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Tierschutz in der Nutztierhaltung: kleine Wiederkäuer – 30. Deutscher Tierärztetag in Dortmund

Beim 30. Deutschen Tierärztetag in Dortmund befasste sich ein Arbeitskreis mit dem Thema „Tierschutz in der Nutztierhaltung“ und hier speziell mit den kleinen Wiederkäuern. Dr. Henrik Wagner (JLU Gießen) fasste im Anschluss eine ganze Reihe von Forderungen Schafe, Ziegen und Neuweltkameliden (NWK) betreffend zusammen.

Zuallererst forderten die Tierärzte den Gesetzgeber auf, bürokratische Hürden für die Zulassung von Medikamenten abzubauen und dem Therapienotstand bei den kleinen Wiederkäuern entgegenzuwirken.

Es komme etwa bei Geburten häufig zu gestörten Verläufen, sog. Dystokien. Dann bräuchten Tierärzte eigentlich ein Präparat, das die Gebärmutter zum Erschlaffen bringt, um Lämmer sicher ans Licht der Welt zu bringen. Clenbuterol aber sei nur für Rinder und Pferde zugelassen.

Ein Lamm zu extrahieren ginge meist noch, berichtete Dr. Wagner aus eigener Praxis. Aber bei Neuwelt-Crias, mit ihren sehr langen Hälsen und sehr langen Extremitäten, sei es höchst schwierig Verletzungen bei der Geburtshilfe zu vermeiden.

Ähnliches gelte für NSAIDs (nichtsteroidale Antirheumatika) bei der Schmerzbehandlung. Hier gebe es für die kleinen Wiederkäuer kaum zugelassene Präparate. Deshalb müssten Tierärzte Medikamente, die eigentlich nur für andere Tierarten zugelassen sind, umwidmen.

In solchen Fällen verhielten sich jedoch Tierhalter oft zögerlich, weil dann eine entsprechende Wartezeit einzuhalten sei. Insbesondere
Bio-Tierhalter überlegten oft zweimal, ob sie solche Medikamente anwenden wollen oder nicht, weil sich nach den Richtlinien ihrer Verbände die vorgeschriebenen Wartezeiten verdoppeln.

Auch seien in den letzten Jahren immer wieder gewisse Impfstoffe, etwa gegen Clostridien, gar nicht lieferbar gewesen. Sehe ein Impfplan diese aber in bestimmten Intervallen vor, könne es zu einer „Impflücke“ und damit zu vermeidbaren Verlusten kommen. Und das obwohl es innerhalb der EU andere vergleichbare Impfstoffe gibt, die in Deutschland aber aus gesetzlichen Gründen nicht verwendet werden dürfen.

Des Weiteren fordere die Tierärzteschaft einen Sachkundenachweis, bevor die Haltung von kleinen Wiederkäuern überhaupt aufgenommen wird, sowie verpflichtende jährliche Fortbildungen und dies auch für nicht gewerbsmäßige Haltungen. Auch gebe es gar keine Leitlinien oder Haltungsempfehlungen für Neuweltkameliden. Hier solle schnellstens Abhilfe geschaffen werden.

Weiter führte Dr. Wagner aus, es existiere zwar eine gesetzliche Vorgabe zur Einzeltierkennzeichnung von NWK, diese werde aber noch nicht umgesetzt. Auch sollten die Tiere in der HIT-Datenbank erfasst und in die Tierseuchenkasse aufgenommen werden. Ein NWK-Pass analog zum Equidenpass sei ebenfalls wünschenswert. Schließich fehlten Forschungsgelder für Schaf, Ziege und NWK um, einheitliche Zucht-Programme auf Gesundheitsmerkmale etablieren zu können.

Bundesländer in denen es noch keinen Tiergesundheitsdienst gibt, werden aufgefordert solche Stellen zu schaffen und mit qualifiziertem Personal – auch für kleine Wiederkäuer – auszustatten.

Es bräuchte darüber hinaus einen „Fachtierarzt für kleine Wiederkäuer“ und Weiterbildungsangebote nach einheitlichen Leitlinien. Hier seien die Tierärztekammern gefordert.

“Last but not least“ müssten die Organisationen der Tierärzteschafft zur Bedrohung von Nutztieren durch Wölfe und Luchse Stellung beziehen, um Nutztierhaltung in Deutschland auch für die Zukunft zu sichern.

Antibiotikaabgabe in Tiermedizin leicht gestiegen

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Polypeptidantibiotika auf niedrigstem Wert seit 2011, leichter Anstieg bei Fluorchinolonen und Cephalosporinen der 3. und 4. Generation

Die Menge der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika ist in Deutschland im Jahr 2024 leicht gestiegen. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden insgesamt 562 Tonnen Antibiotika an Tierärzte und weitere Empfänger abgegeben. Das ist ein Plus von 34 Tonnen (6,4 %) gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2011, dem ersten Jahr der Erfassung, beträgt der Rückgang 67 Prozent.

Von den 562 Tonnen (t) Antibiotika, die 2024 abgegeben wurden, entfallen wie in den Vorjahren die größten Mengen auf Penicilline (222 t) und Tetrazykline (113 t). Es folgen Sulfonamide (62 t), Makrolide (53 t), Aminoglykoside (37 t) und Polypeptidantibiotika (31 t).

© BVL
Von den Antibiotika, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Wirkstoffe mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen eingestuft werden (Highest Priority Critically Important Antimicrobials for Human Medicine), sind für Polypeptidantibiotika erneut geringere Mengen abgegeben worden als im Vorjahr (Colistin; 31 t; -7,4 %). Damit erreichten diese ihren bisher niedrigsten Wert seit dem Jahr 2011. Für die Fluorchinolone wurde ein leichter Anstieg der Abgabemengen um 0,2 t verzeichnet (+3,5 %). Auch die Abgabemenge von Cephalosporinen der 3. und 4. Generation stieg leicht um 0,1 t im Vergleich zum Vorjahr (+4,4 %).

„Trotz des geringen Anstiegs bewegen sich die Antibiotikaabgabemengen auf einem im Vergleich zum Jahr 2011 sehr niedrigen Niveau und haben sich stabilisiert. Die in Deutschland getroffenen Maßnahmen zum verantwortungsvollen Antibiotikaeinsatz sind wirksam und für die Human- und Veterinärmedizin von Bedeutung“, erklärt Prof. Dr. Gaby-Fleur Böl, Präsidentin des BVL.

Die gemeldeten Wirkstoffmengen lassen sich nicht einzelnen Tierarten zuordnen, da die Mehrzahl der Tierarzneimittel, welche diese Wirkstoffe enthalten, für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist.

Aufgrund gesetzlicher Änderungen werden seit dem Jahr 2023 nicht nur Antibiotika erfasst, die von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte abgegeben werden, sondern zum Beispiel auch an Apotheken, Veterinärbehörden und Hochschulen. Bedingt durch die Änderungen sind die erfassten Zahlen deshalb nur eingeschränkt mit denen der vorherigen Jahre (2011-2022) vergleichbar. Ein zuverlässiger Trend ist erst wieder in zukünftigen Jahren ableitbar.

Hintergrundinformation
Die Entwicklung und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen stellen eine globale Herausforderung in der Human- und Veterinärmedizin dar. Der Transfer von antibiotikaresistenten Bakterien und Resistenzgenen ist wechselseitig zwischen Mensch, Tier und Umwelt möglich.

Seit dem Jahr 2011 sind pharmazeutische Hersteller und Inhaber einer Großhandelsvertriebserlaubnis gesetzlich dazu verpflichtet, die Mengen an Antibiotika, die jährlich an Tierärztinnen und Tierärzte, sowie seit 2023 auch an weitere Empfänger gemäß § 45 Abs. 6 Nr. 1 Tierarzneimittelgesetz, in Deutschland abgegeben werden, zu melden. Diese Daten werden im Tierarzneimittel-Abgabemengen-Register (TAR) erfasst und durch das BVL validiert, ausgewertet und veröffentlicht.

Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) in Europa – Überblick und Impfsituation

Die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) ist eine durch Mücken übertragene Viruserkrankung, die Rinder betrifft und der Blauzungenkrankheit (BTV) virologisch und symptomatisch stark ähnelt. Beide Erkrankungen gehören zur Familie der Reoviridae und zur Gattung Orbivirus. In der EU wurde EHD erstmals 2022 in Italien nachgewiesen, gefolgt von Ausbrüchen in Spanien und Portugal im November desselben Jahres. Im Herbst 2023 erreichte das Virus Frankreich. Zwischen Juni 2024 und Mai 2025 wurden über 3.800 Ausbrüche registriert.

Die Übertragung erfolgt durch verschiedene Culicoides-Mückenarten, von denen etwa zehn als potenzielle Vektoren gelten. Besonders relevant ist Culicoides obsoletus, die auch in Nordeuropa weit verbreitet ist. Mücken legen täglich Distanzen von etwa 5 Kilometern zurück, können mit Rückenwind jedoch über 100 Kilometer fliegen und somit zur raschen Verbreitung des Virus beitragen, sogar über Meeresflächen, wie beispielsweise von Sizilien nach Spanien. Die Hauptaktivität der Mücken liegt in den wärmeren Monaten; im Süden Frankreichs reicht sie von Ende Januar bis in den späten Dezember.

