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Staub aus dem Kuhstall hilft Asthma und Allergien vorzubeugen

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Für Kleinkinder wirkt er von Geburt an wie ein schützendes Elixier vor Asthma und anderen Allergien: der Staub aus dem traditionellen Kuhstall. Was genau diese Wirkung vermittelt, interessiert die Forschung brennend. Doch die Entschlüsselung im Sinne der Allergievorbeugung ist ein langwieriger Prozess, der jetzt aber einen weiteren Schritt vorangekommen ist: Forscherinnen und Forscher am Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums haben analysiert, wie Zellen des Immunsystems auf Stallstaub reagieren und so zum „schützenden Farmeffekt“ beitragen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „Allergy“ veröffentlicht.

Die Hygiene-Hypothese ist in der Wissenschaft mittlerweile etabliert. Tenor: Das kindliche Immunsystem sollte vor allem in den Vorschuljahren „trainiert“ werden durch regelmäßigen Kontakt mit bestimmten „guten“ Mikroorganismen. Das Immunsystem muss lernen, nicht übermäßig zu reagieren und keine harmlosen Substanzen anzugreifen oder sich gegen körpereigene Strukturen zu richten.

Forscherinnen des Dr. von Haunerschen Kinderspitals des LMU Klinikums München haben nachgewiesen, dass vor allem der häufige und kontinuierliche Kontakt kleiner Kinder mit der Bauernhofumgebung, im Speziellen mit dem Staub aus dem Kuhstall, vorbeugend wirkt. Dort aufwachsende Kinder bekommen zum Beispiel deutlich weniger Asthma als solche, die in der Stadt leben. Basierend auf diesen Erkenntnissen epidemiologischer Studien erforschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in ihren Labors weltweit die Grundlagen dieses Phänomens.

Was verändert sich im Immunsystem durch Stimulation mit Stallstaub?
Zum einen wollen sie wissen, welche konkreten Substanzen, respektive Mikroorganismen den Schutzeffekt auslösen. Zum anderen interessiert sie, was genau sich im Immunsystem verändert, damit es keine körpereigenen oder harmlosen Strukturen angreift und eine gesunde Balance des Immunsystems hergestellt wird. In diesem Sinne ist ein Team um Prof. Dr. Bianca Schaub jetzt einen großen Schritt vorangekommen. Sie haben in einem Zellkulturansatz im Labor verschiedene Immunzellen des Blutes mit Stallstaub stimuliert.

Studie zeigt: Stallstaub beeinflusst das Immunsystem von bereits an Asthma erkrankten Kindern
„Dabei konnten wir zeigen, dass bei Kindern mit manifestem Asthma bestimmte Zellen des angeborenen Immunsystems nach Stimulation mit Farmstaub reduziert werden“, sagt Studien-Erstautorin Claudia Beerweiler, „wohingegen Subgruppen von Zellen des erworbenen Immunsystems vermehrt sind, darunter B-Zellen und bestimmte T-Helferzell-Populationen. Außerdem sind bestimmte Moleküle reduziert, die mit Entzündung, Zelltoxizität, Antigenpräsentation und speziellen T-Helferzellen in Verbindung stehen. Zelltoxizität ist die Fähigkeit bestimmter Substanzen oder Mikroorganismen, Zellen zu schädigen oder zu zerstören. Antigenpräsentation ist ein zentraler Prozess bei einer Abwehrreaktion, bei dem Strukturen von Mikroorganismen bestimmten Immunzellen erkennbar gemacht werden.

Antientzündlicher Effekt bereits in früheren Studien nachgewiesen
„Wir wissen mittlerweile, dass das angeborene Immunsystem in der Allergieentstehung und auch in der Prävention viel zentraler ist, als wir über Jahrzehnte dachten“, so Bianca Schaub, Professorin der LMU an der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, mit Schwerpunkt Kinderpneumologie und Allergologie am LMU Klinikum. Frühere Arbeiten zeigten bereits, dass der Schutz durch Bauernhofstaub über einen antientzündlichen Effekt vermittelt wird.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie unter Beteiligung der LMU-Forscherin Prof. Dr. Erika von Mutius, stellte sich heraus, dass in Stäuben aus dem Kuhstall Transportproteine, sogenannte Lipokaline, enthalten sind. Sie modulieren die Funktion des menschlichen Immunsystems. Zwei dieser Substanzen kommen in Stallstaub deutlich erhöht vor.

Erkenntnisse eröffnen neue Wege für die Therapie erkrankter Kinder
So reiht sich ein Baustein an den anderen, um das Geheimnis des Stallstaubs zu lüften. Das Ziel der Forschenden ist klar: Die nützlichen Substanzen zu identifizieren und sie all jenen Kindern zukommen zu lassen, die nicht auf dem Bauernhof leben – in welcher Form wird derzeit untersucht. Auch welche Zielgruppe von Kindern man so behandeln könnte, muss noch genau untersucht werden. „Die Tatsache, dass die Stimulation mit Stallstaub die Immunreaktionen im Labor sogar bei erkrankten Asthmatikern modulieren kann“, sagt Bianca Schaub, „eröffnet möglicherweise auch neue Wege für die Therapie bereits symptomatischer Kinder.“

Quelle: Klinikum der Universität München

Schweinefleisch bleibt Exportgut Nummer 1

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Wie viele Tonnen Fleisch und Milch werden in Deutschland produziert? Wie sehen die Betriebsstrukturen aus, wie die Nachfrage nach bestimmten Produkten? Umfassende Informationen dazu liefern seit 2017 die Thünen-Steckbriefe zur Nutztierhaltung. Die Steckbriefe werden jährlich aktualisiert. Die jetzt erschienenen Neufassungen berücksichtigen Daten bis zum Jahr 2023, in einzelnen Bereichen auch bis 2024, für die Bereiche Milch, Schweine, Rinder und Geflügel. Die Aquakultur folgt in den nächsten Wochen.

