E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/2023 steht zum kostenfreien Abruf bereit

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Liebe Leserinnen und Leser!

Das fünfjährige Jubiläum des E-Magazins „Der Hoftierarzt“ haben wir zum Anlass genommen Prof. Dr. Nicole Kemper von der TiHo, Hannover zu fragen: Wo steht die deutsche Nutztierhaltung in fünf Jahren?. Das Interview mit der Direktorin des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN) finden Sie gleich auf den ersten Seiten.

„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 4/2023 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet außerdem folgende Themen:

• Bürgerrat Ernährung – Polittheater statt Partizipation
• Hitze – Herausforderungen für die Fruchtbarkeit im Sommer
• Schwergeburt: Optimale Erstversorgung der Kuh sicherstellen!
• Nabelgesundheit beim Kalb
• Wiederkauen und Aktivität als Tierwohl-indikatoren?
• Verdauungsstörungen natürlich regulieren
• PICKStein MeidArom® speziell für kleine Herden und Mobilställe
• Saugferkeldurchfälle: Viele Erreger sind beteiligt
• Menken & Drees Friggy Wasservernebler: Kühleffekt bis zu 6°C
• Kuhortung und Herdenüberwachung mit InnoMoo ENGS
• 10 Tipps zur Fütterung von säugenden Sauen
• Verlängerte Nutzungszeit durch Mauser und das Wurmproblem bei Bio-Legehennen

Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt einfach hier registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail klicken und dann gleich kostenfrei downloaden und lesen!

„Drei Jahre ASP in Deutschland – wo stehen wir?“ Fachtagung des Verbunds trafo:agrar

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Rund 80 überregionale Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, des öffentlichen Veterinärwesens und der landwirtschaftlicher Praxis sind der Einladung des Verbunds Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) gefolgt und haben am vergangenen Donnerstag, 31. August 2023, auf der Fachtagung „Drei Jahre ASP in Deutschland – wo stehen wir?“ die Bilanz und Perspektiven des Geschehens der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland diskutiert. Dazu gehöhrten unter anderem die kommende Umsetzung des neuen europäischen Tiergesundheitsrechts (AHL) Schweinehalter und Behörden und erste Lösungsansätze aus Niedersachsen.

Anlass der vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), der Niedersächsischen Tierseuchenkasse und dem Landvolk unterstützen Tagung war der Relaunch der ASP-Risikoampel, einem kostenlosen und frei zugänglichen Onlinetool zur Risikobewertung eines Eintrags von ASP in schweinehaltende Betriebe. Die grundlegend überarbeitete Neuauflage der „ASP-Risikoampel“ kündigte Dr.in Barbara Grabkowsky, Leiterin des Verbunds trafo:agrar – dessen Koordinierungsstelle ihren Sitz an der Universität Vechta hat –, für den Nachmittag an. Zunächst präsentierten Fachleute aus Wissenschaft, Veterinärverwaltung und Wirtschaft aktuelle Aspekte und neue Entwicklungen in den Bereichen ASP-Seuchengeschehen, Impfstoffentwicklung, Vermarktung, Recht und Biosicherheit.

Prof.in Dr.in Carola Sauter-Louis, Leiterin des Instituts für Epidemiologie des FLI, stellte die aktuelle epidemiologische Lage dar. Zur Eindämmung der ASP bei Wildschweinen gebe es gute Erfahrungen mit Schutzkorridoren, deren Bewirtschaftung jedoch konsequent große Ressourcen benötigen. „Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest erfordert erhebliche personelle und materielle Ressourcen sowie ein hohes Maß an Ausdauer. Doch die vor Kurzem erfolgte Aufhebung einiger Restriktionszonen in Deutschland stimmen uns optimistisch“, so die Bewertung der Wissenschaftlerin.

Aktuelles zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen die ASP, auch mit einem Einblick in die Forschungsergebnisse des FLI, stellte PD Dr.in Sandra Blome, stellv. Leiterin des Instituts für Virusdiagnostik des FLI, vor. Eine hinreichende Wirkung hätten bisher nur Lebendimpfstoffe zeigen können, deren Sicherheitsprofil jedoch kritischer zu beurteilen sei, besonders bei der Verabreichung an Wildschweine. Zwar gebe es inzwischen vielversprechende Impfstoffkandidaten, eine Zulassung der EMA stehe hingegen noch aus. „Auf dem Gebiet der Impfstoffforschung wurden große Fortschritte gemacht und eine Impfung von Wildschweinen in betroffenen Gebieten könnte eine mittelfristige Option sein. Im Rahmen eines EU geförderten Projekts werden wir versuchen einen oder mehrere Kandidaten zur zentralen Zulassung durch die EMA zu führen.“

Aus Sicht der Fleischwirtschaft beleuchtete Dr. Gereon Schulze Althoff, seit kurzem für das Thema Nachhaltigkeit in der Geschäftsführung der Tönnies-Gruppe verantwortlich, die Perspektive des Handels auf die Schweineproduktion in Zeiten von ASP. Mit einem klaren Bekenntnis zur heimischen Produktion, gerade unter Nachhaltigkeitsaspekten und trotz Standortnachteile durch ASP bei Wildschweinen, so Althoff, gab er einen optimistischen Ausblick auf ein wieder zunehmendes Exportgeschehen. Er betonte in seinem Vortrag, wie wichtig die Schweinehaltung für eine klimaangepasste Landwirtschaft sei. Nur mit Schweinen könne man bestimmte Kreisläufe schließen. Der Export vor allem von Nebenerzeugnissen, die in Deutschland nicht verzehrt werden, komme schrittweise zurück und wird eine wichtige Ergänzung zur Stabilisierung des Einkommens für Landwirtinnen und Landwirten sein.

Zu Anforderungen des neuen europäischen Tiergesundheitsrechts für Schweinehalterinnen und Schweinehalter referierte Dr.in Barbara Hoffmann, Leiterin des Referats Tierseuchen, EU-Handel, Internationale Fragen, Krisenzentrum im BMEL (Bonn). So wurden nach Erfahrungen mit der ASP in der EU konkretere Vorgaben in einer Durchführungsverordnung für Schweinehalter festgelegt, deren Betriebe in Sperrzonen liegen (EU-VO 2023/594). Neben stets geltenden „angemessenen Maßnahmen“ zum Schutz der Bestände würden demnach „verstärkte Maßnahmen“ in der betrieblichen Biossicherheit gefordert, welche besondere Bedeutung für eine Fortsetzung des Handels mit Schweinen und Fleischerzeugnissen in Sperrzonen erlangten. EU-rechtlich festgelegte Sperrfristen könnten so erheblich verkürzt werden.

Nach dem Überblick zur ASP-Situation galt der Nachmittag dem Blick auf die Praxis. Zu Leistungen der Tierseuchenkasse im Tierseuchenfall berichtete Dr.in Ursula Gerdes von der Niedersächsischen Tierseuchenkasse, in welchen Fällen Entschädigungen erfolgen oder auch versagt werden. Anschaulich untermauerte diese Ausführungen die Tierärztin Leonie Klein, die an der Tierärztlichen Hochschule Hannover Untersuchungen zur Biosicherheit in schweinehaltenden Betrieben durchführte. Demnach bestünden noch große Defizite in der Umsetzung von Biosicherheitsmaßnahmen, was vor dem Hintergrund der Sicherung gesunder Tierbestände kritisch zu bewerten sei. Für den Verbund trafo:agrar stellte Dr.in Maria Gellermann die überarbeitete und aktualisierte „ASP-Risikoampel 2.0“ vor. Zahlreiche Fachleute hätten auch mit Unterstützung des FLI, der Niedersächsischen Tierseuchenkasse und des Landvolks Niedersachsen daran mitgewirkt, das Online-Tool zu aktualisieren. Die neue ASP-Risikoampel könne in Niedersachsen dabei ein Element eines künftig erforderlichen betriebsindividuellen Biosicherheitsplans sein, so die Projektleiterin. Mit spannenden Erfahrungen aus Sicht einer Tierversicherung beendete Albert Ziegler, verantwortlich für die Produktentwicklung im Bereich Landwirtschaft bei der R+V-Versicherung (Wiesbaden) die Tagung. Er erläuterte am Beispiel des ASP-Geschehens in Emsbühren die Vorteile einer Ertragsschadenausfallversicherung und stellte hierzu Kalkulationen vor.

In den Diskussionen wurde besonders deutlich, dass für die Umsetzung des neuen EU-Tiergesundheitsrechts in die Praxis noch Fragen offenblieben, so der Verbund trafo:agrar. „Niedersachsen habe nun erstmals einen breit aufgestellten Vorschlag zur Umsetzung vorgelegt, so das Fazit, bevor die Tagung mit dem Appell schloss, auch künftig weiter nur gemeinsam und mit Augenmaß auf allen Ebenen die Herausforderungen der ASP und der Umsetzung des neuen EU-Rechts in die Praxis fortzusetzen.“

Quelle: Universität Vechta

Langes Heu in Futterautomaten oder Eimer reduziert abnormales orales Verhalten bei milchgetränkten Kälbern

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Kurz gehäckseltes Heu (≤5 cm) in einem Eimer angeboten, reduziert bei Kälbern „abnorme repetitive Verhaltensweisen“ (z. B. Zungenrollen) und „nichtnutritive orale Manipulationen (NNOM)“, die Bewegungen ähneln, die bei der Futteraufnahme vorkommen.

Ein Forscherteam der University of California (Downey et al. 2023)
wollten herausfinden, ob die Gabe von langem Heu (∼19 cm), in einem Eimer oder einem PVC-Rohrfütterer positive Auswirkungen hat.

