Prof. Robby Andersson: Anforderungen an moderne Beleuchtung im Geflügelstall – #EuroTier2021

Prof. Dr. Robby Andersson, Hochschule Osnabrück

Künstliches Licht im Geflügel-Stall soll, so weit wie möglich, dem natürlichen Licht entsprechen. Es steht die Forderung im Raum, dass 3% oder gar 5% der Stallfläche von Tageslicht erreicht wird. Deshalb stellt sich die Frage, was „natürliches Licht“ eigentlich ist? Prof. Robby Andersson, Leiter des Lehr- und Forschungsschwerpunktes Nutzgeflügel an der Hochschule Osnabrück, stellte hierzu neueste Forschungsergebnisse anlässlich der EuroTier 2021 vor.

In freier Wildbahn leben Puten am Waldrand und unter freiem Himmel, Hühner dagegen in Wald. Folgerichtig nahmen die Osnabrücker Forscher Messungen an eben diesen Orten vor. Wie auch der Mensch feststellen kann, ist es unter freiem Himmel deutlich heller als im Wald, dafür ist das Licht dort „wärmer“, Farben erscheinen unterschiedlich intensiv.

Langzeit-Messungen ergaben, je nach Messort, auch unterschiedliche UV-A-Anteile im Licht. In der „Steppe“, wo sich Puten aufhalten, waren es im Jahresdurschnitt ca. 6,5% und im „Dschungel“, wo Hühner ursprünglich lebten, ca. 2,5%. Und Vögel sehen eben auch noch im UV-Bereich, was dem Menschen unmöglich ist.

Fällt nun das Tageslicht durch Kunststoffscheiben in den Stall, werden sämtliche Farben gefiltert, die Tiere sehen alles in Falschfarben und die UH-A-Anteile gehen sogar komplett verloren. Deshalb ließe sich „Helligkeit im Stall“ auch nicht in Lux ausdrücken, so Andersson, denn dann fehlten wichtige Bereiche, die ein Vogel wahrnehmen kann.

Auch sehen Vögel mindestens doppelt so viele Bilder pro Sekunde wie der Mensch und nehmen deswegen Licht-Flackern deutlich besser wahr. Sie empfinden dies natürlich als sehr unangenehm und reagieren u. U. mit Verhaltensstörungen. Glühbirnen flackern für Hühner und Puten unaufhörlich und auch viele LEDs tun dies und sind als Stallbeleuchtung deshalb ungeeignet. Aber: es gebe flackerfreie LEDs, die im Bereich von 3.000 Herz oder sogar mehr Licht emittieren, so Andersson.

Vögel brauchen in ihrer Umgebung alle Farben des Lichtspektrums, von Ultraviolett (320 nM) bis ins Rot (780 nM). Da Puten und Hühner auch noch unterschiedliche Anforderungen ans Licht stellen, sollten zukünftig, so der Osnabrücker Wissenschaftler, wahrscheinlich Puten und Hühner in unterschiedlichen „Licht-Habitaten“ gehalten werden: Puten unter UV-reicherem Licht als Hühner. In entsprechenden Versuchen hätten sich der genannte 2,5% UV-A-Anteil für Hühner bereits bestens bewährt.

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