Das Virus weist derzeit sieben bekannte Serotypen auf. In der EU ist aktuell Serotyp 8 aktiv, der vor allem bei adulten Rindern Krankheitserscheinungen verursacht. Zwischen den Serotypen besteht nur eine limitierte Kreuzimmunität. Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich fünf Tage (Spanne: 2 bis 10 Tage). Die klinische Ausprägung ist hochvariabel und reicht von subklinischen bis hin zu schweren Verläufen. Die Morbidität liegt bei etwa 10 %, die Mortalität bei etwa 1 %.

Klinisch ist EHD schwer von der Blauzungenkrankheit zu unterscheiden, da viele Symptome überlappen. Diese reichen von unspezifischen Allgemeinerscheinungen wie Fieber, Lethargie, Inappetenz und Milchleistungsabfall bis zu ausgeprägten Ödemen, Ulzerationen in Maul, Nase und Verdauungstrakt, Hyperämie der Konjunktiven und Schleimhäute, starkem Nasen- und Augenausfluss sowie Lungenödemen, Pleuraergüssen und hämorrhagischen Veränderungen in verschiedenen Organen. Eine Diagnose allein anhand der klinischen Symptome ist daher nicht möglich. Differentialdiagnosen umfassen unter anderem BTV, Maul- und Klauenseuche, infektiöse bovine Rhinotracheitis (BHV-1), Bovine Virusdiarrhöe/Mucosal Disease (BVD) sowie das bösartige Katarrhalfieber (OHV-2).

Die Diagnostik ist anhand der Klinik nicht möglich. Sie erfolgt über den direkten Erregernachweis, beispielsweise durch Virusanzucht oder PCR aus Blut- und Gewebeproben. Die Serotypisierung ist möglich, und PCR-Tests sind spezifisch für EHD, sodass keine Kreuzreaktionen mit BTV auftreten, das ist ein wichtiger Aspekt, insbesondere im Kontext von Exportuntersuchungen.

Zur Bekämpfung des EHD-Virus steht nun ein neuer Impfstoff zur Verfügung. Dieser wird Rindern ab einem Alter von zwei Monaten in zwei Dosen (je 4 ml, subkutan) im Abstand von drei Wochen verabreicht. Die Immunität beginnt 21 Tage nach Abschluss der Grundimmunisierung. Die Dauer der Immunität ist derzeit noch nicht bekannt. Der Impfstoff ist 18 Monate haltbar und kann nach Anbruch noch 10 Stunden verwendet werden. Es bestehen keine Wartezeiten für Milch oder Fleisch. Die Verpackungseinheit umfasst 25 Dosen (100 ml).

Die Impfsituation in Europa ist heterogen:
In Spanien, Portugal, den Niederlanden, der Schweiz sowie auf Guernsey und Jersey ist die Impfung freiwillig. Auch in Frankreich ist die Impfung freiwillig, wobei in bestimmten Regionen ein sogenannter Impfgürtel als Schutzzone eingerichtet wurde. Innerhalb dieser Zone werden die Impfkosten finanziell ausgeglichen. In Belgien besteht eine Impfpflicht für Rinder ab sechs Monaten, die bis September 2025 gilt; die Regierung übernimmt einen Teil der Kosten. Luxemburg setzt auf eine freiwillige, aber staatlich finanzierte Impfung als präventive Strategie. In Deutschland und Österreich ist die Impfung aktuell ebenfalls freiwillig.

Quelle: Der Hoftierarzt (auf Basis von Pressekonferenz-Unterlagen der Ceva Tiergesundheit GmbH)

Impfkonzept Prime-Boost von Boehringer Ingelheim verbessert Kälbergesundheit nachhaltig

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Trotz standardmäßiger intranasaler Impfung gegen Atemwegserkrankungen erkrankten Kälber in einem staatlichen Versuchsbetrieb regelmäßig an enzootischer Bronchopneumonie (EBP). Die betroffenen Tiere zeigten teils schwere Verläufe, lange Behandlungen und eine verzögerte Entwicklung.

