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Ein Gewichtungsfaktor für gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Milchkälbern?

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Das erste Ziel dieser kanadischen Studie* war es, die gesundheitlichen Auswirkungen häufiger Krankheiten und Syndrome bei Milchkälbern vor dem Absetzen anhand der Einschätzungen von Milcherzeugern und Tierärzten zu bewerten und in sogenannte „Disability Weights“ (DW, Gewichtungsfaktor für gesundheitliche Beeinträchtigungen) zu übersetzen. Diese DWs sind Zahlenwerte zwischen 0 und 1, wobei 0 für vollständige Gesundheit und 1 für den Tod steht. Sie dienen dazu, die Krankheitslast zu erfassen – insbesondere die durch Krankheit eingeschränkten Lebensjahre, wie sie in der Berechnung von DALYs (disability-adjusted life years) verwendet werden. Das zweite Ziel der Untersuchung bestand darin, zu vergleichen, wie unterschiedlich Landwirte und Tierärzte die gesundheitlichen Auswirkungen einschätzen. Sie hatten die Hypothese aufgestellt, dass sich ihre Perspektiven unterscheiden könnten. Zudem sollte für jede Krankheit ein konkreter DW-Wert ermittelt werden.

Zur Datenerhebung wurden 39 Milcherzeuger und 52 Tierärzte befragt. Fast alle Landwirte (97,4 %) waren Teilnehmende der tierärztlichen Außendienstklinik der Faculté de Médecine Vétérinaire der Universität Montreal in Saint-Hyacinthe (Québec, Kanada) und in entsprechende Forschungsprojekte eingebunden. Die Tierärzte wurden entweder über ihren Berufsverband oder direkt über die Rinderklinik der Universität kontaktiert.

Zur Bewertung diente eine visuelle Skala: Eine horizontale Linie von 0 (keine Auswirkung) bis 10 (maximale Auswirkung, also Tod oder Euthanasie). Mit ihrer Hilfe sollten die Teilnehmer die gesundheitlichen Auswirkungen von neun häufigen Kälberkrankheiten und -syndromen einschätzen – darunter Durchfall, Schwergeburt, unzureichende passive Immunitätsübertragung, Frakturen, Wunden oder Abszesse, Arthritis, Atemwegserkrankungen, Nabelinfektionen und angeborene Defekte. Die Einschätzungen wurden mithilfe einer etablierten Methode (BetaPERT-Verteilung) in Wahrscheinlichkeitswerte umgerechnet, um daraus DWs im Bereich zwischen 0 und 1 abzuleiten.

Die wahrgenommenen Auswirkungen unterschieden sich je nach Krankheit deutlich. Am stärksten belastend wurden Frakturen (Durchschnittswert 6,49/10), Arthritis (6,22/10) und angeborene Defekte (6,03/10) eingeschätzt. Die geringste Auswirkung wurde Wunden oder Abszessen zugeschrieben (3,42/10). Insgesamt stimmten die Bewertungen von Erzeugern und Tierärzten weitgehend überein, allerdings gab es bei einigen Erkrankungen signifikante Unterschiede. So bewerteten Tierärzte etwa Arthritis (6,88 gegenüber 5,13), Nabelinfektionen (4,74 gegenüber 3,65) und Schwergeburten (4,58 gegenüber 3,87) höher als die Landwirte. Trotz dieser Unterschiede zeigte sich eine starke Korrelation (0,72) zwischen den Rangfolgen der beiden Gruppen, was auf ein grundsätzlich ähnliches Verständnis der Krankheitsauswirkungen hinweist.

Insgesamt zeigt die Studie, dass sich Landwirte und Tierärzte bei der Einschätzung der gesundheitlichen Belastung durch Kälberkrankheiten weitgehend einig sind. Die Ermittlung von DWs stellt einen wichtigen ersten Schritt dar, um künftig auch bei Kälbern ein messbares Gesundheitsmaß zu etablieren, ähnlich wie es in der Humanmedizin längst üblich ist. Solche Kennzahlen könnten künftig eine wichtige Rolle in der Beurteilung, Vergleichbarkeit und Entscheidungsfindung im Bereich Tiergesundheit spielen – sowohl für Tierärzte als auch für Erzeuger und die gesamte Branche.

