Tierwohlindikatoren: Was können die Hühner uns sagen? Signale erkennen und Verhalten verstehen

Auf die Legehennen im Stall und im Freiland wirken viele Einflüsse ein, die Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden haben. Leistung gut, alles gut – so einfach ist es nicht. Das Management und die Haltung beeinflussen die Gesundheit und das Verhalten. Wie sich anhand von Indikatoren das Tierwohl im eignen Bestand bewerten lässt, dazu referierte Dr. Daniel Gieseke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel Witzenhausen, auf einem Vortrag des Netzwerk Fokus Tierwohl.

Der Hintergrund zur Eigenkontrolle des Tierwohls im Bestand bildet die Novellierung des Tierschutzgesetzes vom 07.08.2013 (Gültig für alle Nutztierhalter*innen ab 01.02.2014). TSchG §11 (8) besagt: „Wer Tiere zu Erwerbszwecken hält, hat durch betriebliche Eigenkontrollen sicherzustellen, dass die Anforderungen des § 2 („Tierhalternorm“) eingehalten werden. Insbesondere hat er zum Zwecke seiner Beurteilung, dass die Anforderungen des § 2 erfüllt sind, geeignete tierbezogene Merkmale (Tierschutzindikatoren) zu erheben und zu bewerten.“

So weit so gut, doch das Problem ist, dass das Tierschutzgesetz keine konkreten Vorgaben bzw. Ausführungsbestimmungen für Inhalt, Umfang und Häufigkeit der betrieblichen Eigenkontrolle enthält. Dr. Daniel Gieseke empfiehlt, die betriebliche Eigenkontrolle mittels des KTBL-Leitfadens für Geflügel durchzuführen.

Der KTBL-Leitfaden ist an die eigene betriebliche Situation anpassbar. Für die Stichprobe werden 50 Tiere benötigt. Dazu sind Hennen aus allen Bereichen der Haltungseinheit auszuwählen, bei Volierenhaltung Legehennen aus allen Ebenen. Es sollte immer die Henne neben der jeweils anvisierten Henne gegriffen werden. Dann kann mittels des Leitfadens eine Bonitur von Gefiederschäden, Hautverletzungen, Brustbeinschäden, Zehenverletzungen und Fußballenveränderungen erfolgen. Dr. Giesecke empfahl, die Erfassung von Tierschutzindikatoren als Chance und als Managementhilfe wahrzunehmen. Das Ergebnis könne als Basis für betriebsindividuelle Optimierungsmaßnahmen dienen. Der betriebliche Mehraufwand sei teilweise durch den Zusatznutzen kompensierbar und das Tierwohlniveau auf dem Betrieb kann nach Außen kommuniziert werden.

Auch für Halter von Broilern und Puten ist der Leitfaden geeignet. Hier ist bei der Bonitur auch auf Fersenhöckerveränderungen, Lahmheit sowie Schnabelkürzung bei Puten zu achten. Die entsprechenden Informationen hierzu enthält der Leitfaden.

KTBL-Leitfaden für Geflügel
Knierim et al. (2020):
Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Geflügel (2.0)
Quelle: Der Hoftierarzt, Dr. Heike Engels

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierazt“ 2/2023

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