Die Schwarzkopfkrankheit führt bei sowohl bei wildlebenden als auch bei domestizierten Hühnervögeln zu hoher Morbidität und Mortalität, wobei Truthähne bzw. Puten am anfälligsten sind, was zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führt. Die bekannten Morbiditäts- und Mortalitätsraten für Ausbrüche der Schwarzkopfkrankheit schwanken von 10 bis 100 % Herdenverlust bei Puten. Die Gründe für diese Unterschiede wurden jedoch bisher noch nicht identifiziert. Das Verständnis der Faktoren, die die Unvorhersehbarkeit der lateralen Übertragungs- und Infektionsraten bei einem Ausbruch beeinflussen, sowie die Entwicklung von Maßnahmen zur Reduzierung ausbruchsbedingter Verluste sind deshalb von größter Bedeutung.
Das Ziel der aktuellen Studie* war es, den Einfluss von Stressfaktoren auf die Entwicklung einer Schwarzkopfkrankheit (Histomoniasis) und die laterale Übertragung der einzelligen Darmparasiten, die sogenannten Histomonaden (Histomonas meleagridis), zu untersuchen.
In den folgenden drei Experimenten wurde die Hälfte von jeweils 420/150/180 Puten in jedem Abteil mit H. meleagridis infiziert, um die Übertragung und das Fortschreiten der Krankheit zu untersuchen. Die Puten wurden in den ersten Wochen vor der Infektion mit verschiedenen Stressoren konfrontiert: u.a. Ration mit hohem Elektrolytgehalt, Transportstress, Kältestress und Futterentzug, Kokzidien und Mykotoxine. Die Puten wurden im Alter von 5 Wochen (Experimente 1 und 3) oder im Alter von 2 Wochen (Experiment 2) infiziert. Der Krankheitsverlauf wurde anhand der Infektionsrate, der Mortalitätsrate und pathologischen Läsionen im Blinddarm und in der Leber bewertet.
In diesen Untersuchungen war keine laterale Übertragung erkennbar, deshalb beziehen sich die Ergebnisse nur auf die direkt infizierten Puten. In Experiment 1 zeigten die Ergebnisse, dass eine Ration mit hohem Elektrolytgehalt und Futterentzug (FW) höhere Infektionsraten und höhere Läsionswerte in Leber und Blinddarm verursachte. Experiment 2 untersuchte weiter den Einfluss von Kokzidiose oder Futterentzug. Alle Stressoren ergaben höhere Infektionsraten, Mortalitätsraten, Blinddarm- und Leberwerte. In Experiment 3 wurden die Puten mit Futter gefüttert, das natürlich vorkommendes Aflatoxin in einer Menge von 0 ppb (AFLB1), 6,26 ppb (AFLB1 Low) oder 19,82 ppb (AFLB1 High) enthielt. Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungen beobachtet.
Die Experimente zeigen, dass Futterentzug und/oder Kokzidieninfektionen oder eine Kombination von Stressfaktoren eine schwerere Histomoniasis-Infektion begünstigten. Eine Verbesserung der Fütterungsprogramme, verstärkte Bemühungen zur Reduzierung von Umweltstressoren und zur Begrenzung von Koinfektionen durch andere Krankheitserreger kann dazu beitragen, das Infektionsrisiko und die Schwere des Ausbruchs zu verringern.
Die Wissenschaftler*innen raten zu weiteren Studien, um den Einfluss von Stress auf die Schwankungen bei der lateralen Übertragung von H. meleagridis zu untersuchen.
*Studie: Fudge, C. et al.: Role of stressors in histomoniasis transmission and development in turkeys. J The Journal of applied poultry research 2024 33:100405
Quelle: Dr. Heike Engels, Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 2/24