*Studie: Ramos, Joan Silva et al. (2025): Quantifying the impact of frequent diseases and syndromes on calf health using the opinions of producers and veterinarians: Toward dairy calf disability weights. Journal of Dairy Science, Volume 108, Issue 3 p 2734-2748

Quelle: Der Hoftierarzt, Dr. Heike Engels

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3-2025.
Für ein kostenfreies Abo bitte einfach hier E-Mailadresse eingeben.

Afrikanische Schweinepest im Kreis Olpe: Schutzmaßnahmen laufen auf Hochtouren

Beringmeier: „Auflagen der Behörden sind enorm wichtig, um das Seuchengeschehen einzudämmen!“

Nach den Funden mehrerer Wildschwein-Kadaver im Kreis Olpe sowie zuletzt eines einzelnen Kadavers im Kreis Siegen-Wittgenstein, die positiv auf die Afrikanische Schweinepest getestet sind, wurden nun neue Schutzmaßnahmen in den betroffenen Kreisen angeordnet: In diesem Zuge wurde die infizierte Zone in eine Sperrzone II umgewandelt, die sich in der Größe (ca. 15 km) nicht verändert hat. Zusätzlich wurde eine Sperrzone I (ehemals Pufferzone) eingerichtet, sodass nun weitere Betriebe entsprechende Schutzmaßnahmen umsetzen müssen. Die damit verbundenen Auflagen entsprechen im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung der gängigen Praxis. Bereits seit dem Auftreten des ersten Fundes eines infizierten Wildschweines in der Gemeinde Kirchhundem (Kreis Olpe) Mitte Juni 2025 bemühen sich der betroffene Landkreis sowie alle Beteiligten – auch in den benachbarten Kreisen Hochsauerlandkreis und Siegen-Wittgenstein – mit vereinten Kräften um eine effektive Seuchenbekämpfung. Diese erfolgt in enger Absprache mit der Landwirtschaft und der Jägerschaft. Insbesondere Mitarbeitende der Wildtierseuchenvorsorge-Gesellschaft (WSVG) suchen gemeinsam mit Suchhundeteams, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, Einsatzkräften der jeweiligen Kreise, entsprechender Drohnentechnik und in Absprache mit den Behörden vor Ort das Gebiet weiter ab.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband unterstreicht die Bedeutung der nun eingerichteten Sperrzonen II und I sowie der geltenden Auflagen im Rahmen der Allgemeinverfügungen der Landkreise. Alle Maßnahmen sind demnach zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest unerlässlich. „Die Auflagen der Behörden sind enorm wichtig, um das Seuchengeschehen einzudämmen und Haus- wie Wildschweine vor einer Infektion zu schützen. Durch die Maßnahmen der Behörden wird beabsichtigt, den Normalbetrieb für Landwirtschaft, Jägerschaft und Forstwirtschaft sowie für die Bevölkerung möglichst aufrecht zu erhalten. Dennoch kann es innerhalb der Sperrzonen rund um den Fundort des ASP-Virus zu Einschränkungen kommen. Die Verbringung von Hausschweinen aus den Restriktionszonen soll unter Auflagen der jeweiligen Kreise und entsprechender regelmäßiger amtlicher Testungen möglich sein. Auch futterbauliche Maßnahmen sind unter Einhaltung der Auflagen zur Ernte und Lagerung möglich. Die strikte Umsetzung der zusätzlichen Biosicherheitsmaßnahmen ist die beste Prävention zum Schutz vor einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in einem Hausschweinebestand und muss von allen Schweinehalterinnen und Schweinehaltern – unabhängig von Bestandsgrößen – erfüllt werden“, betont Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes.

„Es zeigt sich mit den angelaufenen Maßnahmen und in Gesprächen mit allen Beteiligten, dass das Land NRW mit Blick auf die Afrikanische Schweinepest sehr gut aufgestellt ist, nachdem wir uns bereits seit mehreren Jahren auf den Ernstfall vorbereiten und entsprechende Vorkehrungen frühzeitig getroffen haben. Unser Dank gilt allen Helferinnen und Helfern, die vor Ort in unwegsamem Gelände nach weiteren Kadavern suchen und damit das betroffene Gebiet zunehmend einzugrenzen helfen“, so Beringmeier weiter.

Am 14. Juni 2025 ist der Nachweis der Afrikanischen Schweinepest an einem in der Gemeinde Kirchhundem im Kreis Olpe (Nordrhein-Westfalen) gefundenen Wildschwein durch das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) bestätigt worden. Die Afrikanische Schweinepest ist ungefährlich für den Menschen. Für Schweine verläuft eine Infektion jedoch fast immer tödlich. Da eine Impfung nicht verfügbar ist und auch in absehbarer Zeit nicht verfügbar sein wird, ist der Schutz der Tiere und die Eindämmung der Seuchenausbreitung für Schweine haltende Betriebe die wichtigste Maßnahme.

Unter www.wlv.de/asp finden Sie laufend aktualisierte Informationen zum ASP-Geschehen.

Quelle: WLV

E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3/2025 erschienen!

„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 3/2025 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet folgende Themen:

• Auch im Mastbetrieb keine Keime verschleppen – Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.

• Ein Gewichtungsfaktor für gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Milchkälbern?

• Zusammenhang von Management und Kälbergesundheit auf Auktionsmärkten

• Wirkt sich die Milchmenge vor Absetzen auf den Stoffwechsel junger Holsteinfärsen aus?

• AHV StopLac Tablet: Zukunft des Trockenstellens Meier-Brakenberg: Saubere Stiefel auf Knopfdruck

• Kokzidiose bei Schweinen: Prävalenz und Vorteile von Toltrazuril als Kombinationspräparat mit Eisen

• Studien stützen zweite Eisengabe bei Saugferkeln

• MS Schippers: Eisenergänzung für Saugferkel RingelMAT: Beschäftigungs- und Tränkeautomat

• Saugferkel gekonnt beifüttern

• Salmonellen in der Legehennenhaltung

• EasyCheck: Masthähnchen kabellos im Stall wiegen Triomatic WP 2 600:Fahrender Futterroboter für große Betriebe

Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt 1 x registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail „OK“ klicken und gleich kostenfrei downloaden und lesen!

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Vakzin gegen EHD bei Rindern zugelassen

Die Ceva Tiergesundheit GmbH hat im Rahmen Ihrer Pressekonferenz über eine neue vektorenbasierte Erkrankung informiert und die Zulassung eines neuen Impfstoffes bekannt gegeben. Es geht um den Schutz vor einer Virämie durch EHD, eine Erkrankung mit BTV-ähnlichen Symptomen.

Übermäßiger Speichelfluss, Foto (c) Jerome Lafon für Ceva Tiergesundheit

Die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) ist eine Erkrankung von Wiederkäuern, die durch das EHD-Virus verursacht wird. Während die Krankheit bei kleinen Wiederkäuern in der Regel asymptomatisch verläuft, kann sie bei Rindern verheerende Folgen haben1. Im Oktober 2022 wurde das EHD-Virus (Serotyp 8) zum ersten Mal in Europa (Sizilien und Sardinien) nachgewiesen und hat sich seitdem rasch in andere europäische Länder ausgebreitet1.

Schwere Symptome und steigende Inzidenzen zu erwarten
Die jüngsten Ausbrüche von EHD in Frankreich, Spanien, Portugal und Italien verursachten schwere Verluste für Milchviehhalter und bedrohen die Nachbarländer. Die Krankheit kann bis zu 95 % der Tiere einer Rinderherde befallen2. Bei den jüngsten Ausbrüchen von EHD-8 hat die Krankheit zu Symptomen wie Fieber, Appetitlosigkeit, übermäßigem Speichelfluss, Atemnot, Erosionen in der gesamten Maulhöhle mit weißlichem Belag, Kongestion des Euters und Lahmheit geführt1,2. Plötzlicher Tod kann aufgrund eines Lungenödems eintreten1.

Die vielseitigen Symptome wie Rötungen, Nasenausfluss und Hyperämie des Flotzmauls sind klinisch nicht von BTVSymptomen zu unterscheiden und erfordern weitere Labordiagnostik. Foto (c) Jerome Lafon für Ceva Tiergesundheit

Zusätzlich zu den Auswirkungen auf die Tiere verursacht das EHD-Virus schwere wirtschaftliche Verluste für die Erzeuger, da es zu einem Rückgang der Milchproduktion führt sowie die Verbringung von Tieren innerhalb und zwischen Ländern beeinträchtigt. Die Krankheit EHD ist klinisch nicht von der Blauzungenkrankheit zu unterscheiden. Eine Infektion mit EHD kann nur mit Hilfe von Laboruntersuchungen (Virusnachweis/Serologie) von BTV unterschieden werden.

Die durch Gnitzen übertragene Krankheit ist saisonabhängig und hängt von der Aktivität der Überträger ab. Nach einer geringen Inzidenz im Winter und Frühjahr wird im Sommer und Herbst 2025 mit einer erhöhten Inzidenz gerechnet.

Prävention durch Impfung möglich
Um Tierärzte, tierhaltende Betriebe und Behörden im Kampf gegen diese verheerende Krankheit zu unterstützen, ist Ceva eine Partnerschaft mit CZ Vaccines eingegangen und stellt den neuen EHD-Impfstoff  in den betroffenen Ländern zur Verfügung. Er ist ab sofort in Deutschland und Österreich gegen die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) zugelassen und wird ab Herbst 2025 bei der Ceva Tiergesundheit GmbH erhältlich sein.

Bei sehr schweren Fällen tiefgehende Wunden und Geschwüre im Maul, die das Fressen und Trinken unmöglich machen. Foto (c) Jerome Lafon für Ceva Tiergesundheit

Yves Lagalisse, Vice-President Marketing Corporate Ruminants bei Ceva, sagt: „Wir freuen uns, dass wir in Zusammenarbeit mit unserem Partner CZ Vaccines innerhalb kürzester Zeit einen sehr wirksamen Impfstoff gegen EHD Serotyp 8 auf den Markt bringen konnten“. Dies sei „der erste in Europa erhältliche Impfstoff, der nachweislich die Virämie bei Rindern verhindert, was für die Bekämpfung der Seuche von entscheidender Bedeutung ist. Dieser Impfstoff ist ein wichtiges Instrument zum Schutz der Rinder in unserer Obhut“.

Quelle: Ceva Tiergesundheit

Lumpy Skin Disease (LSD): Neue Ausbrüche in Europa – erhöhte Wachsamkeit in Deutschland erforderlich

Die epidemiologische Lage zur Lumpy Skin Disease (LSD) in Europa hat sich in den vergangenen Tagen deutlich verschärft: Am 23. Juni 2025 wurden neue Ausbrüche auf Sardinien und in der Lombardei (Norditalien) gemeldet. Nur wenige Tage später, am 30. Juni 2025, wurde erstmals ein Fall in Frankreich – nahe der Grenze zur Schweiz – bestätigt. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen besteht ein reales Risiko, dass das Virus auch nach Deutschland eingeschleppt wird. Maßnahmen zur Verhinderung einer Einschleppung, aber auch zur Früherkennung durch Abklärungsuntersuchungen müssen daher weiter verstärkt werden.

Die Lumpy Skin Disease (LSD) ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die ausschließlich Rinder, Zebus und Büffel betrifft. Übertragen wird das Virus in erster Linie mechanisch in die Haut durch stechende Insekten wie Bremsen und Stechfliegen, Übertragungen von Tier-zu-Tier spielen eine untergeordnete Rolle. Für den Menschen ist LSD ungefährlich. Für die betroffenen Tiere jedoch kann die Krankheit mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergehen und erhebliche wirtschaftliche Verluste verursachen – etwa durch Rückgänge bei Milchleistung, Handelsbeschränkungen und tierschutzrelevante Symptome.

Typische Krankheitsanzeichen bei betroffenen Tieren sind plötzlich auftretendes Fieber, knotige Hautveränderungen (sogenannte Noduli), vor allem im Bereich von Kopf, Hals, Rücken und Euter, sowie geschwollene Lymphknoten. Auch Nasen- und Augenausfluss, Fressunlust, allgemeine Schwäche und ein Rückgang der Milchleistung sind häufige Symptome. Die Krankheit kann zu erheblichen Tierverlusten und Produktionsausfällen führen.

Angesichts der aktuellen Lage rät das Friedrich-Loeffler-Institut, dass Tierhaltende sowie Tierärztinnen und Tierärzte derzeit besonders wachsam mit Hinblick auf mögliche LSD Symptomatik in Rinderbeständen sind. Bei Verdacht auf LSD sollte umgehend das zuständige Veterinäramt informiert werden, um eine rasche Untersuchung und gegebenenfalls notwendige Maßnahmen einzuleiten. Nur durch eine frühzeitige Erkennung und konsequentes Handeln kann eine Ausbreitung des Virus wirksam verhindert werden.

Weitere Informationen des FLI zur Lumpy Skin Disease.

Schweiz plant im Kanton Genf eine Impfung der Rinder gegen LSD
Am 29. Juni 2025 wurde in Frankreich erstmals ein Fall von Lumpy-Skin-Krankheit (Lumpy Skin Disease, LSD) in einem Rindviehbetrieb in Savoyen bestätigt. Aufgrund der geografischen Nähe liegt der Kanton Genf in der von Frankreich eingerichteten Überwachungszone. Frankreich hat beschlossen, alle Rinder in der Überwachungszone zu impfen, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Um einen Ausbruch in der Schweiz zu verhindern, beabsichtigt auch die Schweiz, alle empfänglichen Tierarten im Kanton Genf zu impfen. Für den Menschen stellt die Lumpy-Skin-Krankheit keine Gefahr dar. In der Schweiz ist bisher kein Fall von LSD bekannt.

Präventive Impfung aller Rinder im Kanton Genf zur Eindämmung der Krankheit
Nach dem Fall in Savoyen hat Frankreich um den betroffenen Betrieb eine Schutzzone mit einem Radius von 20 km sowie eine Überwachungszone mit einem Radius von 50 km eingerichtet, die auch den Kanton Genf einschließt. Innerhalb der Überwachungszone ist der Tierverkehr eingeschränkt und es werden vermehrt tierärztliche Kontrollen durchgeführt. Um die Tiere in diesen Zonen weiter zu schützen und die Verbreitung der Krankheit einzudämmen, beabsichtigen sowohl Frankreich als auch die Schweiz, Rinder innerhalb dieser Zonen zu impfen. In der Schweiz betrifft dies derzeit das Gebiet des Kantons Genf. Das BLV hat daher in Absprache mit dem Kanton Genf alle Schritte eingeleitet, um so rasch wie möglich Impfstoff zum Schutz der Rinder zu beschaffen.

Derzeit ist kein Schweizer Fall der LSD bekannt. Das BLV verfolgt die Lage weiterhin aufmerksam und wird in enger Zusammenarbeit mit den kantonalen Veterinärdiensten alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern und die Tiergesundheit in der Schweiz zu schützen.

Tiere vollständig vor Fliegen und Mücken zu schützen, ist kaum möglich. Physische Barrieren und der Einsatz von Insektiziden und Repellentien können helfen, die Anzahl der Fliegen und Mücken im Stall und in der Umgebung der Tiere zu reduzieren. Zudem wird empfohlen, stehendes Wasser zu entfernen, da dies ein idealer Brutplatz für Mücken ist.

Quellen:
Friedrich-Loeffler-Institut
Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

20 Jahre orale Ileitisimpfung: Ein Meilenstein für die Schweinegesundheit

Im Dezember 2004 wurde die erste Flasche des oralen Ileitis-Impfstoffes von Boehringer Ingelheim ausgeliefert. Seither hat sich der Impfstoff zur Bekämpfung von Lawsonia intracellularis als fester Bestandteil moderner Schweinehaltung etabliert. Über 90 Millionen verabreichte Dosen allein in Deutschland sprechen für eine fortwährende Erfolgsgeschichte, die Tiergesundheit, Tierwohl und Nachhaltigkeit gleichermaßen zugutekommt.

Als erste oral applizierbare Lebendvakzine gegen Ileitis setzte das Produkt neue Standards. Bereits 2005 sprachen erste Erzeugergemeinschaften und Zuchtunternehmen Impfempfehlungen aus. Der europäische Launch in Barcelona markierte den Beginn einer kontinuierlichen Weiterentwicklung.

Die aktive Immunisierung gegen die meisten Darminfektionserreger erfolgt zur Stimulation des Immunsystems direkt am Infektionsort über den oralen Weg. Neueste Studien (IPVS 2024, ESPHM 2025) belegen die Vorteile der oralen gegenüber der i.m. Impfung: bessere Leistungen, geringere Verluste, verkürzte Mastdauer und eine effektivere Immunantwort direkt an der Darmschleimhaut – dort, wo Lawsonia angreift.

Seit 2020 ist auch der positive Effekt auf das Darmmikrobiom wissenschaftlich bestätigt – inklusive Reduktion von Salmonelleninfektionen und verbesserter Kategorisierung. Gleichzeitig trägt die Impfung zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes bei, insbesondere bei Tylosin.

Die Anwendung erfolgt nadel- und stressfrei – per Trinkwasser, Trog, Flüssigfutter oder Drench. Die Einführung der „Ileitis-Pumpe“ im Jahr 2021 vereinfachte die Anwendung zusätzlich.

Mit dem Launch der optimierten Impfstoffformel 2023 zeigt sich: Auch nach 20 Jahren steht der Ileitis-Impfstoff für Innovation. Das Ziel bleibt, Schweinebestände gesund, leistungsfähig und antibiotikareduziert zu halten – auch im Sinne der Verbraucher und der Umwelt.

Weitere Informationen unter: https://www.ileitis.de/

Quelle: Boehringer Ingelheim

Leben wie wild: FiBL Projekt will das natürliche Verhalten der Schweine besser verstehen

Im dreijährigen Projekt SchweinErleben hat das FiBL das Verhalten von Schweinen in natürlicher Umgebung untersucht. Das Forschungsprojekt soll dazu beitragen, das Verhalten von Schweinen besser zu verstehen und der Öffentlichkeit das Tier Schwein (wieder) näher zu bringen.

Da Hausschweine in einer für sie nicht natürlichen Umgebung gehalten werden, gibt es bezüglich des arteigenen Verhaltens und der Bedürfnisse eine Wissenslücke. Wir wissen oft gar nicht mehr, was die Schweine eigentlich gerne tun würden, wenn sie die Möglichkeiten hätten.

Im Versuch steht den Muttersauen und ihrem Nachwuchs auch ein Stück Wald als Tummelplatz zur Verfügung. (Foto: FiBL, Barbara Früh)

Verhalten der Schweine besser verstehen
Diese Wissenslücke möchte das Forschungs- und Bildungsprojekt SchweinErleben in einem Wald- und Weidegelände auf dem Panoramahof Meggen im Kanton Luzern füllen. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Albert Koechlin Stiftung (AKS) Luzern. Die Stiftung mit Sitz in Luzern engagiert sich für Menschen und deren Lebensraum in der Innerschweiz. In den Statuten ist die Unterstützung von ökologisch nachhaltig produzierenden Landwirtschaftsbetrieben und die Förderung des Tierwohls explizit erwähnt.

Die Ergebnisse der Forschungstätigkeiten sollen dazu beitragen, das Verhalten von Schweinen besser zu verstehen und dadurch, die Haltungssysteme artgerechter und besser auf die Bedürfnisse der Schweine zugeschnitten zu gestalten.

Neben der Forschungstätigkeit ist es der Albert Koechlin Stiftung ein Anliegen, durch das Projekt, der Öffentlichkeit das Tier Schwein (wieder) näher zu bringen.

Vorläufige Resultate der Forschungstätigkeit
Untersucht wurden im Projekt unter anderem die folgenden Verhaltensweisen: Nestbau- und Mutter-Kind-Verhalten, Verhalten von unkastrierten Jungebern, Futtersuchverhalten und Suhlverhalten. Hier einige Auszüge aus den vorläufigen Ergebnissen:

* Nestbau- und Mutter-Kind-Verhalten: Das Nestbauverhalten war verschieden ausgeprägt. Das natürliche Absetzen fand nach 14 bis 15 Wochen statt. Im Gegensatz dazu werden Ferkel in der Schweineproduktion mit etwa 4 Wochen abgesetzt, im Biolandbau mit 6 Wochen.

* Verhalten von unkastrierten Jungebern: Männliche Jungtiere zeigten mehr Kopfschlagen, Beissen und Kämpfen, was vor allem zwischen männlichen Tieren ausgetragen wurde. Grundsätzlich werden alle Eber kastriert zur Vermeidung des Ebergeruchs. Bei der Haltung von unkastrierten Ebern können Verletzungen durch Kämpfe auftreten.

* Futtersuchverhalten: Das Futtersuchverhalten wie Wühlen und Grasen scheint zu einem wesentlichen Teil intrinsisch motiviert zu sein: Die Schweine zeigen dieses Verhalten unabhängig von der zugefütterten Futtermenge. In der Schweineproduktion kann das Futtersuchverhalten in der Regel kaum ausgelebt werden, da keine geeigneten Angebote wie Wühlareale, Weiden oder andere Materialien zur Verfügung gestellt werden.

* Suhlverhalten: Suhlverhalten wurde bei älteren Schweinen und Sauen deutlich mehr beobachtet als bei jüngeren Tieren, was dem natürlichen Thermo-regulationsbedürfnis entspricht. Die Ferkel haben mit rund sieben Wochen angefangen, die Suhle zu nutzen. In den Wintermonaten wurde nicht gesuhlt. Schweine können nicht schwitzen. Abkühlungsmöglichkeiten sind in der Schweineproduktion vorgeschrieben. Allerdings sind Suhlen oder Pools bisher nur auf wenigen Betrieben unter anderem Freilandbetrieben vorhanden.

In den nächsten Monaten werden nun die Verhaltensbeobachtungen abgeschlossen. Die Ergebnisse werden dann in Form von mehreren wissenschaftlichen Artikeln publiziert.

Quelle: FIBL

Dr. Siegfried Moder als FVE-Präsident wiedergewählt

bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder wurde bei der Frühjahrstagung des Europäischen Tierärzteverbandes heute in Leuven (Belgien) für weitere zwei Jahre zum Präsidenten der Federation of Veterinarians of Europe (FVE) gewählt. Auch sein Vizepräsidenten-Team wurde im Amt bestätigt: Mette Uldahl (1. Vizepräsidentin, Dänemark), Piotr Kwieciński (Schatzmeister, Polen) Jane Clark (Vereinigtes Königreich) sowie Massenzio Fornasier (Italien und European Veterinarians in Education, Research and Industry, EVERI).

Moders dringendstes Anliegen bleibt die Bekämpfung des Tierärztemangels, insbesondere durch den Abbau unnötiger Bürokratie sowie die Förderung und Beteiligung des beruflichen Nachwuchses. Weitere Schwerpunkte sind die Verbesserung der Praxistauglichkeit tierarzneimittelrechtlicher Regelungen und die europaweit einheitliche Verankerung tierärztlicher Tiergesundheitsbesuche. Alles Themen, die sowohl auf europäischer wie auf deutscher Ebene relevant sind.

„Ich freue mich sehr, dass mir die 41 FVE-Mitgliedsorganisationen einstimmig das Vertrauen geschenkt haben und ich weiterhin meinen Beitrag leisten kann, um die Rahmenbedingungen für unseren tollen Tierarztberuf zu verbessern. Mir liegen Tiergesundheit und Tierschutz sehr am Herzen. Mit einer starken Tierärzteschaft ist das am besten zu erreichen.“, sagte Moder nach seiner Wahl.

Dr. Moder war vor zwei Jahren erstmalig zum FVE-Präsidenten gewählt worden. In der 50-jährigen FVE-Geschichte ist er erst der dritte Deutsche in diesem Amt. Die FVE ist die Dachorganisation der europäischen Tierärzteschaft und vertritt alle Berufszweige der tierärztlichen Tätigkeit.

Quelle: Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.

Afrikanische Schweinepest in NRW: Nächstverwandte Viren stammen aus Süditalien

Im Rahmen der virologischen Untersuchung von Blut- und Gewebeproben von Wildschweinen aus dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Nordrhein-Westfalen konnte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) die komplette Genomsequenz ermitteln. Der direkte Vergleich mit zuvor in Deutschland sequenzierten ASP-Viren zeigt: Die Variante aus NRW unterscheidet sich signifikant sowohl von den bisher bekannten westdeutschen Fällen (Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg) als auch von den Varianten aus den östlichen Bundesländern (Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern).

Ein internationaler Abgleich mit veröffentlichten Genomdaten zeigt eine hohe Übereinstimmung mit ASP-Viren aus der italienischen Region Kalabrien. Diese italienischen Varianten weisen besondere Veränderungen auf, die auch bei der neuen Variante aus NRW gefunden wurden und die sie deutlich von anderen bisher bekannten ASP-Viren abgrenzen.

Quelle: Friedrich-Loeffler-Institut

Neues Agroscope-Merkblatt: Weniger Ammoniak dank Fressständen im Laufstall

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Erhöhte Fressstände im Laufstall reduzieren verschmutzte Flächen und Ammoniakemissionen. Gleichzeitig fördern sie die Futteraufnahme und das Tierwohl. Ein neues Agroscope-Merkblatt zeigt die Vor- und Nachteile dieser Massnahme auf.

Download des Merkblatts als PDF