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Hitze und Landnutzung: Bienen leiden besonders

In einer neuen Studie untersuchen Forschende der Universität Würzburg die Wechselwirkungen der wichtigsten Treiber des globalen Wandels auf Insekten.

Die Zahl und Vielfalt der Insekten ist weltweit rückläufig. Studien deuten darauf hin, dass sich ihre Biomasse seit den 1970er Jahren fast halbiert hat. Zu den Hauptursachen dafür gehören der Verlust von Lebensräumen – etwa durch Landwirtschaft oder Verstädterung – und der Klimawandel.

Diese Bedrohungen sind längst bekannt. Weniger bekannt ist, wie solche Faktoren des globalen Wandels zusammenwirken und wie sich ihre Auswirkungen auf diese Weise weiter verschärfen können. So könnten beispielsweise Insekten, die ihres natürlichen Lebensraums beraubt wurden, durch höhere Temperaturen in einer neuen Umgebung noch stärker beeinträchtigt werden.

Forschende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) haben genau diese gravierende Wechselwirkung an 179 Standorten in ganz Bayern untersucht. Die Studie ist Teil des Clusters LandKlif, das von Professor Ingolf Steffan-Dewenter im Bayerischen Klimaforschungsnetzwerk koordiniert wird. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences veröffentlicht.

Bienen sind besonders betroffen
Die Studie zeigt, dass Insekten aus verschiedenen trophischen Ebenen – die also verschiedene Rollen im Nahrungsnetz einnehmen – unterschiedlich auf die Kombination aus höheren Temperaturen und intensiverer Landnutzung reagieren. Besonders betroffen zeigten sich Bienen. Während Populationen in Wäldern gut mit der Hitze zurechtkamen, brach die Population ihrer städtischen Verwandten um 65 Prozent ein.

Wie auch uns Menschen machten den Tieren nicht nur die heißen Tage, sondern auch überdurchschnittlich warme Nächte zu schaffen. Sowohl Anzahl als auch Vielfalt der Bienen litt erheblich. „Die Tatsache, dass sich die nächtlichen Temperaturen so stark auf tagaktive Insekten auswirken, ist bedeutsam. Gerade, weil die durchschnittlichen Nachttemperaturen noch schneller steigen als die Tagestemperaturen“, erklärt die Biologin Dr. Cristina Ganuza.

Insekten, die in der Nahrungskette weiter oben stehen, kamen zwar besser mit der Hitze zurecht, hatten aber etwa in offenen landwirtschaftlichen Lebensräumen zu kämpfen. „Das kann sich negativ auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken, da Insekten, die zur natürlichen Schädlingsbekämpfung beitragen, in ähnlicher Weise betroffen sein dürften“, so Dr. Sarah Redlich weiter.

Besser erging es den Tieren dort, wo landwirtschaftliche Nutzflächen und naturbelassene Räume nebeneinander existieren.

Drei zentrale Erkenntnisse
Die Forschenden fassen ihre Ergebnisse in drei Kernpunkten zusammen:

  1. Wärmere Tagestemperaturen führen zu einer höheren Anzahl und Vielfalt von Bienen, allerdings nur in naturbelassenen Lebensräumen wie Wäldern und Wiesen. Die Erhaltung und Schaffung zusammenhängender natürlicher Lebensräume innerhalb landwirtschaftlicher und städtischer Gebiete ist daher von großer Bedeutung.

2) Höhere Nachttemperaturen führen zu einem geringeren Bienenreichtum in allen untersuchten Lebensraumtypen. „Diese bisher unbekannte negative Auswirkung der wärmeren Nächte auf tagaktive Insekten stellt eine neue Bedrohung dar. Es braucht weitere Forschung, um die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen aufzudecken“, erklärt Steffan-Dewenter.

3) Der Klimawandel und die Landnutzung stehen in Wechselwirkung zueinander, wirken sich aber auf Insekten an niedrigeren oder höheren Positionen in der Nahrungskette auf unterschiedliche Weise aus. „Ihre unterschiedlichen Reaktionen könnten die Nahrungsnetze und wichtige Ökosystemfunktionen wie Schädlingsbekämpfung und Bestäubung stören“, gibt Cristina Ganuza zu bedenken.

Kooperationspartner und Finanzierung
Die JMU-Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München, der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Universität Bayreuth durchgeführt. Gefördert wurde sie durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Veterinärmediziner:innen zwischen Berufs- und Privatleben

Die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Der Wunsch, beiden Lebensbereichen gerecht zu werden, ist für viele Menschen eine Belastungsprobe – bis hin zum Burn-out. Besonders anspruchsvoll ist die Work-Life-Balance in der Veterinärmedizin: Tierärzt:innen sind in der Regel von einer starken intrinsischen Motivation angetrieben, ihre tierischen Patienten bestmöglich zu betreuen. Genau das kann jedoch zu Konflikten mit dem eigenen Privatleben führen. Wie gehen Tierärzt:innen damit um, wenn Berufs- und Privatleben miteinander konfligieren? Eine aktuelle Studie der Vetmeduni liefert Einblicke.

Die Studie von Christian Dürnberger und Svenja Springer basiert auf qualitativen, halbstrukturierten Einzelinterviews mit 20 Tierärzt:innen, die sich auf Hospiz- und Palliativmedizin spezialisiert haben. Alle Interviewten verfügten über langjährige Erfahrung als Selbstständige; zudem ist die Spezialisierung unweigerlich mit unvorhersehbaren Notfällen verbunden. Insgesamt nahmen 18 Tierärztinnen und zwei Tierärzte teil.

„Ich bin nicht nur Tierärztin“
Zentrale Herausforderungen ergeben sich aus der Kollision beruflicher und privater Termine. Eine Tierärztin spricht beispielsweise von einem „Lotteriespiel“, wenn es darum geht, ob sich berufliche und private Pläne – wie ein Urlaub mit den Kindern – wie geplant umsetzen lassen. Eine Teilnehmerin beschreibt ihr Leben als ein ständiges „jonglieren (…) mit Kindern und Arbeit.“ Besondere Schwierigkeiten ergeben sich hierbei, wenn Tierbesitzer:innen „kein Verständnis dafür haben, dass ich nicht nur Tierärztin bin, sondern auch noch Mutter“, so eine Teilnehmerin. Eine essentielle Rolle kommt mit Blick auf die Dynamik zwischen Privat- und Berufsleben den Kommunikationstechnologien zu, lassen sie die Grenze doch immer mehr verschwimmen. So berichten einige Tierärzt:innen, dass sie per Handy oder Messenger-Dienst praktisch durchgehend erreichbar sind – auch nach Feierabend und an Wochenenden; und im Notfall klingelt dann das Handy.

Der Beruf kann jedoch nicht nur durch plötzliche Termine und Anrufe ins Private eindringen, sondern auch auf psychischer Ebene, beispielsweise, wenn Tierärzt:innen in ihrer Freizeit nicht „abschalten“ können, weil belastende Situationen aus ihrem Arbeitsalltag in ihnen nachhallen. „Häufig sind es nicht die Tiere, die diese belastenden Situationen hervorrufen“, erklärt Studienautor Christian Dürnberger vom MFI der Vetmeduni, „sondern die Schicksale ihrer Besitzer:innen, etwa, wenn diese in Armut leben oder einen geliebten Menschen verloren haben. In anderen Worten: Hört man den Tierärzt:innen zu, gewinnt man den Eindruck, als wissen sie so gut wie alles über ihre Kund:innen – und manchmal mehr, als sie eigentlich wissen wollen.“

Strategien, oder: „Ich mache es aus Überzeugung“
Mit Blick auf die Bewältigungsstrategien zeigt sich vor allem eines: Tierärzt:innen nehmen Abstriche in ihrem Privatleben (wie beispielsweise die ständige Erreichbarkeit) bewusst in Kauf, wenn sie überzeugt davon sind, damit im besten Interesse der Tiere zu handeln. Eine Tierärztin hält exemplarisch fest: „Wenn ich (…) ein Tier (…) ein Leben lang begleitet habe, dann möchte ich (…) nicht, dass es an seinem letzten Tag irgendwo in eine Klinik oder in eine Notpraxis muss.“ Gleichzeitig werden in den Interviews bewusste Strategien der Abgrenzung deutlich: Tierärzt:innen überlegen genau, wem sie in welcher Situation ihre Handynummer geben, halten konsequent das „Sie“ in der Kommunikation mit den Tierbesitzer:innen aufrecht und wahren stets – auch mental – eine professionelle Distanz. In einem Zitat heißt es hierzu: „Es ist ein enges Vertrauensverhältnis, […] aber wir sind nicht befreundet. Das ist ein Unterschied.“

Striktere Grenzen
Schließlich legen die Daten nahe, dass negative Erfahrungen mit mangelnder Work-Life-Balance zu strikterer Grenzziehung zwischen Berufs- und Privatleben führen. „Die hohe Identifikation mit dem Beruf birgt die Gefahr der Überforderung“, so Dürnberger. „Die Tierärzt:innen schildern, dass sie erst lernen mussten, mehr auf sich selbst zu achten.“ Eine Interviewpartnerin sagt hierzu: „Die Versuchung ist groß, wenn man was wirklich gerne macht […], dass man sich dann einfach […] übernimmt [und] 24 Stunden für den Klienten und seine Tiere da sein möchte – und das geht nicht.“ Eine Tierärztin hält fest: Es braucht „Selfcare, Selfcare, Selfcare. Wir sind auch (…) wertvoll, sonst können wir keine wertvolle Arbeit leisten.“

