 Euro.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

BTK lehnt Verordnungsentwurf des BMEL zur Ferkelkastration entschieden ab

Bei der Frühjahrs-Delegiertenversammlung der Bundestierärztekammer (BTK) am 29./30. März 2019 in Berlin verabschiedeten die Delegierten eine Erklärung, in der sie den „Entwurf einer Verordnung zur Durchführung der Narkose mit Isofluran bei der Ferkelkastration durch sachkundige Personen“ (FerkNarkSachkV) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) entschieden ablehnen.

Eine Narkose sei immer mit einem Risiko verbunden und beim Tier, ebenso wie beim Menschen, ein hochkomplexer Vorgang, der nicht nur die Durchführung, sondern auch die Vorbereitung, Überwachung und Nachsorge des Patienten umfasse, schreibt die Kammer in ihrer neuesten Pressemitteilung.

„Auch das Erkennen und Behandeln von Narkosezwischenfällen, wie Atemdepression oder Herz-Kreislaufstillstand, erfordern tierärztlichen Sachverstand“, erklärte BTK-Präsident Dr. Uwe Tiedemann. Voraussetzung dafür sei das Studium der Tiermedizin. Nicht ohne Grund sei in Deutschland die Durchführung von Narkosen bei Wirbeltieren Tierärzten vorbehalten (§ 5 Tierschutzgesetz). Die Bundesregierung plane nun aus rein wirtschaftlichen Interessen eine Änderung dieser Situation.

Nach dem Entwurf der FerkNarkSchkV solle Tierhaltern die Durchführung einer Anästhesie in einem 6-stündigen Crashkurs vermittelt werden, schreibt die Standesvertretung weiter. Die dafür notwendige Sachkunde, die Veterinäre im langjährigen Studium erwerben, könne so keinesfalls erlernt werden. „Die Bundesregierung nimmt Schmerzen, Leiden und den Tod von Ferkeln bewusst in Kauf und verstößt somit gegen das Staatsziel Tierschutz im Grundgesetz.“

Zusätzlich würde durch die Narkose mit Isofluran die Umwelt belastet, denn Isofluran sei ein Treibhausgas, das die Ozonschicht zerstöre. Außerdem träten arbeitsschutzrelevante Belastungen für den Anwender auf. Unwohlsein und Übelkeit seien dabei die geringsten Beeinträchtigungen, denn auch die Schädigung der Leber, anaphylaktische Reaktionen und Herzstillstand seien einige der bekannten Nebenwirkungen bei der Arbeit mit dem Narkosegas.

„Die Delegierten der BTK protestieren aufs Schärfste gegen die durch die Bundesregierung präferierte Durchführung der Narkose mit Isofluran bei der Ferkelkastration durch andere sachkundige Personen als Tierärzte“, heißt es zum Schluss.

Die ausführliche Stellungnahme der BTK und des Bundesverbands der beamteten Tierärzte (BbT) zum Verordnungsentwurf finden Sie hier.

Quelle: Bundestierärztekammer

Wie das Kapazitätsproblem zu bewältigen wäre, wenn nur Tierärzte Ferkel kastrieren dürften, sagt die Kammer nicht. Dass der Eberfleisch-Anteil kurzfristig und drastisch steigerbar wäre oder die Immunokastration, 20 Jahre nach ihrer Markteinführung, einen plötzlichen Siegeszug starten könnte, ist aber eher unwahrscheinlich.

Sicher sind die Apparaturen zur Isofluran-Betäubung, etwa die Masken, noch verbesserungswürdig, aber besser als die „Dänische Methode“ ist die Gasbetäubung sicher. Laufende Forschungsprojekte zur Ferkelkastration werden garantiert nicht bis zum 31.1.2 2020 abgeschlossen und mögliche neue Substanzen ebenso sicher nicht zugelassen sein.

Langfristig mögen, dank gentechnischem Sexing, nur noch weibliche Schweine zur Welt kommen, bis dahin vergehen aber noch etliche Jahre. In der Humanmedizin werden in Zukunft medizinische Hilfskräfte kleinere Eingriffe routinemäßig vornehmen, unterstützt durch entsprechende Technik. Sollte also vielleicht der hauptberufliche Kastrierer, nach 3- oder 6-monatiger Ausbildung, im Schweinestall zum Zuge kommen?

Denkbar und diskussionswürdig ist sicher manches, fest steht aber eins: der Termin für das Ende der betäubungslosen Ferkelkastration.

Ferkelkastration unter Isofluran-Narkose – rechtzeitig vorausplanen!

Nach der Entscheidung von Bundestag und Bundesrat die Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration um zwei Jahre zu verlängern, hat das BMEL, mit einem Referentenentwurf zur Vollnarkose mittels Isofluran die Umsetzung einer Alternativmethode zur betäubungslosen Ferkelkastration auf den Weg gebracht.

Insbesondere von den kleinen und mittleren Betrieben werde eine Alternative, mit der Ferkel weiterhin chirurgisch kastriert werden können, als unabdingbar gesehen, so das Ministerium.

Die Verordnung soll vor Ende des Jahres in Kraft treten und im Haushalt des BMEL sind Mittel für die Förderung der Anschaffung der Narkosegeräte durch die Landwirte vorgesehen.

Ab Januar 2020 können dann entsprechende Schulungen angeboten werden. Nach erfolgreichem Abschluss eines theoretischen Teils, folgt eine Praxis-Einweisung (die auch der Hoftierarzt im eigenen Betrieb vornehmen kann) und abschließend eine praktische Prüfung.

Insgesamt sind zwar zwölf Monate Zeit für alle Lehrgangstermine, wie viele Anbieter (in welchen Regionen) es geben wird, ist allerdings noch offen. Auch werden vermutlich Ferkelerzeuger, die auf Ebermast oder Kastration durch den Tierarzt setzen, aus Sicherheitserwägungen an einem Isofluran-Kurs teilnehmen.

Deshalb ist es bestimmt ratsam, dass sich jeder Ferkelerzeuger mit der Methode auseinandersetzt. Selbst wenn sich z. B. nur jeder 3. oder 4. Betrieb für Isofluran entscheidet, erscheint eine frühestmögliche Anmeldung sinnvoll, um am 1.Januar 2021 gewappnet zu sein.

Der gesamte Referentenentwurf inklusive Erläuterungen ist hier nachzulesen.

Sensorgestütztes Frühwarnsystem für tierischen Stress

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Ein sensorgestütztes Frühwarnsystem für tierischen Stress steht im Fokus einer Ausgründung von ATB-WissenschaftlerInnen. Zentrales Element ist ein neuartiger Sensor zur Messung der intranasalen Druckdifferenz beim Ein- und Ausatmen. Ein EXIST-Stipendium unterstützt ab dem 1. April 2019 die GründerInnen dabei, ihre innovative Geschäftsidee eines ganzheitlichen Gesundheitsmonitorings in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung zur Marktreife weiter zu entwickeln.

Unterstützt durch ein EXIST-Gründerstipendium und begleitendes Mentoring seitens des ATB wagen zwei junge Wissenschaftlerinnen des ATB gemeinsam mit einem Softwareentwickler den Schritt in die Selbständigkeit. Motiviert und inspiriert durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Milchviehhaltung wollen Saskia Strutzke und Sarah Jahn mit der geplanten Unternehmensgründung ein „System zur automatischen Detektion umfassender Gesundheitsparameter von Nutztieren“ zur Marktreife weiter entwickeln.

Die Idee für ein Messgerät, das die Atemfrequenz bei Milchkühen automatisch, kontinuierlich und zuverlässig misst, hatte Saskia Strutzke im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema Tierwohl am ATB entwickelt. „Bislang mussten wir die Atemfrequenz als wichtigen Hitzestressindikator visuell mit der Stoppuhr erfassen“, erinnert sie sich. Daraufhin entwickelte sie eine Methode, die Atemfrequenzmessung zu automatisieren.

Zentrales Element des Systems ist ein neuartiger Sensor zur intranasalen Druckdifferenzmessung, der durch eine spezielle Haltevorrichtung an der Nase des Tieres befestigt wird. „Die Anbringung ist unkompliziert und nicht invasiv. Unsere Vorversuche haben gezeigt, dass der Sensor die Tiere in ihrem Verhalten nicht beeinträchtigt“, erklärt Saskia Strutzke.

Das Sensorsystem erfasst neben der Atemfrequenz auch weitere Stressindikatoren wie das Atemverhalten, nimmt Lautäußerungen und Wiederkauraten auf und detektiert darüber hinaus auch das Tierverhalten. Zudem will das Gründerteam das Spektrum der erfassten Vitalparameter als ergänzende Informationen für das ganzheitliche Gesundheitsmonitoring durch Integration weiterer Sensordaten erweitern. Die Daten werden in einer speziellen Software zusammengeführt und können, anschaulich und übersichtlich aufbereitet, vom Tierhalter über das Smartphone oder Tablet einfach per App abgerufen werden. Informationen zu Stressbelastungen der Herde, beispielsweise Hitzestress, oder zum aktuellen gesundheitlichen Zustand einzelner Tiere, z. B. im Fall einer bevorstehenden Geburt, erreichen den Tierhalter so auch fernab des Hofes. Treten deutliche Abweichungen über einen längeren Zeitraum auf, erhält der Landwirt per App eine Warnmeldung.

„Für Landwirte wird diese Form der Gesundheitsüberwachung das Management deutlich erleichtern“, so Saskia Strutzke. „Sie bekommen damit ein Frühwarnsystem, das meldet, sobald sich physiologische Werte ihrer Tiere in einer kritischen Weise verändern und nicht erst dann, wenn Leistungseinbrüche in Folge von gesundheitlichen Problemen den Produktionsablauf und gar die Wirtschaftlichkeit des Betriebes gefährden.“

Ein erster Prototyp, der in der Lage ist, Wiederkaurate, Atemfrequenz und Lautäußerung zuverlässig zu messen, wurde erfolgreich getestet. Das Patent (DE 10 2017 130 454.1) zu „System und Verfahren zur Messung einer Druckdifferenz“ wurde Ende 2017 angemeldet und ist derzeit in Überprüfung. Das ATB ist an der Gemeinschaftserfindung zu 50 % beteiligt.

Für ihre innovative Idee eines ganzheitlichen Gesundheitsmonitorings mit Hilfe des neuen Sensorsystems erhielt Saskia Strutzke 2018 den Förderpreis der Agrarwirtschaft. „Diese Auszeichnung und die Resonanz auf den vorgestellten Sensor hat mich darin bestärkt, die Ausgründung anzugehen“, erläutert Saskia Strutzke. „Wir denken da auch an weitere Anwendungsbereiche. Wenn wir das System mit einer tierartspezifischen Haltevorrichtung ausstatten, kann es künftig nicht nur bei Rindern, sondern auch bei Pferden oder selbst bei Hunden zum Einsatz kommen. Gerade der Einsatz bei Pferden zur ganzheitlichen Überwachung, zur Geburtsterminierung oder zu Trainingszwecken ist vorstellbar.“

Das EXIST-Stipendium fördert die GründerInnen für die Dauer eines Jahres, um die Gründung des Unternehmens bestmöglich vorzubereiten, d. h. das Produkt weiter zu entwickeln, Marktakzeptanz zu erlangen und einen Businessplan zu erstellen. Das ATB unterstützt die Ausgründung mit Infrastruktur und fachlicher Expertise. Potsdam Transfer, die zentrale Anlaufstelle der Universität Potsdam für Gründungen aus der Wissenschaft, bietet zudem begleitende Unterstützung und Beratung im Rahmen des Gründungsnetzwerks. Die Unternehmensgründung ist für das erste Quartal 2020 geplant.

EXIST ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und wird durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert. Das EXIST-Gründerstipendium unterstützt Studierende, AbsolventInnen und WissenschaftlerInnen aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Bei den Gründungsvorhaben handelt es sich um innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte mit signifikanten Alleinstellungsmerkmalen und guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten.

Quelle: Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB)

Einheitliche Haltungskennzeichnung für Fleisch jetzt im Handel

Lebensmittelhandel startet mit einheitlicher Kennzeichnung ab 1. April 2019
Verbraucher erkennen jetzt sehr schnell das Tierwohl-Niveau der Produkte
Einführung des einheitlichen vierstufigen Systems

Ab heute finden Verbraucher die einheitliche Fleisch-Kennzeichnung „Haltungsform“ in den Märkten der in der Initiative Tierwohl (ITW) engagierten Lebensmitteleinzelhändler (LEH). Beginnend im April führen die Unternehmen schrittweise die Kennzeichnung ein. Sie ordnet bestehende Qualitätssicherungs-, Tierwohl- und Bioprogramme für Schweine, Rinder und Geflügel nach einem für alle Teilnehmer gültigen Anforderungskatalog in einem vierstufigen System ein. Die Verbraucher können dadurch sehr schnell erkennen, wie das Tierwohl-Niveau der Tierhaltung ist, aus der das konkrete Produkt stammt. Die Organisation der Kennzeichnung erfolgt über die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH. Diese ist auch Trägerin der Initiative Tierwohl.

Mit der „Haltungsform“ etabliert der Handel jetzt eine einheitliche, unternehmensübergreifende Haltungskennzeichnung und kommt dem Verbraucherwunsch nach mehr Erkennbarkeit und Transparenz nach. Die Kennzeichnung „Haltungsform“ ist so konzipiert, dass sie grundsätzlich vereinbar ist mit der geplanten staatlichen Tierwohlkennzeichnung.

Das neu geschaffene Kennzeichen der „Haltungsform“ markiert in einem vierstufigen System jeweils, nach welcher Haltungsform die Tiere gehalten wurden. Die 1. Stufe „Stallhaltung“ entspricht dabei den gesetzlichen Anforderungen bzw. dem QS- oder einem vergleichbaren Standard. Fleisch, das mit Stufe 2 „Stallhaltung plus“ gekennzeichnet ist, muss darüber hinaus aus einer Haltung mit höheren Tierwohlstandards wie etwa mindestens 10 Prozent mehr Platz im Stall und zusätzlichem Beschäftigungsmaterial stammen. Stufe 3 „Außenklima“ fordert für die Tiere unter anderem noch mehr Platz und Frischluft-Kontakt. Bei Stufe 4 „Premium“ haben die Tiere noch mehr Platz und müssen Auslaufmöglichkeiten haben. So wird z. B. Biofleisch in diese Stufe eingeordnet.

Die Kennzeichnung werden Verbraucher auf Verpackungen bei ALDI Nord, ALDI SÜD, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto Marken-Discount, PENNY und REWE finden. Die „Haltungsform“ steht weiteren Unternehmen offen. Vollständige Informationen zu den Kriterien der einzelnen Stufen erhalten Verbraucher auf der Webseite zur Haltungsform unter www.haltungsform.de.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH