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Die Kombination von Toltrazuril und Eisen: Zeit sparen – Ferkelgewicht gewinnen

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Die Kokzidiose ist eine der Hauptursachen von Saugferkeldurchfällen. Der Erreger, der einzellige Darmparasit Cystoisospora suis (C. Suis), findet sich in über 70 % der schweinehaltenden Betriebe, etwa 50 % der Würfe sind betroffen – das zeigte eine Studie, die in den europäischen Ländern mit bedeutender Schweineproduktion durchgeführt wurde1. Selbst in Betrieben mit optimalem Hygienemanagement können Ausbrüche nicht in jedem Fall verhindert werden. Eine zentrale Bedeutung kommt der Reinigung und Desinfektion der Stallabteile mit Desinfektionsmitteln mit spezifisch nachgewiesener Wirksamkeit zu. Doch selbst das reicht nicht immer aus, denn die Oozysten von C. suis sind unter bestimmten Bedingungen monatelang infektiös.

Kokzidien können durch den sogenannten 10-Tage-Durchfall die Entwicklung des Darmepithels besonders in einer frühen Phase stören. Die Ausbildung der Darmzotten dieser Ferkel ist mangelhaft und die Futterverwertung auf Grund der verringerten Oberfläche im Darm schlechter als bei gesund entwickelten Jungtieren. Betroffene Tiere zeigen ein geringeres Absetzgewicht und so in der Ferkelaufzucht reduzierte Tageszunahmen, da sie diese frühe Beeinträchtigung nicht mehr wettmachen können2. Die Kokzidiose ist daher eine ökonomisch bedeutende Erkrankung.

Toltrazuril ist derzeit der einzige zugelassene Wirkstoff gegen C. suis. Die Gabe kann oral oder mittels einer Injektion erfolgen. Bei der oralen Verabreichung muss das Ferkel ausreichend lange fixiert werden, um das sichere Abschlucken zu gewährleisten – das bedeutet Stress für das Tier und auch den Behandelnden. Der erhöhte Arbeitszeitbedarf kommt noch hinzu. Deshalb setzt sich die kombinierte Gabe von Eisen und Toltrazuril mittels einer Injektion immer mehr durch. Viele Anwender beschreiben diese als komfortabel, zeitsparend und effizient. Auch der Stress für das Ferkel wird so reduziert – ein weiterer Vorteil gegenüber der oralen Gabe. Ein Ferkelerzeuger fasst es so zusammen: „Was mit der Nadel ins Ferkel kommt, bleibt auch drin.“ So können die Ferkelsterblichkeit reduziert sowie erhöhte Absetzgewichte und eine bessere Futterverwertung in der späteren Ferkelaufzucht erzielt werden.

Aktuelle Daten einer Erstanwender-Beobachtung aus Deutschland3 sowie Studien aus den Benelux-Ländern2,4 zeigen ein bis zu 0,4 kg höheres Absetzgewicht und ein bis zu 1,46 kg höheres Gewicht am Ende der Ferkelaufzucht.

Literatur:
1 Hinney B, Cvjetković V, Espigares D, Vanhara J, Waehner C, Ruttkowski B, Selista R, Sperling D, Joachim A.: Cystoisospora suis Control in Europe Is Not Always Effective. Front Vet Sci. 2020 Mar 4;7:113. doi: 10.3389/fvets.2020.00113.

2 Bregt Decorte, Sara Roose, Daniel Sperling, Ilias Chantziaras, Dominiek Maes and Peter Geldhof: The effect of an injectable toltrazuril – gleptoferron (Forceris®) on Cystoisospora suis oocyst excretion and growth of neonatal piglets pre- and post-weaning. Veterinary Parasitology, (2024) doi:https://doi.org/10.1016/j.vetpar.2024.110179

3 Daten aus der Erstanwender-Beobachtung aus den Jahren 2022 und 2023

4 P. van der Wolf et al, Poster-Presentation ESPHM 2022 Budapest, Case Study comparison of routine treatment with iron-dextran injection and oral toltrazuril to treatment with a product combining gleptoferron and toltrazuril for single injection, for effect on numbers and anaemic piglets and bodyweight gain

Zuerst erschienen im E-Magazin “ Der Hoftierarzt“ 5-2024

Selektives Trockenstellen: Schon weit verbreitet?

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Seit der EU-Verordnung 2019/6 ist das antibiotische Trockenstellen der gesamten Herde nicht mehr gewollt. Deshalb steht nun das selektive Trockenstellen im Fokus der Milchviehbetriebe. Um herauszufinden, wie verbreitet diese Methode in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen bereits ist, führten Wissenschaftler*innen unter der Leitung der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle eine Umfrage unter Landwirt*innen durch. Sie baten Landwirt*innen, mit einem Onlinefragebogen Fragen rund um die Eutergesundheit zu beantworten. Dazu zählten u.a. die Kriterien zur Entscheidung, wann das selektive Trockenstellen möglich ist, die Art des Trockenstellens und auch die Anwendung von Zitzenversieglern.

Die Ergebnisse waren wie folgt: etwa 29 % der Landwirt*innen, die geantwortet haben, stellen 25 % ihrer Kühe selektiv trocken, 20 % der Landwirt*innen immerhin gut 50 % der Kühe und 23 % stellen 75 % ihrer Kühe selektiv trocken. Etwa 15 % der Landwirt*innen stellen noch immer alle Kühe antibiotisch trocken. Als Entscheidungskriterium nutzen die meisten Umfrageteilnehmer*innen die Zellzahl und auch die Mastitishistorie, also wie die Kuh in der Vergangenheit von Mastitis betroffen war, sowie den Schalmtest. Die Mehrheit der Betriebe aus der Umfrage stellt die Kühe abrupt trocken und ebenfalls die Mehrheit nutzte Zitzenversiegler.

Insgesamt antworteten 101 Landwirt*innen auf die Umfrage. Sie gehörten eher zu den größeren Betrieben mit mehr Milchkühen als im Durchschnitt der jeweiligen Bundesländer, deshalb sind die Ergebnisse vor diesem Hintergrund zu sehen und zu bewerten. Dennoch schlussfolgern die Wissenschaftler*innen aus den Daten, dass das Prinzip des selektiven Trockenstellens Einzug in die Milchvieh haltenden Betriebe gefunden hat und dass das Fachwissen, wie die Entscheidung zu fällen ist, vorhanden ist.

Eine weitere Studie** stellt eine Umfrage aus dem Jahr 2023 zur Nutzung des selektiven Trockenstellens in Norddeutschland vor. Sie wurde durchgeführt von Mitarbeitenden der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Von rund 1.500 angeschriebenen Landwirt*innen nahmen 136 Personen teil. 70 % dieser Personen gaben an, bereits ein Konzept zum selektiven Trockenstellen anzuwenden. Motivation dabei war die Einsparung von Antibiotika, die auch bei den meisten Betrieben eintrat. 51 % der Befragten gab an, dass die Eutergesundheit mit dem selektiven Trockenstellen gleich geblieben ist, bei 7 % hat sie sich sogar verbessert. 19 % der Personen aus der Umfrage stellten allerding auch eine Verschlechterung der Eutergesundheit fest. Die 30 % der Personen, die noch kein selektives Trockenstellen praktizierten, gaben als Grund dafür an, dass sie eine Verschlechterung der Eutergesundheit befürchten. Die Gründe Mehraufwand, generelle Unsicherheit oder schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit wurden dagegen eher selten genannt. Immerhin 54 % der Personen gab jedoch an, dass die Gründe so bedeutend seien, dass sie auch zukünftig nicht mit dem selektiven Trockenstellen beginnen wollen.

Auch in dieser Studie haben vergleichsweise wenig Personen geantwortet (9,1 %), weshalb die Ergebnisse diesbezüglich eingeordnet werden müssen. Dennoch stellen die Wissenschaftler*innen fest, dass etwa ein Drittel der Landwirt*innen trotz gesetzlicher Vorgaben noch kein selektives Trockenstellen anwendet. Sie empfehlen eine zielgerichtete Schulung der beteiligten Personen durch Tierarztpraxen und eine unkomplizierte Vorgehensweise bei der Umstellung auf das selektive Trockenstellen, um die Akzeptanz zu erleichtern.

*Studie: Scheu, Theresa et al.: Selektives antibiotisches Trockenstellen bei Milchkühen in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen – eine Umfrage unter Landwirten. Tierärztliche Praxis Großtiere Nutztiere 1, 2024, S. 5-15.

**Preine, Franziska et al.: Selektives Trockenstellen in Norddeutschland: Umsetzung und Strategien. Der praktische Tierarzt 7, 2024. S. 698-705.

Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt
Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5-2024

Mehr Tierwohl in die Ställe, mehr Tierschutz für Kälber „Kälberinitiative Niedersachsen“ geht weiter

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Wie kann mehr Tierschutz und Tierwohl in die Ställe gebracht werden? Im Projekt „Kälberinitiative Niedersachsen“ wird dies bei der Kälberhaltung untersucht, die wesentlich für die Milch- und Rindfleischerzeugung ist. Ziel ist es, eine Checkliste zu erarbeiten, anhand derer interessierte Betriebe die Kälberhaltung und ihr Management zukünftig optimieren können. So sollen Totgeburten, Erkrankungen und Mortalitätsraten bei den Tieren reduziert und das Tierwohl und die Aufzucht verbessert werden. Das Landwirtschaftsministerium fördert das Projekt mit insgesamt 86.650 Euro von Januar bis Dezember 2025. Durchgeführt wird das Projekt von der Landwirtschaftskammer, an die sich interessierte Betriebe wenden können. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite der Landwirtschaftskammer bzw. der Kälberinitiative Niedersachsen.

Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte: „Manchmal sind es kleine Aspekte, die große Veränderungen nach sich ziehen können. Durch das Projekt „Kälberinitiative Niedersachsen“ können Betriebe unter anderem ihr Geburts-, Fütterungs-, Haltungs- und Gesundheitsmanagement verbessern. Damit soll mehr Tierwohl und Tierschutz in die Ställe gebracht werden. Aber auch die Verringerung der Kälberzahl, die für die Milchproduktion nötig sind, soll bei diesem Projekt thematisiert werden, ebenso die Belegung der Milchkühe mit Fleischrassen, so dass die Aufzucht der Kälber wirtschaftlich interessanter wird und Kälbertransporte ins Ausland verringert werden.

Hintergrund:
Das Projekt „Kälberinitiative Niedersachsen“ zielt 2025 auf eine Checkliste zur eigenbetrieblichen Bewertung der Kälberhaltung ab, die zunächst erstellt und dann in 30 Pilotbetrieben erprobt werden soll. Dabei wird auch die Verwendung der Checkliste durch die Beraterinnen und Berater der landwirtschaftlichen Betriebe in den Blick genommen, ebenso wie Tierschutzkontrollen durch Amtstierärztinnen und -ärzte. Neben dem Wissensaustausch und Seminaren stehen auch Exkursionen zu vorbildlichen Betrieben auf dem Programm. Bei dem Wissenstransfer geht es auch um die Frage, wie die Kälberanzahl reduziert werden könnte, beispielsweise durch eine verlängerte Zwischenkalbezeit. Diese beschreibt die Zeiten zwischen zwei aufeinanderfolgenden Kalbungen und soll Tiere mit einer langandauernden und stabilen Milchleistung bevorzugen, so dass letztlich Belastungen durch eine schnelle erneute Trächtigkeit reduziert werden. Aber auch der Einsatz von gesextem Sperma eröffnet Milchviehbetrieben die Chance, die Geburten reinrassiger männlicher Kälber zu reduzieren und zugleich über den Einsatz von Fleischrindern frohwüchsige Kreuzungstiere für die Rindfleischerzeugung zu generieren. Hierbei spricht man von der sogenannten Beef-on-dairy-Anpaarung. Interessierte Betriebe können sich an die Landwirtschaftskammer wenden.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Staub aus dem Kuhstall hilft Asthma und Allergien vorzubeugen

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Für Kleinkinder wirkt er von Geburt an wie ein schützendes Elixier vor Asthma und anderen Allergien: der Staub aus dem traditionellen Kuhstall. Was genau diese Wirkung vermittelt, interessiert die Forschung brennend. Doch die Entschlüsselung im Sinne der Allergievorbeugung ist ein langwieriger Prozess, der jetzt aber einen weiteren Schritt vorangekommen ist: Forscherinnen und Forscher am Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums haben analysiert, wie Zellen des Immunsystems auf Stallstaub reagieren und so zum „schützenden Farmeffekt“ beitragen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „Allergy“ veröffentlicht.

Die Hygiene-Hypothese ist in der Wissenschaft mittlerweile etabliert. Tenor: Das kindliche Immunsystem sollte vor allem in den Vorschuljahren „trainiert“ werden durch regelmäßigen Kontakt mit bestimmten „guten“ Mikroorganismen. Das Immunsystem muss lernen, nicht übermäßig zu reagieren und keine harmlosen Substanzen anzugreifen oder sich gegen körpereigene Strukturen zu richten.

Forscherinnen des Dr. von Haunerschen Kinderspitals des LMU Klinikums München haben nachgewiesen, dass vor allem der häufige und kontinuierliche Kontakt kleiner Kinder mit der Bauernhofumgebung, im Speziellen mit dem Staub aus dem Kuhstall, vorbeugend wirkt. Dort aufwachsende Kinder bekommen zum Beispiel deutlich weniger Asthma als solche, die in der Stadt leben. Basierend auf diesen Erkenntnissen epidemiologischer Studien erforschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in ihren Labors weltweit die Grundlagen dieses Phänomens.

Was verändert sich im Immunsystem durch Stimulation mit Stallstaub?
Zum einen wollen sie wissen, welche konkreten Substanzen, respektive Mikroorganismen den Schutzeffekt auslösen. Zum anderen interessiert sie, was genau sich im Immunsystem verändert, damit es keine körpereigenen oder harmlosen Strukturen angreift und eine gesunde Balance des Immunsystems hergestellt wird. In diesem Sinne ist ein Team um Prof. Dr. Bianca Schaub jetzt einen großen Schritt vorangekommen. Sie haben in einem Zellkulturansatz im Labor verschiedene Immunzellen des Blutes mit Stallstaub stimuliert.

Studie zeigt: Stallstaub beeinflusst das Immunsystem von bereits an Asthma erkrankten Kindern
„Dabei konnten wir zeigen, dass bei Kindern mit manifestem Asthma bestimmte Zellen des angeborenen Immunsystems nach Stimulation mit Farmstaub reduziert werden“, sagt Studien-Erstautorin Claudia Beerweiler, „wohingegen Subgruppen von Zellen des erworbenen Immunsystems vermehrt sind, darunter B-Zellen und bestimmte T-Helferzell-Populationen. Außerdem sind bestimmte Moleküle reduziert, die mit Entzündung, Zelltoxizität, Antigenpräsentation und speziellen T-Helferzellen in Verbindung stehen. Zelltoxizität ist die Fähigkeit bestimmter Substanzen oder Mikroorganismen, Zellen zu schädigen oder zu zerstören. Antigenpräsentation ist ein zentraler Prozess bei einer Abwehrreaktion, bei dem Strukturen von Mikroorganismen bestimmten Immunzellen erkennbar gemacht werden.

Antientzündlicher Effekt bereits in früheren Studien nachgewiesen
„Wir wissen mittlerweile, dass das angeborene Immunsystem in der Allergieentstehung und auch in der Prävention viel zentraler ist, als wir über Jahrzehnte dachten“, so Bianca Schaub, Professorin der LMU an der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, mit Schwerpunkt Kinderpneumologie und Allergologie am LMU Klinikum. Frühere Arbeiten zeigten bereits, dass der Schutz durch Bauernhofstaub über einen antientzündlichen Effekt vermittelt wird.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie unter Beteiligung der LMU-Forscherin Prof. Dr. Erika von Mutius, stellte sich heraus, dass in Stäuben aus dem Kuhstall Transportproteine, sogenannte Lipokaline, enthalten sind. Sie modulieren die Funktion des menschlichen Immunsystems. Zwei dieser Substanzen kommen in Stallstaub deutlich erhöht vor.

Erkenntnisse eröffnen neue Wege für die Therapie erkrankter Kinder
So reiht sich ein Baustein an den anderen, um das Geheimnis des Stallstaubs zu lüften. Das Ziel der Forschenden ist klar: Die nützlichen Substanzen zu identifizieren und sie all jenen Kindern zukommen zu lassen, die nicht auf dem Bauernhof leben – in welcher Form wird derzeit untersucht. Auch welche Zielgruppe von Kindern man so behandeln könnte, muss noch genau untersucht werden. „Die Tatsache, dass die Stimulation mit Stallstaub die Immunreaktionen im Labor sogar bei erkrankten Asthmatikern modulieren kann“, sagt Bianca Schaub, „eröffnet möglicherweise auch neue Wege für die Therapie bereits symptomatischer Kinder.“

Quelle: Klinikum der Universität München

Schweinefleisch bleibt Exportgut Nummer 1

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Wie viele Tonnen Fleisch und Milch werden in Deutschland produziert? Wie sehen die Betriebsstrukturen aus, wie die Nachfrage nach bestimmten Produkten? Umfassende Informationen dazu liefern seit 2017 die Thünen-Steckbriefe zur Nutztierhaltung. Die Steckbriefe werden jährlich aktualisiert. Die jetzt erschienenen Neufassungen berücksichtigen Daten bis zum Jahr 2023, in einzelnen Bereichen auch bis 2024, für die Bereiche Milch, Schweine, Rinder und Geflügel. Die Aquakultur folgt in den nächsten Wochen.

Die Gesamtproduktion von Milch ist in den vergangenen Jahren praktisch konstant geblieben, obwohl die Zahl der Betriebe zurückgegangen ist. Produziert wurden im Jahr 2023 rund 32,6 Millionen Tonnen Milch. Deutschland bleibt damit der größte Produzent in der EU. Die Produktion von Fleisch ist hingegen seit 2016 rückläufig. Die gesamte Fleischproduktion in Deutschland betrug 2023 nur noch 5,93 Millionen Tonnen (inklusive Innereien sowie Schlachtnebenerzeugnissen). Das entspricht zwar dem Wert des Vorjahres. Im Vergleich zu 2022 wurde jedoch ein Rückgang um 425.000 Tonnen bzw. sieben Prozent verzeichnet. Der größte Teil des Fleisches entfiel mit 4,185 Millionen Tonnen noch immer auf Schweine, gefolgt von Geflügel und Rindern.

Produktion, Verbrauch und Exporte in den einzelnen Tierkategorien haben sich unterschiedlich entwickelt. So war die Produktion von Geflügelfleisch in den vergangenen Jahren sehr dynamisch. Die Rindfleischproduktion stagniert hingegen seit Jahren und liegt bei einer Million Tonnen. Während die Produktion von Schweinefleisch bis 2016 stetig angestiegen ist, verläuft sie seither rückläufig. Bis 2024 sanken Produktion und Bestände um 25 Prozent. Zurückzuführen ist dies aller Wahrscheinlichkeit nach auf die seit längerem schwierige Marktsituation etwa durch die Afrikanische Schweinepest und die COVID-Pandemie, die gestiegenen Energie- und Futterkosten, den Arbeitskräftemangel, aber auch die geänderten Verbrauchsgewohnheiten und Unsicherheiten im Hinblick auf die künftige Tierwohl- und Umweltpolitik.

Trotz der schwierigen Situation ist Schweinefleisch weiterhin mit großem Abstand Exportgut Nummer eins. Aufgrund des weitgehenden Rückgangs der Exporte in Drittländer wurde es fast ausschließlich innerhalb der EU gehandelt. Insgesamt ist Deutschland beim Fleisch nach wie vor ein Nettoexporteur, allerdings in den vergangenen drei Jahren mit leicht rückläufiger Tendenz.

Der Pro-Kopf-Verzehr an Fleisch betrug 2023 in Deutschland 52 Kilogramm. Der Pro-Kopf-Verbrauch belief sich auf 70 Kilogramm. Dazu zählen neben der Menge für den menschlichen Verzehr auch die Nutzung in der Heimtiernahrung und die industrielle Verwertung. Beide Werte sind gegenüber dem Vorjahr weiter leicht zurückgegangen.

Die Steckbriefe greifen bewusst nicht die vielfältigen Diskussionen zum Thema Tierhaltung auf. Sie liefern aber einen fachlichen Beitrag, um eben diese gesellschaftliche und politische Diskussion über den Status quo und die Zukunft der Nutztierhaltung in Deutschland auf einer soliden Informationsbasis führen zu können. Die Steckbriefe zur Tierhaltung sowie Angaben zu Märkten, Beständen, Produktion, Betriebsstrukturen, regionaler Verteilung, Handel und Wirtschaftlichkeit bietet das Thünen-Institut auf seiner Webseite an.

Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Kreislaufwirtschaft – Regionale Futterinsekten für Masthühner

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Von Laura Schneider und Nathalie Stöhr, Technische Hochschule Bingen

Der Wunsch nach ressourceneffizienteren Wertschöpfungsketten, insbesondere in der Tierhaltung, erfordert neue und nachhaltige Erweiterungen in etablierten Systemen. Ein zentraler Ansatzpunkt für mehr Nachhaltigkeit in der Tierhaltung ist die Tierernährung und im Speziellen die Erzeugung einzelner Futtermittel. Die Herkunft der Futtermittel verursacht den größten Teil des Emissions-Fußabdrucks in der Tierhaltung. Deswegen sind Lösungen gefragt, wie der Emissions-Fußabdruck der Tierernährung reduziert werden kann.

Der Einsatz von Insekten als Futtermittel für Schweine, Geflügel und in der Aquakultur gewinnt zunehmend an Bedeutung. Möglich wurde dies durch die Änderung der EU-Verordnung (2021/1372), welche die Fütterung von tierischem Protein an Nutztiere (ausgenommen Wiederkäuer) wieder ermöglicht.

Insekten sind aufgrund ihres hohen Protein- und Fettgehalts und einer Aminosäurezusammensetzung, die der von Sojabohnen ähnelt, ein interessantes Futtermittel für Monogastrier. Insekten müssen zudem, anders als etwa Sojabohnen, nicht importiert werden, sondern können vor Ort in vertikalen Anbausystemen produziert werden. Lange Transportwege entfallen somit.

An der Technischen Hochschule (TH) Bingen forscht die Arbeitsgruppe um Prof. Georg Dusel über das Potential sogenannter „Futterinsekten“, speziell der Larven der Schwarzen Soldatenfliege (BSFL, Hermetia illucens). Neben Projekten zur Fütterung von Insekten als natürliches Futtermittel für Geflügel und Schweine werden auch verschiedene Futtersubstrate auf ihre Eignung zur Mast der Larven erforscht. Die BSFL lassen sich auf Basis von Koppelprodukten der Lebensmittel- und Agrarproduktion produzieren. Das ist ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft.

Regional aufgezogene Insekten als Nutztier
In den Projekten an der TH Bingen sind die Larven der Schwarzen Soldatenfliege eine innovative Erweiterung in der Wertschöpfungskette. Aufgrund der breiten Plastizität des Verdauungstraktes und einer effektiven Körperphysiologie der Larven sind diese Insekten in der Lage, bisher meist unvollständig genutzte Ströme aus der Lebensmittelproduktion in hochwertiges Protein und Fett zu veredeln. Sie haben dadurch das Potential, große Mengen an organischen Reststoffen zu verwerten, die ansonsten unkontrolliert deponiert und somit u.a. das Klimagas Methan emittieren würden.

Die Agrarwissenschaftler stellten in den Studien fest, dass auch die „Futterinsekten“, wie Menschen und andere Nutztiere, einen bestimmten Bedarf an Nährstoffen, wie Kohlenhydrate, Stickstoffquellen, Mineralien und Wasser haben. So zeigen die Larven die besten Wachstumsleistungen auf Futtersubstraten mit ca. 75 % Wasser und 14 % Rohprotein. Hierbei erreichen die Larven einen Futteraufwand (kg Futter auf Basis von Nebenprodukten pro kg Zuwachs Larvenbiomasse) von Faktor 1,2 bei einer Larvenkörpertrockenmasse von 30 %. Die „Mastphase“ in den Versuchen betrug sieben Tage.

Die mit einem Mix, bestehend aus Mühlennebenprodukten, Altbrot, Grassilage, Schlempen und Trester gefütterten Larven zeigten gleiche Leistungen wie die mit teurem Geflügelmastfutter gefütterten Larven. Ein Ergebnis der Arbeitsgruppe: Das in der Futtermittelbranche übliche Optimieren mit den verschiedenen oftmals saisonal anfallenden Koppelprodukten scheint für eine zukunftsfähige bedarfsgerechte Insektenernährung unumgänglich und macht ein „Upcycling“ erst effizient möglich.

Qualitätskontrolle Larven
Lebende Insekten sind als Einzelfuttermittel (für Heimtiere, Schweine, Aquakultur und Geflügel) zugelassen. Die Futtermittel-Verordnung regelt die Verwendung lebender Insekten jedoch bisher nicht. Die gesetzlichen Vorgaben, dass ein Futtermittel sicher sein muss, steht auch bei lebenden Insekten an erster Stelle. Die Fütterung von toten, unverarbeiteten Insekten ist nicht zugelassen. In einer Studie der TH-Bingen und der Uni Bonn wurde die Vitalität und Lagerfähigkeit unter Beachtung der sensorischen und hygienischen Eigenschaften der Larven, über einen Zeitraum von 9 Tagen nach der Larvenernte untersucht.

Die Ergebnisse zeigten, dass lebende BSFL nach der Ernte unter luftdichten Bedingungen bei einer konstanten Temperatur von 8 °C bedenkenlos 6 Tage lang haltbar sind. Durch eine geeignete Qualitätskontrolle (ähnlich einer Fleischbeschau) könnten die Larvenprodukte charakterisiert und in Qualitätsstufen eingeordnet werden.

Larven der Schwarzen Soldatenfliege als Futtermittel für Monogastrier
Die TH-Bingen beschäftigt sich in ihren Forschungsprojekten mit den Möglichkeiten und Grenzen zum Einsatz von BSFL beim Geflügel (Legehennen und Masthühner) sowie Schweinen (insbesondere Ferkel) und untersucht dabei neben den allgemeinen Leistungsparametern auch die Auswirkungen auf das Tierwohl und die Tiergesundheit sowie die Qualität der tierischen Produkte.

In der Natur sind Insekten ein natürlicher Bestandteil der Geflügelernährung und bieten das Potenzial, das Wohlergehen der Tiere zu verbessern. Neben der Möglichkeit der Nutzung als natürliches Beschäftigungsmaterial versorgen die Larven die Hühner (und andere Monogastrier) mit zusätzlichen hochwertigen Nährstoffen (vgl. Tabelle 1).

In einer Studie der TH-Bingen wurde beispielsweise die ernährungsphysiologische Eignung der Fütterung lebender Larven an Mastgeflügel untersucht: Die Hälfte von insgesamt 72 Tieren erhielten zusätzlich zur konventionellen ad libitum-Fütterung eines Getreide-Soja-basierten Mastfutters lebende BSF-Larven gefüttert. Den Eintagsküken wurden bis zum 21. Lebenstag 5 % der erwarteten täglichen Trockenmasseaufnahme als lebende Larven zugefüttert. Vom 21. bis 42. Lebenstag wurde die Menge auf 10 % erhöht. Dabei wurde zu Beginn 1x täglich frische Larven gefüttert, ab Tag 21 wurde die Menge auf 2 Portionen pro Tag aufteilt.


Zuerst erschienen im zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin. Zum kostenfreien Abo bitte einfach hier anmelden und dann den Link in der Bestätigungs-Mail anklicken. Anschließend den ganzen Artikel in der letzten Ausgabe weiterlesen:

 

Pro-Tipp! Webinar mit Prof. Dr. Frank Mitlöhner am 3. 12. 2024: Typisch Livestock: Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg

Fleisch, Eier und Milchprodukte werden weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der weltweiten Ernährung sein. Zeitgleich zur steigenden Nachfrage durch eine wachsende Weltbevölkerung nimmt der Druck zu, die Umweltauswirkungen der Lebensmittelproduktion zu reduzieren.

Das Webinar „Typisch Livestock – Zukunftsfähige Nutztierhaltung: Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg“, zu dem die Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH alle Interessenten einlädt, welche die Zukunft der Landwirtschaft und Tierhaltung im Bereich Schwein, Rind und Geflügel mitgestalten wollen, bietet eine hervorragende Gelegenheit, sich mit aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätzen in der nachhaltigen Tierhaltung auseinanderzusetzen. Prof. Dr. Frank Mitlöhner von der University of California in Davis ist ein international anerkannter Experte auf diesem Gebiet. Er wird neue Einblicke in Umweltauswirkungen der Tierhaltung geben und aufzeigen, wie sich die Branche auf eine zunehmend umweltbewusste Zukunft vorbereiten kann.

Das Webinar findet statt am 3. Dezember 2024 von 19 bis 21 Uhr. Das Webinar wird aufzeigen, dass es keine Pauschallösung für die Nachhaltigkeit bei der Abdeckung des globalen Bedarfs an tierischem Protein gibt, sondern dass es eines ganzen Werkzeugkastens bedarf, die verschiedenen Produktionssysteme und Anforderungen zukunftsfähig zu gestalten.

Die Teilnahme an diesem Webinar ist kostenlos. Anmeldung hier.

Weitere Informationen hierzu geben Ihnen gerne:
• Dr. Heike Hufen, Geflügel, Tel.: +49 (172) 7330987
• Herbert Heger, Schwein Nord, Tel.: +49 (178) 2905020
• Markus Hellenschmidt, Schwein Süd, Tel.: +49 (151) 68967979
• Steinbeck Andreas, Rind West, Tel.: +49 (151) 68946711
• Sebastian Hofsommer, Rind Ost, Tel.: +49 (151) 17955078

Quelle: Boehringer Ingelheim

Initiative Tierwohl: Innovationspreis Tierwohl zum vierten Mal verliehen

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* Innovationspreis Tierwohl verleiht Innovationspreis Tierwohl an drei schweinehaltende Betriebe
* Tim Friedrichs, Dirk Sandering sowie Stefanie Friebel und Jan Gumpert erhalten die Auszeichnung

Die Initiative Tierwohl (ITW) zeichnete am Donnerstagabend in Berlin zum vierten Mal Landwirte für ihre innovativen Leistungen in Sachen Tierwohl mit dem Innovationspreis Tierwohl aus. Durch die Verleihung führte Moderator Jörg Thadeusz, der sich zutiefst beeindruckt von den Beiträgen der Preisträger zeigte.

Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Platz belegte Tim Friedrichs für sein Stallkonzept, das viele innovative Einzelmaßnahmen, wie etwa eine selbstgebaute Kühlung für seine Schweine und eine „Wohnzimmerbeleuchtung“ für Ferkel, so aufeinander abgestimmt hat, dass insgesamt ein hohes Tierwohl-Niveau im Stall erreicht wird.

Dirk Sandering nahm den mit 7.000 Euro dotierten zweiten Preis in Empfang. Sein Stallkonzept setzt ein ökologisches Kreislaufsystem um, bei dem unter anderem fast völlige Energieautarkie des Stalles entsteht. Auch dieses Konzept hat auf innovative Art und Weise ein erhöhtes Tierwohl-Niveau im Stall zur Folge. Bei seinem Strohstall mit Einstreuroboter hat er nicht nur das Tierwohl der Tiere im Blick, sondern auch die Arbeitsqualität seiner Mitarbeiter.

In dem Stall der Genießergenossenschaft Sachsen mangelt es den Schweinen an nichts: Viel Platz, Stroh, eine automatische Fütterungsanlage und beheizte Liegeflächen sorgen für ein gutes Stallklima. Ein unmittelbar angrenzendes Schlachthaus erspart den Tieren am Ende ihres Lebens einen langen Transport. Jan Gumpert hat mit der Genießergenossenschaft ein Modell geschaffen, durch das der Wunsch nach Fleischgenuss und der Anspruch von mehr Tierwohl ineinandergreifen. Stefanie Friebel, die für das Stallmanagement verantwortlich zeichnet, und Jan Gumpert nahmen den mit 5.000 verbundenen dritten Preis entgegen.

Weitere Informationen zu den Gewinnern so wie ein Video zur Preisverleihung finden Sie hier.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

Milchfieber verstehen und vorbeugen

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Von Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.

Neben der Ketose gehört Milchfieber zu den wichtigsten Stoffwechselerkrankungen unserer Milchkühe. Der bei unseren Hochleistungskühen plötzlich auftretende massive Bedarf an Kalzium für die Milchbildung bringt vor allem ältere Kühe rasch an das Limit dessen, was an Kalzium aus den Knochen mobilisiert werden kann.

Was ist Milchfieber?
Milchfieber (auch Hypokalzämie oder Gebärparese) entsteht durch einen Kalziummangel im Blut. Kalzium wird im Körper unter anderem für eine normale Funktion der Muskulatur benötigt. Daher kommt es bei Milchfieber zunächst zu einem unsicheren, schwankenden Gang. Im Verlauf der Erkrankung kommen die Kühe dann zum Festliegen, oft mit zur Brust eingeschlagenem Kopf. Liegen die Kühe erst einmal fest, können sie nur noch durch eine Infusion behandelt werden, durch die Kalzium direkt ins Blut zugeführt wird. Unbehandelt führt Hypokalzämie innerhalb von wenigen Stunden zum Tod. Die Kosten eines klinischen Milchfieberfalles liegen bei etwa 350 €. Hier kommen zu den Tierarztkosten noch verminderte Milchleistung (bis zu 2000 l weniger in der betroffenen Laktation), Fruchtbarkeitsstörungen und vermehrte Anfälligkeit für andere Erkrankungen hinzu.

Wie kommt es zur Hypokalzämie?
Die Milchkuh muss ihren Stoffwechsel mit der Abkalbung abrupt von einer Ruhephase auf eine Hochleistungsphase umstellen. Der hohe Gehalt an Kalzium, der die Milch unter anderem für den Menschen so interessant macht, wird hier zum Problem für die Kuh. Vor der Kalbung und bevor die Bildung der Biestmilch einsetzt, benötigt sie insgesamt für sich und das heranwachsende Kalb nur etwa 4 bis 5 g Kalzium pro Tag. Im Gegensatz dazu werden mit jedem Liter Biestmilch 2,3 g Kalzium ausgeschieden, mit der Milch nach der Biestmilchphase ca. 1,2 g pro Liter. Der rasch verfügbare Pool von Kalzium in Blut und Gewebe ist mit ca. 16 bis 20 g sehr begrenzt und daher rasch erschöpft. Die verstärkte Freisetzung von Kalzium aus den Knochen und die Steigerung der Aufnahme aus dem Darm wird durch Hormone gesteuert. Das „Hochfahren“ dieses Systems benötigt ein bis zwei Tage, bis es richtig läuft. Mit zunehmendem Alter tun sich Kühe mit dieser Umstellung immer schwerer, so dass das klassische Festliegen eher bei Kühen mit mehreren Laktationen vorkommt.

Sind nur festliegende Kühe ein Problem?


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Fall von Geflügelpest im Landkreis Aurich – Putenzuchtbetrieb betroffen – Biosicherheitsmaßnahmen einhalten

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In einem Putenzuchtbetrieb mit rund 8.400 Tieren im Landkreis Aurich wurde die Geflügelpest festgestellt. Die amtlichen Proben wurden im Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) positiv auf das hochpathogene aviäre Influenza-Virus des Subtyps H5N1 getestet. Darauf macht das niedersächsische Landwirtschaftsministerium (ML) aufmerksam. Der Landkreis Aurich hat die erforderlichen Schutzmaßnahmen eingerichtet und führt Untersuchungen in Nachbarbetrieben durch. Die Tiere werden entsprechend den Vorgaben des EU-Tiergesundheitsrechts tierschutzgerecht getötet. Es handelt sich um den ersten Fall in Niedersachsen seit Juli dieses Jahres.

Das ML appelliert an die niedersächsischen Betriebe, die Biosicherheitsmaßnahmen unbedingt strikt einzuhalten. Tierhalterinnen und Tierhalter, die Auffälligkeiten (zum Beispiel vermehrte Todesfälle oder eine verminderte Futter- und Wasseraufnahme) in ihrem Bestand bemerken, sollten sich umgehend beim Veterinäramt melden. Bisher gab es 2024 drei Ausbrüche der Geflügelpest in niedersächsischen Betrieben: Im Januar wurde die anzeigenpflichtige Seuche in einer Hühnerhaltung im Landkreis Emsland und in einer Legehennen-Freilandhaltung im Landkreis Northeim sowie im Juli in einem Legehennen-Betrieb in der Grafschaft Bentheim festgestellt. Bei Wildvögeln wurden der jüngsten Nachweise in Niedersachsen im Oktober bei einem Sturmvogel auf der Insel Baltrum im Landkreis Aurich und im November bei einem Schwan in der Region Hannover festgestellt. Im Jahr 2023 waren insgesamt 17 Betriebe mit rund 220.700 Tieren betroffen.

Hintergrund:
Das hochpathogene aviäre Influenzavirus vom Subtyp H5 zirkuliert inzwischen ganzjährig im Wildvogelbestand und verursacht bei Geflügel die so genannte Vogelgrippe (Geflügelpest). In den Vereinigten Staaten wurde eine Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus bei Milchkühen festgestellt. Einen Impfstoff gibt es derzeit nicht. Das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hatte als Reaktion auf die Feststellungen 213 Tankmilchproben aus niedersächsischen Milchviehhaltungen auf aviäres Influenzavirus untersucht. Dabei wurde das Virus nicht nachgewiesen.

Weltweit wurde das hochpathogene aviäre Influenzavirus zudem mehrfach bei wildlebenden Säugetieren nachgewiesen. Diese vermehrten Nachweise könnten darauf hindeuten, dass sich das Virus besser an Säugetiere anpasst. In Niedersachsen werden seit 2023 in einem Monitoring wild lebende Prädatoren wie zum Beispiel Füchse, Waschbären und Marder auf Influenzaviren untersucht. Bei sechs Füchsen wurde im Jahr 2023 eine Infektion mit dem hochpathogenen aviären Influenzavirus Subtyp H5 nachgewiesen. In diesem Jahr wurde das Virus bislang nicht nachgewiesen. Es ist jedoch weiterhin davon auszugehen, dass die Influenzaviren aufgrund der hohen Viruslast in der Wildvogelpopulation auch auf Säugetiere übertragen werden können, die intensiven Kontakt zur Wildvögeln haben. Das ML macht vor diesem Hintergrund darauf aufmerksam, dass Fälle bei Säugetieren weiterhin intensiv und sehr aufmerksam beobachtet werden müssen. Das LAVES hat in Kooperation mit der Tierärztekammer Niedersachsen daher im Sommer ein Projekt gestartet, bei dem eine mögliche Anpassung des Virus an Säugetiere verfolgt werden soll. Untersucht werden Tupfer-Proben von Katzen, die sich im Freien aufhalten und dadurch Kontakt zu Wildvögeln haben könnten. Das LAVES und die Tierärztekammer bitten die praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte in Niedersachsen um Unterstützung dieses Projekts und die Einsendung von entsprechenden Proben.

Weitere Informationen zur Vogelgrippe.

Eine Hilfestellung für die Optimierung der betrieblichen Biosicherheit bietet das „Niedersächsische Biosicherheitskonzept für Geflügel haltende Betriebe“ (Download)

Das Infoblatt „Verhaltensregeln für kleine Geflügelhobbyhaltungen“ gibt eine Übersicht über die wichtigsten Biosicherheitsmaßnahamen für kleine Geflügel-Hobbyhaltungen: Download.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz