Fibrinöse Pleuropneumonie bei Milchkühen: Neue Erkenntnisse zu Ausbrüchen durch Mannheimia haemolytica in intensiv bewirtschafteten Betrieben

Von Dr. Heike Engels

In einer aktuellen Studie* untersuchten niederländische Forscher Ausbrüchen fibrinöser Pleuropneumonie (FPP) durch Mannheimia haemolytica bei Milchkühen. Atemwegserkrankungen sind eine der Hauptursachen für Mortalität, Morbidität und Produktionsverluste bei Rindern weltweit. Mannheimia haemolytica ist ein bedeutender Erreger von Atemwegserkrankungen, insbesondere bei erwachsenen Milchkühen. In den letzten Jahren wurden vermehrt Ausbrüche von tödlicher FPP durch M. haemolytica in den Niederlanden und anderen Ländern gemeldet.

Die Studie ergab, dass die betroffenen Kühe vor der Erkrankung gesund, durchschnittlich leistungsfähig und in gutem Zustand waren. Die meisten Ausbrüche traten in größeren, intensiv bewirtschafteten Betrieben auf (überdurchschnittliche Milchproduktion pro Hektar).

Risikofaktoren für Ausbrüche waren Stressfaktoren, unzureichende Biosicherheitsmaßnahmen und Stallbedingungen wie Überbelegung (z. B. zu wenige Fress- und Liegeplätze), Einführung neuer Tiere in die Herde, insbesondere aus anderen Betrieben oder Ländern, was sowohl Stress als auch die Einführung neuer Krankheitserreger begünstigen kann. Auch Wetterbedingungen wie hohe Luftfeuchtigkeit und kalte Jahreszeiten, die zu Stress und einer Schwächung des Immunsystems führen können, spielen eine Rolle, denn die meisten Ausbrüche ereigneten sich im Winter oder nach einer Woche mit erhöhter Luftfeuchtigkeit.

Betroffene Tiere zeigten keine Anzeichen von anderen Krankheiten vor der FPP-Diagnose. Die Mehrheit der erkrankten Tiere hatte eine normale Körperkondition, was darauf hindeutet, dass sie vor der Erkrankung gesund und unauffällig waren. Die meisten befanden sich in der mittleren bis späten Laktation oder waren Trockensteher. Keine der betroffenen Kühe befand sich in den ersten 30 Tagen nach der Kalbung. Kühe in der zweiten und dritten Laktation waren häufiger betroffen, während Tiere in der vierten oder höheren Laktation unterrepräsentiert waren. Auch hatten die betroffenen Kühe ein durchschnittliches Leistungsniveau im Vergleich zu ihrer Herde.

Die Sterblichkeitsrate der ersten Fälle war hoch (82 %), was auf eine verspätete Diagnose und Behandlung zurückzuführen ist. Die Studie deutet darauf hin, dass M. haemolytica möglicherweise als primärer Erreger agiert und nicht unbedingt eine andere primäre Virusinfektion benötigt, um FPP auszulösen. Es wird vermutet, dass bestimmte virulente Stämme von M. haemolytica für die Ausbrüche verantwortlich sein könnten. Besondere Bedeutung kommt einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung zu, um die Sterblichkeitsrate zu senken.

Fazit: FPP durch M. haemolytica ist eine multifaktorielle Erkrankung, die gesunde Milchkühe plötzlich und schwerwiegend betrifft. Die Ergebnisse deuten auf eine primäre Infektionskrankheit hin, die durch spezifische Risikofaktoren und möglicherweise virulente Bakterienstämme ausgelöst wird. Die Studie betont die Notwendigkeit einer erhöhten Sensibilisierung und schnellen Diagnose, um die Auswirkungen von FPP-Ausbrüchen zu minimieren.

*Studie:
Het Lam, J. et al. (2025): Characterization of Mannheimia haemolytica pleuropneumonia outbreaks in Dutch dairy cattle. Journal of Dairy Science. Volume 108.

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Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5-2025