Einzeln auf Sand gehaltene Holsteinkälber wurden ad libitum mit Startergetreide und begrenztem Milchaustauscher (5,7–8,4 L/Tag Step-up) über eine Flasche gefüttert oder mit Berggrasheu in einem Eimer oder in einer PVC-Rohrzuführung. Der 56 × 10,2 cm PVC-Rohrfütterer hatte 4 Öffnungen, die 6,35 cm breit waren, wodurch das Kalb seine Zunge in das Rohr stecken und seine Zunge krümmen musste, um Heu zu entnehmen.

Der Versuch dauerte von der Geburt bis zum Alter von 50 Tagen, als die schrittweise Entwöhnung begann und allen Kälbern TMR gefüttert wurde. Die Tiere waren am 60. Tag vollständig entwöhnt. In Woche 4 und 6 wurden orale Aktivitäten (Fressen, Wiederkäuen, Wasser trinken, Milch saugen, Selbstpflege, NNOM, Zungenrollen, Zungenschnippen und Hecheln) durch direkte Beobachtung über 24 Stunden aufgezeichnet.

Die Fütterung von langem Heu, unabhängig von der Präsentationsmethode, erhöhte die gesamte Trockenmasse-Aufnahme, die Getreideaufnahme und die durchschnittliche Tageszunahme im Vergleich zu Kontrollkälbern. Die Bereitstellung von Heu erhöhte auch das Wiederkäuen (25 % zu 15 % der 24-Stunden-Beobachtungen in der Kontrollgruppe) und die Fresszeit (5,5 % zu 2 % in der Kontrollgruppe).

Abnormales Verhalten wurde bei allen Kälbern beobachtet. Die Bereitstellung von Heu reduzierte einige davon, einschließlich NNOM (5,5 % gegenüber 9 % in der Kontrollgruppe). Es gab keinen Unterschied in der NNOM zwischen Kälbern, die mit Heu im Rohr oder im Eimer gefüttert wurden, obwohl Eimerkälber mehr Heu verbrauchten. Die Bereitstellung von Heu hatte keinen Einfluss auf andere Verhaltensweisen: Wassertrinken (0,5 %), Fellpflege (3 %) oder Zungenschnippen (3 %).

Die Kälber zeigten auch Anzeichen von Polydipsie (pathologisch gesteigertes Durstempfinden mit vermehrter Flüssigkeitsaufnahme) und putzten sich übermäßig, Zungenrollen zeigten zwar 85 % der Kälber, aber nur relativ selten.

Das Füttern von Heu im Eimer oder Rohrfütterer reichte nicht aus, den Verhaltensstörungen entgegenzuwirken, die mit Einzelhaltung und begrenzter Möglichkeit, Milch zu saugen (<1 % der Zeit), verbunden sind.

Die Bereitstellung von langem Heu, in Eimer oder Rohrfütterer, förderte das Wiederkäuen, verbesserte die Leistung (höhere Getreideaufnahme und Tageszunahme) und reduzierte zumindest einige, aber nicht alle der beträchtlichen abnormalen oralen Verhaltensweisen, die diese Kälber zeigten.

Die Originalquelle ist hier zu finden.

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3/2023

Antibiotika-Einsatz bei Masttieren: Erster Jahresbericht liefert genauere Daten

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Tendenz weiter rückläufig

Zum Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung gibt es ab jetzt jedes Jahr ausführliche Zahlen. Den ersten Bericht hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) heute veröffentlicht. Gerade bei Tierarten, bei denen bisher besonders viel und häufig Antibiotika eingesetzt wurden, zeigt sich dabei eine erfreuliche Tendenz: Sowohl die Zahl der Behandlungstage je Tier als auch die Menge der insgesamt eingesetzten Antibiotika waren im Jahr 2022 rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Verbrauchsmenge von Antibiotika bei Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten insgesamt um 12 % zurückgegangen.

„Der Rückgang zeigt, dass das im Tierarzneimittelgesetz festgeschriebene Antibiotikaminimierungskonzept wirksam ist“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Das ist eine gute Nachricht. Durch den geringeren Antibiotikaeinsatz sinkt langfristig das Risiko durch resistente Keime. Mit Hilfe der nun jährlichen Berichte sind wir deutlich näher am Geschehen und können zeitnah Handlungsempfehlungen geben.“

Seit diesem Jahr hat das BfR die Aufgabe, jährlich die Daten zum Antibiotika-Einsatz im Hinblick auf deren mögliche Bedeutung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu bewerten. Konkret untersucht wurde die Entwicklung der Therapiehäufigkeit und der Verbrauchsmengen von antimikrobiellen Substanzen bei Mastkälbern, Mastrindern, Mastferkeln und Mastschweinen, Masthühnern und Mastputen. In der Vergangenheit hat das BfR bereits zwei Berichte zum Antibiotika-Einsatz über längere Beobachtungs-Zeiträume veröffentlicht. Nun liegt der erste Jahresbericht vor – für das Jahr 2022.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Verbrauchsmenge von Antibiotika bei den untersuchten Tiergruppen insgesamt um 12 % zurückgegangen. Bezogen auf die Verbrauchsmengen je Tier und Tag war der Rückgang am stärksten bei Mastferkeln und Masthühnern (jeweils -12 %), gefolgt von Mastputen (-8 %), Mastkälbern (-5 %) und Mastschweinen (-3 %).

Auch die populationsweite Therapiehäufigkeit ging zurück. Hier war der stärkste Rückgang bei Mastferkeln (-8 %) festzustellen. Auch bei Masthühnern (-4 %), Mastputen (-3 %) sowie Mastkälbern und Mastschweinen (jeweils -2 %) gab es einen weiteren Rückgang der Therapiehäufigkeit. Lediglich bei den über acht Monate alten Mastrindern stiegen Therapiehäufigkeit und Verbrauchsmengen für Antibiotika im vergangenen Jahr an. Allerdings ist in dieser Tiergruppe der Antibiotikaeinsatz insgesamt mit deutlichem Abstand geringer als in allen anderen untersuchten Gruppen.

Hervorzuheben ist außerdem ein Rückgang der Verbrauchsmengen bei den besonders kritischen Wirkstoffen der Cephalosporine der 3. und 4. Generation (-32 %) und der Polypeptidantibiotika (-24 %). Die populationsweiten Therapiehäufigkeiten für diese Substanzen gingen bei der Mehrzahl der Tiergruppen ebenfalls zurück. Auch die Verbrauchsmengen von Fluorchinolonen sanken insgesamt (-9 %), allerdings wiesen vier der sechs Nutzungsarten (Mastkälber, Mastferkel, Mastschweine, Mastputen) einen Anstieg der Therapiehäufigkeit auf.

Die Ergebnisse für das Jahr 2022 zeigen, dass Masthühner die höchste populationsweite Therapiehäufigkeit aufwiesen (45 Tage je Tier und Jahr), gefolgt von Mastputen (41 Tage), Mastkälbern (26 Tage), Mastferkeln (21 Tage), Mastschweinen (6 Tage) und Mastrindern (< 1 Tag). Die Verbrauchsmenge von Antibiotika in den sechs untersuchten Tiergruppen betrug insgesamt 309 Tonnen, von denen der größte Teil auf Mastschweine entfiel (91 Tonnen), gefolgt von Mastferkeln (62 Tonnen), Mastputen (56 Tonnen), Masthühnern (52 Tonnen) und Mastkälbern (46 Tonnen). Bei Mastrindern wurde weniger als eine Tonne an Antibiotika verbraucht. Auch die Antibiotika-Resistenzraten des Indikatorkeims E. coli haben sich in diesen Tiergruppen in den vergangenen Jahren verringert. Allerdings zeigt sich, dass nicht jeder reduzierte Antibiotika-Einsatz unmittelbar zu verringerten Resistenzraten führt. Deshalb sind hier weitere Reduktionsanstrengungen erforderlich, um das Risiko einer Exposition der Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber antibiotikaresistenten Bakterien weiter zu verringern. Link zum Download des Berichts.

Quelle: BfR

Nutzen Mastochsen Beschäftigungsmaterial auf einer reizarmen Weide?

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Beschäftigungsmaterial kann das Wohlbefinden von Nutztieren verbessern, weil es die Umweltkomplexität erhöht und eine größere Bandbreite natürlicher Verhaltensweisen fördert. Es gibt bisher aber nur begrenzte Daten über Notwendigkeit und Auswirkungen von Beschäftigungsmaterial bei extensiv gehaltenen Rindern, die auf grasbewachsenen Paddocks ohne zusätzliche natürliche und künstliche Merkmale gehalten werden.

Australische Forscherinnen haben nun untersucht (Dickson et al. 2022), welche Art Beschäftigungsmaterial Rinder in einer kargen Koppelumgebung verwenden und bevorzugen. Acht Gruppen von je sieben Angus-Ochsen, die auf beweideten Paddocks ohne natürliche oder künstliche Merkmale untergebracht waren, wurden drei Wochen lang tagsüber je zweimal pro Woche beobachtet. Ihnen wurden eine Rinderbürste, ein Stück hängendes Seil, ein Baumstumpf und ein Hackschnitzelhaufen angeboten.

Obwohl die Verwendung von Beschäftigungsmaterial im Laufe der Zeit allgemein abnahm, blieben Bürsten, Baumstumpf und Holzschnitzel auf einem höheren Verwendungsniveau als das Seil. Dies deute darauf hin, dass die Bürste, der Baumstumpf und der Hackschnitzelhaufen wertvollere Ressourcen für das Vieh waren, da sie Pflege- und Liegeverhalten ermöglichten, obwohl auch an Baumstumpf, Holzhackschnitzel und Seil orale Manipulationen stattfanden, kommentieren die Autorinnen der Studie.

Die Originalquelle ist hier zu finden.

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3/23

Klein heißt nicht automatisch fein: Auch Hühner aus Hobbyhaltung können krank werden

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Von Luisa Watzer, Amtliche Tierärztin, Landkreis Grafschaft Bentheim

Die Medien und besonders selbsternannte Tierschützer schimpfen regelmäßig über die böse „Massentierhaltung“ und das alle Probleme der Nutzgeflügelhaltung daraus gründen. Doch ist dem wirklich so? Ist in der Privathaltung alles besser und es bestehen gar keine Probleme? In Wahrheit sind viele Thematiken im Bereich der Intensivtierhaltung deutlich besser behandelt und weniger problembehaftet.

Relevante Tierseuchen treten in der Hobbyhaltung ebenso, oder sogar häufiger, als in der kommerziellen Haltung auf. Am bekanntesten dürfte die Klassische Geflügelpest sein, da sie besonders in den letzten Jahren häufig für Schlagzeilen gesorgt hat. Das Virus der Klassischen Geflügelpest, oder Aviären Influenza (AI) kann zuverlässig in der Wildwasservogel-Population gefunden werden. Mit Ausnahme von einigen Stämmen und besonders anfälligen Jungtieren, sind Wasservögel im Allgemeinen gut auf das Virus angepasst und erleiden bei Infektion meistens einen milden Verlauf. Anders sieht es jedoch mit Hühnern oder gar Puten aus, die sehr starke Reaktionen auf die Infektion zeigen, was innerhalb kürzester Zeit zum vollständigen Versterben der gesamten Herde führen kann. Übertragen wird das hochansteckende Virus über Körperflüssigkeiten, wie zum Beispiel den Kot. Erste Anzeichen einer Infektion sind Stille im Stall, Schnupfen, ein starker Rückgang der Futter- und Wasseraufnahme, sowie der Legeleistung. Die Tiere verenden qualvoll an Atemnot, hervorgerufen durch eine bauschaumartige Flüssigkeit in der Lunge und der Luftröhre.

Eine nachgewiesene Infektion führt bisweilen unweigerlich zur Tötung des Bestandes und Einrichtung von Schutzzonen, in denen der Transport von lebendem Geflügel eingeschränkt, oder vollständig untersagt ist. Eine Impfung gegen das AI-Virus ist in verschiedenen Drittländern verfügbar, die rechtliche Grundlage ist in Deutschland allerdings bisher noch nicht geschaffen, um eine Impfung durchführen zu können. Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Impfung über die Geflügelpestschutzverordnung untersagt, ein neues Gesetz ist allerdings auf dem Weg von der Europäischen Kommission verabschiedet zu werden. Welche Konsequenzen die Einführung einer Impfung hat ist jedoch noch nicht geklärt. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, welche Tierarten für eine (Nadel-)Impfung überhaupt in Frage kommen, sondern auch wie sich die Impfung auf die aktuelle Art der Tierseuchenbekämpfung (aktuell Eradikation) auswirken wird.

Was kann ich nun als Hobbyhalter tun, um eine Infektion zu verhindern, oder zumindest das Risiko stark zu senken? Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass Wassergeflügel nicht im selben Stall/Auslauf wie sonstiges Geflügel gehalten wird. Ställe sollten gegen Wildvögel, sowie Schadnager gesichert sein. Ausläufe sollten idealer Weise überdacht sein, oder mit einer Plane überzogen, um herabfallenden Kot aus Ausläufen fern zu halten. Zusätzlich sollte auf die eigene Hygiene besonders geachtet werden. Im Idealfall wechselt auch der Kleine Hobbyhalter sein Schuhwerk und seine Klamotten beim Betreten von seinem Geflügelstall und Auslauf. Bei der getrennten Haltung von Wassergeflügel und sonstigem Geflügel sollte jeweils individuelle Kleidung und Schuhwerk getragen werden.


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MSD Tiergesundheit präsentierte neue Daten im Rahmen der Entwicklung einer Behandlung gegen Cryptosporidium parvum

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MSD Tiergesundheit präsentierte neue Daten im Rahmen der Entwicklung eines Impfstoffes zur Reduktion von C. parvum-Infektionen auf dem „European Buiatrics Congress“ und dem „ECBHM Jubilee Symposium 2023“ in Berlin. Der Gp40-Antigen-Impfstoff löst bei trächtigen Kühen eine Immunantwort gegen Cryptosporidium parvum aus, um ihre neugeborenen Kälber durch Antikörper im Kolostrum zu schützen. Die kombinierten Studienergebnisse stellen weltweit den ersten wirksamen maternalen Impfstoff gegen C. parvum dar.

MSD Tiergesundheit stellte auf dem „European Buiatrics Congress“ und dem „ECBHM Jubilee Symposium 2023“ (EBC 2023) neun neue Studien vor, einschließlich entscheidender Feldstudiendaten zur Bewertung der Wirksamkeit eines experimentellen Impfstoffs zum Schutz gegen Cryptosporidium parvum (C. parvum) bei neugeborenen Kälbern.

