Von Dr. Johanna Meilwes und Dr. Philip Tegtmeyer, Fachtierärzte für Kleine Wiederkäuer, Tierarztpraxis Tegtmeyer, www.schafdoktoren.de
Moderhinke ist die wohl gefürchtetste Lahmheitsursache bei Schafen. CODD als neue Form dieser Erkrankung ist in Deutschland bisher noch selten. Damit das so bleibt, sollten Schafhalter sich auch mit dieser Krankheit beschäftigen.
Für Lahmheiten bei Schafen gibt es viele Ursachen. Die bekannteste und wohl zugleich gefürchtetste davon ist die Moderhinke. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Infektion des Zwischenklauenspaltes, ausgelöst durch die Erreger Dichelobacter nodosus und Fusobacterium necrophorum.
Bei der klassischen Form der Moderhinke kommt es zu schmerzhaften Entzündungen des Zwischenklauenbereiches. Diese können sich unter dem Wand- und dem Sohlenhorn fortsetzen. Es entstehen schmerzhafte Lahmheiten.
Neue aggressivere Form
Besonders im Vereinigten Königreich und in Irland ist schon seit den 90er-Jahren eine weitere, deutlich aggressivere Form der Moderhinke bekannt – die „contagious ovine digital dermatitis“, kurz CODD. Man geht davon aus, dass CODD dort in rund der Hälfte der schafhaltenden Betriebe vorkommt. In Deutschland ist die Krankheit zum Glück bisher noch wenig verbreitet. Offiziell beschrieben wurde sie erstmals 2020. Da es sich um ein recht neues Krankheitsbild handelt, ist diese Form einer Lahmheit jedoch bei uns möglicherweise unterdiagnostiziert.
Anders als bei der klassischen Moderhinke beginnt die Infektion nicht im Zwischenklauenspalt, sondern am Kronsaum (Bild 1). Von dort aus setzt sie sich unter dem Klauenhorn nach unten fort. Die Verbindung zwischen Horn und dem darunterliegenden Gewebe löst sich und das Klauenhorn kann sich vollständig von der Klaue lösen – die Schafe „schuhen aus“ (Bild 2). Betroffene Schafe zeigen hochgradige Lahmheiten. Sie können der Herde nicht mehr richtig folgen, liegen viel, nehmen weniger Futter auf und es kommt zu einem schnellen Verlust von Körperkondition und Leistung.
Auch bei CODD werden oft die Erreger der klassischen Moderhinke nachgewiesen. Durch das bereits angegriffene Horn können sich dann zusätzlich weitere Erreger vermehren, sogenannte Treponemen. Diese spiralförmigen Bakterien aus der Bakteriengruppe der Spirochaeten sind für den schweren CODD-Verlauf verantwortlich. Sie stehen auch in Zusammenhang mit der Mortellarosch’en Krankheit des Rindes. Daher wird eine Übertragung zwischen Rind und Schaf diskutiert.
Nachweis von CODD
Für die Diagnose der klassischen Moderhinke sind mittlerweile PCR-Tests etabliert. Der Erregernachweis für CODD ist immer noch aufwändig und nur in spezialisierten Laboren möglich.
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