Mykotoxine im Schweinefutter: Latente Gefahr mit großen Folgen

Von Dr. Manfred Weber, Leiter Zentrum für Tierhaltung und Technik, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Iden

Fütterungsbedingte Gesundheitsprobleme beim Schwein werden häufig nicht sofort als solche erkannt, insbesondere dann, wenn Mykotoxine die Ursache sind. Denn die durch Pilze gebildeten Gifte treten oft in geringer, aber dauerhaft wirksamer Konzentration auf und entfalten ihre schädliche Wirkung im Verborgenen. Ob Fruchtbarkeitsstörungen, Futterverweigerung oder das zunehmend diskutierte Entzündungs- und Nekrosesyndrom (SINS), die Liste möglicher Auswirkungen ist lang.

Immer wieder führen Fusarientoxine im Schweinefutter zu Problemen, die aber häufig latent verlaufen und so vom Schweinehalter übersehen werden. Je nach Witterungsbedingungen während des Getreidewachstums kommt es zu unterschiedlichem Wachstum der Pilze und damit zu unterschiedlicher Anreicherung der als sekundäre Stoffwechselprodukte gebildeten Pilzgifte. Aber auch Ergotalkaloide bereiten in Jahren mit besonders guten Wachstumsbedingungen für den Pilz Calviceps purpurea Schwierigkeiten. Die sich entwickelnden Mutterkörner sind aber zumindest im nicht geschroteten Getreide recht gut zu erkennen.

Zearalenon (ZEA)
Eine Belastung des Tieres mit Zearalenon wirkt sich in erster Linie auf die Fruchtbarkeit aus. Grund dafür ist die Struktur des ZEA und seiner Metaboliten. Sie ähnelt sehr dem Östrogen und konkurrieren mit den körpereigenen Östrogenen um die Bindung an Östrogenrezeptoren unter anderem an den Eierstöcken, am Hypothalamus und an der Hirnanhangsdrüse. Es greift damit in den regulierten Hormonkreislauf des Östrogens ein und vermittelt Östrogenwirkungen, die sich als Hyperöstrogenismus bei Schweinen manifestieren können. Dabei zeigen die Schweine Vergrößerungen der inneren und äußeren Geschlechtsorgane und Zyklus- und Fruchtbarkeitsstörungen. Aber auch Auswirkungen auf die Würfe in Form von kleineren Würfen und vermehrten Aborten sind zu finden.
Besonders problematisch wird es, wenn Sauen in der Frühträchtigkeit, hier sind die Tage zwischen dem 7. und 10. Trächtigkeitstag besonders im Fokus, einer vermehrten ZEA-Disposition ausgesetzt sind. Die frühembrionalen Verluste sind dann besonders hoch und die Würfe entsprechend kleiner.

Wird über die gesamte Trächtigkeit Futter mit geringen oder mittelgradigen Konzentrationen von ZEA aufgenommen, äußert sich das in erster Linie in kleineren Würfen und größeren Schwankungen der Geburtsgewichte innerhalb eines Wurfes. In sehr schlimmen Fällen kann es zum Tod des gesamten Wurfes führen.
Hinweise bestehen in der Literatur auch auf einen Zusammenhang zwischen ZEA-Disposition und der Anzahl an Spreizern und Grätschern beim Ferkel.


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