Ein neuer Impfansatz brachte nun den Durchbruch: Im Rahmen eines Praxisversuchs wurde ein erweitertes Impfkonzept („Prime-Boost“) mit Impfstoffen der Firma Boehringer Ingelheim getestet. Die Kälber der Versuchsgruppe erhielten zunächst – wie bisher – bis zur 2. Lebenswoche eine intranasale Impfung gegen BRSV (Bovine Respiratory Synzytial-Virus) und das PI3-Virus (Bovine Parainfluenza 3). Zusätzlich folgten ca. in der 5. und 8. Lebenswoche zwei subkutane Injektionen mit einem inaktivierten Impfstoff, der dieselben Virusstämme sowie Mannheimia haemolytica enthält.

Das Ergebnis: Eine im Vergleich zur Kontrollgruppe – die nur die intranasale Impfung erhielt – signifikant höhere Gewichtszunahme von 7,9 kg bis zum Alter von fünf Monaten! Dies verdeutlicht die Wirksamkeit des erweiterten Impfkonzepts.

Der Versuch bestätigt eindrucksvoll den Nutzen der modernen Impfstrategie „Prime-Boost“ und zeigt: Die Kombination der intranasalen Impfung für schnellen Schutz und die Injektion für langanhaltenden Schutz bieten eine nachhaltige Immunisierung gegen die wichtigsten Erreger des Bovine Respiratory Disease (BRD)-Komplexes.

Weitere Informationen unter: https://www.vetmedica.de/atemwegserkrankungen

oder Dr. Andreas Steinbeck, Tel.: +49 – 151 68946711

Lumpy Skin Disease (LSD) in Europa – Die aktuelle Lage

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Die Lumpy Skin Disease (LSD) oder auch Knötchenkrankheit ist eine anzeigepflichtige Viruserkrankung bei Rindern, die durch Capripoxviren verursacht wird. Ursprünglich in Afrika und dem Nahen Osten endemisch, hat sich die Krankheit in den letzten Jahren zunehmend auch in Europa und Südostasien ausgebreitet. Die Übertragung erfolgt vor allem mechanisch durch blutsaugende Insekten (z. B. Stechmücken oder Bremsen), was insbesondere in den warmen Monaten ein erhöhtes Risiko für Ausbrüche bedeutet, da die Vektoren dann besonders aktiv sind.

Erste Fälle in der Region traten 2012 im Mittleren Osten auf, gefolgt von einem Ausbruch in Griechenland im Jahr 2015. Ein Jahr später, 2016, kam es zu einem großflächigen Seuchenzug in Südosteuropa. Von dort breitete sich LSD entlang des Balkans in nordwestliche Richtung aus. Durch umfassende Impfmaßnahmen in betroffenen Ländern wie Griechenland, Bulgarien, Nordmazedonien, Kosovo, Montenegro und Albanien konnte die Seuche bis Ende 2017 weitgehend unter Kontrolle gebracht werden. Auch in den Folgejahren wurden Impfprogramme fortgeführt, sodass nach dem letzten gemeldeten Ausbruch in der Türkei im Jahr 2021 vorübergehend keine weiteren Fälle in Südosteuropa auftraten, bis zum Mai 2025.

Parallel dazu kam es in mehreren südostasiatischen Ländern zu einem Anstieg der LSD-Fälle, was die zunehmende globale Ausbreitung des Virus unterstreicht. Am 23. Juni 2025 wurde schließlich der erste Fall in Italien (Sardinien) gemeldet, gefolgt von einem weiteren Ausbruch am 25. Juni in Norditalien (Mantua, Lombardei). Nur wenige Tage später, am 30. Juni 2025, meldete Frankreich seinen ersten LSD-Fall in der Region Savoie, nahe der Schweizer Grenze. Am 2. Juli 2025 folgten zusätzliche Ausbrüche auf Sardinien. Diese Entwicklungen deuten auf eine erneute, ernstzunehmende Ausbreitung in Südeuropa hin.

Typische Symptome bei infizierten Rindern sind Fieber und charakteristische knotige Hautveränderungen (Noduli), die meist an Kopf, Hals, Rücken sowie an Euter und Zitzen auftreten. Diese Hautveränderungen können auch unauffällig sein und nur durch Abtasten erkannt werden. Begleitend werden häufig Lymphknotenschwellungen, Nasen- und Augenausfluss sowie allgemeine Schwäche und Leistungseinbußen beobachtet. Besonders problematisch ist auch die Gefahr von Aborten bei tragenden Tieren. In vielen Fällen verläuft die Infektion jedoch auch subklinisch oder asymptomatisch, was die Diagnosestellung zusätzlich erschwert.

Bei Verdacht auf LSD ist sofort das zuständige Veterinäramt zu benachrichtigen. Verdachtsfälle sollten schnellstmöglich abgeklärt werden, um eine Weiterverbreitung zu verhindern. Für den direkten Erregernachweis eignen sich insbesondere Proben von betroffenen Hautstellen – etwa Krusten, Noduli, Hautstanzen oder Geschabsel. Ergänzend können Blutproben sowie Nasen- und Speicheltupfer verwendet werden. Alle Proben sind an das Nationale Referenzlabor (NRL) für LSD am Friedrich-Loeffler-Institut (Insel Riems, Greifswald) zu senden. Eine rasche Diagnostik und entschlossenes Handeln sind entscheidend, um die Ausbreitung dieser Tierseuche in Europa einzudämmen.

Die aktuellen Ausbrüche der LSD sind ca. 200 km von der deutschen Grenze entfernt. Das FLI schätzt das Risiko einer Einschleppung von LSD nach Deutschland derzeit noch als gering ein, sofern die Schutzmaßnahmen in den bisher betroffenen Ländern greifen. Hier der Link zur Risikoeinschätzung:

Quelle: Der Hoftierarzt, mit Informationen des Friedrich-Löffler-Institutes (FLI)

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/2025

Vielfältige Weiden – mehr Milch und weniger Methan?

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Weidemilch steht für artgerechte Tierhaltung und nachhaltige Landwirtschaft. Die Kühe verbringen den Großteil des Jahres auf der Weide und fressen vor allem frisches Gras oder Heu. Das hat auch Vorteile für die Umwelt: Dauergrünland fördert Biodiversität, schützt den Boden und bindet Kohlenstoffdioxid. Stark abhängig von Wetter und Vegetationsperiode, stehen Betriebe gleichzeitig vor Herausforderungen.

Produktiver soll die Haltung sein, wenn Weideland eine große Vielfalt an Gräsern, Kräutern sowie Leguminosen wie Klee und Lupinen aufweist. Mit einer Meta-Analyse auf der Grundlage verschiedener Studien hat ein Forschungsteam der Universität Göttingen diese Strategie überprüft. Das Ergebnis: Wie vielfältig das Weideland ist, wirkt sich laut Studie nicht auf die Milchproduktion aus und auch nicht auf die Emissionen des Treibhausgases Methan, das Kühe vor allem beim Rülpsen ausstoßen. Ein höherer Anteil an Leguminosen kann hingegen die Milchproduktion fördern. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Food and Energy Security veröffentlicht.

In der Meta-Analyse über 16 Studien verglichen die Forschenden Grasflächen mit vielfältiger Vegetation und weniger artenreiches Weideland im Hinblick auf die Milchproduktion und Methan-Emissionen der Kühe sowie den Nährwert des Futters. Dass dabei keine eindeutigen Zusammenhänge nachweisbar waren, kann auch methodische Gründe haben, wie Erstautor Dr. Martin Komainda aus der Abteilung Graslandwissenschaft der Universität Göttingen erklärt: „Zehn der Studien dauerten zehn Tage oder weniger. Die Primärproduktivität und der Nährwert von Grünlandflächen schwanken jedoch innerhalb von Jahreszeiten und zwischen Jahren. Um das besser zu berücksichtigen, braucht es mehr ganzjährige und mehrjährige Studien.“ Pflanzenarten, die sich auf die Methan-Emissionen auswirken könnten, kamen auf den untersuchten Flächen zudem kaum vor.

Einen Trend zeigt die Studie dennoch auf: Je mehr Leguminosen auf den Weideflächen wuchsen, desto höher war die Milchleistung der Kühe. Die artenreichen Weideflächen wiesen allerdings nicht deutlich höhere Anteile dieser Pflanzen auf als die Vergleichsflächen. Doch Artenvielfalt im Weideland lohnt sich, betonen die Forschenden: „Betriebe sollten die Vorteile vielfältiger Grünlandflächen im Hinblick auf die Gesamtproduktivität und Ökosystemleistungen berücksichtigen, anstatt unmittelbare Verbesserungen bei der Milchproduktion oder Methan-Reduktion zu erwarten.“

Die Studie wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat gefördert.

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen

Sicheres Futter für sichere Lebensmittel

Erfreuliche Resultate bei Tierfutterkontrollen
Wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) anlässlich des Internationalen Nutztiertages am 2. Oktober mitteilt, gab es bei den amtlichen Kontrollen der in Deutschland eingesetzten Futtermittel im Jahr 2024 nur geringfügige Beanstandungsquoten.

Im vergangenen Jahr haben die Überwachungsbehörden der Länder risikoorientiert in 14.317 Futtermittelbetrieben 16.880 Inspektionen durchgeführt. Dazu zählten sowohl Betriebe der Primärproduktion als auch Hersteller von Futtermitteln.

Bei diesen Kontrollen wurden insgesamt 13.362 Proben überwiegend von Futtermitteln für Nutztiere entnommen. Anschließend wurden sie unter anderem anhand von 52.786 Einzelbestimmungen auf unerwünschte Stoffe wie beispielsweise Dioxine, Mykotoxine und Schwermetalle untersucht. Zur Untersuchung auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln wurden 213.507 Einzelbestimmungen durchgeführt. Insgesamt betrug die Beanstandungsquote bei den Untersuchungen auf unerwünschte Stoffe sowie auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln weniger als zwei Prozent.

„Diese geringe Belastungsquote zeigt das hohe Niveau der Futtermittelsicherheit in Deutschland, und das wiederum ist eine wichtige Voraussetzung für die Erzeugung sicherer Lebensmittel“, kommentiert BVL-Präsidentin Prof. Dr. Gaby-Fleur Böl die Kernbefunde der Jahresstatistik und ergänzt: „Die Ergebnisse zeigen, wie wirksam die Kontrolle sowohl der Lebens- als auch der Futtermittel in Deutschland ist.“

Hintergrund
Die Kontrolle von Futtermitteln sowohl für lebensmittelliefernde Tiere als auch für Heimtiere wird in verschiedenen Rechtsvorschriften auf europäischer sowie auf nationaler Ebene geregelt. Für die Durchführung der Kontrollen sind in Deutschland die Überwachungsbehörden der Länder zuständig. Die Kontrollen erfolgen hierbei risikoorientiert und schließen auch Futtermittelimporte mit ein. Die Ergebnisse werden von den Ländern an das BVL berichtet und in einer Jahresstatistik zusammengestellt.

Grundlage der Kontrollen ist das Kontrollprogramm Futtermittel, das unter Beteiligung der Bundesländer, des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), des BVL und des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) jeweils für einen Zeitraum von fünf Jahren erstellt wird. Mit einem ziel- und risikoorientierten Ansatz dient es der Gewährleistung von sicheren Futtermitteln. Das Kontrollprogramm ist Bestandteil des Mehrjährigen Nationalen Kontrollplanes (MNKP).

Weiterführende Informationen
Weiterführende Informationen zum Kontrollprogramm Futtermittel finden Sie auf den Internetseiten des BVL und des BMLEH.

Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Bundesratsentschließung zum Tierschutz bei Tiertransporten

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Der Bundesrat hat am 26. September 2025 eine Entschließung zum Tierschutz bei Tiertransporten und dem Export von Nutztieren in Drittstaaten (außerhalb der EU) verabschiedet. Darin werden folgende Punkte hervorgehoben:

Tierschutz bei Tiertransporten
Der Bundesrat hebt hervor, dass es beim Export von Nutztieren in bestimmte Drittstaaten gravierende Tierschutzverstöße gegeben hat, die ohne geeignete Maßnahmen der Veterinärbehörden nicht verhindert werden können.

Er fordert die Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene für eine Regulierung einzusetzen, die sicherstellt, dass lebenden Nutztieren beim Transport in Drittstaaten keine schweren Tierschutzverstöße drohen.

Der Transport lebender Tiere in Drittländer sollte nur erlaubt sein, wenn das Drittland eine Erklärung zur Einhaltung des Gesundheitskodex der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) abgibt.

Regelungen und Veterinärbescheinigungen
Die Bundesregierung wird gebeten, konkrete Vorgaben zur Verbesserung des Tierschutzes beim Transport in Drittstaaten im Rahmen der Überarbeitung der EU-Tierschutz-Transportverordnung zu erarbeiten.

Eine bilaterale Abstimmung von Veterinärbescheinigungen für den Export von Wiederkäuern zu Zuchtzwecken soll erneut geprüft werden, da die Rücknahme dieser Bescheinigungen nicht zu einer Verbesserung des Tierschutzes geführt hat.

In den Veterinärbescheinigungen sollen Tierschutzkriterien festgelegt werden, um sicherzustellen, dass nur in Drittstaaten exportiert wird, die ein vergleichbares Tierschutzniveau einhalten.

Begründung und Notwendigkeit
Der Bundesrat betont die Notwendigkeit klarer und rechtssicherer Lösungen auf europäischer Ebene, um Tierschutzverstöße bei der Ausfuhr lebender Tiere zu verhindern.

Die EU sollte ermächtigt werden, bei festgestellten Tierschutzverstößen ein Untersuchungsverfahren einzuleiten und den Export in das betreffende Drittland zu untersagen, bis die Mängel behoben sind.

Die Verantwortung für die Einhaltung der Tierschutzstandards darf nicht allein auf die Wirtschaft abgewälzt werden; es sind verbindliche Regelungen erforderlich, um den Tierschutz zu gewährleisten.

Kommentar
Eine solche Initiative war längst überfällig. Mehrfach sind in der Vergangenheit Tierärzte solchen Transporten nachgefahren und haben schwere Verstöße gegen den Tierschutz dokumentiert. Egal ob LKW- oder Schiffstransporte – es wurden regelmäßig eklatante Missstände bezeugt, fotografiert und gefilmt.

Immer wieder widmeten sich in den letzten Jahren auch Referenten bei der TiHo-Tierschutztagung dem Thema und appellierten an politisch Verantwortliche in Deutschland und Europa endlich wirksam einzugreifen. So auch dieses Jahr: Dr. Alexander Rabitsch, Tierarzt aus Österreich, berichtete von seinen Erlebnissen, als er einem Rindertransport in die Türkei nachreiste.

Er zeigte Bilder von Fahrzeugen und Ställen an Zwischenstationen, deren Böden 20 cm hoch mit Exkrementen bedeckt sind. Darin stehen, liegen. sterben trächtige Kühe.

Transporte wurden an der türkischen Grenze nicht umgehend abgefertigt, LKW parkten stundenlang in der prallen Sonne und um die dort aufgeladenen Tiere kümmerte sich niemand. Der Tierarzt reiste sogar in die Türkei ein und dokumentierte den Weitertransport von Rindern in völlig ungeeigneten Fahrzeugen, mit viel zu geringer Deckenhöhe und dafür ohne Laderampe.

Man kann nur hoffen, dass die Initiative des Bundesrates Erfolg hat und schnellstens entsprechende Vereinbarungen mit den betreffenden Ländern getroffen werden. Von zentraler Bedeutung wird aber dann die Kontrolle sein: von Dokumenten zu Rastplätzen, Ruhepausen und Umladestationen, von Transportfahrzeugen und vor allem Kontrollen des Zustands der Tiere nach Eintreffen am Bestimmungsort. Optimal wäre es natürlich damit Kontrolleure des Ursprungslandes zu betrauen.

Und schließlich: Auch wenn in vielen muslimischen Ländern eine Betäubung grundsätzlich gestattet ist, erlaubt der WOAH-Kodex auch die Halal-Schlachtung („Bei einer Schlachtung ohne Betäubung muss die Fixierung den Kopf des Tieres festhalten und seinen Körper stützen.“). Vielerorts werden Rinder aber immer noch betäubungslos durch einen Schnitt durch Halsschlagader und Luftröhre getötet. Dr. Rabitsch legte in Hannover dazu schwer erträglichen Bildern aus der Türkei vor, die wir hier lieber nicht zeigen wollen.

Die Bundesrats-Drucksache 310/25 steht hier im PDF-Format bereit.

Den Gesundheitskodex für Landtiere der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) finden Sie hier.

Ein ausführlicher Bericht der Amtstierärztin Dr. Gabriele Fuchs zu ihren Erfahrungen mit Tiertransporten ist hier als Podcast abrufbar.

Tagung über Nachhaltigkeitsberichterstattung und Klimaschutzziele am 29.10.2025 in Göttingen

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Die Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit in der Land- und Ernährungswirtschaft steigen – und mit ihnen der Druck auf Betriebe, über ihre Klima- und Umweltauswirkungen zu berichten.

Was bedeutet das konkret für landwirtschaftliche Unternehmen?

Unsere Tagung – in Kooperation mit dem 3N Kompetenzzentrum – bringt Landwirtinnen und Landwirte, Unternehmen aus der Lebensmittelwirtschaft, Banken und Branchenvertretungen an einen Tisch. Gemeinsam wollen wir informieren, diskutieren und Impulse für tragfähige Lösungen geben.

Wann? Am 29.10.2025 von 10 bis 16 Uhr
Wo? Alte Mensa, Georg-August-Universität Göttingen

Freuen Sie sich auf die spannende Keynote von Erik Guttulsröd, Stellv. Geschäftsführer des DLG-Fachzentrums Landwirtschaft, und auf inspirierende Dialogrunden – für einen transdisziplinären Wissensaustausch und die kooperative Entwicklung von Lösungen.

Weitere Informationen zum Programm und direkt hier anmelden.

Quelle: Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen

Fraunhofer IDMT auf der Aquaculture Europe 2025: Intelligente akustische Überwachung fördert nachhaltige Aquakultur

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Das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT präsentiert ab heute und bis zum 25. September 2025 auf der internationalen Fachmesse für Aquakultur in Valencia (Spanien) ein System zur intelligenten akustischen Überwachung von technischen Anlagen der Aquakulturbetriebe. Ziel ist es, dass die Betriebe nachhaltiger und effizienter arbeiten und dass das Wohlbefinden der Tiere verbessert wird.

Weltweit gibt es schätzungsweise mehrere zehntausend Aquakulturbetriebe, die jährlich über 130 Millionen Tonnen Fisch produzieren. Durch ineffiziente Fütterung und technische Ausfälle entstehen erhebliche Umweltbelastungen und wirtschaftliche Verluste. Gerade in kreislaufbasierten Aquakulturanlagen, Netzkäfigsystemen und großen Fischzuchtbetrieben kann eine intelligente akustische Anlagenüberwachung entscheidend zur Effizienzsteigerung beitragen.

Mit Unterwassermikrofonen, sogenannten Hydrophonen, werden die Strömungsgeräusche von Wasserpumpen und Belüftungssystemen in Echtzeit direkt in den Fischhaltebecken aufgenommen. Diese Geräusche werden mit intelligenter Signalverarbeitung und Machine Learning-Algorithmen analysiert und automatisiert mit zuvor definierten Sollwerten abgeglichen.

Weichen die akustischen Muster von den erwarteten Signalen ab – etwa durch verstopfte Leitungen, defekte Pumpen oder veränderte Betriebsbedingungen – kann das System frühzeitig auf mögliche Störungen hinweisen. So lassen sich einerseits Beeinträchtigungen oder sogar Verluste in der Fischhaltung durch Schäden an den Pumpenanlagen vermeiden und andererseits die Zuverlässigkeit und Effizienz der technischen Infrastruktur steigern.

»Wer eine große Fischzuchtanlage betreibt, weiß, wie wichtig einwandfrei funktionierende Pumpen und Belüftungssysteme für den täglichen Betrieb sind. Unser akustisches Monitoring sorgt hier für mehr Sicherheit: Störungen sind früh hörbar, werden zuverlässig erkannt und man kann sofort Maßnahmen einleiten. Das spart teure Reparaturkosten. Und ganz besonders wichtig: unsere akustische Überwachung sorgt dafür, dass die Anlagen zuverlässig laufen und somit das Wohl der Tiere in den Aufzuchtanlagen sichergestellt wird«, erklärt Jakob Bergner, Projektleiter am Fraunhofer IDMT.

Neben der Überwachung der Pumpentechnik bietet die Technologie auch das Potenzial für die Überwachung des Verhaltens und des Gesundheitszustands der Fische. Dafür können die Geräusche der Tiere aufgenommen und mit Künstlicher Intelligenz ausgewertet werden.

Die akustische Analyse in Aquakulturbecken liefert neben Anlagenparametern auch Hinweise auf die Fütterungsaktivität, das Stress-Level oder mögliche Erkrankungen der Fische. So können anhand der Saug- und Schluckgeräusche während der Fütterung Rückschlüsse auf das Verhalten der Tiere gezogen werden – ohne Einsatz zusätzlicher Kameratechnik oder Eingriffe in die Anlage. Und auch an den Flossenschlägen und Wasserbewegungen kann festgestellt werden, ob die Fische in den Aquakulturanlagen ruhig und entspannt oder eher gestresst sind.

Die Analyse der akustischen Daten von Fischen bietet etwa einen wichtigen Hebel zur Optimierung der Fütterung: Übermäßige Fütterung in Netzgehegen (Marikultur) führt zu Umweltbelastungen, da überschüssiges Futter Nährstoffe ins Wasser abgibt und die Wasserqualität verschlechtert.

Durch gezieltes akustisches Monitoring und eine Anpassung der Fütterungsprozesse können zudem jährlich viele Tonnen Futter eingespart werden. Das senkt die Kosten, reduziert Umweltbelastungen und hilft gleichzeitig, Krankheiten durch Überfütterung zu vermeiden. »Mit unserem akustischen Überwachungssystem leisten wir also einen wichtigen Beitrag für eine effizientere Fischaufzucht und eine nachhaltige Aquakultur«, betont Jakob Bergner.

Besucherinnen und Besucher können die Technologie direkt am Stand 173 »Aquaculture@Fraunhofer« erleben. An einem interaktiven Demonstrator zeigen die Forschenden des Fraunhofer IDMT, wie technische Störungen an Pumpen und Belüftungssystemen in Echtzeit akustisch erkannt werden.

Quelle: Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT