Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) in Europa – Überblick und Impfsituation

Übermäßiger Speichelfluss, Foto (c) Jerome Lafon für Ceva Tiergesundheit

Die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) ist eine durch Mücken übertragene Viruserkrankung, die Rinder betrifft und der Blauzungenkrankheit (BTV) virologisch und symptomatisch stark ähnelt. Beide Erkrankungen gehören zur Familie der Reoviridae und zur Gattung Orbivirus. In der EU wurde EHD erstmals 2022 in Italien nachgewiesen, gefolgt von Ausbrüchen in Spanien und Portugal im November desselben Jahres. Im Herbst 2023 erreichte das Virus Frankreich. Zwischen Juni 2024 und Mai 2025 wurden über 3.800 Ausbrüche registriert.

Die Übertragung erfolgt durch verschiedene Culicoides-Mückenarten, von denen etwa zehn als potenzielle Vektoren gelten. Besonders relevant ist Culicoides obsoletus, die auch in Nordeuropa weit verbreitet ist. Mücken legen täglich Distanzen von etwa 5 Kilometern zurück, können mit Rückenwind jedoch über 100 Kilometer fliegen und somit zur raschen Verbreitung des Virus beitragen, sogar über Meeresflächen, wie beispielsweise von Sizilien nach Spanien. Die Hauptaktivität der Mücken liegt in den wärmeren Monaten; im Süden Frankreichs reicht sie von Ende Januar bis in den späten Dezember.

Das Virus weist derzeit sieben bekannte Serotypen auf. In der EU ist aktuell Serotyp 8 aktiv, der vor allem bei adulten Rindern Krankheitserscheinungen verursacht. Zwischen den Serotypen besteht nur eine limitierte Kreuzimmunität. Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich fünf Tage (Spanne: 2 bis 10 Tage). Die klinische Ausprägung ist hochvariabel und reicht von subklinischen bis hin zu schweren Verläufen. Die Morbidität liegt bei etwa 10 %, die Mortalität bei etwa 1 %.

Klinisch ist EHD schwer von der Blauzungenkrankheit zu unterscheiden, da viele Symptome überlappen. Diese reichen von unspezifischen Allgemeinerscheinungen wie Fieber, Lethargie, Inappetenz und Milchleistungsabfall bis zu ausgeprägten Ödemen, Ulzerationen in Maul, Nase und Verdauungstrakt, Hyperämie der Konjunktiven und Schleimhäute, starkem Nasen- und Augenausfluss sowie Lungenödemen, Pleuraergüssen und hämorrhagischen Veränderungen in verschiedenen Organen. Eine Diagnose allein anhand der klinischen Symptome ist daher nicht möglich. Differentialdiagnosen umfassen unter anderem BTV, Maul- und Klauenseuche, infektiöse bovine Rhinotracheitis (BHV-1), Bovine Virusdiarrhöe/Mucosal Disease (BVD) sowie das bösartige Katarrhalfieber (OHV-2).

Die Diagnostik ist anhand der Klinik nicht möglich. Sie erfolgt über den direkten Erregernachweis, beispielsweise durch Virusanzucht oder PCR aus Blut- und Gewebeproben. Die Serotypisierung ist möglich, und PCR-Tests sind spezifisch für EHD, sodass keine Kreuzreaktionen mit BTV auftreten, das ist ein wichtiger Aspekt, insbesondere im Kontext von Exportuntersuchungen.

Zur Bekämpfung des EHD-Virus steht nun ein neuer Impfstoff zur Verfügung. Dieser wird Rindern ab einem Alter von zwei Monaten in zwei Dosen (je 4 ml, subkutan) im Abstand von drei Wochen verabreicht. Die Immunität beginnt 21 Tage nach Abschluss der Grundimmunisierung. Die Dauer der Immunität ist derzeit noch nicht bekannt. Der Impfstoff ist 18 Monate haltbar und kann nach Anbruch noch 10 Stunden verwendet werden. Es bestehen keine Wartezeiten für Milch oder Fleisch. Die Verpackungseinheit umfasst 25 Dosen (100 ml).

Die Impfsituation in Europa ist heterogen:
In Spanien, Portugal, den Niederlanden, der Schweiz sowie auf Guernsey und Jersey ist die Impfung freiwillig. Auch in Frankreich ist die Impfung freiwillig, wobei in bestimmten Regionen ein sogenannter Impfgürtel als Schutzzone eingerichtet wurde. Innerhalb dieser Zone werden die Impfkosten finanziell ausgeglichen. In Belgien besteht eine Impfpflicht für Rinder ab sechs Monaten, die bis September 2025 gilt; die Regierung übernimmt einen Teil der Kosten. Luxemburg setzt auf eine freiwillige, aber staatlich finanzierte Impfung als präventive Strategie. In Deutschland und Österreich ist die Impfung aktuell ebenfalls freiwillig.

Quelle: Der Hoftierarzt (auf Basis von Pressekonferenz-Unterlagen der Ceva Tiergesundheit GmbH)