„Boundary work“ als Teil der Veterinärmedizin
In der Wissenschaft spricht man von „boundary work“, also von der „Grenzarbeit“ zwischen Privat- und Berufsleben. Der Begriff „Arbeit“ verdeutlicht, dass es bewusste Entscheidungen und kontinuierliche Anstrengung erfordert, die Erwartungen beider Lebensbereiche abzuwägen – eine Aufgabe, die nie endgültig abgeschlossen ist, sondern immer wieder neu bewältigt werden muss. Christian Dürnberger und Svenja Springer plädieren dafür, angehende Tierärzt:innen frühzeitig darauf vorzubereiten, dass „boundary work“ ein essentieller Bestandteil des veterinärmedizinischen Alltags ist – und genau das wird im Rahmen des Curriculums der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Pflichtfach „Angewandte Ethik“ versucht: „Wir diskutieren mit den Studierenden, mit welchen Herausforderungen Tierärzt:innen im echten Leben tatsächlich konfrontiert sind und wie sie mit diesen Konflikten umgehen. Dazu gehören selbstverständlich auch Fragen zu den Spannungen, die zwischen Privat- und Berufsleben entstehen können.“ Vor diesem Hintergrund sehen sie weiteren Forschungsbedarf: „Unsere qualitative Studie liefert erste Einblicke. Zukünftige Untersuchungen sollten Konflikte und Strategien repräsentativ analysieren, denn gerade aus der Praxis können angehende Tierärzt:innen wichtige Impulse gewinnen.“

Grenzen ziehen, damit Berufung nicht zur Belastung wird
Die Untersuchung reiht sich in die breitere Debatte über die Herausforderungen der Work-Life-Balance ein und legt nahe, dass besonders Menschen, die sich stark mit ihrem Beruf identifizieren, Schwierigkeiten haben, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Diese Grenzen entstehen nicht von selbst, sie müssen aktiv gezogen werden – und das ist ein Lernprozess, der zwar herausfordernd sein kann, aber langfristig unerlässlich für eine echte Balance ist.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

Kostenfreier Diagnostik-Check für Kälber – Boehringer Ingelheim unterstützt Tierhalter

Um die Kälbergesundheit noch weiter zu fördern, bietet Boehringer Ingelheim ab sofort einen kostenlosen Kälbergesundheitscheck für alle landwirtschaftlichen Betriebe an. Ziel ist es zu kontrollieren, ob die Kälber ausreichend Antikörper über das Kolostrum aufgenommen haben. Denn sicher kann man nur sein, wenn man den Eiweißanteil im Blut bestimmt.

Der Wert des Gesamteiweiß im Blut sollte dabei > 58 g/l liegen, damit das Kalb ausreichend versorgt ist und eine gute Abwehr hat. Liegt der Wert darunter muss die Kolostrumqualität, die Kolostrummenge und der Zeitpunkt der Fütterung dringend hinterfragt werden.

Diesen Check sollte man mindestens einmal jährlich bei 3 bis 10 Kälbern (bis zum 7. Lebenstag) zur präventiven Gesundheitsförderung mit Ihrem Tierärzte-Team durchführen. Haben die Kälber oft Durchfall oder Atemwegsprobleme, kann die Wurzel allen Übels im Kolostrummanagement liegen.

Zur Aktion vom 15.5. bis 30.6.2025 gelangen Sie hier.

Quelle Boehringer Ingelheim

E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 2/2025 erschienen!

„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 2/2025 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet folgende Themen:

• Aktuelles Interview: Legehennen wurmfrei halten

• Kokzidiose bei Geflügel: Ursachen, Folgen und Behandlung der Erkrankung

• „Schlupf im Stall“ versus „Schlupf in Brüterei“: Effekte des Schlupfortes auf Broiler

• Reduzierung von Hitzestress in Milchviehställen durch aktive Belüftung

• Antahi Colostrum Bags: Kälber gut versorgen CoolFoss®: Effektives Hitzemanagement für Kühe

• Guter Start für Sommerkälber

• Discovery Collector: Stallreinigungsroboter für (halb)geschlossene Stallböden

• Kompakttrog Bovicup 610: Für die Bullenmast

• Interview: Der Stall der Zukunft: Wie sieht er aus?

• Kratzmatte: Mehr Tierwohl – MS MegaDes Novo: Gründliche Desinfektion

Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt 1 x registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail „OK“ klicken und gleich kostenfrei downloaden und lesen!

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Tierarzneimittelmarkt Deutschland 2024

Im Rahmen der jährlichen Frühjahrsveranstaltung und Mitgliederversammlung stellte der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) die aktuelle Marktanalyse für 2024 vor und forderte die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit am Wirtschaftsstandort Deutschland als ein Kernanliegen der Tiergesundheitsunternehmen. Immer detailliertere regulative Anforderungen, bürokratische Hürden und politische Unsicherheiten belasten die Branche. Um auch künftig die pharmazeutische Versorgung von Tieren und notwendige Innovationen sicherzustellen, ist es für die veterinärpharmazeutischen Unternehmen zentral, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland und Europa zu stärken und deutlich zu verbessern. Das stabile Wachstum des Tiergesundheitsmarktes im Jahr 2024 mit einem erstmaligen Gesamtumsatz von über einer Milliarde Euro belegt die Bedeutung der Branche für das Wohl der Gesellschaft und die Unterstützung der Tierhalter.

Im vergangenen Jahr stand die Tiergesundheitsbranche vor vielfältigen Herausforderungen und dynamischen Entwicklungen. Das geschäftspolitische Umfeld in der veterinärpharmazeutischen Branche wurde geprägt durch regulatorische Diskussionen und Anpassungen, Tierseuchenausbrüche sowie durch wirtschaftliche und politische Unsicherheiten.

„Zentrale Forderungen unseres Verbandes an die neue Bundesregierung sind die Stärkung von Prävention durch Impfungen und Diagnostik, die Straffung und Vereinfachung von Genehmigungs- und Zulassungsverfahren, der Abbau von Bürokratie und die Überwindung nationaler Sonderwege sowie innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Wirtschaft“ unterstreicht Frau Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin des BfT.

Erneut war die Innovationskraft der Tiergesundheitsbranche Garant für die Versorgung mit sicheren und wirksamen Impfstoffen gegen einen neuauftretenden Serotyp des Blauzungenvirus und konnte so die Initiative des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Impfung unterstützen.

Thematisch standen insbesondere die Tierarzneimittelgesetzgebung, die Umsetzung neuer regulatorischer Vorgaben und deren Auswirkungen auf die Branche sowie das Tiergesundheitsrecht im Fokus der Verbandsarbeit. Europäisch wie national setzte sich der BfT dafür ein, die EU-weit einheitliche Umsetzung der Verordnungen zu Tierarzneimitteln und Arzneifuttermitteln sicherzustellen und negative Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Tiergesundheitsprodukten zu reduzieren. Zusätzlich interferieren Umweltgesetzgebung und Chemikalienrecht zunehmend mit der Fachgesetzgebung. Ebenso müssen die Unternehmen stetig mehr Vorgaben aus dem regulativen Umfeld beachten; darunter verschiedene europäische Rechtsvorhaben, wie die Verpackungsverordnung, die Wasserrahmenrichtlinie, die Lieferkettenrichtlinie, und die Produkthaftungsrichtline mit ihren nationalen Umsetzungen.

Die Chancen der digitalen Transformation für Veterinärmedizin und pharmazeutische Industrie sowie Potentiale für mehr Nachhaltigkeit in der landwirtschaftlichen Tierhaltung durch eine verbesserte Tiergesundheit waren bedeutende Schwerpunkte für den Verband. Ergebnisse einer Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover im Auftrag des BfT belegen den Zusammenhang von Tiergesundheit und nachhaltiger Lebensmittelproduktion nachdrücklich.

Tierarzneimittelmarkt 2024
Mit einem Wachstum von 8,7% auf 1.048,4 Mio EUR überschritt der Gesamtumsatz erstmal die Milliardengrenze. Das Verhältnis von Kleintier- zu Nutztiersegment verschob sich mit 39,4% zu 60,6% leicht in Richtung Nutztier.

Bei den Teilmärkten entfielen 462,8 Mio EUR (+8,7%) bzw. 44,1% auf pharmazeutische Spezialitäten, 22,7% bzw. 237,9 Mio EUR (+7,7%) auf Impfstoffe, 19% bzw. 199,1 Mio EUR (+13,7%) auf Antiparasitika sowie auf Antiinfektiva 14,2% bzw. 148,6 Mio EUR (+3,8%).

Im Segment der Spezialitäten trugen Schmerzmedikamente 123,8 Mio EUR (+9,8%) bei, Therapeutika gegen Hauterkrankungen 60,5 Mio EUR (+15,2%) sowie Medikamente gegen Herz-Kreislauferkrankungen 34,6 Mio EUR (+7,9%).

Das Marktwachstum wird getragen durch eine regelmäßige Gesundheitsvorsorge, insbesondere für das ältere Haustier, sowie durch positive Entwicklungen in der Prävention, vor allem bei Nutztieren. Im Nutztiersegment wirken sich zudem Impfungen gegen die Blauzungenkrankheit bei Rindern und Schafen sowie notwendige flankierende Behandlungen und Bekämpfungsmaßnahmen gegen virusübertragende Gnitzen aus.

Wie bei anderen Infektionskrankheiten werden hier Erfolge durch konsequentes Monitoring, frühzeitige Erkennung und nachhaltige Impfungen erzielt. Erfreulich ist daher, dass mit Stabilisierung der Schweine- und Geflügelbestände nach Seuchengeschehen im Vorjahr die Krankheitsvorbeuge wieder ihren Stellenwert erlangt hat.

Bei Antiinfektiva ist der Einfluss der gesetzlichen Vorgaben bei der Verschiebung der oralen Medikation von festem Futter auf Wasserapplikation erkennbar. Das Wachstum im Antiparasitikasegment zeigt den steigenden Bedarf an regelmäßiger Parasitenkontrolle. Durch höhere Temperaturen breiten sich Zecken und Mücken stärker in gemäßigte Breiten aus, weshalb Tierhalter verstärkt auf zielgerichteten, verantwortungsvollen Schutz setzen.

Die regelmäßige Gesundheitsvorsorge ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Krankheiten und unterstützt Tiere bis ins hohe Alter. Dazu zählen chronische Leiden wie Arthrose, Nierenerkrankungen, Diabetes sowie Haut- und Herz-Kreislauferkrankungen. Die besondere Betreuung älterer Tiere spiegelt sich deutlich im Bereich der Spezialitäten wider.

Um auch künftig eine regelmäßige Versorgung der Tiere und die notwendigen Innovationen sicherzustellen, ist es aus Sicht der veterinärpharmazeutischen Branche essenziell, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland und Europa zu stärken und deutlich zu verbessern.

Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit e.V.

FBN veröffentlicht Positionspapier zur Weidehaltung von Milchkühen

Das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) hat sein erstes Positionspapier zur Weidehaltung veröffentlicht. Unter dem Titel „Zukunft Milchvieh & Weidehaltung“ zeigt das Positionspapier die nachgewiesenen Vorteile und Potenziale, die praktischen Herausforderungen und Lösungsansätze für mehr Weidehaltung sowie politische Handlungsempfehlungen auf.

Im Positionspapier werden u.a. die Wirkungen der Weidehaltung auf Tiergesundheit, Klimaschutz und Biodiversität beleuchtet. Das Papier stellt fest: Weidehaltung bietet nachweisliche Vorteile, etwa durch geringere Krankheitsraten, ein besseres Tierwohl und positive Effekte auf Artenvielfalt und Kohlenstoffbindung.

Aus Sicht des FBN erfordert die Umsetzung einer weidebasierten Tierhaltung jedoch strukturelle Anpassungen in der Agrarförderung sowie weitere Forschung, insbesondere zur Integration moderner Technik, zur Futterversorgung unter Klimawandelbedingungen und zum Management von Wiedervernässungsflächen. Auch die Ausbildung in Landwirtschaft und Tierhaltung müsse gestärkt werden.

„Die Weidehaltung steht an der Schnittstelle von Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz“, so die Autor:innen. „Ihr Potenzial kann nur durch systemische Veränderungen voll ausgeschöpft werden.“

Das vollständige Positionspapier ist auf der Website des FBN abrufbar.

Quelle: Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)

EU-Parlament stuft Schutzstatus des Wolfes herab

Bundesminister Rainer: „Wölfe rechtssicher entnehmen, bedeutet Weidehaltung stärken“

Das Europäische Parlament hat heute beschlossen, den Schutzstatus des Wolfs in der EU-Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (sogenannte Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) herabzusetzen. Damit wird eine zuvor beschlossene Änderung des Berner Übereinkommens in europäisches Recht umgesetzt, wonach der Schutzstatus des Wolfs Ende vergangenen Jahres von „streng geschützt“ auf „geschützt“ geändert wurde.

Dazu erklärt der Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, Alois Rainer: „Für viele Bäuerinnen und Bauern ist die Weidehaltung gelebte Tradition und zugleich aktiver Beitrag zum Natur- und Klimaschutz sowie zum Erhalt der Kulturlandschaft. Diese wertvolle Form der Tierhaltung darf nicht durch wachsende Wolfsbestände gefährdet werden. Das heutige Votum des Europäischen Parlaments ebnet den Weg für einen praktikablen Umgang mit dem Wolf. Wir werden nun national für klare und praktikable Regeln sorgen, die den Herdenschutz voranbringen und den Bundesländern rechtssichere Entnahmen ermöglichen. Nur wenn die Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter darauf vertrauen können, dass ihre Tiere geschützt sind, kann die Weidehaltung erhalten bleiben.“

Hintergrund:
Die Wolfsbestände in Europa sind in den letzten zehn Jahren stark gewachsen – von 11.200 Tieren im Jahr 2012 auf über 20.300 im Jahr 2023. In Deutschland leben derzeit 209 Wolfsrudel, vor allem in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen. Parallel dazu häufen sich Konflikte mit der Landwirtschaft: Jährlich werden in Europa rund 65.500 Nutztiere, überwiegend Schafe und Ziegen, von Wölfen gerissen, zum Teil trotz der weiterhin wichtigen Schutzmaßnahmen wie Zäunen und Herdenschutzhunden.

Quelle: BMEL

Amtstierärzte in Sorge um ihre Sicherheit – Immer wieder Angriffe auf Kontrollpersonal

Der jüngste Angriff auf zwei Kontrolleurinnen in Gelsenkirchen, bei dem beide mit einem Messer angegriffen und verletzt wurden, rückt das Thema „Gewalt gegen Kontrollpersonal“ erneut in den Fokus der Teilnehmerinnen am 42. Internationalen Veterinärkongress des BbT in Bad Staffelstein. „Es ist zwar lobenswert, dass sich mittlerweile auch der Bundestag mit diesem Thema beschäftigt und das BMI eine Studie dazu initiiert hat, aber wir brauchen jetzt schon ein breites Bewusstsein für die Prävention bei den Kreisen und kreisfreien Städten“, so die Präsidentin des BbT, Dr. Christine Bothmann. „Das stete Risiko für unsere Leute, bei ihrer für unser aller Sicherheit erforderlichen Tätigkeit angegriffen zu werden, erfordert auch Konsequenzen bei der Personalplanung. Wir brauchen mittlerweile Kontrollteams aus mindestens zwei Personen, bei denen eine stets die Kontrollsituation im Blick haben muss.“ so Bothmann weiter: Der BbT werde sich in seinem Fortbildungsangebot zukünftig vermehrt der Eigensicherung des Kontrollpersonals und der konsequenten Erfüllung der Fürsorgepflicht durch Arbeitgeber zuwenden.

Darüber hinaus widmet sich der BbT auf seinem 42. Internationalen Veterinärkongress in Bad Staffelstein den Themenkomplexen Lebensmittel, Tiergesundheit und Tierschutz in verschiedenen Vorträgen.

Quelle: Bundesverband der beamteten Tierärzte e.V. (BbT)

Premiere: Erster Tierschutztag an der TiHo

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten Forschungsprojekte unter dem Motto „Tiere für Tiergesundheit“ vor.

Von der Überwachung der Wanderrouten und Habitate von Wildtieren über die Ausbildung von Spürhunden, die Corona-Infektionen an Geruchsproben erkennen, bis hin zu künstlichen Miniaturdärmen vom Schwein, die im Labor entstehen – an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf verschiedenen Fachgebieten für die Tiergesundheit. Am Donnerstag, 24. April 2025 stellten die Forschenden ihre Projekte während des ersten Tierschutztags der TiHo in Vorträgen und Poster-Präsentationen der Öffentlichkeit vor. Sie gewährten dabei Einblicke in ihre Forschungsfelder, präsentierten Projekte zum Ersatz von Tierversuchen in der Wissenschaft sowie Forschungsarbeiten zur Verbesserung des Tierwohls. Außerdem hielt Niedersachsens Landestierschutzbeauftragte Dr. Julia Pfeiffer-Schlichting einen Gastvortrag zu aktuellen Tierschutzthemen.

„Die TiHo nimmt den diesjährigen Internationalen Tag des Versuchstiers am 24. April zum Anlass, um die Vielfalt ihrer Forschungsinitiativen zur Stärkung des Tierschutzes und zur Verbesserung des Tierwohls vorzustellen“, fasste Professor Dr. Bernhard Hiebl, Tierschutzbeauftragter der TiHo, das vielfältige Programm des ersten Tierschutztages zusammen. „Wir möchten damit die Arbeit unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Mittelpunkt stellen und zeigen, welche Rolle Tiere in der Forschung für die Tiergesundheit einnehmen.“

Dabei geht es auch um Fortschritte bei der Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen. Drei Preisträger des Symposiums 2024 des Virtuellen Zentrums für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (VZET) der TiHo stellten ihre Projekte in Vorträgen vor.

Forschung im Zeichen der Zeit
Tim Christer aus dem Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie berichtete, wie es möglich ist, ohne Tierversuche die Wechselwirkungen von Implantaten mit Blut zu testen. Nicht nur die Gesellschaft wird immer älter, sondern auch unsere Tiere erreichen dank der besseren tiermedizinischen Versorgung oft ein höheres Alter. Medizinprodukte wie künstliche Hüftgelenke, Herzschrittmacher oder Stents werden für den Menschen entwickelt und getestet. Aber sind diese Implantate auch mit dem Blutkreislauf von Tieren verträglich? Christer ist auf der Suche nach einem Schlüsselmolekül, damit Forschende diese Fragestellungen in Zukunft ohne Tierversuche beantworten können.

Herzzellen aus der Petrischale
Dr. Verena Jung-Schroers aus der Abteilung für Fischkrankheiten und Fischhaltung der TiHo zeigte schlagende Herzzellen, die sie in der Petrischale kultiviert. An diesen voll funktionsfähigen Zellen können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie sie auf Viruskrankheiten oder Umweltstressoren reagieren – ganz ohne den Einsatz lebender Fische. Solche organähnlichen Mikrostrukturen, sogenannte Organoide, entstehen im Labor aus Stammzellen und entwickeln sich unter geeigneten Kulturbedingungen zu dreidimensionalen Gewebemodellen. Diese ähneln in Aufbau und Funktion bestimmten menschlichen oder tierischen Organen und können Tierversuche in einigen Fällen ersetzen.

Pascal Benz PhD erstellt im Labor künstliche Schweine-Därme als Ersatz für Tierversuche – Foto TiHo

Dreidimensionale Darm-Modelle
Ein weiteres Organoid steht in der Forschungsgruppe des Instituts für Physiologie und Zellbiologie im Fokus: Pascal Benz, PhD, präsentierte Miniatur-Därme vom Schwein, die im Labor gezüchtet werden. Besonders bei landwirtschaftlichen Nutztieren ist die Gesundheit des Verdauungssystems von großer Bedeutung. Das Institut der TiHo forscht an Fragestellungen, wie Nährstoffe vom Darm in den Körper gelangen und prüft, welche Möglichkeiten und Grenzen das Organoid-Modell in der Wissenschaft bietet.

Diese drei ausgezeichneten Forschungsprojekte spiegeln das in der Forschung etablierte 3R-Prinzip wider: Replace, Reduce, Refine – das Ersetzen, Reduzieren und Verbessern von Tierversuchen. Es zielt darauf ab, Tierversuche möglichst zu vermeiden, ihre Anzahl zu verringern und die Belastung für Tiere so gering wie möglich zu halten. An der TiHo beschäftigt sich das VZET mit der Entwicklung von Methoden nach dem 3R-Prinzip. Es fördert Arbeitsgruppen-übergreifende Kooperationen und die Bündelung von 3R-Aktivitäten der verschiedenen Einrichtungen – sowohl in der Forschung als auch in der Lehre.

Wissenschaft für Biodiversität und One Welfare
Darüber hinaus präsentierten die TiHo-Forscherinnen aus dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung wissenschaftliche Projekte, die dem Schutz von Wildtieren und der Erhaltung der Biodiversität dienen. Dazu zählt das Telemonitoring zur Kontrolle des Auswilderungserfolgs von Wildtieren, wie Dr. Natalie Steiner in ihrem Beitrag berichtete, sowie die Überwachung von Wildtierpopulationen mithilfe moderner Technologien, die Dr. Luca Aroha Schick vorstellte. So werden zum Beispiel Seehunde und Kegelrobben an der Küste Schleswig-Holsteins gefangen, tiermedizinisch untersucht, beprobt und teilweise mit Sendern ausgestattet, um Daten zur Habitatnutzung und zum Verhalten der Tiere zu gewinnen. „Diese wissenschaftlichen Untersuchungen sind ein genehmigungspflichtiger Tierversuch“, erklärte Hiebl. „Aber: Sie liefern den Forschenden wichtige Informationen für den Wildtierschutz.“

Auch die Forschung zur Gesundheit von Mensch und Tier – insbesondere im Bereich der Zoonosen – wurde thematisiert. Am Beispiel des bei Kamelen vorkommenden MERS-Virus zeigte Professorin Dr. Asisa Volz, Institut für Virologie und Research Center for Emerging Infections and Zoonoses, wie ein Impfstoff für Tiere und Menschen gemeinsam entwickelt werden kann. Professor Holger Volk, PhD, Klinik für Kleintiere, stellte vor, wie Spürhunde für die Diagnostik eingesetzt werden können und welche Grenzen ihr Einsatz hat. Das Projekt „Schlupf im Stall“ von Dr. Birgit Spindler aus dem Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie diente als Beispiel für die Forschung zum Tierwohl bei Nutztieren und zeigte die Vielfalt der damit verbundenen wissenschaftlichen Fragestellungen auf.

„Die TiHo beschäftigen die vielfältigsten Forschungsthemen der Tiergesundheit und des Tierwohls. Im Sinne der One-Welfare-Strategie haben sie das Ziel, eine moderne Tiermedizin zur Verbesserung der Lebensqualität von Tier und Mensch in einem gesunden Ökosystem zu entwickeln“, so Professor Dr. Gerhard Breves, Direktor i.R. des Instituts für Physiologie und Zellbiologie der TiHo.

Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Erster Bericht über EU-weiten Verkauf und Einsatz antimikrobieller Mittel bei Tieren

Erstmals haben alle 27 Länder der Europäischen Union sowie Island und Norwegen Daten zum Verkauf und zur Verwendung von Antibiotika in der Tiermedizin erhoben und veröffentlicht. Die Ergebnisse werden im ersten jährlichen Überwachungsbericht der Europäischen Union zum Verkauf und zur Verwendung von Antibiotika in der Veterinärmedizin (ESUAvet) vorgestellt. Die Daten decken das Jahr 2023 ab und markieren den Beginn einer regelmäßigen Erhebung, die zu jährlichen Berichten führen wird.

Verkaufsdaten
Der Verkauf von Antibiotika für Nutztiere machte 98 % des gesamten EU-Verkaufs von Tierarzneimitteln mit antibiotisch wirksamen Substanzen aus. Die meistverkaufte Antibiotikaklasse für Nutztiere waren Penicilline, gefolgt von Tetracyclinen und Sulfonamiden. Laut der von der Ad-hoc-Expertengruppe der EMA entwickelten AMEG-Kategorisierung von Antibiotika zur Verwendung bei Tieren für einen umsichtigen und verantwortungsvollen Einsatz entfielen etwa 65 % der gesamten EU-Verkäufe an zur Lebensmittelerzeugung genutzte Tiere auf Substanzen der Kategorie D (die nach Möglichkeit als Erstlinienbehandlung eingesetzt werden sollten), 29 % auf Substanzen der Kategorie C (die nur in Betracht gezogen werden sollten, wenn es in Kategorie D keine Antibiotika gibt, die klinisch wirksam sein könnten) und 6 % auf Substanzen der Kategorie B (die in der Humanmedizin von entscheidender Bedeutung sind, deren Verwendung bei Tieren jedoch eingeschränkt werden sollte, um das Risiko für die öffentliche Gesundheit zu minimieren).

Daten zur Verwendung
Im Jahr 2023 wurden Daten zur Verwendung von Antibiotika für vier wichtige lebensmittelliefernde Tierarten erhoben: Rinder, Schweine, Hühner und Puten. Tierärzte spielten eine Schlüsselrolle bei der Datenerhebung, da sie von 16 Berichtsländern als alleinige Datenlieferanten ausgewählt wurden. Die übrigen 13 Berichtsländer nutzten neben Tierärzten auch andere Datenlieferanten, darunter Apotheken, Futtermittelfabriken, Landwirte bzw. Züchter und Einzelhändler.

Dies ist das erste Mal, dass Daten zur Verwendung in der gesamten EU erhoben wurden. Viele Länder befinden sich noch im Aufbau oder der Verbesserung ihrer Datenerhebungssysteme für den Einsatz antimikrobieller Mittel. Daher waren die für 2023 freigegebenen Daten nicht vollständig und genau genug, um mit der Meldung quantitativer Informationen zu beginnen. Die Mitgliedstaaten sind entschlossen, ihre Systeme zur Datenerhebung zur Verwendung zu konsolidieren, um Genauigkeit und Abdeckung zu erhöhen. Diese Initiative hat bereits eine enge Zusammenarbeit zwischen den Berichtsländern gezeigt, da diejenigen mit Erfahrung in der Datenerhebung zum Einsatz antimikrobieller Mittel Beratung und Unterstützung anboten und so ein produktives und kollaboratives Umfeld förderten.

Plattform für Verkauf und Anwendung antimikrobieller Mittel (ASU)
Der ESUAvet-Bericht basiert auf dem Projekt „European Surveillance of Veterinary Antimicrobial Consumption“ (ESVAC), einer freiwilligen Initiative nationaler Behörden und der EMA zur Erhebung zuverlässiger Verkaufsdaten in ganz Europa über einen Zeitraum von zwölf Jahren. In diesem Zeitraum konnte ein Rückgang der Verkäufe von Tierantibiotika um 50 % beobachtet werden. Dies ist auf die gemeinsamen Anstrengungen der Länder zurückzuführen, die die Daten bereitstellten und nationale Strategien zur Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs entwickelten, sowie auf die Bemühungen von Praktikern und Landwirten vor Ort.

Die ESVAC-Initiative erwies sich als so erfolgreich, dass sie im Rahmen der EU-Gesetzgebung formalisiert und erweitert wurde und nun auch die obligatorische Datenerhebung über Verkauf und Anwendung antimikrobieller Mittel bei Tieren umfasst. Die Mitgliedstaaten melden ihre Daten der EMA über die ASU-Plattform, ein zentrales System zur Standardisierung und Optimierung der von den Ländern übermittelten Daten.

Die in den jährlichen ESUAvet-Berichten über die ASU-Plattform gesammelten Daten werden dazu beitragen, Trends beim Antibiotikaverbrauch bei Tieren genauer und detaillierter zu ermitteln. So können Entscheidungsträger die zunehmende Komplexität der Antibiotikaresistenz bewältigen und geeignete Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier in Europa ergreifen.

Link zur Originalmeldung und weiteren Informationen

Quelle: EMA