Insektenprotein für (Öko-)Schweine? Bioland Schweinefachtagung 2025

Foto von Maysam Yabaneh auf Pixino

Andrea Meyer von der LWK Niedersachsen referierte anlässlich der diesjährigen Schweinefachtagung des Bioland-Verbands über Optionen und Herausforderungen beim Einsatz von Insekten als Futtermittel und bei der Zucht der Tiere.

Seit 2021 darf Insektenprotein in Deutschland an Geflügel, Fische und Schweine verfüttert werden. Für Insektenprotein als Futtermittel sprechen grundsätzlich der mögliche Ersatz von z. B. Ölkuchen, die Flächenersparnis und der hohe Proteingehalt von Insekten.

Insekten produzieren antimikrobielles Protein, das zur Keimabwehr beiträgt und evtl. gegen Nekrosen oder Schwanzbeißen helfen könnte. Aber macht Insektenprotein in der Schweinefütterung auch ökonomisch Sinn?

In einem Fütterungsversuch, bei dem eine Versuchsgruppe 4% Insektenprotein bekam (dreiphasige ad libitum Pelletfütterung), zeigte sich, dass bei Mastleistung und Schlachtkörperbewertung praktisch identische Ergebnisse zur herkömmlich gefütterten Kontrollgruppe erreicht werden können. Aber: die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen um 54% höher! Bei der „Insektengruppe“ waren es € 125,89, bei der Kontrollgruppe nur € 81,66 je 100 kg.

Bei einem Versuch der TH Bingen wurden lebende Insektenlarven an Ferkel verfüttert. Es zeigte sich, dass Ferkel ganz begeistert auf das Lebendfutter und Spielmaterial reagieren, aber welche weiteren Vorteile eine Larvenfütterung hat, sei noch ungeklärt, sagte Andrea Meyer. Ebenso welche Fütterungstechnik geeignet sei, um vor allem die Larven am Verlassen des Futtertrogs zu hindern. Und: auch die Kosten wären noch nicht berechnet.

Einige Landwirte (vor allem auch Schweinemäster) spielen mit dem Gedanken, selbst in den Zukunftsmarkt Insektenzucht einzusteigen. Bis 2030 wird für die EU eine Produktions-Steigerung von 11.000 t (2023) auf 600.000 t erwartet! Wichtigste Abnehmer sind bereits heute der Heimtiersektor und die Aquakultur und auch die Pharmaindustrie hat Interesse (an Insektenfett und Chitin).

Es gibt heute in Deutschland zwar etliche Start-Ups, aber noch wenig verfügbare Mengen. In den Niederlanden, Frankreich und Dänemark bestehen bereits größere Anlagen. In der dänischen „Enorm“-Anlage sollen einmal jährlich 10.000 t Insektenprotein, 2.500 t Insektenöl und 15.000 t Insektenfrass (als Düngemittel) produziert werden.

Dazu wurden € 100 Mio. investiert! Die Futterkosten liegen bei € 20-€ 23 je dt, weshalb ein Verkaufspreis zwischen € 3,00 und € 3,50 erzielt werden muss.

Wer selbst in diesen Markt einsteigen will, müsse nicht nur mit hohen Auflagen, Registrierungs- und Zulassungspflichten rechnen, sondern auch einen neuen Stall (mit 4 Meter Deckenhöhe) bauen, führe Frau Meyer aus. „Mal eben“ den Schweinemaststall umwidmen ist damit wohl keine Option.