Wie wirkt sich die Milchmenge vor dem Absetzen auf den Stoffwechsel junger Holsteinfärsen aus?

Eine unzureichende Ernährung von Milchkälbern vor dem Absetzen wird mit späteren Nachteilen für ihre Stoffwechselgesundheit und Milchleistung in Verbindung gebracht. Allerdings sind die biologischen Mechanismen, die diesen Zusammenhang erklären, bislang noch nicht vollständig geklärt.

Ziel dieser Studie* war es deshalb, zu untersuchen, wie sich die Fütterung mit unterschiedlicher Milchmenge in den ersten Lebenswochen auf das Wachstum, den Glukosestoffwechsel, das Stoffwechselprofil und die Reproduktionsleistung von Holsteinfärsen langfristig auswirkt. Die Forschenden vermuteten, dass eine höhere Nährstoffzufuhr vor dem Absetzen den Stoffwechsel dauerhaft beeinflussen könnte und so möglicherweise die in früheren Studien beobachtete bessere Milchleistung erklärt.

Versuchsaufbau:
Insgesamt 86 Färsenkälber aus einem Milchviehbetrieb mit etwa 120 Kühen nahmen an der Studie teil. Sie wurden paarweise nach Parität und Geburtsdatum der Mutterkühe zusammen aufgestallt und erhielten alle dieselbe Menge Kolostrum. Anschließend wurden sie zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt:

• Erhöhte Fütterung: 8 Liter Milchaustauscher pro Tag (5,41 Mcal umsetzbare Energie)
• Eingeschränkte Fütterung: 4 Liter Milchaustauscher pro Tag (2,71 Mcal umsetzbare Energie)

Der Milchaustauscher enthielt 24 % Rohprotein, 18 % Rohfett und 45 % Laktose und wurde ab dem 2. Lebenstag bis zum 49. Tag gefüttert, dann wurde die Menge halbiert, und mit Tag 56 waren die Kälber vollständig abgesetzt.

Ab Woche 8 wurden alle Tiere gleich gefüttert und betreut sowie Zugang zu Wasser, pelletiertem Kälberstarter und gehäckseltem Weizenstroh. Alle Tiere hatten bis zur 10. Woche Einzeliglus. Die Betreuungspersonen wussten dabei nicht, welche Kälber welcher Gruppe angehörten.
Ergebnisse:

• Wachstum: Die Kälber mit erhöhter Milchmenge wuchsen in den ersten Wochen schneller und hatten am 70. Lebenstag ein um 9 kg höheres Körpergewicht. Dieser Unterschied war jedoch im Alter von 330 Tagen nicht mehr signifikant.

• Reproduktion: Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen beim Alter der ersten Besamung, der Trächtigkeitsrate nach der ersten Besamung, dem Alter bei Konzeption oder der Anzahl der Besamungen pro Trächtigkeit.

• Stoffwechsel: Im Alter von 330 Tagen zeigten Blutanalysen Hinweise auf eine langfristige Beeinflussung bestimmter Stoffwechselwege (u. a. Carnitin-, Glycerolipid- und Purinstoffwechsel) durch die Fütterung in der Kälberphase.

• Beim Glukosetoleranztest im Alter von etwa 370 Tagen zeigte sich, dass die Färsen aus der eingeschränkt gefütterten Gruppe eine geringere Insulinsensitivität aufwiesen – bei ihnen waren die Insulinspiegel in den ersten 20 Minuten nach Glukosegabe niedriger (7,7 ng/ml gegenüber 10,3 ng/ml in der Hochfütterungsgruppe).

Fazit:
Eine intensivere Fütterung mit mehr Milchaustauscher in den ersten Lebenswochen hatte langfristige Effekte auf den Stoffwechsel der Färsen, insbesondere im Hinblick auf den Glukosestoffwechsel und bestimmte Stoffwechselwege. Allerdings zeigten sich keine langfristigen Unterschiede im Wachstum oder in der Fruchtbarkeit. Möglicherweise waren die Gruppen dafür zu klein, um solche Unterschiede statistisch sicher nachzuweisen.

*Studie: Leal, N.L. (2025): Effects of preweaning milk allowance on long-term metabolism in Holstein heifers. Journal of Dairy Science, Volume 108, Issue 5 p4988-4999, May 2025 Link

Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt
Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3-25