ATB-Ausgründung Melk-FEE will für mehr Kuhwohl sorgen

Im Fokus der Unternehmensgründung Melk-FEE GmbH von ATB-WissenschaftlerInnen steht das Wohlbefinden von Milchkühen durch Forschung, Entwicklung, Erprobung und Beratung im Bereich der Milchgewinnung. Mit der ATB-Ausgründung wird die in langjähriger Forschung erworbene wissenschaftliche Melkkompetenz des Instituts in neuer Form in der Praxis verankert.

Die Melk-FEE GmbH adressiert mit ihrem Leistungsangebot einen wachsenden Markt, denn die gesellschaftlichen Forderungen nach einer Verbesserung des Tierschutzes und des Tierwohls in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung nehmen stetig zu. Dies gilt auch im Hinblick auf die Verfahren der Milchgewinnung. Beim maschinellen Melken kommt eine Milchkuh mindestens zweimal täglich intensiv mit der Technik in Kontakt. Ist das Melksystem nicht bestmöglich an die Physiologie des Tieres angepasst, kann die Zitze Schaden nehmen und das Wohlbefinden der Kuh leiden. Die Schnittstelle zwischen tierischem Gewebe und Technik ist der Zitzengummi des Melkzeugs.

Motiviert durch das in ihrer Promotion am ATB erworbene Wissen wird Dr. Susanne Demba mit ihrem Gründerteam unter anderem eine neue Methode der Zitzengummiprüfung zur Marktreife weiterentwickeln. Mit Hilfe einer Druckmessfolie und eines in vitro Eutermodells können Zitzengummis hinsichtlich ihrer Druckwirkung auf die Zitze getestet werden, ohne dass Tierversuche notwendig sind. Diese bisher einzigartige Methode wird es Herstellern künftig ermöglichen, die Zitzengummis bestmöglich an die Zitzen der Milchkühe anzupassen, bevor sie in den Markt eingeführt werden.

Darüber hinaus wird das Unternehmen softwareunterstützte Beratungsangebote für Landwirte entwickeln, um Schwachstellen in Haltung und Management in Milchviehbetrieben zu analysieren und Maßnahmen zu erarbeiten, die helfen, das Tierwohl in der Milchviehhaltung ganzheitlich zu verbessern. Ergänzt wird das Produktportfolio um die Zertifizierung von Milchmengenmessgeräten nach Richtlinien des International Committee for Animal Recording (ICAR). Melktechnikhersteller können mit Hilfe der Zertifizierung den Marktwert ihrer Milchmengenmessgeräte erhöhen.

Das Gründerteam besteht aus den AgrarwissenschaftlerInnen Dr. Susanne Demba, Prof. Dr. Reiner Brunsch, ATB, Prof. Dr. Sandra Rose von der Hochschule Neubrandenburg, und der Juristin Johanna Siegmund. Zusammen verfügen sie über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Milchgewinnung und Melktechnik.

Seit Ende 2018 wird dieses langjährige Forschungsgebiet am ATB nicht mehr weitergeführt. „Das ATB begrüßt, dass die institutionell aufgebauten Kompetenzen mit der Gründung in privatwirtschaftliches Engagement überführt werden können“, so Prof. Brunsch, der das junge Unternehmen als Mentor begleiten wird. „Wir freuen uns auch, dass Melk-FEE GmbH die ICAR-Zertifizierungen vom ATB übernimmt. Damit bleibt eines von weltweit nur drei Testcentern in der Region verankert und kann auch künftig als Anlaufstelle für Hersteller und Kontrollverbände auf Länderebene wie auch international fungieren“.

Dr. Susanne Demba geht die neuen Herausforderungen mit Begeisterung und Elan an: „Ich freue mich besonders auf die enge Zusammenarbeit mit Landwirten und Herstellern, die sich über das Konzept der Melk-FEE GmbH entwickeln wird, und natürlich auch darauf, den Bürostuhl häufiger gegen Gummistiefel eintauschen zu können.“

Melk-FEE GmbH wird ab 1. April 2019 für die Dauer von einem Jahr mit einem EXIST-Gründerstipendium gefördert. Die Gründer erhalten damit die Möglichkeit, das Geschäftsmodell weiter zu entwickeln, Laborkapazitäten und Infrastruktur des ATB zu nutzen, um Methoden vor deren Markteinführung weiter zu optimieren, sowie um einen Kundenstamm aufzubauen. Bereits bei der Antragstellung unterstützte das EXIST-Gründungsnetzwerk Leibniz-Transfer das Team und wird das Vorhaben auch über den gesamten Gründungsprozess in betriebswirtschaftlicher Hinsicht begleiten.

EXIST ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und wird durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert. Das EXIST-Gründerstipendium unterstützt Studierende, AbsolventInnen und WissenschaftlerInnen aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Bei den Gründungsvorhaben handelt es sich um innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte mit signifikanten Alleinstellungsmerkmalen und guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten.

Quelle: Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB)

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