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Wenn die Hitze orientierungslos macht

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Nicht nur wir Menschen leiden unter Hitzewellen. An der Universität Würzburg fanden Forschende kürzlich heraus, dass heiße Temperaturen Hummeln den Geruchssinn rauben – und damit ihre Nahrungssuche erschweren.

Der Klimawandel setzt Ökosystemen auf unterschiedlichste Weise zu. Eine seiner Folgen sind immer längere und intensivere Hitzeperioden, die essenzielle Abläufe der Natur beeinflussen – zum Beispiel die Bestäubung. Ein Team von Forschenden der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat nun genauer untersucht, wie sich Hitze auf eine bestimmte Akteurin dieser Prozesse auswirkt: Die Hummel.

„Hummeln sind wichtige Bestäuber in natürlichen und landwirtschaftlichen Systemen. Sie haben damit einen hohen wirtschaftlichen Wert und stehen für biologische Vielfalt“, erklärt Dr. Sabine Nooten, Leiterin der Studie. Die pelzigen Insekten sind außerdem äußerst anfällig für Hitzeereignisse, da sie besonders gut an kältere Lebensräume angepasst sind.

Hitze schadet den Tieren
Als Bestäuber orientieren sich Hummeln an Duftstoffen, welche die Pflanzen abgeben. Diese chemischen Wegweiser verraten nicht nur den Standort der Pflanzen, sie enthalten auch Informationen zum Zustand der Blüten.

Im Experiment wurden Hummeln in Röhren Temperaturen von 40 Grad Celsius ausgesetzt – mit gravierenden Folgen. „Die Hummeln sind in ihrer Fähigkeit Pflanzendüfte wahrzunehmen erheblich beeinträchtigt.“, so Sabine Nooten. Sie verlieren quasi ihren Geruchssinn.

Bei Arbeiterinnen konnten Verschlechterungen von bis zu 80 Prozent festgestellt werden. Männliche Tiere büßten bis zu 50 Prozent ihres Geruchssinn ein. Auffällig war weiterhin, dass wilde Hummeln noch größere Probleme mit der Hitze hatten als wirtschaftlich genutzte Tiere.

Auch eine anschließende Regenerationszeit bei passenden Temperaturen sorgte nicht umgehend für Besserung. 24 Stunden nach den Hitzetests zeigten die meisten Hummeln immer noch vergleichbare Beeinträchtigungen.

Folgestudie in Planung
Die Studie bestätigt, wie stark das Zusammenspiel von Insekten und Pflanzen durch den Klimawandel belastet wird. Hitzewellen im Besonderen fällt hier demnach eine tragende Rolle zu. Die Ergebnisse könnten für zukünftige Initiativen zum Artenschutz von entscheidender Bedeutung sein.

Ein Folgeprojekt ist bereits bewilligt, erzählt Sabine Nooten: „Nachdem wir herausgefunden haben, dass Hitzewellen die physiologischen Prozesse der Hummeln zur Wahrnehmung von Blumendüften beeinträchtigen, richtet sich unser Fokus nun auf die Verhaltensseite. Wir werden testen, wie sich Hitze auf das Verhalten der Hummeln bei der Nahrungssuche auswirkt.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Das Animal Health Info System – Digitalisierung in der Schweizer Bestandsbetreuung

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Von Dr. Claudia Egle, Fachstelle PHIS, Nutztiergesundheit Schweiz

Die Gesunderhaltung eines Nutztierbestands ist eine kontinuierliche Herausforderung. Ein gutes Management und geeignete Prophylaxemaßnahmen sollen möglichst dazu führen, dass gesundheitliche Probleme erst gar nicht auftreten. Sollte sich die Gesundheitssituation trotzdem verschlechtern, muss dies baldmöglichst erkannt werden, um angemessen reagieren zu können. Das gilt nicht nur für den einzelnen Bestand, sondern auch auf nationaler Ebene. Eine fortlaufende Gesundheitsüberwachung ist unverzichtbar.

Die Digitalisierung schreitet auch in der Veterinärmedizin unaufhaltsam voran. Gleichzeitig werden immer mehr Daten insbesondere auch im Zusammenhang mit der Produktion von tierischen Lebensmitteln erhoben, um die Produktionsprozesse zu überwachen und eine gute Lebensmittelqualität zu gewährleisten. Es liegt also nahe, diese ohnehin erhobenen und inzwischen nun häufig digital gespeicherten Daten zielgerichtet zu verarbeiten, um zusätzliche Informationen zur Tiergesundheit zu erhalten und damit die Gesundheitsüberwachung zu stärken.

Strukur in den Datendschungel bringen
Als man in der Schweiz vor einigen Jahren damit begonnen hat, Daten zu diesem Zweck aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen, musste man feststellen, dass ausgerechnet Daten zur aktuellen Gesundheit der Tiere in den Beständen nur spärlich vorhanden sind. Es gibt beispielsweise Informationssysteme zur Erfassung von Ergebnissen von Schlachttier- und Fleischuntersuchungen oder von Antibiotikaverschreibungen durch die Tierärztinnen und Tierärzte. Auch die Tierhaltenden sind dazu verpflichtet, ihre Tierbehandlungen zu dokumentieren. All diese Daten lassen aber nur indirekt Rückschlüsse auf die aktuelle Tiergesundheit zu. Befunde von tierärztlichen Untersuchungen in den Beständen wurden in der Regel nur in eher unstrukturierter Weise mittels Praxissoftware festgehalten und waren damit weder verfügbar noch für weiterführende Auswertungen geeignet. Mit der Entwicklung des «Pig Health Info System» (PHIS) wurde deshalb ein System geschaffen, das nicht nur eine strukturierte und einheitliche Erfassung von Gesundheitsdaten erlaubt, sondern diese Daten auch in Echtzeit analysiert und darstellt.

Der Aufbau des PHIS wurde durch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) finanziert. Dieses Engagement steht in direktem Zusammenhang mit der Umsetzung der Tiergesundheitsstrategie, die in der Schweiz verfolgt wird. Ein wichtiges Handlungsfeld ist die Prävention, um das Auftreten und die Verbreitung von Tierkrankheiten zu verhindern. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Digitalisierung. Die Datenerfassung und -auswertung soll optimal genutzt werden, um allfällig vorhandene Tiergesundheitsprobleme frühzeitig zu erkennen.

Die «Pig Health Info System»-App
Ein zentraler Bestandteil des PHIS ist die App zur Datenerfassung. Sie erlaubt den Bestandstierärztinnen und Bestandstierärzten die Erfassung aller Angaben, die möglicherweise in Zusammenhang mit der Tiergesundheit in einem Schweinebestand relevant sein könnten. Es können Befunde und Diagnosen festgehalten, Angaben zu Management oder Tierumgebung aufgezeichnet oder sogar Anamneseformulare für gewisse Laboruntersuchungen erstellt werden. In der App sind verschiedene Formulare vorhanden, die aufeinander aufbauen und je nach Fragestellung ausgefüllt werden können. Die Tierärztin bzw. der Tierarzt entscheidet in Anhängigkeit vom konkreten Problem, welche Informationen in welchem Detailierungsgrad aufgezeichnet werden.

Sobald ein Formular fertig ausgefüllt wurde, wird automatisch ein PDF-Dokument erstellt, das alle erhobenen Daten beinhaltet. Dieses PDF-Dokument wird einerseits in der App abgelegt, damit die Angaben auch später jederzeit verfügbar sind, kann andererseits aber auch direkt aus der App per E-Mail an die Tierhaltenden und bei Bedarf auch weitere Empfänger geschickt werden. Dadurch wird die Verfügbarkeit der Informationen für alle Beteiligten verbessert und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gefördert.

In der PHIS-App sind die Daten aber nicht nur als PDF-Dokument verfügbar. Empfehlungen und Massnahmen werden beispielsweise bei einer Folgeuntersuchung automatisch angezeigt, so dass beurteilt und wiederum dokumentiert werden kann, ob diese umgesetzt wurden und zu welchen Veränderungen in der Tiergesundheit die Umsetzung möglicherweise geführt hat. Viele Angaben können auch aus der Dokumentation der vorherigen Untersuchung importiert werden, so dass die Werte mit der aktuellen Situation im Bestand verglichen und auch direkt übernommen werden können, falls es in der Zwischenzeit keine Veränderung bei diesen Werten gegeben hat.

Automatisierte Datenanalyse und Darstellung
Die PHIS-App soll die Bestandstierärztinnen und Bestandstierärzte bei ihrer täglichen Arbeit in den Schweinebeständen unterstützen und damit die Bestandsbetreuung fördern, gleichzeitig aber auch die Früherkennung von Krankheitsausbrüchen verbessern und das nationale Gesundheitsmonitoring stärken. Das Rollout des PHIS fand am 1. Mai 2023 statt. Zum jetzigen Zeitpunkt reicht die Datengrundlage für eine detaillierte Analyse noch nicht aus. Die Tierärzteschaft muss sich erst mit der PHIS-App vertraut machen und sie zunehmend in den Arbeitsalltag integrieren, damit zukünftig in einer gewissen Regelmässigkeit Gesundheitsdaten erfasst werden, die es ermöglichen, eine allfällige Veränderung in der Tiergesundheit in einer bestimmten Region oder über einen gewissen Zeitraum zuverlässig zu erkennen. Sobald die Daten aussagekräftige Analysen zulassen, werden die Ergebnisse auf einer öffentlich zugänglichen Website dargestellt, damit sich alle interessierten Personen ein Bild von der aktuellen Schweizer Schweinegesundheit machen können. Dabei wird der Datenschutz jederzeit gewährleistet. Rückschlüsse auf einzelne Bestände oder Personen sind ausgeschlossen. Ein Expertengremium wird über Relevanz und notwendige Massnahmen entscheiden, falls das System eine Verschlechterung der Tiergesundheit anzeigt.

Fazit nach einjährigem Betrieb
Seit gut einem Jahr wird die PHIS-App nun im Feld für die Dokumentation von Bestandsuntersuchungen eingesetzt.


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Die faszinierende Welt der Bienen: Tag der offenen Tür im LAVES Institut für Bienenkunde Celle – Sonntag, 1. September, 10.30 Uhr bis 17 Uhr

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Bienen sind klein, effizient, perfekt organisiert, lebenswichtig und unersetzlich im Kreislauf der Natur. Sie unterscheiden sich stark in ihrer Lebensweise und Produktivität – mehr als 20.000 Bienenarten leben auf dieser Welt. Nur wenige von ihnen produzieren Produkte wie Honig oder Bienenwachs. Doch alle Bienen leisten eine ökologisch und ökonomisch wichtige Arbeit durch ihre Bestäubungsaufgabe. Sie spielen damit in der Produktion und Qualitätssicherung von hochwertigen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Nüssen eine wichtige Rolle.

Einblicke in die Welt der Honig- und Wildbienen können Besucherinnen und Besucher bei dem diesjährigen Tag der offenen Tür im Institut für Bienenkunde Celle (IB Celle) des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) am Sonntag, 1. September, von 10.30 Uhr bis 17 Uhr, bekommen. Das Institutsgelände liegt am Rande der Celler Altstadt direkt am Französischen Garten, Herzogin-Eleonore-Allee 5.

Wie entsteht eigentlich Honig und wie kommt er ins Glas? Wie werden Königinnen gezüchtet? Wie organisiert sich das Bienenvolk? Wie führt man einen insektenfreundlichen Garten, der den Anforderungen des Klimawandels gewachsen ist? Der Tag der offenen Tür bietet dem Publikum die Gelegenheit, sich über das Leben von Bienen, die Imkerei und die Arbeitsfelder des Instituts zu informieren.

Wie vielfältig die Aufgaben des Celler Instituts sind, können die Gäste an Informationsständen der einzelnen Fachbereiche und bei praktischen Demonstrationen erfahren. Die Themen reichen von der Honig- und Wachsproduktion über die Zucht von Bienenköniginnen, die Vorbeugung und Behandlung von Bienenkrankheiten bis hin zu Untersuchungstätigkeiten in der Qualitätskontrolle von Honig.

Erstmals wird es in diesem Jahr Führungen geben, in denen die Geschichte der Heideimkerei, die verschiedenen Bewohnerinnen und Bewohner des Institutsgartens und die Welt der Honigbiene erläutert werden. Für Fragen und tiefere Diskussionen stehen Imkerinnen und Imker sowie die Imkerfachberatung des Instituts zur Verfügung.

Über den Betrieb der institutseigenen Imkerei und die Laborarbeit im Bereich der Honig- und Pollenanalyse sowie der Diagnostik von Bienenkrankheiten hinaus unterhält das Institut einen Fachberatungsdienst. Dieser berät und unterstützt landesweit bei anspruchsvollen Maßnahmen, wie beispielsweise der krankheitsbedingten Sanierung von Bienenbeständen.

Außerdem bildet das Institut Tierwirtinnen und Tierwirte der Fachrichtung Imkerei aus, sowohl in der innerbetrieblichen Ausbildung mit bis zu sechs Auszubildenden, als auch als eine von bundesweit zwei Berufsschulen für den fachspezifischen Berufsschulunterricht im sogenannten „Winterblock“.

Das LAVES ist eine zentrale Behörde des gesundheitlichen Verbraucherschutzes in Niedersachsen. Es ist landesweit zuständig für die Untersuchung und Beurteilung von amtlichen Proben aus allen Prozess- und Produktionsstufen der Lebensmittelkette. Das IB Celle ist eines von sechs Instituten des LAVES und ein in Niedersachsen einzigartiges Kompetenzzentrum für alle Belange der Bienenhaltung. Fünf weitere Institute gehören zum LAVES: zwei Lebensmittel- und Veterinärinstitute (Oldenburg, Braunschweig/Hannover), das Institut für Fische und Fischereierzeugnisse (Cuxhaven), das Institut für Bedarfsgegenstände (Lüneburg), und das Futtermittelinstitut (Stade). Die in Oldenburg angesiedelten Fachabteilungen übernehmen unmittelbare Vollzugsaufgaben und stehen den Behörden der Landkreise beratend zur Seite.

Nähere Informationen finden Sie unter www.laves.niedersachsen.de.

Quelle: Nds. Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Hitzestress beeinflusst Mikrobiom bei Milchkälbern

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Aktuelle Studien zeigen, dass sich Hitzestress negativ auf die Darmbarriere auswirkt und mit lokalen sowie systemischen Entzündungen und einer Dysbiose des Darms einhergeht. Ziel dieser Studie war es, die Darmbarriere, entzündungsfördernde und -hemmende Signale sowie die Zusammensetzung der Mikrobiota-Gemeinschaft bei Holstein-Bullenkälbern zu untersuchen, die Hitzestress ausgesetzt waren.

Kälber (durchschnittliches Alter = 12 Wochen; durchschnittliches Körpergewicht = 122 kg), die einzeln in temperaturgeregelten Räumen gehalten wurden, wurden 7 Tage lang
(1) thermoneutralen Bedingungen (konstante Raumtemperatur von 19,5 °C) und eingeschränktem Futterangebot (TNR, n = 8) oder (2) Hitzestressbedingungen (Zyklen von Raumtemperaturen zwischen 20 und 37,8 °C) zusammen mit einem Futterangebot nach Belieben (HS, n = 8)
ausgesetzt.

Nach Abschluss der Behandlung analysierten die Wissenschaftler*innen unter anderem die Bakteriengemeinschaften im Darm. Die durch Hitzestress hervorgerufene Veränderung der Bakteriengemeinschaften im Dickdarm war durch eine Zunahme der Gattung Butyrivibrio spp., eines bekannten butyratproduzierenden Organismus, sowie Veränderungen im bakteriellen Stoffwechsel gekennzeichnet. Bei HS-Kälbern wurde eine starke positive Korrelation zwischen der Rektaltemperatur und entzündungsfördernden Eggerthii spp. festgestellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Arbeit darauf hinweist, dass Hitzestress die Darmbarrierefunktion beeinträchtigt. Die Veränderungen der Bakteriengemeinschaften im Dickdarm zugunsten butyratproduzierender Organismen (z. B. Butyrivibrio-Arten) können Teil einer erfolgreichen Reaktion zur Aufrechterhaltung der Funktion der Dickdarmschleimhaut von HS-Kälbern sein, denn Butyrivibrio-Arten zählen zu den entzündungshemmenden Darmbakterien.

Studie*: Yu, Z. (2024): Heat stress–associated changes in the intestinal barrier, inflammatory signals, and microbiome communities in dairy calves. Journal of dairy Science, Volume 107, ISSUE 2, P1175-1196, February 2024

Quelle: Dr. Heike Engels – zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3/2024

Kuhgebundene Kälberaufzucht: Wie fühlen sich Milchkühe im Stall mit oder ohne ihre Kälber?

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Die Praxis, Milchkühe bei ihren Kälbern zu halten, gewinnt immer mehr an Interesse. Es wird angenommen, dass der Kontakt zwischen Kuh und Kalb oder dessen Fehlen den emotionalen Zustand beeinflusst. Verschiedene Arten des Kontakts zwischen Kuh und Kalb können sich auch auf den emotionalen Zustand von Kühen auswirken.

Das Hauptziel dieser Studie* war die Beurteilung des emotionalen Zustands von Milchkühen mit Vollzeit- (23 h/d), Teilzeit- (10 h/d) oder keinem Kontakt zu ihren Kälbern (Trennung 48 h nach der Geburt). Dies erfolgte mithilfe eines visuellen Verhaltenstests (visual judgement bias test , JBT) etwa einen Monat nach dem Kalben. Der JBT ist die derzeitige Goldstandardmethode zur Beurteilung des emotionalen Zustands von Tieren durch Bewertung von Optimismus oder Pessimismus. Das sekundäre Ziel war der Vergleich der Ergebnisse des visuellen JBT auf Farb- und Formbasis.

Fünfzig Milchkühe wurden darauf trainiert, sich einem positiven Bild auf einem Bildschirm zu nähern (mit Futter belohnt) und ein negatives Bild zu vermeiden (andernfalls wurden sie mit einem wedelnden Beutel „bestraft“). Nach dem Erlernen (> 80 % Richtigkeit an 2 aufeinanderfolgenden Tagen) wurden den Kühen 3 gemischte Bilder gezeigt (jedes einmal pro Tag, davon 4 positive und 3 negative Bilder, wiederholt über 4 Tage) und ihre Annäherungsreaktionen aufgezeichnet. Bei der Farbmethode (10 Vollzeit-, 9 Teilzeit- und 11 No-Contact-Kühe) hatten positive und negative Bilder einen einfarbig roten oder weißen Hintergrund; gemischte Bilder hatten Rosatöne. Bei der Formmethode (8 Vollzeit-, 6 Teilzeit- und 6 No-Contact-Kühe) bestanden positive und negative Bilder aus einem weißen Kreis oder Kreuz auf schwarzem Hintergrund; gemischte Bilder wurden mit Kreisen und Kreuzen in unterschiedlichen Grautönen überlagert.

Die Kühe lernten schneller, Farben zu unterscheiden als Formen (7,3 Tage vs. 9,3 Tage). Die Ergebnisse des Farb-JBT zeigen eine pessimistische Tendenz (was auf eine negative Gefühlslage hinweist) bei Kühen mit teilweisem Kälberkontakt, möglicherweise aufgrund der wiederholten täglichen Trennung von ihrem jungen Kalb, im Vergleich zu Kühen mit ganztägigem Kälberkontakt. Somit scheinen Kuh-Kalb-Kontaktsysteme die Gefühlslage der Kühe je nach Praxis zu beeinflussen. Die Forscher*innen schlussfolgern, dass der JBT eine nützliche Methode zur Beurteilung der Gefühlslage von Milchkühen ist; künftige Forschungen sollten sich auf das Verständnis der Gefühlslagen von Milchkühen in alternativen Managementsystemen konzentrieren.

Studie*: Neave, H.W. et al (2024): Assessing the emotional states of dairy cows housed with or without their calves. Journal of Dairy Science, Volume 107, Issue 2, February 2024, Pages 1085-1101

Quelle: Dr. Heike Engels Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3/2024

LAVES untersucht mögliche Übertragung des Vogelgrippe-Virus auf Katzen – Niedersächsisches Projekt verfolgt Verbreitung des Erregers bei Säugetieren

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In Deutschland ist das hochpathogene aviäre Influenzavirus, auch Vogelgrippe oder Geflügelpest genannt, mittlerweile ganzjährig bei Wildvögeln nachzuweisen. Aufgrund der weiten Verbreitung des Virus in der Wildvogelpopulation kann es zu einer Infektion von Säugetieren kommen. So wurden in Europa Vogelgrippe-Infektionen bei Füchsen, Nerzen, Marderhunden oder Seehunden nachgewiesen. In Polen wurde im Juni/Juli 2023 eine ungewöhnliche Häufung von Erkrankungen und Todesfällen bei Hauskatzen beobachtet, die offensichtlich auf das Virus der hochpathogenen aviären Influenza (HPAIV) zurückzuführen waren. In Deutschland ist bislang kein Fall einer Ansteckung bei einer Hauskatze bekannt geworden.

Um allerdings eine mögliche Anpassung des Virus an Säugetiere zu verfolgen, startet das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) in Kooperation mit der Tierärztekammer Niedersachsen ein Projekt zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn: Untersucht werden Proben von Katzen, die sich im Freien aufhalten und dadurch Kontakt zu Wildvögeln haben könnten. Für die Übertragung ist eine hohe Menge an Viren notwendig, wenn zum Beispiel erkrankte Vögel gefressen werden. Auch der Kontakt in einem Stall mit erkranktem Geflügel kann eine mögliche Infektionsquelle sein. Eine Übertragung auf den Menschen ist bislang unwahrscheinlich, allerdings sind Katzen unter den bereits infizierten Säugetierarten diejenigen, die den engsten Kontakt zum Menschen haben. Daher richtet sich das Monitoring auf Katzen.

Das LAVES und die Tierärztekammer bitten die praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte in Niedersachsen um Unterstützung dieses Projekts. Wenn sie bei Katzen im Rahmen der regulären Behandlung Blutentnahmen durchführen, soll mit Einverständnis der Tierhalterinnen oder Tierhalter eine Probe zur Untersuchung an das LAVES geschickt werden. Bei Tieren mit grippeähnlichen Krankheitssymptomen ist zusätzlich eine Nasentupferprobe für einen PCR-Test notwendig. Die erforderlichen Materialien für die Untersuchungen werden den teilnehmenden Praxen vom LAVES bereitgestellt. Für die Untersuchung der Proben durch das LAVES fallen keine weiteren Kosten an. Die Teilnahme an dem Projekt ist freiwillig.

Mit ihrer Teilnahme leisten die Tierarztpraxen sowie die Katzenhalterinnen und -halter einen entscheidenen Beitrag zum Gelingen dieses wichtigen Projekts. Jede eingehende Probe ist hilfreich und trägt zu einem weiteren Erkenntnisgewinn bei, um die Anpassung des aviären Influenzavirus an Säugetiere zu verfolgen.

Informationen zum Auftreten der Vogelgrippe in Niedersachsen sind unter www.tierseucheninfo.niedersachsen.de zu finden, ebenso ein „Infoblatt zur Vogelgrippe bei Hunden und Katzen“ mit Informationen für Tierhalterinnen und Tierhalter zu Infektionswegen sowie Schutz- und Hygienemaßnahmen (Download-Link).

Quelle: Nds. Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Bienen gesundhalten: Forschende der HTWD unterstützen Imkerinnen und Imker in Sachsen

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Die bei uns gehaltene westliche Honigbiene ist eines der drei wichtigsten Nutztiere in Deutschland. Ähnlich wie die anderen Nutztiere ist auch sie verschiedenen Krankheitserregern ausgesetzt. Während jedoch in anderen Nutztierbeständen Bestandstierärzte die Gesundheit der Tiere sichern, sind Imkerinnen und Imker bei der Bienengesundheit meist auf sich allein gestellt , auch wenn es Tierärzte mit Weiterbildung zum Fachtierarzt bzw. mit Zusatzbezeichnung Bienen gibt. Ein Forschungsprojekt an der HTWD soll nun Abhilfe schaffen.

Im Projekt ImBieSax bieten die Forschenden eine umfassende Gesundheitsfachberatung für Imker an. „Unser Ziel ist es, eine sachsenweite tierärztliche Beratung aufzubauen, die sich besonders auf effektives Bienenmanagement und die Gesundheit der Bienenvölker konzentriert“, erläutert der Projektleiter Professor Markus Freick.
Durch das Projekt erhalten sächsische Imkerinnen und Imker Zugang zu fundierten Informationen und praxisnaher Unterstützung, um die Gesundheit ihrer Bienenvölker nachhaltig zu sichern und zu verbessern. Alle rund 4.500 Imker*innen* mit Wohnsitz in Sachsen und Bienenvölkern in Sachsen können diese kostenfreie Beratung in Anspruch nehmen.

Vor-Ort-Besuche und Telefonberatung
Das Forschungsteam besucht nicht nur die Bienenstände für persönliche Beratungen vor Ort und für Probenentnahmen, sondern bietet auch telefonische Beratung an. „Eine spezielle tierärztliche Beratung hinsichtlich Bienengesundheit, wie bei anderen Nutztierbeständen, gab es seit der Wiedervereinigung Deutschlands in Sachsen nicht, obwohl das Wissen über Bienen in der tierärztlichen Approbationsverordnung enthalten ist und während des Veterinärmedizinstudiums gelehrt wird“, erklärt Tierärztin und Projektmitarbeiterin Dr. Julia Dittes.
Besonderer Fokus liegt auf der Prävention und Bekämpfung von Krankheiten wie der Varroamilbe und Virusinfektionen. Zudem soll das Wissen über moderne Imkereipraktiken verbreitet und gestärkt werden.

Arbeiten im Netzwerk
Das Projektteam arbeitet eng mit regionalen Partnern wie dem Landesverband Sächsischer Imker und der Sächsischen Tierseuchenkasse zusammen, um sicherzustellen, dass das Angebot die Bedürfnisse und Herausforderungen der Imker*innen in Sachsen adressiert.
So gibt es einen regelmäßigen Austausch mit allen Beteiligten und das Projekt konnte im Rahmen der jährlichen Weiterbildung der Bienenseuchensachverständigen der Veterinärämter in der Imkerschaft beworben werden. Gemeinsam erarbeiteten die Projektbeteiligten eine KAP-Analyse (KAP = knowledge, attitude, practice), um den Wissensstand und gängige Praktiken in der Imkerschaft zu ermitteln und deren Bedarfe zu erkennen. Besonders wichtig ist für das Projektteam die Nutzung der Kontakte über den Landesverband und die strukturierten Vereine in Sachsen, um das Angebot bekannt zu machen.

„Seit dem Start des Projekts haben sich bereits 180 Imkerinnen und Imker für unsere Beratungen angemeldet. Wir sind begeistert von der positiven Resonanz und den zahlreichen Rückmeldungen“ sagt Dr. Dittes.

Monitoring und Entwicklung
Bis Ende 2024 wertet das Team, zu dem auch zwei Studentinnen der Studiengänge Landschaftsentwicklung und Gartenbau der Fakultät Landbau, Umwelt, Chemie gehören, den Fragebogen und die Ergebnisse der Proben aus. Sie wollen feststellen, welche Krankheitserreger nachweisbar sind und ob es dabei regionale Unterschiede innerhalb Sachsens gibt. Dr. Dittes und ihre Mitarbeiterinnen verfolgen die Entwicklung der Bienenvölker auch über den Winter und planen die Fortführung des Projektes.
Die Förderung erfolgt nach dem Maßnahmenkatalog des Freistaates Sachsen zum Erhalt und zur Zucht von gesunden und resistenten Bienenvölkern vom 03.02.2023 (REVOSax Landesrecht Sachsen – Maßnahmenkatalog Bienen). Die Finanzierung des Projektes erfolgt zu 50 % aus Mitteln der Europäischen Union.

Quelle: Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden

Freilandhaltung und Photovoltaik kombinieren

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Erlass an das LAVES: Niedersachsen erleichtert Doppelnutzung von Auslaufflächen

Seit einigen Monaten dürfen die Auslaufflächen bei einer konventionellen Freilandhaltung von Legehennen gleichzeitig mit Solarpanelen bebaut werden. Um die Umsetzung für interessierte Landwirtinnen und Landwirte zu fördern, hat das Landwirtschaftsministerium (ML) das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) als zuständige Behörde angewiesen, die maximale Überdachungsfläche durch Photovoltaik-Module und die dazugehörigen technischen Einrichtungen bis zu 70 Prozent bei hoch aufgeständerten Anlagen und bis zu 50 Prozent bei bodennahen Anlagen zu akzeptieren.

Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte: „In der konventionellen Freilandhaltung von Legehennen führt eine Doppelnutzung nicht nur zu einer gesteigerten ökologischen und ökonomischen Landnutzung, sondern kann auch zu positiven Synergieeffekten führen. Die PV-Anlage kann eine bedeutende Schutzfunktionen für die Tiere einnehmen – zum Beispiel vor Beutegreifern – oder als Hagelschutz dienen. Mit entsprechenden Vorrichtungen kann sie auch einen Beitrag zur besseren Regenwasserverteilung leisten. Die Anlagen bieten eine gute Möglichkeit für eine wirtschaftliche Energieerzeugung, bei der gleichzeitig das Tierwohl gefördert und die Vegetationsdecke gewährleistet wird.“

Hintergrund:
Bis zum Herbst 2023 war es EU-weit lediglich gestattet, die Auslaufflächen für die konventionelle Freilandhaltung von Legehennen zusätzlich auch in Form von Obstplantagen, bewaldeten Flächen oder Weiden zu nutzen. Mit der Delegierten Verordnung 2023/2465 wurde diese Doppelnutzung nun neu geregelt – eine Änderung, für die Niedersachsen sich im Vorfeld nachdrücklich eingesetzt hat. EU-weit gilt jetzt, dass die Auslaufflächen nun auch gleichzeitig zum Beispiel mit Solarpanelen bestückt werden können, wenn die zuständige Behörde dies genehmigt.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Neue Tierschutzleitlinie für die Schafhaltung

Anlässlich des 14. Niedersächsischen Tierschutzsymposiums in Oldenburg stellte Dr. Eva Moors vom Tierschutzdienst, Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) in Oldenburg die neue Tierschutzleitlinie für die Schafhaltung vor. Eingangs wies sie darauf hin, dass jeder Schafhalter über die nötige Sachkunde (Ernährung, Pflege, Betreuung verhaltensgerechte Unterbringung) verfügen muss, die durch entsprechende Ausbildungen, abgeschlossenes Studium oder Teilnahme an speziellen Sachkundekursen erworben werden könne.

In den letzten Jahren sei eine Zunahme zu beobachten, dass vermehrt Mängel bei der Unterbringung, Fütterung oder Tierbetreuung auffielen. Gerade für diese Hobbyschafhalter sei fachliche Weiterbildung dringend geboten.

Stallhaltung
Schafe werden üblicherweise nur zur Lammzeit und in kalten Wintermonaten im Stall gehalten, die ganzjährige Stallhaltung sei tierschutzfachlich dagegen abzulehnen. Ein Stall solle trocken, hell und zugfrei sein und über ausreichende Luftzufuhr verfügen, Offenställe böten prinzipiell günstige Klimabedingungen und Tiefstreuhaltung auf Stroh habe sich in der Praxis bewährt.

Der Flächenbedarf im Stall sei z.B. von Körpergröße und Rasse der Tiere, Fütterungseinrichtungen und Bewollung abhängig. Für ein Mutterschaf bis 70 kg würde eine Liege-/Lauffläche von mind. 0,8-1,2 m² empfohlen, für ein Mutterschaf mit 2 Lämmern mind. 1,5-2,0 m².

Fütterungs- und Tränkeeinrichtungen müssten jedem Tier jederzeit Zugang zu ausreichenden Mengen Futter und Wasser gewähren und so angeordnet sein, dass Verunreinigungen von Futter und Wasser ebenso wie Auseinandersetzungen zwischen den Tieren auf ein Mindestmaß reduziert würden.

Hürden und Raufen müssten stabil und sicher befestigt sein und dank ausreichender Höhe und lichter Weite zwischen den Stangen das Überspringen oder Durchkriechen verhindern. Auch dürften keine herausragenden Nägel, abgebrochenen Teile oder scharfe Kanten eine Verletzungsgefahr darstellen.

Witterungsschutz
Werden Schafe und Lämmer im Freien gehalten, brauchten sie einen Witterungsschutz, der sie vor extrem niedrigen oder hohen Temperaturen schützt. Langanhaltender Regen in Kombination mit Kälte/Wind, könnten zur Auskühlung (gerade bei Lämmern) führen. Bei starker Sonneneinstrahlung drohe neben Hitzestress auch Sonnenbrand (speziell bei frisch geschorenen Tieren).


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Keinen Tropfen verschwenden: Kolostrum und Transitmilch

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Von Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern

In über 200 Jahre alten Lehrbüchern der Viehwirtschaft wird bereits betont, wie wichtig es für die Gesundheit des Kalbes ist, dass es mit Kolostrum gefüttert wird. Seit ungefähr einem Jahrhundert kennen wir auch einen der Gründe dafür, nämlich die Notwendigkeit des passiven Transfers von Antikörpern aus dem Kolostrum in das Blut des Kalbes. Dennoch ist das Kolostrummanagement in fast allen untersuchten Betrieben mit Kälberproblemen mangelhaft. Als Kolostrum bezeichnen wir bei den Milchrassen nur das erste Gemelk der Kuh nach dem Kalben. Die weiteren Gemelke, die noch nicht die sensorischen Eigenschaften normaler Milch haben, bezeichnet man als Transitmilch. Auch diese ist für das Kalb noch wesentlich wertvoller als normale Milch. Die Empfehlung ist daher, dass alle Milch, die nach der Kalbung nicht an die Molkerei geliefert werden kann, an die Kälber verfüttert werden sollte. Eine Ausnahme bildet hier nur Milch von antibiotisch behandelten Kühen unter Wartezeit.

Warum ist Kolostrum so wichtig?
Das Kalb kommt zwar mit einem funktionsfähigen Immunsystem zur Welt, allerdings war es in der Gebärmutter gegen Krankheitserreger abgeschirmt und konnte daher noch keine spezifische Abwehr aufbauen. Im Gegensatz z.B. zum Menschen gehen bei der Kuh während der Trächtigkeit keine Immunglobuline gegen Infektionskrankheiten über das Blut auf das Kalb über. Dies liegt an der besonderen Beschaffenheit der Eihäute und bedeutet, dass das Kalb dem Keimdruck der Umgebung unmittelbar nach der Geburt zunächst schutzlos ausgesetzt ist. Die Aufnahme der Abwehrstoffe, die das Kalb schützen können, kann nur aus der Biestmilch erfolgen. Auch die herausragende Rolle der Biestmilch als erste Nahrung für das Kalb darf nicht unterschätzt werden. Biestmilch enthält nicht nur die vierfache Menge an Eiweiß im Vergleich zu normaler Milch, sondern auch die doppelte Menge an Fett. Da Kälber nahezu ohne Fett- und Energiereserven geboren werden, können sie gerade bei kalten Temperaturen ohne frühzeitige Biestmilchaufnahme rasch erfrieren.

Ungefähr in den letzten zwei Jahrzehnten sind unsere Kenntnisse über den Gehalt und die Wirkungsweise anderer im Kolostrum enthaltener Substanzen regelrecht explodiert. So sind im Kolostrum zum Beispiel Hormone und Wachstumsfaktoren in hohen Konzentrationen vorhanden. Mittlerweile weiß man, dass diese zur Entwicklung einer voll funktionsfähigen Darmschleimhaut beitragen. Insbesondere fördern sie das Wachstum der Darmzotten. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche der Darmschleimhaut und damit die Fähigkeit, die Inhaltsstoffe der Nahrung ins Blut aufzunehmen. Durch die vermehrte Aufnahme von Nährstoffen reift auch das Hormonsystem des Kalbes, das für die Förderung des Wachstums verantwortlich ist.

Mit Hinsicht auf die Darmentwicklung ist die weitere Verfütterung von Transitmilch nach der ersten Kolostrummahlzeit besonders wichtig. Die im Kolostrum enthaltenen weißen Blutzellen wirken sowohl lokal auf die Entwicklung der Immunität im Darm, aber auch im Blut wird die Bereitstellung von Abwehrzellen nach Kolostrumaufnahme beschleunigt.

Spezielle Zuckerverbindungen (Oligosaccharide) sind dafür verantwortlich, dass sich eine gesunde Keimflora im Darm der Kälber ausbilden kann. Außerdem verhindern diese das Anheften von Krankheitserregern an die Darmwand.

Zusätzlich sind die Gehalte an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sehr hoch, so dass auch für diese Stoffe durch eine gute Kolostrumaufnahme die Versorgung gesichert wird. Ein gutes Kolostrummanagement kann in dieser Hinsicht weder durch kommerzielle Präparate (z.B. Kälberbooster) ersetzt noch verbessert werden.

Warum ist eine rasche Biestmilchgabe essenziell?
Die Verabreichung von Biestmilch unmittelbar nach der Geburt des Kalbes ist aus mehreren Gründen wichtig.


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