Wie die FAZ meldet ist, erstmals seit 1988, in Deutschand die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Drei Wasserbüffel im brandenburgischen Kreis Märkisch-Oderland seien daran verendet, zitiert die Zeitung Landesagrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD). Die kompltte Meldung ist zu finden unter: https://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/maul-und-klauenseuche-drei-faelle-in-brandenburg-110222940.html
Sensorsysteme: Mit digitaler Überwachung zu mehr Tiergesundheit
Von Dr. Heike Engels
Die automatische Erkennung des Brunstverhaltens durch Erfassung und Analyse von Tierbewegung ist auf den Milchviehbetrieben seit vielen Jahren weit verbreitet. Es mag Unterschiede zwischen den einzelnen Sensorsystemen geben, aber in vielen Studien kam heraus, dass diese Systeme regelmäßig über 90 % der brünstigen Kühe erkennen. Sie funktionieren so gut, dass sich im letzten Jahr auch Keno Tannen für ein solches System entschloss. Er bewirtschaftet zusammen mit seinen Eltern Maike und Manfred die Tannen GbR in Ostfriesland. Der Hof liegt in unmittelbarer Nähe des Nordsee-Heilbades Esens-Bensersiel an der ostfriesischen Nordseeküste, direkt am Deich.
„Wir hatten bislang keine Brunsterkennung. Wenn die Kühe nach 120 Tagen noch nicht besamt waren, sind die Kühe ins OvSynch-Programm gekommen. So konnten wir die Tiere terminiert besamen, da die Ovulationen mittels Hormone in einem eng begrenzten Zeitraum stattfinden. Diese Methode hat immer gut funktioniert, aber nun wollten wir unabhängiger von der Brunstbeobachtung werden und außerdem den Hormoneinsatz reduzieren“, berichtet Keno Tannen. Der Betrieb melkt mit einem noch recht neuen Doppel 16er Swing-Over Dairymaster Melkstand, weshalb ein Umstieg auf Melkroboter, die ein Sensorsystem mit sich bringen, nicht in Frage kam.
Im Jahr 2018 ist Keno Tannen nach der Fachschule bei seinem Vater in die GbR eingestiegen. „Der Betrieb ist schon lange in Familienbesitz. In meiner Großelterngeneration wurden nur 30 Kühe und 10 Sauen gehalten, dann wurde immer weiter ausgebaut, bis wir dann 2018 mit damals 180 Kühen den Schwerpunkt auf das Milchvieh legten und die Sauenhaltung, immerhin 250 Sauen mit Babyferkelproduktion, ganz abschafften. Den Sauenstall haben wir komplett abgerissen und dafür einen Komfortstall für Kühe und Kälber gebaut. Jetzt konzentrieren wir uns auf unsere 220 Milchkühe und die Nachzucht“, so der junge Landwirt. Sein Vater steht ihm mit Rat und auch Tat stets zur Seite, doch eigentlich ist Keno sogar weitestgehend alleine für das Tagesgeschäft des Betriebes verantwortlich, da sein Vater sich vielfältig im Ehrenamt engagiert. Manfred Tannen ist Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland e. V. und seit Anfang Februar auch Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. „Wir haben die Arbeit für uns optimal mit einer konkreten Aufgabenverteilung organisiert. Ich kann hier im Herdenmanagement frei agieren, aber bei wichtigen betrieblichen Entscheidungen besprechen wir uns“, so Keno Tannen.
Brunst und Abkalbungen im Fokus
So ist auch die Entscheidung für die Digitalisierung mittels Sensorsystem und welches der am Markt befindlichen Sensorsysteme es sein soll, gemeinsam getroffen worden, aber das Arbeiten mit dem System ist Aufgabe des Junglandwirts. „Mittlerweile gibt es sehr viele Systeme, die mittels Ohrmarke, Pedometer als Fesselband, Halsband oder Bolus außer der Brunsterkennung weitere Parameter der Tiergesundheit messen und auswerten. Auch eine Ortung der Kühe ist möglich. Uns ging es hauptsächlich um die Brunsterkennung, aber eine bessere Überwachung der Abkalber und der Frischmelker war uns auch wichtig. Nach der 2-phasigen Trockenstehzeit von 7 Wochen stallen wir die Kühe hier vor der Abkalbebox ein. Sie werden just in time zur Abkalbung in die Box gebracht. Danach geht es recht schnell wieder in die Herde, sofern alles gut ist. Wir haben keine extra Frischabkalbergruppe, das gibt der Stall vom Platz nicht her. Für die Frischmelkerkontrolle ist die Körpertemperatur wichtig, denn Fieber nach dem Abkalben ist immer ein Alarmzeichen für Stoffwechselerkrankungen wie Ketose und Milchfieber. Also sollte das Sensorsystem auch die Körpertemperatur messen.“
Aus diesem Grund entschied er sich für das System von smaXtec. Der Sensor ist bei diesem System ein Bolus, der von der Kuh abgeschluckt wird. Er wird mit einem Boluseingeber verabreicht und landet im Netzmagen.
„Smaxtex hat uns am besten zugesagt, weil es das einzige System ist, welches die Körpertemperatur messen kann, das klappt richtig gut. Im Vergleich zu den anderen ist es zwar ein teures System, denn man zahlt für jeden Bolus einmalig 30 Euro und dann je Kuh monatlich 3 Euro für den Service der Datensammlung, Speicherung und Auswertung. Andere Sensorsysteme bezahlt man einmalig ohne weitere Gebühr, das ist sicher auf die Dauer billiger, aber hier haben wir immer den aktuellsten Stand des Programms“, erklärt Keno Tannen. Der Bolus enthält einen Akku, der über die Lebenszeit der Kuh hinweg halten soll und deshalb laut Unternehmen wartungsfrei ist. Der Bolus misst neben der Körpertemperatur das Trinkverhalten und die Trinkmenge, Wiederkautätigkeit, Bewegungsaktivität und auch den pH-Wert.
Enorme Datenflut
Und wie arbeitet es sich mit dem Sensorsystem? Keno Tannen kann mittlerweile auf 9 Monate mit smaXtec blicken. „Wir sind immer noch in der Lernphase. Wir haben das System jetzt seit Mitte Juli 2023 und man muss schon sagen, es ist eine Datenflut, damit muss man erst einmal lernen umzugehen. Es gibt viele Alarmmeldungen, da darf man nicht erschrecken. Die Tiere sind ja nicht kränker als vor dem System, nur ihre Gesundheitsdaten sind sichtbarer. Trotzdem muss man entscheiden: Welche Kuh schaue ich mir sofort an, welche Kuh beobachte ich erst einmal, das muss man erstmal herausfinden, das braucht Zeit und Erfahrung“, so der junge Milchbauer. „Ich schaue morgens und abends je eine halbe Stunde auf die Sensordaten. Morgens selektiere ich die auffälligen Kühe für die Melkzeit nachmittags und abends selektiere ich die Tiere für die Melkzeit morgens. Bei gravierenden Problemen wie Euterentzündung gehe ich natürlich sofort zum Tier. Das erkenne ich, weil die Fieberkurve schnell hoch geht und das Wiederkauen abfällt. Das kann eine Coli-Mastitis sein. Kürzlich hatten wir eine Kuh mit Labmagenverlagerung, die haben wir durch smaXtec zwei Tage eher gesehen. Das ist sehr gut, denn umso früher man Erkrankungen sieht, desto besser ist es für die Kuh, denn sie leidet sonst unnötig. Wir können auch sagen, dass seit Juli die Besamungen viel erfolgreicher sind, der Hormoneinsatz ist deutlich zurückgegangen. Die Brunsterkennung klappt also gut. Ebenfalls sehr zuverlässig funktioniert der Schnulleralarm: Durch die Abkalbemeldungen erfahren wir 24 Stunden vorher, dass die Kuh kalbt. Die Körpertemperatur sinkt deutlich ab, wenn der Abkalbungsprozess beginnt. So können wir sie rechtzeitig in Ruhe in die Abkalbebox einstallen.“
Die Tannen GbR produziert Weidemilch für die Molkerei Ammerland. „Unsere Tiere kommen im Sommer auf die Weide. Mindestens 120 Tage müssen wir erfüllen, wir liegen aber weit darüber mit bis zu 180 Tagen, denn die Weiden liegen direkt um den Betrieb herum und auch das Jungvieh und die Trockensteher sind im Sommer draußen. Der Weidegang ist auch mit smaXtec problemlos möglich, da die Messdaten permanent gespeichert werden, auch wenn die Kuh rausgeht auf die Weide“, so Keno Tannen. „Wir haben dann zwar kurzzeitig keinen Kontakt mehr mit dem System, aber die Daten bleiben gespeichert und sind da, wenn die Kuh wieder in Reichweite der Antenne kommt. Wir haben zwei Antennen, hier im Milchviehstall und vorne in der Abkalbebox ist auch noch eine. Eine Antenne misst 80 m im Umkreis. Man könnte auch auf der Weide noch eine Antenne installieren, aber der Bolus speichert die Daten über 6 Tage, das heißt wenn wir die Trockensteher, die ja die ganze Zeit über draußen bleiben, einmal die Woche reinholen zum durchsortieren, sind die Daten alle da, wir können dann auch rückwirkend schauen.“
Früherkennung von Krankheiten
Auch sein Tierarzt Dr. Jan Hendrik Steudtner von der Tierarztpraxis Burhafe-Middels sieht große Potentiale in den digitalen Sensorsystemen. „Viele unserer Kunden nutzen mittlerweile smaXtec oder auch andere Sensorsysteme. Diese Systeme unterstützen beim präventiven Arbeiten durch Früherkennung in den Bereichen Gesundheit, Brunst und Abkalbung. Speziell smaXtec ist unserer Meinung nach dank der kontinuierlichen Messung der inneren Körpertemperatur ein gutes Früherkennungssystem für Krankheiten. Denn sobald das Immunsystem auf Krankheitserreger oder Stress reagiert, verändert sich die Körpertemperatur und das lange, bevor äußerliche Anzeichen sichtbar werden. Mit den weiteren Informationen zu Wiederkautätigkeit und Bewegungsaktivität lassen sich Fiebererkrankungen, beispielsweise Mastitis, Metritis, Atemwegserkrankungen oder andere Infektionen gut frühzeitig erkennen. Umso eher man eine Kuh behandelt desto schneller geht es der Kuh wieder besser, das bedeutet auf lange Sicht weniger Antibiotika, weniger Hormone und einfach gesündere Tiere.“
Die Daten der Sensorsysteme liegen auf einer Cloud, werden von einer Künstlichen Intelligenz interpretiert und erscheinen auf dem Handy in einer App. Diese App kann für Tierärzte und weitere Personen freigeschaltet werden, so dass eine Gesundheitsüberwachung der Herde sogar aus dem Urlaub möglich ist. Auch Telemedizin wäre damit möglich, dass also der Tierarzt bereits aus der Praxis eine erste Diagnose stellen kann. „Aktuell kommt bei jeder Fiebermeldung noch der Tierarzt und ordnet die Therapie an, aber es wäre zukünftig wünschenswert, wenn bei leichten und eindeutigen Fällen mehr Telemedizin möglich wäre“, so Dr. Steudtner. „Wir versuchen möglichst vorbeugend zu arbeiten, die Kuh wollen wir behandeln bevor sie wirklich klinische Symptome entwickelt. Um eine erfolgreiche Bestandsbetreuung zu gewährleisten, sind uns die Daten eine große Hilfe. Fakt ist aber auch, dass die Sensorsysteme Zeit in Anspruch nehmen. Je größer der Bestand, desto mehr Zeit muss man mit den Daten verbringen. Da ist die Frage schon berechtigt, ob man der Situation dann noch Herr wird. Speziell am Anfang sind es dann richtig viele Meldungen, die alle bewertet und sortiert werden wollen. Und es ist keinesfalls so, dass die Tierbeobachtung durch die Sensorüberwachung wegfallen kann. Im Gegenteil, der Mensch muss die Daten auswerten und die Handlungsanweisungen umsetzen. Das Sensorsystem ist also nur so gut, wie der Mensch es bedient. Doch wer die Daten erfolgreich nutzt, profitiert von den Vorteilen: gesündere Kühe, verkürzte Krankheitsverläufe und letztlich weniger Antibiotikaeinsatz.“
Betriebsspiegel Milchviehbetrieb Tannen GbR, Ostfriesland:
• Milchviehbetrieb mit 220 Milchkühen
• Bewirtschaftung von 150 ha Grünland, 6 ha Ackerland plus zugekauften Mais (insgesamt 30 ha)
• Molkerei Ammerland, gentechnikfreie Weidemilch
• Alle Futtermittel sind GVO-frei zertifiziert
• Milchleistung 10.8000 l/Kuh und Jahr, Tendenz steigend
• Im Nebenerwerb Vermietung von 3 Ferienwohnungen
• Reiner Grünlandstandort, schwere Seemarsch
• Familienbetrieb mit 2 fest angestellten Mitarbeitern
Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5-24.
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SenseHub® Dairy Youngstock: Kälber ab Geburt überwachen
MSD Tiergesundheit bringt mit SenseHub® Dairy Youngstock die branchenweit erste Monitoringtechnologie für Kälber von Geburt bis zum ersten Lebensjahr auf den Markt. SenseHub® Dairy Youngstock soll es Milchviehhaltern erleichtern, die Kälber und Färsen zu erkennen und zu identifizieren, die besondere Aufmerksamkeit benötigen. Wissenschaftlich fundierte Algorithmen überwachen ständig das Verhalten der Tiere über die spezielle SenseHub® Monitoring-Ohrmarke. Die Technologie identifiziere Tiere, die ein Verhalten zeigen, das von ihrer individuellen Norm abweicht und darauf hindeutet, dass sie möglicherweise Aufmerksamkeit benötigen, schreibt das Unternehmen. Die SenseHub® Monitoring-Ohrmarke ist mit einem blinkenden LED-Licht ausgestattet. Landwirte können damit Tiere schnell und einfach lokalisieren und geeignete Maßnahmen ergreifen.
Kälber haben eine natürliche Tendenz, Krankheitssymptome zu verbergen. SenseHub® Dairy Youngstock soll helfen, dieses instinktive Verhalten zu überwinden, indem es potenzielle Krankheitsanzeichen frühzeitig identifiziert. Oftmals bevor diese für Landwirte erkennbar sind.
Diese Technologie soll es Milchviehhaltern ermöglichen, ihre täglichen Arbeitsabläufe von ihrem Smartphone aus zu verwalten und dem zunehmenden Arbeitskräftemangel in den Betrieben entgegenzuwirken. Die wertvolle Zeit und Ressourcen können sie auf diejenigen Kälber und Färsen konzentrieren, die Aufmerksamkeit benötigen.
SenseHub® Dairy Youngstock ist mit Managementsystemen kompatibel, bei denen die Kälber von der Geburt bis zum Absetzen in Einzelboxen oder Gruppenbuchten untergebracht sind und nach dem Absetzen im Alter von drei bis 12 Monaten in Gruppen gehalten werden. Die Monitoring-Ohrmarken liefern innerhalb von 27 Stunden nach dem erstmaligen Anbringen verwertbare Erkenntnisse. Für Krankheitsdiagnose und Behandlungsmaßnahmen sollten Milchviehhalter ihre Tierärzte hinzuziehen.
E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 6/2024 erschienen!
„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 6/2024 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet folgende Themen:
• Kälber häufig vielen Erregern gleichzeitig ausgesetzt
• Beste Chancen für Winterkälber
• Mastitis: Personalschulung gut für Melkroutine, Eutergesundheit, Milchqualität
• Ceva: Neuer Impfstoff gegen PCV2 & M. hyo
• smaXtec: Neu bei TruAdvice™: Milchfieber & Ketose im Fokus
• Schwanzbeißen rechtzeitig erkennen: Kann künstliche Intelligenz unterstützen?
• PRRS-Bekämpfung in den USA: Einheitlicheres Vorgehen erforderlich
• Ahrhoff: Futter für jeden Lebensabschnitt ColoQuick: Kolostrum schnell zur Hand
• Federpicken bei der Legehenne – Hat die „inneren Uhr“ etwas damit zu tun?
• WEDA ProBar: Die Larven- Snack- Bar
• #FitForCows – App: Digitales Ausbildungstool
Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt 1 x registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail „OK“ klicken und gleich kostenfrei downloaden und lesen!
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Nadelloses Impfen bei Schweinen: Chancen und Herausforderungen im Tiergesundheitsmanagement
Von Dr. Heike Engels
Impfungen sind aus der modernen und nachhaltig orientierten Tierhaltung nicht mehr wegzudenken. Ihr Nutzen ist unbestritten, dienen sie doch dazu, Tiere vor schweren Krankheiten und Tierhalter vor wirtschaftlichen Schäden aufgrund eines Krankheitsausbruchs zu bewahren. Impfungen können via Nadel, aber auch nadellos verabreicht werden.
Gesunde Tiere sind widerstandsfähiger und zeigen bessere Wachstumsraten, was die Wirtschaftlichkeit der Tierhaltung steigert. Das Impfen trägt außerdem zur Verringerung von Antibiotikaeinsätzen bei. Wenn Schweine vor Krankheiten geschützt sind, benötigen sie weniger Medikamente, was sowohl die Umwelt als auch die Lebensmittelsicherheit verbessert. Jeder Betrieb hat ein eigenes Erregerspektrum, deshalb ist es sinnvoll, gemeinsam mit dem Hoftierarzt individuelle Impfkonzepte passgenau für jeden Beitrieb zu erstellen. Doch was nützt das beste Impfkonzept, wenn es nicht konsequent durchgeführt wird, weil das Impfen vieler Tiere zeitaufwändig ist und dabei womöglich auch noch andere Erreger von Tier zu Tier übertragen werden, weil die Impfhygiene nicht stimmt? Vor diesem Hintergrund sind neue Impfmethoden auf den Markt gekommen, die das Impfen zeitsparender, sicherer und hygienischer gestalten sollen.
Intramuskulär oder intradermal
Traditionell werden Impfungen via Injektion mittels einer Nadel in den Muskel (intramuskulär) verabreicht. Blut und Lymphflüssigkeit nehmen den Impfstoff auf und bringen ihn mit dem Immunsystem in Kontakt, welches darauf reagiert. Doch bei den neuen Impfmethoden kommt keine Nadel mehr zum Einsatz. Eine nadellose Injektion kann auch intramuskulär oder intradermal erfolgen. Bei einer intradermalen Injektion gelangt der Impfstoff direkt in die Haut. Ein weiterer Weg beim Schwein ist die Schluckimpfung über das Maul, die der Vollständigkeit halber erwähnt, aber hier nicht weiter beschrieben werden soll, da es sich hierbei um ein Impfverfahren über den Darm handelt.
Impfgeräte ohne Nadel gibt es mittlerweile verschiedene, das Prinzip des Impfens ist aber bei den Geräten ähnlich: Sie spannen über einen Elektromotor eine Feder, die per Druck den Impfstoff in den Muskel oder in die Haut injiziert. Gemeinsam ist den Geräten, dass sie durch den Verzicht auf die Nadel weniger Möglichkeiten bieten, um Erreger durch den Impfvorgang zu übertragen. Speziell bei Betrieben mit Streptokokkenproblem ist dies ein großer Vorteil. Außerdem reduzieren sich mögliche Abzesse an der Impfstelle, da der Impfvorgang ohne Nadel als hygienischer bewertet wird. Lokale Reaktionen an der Impfstelle wie vorrübergehende Rötung oder leichte Schwellung sind aber weiterhin zu beobachten. Das ist völlig normal und ein Zeichen dafür, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinander setzt.
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Salmonellenmonitoring Geflügel: Zentrale Erfassung in der QS-Befunddatenbank
• Ergebnisse aus dem Salmonellenmonitoring werden zentral erfasst
• Gesamtüberblick über aktuelles Salmonellengeschehen in der Geflügelbranche möglich
• Verpflichtende Anforderungen wird ab 1. Januar 2025 in den Audits der Geflügelschlachtbetriebe mit überprüft
Ab Januar 2025 erfassen alle Geflügel- Schlachtbetriebe im QS-System die Ergebnisse aus dem Salmonellenmonitoring in der QS-Befunddatenbank. Mit dieser verpflichtenden zentralen Erfassung der Untersuchungsergebnisse erhält die Geflügelwirtschaft erstmals einen umfassenden und branchenübergreifenden Überblick über das jeweils aktuelle Salmonellengeschehen in den Geflügel haltenden Betrieben.
Der QS-Fachbeirat Geflügel hat in seiner letzten Sitzung im Jahr 2024 beschlossen, die zentrale Erfassung des Salmonellenmonitoring zum 1. Januar 2025 als verpflichtende Anforderung im QS-System einzuführen. Zukünftig melden die QS-Schlachtbetriebe für Geflügel die Ergebnisse der Salmonellenuntersuchungen in den tierhaltenden Betrieben. Für jede Schlachtpartie von Mastputen und Masthähnchen erfassen sie die Untersuchungsergebnisse nach drei Kategorien: Kategorie 0 heißt negativ, kein Befund, Kategorie I heißt positiver Befund mit dem Salmonellentyp Typhimurium oder Enteritidis sowie den monophasischen Stämmen, und die Kategorie II dokumentiert einen positiven Befund mit allen übrigen Serovaren. Die Angabe zu den identifizierten Salmonellentypen ist freiwillig.
Die neuen Anforderungen für Geflügel-Schlachtbetriebe hat QS im Leitfaden Salmonellenmonitoring Geflügel bzw. Leitfaden Schlachtung/Zerlegung mit der Revision zum 1. Januar 2025 entsprechend aufgenommen. Die Einhaltung der Anforderungen wird ab dem 1. Januar 2025 in den QS-Audits überprüft.
Seit Frühjahr 2023 konnten Schlachtbetriebe in einem freiwilligen Pilotprojekt die Ergebnisse aus dem Salmonellenmonitoring Geflügel an die Befunddatenbank Geflügel melden. An dem Pilotprojekt hatten 36 von 47 Schlachtbetrieben im In- und Ausland teilgenommen und ihre Daten gemeldet. Erste Auswertungen im Projekt zeigen, dass die Belastung der Geflügelherden mit Salmonellen sehr niedrig ist. Mit der Verpflichtung zur Meldung sollen nunmehr auch die übrigen Schlachtbetriebe diese Daten melden, damit ein branchenweiter Überblick über die Salmonellenbelastung von Geflügelschlachtpartien möglich ist.
Quelle: QS Qualität und Sicherheit GmbH
Milchfieber verstehen und vorbeugen
Von Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.
Neben der Ketose gehört Milchfieber zu den wichtigsten Stoffwechselerkrankungen unserer Milchkühe. Der bei unseren Hochleistungskühen plötzlich auftretende massive Bedarf an Kalzium für die Milchbildung bringt vor allem ältere Kühe rasch an das Limit dessen, was an Kalzium aus den Knochen mobilisiert werden kann.
Was ist Milchfieber?
Milchfieber (auch Hypokalzämie oder Gebärparese) entsteht durch einen Kalziummangel im Blut. Kalzium wird im Körper unter anderem für eine normale Funktion der Muskulatur benötigt. Daher kommt es bei Milchfieber zunächst zu einem unsicheren, schwankenden Gang. Im Verlauf der Erkrankung kommen die Kühe dann zum Festliegen, oft mit zur Brust eingeschlagenem Kopf. Liegen die Kühe erst einmal fest, können sie nur noch durch eine Infusion behandelt werden, durch die Kalzium direkt ins Blut zugeführt wird. Unbehandelt führt Hypokalzämie innerhalb von wenigen Stunden zum Tod. Die Kosten eines klinischen Milchfieberfalles liegen bei etwa 350 €. Hier kommen zu den Tierarztkosten noch verminderte Milchleistung (bis zu 2000 l weniger in der betroffenen Laktation), Fruchtbarkeitsstörungen und vermehrte Anfälligkeit für andere Erkrankungen hinzu.
Wie kommt es zur Hypokalzämie?
Die Milchkuh muss ihren Stoffwechsel mit der Abkalbung abrupt von einer Ruhephase auf eine Hochleistungsphase umstellen. Der hohe Gehalt an Kalzium, der die Milch unter anderem für den Menschen so interessant macht, wird hier zum Problem für die Kuh. Vor der Kalbung und bevor die Bildung der Biestmilch einsetzt, benötigt sie insgesamt für sich und das heranwachsende Kalb nur etwa 4 bis 5 g Kalzium pro Tag. Im Gegensatz dazu werden mit jedem Liter Biestmilch 2,3 g Kalzium ausgeschieden, mit der Milch nach der Biestmilchphase ca. 1,2 g pro Liter. Der rasch verfügbare Pool von Kalzium in Blut und Gewebe ist mit ca. 16 bis 20 g sehr begrenzt und daher rasch erschöpft. Die verstärkte Freisetzung von Kalzium aus den Knochen und die Steigerung der Aufnahme aus dem Darm wird durch Hormone gesteuert. Das „Hochfahren“ dieses Systems benötigt ein bis zwei Tage, bis es richtig läuft. Mit zunehmendem Alter tun sich Kühe mit dieser Umstellung immer schwerer, so dass das klassische Festliegen eher bei Kühen mit mehreren Laktationen vorkommt.
Sind nur festliegende Kühe ein Problem?
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Beenovation: 16 Verbundprojekte liefern zukunftsweisende Erkenntnisse für den Schutz von Bestäuberinsekten
Die Vernetzungs- und Transfermaßnahme (VuT) „Beenovation — Für Vielfalt und Schutz von Bestäuberinsekten“, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), beinhaltet 16 Verbundprojekte, die sich dem Schutz von Bienen und anderen Bestäuberinsekten in der Agrarlandschaft widmen. Seit 2021 hatten Forscher:innen, Imker:innen, Landwirt:innen und weitere Akteur:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammengearbeitet, um wegweisende Lösungen zur Förderung der Bienengesundheit zu entwickeln und nachhaltige Ansätze zum Erhalt der Vielfalt von Bestäuberinsekten in unserer Agrarlandschaft zu erproben.
Ziel ist es, den Schutz von Bestäuberinsekten durch praxisnahe Forschung und branchenübergreifende Vernetzung zu fördern.
Forschungsergebnisse und innovative Ansätze:
· Digitale Sensorlösungen zur Fernüberwachung von Bienenstöcken, entwickelt in Projekten wie Sens4Bee und Biene40, die sowohl als Komplettsysteme als auch als DIY-Bausätze vorgestellt wurden.
· Das Projekt OCELI setzt auf Künstliche Intelligenz, um den Polleneintrag von Bienen zu analysieren und so Rückschlüsse auf die Qualität und Verfügbarkeit von Nahrungsquellen zu ziehen.
· Die Ergebnisse aus dem NutriBee-Projekt beschreiben die Wirkung abiotischer Stressoren und Nahrungslimitierung auf Bienengesundheit und die Entwicklung von Jungvölkern im Freiland.
· Vitalbiene zeigt, wie sich eine reduzierte Varroamilbenbehandlung auf die Leistungsfähigkeit und Vitalität von Honigbienen in der naturnahen Imkerei auswirkt.
· Neue Algorithmen aus dem Projekt Breedwatch sollen mithilfe von KI die Zuchtauswahl für Imkerinnen und Imker optimieren
· In Projekten wie BeeContour, INTEGRA, FINDIG und FarmerBeeWild wurde die Strukturanreicherung landwirtschaftlicher Flächen durch Streifenanbausysteme, Agroforstsysteme, angepasstes Grünbrachemanagement und die Implementierung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen erforscht, um die Lebensräume für Bestäuberinsekten zu verbessern.
· Im EAsyLife-Projekt wurde die Wirkung von Lithiumchlorid als neues Mittel zur Varroabekämpfung bei Honigbienen untersucht.
· Das Projekt LAFAS entwickelt ein innovatives Test-Kit zur gleichzeitigen Detektion von vier Bienenviren, während im Projekt DEAD ein anwenderfreundliches Test-Kit für die Erkennung von Amerikanischer und Europäischer Faulbrut erforscht wird.
Ein weiterer Fokus lag auf der Reduktion des Einsatzes von Insektiziden durch den Einsatz von Begleitpflanzen im Rapsanbau (Projekt Raps-OP). Zudem wurden Wechselwirkungen zwischen Ökolandbau, Blühflächen und naturnahen Lebensräumen auf Bienenpopulationen untersucht (Projekt ComBee). Auch die Integration der Bienenhaltung auf landwirtschaftlichen Betrieben wurde im Projekt BienenHaltenHof als Lösungsansatz präsentiert, um das Bewusstsein für die Bedürfnisse der Bienen in der Landwirtschaft zu schärfen.
Die „Beenovation“-Maßnahme verdeutlicht die Bedeutung von Bestäuberinsekten für eine nachhaltige Landwirtschaft und skizzierte mögliche Wege, wie der Schutz dieser wichtigen Lebewesen weiter verbessert werden kann. Auch nach Abschluss der Projekte werden die Forschungsergebnisse bis Juni 2027 öffentlichkeitswirksam aufbereitet und veröffentlicht. Ziel ist es, hieraus Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis abzuleiten, um den Schutz von Bestäubern langfristig sicherzustellen.
Weitere Informationen:
Beenovation — Für Vielfalt und Schutz von Bestäuberinsekten
www.beenovation.de
Die Kombination von Toltrazuril und Eisen: Zeit sparen – Ferkelgewicht gewinnen
Die Kokzidiose ist eine der Hauptursachen von Saugferkeldurchfällen. Der Erreger, der einzellige Darmparasit Cystoisospora suis (C. Suis), findet sich in über 70 % der schweinehaltenden Betriebe, etwa 50 % der Würfe sind betroffen – das zeigte eine Studie, die in den europäischen Ländern mit bedeutender Schweineproduktion durchgeführt wurde1. Selbst in Betrieben mit optimalem Hygienemanagement können Ausbrüche nicht in jedem Fall verhindert werden. Eine zentrale Bedeutung kommt der Reinigung und Desinfektion der Stallabteile mit Desinfektionsmitteln mit spezifisch nachgewiesener Wirksamkeit zu. Doch selbst das reicht nicht immer aus, denn die Oozysten von C. suis sind unter bestimmten Bedingungen monatelang infektiös.
Kokzidien können durch den sogenannten 10-Tage-Durchfall die Entwicklung des Darmepithels besonders in einer frühen Phase stören. Die Ausbildung der Darmzotten dieser Ferkel ist mangelhaft und die Futterverwertung auf Grund der verringerten Oberfläche im Darm schlechter als bei gesund entwickelten Jungtieren. Betroffene Tiere zeigen ein geringeres Absetzgewicht und so in der Ferkelaufzucht reduzierte Tageszunahmen, da sie diese frühe Beeinträchtigung nicht mehr wettmachen können2. Die Kokzidiose ist daher eine ökonomisch bedeutende Erkrankung.
Toltrazuril ist derzeit der einzige zugelassene Wirkstoff gegen C. suis. Die Gabe kann oral oder mittels einer Injektion erfolgen. Bei der oralen Verabreichung muss das Ferkel ausreichend lange fixiert werden, um das sichere Abschlucken zu gewährleisten – das bedeutet Stress für das Tier und auch den Behandelnden. Der erhöhte Arbeitszeitbedarf kommt noch hinzu. Deshalb setzt sich die kombinierte Gabe von Eisen und Toltrazuril mittels einer Injektion immer mehr durch. Viele Anwender beschreiben diese als komfortabel, zeitsparend und effizient. Auch der Stress für das Ferkel wird so reduziert – ein weiterer Vorteil gegenüber der oralen Gabe. Ein Ferkelerzeuger fasst es so zusammen: „Was mit der Nadel ins Ferkel kommt, bleibt auch drin.“ So können die Ferkelsterblichkeit reduziert sowie erhöhte Absetzgewichte und eine bessere Futterverwertung in der späteren Ferkelaufzucht erzielt werden.
Aktuelle Daten einer Erstanwender-Beobachtung aus Deutschland3 sowie Studien aus den Benelux-Ländern2,4 zeigen ein bis zu 0,4 kg höheres Absetzgewicht und ein bis zu 1,46 kg höheres Gewicht am Ende der Ferkelaufzucht.
Literatur:
1 Hinney B, Cvjetković V, Espigares D, Vanhara J, Waehner C, Ruttkowski B, Selista R, Sperling D, Joachim A.: Cystoisospora suis Control in Europe Is Not Always Effective. Front Vet Sci. 2020 Mar 4;7:113. doi: 10.3389/fvets.2020.00113.
2 Bregt Decorte, Sara Roose, Daniel Sperling, Ilias Chantziaras, Dominiek Maes and Peter Geldhof: The effect of an injectable toltrazuril – gleptoferron (Forceris®) on Cystoisospora suis oocyst excretion and growth of neonatal piglets pre- and post-weaning. Veterinary Parasitology, (2024) doi:https://doi.org/10.1016/j.vetpar.2024.110179
3 Daten aus der Erstanwender-Beobachtung aus den Jahren 2022 und 2023
4 P. van der Wolf et al, Poster-Presentation ESPHM 2022 Budapest, Case Study comparison of routine treatment with iron-dextran injection and oral toltrazuril to treatment with a product combining gleptoferron and toltrazuril for single injection, for effect on numbers and anaemic piglets and bodyweight gain
Zuerst erschienen im E-Magazin “ Der Hoftierarzt“ 5-2024
Selektives Trockenstellen: Schon weit verbreitet?
Seit der EU-Verordnung 2019/6 ist das antibiotische Trockenstellen der gesamten Herde nicht mehr gewollt. Deshalb steht nun das selektive Trockenstellen im Fokus der Milchviehbetriebe. Um herauszufinden, wie verbreitet diese Methode in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen bereits ist, führten Wissenschaftler*innen unter der Leitung der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle eine Umfrage unter Landwirt*innen durch. Sie baten Landwirt*innen, mit einem Onlinefragebogen Fragen rund um die Eutergesundheit zu beantworten. Dazu zählten u.a. die Kriterien zur Entscheidung, wann das selektive Trockenstellen möglich ist, die Art des Trockenstellens und auch die Anwendung von Zitzenversieglern.
Die Ergebnisse waren wie folgt: etwa 29 % der Landwirt*innen, die geantwortet haben, stellen 25 % ihrer Kühe selektiv trocken, 20 % der Landwirt*innen immerhin gut 50 % der Kühe und 23 % stellen 75 % ihrer Kühe selektiv trocken. Etwa 15 % der Landwirt*innen stellen noch immer alle Kühe antibiotisch trocken. Als Entscheidungskriterium nutzen die meisten Umfrageteilnehmer*innen die Zellzahl und auch die Mastitishistorie, also wie die Kuh in der Vergangenheit von Mastitis betroffen war, sowie den Schalmtest. Die Mehrheit der Betriebe aus der Umfrage stellt die Kühe abrupt trocken und ebenfalls die Mehrheit nutzte Zitzenversiegler.
Insgesamt antworteten 101 Landwirt*innen auf die Umfrage. Sie gehörten eher zu den größeren Betrieben mit mehr Milchkühen als im Durchschnitt der jeweiligen Bundesländer, deshalb sind die Ergebnisse vor diesem Hintergrund zu sehen und zu bewerten. Dennoch schlussfolgern die Wissenschaftler*innen aus den Daten, dass das Prinzip des selektiven Trockenstellens Einzug in die Milchvieh haltenden Betriebe gefunden hat und dass das Fachwissen, wie die Entscheidung zu fällen ist, vorhanden ist.
Eine weitere Studie** stellt eine Umfrage aus dem Jahr 2023 zur Nutzung des selektiven Trockenstellens in Norddeutschland vor. Sie wurde durchgeführt von Mitarbeitenden der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Von rund 1.500 angeschriebenen Landwirt*innen nahmen 136 Personen teil. 70 % dieser Personen gaben an, bereits ein Konzept zum selektiven Trockenstellen anzuwenden. Motivation dabei war die Einsparung von Antibiotika, die auch bei den meisten Betrieben eintrat. 51 % der Befragten gab an, dass die Eutergesundheit mit dem selektiven Trockenstellen gleich geblieben ist, bei 7 % hat sie sich sogar verbessert. 19 % der Personen aus der Umfrage stellten allerding auch eine Verschlechterung der Eutergesundheit fest. Die 30 % der Personen, die noch kein selektives Trockenstellen praktizierten, gaben als Grund dafür an, dass sie eine Verschlechterung der Eutergesundheit befürchten. Die Gründe Mehraufwand, generelle Unsicherheit oder schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit wurden dagegen eher selten genannt. Immerhin 54 % der Personen gab jedoch an, dass die Gründe so bedeutend seien, dass sie auch zukünftig nicht mit dem selektiven Trockenstellen beginnen wollen.
Auch in dieser Studie haben vergleichsweise wenig Personen geantwortet (9,1 %), weshalb die Ergebnisse diesbezüglich eingeordnet werden müssen. Dennoch stellen die Wissenschaftler*innen fest, dass etwa ein Drittel der Landwirt*innen trotz gesetzlicher Vorgaben noch kein selektives Trockenstellen anwendet. Sie empfehlen eine zielgerichtete Schulung der beteiligten Personen durch Tierarztpraxen und eine unkomplizierte Vorgehensweise bei der Umstellung auf das selektive Trockenstellen, um die Akzeptanz zu erleichtern.
*Studie: Scheu, Theresa et al.: Selektives antibiotisches Trockenstellen bei Milchkühen in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen – eine Umfrage unter Landwirten. Tierärztliche Praxis Großtiere Nutztiere 1, 2024, S. 5-15.
**Preine, Franziska et al.: Selektives Trockenstellen in Norddeutschland: Umsetzung und Strategien. Der praktische Tierarzt 7, 2024. S. 698-705.
Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt
Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5-2024