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E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 6/2024 erschienen!

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„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 6/2024 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet folgende Themen:

• Kälber häufig vielen Erregern gleichzeitig ausgesetzt

• Beste Chancen für Winterkälber

• Mastitis: Personalschulung gut für Melkroutine, Eutergesundheit, Milchqualität

• Ceva: Neuer Impfstoff gegen PCV2 & M. hyo

• smaXtec: Neu bei TruAdvice™: Milchfieber & Ketose im Fokus

• Schwanzbeißen rechtzeitig erkennen: Kann künstliche Intelligenz unterstützen?

• PRRS-Bekämpfung in den USA: Einheitlicheres Vorgehen erforderlich

• Ahrhoff: Futter für jeden Lebensabschnitt ColoQuick: Kolostrum schnell zur Hand

• Federpicken bei der Legehenne – Hat die „inneren Uhr“ etwas damit zu tun?

• WEDA ProBar: Die Larven- Snack- Bar

• #FitForCows – App: Digitales Ausbildungstool

Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt 1 x registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail „OK“ klicken und gleich kostenfrei downloaden und lesen!

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Nadelloses Impfen bei Schweinen: Chancen und Herausforderungen im Tiergesundheitsmanagement

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Von Dr. Heike Engels
Impfungen sind aus der modernen und nachhaltig orientierten Tierhaltung nicht mehr wegzudenken. Ihr Nutzen ist unbestritten, dienen sie doch dazu, Tiere vor schweren Krankheiten und Tierhalter vor wirtschaftlichen Schäden aufgrund eines Krankheitsausbruchs zu bewahren. Impfungen können via Nadel, aber auch nadellos verabreicht werden.

Gesunde Tiere sind widerstandsfähiger und zeigen bessere Wachstumsraten, was die Wirtschaftlichkeit der Tierhaltung steigert. Das Impfen trägt außerdem zur Verringerung von Antibiotikaeinsätzen bei. Wenn Schweine vor Krankheiten geschützt sind, benötigen sie weniger Medikamente, was sowohl die Umwelt als auch die Lebensmittelsicherheit verbessert. Jeder Betrieb hat ein eigenes Erregerspektrum, deshalb ist es sinnvoll, gemeinsam mit dem Hoftierarzt individuelle Impfkonzepte passgenau für jeden Beitrieb zu erstellen. Doch was nützt das beste Impfkonzept, wenn es nicht konsequent durchgeführt wird, weil das Impfen vieler Tiere zeitaufwändig ist und dabei womöglich auch noch andere Erreger von Tier zu Tier übertragen werden, weil die Impfhygiene nicht stimmt? Vor diesem Hintergrund sind neue Impfmethoden auf den Markt gekommen, die das Impfen zeitsparender, sicherer und hygienischer gestalten sollen.

Intramuskulär oder intradermal
Traditionell werden Impfungen via Injektion mittels einer Nadel in den Muskel (intramuskulär) verabreicht. Blut und Lymphflüssigkeit nehmen den Impfstoff auf und bringen ihn mit dem Immunsystem in Kontakt, welches darauf reagiert. Doch bei den neuen Impfmethoden kommt keine Nadel mehr zum Einsatz. Eine nadellose Injektion kann auch intramuskulär oder intradermal erfolgen. Bei einer intradermalen Injektion gelangt der Impfstoff direkt in die Haut. Ein weiterer Weg beim Schwein ist die Schluckimpfung über das Maul, die der Vollständigkeit halber erwähnt, aber hier nicht weiter beschrieben werden soll, da es sich hierbei um ein Impfverfahren über den Darm handelt.

Impfgeräte ohne Nadel gibt es mittlerweile verschiedene, das Prinzip des Impfens ist aber bei den Geräten ähnlich: Sie spannen über einen Elektromotor eine Feder, die per Druck den Impfstoff in den Muskel oder in die Haut injiziert. Gemeinsam ist den Geräten, dass sie durch den Verzicht auf die Nadel weniger Möglichkeiten bieten, um Erreger durch den Impfvorgang zu übertragen. Speziell bei Betrieben mit Streptokokkenproblem ist dies ein großer Vorteil. Außerdem reduzieren sich mögliche Abzesse an der Impfstelle, da der Impfvorgang ohne Nadel als hygienischer bewertet wird. Lokale Reaktionen an der Impfstelle wie vorrübergehende Rötung oder leichte Schwellung sind aber weiterhin zu beobachten. Das ist völlig normal und ein Zeichen dafür, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinander setzt.


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Salmonellenmonitoring Geflügel: Zentrale Erfassung in der QS-Befunddatenbank

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• Ergebnisse aus dem Salmonellenmonitoring werden zentral erfasst
• Gesamtüberblick über aktuelles Salmonellengeschehen in der Geflügelbranche möglich
• Verpflichtende Anforderungen wird ab 1. Januar 2025 in den Audits der Geflügelschlachtbetriebe mit überprüft

Ab Januar 2025 erfassen alle Geflügel- Schlachtbetriebe im QS-System die Ergebnisse aus dem Salmonellenmonitoring in der QS-Befunddatenbank. Mit dieser verpflichtenden zentralen Erfassung der Untersuchungsergebnisse erhält die Geflügelwirtschaft erstmals einen umfassenden und branchenübergreifenden Überblick über das jeweils aktuelle Salmonellengeschehen in den Geflügel haltenden Betrieben.

Der QS-Fachbeirat Geflügel hat in seiner letzten Sitzung im Jahr 2024 beschlossen, die zentrale Erfassung des Salmonellenmonitoring zum 1. Januar 2025 als verpflichtende Anforderung im QS-System einzuführen. Zukünftig melden die QS-Schlachtbetriebe für Geflügel die Ergebnisse der Salmonellenuntersuchungen in den tierhaltenden Betrieben. Für jede Schlachtpartie von Mastputen und Masthähnchen erfassen sie die Untersuchungsergebnisse nach drei Kategorien: Kategorie 0 heißt negativ, kein Befund, Kategorie I heißt positiver Befund mit dem Salmonellentyp Typhimurium oder Enteritidis sowie den monophasischen Stämmen, und die Kategorie II dokumentiert einen positiven Befund mit allen übrigen Serovaren. Die Angabe zu den identifizierten Salmonellentypen ist freiwillig.

Die neuen Anforderungen für Geflügel-Schlachtbetriebe hat QS im Leitfaden Salmonellenmonitoring Geflügel bzw. Leitfaden Schlachtung/Zerlegung mit der Revision zum 1. Januar 2025 entsprechend aufgenommen. Die Einhaltung der Anforderungen wird ab dem 1. Januar 2025 in den QS-Audits überprüft.

Seit Frühjahr 2023 konnten Schlachtbetriebe in einem freiwilligen Pilotprojekt die Ergebnisse aus dem Salmonellenmonitoring Geflügel an die Befunddatenbank Geflügel melden. An dem Pilotprojekt hatten 36 von 47 Schlachtbetrieben im In- und Ausland teilgenommen und ihre Daten gemeldet. Erste Auswertungen im Projekt zeigen, dass die Belastung der Geflügelherden mit Salmonellen sehr niedrig ist. Mit der Verpflichtung zur Meldung sollen nunmehr auch die übrigen Schlachtbetriebe diese Daten melden, damit ein branchenweiter Überblick über die Salmonellenbelastung von Geflügelschlachtpartien möglich ist.

Quelle: QS Qualität und Sicherheit GmbH

Milchfieber verstehen und vorbeugen

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Von Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.

Neben der Ketose gehört Milchfieber zu den wichtigsten Stoffwechselerkrankungen unserer Milchkühe. Der bei unseren Hochleistungskühen plötzlich auftretende massive Bedarf an Kalzium für die Milchbildung bringt vor allem ältere Kühe rasch an das Limit dessen, was an Kalzium aus den Knochen mobilisiert werden kann.

Was ist Milchfieber?
Milchfieber (auch Hypokalzämie oder Gebärparese) entsteht durch einen Kalziummangel im Blut. Kalzium wird im Körper unter anderem für eine normale Funktion der Muskulatur benötigt. Daher kommt es bei Milchfieber zunächst zu einem unsicheren, schwankenden Gang. Im Verlauf der Erkrankung kommen die Kühe dann zum Festliegen, oft mit zur Brust eingeschlagenem Kopf. Liegen die Kühe erst einmal fest, können sie nur noch durch eine Infusion behandelt werden, durch die Kalzium direkt ins Blut zugeführt wird. Unbehandelt führt Hypokalzämie innerhalb von wenigen Stunden zum Tod. Die Kosten eines klinischen Milchfieberfalles liegen bei etwa 350 €. Hier kommen zu den Tierarztkosten noch verminderte Milchleistung (bis zu 2000 l weniger in der betroffenen Laktation), Fruchtbarkeitsstörungen und vermehrte Anfälligkeit für andere Erkrankungen hinzu.

Wie kommt es zur Hypokalzämie?
Die Milchkuh muss ihren Stoffwechsel mit der Abkalbung abrupt von einer Ruhephase auf eine Hochleistungsphase umstellen. Der hohe Gehalt an Kalzium, der die Milch unter anderem für den Menschen so interessant macht, wird hier zum Problem für die Kuh. Vor der Kalbung und bevor die Bildung der Biestmilch einsetzt, benötigt sie insgesamt für sich und das heranwachsende Kalb nur etwa 4 bis 5 g Kalzium pro Tag. Im Gegensatz dazu werden mit jedem Liter Biestmilch 2,3 g Kalzium ausgeschieden, mit der Milch nach der Biestmilchphase ca. 1,2 g pro Liter. Der rasch verfügbare Pool von Kalzium in Blut und Gewebe ist mit ca. 16 bis 20 g sehr begrenzt und daher rasch erschöpft. Die verstärkte Freisetzung von Kalzium aus den Knochen und die Steigerung der Aufnahme aus dem Darm wird durch Hormone gesteuert. Das „Hochfahren“ dieses Systems benötigt ein bis zwei Tage, bis es richtig läuft. Mit zunehmendem Alter tun sich Kühe mit dieser Umstellung immer schwerer, so dass das klassische Festliegen eher bei Kühen mit mehreren Laktationen vorkommt.

Sind nur festliegende Kühe ein Problem?


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Beenovation: 16 Verbundprojekte liefern zukunftsweisende Erkenntnisse für den Schutz von Bestäuberinsekten

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Die Vernetzungs- und Transfermaßnahme (VuT) „Beenovation — Für Vielfalt und Schutz von Bestäuberinsekten“, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), beinhaltet 16 Verbundprojekte, die sich dem Schutz von Bienen und anderen Bestäuberinsekten in der Agrarlandschaft widmen. Seit 2021 hatten Forscher:innen, Imker:innen, Landwirt:innen und weitere Akteur:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammengearbeitet, um wegweisende Lösungen zur Förderung der Bienengesundheit zu entwickeln und nachhaltige Ansätze zum Erhalt der Vielfalt von Bestäuberinsekten in unserer Agrarlandschaft zu erproben.

Ziel ist es, den Schutz von Bestäuberinsekten durch praxisnahe Forschung und branchenübergreifende Vernetzung zu fördern.

Forschungsergebnisse und innovative Ansätze:
· Digitale Sensorlösungen zur Fernüberwachung von Bienenstöcken, entwickelt in Projekten wie Sens4Bee und Biene40, die sowohl als Komplettsysteme als auch als DIY-Bausätze vorgestellt wurden.

· Das Projekt OCELI setzt auf Künstliche Intelligenz, um den Polleneintrag von Bienen zu analysieren und so Rückschlüsse auf die Qualität und Verfügbarkeit von Nahrungsquellen zu ziehen.

· Die Ergebnisse aus dem NutriBee-Projekt beschreiben die Wirkung abiotischer Stressoren und Nahrungslimitierung auf Bienengesundheit und die Entwicklung von Jungvölkern im Freiland.

· Vitalbiene zeigt, wie sich eine reduzierte Varroamilbenbehandlung auf die Leistungsfähigkeit und Vitalität von Honigbienen in der naturnahen Imkerei auswirkt.

· Neue Algorithmen aus dem Projekt Breedwatch sollen mithilfe von KI die Zuchtauswahl für Imkerinnen und Imker optimieren

· In Projekten wie BeeContour, INTEGRA, FINDIG und FarmerBeeWild wurde die Strukturanreicherung landwirtschaftlicher Flächen durch Streifenanbausysteme, Agroforstsysteme, angepasstes Grünbrachemanagement und die Implementierung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen erforscht, um die Lebensräume für Bestäuberinsekten zu verbessern.

· Im EAsyLife-Projekt wurde die Wirkung von Lithiumchlorid als neues Mittel zur Varroabekämpfung bei Honigbienen untersucht.

· Das Projekt LAFAS entwickelt ein innovatives Test-Kit zur gleichzeitigen Detektion von vier Bienenviren, während im Projekt DEAD ein anwenderfreundliches Test-Kit für die Erkennung von Amerikanischer und Europäischer Faulbrut erforscht wird.

Ein weiterer Fokus lag auf der Reduktion des Einsatzes von Insektiziden durch den Einsatz von Begleitpflanzen im Rapsanbau (Projekt Raps-OP). Zudem wurden Wechselwirkungen zwischen Ökolandbau, Blühflächen und naturnahen Lebensräumen auf Bienenpopulationen untersucht (Projekt ComBee). Auch die Integration der Bienenhaltung auf landwirtschaftlichen Betrieben wurde im Projekt BienenHaltenHof als Lösungsansatz präsentiert, um das Bewusstsein für die Bedürfnisse der Bienen in der Landwirtschaft zu schärfen.

Die „Beenovation“-Maßnahme verdeutlicht die Bedeutung von Bestäuberinsekten für eine nachhaltige Landwirtschaft und skizzierte mögliche Wege, wie der Schutz dieser wichtigen Lebewesen weiter verbessert werden kann. Auch nach Abschluss der Projekte werden die Forschungsergebnisse bis Juni 2027 öffentlichkeitswirksam aufbereitet und veröffentlicht. Ziel ist es, hieraus Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis abzuleiten, um den Schutz von Bestäubern langfristig sicherzustellen.

Weitere Informationen:
Beenovation — Für Vielfalt und Schutz von Bestäuberinsekten
www.beenovation.de

Die Kombination von Toltrazuril und Eisen: Zeit sparen – Ferkelgewicht gewinnen

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Die Kokzidiose ist eine der Hauptursachen von Saugferkeldurchfällen. Der Erreger, der einzellige Darmparasit Cystoisospora suis (C. Suis), findet sich in über 70 % der schweinehaltenden Betriebe, etwa 50 % der Würfe sind betroffen – das zeigte eine Studie, die in den europäischen Ländern mit bedeutender Schweineproduktion durchgeführt wurde1. Selbst in Betrieben mit optimalem Hygienemanagement können Ausbrüche nicht in jedem Fall verhindert werden. Eine zentrale Bedeutung kommt der Reinigung und Desinfektion der Stallabteile mit Desinfektionsmitteln mit spezifisch nachgewiesener Wirksamkeit zu. Doch selbst das reicht nicht immer aus, denn die Oozysten von C. suis sind unter bestimmten Bedingungen monatelang infektiös.

Kokzidien können durch den sogenannten 10-Tage-Durchfall die Entwicklung des Darmepithels besonders in einer frühen Phase stören. Die Ausbildung der Darmzotten dieser Ferkel ist mangelhaft und die Futterverwertung auf Grund der verringerten Oberfläche im Darm schlechter als bei gesund entwickelten Jungtieren. Betroffene Tiere zeigen ein geringeres Absetzgewicht und so in der Ferkelaufzucht reduzierte Tageszunahmen, da sie diese frühe Beeinträchtigung nicht mehr wettmachen können2. Die Kokzidiose ist daher eine ökonomisch bedeutende Erkrankung.

Toltrazuril ist derzeit der einzige zugelassene Wirkstoff gegen C. suis. Die Gabe kann oral oder mittels einer Injektion erfolgen. Bei der oralen Verabreichung muss das Ferkel ausreichend lange fixiert werden, um das sichere Abschlucken zu gewährleisten – das bedeutet Stress für das Tier und auch den Behandelnden. Der erhöhte Arbeitszeitbedarf kommt noch hinzu. Deshalb setzt sich die kombinierte Gabe von Eisen und Toltrazuril mittels einer Injektion immer mehr durch. Viele Anwender beschreiben diese als komfortabel, zeitsparend und effizient. Auch der Stress für das Ferkel wird so reduziert – ein weiterer Vorteil gegenüber der oralen Gabe. Ein Ferkelerzeuger fasst es so zusammen: „Was mit der Nadel ins Ferkel kommt, bleibt auch drin.“ So können die Ferkelsterblichkeit reduziert sowie erhöhte Absetzgewichte und eine bessere Futterverwertung in der späteren Ferkelaufzucht erzielt werden.

Aktuelle Daten einer Erstanwender-Beobachtung aus Deutschland3 sowie Studien aus den Benelux-Ländern2,4 zeigen ein bis zu 0,4 kg höheres Absetzgewicht und ein bis zu 1,46 kg höheres Gewicht am Ende der Ferkelaufzucht.

Literatur:
1 Hinney B, Cvjetković V, Espigares D, Vanhara J, Waehner C, Ruttkowski B, Selista R, Sperling D, Joachim A.: Cystoisospora suis Control in Europe Is Not Always Effective. Front Vet Sci. 2020 Mar 4;7:113. doi: 10.3389/fvets.2020.00113.

2 Bregt Decorte, Sara Roose, Daniel Sperling, Ilias Chantziaras, Dominiek Maes and Peter Geldhof: The effect of an injectable toltrazuril – gleptoferron (Forceris®) on Cystoisospora suis oocyst excretion and growth of neonatal piglets pre- and post-weaning. Veterinary Parasitology, (2024) doi:https://doi.org/10.1016/j.vetpar.2024.110179

3 Daten aus der Erstanwender-Beobachtung aus den Jahren 2022 und 2023

4 P. van der Wolf et al, Poster-Presentation ESPHM 2022 Budapest, Case Study comparison of routine treatment with iron-dextran injection and oral toltrazuril to treatment with a product combining gleptoferron and toltrazuril for single injection, for effect on numbers and anaemic piglets and bodyweight gain

Zuerst erschienen im E-Magazin “ Der Hoftierarzt“ 5-2024

Selektives Trockenstellen: Schon weit verbreitet?

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Seit der EU-Verordnung 2019/6 ist das antibiotische Trockenstellen der gesamten Herde nicht mehr gewollt. Deshalb steht nun das selektive Trockenstellen im Fokus der Milchviehbetriebe. Um herauszufinden, wie verbreitet diese Methode in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen bereits ist, führten Wissenschaftler*innen unter der Leitung der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle eine Umfrage unter Landwirt*innen durch. Sie baten Landwirt*innen, mit einem Onlinefragebogen Fragen rund um die Eutergesundheit zu beantworten. Dazu zählten u.a. die Kriterien zur Entscheidung, wann das selektive Trockenstellen möglich ist, die Art des Trockenstellens und auch die Anwendung von Zitzenversieglern.

Die Ergebnisse waren wie folgt: etwa 29 % der Landwirt*innen, die geantwortet haben, stellen 25 % ihrer Kühe selektiv trocken, 20 % der Landwirt*innen immerhin gut 50 % der Kühe und 23 % stellen 75 % ihrer Kühe selektiv trocken. Etwa 15 % der Landwirt*innen stellen noch immer alle Kühe antibiotisch trocken. Als Entscheidungskriterium nutzen die meisten Umfrageteilnehmer*innen die Zellzahl und auch die Mastitishistorie, also wie die Kuh in der Vergangenheit von Mastitis betroffen war, sowie den Schalmtest. Die Mehrheit der Betriebe aus der Umfrage stellt die Kühe abrupt trocken und ebenfalls die Mehrheit nutzte Zitzenversiegler.

Insgesamt antworteten 101 Landwirt*innen auf die Umfrage. Sie gehörten eher zu den größeren Betrieben mit mehr Milchkühen als im Durchschnitt der jeweiligen Bundesländer, deshalb sind die Ergebnisse vor diesem Hintergrund zu sehen und zu bewerten. Dennoch schlussfolgern die Wissenschaftler*innen aus den Daten, dass das Prinzip des selektiven Trockenstellens Einzug in die Milchvieh haltenden Betriebe gefunden hat und dass das Fachwissen, wie die Entscheidung zu fällen ist, vorhanden ist.

Eine weitere Studie** stellt eine Umfrage aus dem Jahr 2023 zur Nutzung des selektiven Trockenstellens in Norddeutschland vor. Sie wurde durchgeführt von Mitarbeitenden der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Von rund 1.500 angeschriebenen Landwirt*innen nahmen 136 Personen teil. 70 % dieser Personen gaben an, bereits ein Konzept zum selektiven Trockenstellen anzuwenden. Motivation dabei war die Einsparung von Antibiotika, die auch bei den meisten Betrieben eintrat. 51 % der Befragten gab an, dass die Eutergesundheit mit dem selektiven Trockenstellen gleich geblieben ist, bei 7 % hat sie sich sogar verbessert. 19 % der Personen aus der Umfrage stellten allerding auch eine Verschlechterung der Eutergesundheit fest. Die 30 % der Personen, die noch kein selektives Trockenstellen praktizierten, gaben als Grund dafür an, dass sie eine Verschlechterung der Eutergesundheit befürchten. Die Gründe Mehraufwand, generelle Unsicherheit oder schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit wurden dagegen eher selten genannt. Immerhin 54 % der Personen gab jedoch an, dass die Gründe so bedeutend seien, dass sie auch zukünftig nicht mit dem selektiven Trockenstellen beginnen wollen.

Auch in dieser Studie haben vergleichsweise wenig Personen geantwortet (9,1 %), weshalb die Ergebnisse diesbezüglich eingeordnet werden müssen. Dennoch stellen die Wissenschaftler*innen fest, dass etwa ein Drittel der Landwirt*innen trotz gesetzlicher Vorgaben noch kein selektives Trockenstellen anwendet. Sie empfehlen eine zielgerichtete Schulung der beteiligten Personen durch Tierarztpraxen und eine unkomplizierte Vorgehensweise bei der Umstellung auf das selektive Trockenstellen, um die Akzeptanz zu erleichtern.

*Studie: Scheu, Theresa et al.: Selektives antibiotisches Trockenstellen bei Milchkühen in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen – eine Umfrage unter Landwirten. Tierärztliche Praxis Großtiere Nutztiere 1, 2024, S. 5-15.

**Preine, Franziska et al.: Selektives Trockenstellen in Norddeutschland: Umsetzung und Strategien. Der praktische Tierarzt 7, 2024. S. 698-705.

Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt
Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5-2024

Mehr Tierwohl in die Ställe, mehr Tierschutz für Kälber „Kälberinitiative Niedersachsen“ geht weiter

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Wie kann mehr Tierschutz und Tierwohl in die Ställe gebracht werden? Im Projekt „Kälberinitiative Niedersachsen“ wird dies bei der Kälberhaltung untersucht, die wesentlich für die Milch- und Rindfleischerzeugung ist. Ziel ist es, eine Checkliste zu erarbeiten, anhand derer interessierte Betriebe die Kälberhaltung und ihr Management zukünftig optimieren können. So sollen Totgeburten, Erkrankungen und Mortalitätsraten bei den Tieren reduziert und das Tierwohl und die Aufzucht verbessert werden. Das Landwirtschaftsministerium fördert das Projekt mit insgesamt 86.650 Euro von Januar bis Dezember 2025. Durchgeführt wird das Projekt von der Landwirtschaftskammer, an die sich interessierte Betriebe wenden können. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite der Landwirtschaftskammer bzw. der Kälberinitiative Niedersachsen.

Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte: „Manchmal sind es kleine Aspekte, die große Veränderungen nach sich ziehen können. Durch das Projekt „Kälberinitiative Niedersachsen“ können Betriebe unter anderem ihr Geburts-, Fütterungs-, Haltungs- und Gesundheitsmanagement verbessern. Damit soll mehr Tierwohl und Tierschutz in die Ställe gebracht werden. Aber auch die Verringerung der Kälberzahl, die für die Milchproduktion nötig sind, soll bei diesem Projekt thematisiert werden, ebenso die Belegung der Milchkühe mit Fleischrassen, so dass die Aufzucht der Kälber wirtschaftlich interessanter wird und Kälbertransporte ins Ausland verringert werden.

Hintergrund:
Das Projekt „Kälberinitiative Niedersachsen“ zielt 2025 auf eine Checkliste zur eigenbetrieblichen Bewertung der Kälberhaltung ab, die zunächst erstellt und dann in 30 Pilotbetrieben erprobt werden soll. Dabei wird auch die Verwendung der Checkliste durch die Beraterinnen und Berater der landwirtschaftlichen Betriebe in den Blick genommen, ebenso wie Tierschutzkontrollen durch Amtstierärztinnen und -ärzte. Neben dem Wissensaustausch und Seminaren stehen auch Exkursionen zu vorbildlichen Betrieben auf dem Programm. Bei dem Wissenstransfer geht es auch um die Frage, wie die Kälberanzahl reduziert werden könnte, beispielsweise durch eine verlängerte Zwischenkalbezeit. Diese beschreibt die Zeiten zwischen zwei aufeinanderfolgenden Kalbungen und soll Tiere mit einer langandauernden und stabilen Milchleistung bevorzugen, so dass letztlich Belastungen durch eine schnelle erneute Trächtigkeit reduziert werden. Aber auch der Einsatz von gesextem Sperma eröffnet Milchviehbetrieben die Chance, die Geburten reinrassiger männlicher Kälber zu reduzieren und zugleich über den Einsatz von Fleischrindern frohwüchsige Kreuzungstiere für die Rindfleischerzeugung zu generieren. Hierbei spricht man von der sogenannten Beef-on-dairy-Anpaarung. Interessierte Betriebe können sich an die Landwirtschaftskammer wenden.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Staub aus dem Kuhstall hilft Asthma und Allergien vorzubeugen

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Für Kleinkinder wirkt er von Geburt an wie ein schützendes Elixier vor Asthma und anderen Allergien: der Staub aus dem traditionellen Kuhstall. Was genau diese Wirkung vermittelt, interessiert die Forschung brennend. Doch die Entschlüsselung im Sinne der Allergievorbeugung ist ein langwieriger Prozess, der jetzt aber einen weiteren Schritt vorangekommen ist: Forscherinnen und Forscher am Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums haben analysiert, wie Zellen des Immunsystems auf Stallstaub reagieren und so zum „schützenden Farmeffekt“ beitragen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „Allergy“ veröffentlicht.

Die Hygiene-Hypothese ist in der Wissenschaft mittlerweile etabliert. Tenor: Das kindliche Immunsystem sollte vor allem in den Vorschuljahren „trainiert“ werden durch regelmäßigen Kontakt mit bestimmten „guten“ Mikroorganismen. Das Immunsystem muss lernen, nicht übermäßig zu reagieren und keine harmlosen Substanzen anzugreifen oder sich gegen körpereigene Strukturen zu richten.

Forscherinnen des Dr. von Haunerschen Kinderspitals des LMU Klinikums München haben nachgewiesen, dass vor allem der häufige und kontinuierliche Kontakt kleiner Kinder mit der Bauernhofumgebung, im Speziellen mit dem Staub aus dem Kuhstall, vorbeugend wirkt. Dort aufwachsende Kinder bekommen zum Beispiel deutlich weniger Asthma als solche, die in der Stadt leben. Basierend auf diesen Erkenntnissen epidemiologischer Studien erforschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in ihren Labors weltweit die Grundlagen dieses Phänomens.

Was verändert sich im Immunsystem durch Stimulation mit Stallstaub?
Zum einen wollen sie wissen, welche konkreten Substanzen, respektive Mikroorganismen den Schutzeffekt auslösen. Zum anderen interessiert sie, was genau sich im Immunsystem verändert, damit es keine körpereigenen oder harmlosen Strukturen angreift und eine gesunde Balance des Immunsystems hergestellt wird. In diesem Sinne ist ein Team um Prof. Dr. Bianca Schaub jetzt einen großen Schritt vorangekommen. Sie haben in einem Zellkulturansatz im Labor verschiedene Immunzellen des Blutes mit Stallstaub stimuliert.

Studie zeigt: Stallstaub beeinflusst das Immunsystem von bereits an Asthma erkrankten Kindern
„Dabei konnten wir zeigen, dass bei Kindern mit manifestem Asthma bestimmte Zellen des angeborenen Immunsystems nach Stimulation mit Farmstaub reduziert werden“, sagt Studien-Erstautorin Claudia Beerweiler, „wohingegen Subgruppen von Zellen des erworbenen Immunsystems vermehrt sind, darunter B-Zellen und bestimmte T-Helferzell-Populationen. Außerdem sind bestimmte Moleküle reduziert, die mit Entzündung, Zelltoxizität, Antigenpräsentation und speziellen T-Helferzellen in Verbindung stehen. Zelltoxizität ist die Fähigkeit bestimmter Substanzen oder Mikroorganismen, Zellen zu schädigen oder zu zerstören. Antigenpräsentation ist ein zentraler Prozess bei einer Abwehrreaktion, bei dem Strukturen von Mikroorganismen bestimmten Immunzellen erkennbar gemacht werden.

Antientzündlicher Effekt bereits in früheren Studien nachgewiesen
„Wir wissen mittlerweile, dass das angeborene Immunsystem in der Allergieentstehung und auch in der Prävention viel zentraler ist, als wir über Jahrzehnte dachten“, so Bianca Schaub, Professorin der LMU an der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, mit Schwerpunkt Kinderpneumologie und Allergologie am LMU Klinikum. Frühere Arbeiten zeigten bereits, dass der Schutz durch Bauernhofstaub über einen antientzündlichen Effekt vermittelt wird.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie unter Beteiligung der LMU-Forscherin Prof. Dr. Erika von Mutius, stellte sich heraus, dass in Stäuben aus dem Kuhstall Transportproteine, sogenannte Lipokaline, enthalten sind. Sie modulieren die Funktion des menschlichen Immunsystems. Zwei dieser Substanzen kommen in Stallstaub deutlich erhöht vor.

Erkenntnisse eröffnen neue Wege für die Therapie erkrankter Kinder
So reiht sich ein Baustein an den anderen, um das Geheimnis des Stallstaubs zu lüften. Das Ziel der Forschenden ist klar: Die nützlichen Substanzen zu identifizieren und sie all jenen Kindern zukommen zu lassen, die nicht auf dem Bauernhof leben – in welcher Form wird derzeit untersucht. Auch welche Zielgruppe von Kindern man so behandeln könnte, muss noch genau untersucht werden. „Die Tatsache, dass die Stimulation mit Stallstaub die Immunreaktionen im Labor sogar bei erkrankten Asthmatikern modulieren kann“, sagt Bianca Schaub, „eröffnet möglicherweise auch neue Wege für die Therapie bereits symptomatischer Kinder.“

Quelle: Klinikum der Universität München

Schweinefleisch bleibt Exportgut Nummer 1

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Wie viele Tonnen Fleisch und Milch werden in Deutschland produziert? Wie sehen die Betriebsstrukturen aus, wie die Nachfrage nach bestimmten Produkten? Umfassende Informationen dazu liefern seit 2017 die Thünen-Steckbriefe zur Nutztierhaltung. Die Steckbriefe werden jährlich aktualisiert. Die jetzt erschienenen Neufassungen berücksichtigen Daten bis zum Jahr 2023, in einzelnen Bereichen auch bis 2024, für die Bereiche Milch, Schweine, Rinder und Geflügel. Die Aquakultur folgt in den nächsten Wochen.

Die Gesamtproduktion von Milch ist in den vergangenen Jahren praktisch konstant geblieben, obwohl die Zahl der Betriebe zurückgegangen ist. Produziert wurden im Jahr 2023 rund 32,6 Millionen Tonnen Milch. Deutschland bleibt damit der größte Produzent in der EU. Die Produktion von Fleisch ist hingegen seit 2016 rückläufig. Die gesamte Fleischproduktion in Deutschland betrug 2023 nur noch 5,93 Millionen Tonnen (inklusive Innereien sowie Schlachtnebenerzeugnissen). Das entspricht zwar dem Wert des Vorjahres. Im Vergleich zu 2022 wurde jedoch ein Rückgang um 425.000 Tonnen bzw. sieben Prozent verzeichnet. Der größte Teil des Fleisches entfiel mit 4,185 Millionen Tonnen noch immer auf Schweine, gefolgt von Geflügel und Rindern.

Produktion, Verbrauch und Exporte in den einzelnen Tierkategorien haben sich unterschiedlich entwickelt. So war die Produktion von Geflügelfleisch in den vergangenen Jahren sehr dynamisch. Die Rindfleischproduktion stagniert hingegen seit Jahren und liegt bei einer Million Tonnen. Während die Produktion von Schweinefleisch bis 2016 stetig angestiegen ist, verläuft sie seither rückläufig. Bis 2024 sanken Produktion und Bestände um 25 Prozent. Zurückzuführen ist dies aller Wahrscheinlichkeit nach auf die seit längerem schwierige Marktsituation etwa durch die Afrikanische Schweinepest und die COVID-Pandemie, die gestiegenen Energie- und Futterkosten, den Arbeitskräftemangel, aber auch die geänderten Verbrauchsgewohnheiten und Unsicherheiten im Hinblick auf die künftige Tierwohl- und Umweltpolitik.

Trotz der schwierigen Situation ist Schweinefleisch weiterhin mit großem Abstand Exportgut Nummer eins. Aufgrund des weitgehenden Rückgangs der Exporte in Drittländer wurde es fast ausschließlich innerhalb der EU gehandelt. Insgesamt ist Deutschland beim Fleisch nach wie vor ein Nettoexporteur, allerdings in den vergangenen drei Jahren mit leicht rückläufiger Tendenz.

Der Pro-Kopf-Verzehr an Fleisch betrug 2023 in Deutschland 52 Kilogramm. Der Pro-Kopf-Verbrauch belief sich auf 70 Kilogramm. Dazu zählen neben der Menge für den menschlichen Verzehr auch die Nutzung in der Heimtiernahrung und die industrielle Verwertung. Beide Werte sind gegenüber dem Vorjahr weiter leicht zurückgegangen.

Die Steckbriefe greifen bewusst nicht die vielfältigen Diskussionen zum Thema Tierhaltung auf. Sie liefern aber einen fachlichen Beitrag, um eben diese gesellschaftliche und politische Diskussion über den Status quo und die Zukunft der Nutztierhaltung in Deutschland auf einer soliden Informationsbasis führen zu können. Die Steckbriefe zur Tierhaltung sowie Angaben zu Märkten, Beständen, Produktion, Betriebsstrukturen, regionaler Verteilung, Handel und Wirtschaftlichkeit bietet das Thünen-Institut auf seiner Webseite an.

Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei