Wie das Fütterungsmanagement die Eutergesundheit, Leistung und Fruchtbarkeit beeinflussen kann

Ziel der vorliegenden Studie war es zu bestimmen, inwieweit die Faktoren Fruchtbarkeit, Eutergesundheit und Leistung von Milchviehherden durch die Fütterung beeinflusst werden. Dafür befragten die Wissenschaftler*innen in den Jahren 2019 und 2020 insgesamt 100 Milchviehbetriebe: Sie besuchten jeden Betrieb zweimal und sammelten Daten und Futterproben. Die Datenerhebung umfasste Informationen zu den wichtigsten Futterkomponenten, der Nährstoffzusammensetzung sowie den Gehalt an Mykotoxinen und anderen Metaboliten im Futter. Die jährlichen Fruchtbarkeits- und Milchleistungsdaten der Herden wurden von der nationalen Meldestelle bezogen.

Das Abkalbeintervall war das Zielkriterium für die Fruchtbarkeitsleistung, während der Prozentsatz erst- und mehrgebärender Kühe in der Herde mit somatischen Zellzahlen über 200.000 Zellen/ml das Kriterium für eine beeinträchtigte Eutergesundheit war. Für jedes Kriterium wurden die Herden in drei Gruppen eingeteilt: hoch/lang, mittel und niedrig/kurz, wobei die jeweilige Grenze dem <25. und >75. Perzentil bzw. den restlichen Daten entsprach. Dementsprechend lagen die Grenzen für das Kalbungsintervall für die langen und kurzen Gruppen bei ≥400 und ≤380 Tagen, für die Eutergesundheit bei erstgebärenden Kühen bei ≥20 % und ≤8 % der Herde und für die Eutergesundheit bei mehrgebärenden Kühen bei ≥35 % und ≤20 % der Herde. Darüber hinaus wurden potenzielle Risikofaktoren in den Herden bestimmt.

Die Gruppe mit der hohen somatischen Zellzahl war über das Futter stärker den Mykotoxinen Enniatin (2,8 vs. 1,62 mg/Kuh pro Tag), Deoxynivalenol (4,91 vs. 2,3 mg/Kuh pro Tag), Culmorin (9,48 vs. 5,72 mg/Kuh pro Tag), Beauvericin (0,32 vs. 0,18 mg/Kuh pro Tag) und Siccanol (13,3 vs. 5,15 mg/Kuh pro Tag) sowie Fusarium-Metaboliten insgesamt (42,8 vs. 23,2 mg/Kuh pro Tag) ausgesetzt. Diese Gruppe erhielt mehr Maissilage in der Ration (26,9 % vs. 17,3 % der Trockenmasse des Futters) als die Gruppe mit der niedrigen Zellzahl.

Herden mit einem hohen Anteil an Kühen mit einem Milchfett-Protein-Verhältnis von >1,5 hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein längeres Kalbungsintervall, was sich bei Erstgebärenden als signifikant erwies. Auch Herden mit einem hohen Anteil an Mehrgebärenden mit einem Harnstoffstickstoffgehalt in der Milch von >30 mg/dL hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein längeres Kalbungsintervall. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Kontamination der Nahrung mit Fusarium-Mykotoxinen und hier insbesondere neu auftretenden Mykotoxinen, die wahrscheinlich auf den vermehrten Einsatz von Maissilage in der Nahrung zurückzuführen sind, ein Risikofaktor für die Beeinträchtigung der Eutergesundheit von Erstgebärenden zu sein scheint. Eine unausgewogene Energie- und Proteinversorgung der Nahrung von Mehrgebärenden trug zu einer verringerten Fruchtbarkeitsleistung der Herde bei.

*Studie: Penagos-Tabares, F. (2024) A 2-year study reveals implications of feeding management and exposure to mycotoxins on udder health, performance, and fertility in dairy herds. Journal of dairy science, Volume 107, ISSUE 2, P1124-1142, February 2024

 Quelle: Dr. Heike Engels, zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3-2024