„Cryptosporidium parvum ist ein hochinfektiöser zoonotischer Parasit, der mit Neugeborenendurchfall bei Kälbern in Verbindung gebracht wird, eine der Hauptursachen für hohe Morbiditäts- und Mortalitätsraten bei Kälbern. Es besteht ein dringender Bedarf, diese gefährliche Infektion zu behandeln und vorzubeugen“, sagt Dr. Geert Vertenten, Global Technical Director of Ruminant Biologicals bei MSD Animal Health. „Die Daten, die wir auf dem European Buiatrics Congress 2023 präsentieren, unterstützen nachdrücklich die Weiterentwicklung eines Gp40-basierten Impfstoffs, der die Entwicklung von C. parvum bei neugeborenen Kälbern hemmt.

Der erste Datensatz, der auf dem EBC 2023 vorgestellt wird, evaluiert einen experimentellen Cryptosporidien-Impfstoff zum Schutz vor C. parvum Infektionen bei neugeborenen Kälbern durch passive Immunisierung. In der Studie erhielten gesunde tragende Färsen im letzten Trächtigkeitstrimester den experimentellen Cryptosporidien-Impfstoff. Nach der Geburt wurde Kolostrum von geimpften Färsen gesammelt und den lebensfähigen neugeborenen Kälbern verabreicht. Das Kolostrum wurde bis zu vier Stunden nach der Geburt verabreicht, bevor die Kälber bis zu vier Stunden später C. parvum-Oozysten ausgesetzt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass neugeborene Kälber, die mit Kolostrum von mit Cryptosporidien geimpften Färsen gefüttert wurden, ein deutlich geringeres Risiko hatten, an Durchfall zu erkranken, gemessen an den erhobenen Gesundheits- und Durchfallscores.

MSD Tiergesundheit wird demnächst eine zweite Reihe von Untersuchungen vorstellen, die die Antikörperreaktion des gleichen Cryptosporidien-Impfstoffs bei Rindern in Bezug auf parasitäre Infektionsstadien von C. parvum und ein In-vitro-Infektionsmodell untersuchten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Titer von In-vitro neutralisierenden Gp40-Antikörpern bei Tieren, denen der Cryptosporidien-Impfstoff verabreicht wurde, im Vergleich zur nicht geimpften Kontrollgruppe, deutlich erhöht war. Diese Daten bestätigen auch, dass Gp40 ein wichtiges Protein ist, das auf der Außenseite verschiedener C. parvum-Infektionsstadien exprimiert wird.

„Wir von MSD Tiergesundheit sind führend beim Schutz von Rindern vor den häufigsten und schwerwiegendsten Krankheitserregern und bieten Lösungen für das gesamte Herdenmanagement an, um das Tierwohl und die betriebliche Effizienz zu verbessern. Diese Verantwortung beginnt damit, dass wir denjenigen, die für das Gesundheitsmanagement von Rinderherden sorgen, die nötigen Instrumente an die Hand geben, um die Tiere gesund zu halten und die Notwendigkeit von Behandlungen zu minimieren“, sagt Dr. Philippe Houffschmitt, Associate Vice President of the Global Ruminant Business bei MSD Animal Health. „Wir freuen uns, unsere neuesten Forschungsergebnisse zur C. parvum-Prävention vorzustellen. Wir hoffen, dass sie den wachsenden Bestand an wissenschaftlichen Erkenntnissen ergänzen und Rinderhaltern dabei helfen, bessere Entscheidungen über Gesundheitsinterventionen für Tiere zu treffen.

Die vollständigen Daten aus beiden C. parvum-Studien werden im Anschluss an den Kongress in der Zeitschrift „Vaccine“ oder „Veterinary Vaccine“ veröffentlicht.
Eine vollständige Liste der Vorträge von MSD Tiergesundheit auf dem EBC 2023 umfasst:

Oral presentations
Donnerstag, 24. August:
• Serologic predictors for pneumonia in male dairy veal calves

Freitag, 25. August:
• Main bovine respiratory infectious agents identified on stethoscopes and boots from 12 rural veterinary clinics
• Effect of on-arrival BRD vaccination on ultrasound confirmed pneumonia and production parameters in male dairy calves: a randomized clinical trial
• Motivation of dairy farmers to engage in primary prevention: current situation, drivers and perceived constraints

Samstag, 26. August:
• The effect of communication training on veterinarians’ communication and motivational interviewing skills assessed by herd health recordings

Poster presentations
• Are Bovine Respiratory Syncytial Virus (BRSV) vaccine strains still aligned with circulating BRSV strains
• Intranasal vaccination of calves at day of birth with a live attenuated vaccine against BRSV and PI3 and a live attenuated vaccine against respiratory coronavirus
• Can serology help to identify the risk of Mannheimia haemolytica outbreaks in adult dairy cows?
• Prevalence of bovine coronavirus on farms with respiratory disease in Northwestern Germany
• Prevalence, Biosecurity and Risk Management of Bovine Coronavirus Infections on Dairy Farms in Europe
• The effect of colostrum supplementation during the first 5 days of life on calf morbidity, enteric pathogens, weight gain and immunological response
• Mannheimia haemolytica vaccination of breeding goats to enhance the transfer of passive immunity against pneumonic pasteurellosis
• The first efficacious cryptosporidium vaccine protecting new-born calves
• Bovine anti-gp40 antibodies neutralize Cryptosporidium infections in-vitro and are reactive with different Cryptosporidium stadia
• Postpartum excretion of internal teat selant after selective dry cow therapy

Quelle: MSD Tiergesundheit

NEU: Das Top-Hygienepulver mit Eukalyptus-Aroma

Natürliche Reduzierung der Keimbelastung in Schweine- und Kuhställen / Minderung von Eigengerüchen bei unterschiedlichen Herden und Würfen / sehr gute Hautverträglichkeit für Mensch und Tier – trotz hoher Alkalität / behördlich geprüft/*

Die Hufgard GmbH stellt jetzt erstmals mit „DESICAL® plus ODORO“ ein Hygienepulver mit Eukalyptus-Aroma zur Keimreduzierung in Kuh- und Schweineställen vor. Das Produkt ist natürlich trotz hoher Wirksamkeit.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) bestätigt die gute Hautverträglichkeit unter Praxisbedingungen.

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DESICAL® plus ODORO reduziert die Keimbelastung im Kuh- und Schweinestall auf natürliche Weise. Das Biozidprodukt trägt zur Entlastung der Atemwege und zur Geruchsneutralisierung in Ställen bei. So hilft es beispielsweise bei der Reduzierung des Eigengeruches der Ferkel aus unterschiedlichen Würfen oder in der Rinderhaltung. „DESICAL® plus ODORO eignet sich optimal als Hygienestreu in der Bullenmast, wenn unterschiedliche Kälber aus verschiedenen Ställen zusammenkommen“, erläutert Frank Blecher, Vertriebsleiter von DESICAL. Hier bringt DESICAL® plus ODORO gleich mehrere Vorteile: Eine Minderung von Gerüchen, eine positive Hygienewirkung und eine bessere Darmflora der Tiere durch die Reduktion gängiger Darmbakterien. Das neue Hygieneprodukt besteht ausschließlich aus hochwertigen Komponenten, wie beispielsweise Tonmehle aus regionalen Vorkommen. Dabei hat es eine sehr gute Hautverträglichkeit für Mensch und Tier – trotz hoher Alkalität.

Behördlich geprüft
Der Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) bestätigt die gute Hautverträglichkeit von DESICAL® plus ODORO. Durch den Schweinegesundheitsdienst erfolgte ein Besuch vor und drei Besuche nach dem Abferkeln der Versuchs- und Kontrollgruppen. Die Sauen und Ferkel wurden anhand eines einheitlichen Erhebungsbogens untersucht und mit einem Scoresystem beurteilt. Bei der vierwöchigen Anwendung von DESICAL® plus ODORO als Hygienestreu im Abferkelstall konnten unter Praxisbedingungen keine negativen Einflüsse auf Haut und Gesäuge von 29 Sauen und 363 neugeborenen Ferkeln festgestellt werden. Kleinere Verletzungen, wie beispielsweise Kratzer am Gesäuge der Sau, heilten zügig ab.

DESICAL® plus ODORO ist ab sofort in 1.000 kg und 400 kg BigBags
erhältlich. Die Anwendungsberatung und der Vertrieb erfolgt über die
Hufgard GmbH in 63768 Rottenberg (Tel.: +49-(0)60 24-67 39-0 und E-Mail:
info@desical.de).

Weitere Informationen auch online unter www.desical.de.

Auf Grund der mangelnden Umsetzung ihrer Empfehlungen seitens der Politik löst sich die Borchert-Kommission auf

In einem Statement vom 22.08.2023 hat das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, die sogenannte Borchert-Kommission, bekannt gegeben, ihre Arbeit niederzulegen. Dem Netzwerk war es 2020 gelungen, erstmalig ein Gesamtkonzept für den Umbau der deutschen Tierhaltung hin zu einem höheren Tierwohlniveau vorzulegen.

Die Empfehlungen des Gremiums, bestehend aus Vertretern der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft, Umweltverbänden, Wissenschaft und Wertschöpfungsketten, finden seitens der Politik keine Beachtung. Trotz erster Schritte in Bezug auf Änderungen im Bau- und Umweltrecht, sei ein für die Umsetzung notwendiger Durchbruch im Bundeshaushalt 2024 nicht erkennbar, so die Borchert-Kommission im gestern veröffentlichten Statement.

WLV-Präsident Hubertus Beringmeier bedauert die Auflösung:
„Die Borchert-Kommission hat erstmalig ein Gesamtkonzept für einen Umbau der Tierhaltung in Deutschland vorgelegt. Die Entscheidung zur Auflösung des Gremiums bedauere ich sehr, obgleich ich diesen Schritt nachvollziehen kann. Insbesondre die Frage der Finanzierung ist bis heute ungeklärt – besonders der Koalitionspartner FDP muss sich hier bewegen!“

Beringmeier sieht die Änderungen im Bau- und Umweltrecht als erste Schritte in die richtige Richtung – allerdings müsse die Frage der Finanzierung schnellst möglichst geklärt werden. „Als WLV standen wir von Anfang an hinter der ganzheitlichen Umsetzung der Empfehlungen der Borchert-Kommission – die Umsetzung dieser Empfehlungen muss auch nach Auflösung des Gremiums weiterhin verfolgt werden.“, so Beringmeier.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, kommentiert:
„Die Ergebnisse der Borchert-Kommission waren ein entscheidender Durchbruch, auch und gerade, weil sie von der gesamten Breite aller gesellschaftlichen Akteure im Agrarsektor getragen und erarbeitet wurden. Alte Gräben wurden überwunden, es wurde verantwortungsvoll um Kompromisse gerungen und ein tragfähiger Konsens zur „Nutztier“-Haltung der Zukunft erarbeitet.

Quellen:
Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband
Deutscher Tierschutzbund e.V.

Kälber haben andere Ansprüche als Jungrinder

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Von Dr. Julia Glatz-Hoppe, Beraterin für Milchrindhaltung, Mecklenburg-Vorpommern

Wird die Milchproduktion in einem Betrieb ausgedehnt, werden in erster Linie Investitionen in neue, komfortable Kuhplätze getätigt und mehr Kühe gehalten. Zum einen werden zusätzliche Liegeboxen oder gar ein neuer Boxenlaufstall gebaut, zum anderen stehen Tiefstreulaufställe als Abkalbe- und Krankenställe zur Erweiterung an. Mit der Vergrößerung der Herde der laktierenden Kühe werden auch mehr Plätze für Trockensteher benötigt. Wird zum Beispiel als Betriebsziel genannt, 150 Kühe zu melken, dann bedeutet das, dass die gesamte Herde in etwa 175 Kühe groß ist, da ca. 13 bis 15 % der Tiere trockenstehen. Mit dem Wachstum der Herde steigt auch die Anzahl der Abkalbungen pro Jahr und in der Regel auch die benötigten Jungtierplätze für die eigene Nachzucht. Die Platzplanung für die Jungrinder und auch die Kälber steht jedoch oftmals hinten an und Handlungsbedarf erscheint erst erforderlich, wenn alle vorhandenen Ställe bereits voll belegt sind und Platzmangel herrscht.

Für die Haltung von Kälbern und Jungrindern lassen sich Altgebäude grundsätzlich gut nutzen, wenn sie auf die Bedürfnisse der jeweiligen Tiergruppe angepasst werden. Während für heranwachsende und adulte Rinder keine detaillierten Haltungsvorschriften existieren, werden Mindestanforderungen an das Halten von Kälbern bis zum Alter von sechs Monaten in der Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung (TierSchNutztV) formuliert. Dies resultiert unter anderem daraus, dass Kälber andere Ansprüche an ihre Haltungsumwelt haben als größere Rinder, die bereits vollständige Wiederkäuer sind. Kälber befinden sich zunächst noch in der Immunisierungsphase und werden erst allmählich zum Wiederkäuer.

Eine wichtige Mindestanforderung der TierSchNutztV, die zunächst nicht besonders schwer einzuhalten scheint, kann aber je nach Situation in Altgebäuden zum begrenzenden Faktor werden: Es wird gefordert, dass bei einer möglichst gleichmäßigen Verteilung im gesamten Aufenthaltsbereich der Kälber eine Lichtstärke von mindestens 80 Lux für mindestens zehn Stunden täglich dem Tagesrhythmus angeglichen erreicht wird. Um das zu gewährleisten, sind ausreichende lichtdurchlässige Flächen sowie künstliches Licht für die dunkle Jahreszeit vorzusehen. Diese Forderung ist sicherlich als ein Mindestmaß an zu sehen, da eine Lichtstärke von 80 Lux zum Beispiel für das menschliche Empfinden nicht einmal für längeres Lesen ausreichend ist und eher dämmerig erscheint. Eine erfolgreiche Kälberaufzucht wird in offenen helleren Ställen einfacher, denn Licht hat viele positive Wirkungen und fördert zum Beispiel Aktivität, Wachstum und Futteraufnahme. Zudem ist eine gute Beleuchtung für die Tierkontrolle zwingend.

Aus arbeitswirtschaftlichen und hygienischen Gründen ist die gängige Beratungsempfehlung, Kälber in den ersten 1 bis 2 Lebenswochen einzeln zu halten.


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