Die Gesamtproduktion von Milch ist in den vergangenen Jahren praktisch konstant geblieben, obwohl die Zahl der Betriebe zurückgegangen ist. Produziert wurden im Jahr 2023 rund 32,6 Millionen Tonnen Milch. Deutschland bleibt damit der größte Produzent in der EU. Die Produktion von Fleisch ist hingegen seit 2016 rückläufig. Die gesamte Fleischproduktion in Deutschland betrug 2023 nur noch 5,93 Millionen Tonnen (inklusive Innereien sowie Schlachtnebenerzeugnissen). Das entspricht zwar dem Wert des Vorjahres. Im Vergleich zu 2022 wurde jedoch ein Rückgang um 425.000 Tonnen bzw. sieben Prozent verzeichnet. Der größte Teil des Fleisches entfiel mit 4,185 Millionen Tonnen noch immer auf Schweine, gefolgt von Geflügel und Rindern.

Produktion, Verbrauch und Exporte in den einzelnen Tierkategorien haben sich unterschiedlich entwickelt. So war die Produktion von Geflügelfleisch in den vergangenen Jahren sehr dynamisch. Die Rindfleischproduktion stagniert hingegen seit Jahren und liegt bei einer Million Tonnen. Während die Produktion von Schweinefleisch bis 2016 stetig angestiegen ist, verläuft sie seither rückläufig. Bis 2024 sanken Produktion und Bestände um 25 Prozent. Zurückzuführen ist dies aller Wahrscheinlichkeit nach auf die seit längerem schwierige Marktsituation etwa durch die Afrikanische Schweinepest und die COVID-Pandemie, die gestiegenen Energie- und Futterkosten, den Arbeitskräftemangel, aber auch die geänderten Verbrauchsgewohnheiten und Unsicherheiten im Hinblick auf die künftige Tierwohl- und Umweltpolitik.

Trotz der schwierigen Situation ist Schweinefleisch weiterhin mit großem Abstand Exportgut Nummer eins. Aufgrund des weitgehenden Rückgangs der Exporte in Drittländer wurde es fast ausschließlich innerhalb der EU gehandelt. Insgesamt ist Deutschland beim Fleisch nach wie vor ein Nettoexporteur, allerdings in den vergangenen drei Jahren mit leicht rückläufiger Tendenz.

Der Pro-Kopf-Verzehr an Fleisch betrug 2023 in Deutschland 52 Kilogramm. Der Pro-Kopf-Verbrauch belief sich auf 70 Kilogramm. Dazu zählen neben der Menge für den menschlichen Verzehr auch die Nutzung in der Heimtiernahrung und die industrielle Verwertung. Beide Werte sind gegenüber dem Vorjahr weiter leicht zurückgegangen.

Die Steckbriefe greifen bewusst nicht die vielfältigen Diskussionen zum Thema Tierhaltung auf. Sie liefern aber einen fachlichen Beitrag, um eben diese gesellschaftliche und politische Diskussion über den Status quo und die Zukunft der Nutztierhaltung in Deutschland auf einer soliden Informationsbasis führen zu können. Die Steckbriefe zur Tierhaltung sowie Angaben zu Märkten, Beständen, Produktion, Betriebsstrukturen, regionaler Verteilung, Handel und Wirtschaftlichkeit bietet das Thünen-Institut auf seiner Webseite an.

Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Kreislaufwirtschaft – Regionale Futterinsekten für Masthühner

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Von Laura Schneider und Nathalie Stöhr, Technische Hochschule Bingen

Der Wunsch nach ressourceneffizienteren Wertschöpfungsketten, insbesondere in der Tierhaltung, erfordert neue und nachhaltige Erweiterungen in etablierten Systemen. Ein zentraler Ansatzpunkt für mehr Nachhaltigkeit in der Tierhaltung ist die Tierernährung und im Speziellen die Erzeugung einzelner Futtermittel. Die Herkunft der Futtermittel verursacht den größten Teil des Emissions-Fußabdrucks in der Tierhaltung. Deswegen sind Lösungen gefragt, wie der Emissions-Fußabdruck der Tierernährung reduziert werden kann.

Der Einsatz von Insekten als Futtermittel für Schweine, Geflügel und in der Aquakultur gewinnt zunehmend an Bedeutung. Möglich wurde dies durch die Änderung der EU-Verordnung (2021/1372), welche die Fütterung von tierischem Protein an Nutztiere (ausgenommen Wiederkäuer) wieder ermöglicht.

Insekten sind aufgrund ihres hohen Protein- und Fettgehalts und einer Aminosäurezusammensetzung, die der von Sojabohnen ähnelt, ein interessantes Futtermittel für Monogastrier. Insekten müssen zudem, anders als etwa Sojabohnen, nicht importiert werden, sondern können vor Ort in vertikalen Anbausystemen produziert werden. Lange Transportwege entfallen somit.

