Neue Studien stützen zweite Eisengabe bei Saugferkeln

Studie 1: Besseres Ferkelwachstum bei zwei Eisengaben

Eisen ist wichtig für die Blutbildung und das Wachstum und eine ausgewogene Eisenversorgung kann die Leistung von Ferkeln steigern. Eisenmangel dagegen kann langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wachstum haben sowie die intestinale Permeabilität und Entzündungen erhöhen. Ein Zuviel an Eisen kann aber auch unerwünschte Bakterien wie Salmonellen im Wachstum fördern. Die Mikrobiota von Ferkeln verändert sich signifikant mit der Eisenverfügbarkeit.

Eine aktuelle amerikanische Studie* (Johnson et al. 2024) untersuchte die Effekte einer zweiten Eiseninjektion bei Saugferkeln auf Wachstum, Blutparameter und Mikrobiota. Dazu wurden 70 neugeborene Ferkel aus 7 Würfen in 4 Behandlungsgruppen eingeteilt. Eine erste Eiseninjektion (200 mg) erfolgte im Alter von 2-3 Tagen, die zweite Injektion 5 Tage später. Behandlungsgruppen: 1) keine zweite Injektion, 2) zweite Injektion von 100 ppm Eisen, 3) keine zweite Injektion, 4) zweite Injektion von 200 ppm Eisen.

Blutparameter
Die Blutparameter der Ferkel wurden durch die Eiseninjektionen und die Diät beeinflusst, was zu signifikanten Veränderungen führte. Erhöhte Hämoglobin-, Hämatokrit-, MCV- und MCH-Werte bei den Ferkeln mit zwei Eiseninjektionen (P < 0,05). Plättchenzahl und Plasmaeiweißniveau waren verringert (P < 0,05; P < 0,10, Tendenz). Die Anzahl der roten Blutkörperchen und das Plasmaeiweiß waren erhöht (P < 0,05).

Darm-Mikrobiom
Die zweite Eiseninjektion beeinflusste die Diversität und Zusammensetzung des Mikrobioms im Kot der Ferkel. Die alpha-Diversität des Mikrobioms war bei den Ferkeln mit zwei Eiseninjektionen geringer (P < 0,05). Es zeigte sich eine höhere relative Vielfalt von Streptococcus und Bakterien, aber eine geringere von Lactobacillus bei den Ferkeln mit zwei Eiseninjektionen.

Die Alpha-Diversität des Mikrobioms bezieht sich auf die Artenvielfalt innerhalb einer bestimmten Probe, z.B. einer Stuhlprobe. Sie gibt an, wie viele verschiedene Bakterienarten in dieser Probe vorkommen und wie gleichmäßig diese verteilt sind. Eine hohe Alpha-Diversität wird oft mit einem gesunden Mikrobiom in Verbindung gebracht, da sie auf eine größere Bandbreite an nützlichen Bakterien und eine bessere Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen hinweist.

Die wichtigsten Ergebnisse
• Eine zweite Eiseninjektion erhöhte die Hämoglobin- und Hämatokritwerte der Ferkel.

• Ferkel mit einer Injektion hatten über 50 % Anämie bei der Entwöhnung, während Ferkel mit zwei Injektionen keine Anämie aufwiesen.

• Die Körpergewichte am Tag 27 nach dem Absetzen zeigten einen Unterschied von 10 % zugunsten der Ferkel mit zwei Injektionen.

• Die Futteraufnahme war während der gesamten Aufzuchtperiode bei Ferkeln mit zwei Injektionen höher.

• Ob die zweite Injektion 100 oder 200 ppm Eisen enthielt, hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse.

Studie*: Johnson, A.J. et al. (2024): Effect of second iron injection on growth performance, hematological parameters, and fecal microbiome of piglets fed different dietary iron levels. Journal of Animal Science 103 Link

Studie 2: Wirkung von Eisen auf Leber und Zwölffingerdarm

In einer weiteren US-Studie** untersuchten Pierce et al. die Auswirkungen einer zweiten Injektion von Eisendextran bei Saugferkeln auf die unterschiedliche Genexpression in Leber und Zwölffingerdarm beim Absetzen.

Eisenmangelanämie bei Ferkeln
Eisenmangelanämie (IDA) ist ein häufiges Problem bei neugeborenen Ferkeln ohne externe Eisenversorgung. Eine erste Eiseninjektion wird innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt verabreicht, reicht jedoch nur für etwa 4 kg Wachstum. Viele Ferkel zeigen beim Absetzen Eisenmangel, was zu langsamerem Wachstum und schlechterer Immunität führt.

Studiendesign
Sechs weibliche Ferkelpaare wurden verwendet, um die mRNA-Expression nach einer oder zwei Injektionen von Eisen-Dextran zu bewerten. Alle Ferkel erhielten die erste Injektion innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt, die zweite Injektion erfolgte am Tag 7. Beim Absetzen wurden Leber- und Dünndarmproben entnommen und RNA-Sequenzierung durchgeführt.

Auswirkungen von Eiseninjektionen auf die Genexpression
Die Studie untersucht die Auswirkungen von Eiseninjektionen auf die Genexpression im Zwölffingerdarm (Duodenum) und in der Leber von Ferkeln. Es wurden dabei signifikante Unterschiede in der Genexpression festgestellt, die mit der Anzahl der Eiseninjektionen korrelieren. 435 Gene im Dünndarm zeigten signifikante Veränderungen durch die zweite Eiseninjektion. In der Leber wurden 362 Gene verändert.

Metabolische Veränderungen
Die Analyse ergab eine Herabsetzung der Gene, die mit Gluconeogenese und Lipidsynthese assoziiert sind. Eine signifikante Erhöhung der Gene, die mit der Vitamin D-Stoffwechsel-Pfad assoziiert sind, wurde festgestellt. Die Ergebnisse deuten auf eine verbesserte Futterverwertung und Wachstumsraten bei Ferkeln mit zwei Eiseninjektionen hin.

Die Studienautoren empfehlen nun weitere Untersuchungen, um die Zusammenhänge zwischen Eisenstatus und metabolischen Reaktionen in älteren Ferkeln und in anderen Geweben zu verstehen.

Studie**: Pierce, J.L. et al. (2025): Effects of a second iron dextran injection administered to piglets during lactation on differential gene expression in liver and duodenum at weaning. Journal of Animal Science 102 Link

Zuerst erschienen im E-magazin „Dr Hoftierarzt“ 3-2025