Stockmanship – Philipp Wenz: Effizientes Tiermanagement für Weide und Stall – sicherer Umgang mit Herdentieren für Tierärzte

© Philipp Wenz

Stockmanship oder Low Stress Stockmanship ist eine Methode mit Herdentieren zu arbeiten, die in den U.S.A. von Bud Williams (1932-2012) entwickelt wurde. Es geht um die gute Arbeit mit Tieren. Im weitesten Umfang ist sie an und mit Rindern entwickelt und angewendet worden. Sie kann aber genauso gut für andere Nutz- und Haustiere adaptiert werden (Schafe, Ziegen, Elche, Wapiti Hirsche, Alpakas, Geflügel, Schweine, Kamele).

Im landwirtschaftlichen Alltag steht die Kontrolle der Tiere im Vordergrund: die Tiere von A nach B zu bringen, z.B. auf die Weide, in den Stall, den Melkstand, den Klauenstand – Tiere sortieren oder Einzelne zu separieren. All diese Arbeiten beruhen darauf, die Tiere kontrollieren zu können. Unter arbeitswirtschaftlichen Aspekten sollen sie alleine oder mit möglichst wenig AK erledigt werden und möglichst effizient. Beides ist leider keine Selbstverständlichkeit…

Die Basis für ein erfolgreiches Management in der Milchvieh- und Rinderhaltung ist der Umgang mit den Tieren. Die Rinderbestände werden immer größer, die Zeit pro Tier sinkt und der Stressfaktor bei Mensch und Tier steigt.

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Tierschutz und Tierwohl sind in aller Munde. Konkret geht es um Anzahl und Größe von Liegeflächen und Fressplätzen, Zeiten, Lichtqualitäten, Temperatur und Luftqualität. Nur zu selten kommt der Mensch als Faktor des Tierwohls in den Blick – und noch viel seltener das Wohl und die Freude des Menschen an der Arbeit mit den Tieren. Mitunter scheint es auch weniger ein Miteinander als ein Gegeneinander zu sein…

Low Stress Stockmanship beruht auf Position und Bewegung – wie sich der Mensch gegenüber dem Tier positioniert und bewegt. Die Tiere reagieren darauf. Low Stress Stockmanship systematisiert die Reaktionen zu Regeln. Es wird so ein gezieltes Kontrollieren der Tiere im Alltag möglich, das weit über das Maß hinausgeht, was Akteure für möglich halten.

Alle Arbeiten, alles Positionieren, Bewegen, Druck und Druckreduktion ist eine Form der Kommunikation zwischen Mensch und Tier so wie auch zwischen den Tieren. Gelingt die Verständigung entwickelt sich Vertrauen und Respekt, misslingt sie, führt sie vielfach zu Angst. Angst aus Unverständnis und Überforderung ist der häufigste Grund für das Gegeneinander von Mensch und Tier. Zeitdruck verschlimmert die Situation.

Bei Low Stress Stockmanship geht es um genaues Beobachten des Tieres und darauf aufbauen sich in das Tier einzufühlen und den richtigen Zeitpunkt zu finden.

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Im landwirtschaftlichen Alltag kann diese Methode jedem helfen besser mit Herdentieren zu arbeiten: Landwirte, Tierärzte, Klauenpfleger, Viehfahrer, Schlachthofmitarbeiter. Nach über 15 Jahren Schulungserfahrung kann ich sagen, dass jeder durch Stockmanship seine Arbeit mit den Tieren verbessern kann. Unabhängig von der Anzahl, Haltungsform oder Rasse der Tiere.

In der Milchviehhaltung stehen Milch Kg, Megajoule oder Ovulationsraten im Vordergrund, nicht aber das Tier als fühlendes Wesen. Schmerz, wir d man hier entgegnen, spielt eine Rolle und wird mit Schmerzmitteln immer mehr in der Tierbehandlung berücksichtigt. Das ist richtig und gut.

Mir geht hier um den Behandlungsschmerz. Wenn Tiere nicht oder nur schlecht z.B. in den Behandlungsstand gehen, wird als Grund Schmerz bei der Behandlung oder Klauenpflege genannt. Die Erfahrung in der Arbeit mit Stockmanship zeigt, dass eben nicht der Schmerz das Problem ist, sondern die Angst des Tieres

Das Tier hat Angst vor der Behandlung im Stand, Angst in den engen Stand zu gehen – und zwar völlig unabhängig davon, ob sie tatsächlich schmerzhaft ist oder nicht.

Lernen die Tiere, dass wir Rücksicht auf ihre Befindlichkeiten nehmen, entwickeln sie Vertrauen. Selbst Tiere, die die Klauenpflege mit Klauen und Hörnern verweigert haben, lernen mit Stockmanship die Arbeit mitzumachen. So können auch Tierärzte, die ja ständig mit z.T. fremden Tieren umgehen müssen, sicher und effizient mit ihnen arbeiten.

Stockmanship vermittelt ein Verständnis des Problems aus der Sicht der Tiere. Indem wir verstehend auf das Tier eingehen, entsteht eine effiziente und sichere Zusammenarbeit – zum Wohle von Mensch und Tier.

© Philipp Wenz

Philipp Wenz hat Landwirtschaft u.a. in der Schweiz gelernt und in Göttingen Agrarwissenschaften studiert. Er bei Bud Williams in Texas gelernt und hat diese Methode nach Europa gebracht. Seit 2008 ist er Coach für Stockmanship und Berater für effizientes Tiermanagement u.a. für große und kleine Landwirtschaftsbetriebe, Schlachthöfe, Tierärzte, Berufsgenossenschaften, Klauenpfleger. Darüber hinaus berät er Mutterkuhbetriebe, wie sie ihren Betrieb wirtschaftlich führen können.

In 2024 wieder 2-tägige Intensivseminare in Blankenförde / Mecklenburg-Strelitz (Theorie und Praxis mit Mutterkuhherde mit Bullen)

• Grundsätze für eine effiziente und sichere Arbeit mit Milchvieh, Mutterkühen, Bullen
• Zonenkonzept – Wie Rinder wahrnehmen / Wie Tiere lernen
• Techniken für die Arbeit mit Rindern
• Anwendungen der Methode in der Praxis
• Arbeit mit der Herde auf großen Flächen (Weide)
• Arbeit im Korral und mit Einzeltieren

Termine 2024
18./19. April
30./31. Mai
27./28. Juni
https://www.stockmanship.de/de/termin

September bis November jeweils der letzte Donnerstag und Freitag des Monats. Anmeldung unter gruhn@stockmanship.de

Videos mit Philipp Wenz
Herde parken – Bullen separieren
Kuh in den Klauenstand treiben mit Low stress stockmanship
Tiere in Treibegang bringen