An der Technischen Hochschule (TH) Bingen forscht die Arbeitsgruppe um Prof. Georg Dusel über das Potential sogenannter „Futterinsekten“, speziell der Larven der Schwarzen Soldatenfliege (BSFL, Hermetia illucens). Neben Projekten zur Fütterung von Insekten als natürliches Futtermittel für Geflügel und Schweine werden auch verschiedene Futtersubstrate auf ihre Eignung zur Mast der Larven erforscht. Die BSFL lassen sich auf Basis von Koppelprodukten der Lebensmittel- und Agrarproduktion produzieren. Das ist ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft.

Regional aufgezogene Insekten als Nutztier
In den Projekten an der TH Bingen sind die Larven der Schwarzen Soldatenfliege eine innovative Erweiterung in der Wertschöpfungskette. Aufgrund der breiten Plastizität des Verdauungstraktes und einer effektiven Körperphysiologie der Larven sind diese Insekten in der Lage, bisher meist unvollständig genutzte Ströme aus der Lebensmittelproduktion in hochwertiges Protein und Fett zu veredeln. Sie haben dadurch das Potential, große Mengen an organischen Reststoffen zu verwerten, die ansonsten unkontrolliert deponiert und somit u.a. das Klimagas Methan emittieren würden.

Die Agrarwissenschaftler stellten in den Studien fest, dass auch die „Futterinsekten“, wie Menschen und andere Nutztiere, einen bestimmten Bedarf an Nährstoffen, wie Kohlenhydrate, Stickstoffquellen, Mineralien und Wasser haben. So zeigen die Larven die besten Wachstumsleistungen auf Futtersubstraten mit ca. 75 % Wasser und 14 % Rohprotein. Hierbei erreichen die Larven einen Futteraufwand (kg Futter auf Basis von Nebenprodukten pro kg Zuwachs Larvenbiomasse) von Faktor 1,2 bei einer Larvenkörpertrockenmasse von 30 %. Die „Mastphase“ in den Versuchen betrug sieben Tage.

Die mit einem Mix, bestehend aus Mühlennebenprodukten, Altbrot, Grassilage, Schlempen und Trester gefütterten Larven zeigten gleiche Leistungen wie die mit teurem Geflügelmastfutter gefütterten Larven. Ein Ergebnis der Arbeitsgruppe: Das in der Futtermittelbranche übliche Optimieren mit den verschiedenen oftmals saisonal anfallenden Koppelprodukten scheint für eine zukunftsfähige bedarfsgerechte Insektenernährung unumgänglich und macht ein „Upcycling“ erst effizient möglich.

Qualitätskontrolle Larven
Lebende Insekten sind als Einzelfuttermittel (für Heimtiere, Schweine, Aquakultur und Geflügel) zugelassen. Die Futtermittel-Verordnung regelt die Verwendung lebender Insekten jedoch bisher nicht. Die gesetzlichen Vorgaben, dass ein Futtermittel sicher sein muss, steht auch bei lebenden Insekten an erster Stelle. Die Fütterung von toten, unverarbeiteten Insekten ist nicht zugelassen. In einer Studie der TH-Bingen und der Uni Bonn wurde die Vitalität und Lagerfähigkeit unter Beachtung der sensorischen und hygienischen Eigenschaften der Larven, über einen Zeitraum von 9 Tagen nach der Larvenernte untersucht.

Die Ergebnisse zeigten, dass lebende BSFL nach der Ernte unter luftdichten Bedingungen bei einer konstanten Temperatur von 8 °C bedenkenlos 6 Tage lang haltbar sind. Durch eine geeignete Qualitätskontrolle (ähnlich einer Fleischbeschau) könnten die Larvenprodukte charakterisiert und in Qualitätsstufen eingeordnet werden.

Larven der Schwarzen Soldatenfliege als Futtermittel für Monogastrier
Die TH-Bingen beschäftigt sich in ihren Forschungsprojekten mit den Möglichkeiten und Grenzen zum Einsatz von BSFL beim Geflügel (Legehennen und Masthühner) sowie Schweinen (insbesondere Ferkel) und untersucht dabei neben den allgemeinen Leistungsparametern auch die Auswirkungen auf das Tierwohl und die Tiergesundheit sowie die Qualität der tierischen Produkte.

In der Natur sind Insekten ein natürlicher Bestandteil der Geflügelernährung und bieten das Potenzial, das Wohlergehen der Tiere zu verbessern. Neben der Möglichkeit der Nutzung als natürliches Beschäftigungsmaterial versorgen die Larven die Hühner (und andere Monogastrier) mit zusätzlichen hochwertigen Nährstoffen (vgl. Tabelle 1).

In einer Studie der TH-Bingen wurde beispielsweise die ernährungsphysiologische Eignung der Fütterung lebender Larven an Mastgeflügel untersucht: Die Hälfte von insgesamt 72 Tieren erhielten zusätzlich zur konventionellen ad libitum-Fütterung eines Getreide-Soja-basierten Mastfutters lebende BSF-Larven gefüttert. Den Eintagsküken wurden bis zum 21. Lebenstag 5 % der erwarteten täglichen Trockenmasseaufnahme als lebende Larven zugefüttert. Vom 21. bis 42. Lebenstag wurde die Menge auf 10 % erhöht. Dabei wurde zu Beginn 1x täglich frische Larven gefüttert, ab Tag 21 wurde die Menge auf 2 Portionen pro Tag aufteilt.


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Pro-Tipp! Webinar mit Prof. Dr. Frank Mitlöhner am 3. 12. 2024: Typisch Livestock: Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg

Fleisch, Eier und Milchprodukte werden weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der weltweiten Ernährung sein. Zeitgleich zur steigenden Nachfrage durch eine wachsende Weltbevölkerung nimmt der Druck zu, die Umweltauswirkungen der Lebensmittelproduktion zu reduzieren.

Das Webinar „Typisch Livestock – Zukunftsfähige Nutztierhaltung: Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg“, zu dem die Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH alle Interessenten einlädt, welche die Zukunft der Landwirtschaft und Tierhaltung im Bereich Schwein, Rind und Geflügel mitgestalten wollen, bietet eine hervorragende Gelegenheit, sich mit aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätzen in der nachhaltigen Tierhaltung auseinanderzusetzen. Prof. Dr. Frank Mitlöhner von der University of California in Davis ist ein international anerkannter Experte auf diesem Gebiet. Er wird neue Einblicke in Umweltauswirkungen der Tierhaltung geben und aufzeigen, wie sich die Branche auf eine zunehmend umweltbewusste Zukunft vorbereiten kann.

Das Webinar findet statt am 3. Dezember 2024 von 19 bis 21 Uhr. Das Webinar wird aufzeigen, dass es keine Pauschallösung für die Nachhaltigkeit bei der Abdeckung des globalen Bedarfs an tierischem Protein gibt, sondern dass es eines ganzen Werkzeugkastens bedarf, die verschiedenen Produktionssysteme und Anforderungen zukunftsfähig zu gestalten.

Die Teilnahme an diesem Webinar ist kostenlos. Anmeldung hier.

Weitere Informationen hierzu geben Ihnen gerne:
• Dr. Heike Hufen, Geflügel, Tel.: +49 (172) 7330987
• Herbert Heger, Schwein Nord, Tel.: +49 (178) 2905020
• Markus Hellenschmidt, Schwein Süd, Tel.: +49 (151) 68967979
• Steinbeck Andreas, Rind West, Tel.: +49 (151) 68946711
• Sebastian Hofsommer, Rind Ost, Tel.: +49 (151) 17955078

Quelle: Boehringer Ingelheim

Initiative Tierwohl: Innovationspreis Tierwohl zum vierten Mal verliehen

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* Innovationspreis Tierwohl verleiht Innovationspreis Tierwohl an drei schweinehaltende Betriebe
* Tim Friedrichs, Dirk Sandering sowie Stefanie Friebel und Jan Gumpert erhalten die Auszeichnung

Die Initiative Tierwohl (ITW) zeichnete am Donnerstagabend in Berlin zum vierten Mal Landwirte für ihre innovativen Leistungen in Sachen Tierwohl mit dem Innovationspreis Tierwohl aus. Durch die Verleihung führte Moderator Jörg Thadeusz, der sich zutiefst beeindruckt von den Beiträgen der Preisträger zeigte.

Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Platz belegte Tim Friedrichs für sein Stallkonzept, das viele innovative Einzelmaßnahmen, wie etwa eine selbstgebaute Kühlung für seine Schweine und eine „Wohnzimmerbeleuchtung“ für Ferkel, so aufeinander abgestimmt hat, dass insgesamt ein hohes Tierwohl-Niveau im Stall erreicht wird.

Dirk Sandering nahm den mit 7.000 Euro dotierten zweiten Preis in Empfang. Sein Stallkonzept setzt ein ökologisches Kreislaufsystem um, bei dem unter anderem fast völlige Energieautarkie des Stalles entsteht. Auch dieses Konzept hat auf innovative Art und Weise ein erhöhtes Tierwohl-Niveau im Stall zur Folge. Bei seinem Strohstall mit Einstreuroboter hat er nicht nur das Tierwohl der Tiere im Blick, sondern auch die Arbeitsqualität seiner Mitarbeiter.

In dem Stall der Genießergenossenschaft Sachsen mangelt es den Schweinen an nichts: Viel Platz, Stroh, eine automatische Fütterungsanlage und beheizte Liegeflächen sorgen für ein gutes Stallklima. Ein unmittelbar angrenzendes Schlachthaus erspart den Tieren am Ende ihres Lebens einen langen Transport. Jan Gumpert hat mit der Genießergenossenschaft ein Modell geschaffen, durch das der Wunsch nach Fleischgenuss und der Anspruch von mehr Tierwohl ineinandergreifen. Stefanie Friebel, die für das Stallmanagement verantwortlich zeichnet, und Jan Gumpert nahmen den mit 5.000 verbundenen dritten Preis entgegen.

Weitere Informationen zu den Gewinnern so wie ein Video zur Preisverleihung finden Sie hier.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

Milchfieber verstehen und vorbeugen

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Von Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.

Neben der Ketose gehört Milchfieber zu den wichtigsten Stoffwechselerkrankungen unserer Milchkühe. Der bei unseren Hochleistungskühen plötzlich auftretende massive Bedarf an Kalzium für die Milchbildung bringt vor allem ältere Kühe rasch an das Limit dessen, was an Kalzium aus den Knochen mobilisiert werden kann.

Was ist Milchfieber?
Milchfieber (auch Hypokalzämie oder Gebärparese) entsteht durch einen Kalziummangel im Blut. Kalzium wird im Körper unter anderem für eine normale Funktion der Muskulatur benötigt. Daher kommt es bei Milchfieber zunächst zu einem unsicheren, schwankenden Gang. Im Verlauf der Erkrankung kommen die Kühe dann zum Festliegen, oft mit zur Brust eingeschlagenem Kopf. Liegen die Kühe erst einmal fest, können sie nur noch durch eine Infusion behandelt werden, durch die Kalzium direkt ins Blut zugeführt wird. Unbehandelt führt Hypokalzämie innerhalb von wenigen Stunden zum Tod. Die Kosten eines klinischen Milchfieberfalles liegen bei etwa 350 €. Hier kommen zu den Tierarztkosten noch verminderte Milchleistung (bis zu 2000 l weniger in der betroffenen Laktation), Fruchtbarkeitsstörungen und vermehrte Anfälligkeit für andere Erkrankungen hinzu.

Wie kommt es zur Hypokalzämie?
Die Milchkuh muss ihren Stoffwechsel mit der Abkalbung abrupt von einer Ruhephase auf eine Hochleistungsphase umstellen. Der hohe Gehalt an Kalzium, der die Milch unter anderem für den Menschen so interessant macht, wird hier zum Problem für die Kuh. Vor der Kalbung und bevor die Bildung der Biestmilch einsetzt, benötigt sie insgesamt für sich und das heranwachsende Kalb nur etwa 4 bis 5 g Kalzium pro Tag. Im Gegensatz dazu werden mit jedem Liter Biestmilch 2,3 g Kalzium ausgeschieden, mit der Milch nach der Biestmilchphase ca. 1,2 g pro Liter. Der rasch verfügbare Pool von Kalzium in Blut und Gewebe ist mit ca. 16 bis 20 g sehr begrenzt und daher rasch erschöpft. Die verstärkte Freisetzung von Kalzium aus den Knochen und die Steigerung der Aufnahme aus dem Darm wird durch Hormone gesteuert. Das „Hochfahren“ dieses Systems benötigt ein bis zwei Tage, bis es richtig läuft. Mit zunehmendem Alter tun sich Kühe mit dieser Umstellung immer schwerer, so dass das klassische Festliegen eher bei Kühen mit mehreren Laktationen vorkommt.

Sind nur festliegende Kühe ein Problem?


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Fall von Geflügelpest im Landkreis Aurich – Putenzuchtbetrieb betroffen – Biosicherheitsmaßnahmen einhalten

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In einem Putenzuchtbetrieb mit rund 8.400 Tieren im Landkreis Aurich wurde die Geflügelpest festgestellt. Die amtlichen Proben wurden im Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) positiv auf das hochpathogene aviäre Influenza-Virus des Subtyps H5N1 getestet. Darauf macht das niedersächsische Landwirtschaftsministerium (ML) aufmerksam. Der Landkreis Aurich hat die erforderlichen Schutzmaßnahmen eingerichtet und führt Untersuchungen in Nachbarbetrieben durch. Die Tiere werden entsprechend den Vorgaben des EU-Tiergesundheitsrechts tierschutzgerecht getötet. Es handelt sich um den ersten Fall in Niedersachsen seit Juli dieses Jahres.

Das ML appelliert an die niedersächsischen Betriebe, die Biosicherheitsmaßnahmen unbedingt strikt einzuhalten. Tierhalterinnen und Tierhalter, die Auffälligkeiten (zum Beispiel vermehrte Todesfälle oder eine verminderte Futter- und Wasseraufnahme) in ihrem Bestand bemerken, sollten sich umgehend beim Veterinäramt melden. Bisher gab es 2024 drei Ausbrüche der Geflügelpest in niedersächsischen Betrieben: Im Januar wurde die anzeigenpflichtige Seuche in einer Hühnerhaltung im Landkreis Emsland und in einer Legehennen-Freilandhaltung im Landkreis Northeim sowie im Juli in einem Legehennen-Betrieb in der Grafschaft Bentheim festgestellt. Bei Wildvögeln wurden der jüngsten Nachweise in Niedersachsen im Oktober bei einem Sturmvogel auf der Insel Baltrum im Landkreis Aurich und im November bei einem Schwan in der Region Hannover festgestellt. Im Jahr 2023 waren insgesamt 17 Betriebe mit rund 220.700 Tieren betroffen.

Hintergrund:
Das hochpathogene aviäre Influenzavirus vom Subtyp H5 zirkuliert inzwischen ganzjährig im Wildvogelbestand und verursacht bei Geflügel die so genannte Vogelgrippe (Geflügelpest). In den Vereinigten Staaten wurde eine Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus bei Milchkühen festgestellt. Einen Impfstoff gibt es derzeit nicht. Das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hatte als Reaktion auf die Feststellungen 213 Tankmilchproben aus niedersächsischen Milchviehhaltungen auf aviäres Influenzavirus untersucht. Dabei wurde das Virus nicht nachgewiesen.

Weltweit wurde das hochpathogene aviäre Influenzavirus zudem mehrfach bei wildlebenden Säugetieren nachgewiesen. Diese vermehrten Nachweise könnten darauf hindeuten, dass sich das Virus besser an Säugetiere anpasst. In Niedersachsen werden seit 2023 in einem Monitoring wild lebende Prädatoren wie zum Beispiel Füchse, Waschbären und Marder auf Influenzaviren untersucht. Bei sechs Füchsen wurde im Jahr 2023 eine Infektion mit dem hochpathogenen aviären Influenzavirus Subtyp H5 nachgewiesen. In diesem Jahr wurde das Virus bislang nicht nachgewiesen. Es ist jedoch weiterhin davon auszugehen, dass die Influenzaviren aufgrund der hohen Viruslast in der Wildvogelpopulation auch auf Säugetiere übertragen werden können, die intensiven Kontakt zur Wildvögeln haben. Das ML macht vor diesem Hintergrund darauf aufmerksam, dass Fälle bei Säugetieren weiterhin intensiv und sehr aufmerksam beobachtet werden müssen. Das LAVES hat in Kooperation mit der Tierärztekammer Niedersachsen daher im Sommer ein Projekt gestartet, bei dem eine mögliche Anpassung des Virus an Säugetiere verfolgt werden soll. Untersucht werden Tupfer-Proben von Katzen, die sich im Freien aufhalten und dadurch Kontakt zu Wildvögeln haben könnten. Das LAVES und die Tierärztekammer bitten die praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte in Niedersachsen um Unterstützung dieses Projekts und die Einsendung von entsprechenden Proben.

Weitere Informationen zur Vogelgrippe.

Eine Hilfestellung für die Optimierung der betrieblichen Biosicherheit bietet das „Niedersächsische Biosicherheitskonzept für Geflügel haltende Betriebe“ (Download)

Das Infoblatt „Verhaltensregeln für kleine Geflügelhobbyhaltungen“ gibt eine Übersicht über die wichtigsten Biosicherheitsmaßnahamen für kleine Geflügel-Hobbyhaltungen: Download.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Virale und bakterielle Infektionen bei Alpakas und Lamas in Deutschland

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Neuweltkameliden (NWK) wie Lamas und Alpakas erfreuen sich seit Jahren auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Ihre Anzahl nimmt stetig zu. Welche Herausforderungen die Haltung dieser Tiere in immer mehr neben- und hauptberuflich geführten landwirtschaftlichen Betrieben sowie in Hobbyhaltungen für die Tierhaltung, die Tiergesundheit und die amtliche Überwachung mit sich bringen, diskutierten die Teilnehmenden auf einer Fachtagung, die das FLI gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) am 30.10.2024 ausrichtete.

Ziel der Veranstaltung war es, so Prof. Dr. Christian Menge (Leiter des Instituts für molekulare Pathogenese am FLI-Standort Jena) als Ko-Organisator, den Amtstierärzten wissenschaftliche Fakten zu vermitteln, um Probleme und Risiken in den Tierhaltungen richtig zu bewerten. Hieraus könnte dann gegebenenfalls abgeschätzt und entschieden werden, ob Handlungsbedarf besteht oder ein Risiko als vernachlässigbar bewertet werden kann. Die Bestandsbetreuung durch Tierärzte vor Ort und deren Zusammenarbeit mit Amtstierärzten ist hierbei besonders wichtig.

Wie Anforderungen an eine artgerechte Tierhaltung mit NWK definiert werden können, wurde in Gestalt eines Entwurfes von Leitlinien zur Haltung und Nutzung durch Dr. Henrik Wagner und seine Kolleginnen (JustusLiebig-Universität Gießen) dargelegt. In einem Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD-Tierschutz-Projekt) mit dem Verein der Züchter, Halter und Freunde von Neuweltkameliden e.V. erarbeitete seine Arbeitsgruppe einen Tiergesundheitsmanagementplan, der den Betrieben auf der projekteigenen Website zusammen mit einer Checkliste zur Verfügung steht. Die Validierung einer Checkliste für den amtlichen Einsatz wurde im Verlauf der Tagung vorgestellt.

Den Schwerpunkt der Vorträge bildeten neueste Erkenntnisse zur Verbreitung von Tierseuchen- und Zoonoseerregern bei in Deutschland gehaltenen NWK. Die Untersuchungen durch Nationale Referenzlabore am FLI im Rahmen zweier Studien mit gesunden Tieren und mehrere Fallbeispiele von Einzeltiererkrankungen bzw. Ausbrüchen zeigten, dass NWK Träger von Infektionserregern sind, die auch Wiederkäuer oder Menschen befallen. Der Anteil der infizierten Tiere unterscheidet sich je nach Erreger stark. Während Alpakas und Lamas zum Beispiel empfänglich für das Vektor-übertragene Schmallenberg-Virus sind und die Seroprävalenz derzeit hoch ist, ist bislang noch kein Fall von West-Nil-Virus-Infektionen bei NWK in Deutschland festgestellt worden.

Im Hinblick auf bakterielle Krankheitserreger gab es bei den beprobten Tieren keine Anzeichen für BrucellenInfektionen. Ein anderer Aborterreger, Chlamydia abortus, wurde in einem Betrieb bei mehreren Tieren nachgewiesen. Dabei waren Chlamydien insgesamt in einem Drittel der Tiere und in fast allen untersuchten Betrieben nachweisbar. Überwiegend handelt es sich jedoch um eine neue Chlamydienart, die nach derzeitigem Kenntnisstand weder für die Tiere noch für den Menschen krankmachend ist, differentialdiagnostisch aber beachtet werden muss.

Clostridium perfringens, ein Erreger gegen den NWK häufig immunisiert werden, um Erkrankungen vorzubeugen, konnte in einigen Fällen und mit niedriger Keimzahl im Kot nachgewiesen werden. Selten wurde Clostridioides difficile, ein für Menschen potentieller Krankheitserreger, in den untersuchten Neuweltkameliden gefunden. Extrem selten wurden Salmonellen in der durchgeführten Studie nachgewiesen. Dagegen waren Shigatoxin-bildende Escherichia coli (STEC/EHEC), die schwere Durchfälle und Nierenversagen beim Menschen hervorrufen können, bei NWK häufig nachweisbar. Die Eigenschaften der gefundenen STECStämme weisen allerdings nicht auf ein besonders krankmachendes Potential hin, sondern auf eine nähere Verwandtschaft mit Stämmen, die auch bei Wiederkäuern vorkommen.

Der Erreger der Paratuberkulose (Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis, MAP) wurde bei einer Studie mit mehrmaliger Beprobung der Tiere einmalig nachgewiesen. Berichte von klinischen Fällen deuten aber darauf hin, dass NWK in Deutschland die Infektion von anderen Wiederkäuern aufgenommen haben. Sie kann neben typischen gastrointestinalen Symptomen auch Verläufe zeigen, die denen einer Tuberkulose ähneln. Die Überprüfung der Eignung von verfügbaren Testverfahren zum Nachweis der Tuberkulose der Tiere zeigte, dass sich die Überwachung der Tuberkulosefreiheit von Beständen aufgrund der geringen Präzision der Tests als sehr schwierig gestaltet.

Der vorgestellte Fallbericht eines Ausbruchs mit Mycobacterium tuberculosis, dem Erreger der menschlichen Tuberkulose, in einem deutschen NWK-Bestand verdeutlichte, dass selbst bestätigte Ausbrüche nur schwer zu beherrschen sind, weil aufgrund der Natur der Erkrankung die frühzeitige Erkennung infizierter Tiere zu unzuverlässig erfolgt.

Maßnahmen zur Überwachung der Seuchenfreiheit und der Verhinderung der Weiterverbreitung von Tierseuchen- und Zoonoseerregern sind bei traditionellen Nutztieren seit langem etabliert. Die vorgestellten Erkenntnisse sind das Ergebnis der ersten umfassenden wissenschaftlichen Untersuchungen zum Vorkommen viraler und bakterieller Infektionserreger bei NWK in Deutschland. Obwohl die NWK nachweislich verschiedene Tierseuchen- und Zoonoseerreger in sich tragen, geht nach derzeitigem Kenntnisstand von den Tieren selbst keine höheres Infektionsrisiko als von anderen Nutztieren aus.

Da NWK häufig mit anderen empfänglichen Tierarten wie Rindern oder Schafen zusammen gehalten werden, kommt ihnen jedoch epidemiologisch in Bezug auf potentielle Krankheitserreger in Deutschland eine besondere Bedeutung zu. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf besondere Nutzungsarten, z.B. im Rahmen tiergestützter Therapie, bei denen sie in einen sehr engen Kontakt zu Menschen gebracht werden, die bisher wenig Kontakt zu Nutztieren hatten oder über eine eingeschränkte Infektionsabwehr verfügen.

In intensiven Diskussionen kamen die Teilnehmer überein, dass großer Handlungsbedarf bei der Verbesserung der Diagnostik sowie der Etablierung und Umsetzung von weiter entwickelten Hygienekonzepten besteht. Die Studienergebnisse zeigen, dass einzelne Infektionserreger durchaus bei NWK vorkommen und weiter genau beobachtet werden müssen. Ziel ist es, die derzeit günstige Situation bei NWK zu erhalten und eine Verbreitung von Tierseuchenerregern oder der Übertragung von Infektionserregern auf den Menschen vorzubeugen. Die möglichst breite Anwendung des vorgestellten Tiergesundheitsmanagementplans ist dazu ein wichtiger Schritt.

Quelle: Verein der Züchter, Halter und Freunde von Neuweltkameliden e.V.

Evonik setzt auf Nachhaltigkeit in der Tierernährung

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• Neue Ökobilanzen für Futtermittelinhaltsstoffe und proteinarme Diäten von Evonik
• CO2-Fußabdruck für MetAMINO® und Biolys® veröffentlicht
• Mehr Tiergesundheit und Leistung mit weniger Kosten und Einfluss auf die Umwelt erreichen

Auf der diesjährigen Eurotier zeigte Evonik, wie und in welchem Umfang seine Futtermittelinhaltsstoffe und Fütterungskonzepte dazu beitragen, die Produktion von tierischem Protein nachhaltiger zu gestalten. Evonik ist der erste und einzige Hersteller von Futtermittelinhaltsstoffen, der Ökobilanzen für ein probiotisches Produkt (Ecobiol®) und Guanidino-Essigsäure (GuanAMINO®) vorlegt und den CO2-Fußabdruck eines Lysin-Produkts (Biolys®) veröffentlicht.

„Lösungen für eine gesündere und nachhaltigere Tierernährung zu entwickeln, ist seit langem unsere Leidenschaft“, sagt Dr. Gaetano Blanda, Leiter der Evonik-Geschäftseinheit Animal Nutrition. „Jetzt können wir als Branchenführer endlich die positiven Auswirkungen unserer Produkte und Konzepte quantifizieren.“

Der Inhalt eines 25-Kilogramm-Sacks Ecobiol® hat beispielsweise einen CO2-Fußabdruck von 2,1 kg CO2-Äquivalenten. Wenn das probiotische Produkt in Masthähnchenfutter verwendet wird, reduziert es den Fußabdruck des daraus resultierenden Hühnerfleischs um 1.800 kg CO2-Äquivalente. Dies wird von Evonik als Produkt-Handabdruck bezeichnet.

Für MetAMINO® (DL-Methionin) schätzt Evonik den produktspezifischen CO2-Fußabdruck auf etwa 35 Prozent unter dem Branchendurchschnitt. Blanda: „Seit mehr als 60 Jahren verbessern wir unseren Methionin-Prozess kontinuierlich und investieren in unsere Produktionsanlagen. Das zahlt sich jetzt wirklich aus.“

Evonik ist der einzige Hersteller von Methionin, der die globalen Futtermittelmärkte von Produktionszentren im Weltmaßstab in drei verschiedenen Teilen der Welt aus bedient: Antwerpen/Wesseling (Europa), Mobile (Alabama, USA) und Singapur. Im Jahr 2024 wurden die Anlagen in Singapur modernisiert und erweitert. In Mobile entsteht derzeit eine Anlage für ein Methionin-Vorprodukt.

Quelle: Evonik

Gesichert gesundes Krabbeln

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Es ist Bewegung gekommen in unsere Eiweißversorgung – Bewegung auf sechs Beinen: Insekten sind eine Proteinquelle, die zu erschließen in jeder Hinsicht ressourcenschonender ist als herkömmliche Alternativen. Um die Sicherheit der Insektenzucht und ihrer Produkte zu gewährleisten, haben Fraunhofer-Forschende ein System entwickelt, das Krankheitserreger zuverlässig detektiert – umgehend, kostengünstig und automatisierbar.

Kleine Krabbler, großes Potenzial: Egal ob Grillen, Käfer oder Wanderheuschrecken, Insekten sind eine nachhaltige Alternative zu Proteinen aus Fleisch oder Fisch. Selbst wenn sie hierzulande kaum direkt konsumiert werden, können sie Nutztiere zu Land und zu Wasser mit wertvollen Proteinen versorgen –Insekten-Farmen benötigen deutlich weniger Wasser und Fläche und verwerten bei der Aufzucht bislang ungenutzte Nebenströme der Lebensmittelindustrie.

Doch wie alle Monokulturen ist auch die Zucht von Nutzinsekten anfällig für den Befall von Krankheitserregern. Um die Sicherheit der industriellen Produktion und ihrer Folgeprodukte zu garantieren, entwickelten Fachleute der Fraunhofer-Institute für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB und für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME im Fraunhofer-Leitprojekt »FutureProteins« ein System, das Krankheitserreger parallel, schnell und zuverlässig detektiert. Ihr Anwendungsbeispiel: der Mehlkäfer.

Ein Käfer – viele Feinde
Um bei einem Befall wirksam gegenzusteuern, muss in der Insektenzucht schnell und kosteneffizient gehandelt werden. Aktuell übliche, kulturbasierte Nachweise können das nicht leisten. »Von der Probenentnahme bis zur Analyse im Labor vergehen mehrere Stunden – die Befundung benötigt bis zu zwei Tage. Eine Zeitspanne, die den Ausfall einer gesamten Anlage zur Folge haben kann«, erläutert Projektleiter Jens Wetschky, Experte für Virus-basierte Technologien am Fraunhofer IGB.

Eine weitere Herausforderung: die Bandbreite der möglichen Erreger. Diese können die Mehlkäfer in verschiedenen Stadien direkt befallen oder etwa über das Futter eingetragen werden und sich sowohl für die Zucht selbst als auch für die mit den Proteinen gefütterten Tiere als gefährlich erweisen. Um dieser Vielfalt effektiv entgegenzutreten, trafen die Expertinnen und Experten des Fraunhofer IME eine breit gefächerte Auswahl von elf relevanten Organismen – von Bakterien über Pilze bis zu Parasiten – und fügten zur Qualitätssicherung drei zusätzliche Prozesskontrollen ein.

Maßgeschneidert für den Einsatz vor Ort
Um all diese Zielspezies in der Insektenzucht nachzuweisen, orientierten sich die Fachleute des Fraunhofer IGB an Corona-Tests und damit einer Methodik auf molekularbiologischer Basis, die Infektions-Auslöser über ihr Erbgut identifiziert. Einzige Problematik: die zugrundeliegende Technologie ist limitiert in der Anzahl gleichzeitig nachzuweisender Erreger. In Anbetracht des von ihnen abzudeckenden Panels kombinierten die Forschenden das Verfahren daher mit der DNA-Microarray-Technologie.

Die Expertinnen und Experten fahren einen Multiplex-Ansatz mit 14 parallel ablaufen-den Reaktionen und standen damit vor der bioinformatischen Herausforderung, in den Genomen der ausgewählten Erreger einzigartige Sequenzen zu finden, die sie in der PCR-Reaktion gleichzeitig vervielfältigen konnten, ohne dass diese miteinander interagierten.

Markiert und zweifelsfrei identifiziert
Das Ergebnis überzeugt nicht nur im Labormaßstab, das System wurde auch in der Anwendungsumgebung bereits erfolgreich etabliert und validiert. Die Geräte lassen sich ohne spezifisches Fachwissen bedienen.

Für eine Beprobung können Betreiber einfach ein paar Tiere aus ihrer Anlage entnehmen. Die Probe wird in der DNA-Extraktion aufgeschlossen und einer PCR-Reaktion zugeführt. Hierbei werden die DNA-Sequenzen vervielfältigt, zugleich fluoreszenz-markiert und über eine Sonde auf einem Mikroarray gebunden. Der Array liest die einzelnen Abschnitte optisch aus und macht vorhandene Erreger durch die Markierung kenntlich. Für hoch zuverlässige Ergebnisse integrierten die Fraunhofer IGB-Expertinnen und -Experten zusätzliche Prozesskontrollen. Sie stellen sicher, dass jeder einzelne Verfahrensschritt korrekt durchgeführt wurde und daher negative Ergebnisse tatsächlich valide sind.

Fraunhofer IGB-Experte Christoph Binder erklärt: »Unser Ziel ist, das aktuelle Format so weiterzuentwickeln, dass es komplett automatisierbar ist. Das ist vor allem für Kunden mit großen Anlagen attraktiv.«

Weitere Informationen: https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2024/november-2024/gesichert-gesundes-krabbeln.html

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft