Die Rote Liste gefährdeter Nutztierrassen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zeigt: 60 Prozent der einheimischen Groß- und Kleintierrassen sind gefährdet. Bei den Großtieren, also Rind, Schwein, Pferd, Esel, Schaf und Ziege sind dies 59 von 83 einheimischen Rassen, bei den Kleintieren wie Geflügel und Kaninchen sind es 64 von 125 Rassen. Gleich vier der einheimischen Schafrassen wurden in eine höhere Gefährdungskategorie eingestuft.
Die insgesamt schwierige Situation der Schafhaltung in Deutschland schlägt sich auch auf die Bestandszahlen der einheimischen Schafrassen nieder. Besondere Herausforderungen stellen Tierseuchen wie zum Beispiel die Blauzungenkrankheit und die zunehmenden Wolfsübergriffe dar. Die Bestände des Braunen Bergschafs, des Merinolangwollschafs und der Weißen Gehörnten Heidschnucke sind stark rückläufig, weshalb die Rassen in die Erhaltungspopulation hochgestuft werden mussten. Das Merinolandschaf, das zu den wichtigsten Wirtschaftsrassen in Deutschland zählt, musste nun erstmalig aufgrund der sinkenden Zuchttierpopulationen als gefährdet eingestuft werden. Von den insgesamt 24 einheimischen Schafrassen gelten nur noch die neu gezüchteten Rassen Nolana und Braunes Haarschaf als nicht gefährdet.
Angorakaninchen „extrem gefährdet“
Die Bestände der wollproduzierenden Angorakaninchen sinken weiter drastisch. Verbunden mit einer sinkenden Anzahl an Züchterinnen und Züchtern dieser sehr alten Rasse ist das Grund zur Besorgnis. Zur Sicherung der Rasse wird zurzeit daran gearbeitet, erstmals Sperma von Kaninchen in die Deutsche Genbank landwirtschaftlicher Nutztiere einzulagern.
Bei den Rinderrassen haben sich die Bestände des Murnau-Werdenfelser Rinds und des Glanrinds um eine Kategorie in die Beobachtungspopulation verbessert. Bei Schweinen, Pferden und Ziegen gab es keine Veränderungen.
Erstmals Esel als einheimische Nutztierrassen aufgenommen
Mit dem Deutschen Esel und dem Thüringer Waldesel ist in diesem Jahr eine ganz neue Tierart auf der Liste der einheimischen Nutztierrassen vertreten. Beide Rassen sind als nicht gefährdet eingestuft.
Größere Vielfalt bei einheimischen Geflügelrassen
Enthielt die Liste der einheimischen Geflügelrassen bisher nur Nutzgeflügelrassen, die vor 1949 in Deutschland gezüchtet wurden, wurde diese grundlegend überarbeitet und ausgebaut: Sie unterscheidet nun sowohl zwischen Rassen, die in Deutschland entstanden oder nach Deutschland eingeführt wurden und inzwischen bodenständig sind, als auch nach der Herkunft der verschiedenen Farbenschläge. Dies ist ein großer Fortschritt für die differenzierte Erfassung der Rassevielfalt. Sie führt nun insgesamt 61 Hühner- und Zwerghühnerrassen, 14 Entenrassen, elf Gänserassen, fünf Putenrassen und vier Taubenrassen. Vorher waren 55 Nutzgeflügelrassen als einheimisch registriert.
Was können Verbraucher tun, um Nutztierrassenvielfalt zu erhalten?
Mit dem Kauf sogenannter „Vielfaltsprodukte“, also Fleisch, Wolle, Milch und Eier von einheimischen oder gefährdeten Rassen, kann jede und jeder Einzelne dazu beitragen, die Vielfalt in den Landschaften und Ställen zu erhalten und damit ein Zeichen für Regionalität und Kulturgut zu setzen.
Auf nationaler Ebene wird neben der Erhaltung gefährdeter Rassen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb (On-Farm), auch an der Ex-situ-Erhaltung, dem Kryokonservieren von vermehrungsfähigem Material in Genbanken, gearbeitet.
Die Broschüre „Einheimische Nutztierrassen in Deutschland und Rote Liste gefährdeter Nutztierrassen 2025“ stellt das Informations- und Koordinationszentrum Biologische Vielfalt (IBV) in der BLE unter www.genres.de/fachportale/nutztiere/rote-liste-nutztierrassen zur Verfügung. Gedruckte Exemplare können per Mail an ibv@ble.de vorbestellt werden.
Quelle: BLE