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Für die Schäfer sind jetzt die Nächte kurz

„Die niedersächsischen Schäfer haben es nicht leicht. Ihre wirtschaftliche Situation ist nicht einfach, bis zu 60 Prozent ihrer Einnahmen machen die EU-Direktzahlungen aus, die Preise für Lammfleisch und vor allem für Wolle decken kaum die Kosten. Hinzu kommt die Angst vor dem Wolf“, Mathias Brockob vom Landesschafzuchtverband Niedersachsen weiß, die Stimmung seiner Mitglieder ist auf dem Tiefpunkt. Viel Zeit, darüber nachzudenken, bleibt den Schafhaltern derzeit nicht. Es ist Lammsaison, und in den Ställen herrscht Hochbetrieb. Die meisten Lämmer kommen nachts auf die Welt. Die Schäfer versuchen, bei jeder Geburt dabei zu sein, um im Notfall helfen zu können und auch dafür zu sorgen, dass der Nachwuchs ausreichend trinkt. Sobald es das Wetter zulässt, kommen die Lämmer mit ihren Müttern auf die Weide. Sie werden über den Sommer dringend als Landschaftspfleger gebraucht und schließlich mit sechs bis zehn Monaten geschlachtet. Dann hat das Fleisch eine hervorragende Qualität, es ist schön zart und mager. Einige Mutterschafe haben bereits im Herbst abgelammt. Diese Lämmer werden jetzt traditionell als Osterlämmer verkauft.

11.500 Schafhalter gibt es in Niedersachsen, insgesamt halten sie rund 235.000 Tiere. Nur 1.200 davon haben mehr als 30 Tiere und werden daher auch in der Agrarstatistik erfasst. „Wir haben sehr viele ehrenamtliche Landschaftspfleger, die die Schafhaltung als Hobby betreiben“, erklärt Brockob gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Das sei sehr arbeitsintensiv. Nun komme der aufwändige Wolfsschutz hinzu, den viele gar nicht leisten können. Brockob befürchtet, dass viele Tierhalter, nicht nur die Hobbyhalter, die Schafhaltung mittelfristig aufgeben werden.

Die Nachfrage nach Lammfleisch in Deutschland ist gut, der Selbstversorgungsgrad liegt bei rund 50 Prozent. Importiert wird Tiefkühlware, vor allem aus Neuseeland und England. Die niedersächsischen Schafhalter vermarkten ihr Lammfleisch zu Gunsten der Qualität lieber frisch und möglichst direkt ab Hof. Allerdings stellen sich immer weniger Schafhalter den immensen Auflagen, die für den Betrieb einer Schlachtstätte erfüllt werden müssen. Brockob empfiehlt den Kunden, beim Einkauf im Supermarkt unbedingt auf die Herkunft zu achten. Kontakte zu Direktvermarktern können bei den Schafzuchtverbänden www.schafzucht-niedersachsen.de erfragt werden.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

„Semi-ad-libitum“ Tränke für Kälber

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Der Schweizer „LANDfreund“ berichtet in seiner ersten Ausgabe 2018 über ein System der „Semi-ad-libitum“ Tränke für Kälber. In einer Arbeitsgruppe zum Thema «Milchwirtschaft mit Melkroboter», sprachen die Teilnehmer auch über Kälbergesundheit und stellten fest, dass 40 % der Jungtiere in den ersten 60 Tagen Durchfall bekamen. Die Hälfte der Kälber mussten sogar tierärztliche behandelt werden.

Marc Binder, einer der Teilnehmer, erarbeitete daraufhin zusammen mit Dr. Martin Kaske vom Rindergesundheitsdienst ein spezielles Tränke-Konzept. Auf Binders Hof erhalten die Neugeborenen direkt in der Abkalbebox abgemolkenes Erstgemelk zur freien Verfügung. «Neun von zehn Kälbern nehmen mehr als drei Liter Kolostrum sofort auf», zitiert der LANDfreund den Landwirt.

Die Kälber bekommen zusätzlich ersten Lebenstag Selen, Eisen und Vitamine und werden in Einzelboxen gehalten. Deren Liegebereich ist zur Isolation mit Holzschnitzeln und Stroh bedeckt. Wasser, Kraftfutter und Heu steht den Kälbern stets zur freien Verfügung.

„In den Einzelboxen erhalten die Kälber zwei Mal täglich fünf Liter warme Kuhmilch angeboten, schreibt das Schweizer Blatt. „Die mit Milch befüllten Nuckeleimer lässt Binder maximal eine Stunde an den Boxen hängen. Anschließend nimmt er sie weg. Kaske bezeichnet Binders Tränkemethode als Semi-ad-libitum. «Die Kälber trinken in der ersten Stunde 80 % des Milchbedarfs», erklärt Kaske. «Mit einer ad-libitum-Tränke bringt man nicht wesentlich mehr Milch in die Kälber als mit einer Semi-ad-libitum.» Das Geheimnis des intensiven Tränkens beschreibt Kaske wie folgt: «Das Kalb darf nie den Eindruck haben, hungrig zu sein. Denn wenn es hungrig ist, trinkt es zu schnell und schnelles Trinken begünstigt Verdauungsstörungen, wie zum Beispiel Pansentrinken.

Intensiv getränkte Kälber hätten bereits nach wenigen Tagen bessere Abwehrkräfte, sagt Prof. Kaske. Und: „Im Alter von drei Wochen wiegen Binders Kälber zwischen 70 und 80 kg und trinken täglich bis zu zwölf Liter Milch. Die Tageszunahmen liegen im Schnitt bei 1 kg“, so der LANDfreund.

Weitere Informationen hier.

Quelle: LANDFREUND Das Schweizer Agrarmagazin

Imker und Landwirte im konstruktiven Gespräch

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„Die Landwirtschaft braucht die Bienen, aber Bienen benötigen auch eine vielfältige Landwirtschaft“. Mit diesen Worten warb Albert Schulte to Brinke auf dem Imkertag des Imkerverbandes Weser-Ems im emsländischen Twist um mehr Verständnis füreinander. Er bezeichnete die Biene als wichtigstes Nutztier. Nicht nur der Honigertrag werde geschätzt, die Landwirte profitierten außerdem von deren Bestäubungsleistung, beispielsweise im Obst- oder Rapsanbau. Der Landvolkpräsident räumte ein, dass es zwischen Landwirten und Imkern gelegentlich zu Spannungen kommen könne und nannte als Beispiel den Pflanzenschutzmitteleinsatz. „Sprechen Sie in solchen Fällen die Landwirte und auch das Landvolk direkt an“, wünschte er sich eine konstruktive Gesprächsbasis. „Landwirte erzeugen Lebensmittel in und mit der Natur. Das kann natürlich auch negative Folgen, die wollen wir aber möglichst gering halten“, fügte er an. Im direkten Austausch ließen sich Probleme leichter und für alle Seiten zufriedenstellend lösen. Für die Bereitschaft der Landwirte, aktiv zum Schutz der Biene beizutragen, stehen zahlreiche Blühstreifen- programme und andere Initiativen zum Biotopschutz. So säen beispielsweise im Raum Verden sowie im Landkreis Ammerland seit vielen Jahren engagierte Landwirte spezielle Blühmischungen an, die Bienen mit einem sogenannten Trachtenfließband von Mai bis Oktober einen reich gedeckten Tisch bieten.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Thüringen plant Muttertierprämie für Schäfer

Thüringens Schäfer sollen mehr Unterstützung vom Land erhalten.

Das Umweltministerium von Anja Siegesmund (Grüne) plane gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium von Birgit Keller (Linke) eine Pro-Kopf-Prämie für Mutterschafe, teilte das Umweltministerium am Freitag mit.

Schäfer, die mit ihren Tieren Landschaftspflege leisten, sollen vom kommenden Jahr an eine jährliche Prämie in Höhe von etwa 25 Euro für jedes Muttertier erhalten. Bei der „SchaZie“-Pärmie geht es um Schafe und Ziegen. Solche Zahlungen seien bereits in 22 EU-Staaten üblich, hieß es beim Umweltministerium. Zuvor hatte der MDR berichtet.

Bundesweit fordern Schäfer schon lange eine solche Prämie. Nach Darstellung verschiedener Verbände gehören Berufsschäfer zu den Schlechtverdienern der Landwirtschaft. Ein Sprecher des Landesverbandes der Schafzüchter begrüßte daher die Pläne der Thüringer Regierung. Auch wenn der Bundesverband der Berufsschäfer eine bundesweite Prämie in Höhe von 38 Euro fordert.

Die Organisation will am Dienstag in Berlin für eine bundesweite Lösung demonstrieren. In Deutschland gibt laut Verband noch knapp 900 haupterwerbliche Schäfer. In Thüringen sollen es etwa 150 sein. Der Schafbestand im Land sei in den vergangenen zehn Jahren um 40 Prozent zurückgegangen, hieß es im Umweltministerium. Die Tiere aber seien wichtig für die Landschaftspflege.

Quelle: Proplanta

Änderungen in der konventionellen Sauenhaltung gefordert

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(Bild: Elisabeth Aßmann, MdL)

In der konventionellen Sauenhaltung mit sogenannten Kastenständen müssen nach Ansicht des Agrarausschusses im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern Veränderungen her.

Nach einer öffentlichen Expertenanhörung sagte die Ausschussvorsitzende Elisabeth Aßmann (SPD) am Donnerstag in Schwerin, die Mitglieder seien sich einig, dass es Verbesserungen für die Tiere geben müsse. Bedenken seien nur hinsichtlich der Geschwindigkeit der Systemumstellung und der Finanzierung vorhanden.

Aus Sicht von Veterinären sei die Zeit von etwa zwei Monaten je Trächtigkeit in den engen Kastenständen für die Sauen problematisch. Es komme zu Klauenproblemen und Verhaltensstörungen. Während der Tierschutzbund für eine Übergangsfrist von fünf bis zehn Jahren plädiere, setzen Praktiker auf 15 Jahre für eine Umstellung.

Quelle: Proplanta

bpt-Fachforum 2018: TÄHAV, 16. AMG-Novelle und EU-Tierarzneimittelrecht Antibiotikaresistenzen

Am 6. März hatte der bpt erstmalig zum Fachforum „Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung“ in die Bayerische Landesvertretung nach Berlin eingeladen. Das neue Informationsformat, untergliedert in die Themenblöcke „TÄHAV, Evaluierung der 16. AMG-Novelle und EU-Tierarzneimittelrecht, stieß auf reges Interesse bei mehr als 90 Vertretern von Bundestag, Bundesministerien- und behörden, Landesregierungen, Verbänden, Tierärzteschaft, Wissenschaft und Presse. bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder zeigte sich über diese große Teilnehmerzahl äußerst zufrieden. Er begrüßte die Gäste mit den Worten: „Ursprünglich wollten wir dieses Fachforum auch nutzen, um weitere Impulse für die TÄHAV-Novelle geben zu können, die unerwartete Entwicklung hat unsere Planung in diesem Punkt jedoch zunichte gemacht. Die neue TÄHAV gilt bereits seit 1. März, deshalb nutzen wir jetzt die Gelegenheit, die nach wie vor in der Verordnung enthaltenen Rechtsunsicherheiten, die sowohl für die praktizierenden Tierärzte wie auch die Überwachungsbehörden große Schwierigkeiten mit sich bringen, nochmals aufzuzeigen.“

Zusammen mit dem Vizepräsidenten des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT), Dr. Arno Piontkowski, und Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Hansen widmete sich Moder den wesentlichen Änderungen in der TÄHAV. Deutlich wurden dabei zahlreiche kritische Punkte, wie die fehlende, rechtsverbindliche Liste von Wirktagen, die fehlende Konkretisierungen bei den Verfahren zur Probeentnahme, das Anfertigen von Antibiogrammen nach nationalem/internationalem Standard u.v.m.. Erfreulich war dagegen das klare Credo von BbT-Vizepräsident Piontkowski: „Die bestehenden Rechtsunsicherheiten müssen unbedingt vor etwaigen Verfahrenseinleitungen ausgeräumt werden, Auslegungshinweise sind zwingend erforderlich und wir sollten auf einen konstruktiver Dialog zwischen Überwachung und Praktikerschaft setzen.“

Inwieweit die neuen, umfassenden Antibiogramm- und Dokumentationspflichten für Tierärzte tatsächlich dazu beizutragen können, Antibiotikaresistenzen zu minimieren, bleibt dahin gestellt. Der Evaluierungsbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) an den Deutschen Bundestag über die Wirksamkeit der mit der 16. AMG-Novelle eingeführten Minimierungsmaßnahmen wird erst im April 2019 erwartet. Den aktuellen Planungsstand der Evaluierung erfuhren die Veranstaltungsteilnehmer von Dr. Anke Schröder aus dem Referat 326 „Tierarzneimittel, Rückstände von pharmakologisch wirksamen Stoffen in Lebensmitteln“ des BMEL. Sie stellte klar, dass es sich dabei um eine ergebnisoffene Prüfung handeln wird, die die Frage klären soll, ob die rückläufigen Entwicklungen bei der Antibiotikaabgabe und –anwendung Effekte auf die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen haben. Empfehlungen hinsichtlich eines Änderungsbedarfs der 16. AMG-Novelle und sonstige Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Evaluierung wird der Bericht nicht geben.

Im Hinblick auf die nach dem Evaluierungsbericht zu erwartende Diskussion über etwaige Ergänzungen oder Änderungen der Vorschriften der 16. AMG-Novelle stellte PD Dr. Andreas Palzer in seinem Referat die Frage, ob das bisherige Vorgehen langfristig das richtige ist. „Natürlich bewirkt ein reduzierter Einsatz von Antibiotika einen reduzierten Selektionsdruck auf die Bakterienpopulation. Als erster Schritt ist die Antibiotikareduzierung auch im Vergleich zu Europa wichtig und richtig, aber langfristig müssen wir über ein Monitoring und das gezielte Bekämpfen der resistenten Keime reden und nicht nur über den Einsatz von Antibiotika“, bekräftigte er. Plastisch machte es Prof. Dr. Manfred Kietzmann vom Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover: „Pro Tag werden in der Tiermedizin derzeit mehr als 2,1 Tonnen antibakterielle Wirkstoffe verwendet. Das kann kaum weniger werden, solange der Fleischverzehr mit durchschnittlich etwa 60 kg pro Mensch und Jahr, also fast 5 Millionen Tonnen Fleisch pro Jahr, in Deutschland gleich bleibt. Deshalb muss auch an anderen Stellschrauben gedreht werden, wie der Verhinderung der Wirkstoffverschleppung in die Umwelt.“

Ohnehin sind weitere Änderungen in der Gesetzgebung zu erwarten, wenn das EU-Tierarzneimittelrecht verabschiedet und als Verordnung unmittelbar nationales Recht wird. Geplant ist, dass das seit nunmehr 10 Jahren in Brüssel diskutierte Dossier unter österreichischer Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr dieses Jahres abgeschlossen wird. Über den Werdegang und den aktuellen Stand der Trilogverhandlungen zur Neuordnung des EU-Tierarzneimittelwesens berichtete der Attaché für Veterinärangelegenheiten der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU, Mag. Viktor Szontagh, und die stellvertretende Geschäftsführerin des Europäischen Tierärzteverbandes FVE, Nancy De Briyne. Positiv: Den Onlinehandel mit verschreibungspflichtigen Tierarzneimittel wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben und Tierarzneimittel sollen ausschließlich Tierärzte verschreiben können

Quelle: Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.

Nutztierhaltung im Wandel „Niedersachsens Vorreiterrolle in Sachen Tierschutz weiter ausbauen“ 11. Niedersächsisches Tierschutz- symposium in Oldenburg

„Niedersachsen ist sich seiner Verantwortung als Tierhaltungsstandort bewusst. Wir werden unsere Vorreiterrolle in Sachen Tierschutz weiter ausbauen“, erklärte Barbara Otte-Kinast, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, in ihrer 100-Tage-Bilanz. Und hierzu leistet die konsequente Weiterentwicklung des „Tierschutzplans Niedersachsen“ einen entscheidenden Beitrag. Gemeinsam mit dem Tierschutzdienst des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) arbeitet das Landwirtschaftsministerium seit Jahren kontinuierlich an Verbesserungen in diesem wichtigen Aufgabenfeld. Das Niedersächsische Tierschutzsymposium, das alle zwei Jahre ausgerichtet wird, ist dabei ein wichtiger Baustein. Rainer Beckedorf, Staatssekretär des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums hat heute das 11. Niedersächsische Tierschutzsymposium im Ehemaligen Landtag in Oldenburg eröffnet. Es kamen weit mehr als 200 Experten aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden zu der zweitägigen Veranstaltung. „Das Ziel der Fachtagung ist die Diskussion und die Umsetzung neuer Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis für die Weiterentwicklung des Tierschutzes“, so Prof. Dr. Eberhard Haunhorst, Präsident des LAVES.

Schwerpunkt des Symposiums ist die Nutztierhaltung. „Mit der neuen „Tierschutzleitlinie für die Mastrinderhaltung“ übernimmt Niedersachsen erneut eine bundesweite Vorreiterrolle“, betont Beckedorf. Im Rahmen des Niedersächsischen Tierschutzplans wurden bundesweit erstmalig spezielle Tierschutzvorgaben für die Haltung von Mastrindern erarbeitet. Im Tierschutzgesetz sowie in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sind bisher lediglich allgemeine Anforderungen aufgeführt. In der niedersächsischen Leitlinie wurden beispielsweise erstmalig Mindestplatzanforderungen festgelegt. Danach benötigt ein Mastbulle ab einem Gewicht von 650 Kilogramm eine Gesamtfläche von mindestens 3,5 Quadratmetern und davon 2,5 Quadratmeter als Liegefläche. In der Praxis finden sich noch Haltungen, in denen Endmastbullen auf 2,4 bis 2,7 Quadratmetern gehalten werden. Es wurde unter anderem auch festgelegt, wie eine Liegefläche beschaffen sein muss – bisher reichte der Betonspaltenboden. Nun werden weichelastische Gummiauflagen oder Stroheinstreu für die Liegefläche gefordert. Außerdem sind Krankenbuchten für kranke und verletzte Tier einzurichten, die mit einer trockenen und weichen Unterlage oder Einstreu versehen sein müssen. Zudem sollen sich diese Buchten möglichst in Sicht und/oder mindestens in Hörweite der Artgenossen befinden. Ferner ist die Anbindehaltung für Neubauten nicht mehr zulässig. „Um den Rindern wesentliche arteigene Verhaltensweisen, wie das Bewegungs-, Sozial- und Komfortverhalten zu ermöglichen, sind nur noch Laufstallhaltungen erlaubt“, so die Tierschutzexpertin des LAVES, Prof. Dr. Sabine Petermann.

Die Tierschutzleitlinie für die Mastrinderhaltung wird auf dem diesjährigen Tierschutzsymposium erstmalig vorgestellt. Die Leitlinie wurde in einer Arbeitsgruppe mit Vertretern aus der Landwirtschaft (Landvolk, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Beratungsring Osnabrück), der kommunalen Veterinärbehörden, der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz und dem LAVES über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren erarbeitet.

Ein weiterer Tagungsschwerpunkt liegt auf den aktuellen Herausforderungen in der Schweinehaltung „Dazu zählen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur „Gruppenhaltung und freien Abferkelung von Sauen“ sowie „Praktikable Alternativen zum Umbau und zur veränderten Nutzung von Deckzentren“. Im Fokus stehen zudem „Praktische Erfahrungen zur Reduzierung des Schwanzbeißens bei Schweinen“, damit eine Haltung ohne prophylaktische Kürzungen und mit intaktem Ringelschwanz möglich wird“, erklärt Haunhorst. In diesem Zusammenhang wird auch über „Erfahrungen aus der Arbeit als nationale Sachverständige für die EU-Kommission im Bereich Schweinehaltung“ referiert.

Das Tierschutzsymposium dient Amtstierärzten, Vertretern aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Tierschutzorganisationen als Fortbildungsveranstaltung und als Erfahrungsaustausch. „Durch die Kombination von Vorträgen und Betriebsbesichtigungen sollen neue wissenschaftliche Erkenntnisse und in der Praxis erprobte, erfolgreiche Modelle der Tierhaltung weitergegeben und bekannt gemacht werden. Das ist das Alleinstellungsmerkmal des Niedersächsischen Tierschutzsymposiums“, meint Petermann, Leiterin des Tierschutzdienstes im LAVES. In Ergänzung der Vorträge werden in diesem Jahr ein moderner Tretmiststall für Mastrinder, ein Aktivstall für Mastschweine sowie die Versuchsstation für Schweinehaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit Gruppenhaltung von Sauen und freier Abferkelung besucht.

Das Spektrum der Themen ist breit gefächert. Das Tierschutzgesetz schützt nicht nur Wirbeltiere, sondern alle in menschlicher Obhut gehaltenen Tiere. Dazu zählen beispielsweise auch die Bienen. Ihre artgerechte Haltung sowie die erforderlichen Sachkenntnisse des Imkers sind Gegenstand des diesjährigen Auftaktreferates. Dies zeigt die große Bandbreite der Aufgabenfelder von Amtstierärzten. Unterstützung für die tägliche Arbeit der Behörden geben zudem „Erfahrungen aus der Überprüfung von Pferdehaltungen“ und „Fallbeispiele zur Umsetzung von Tierhaltungsverboten“. Das Spezialthema Papageienhaltung wird durch den Besuch eines Papageienschutzzentrums mit großzügigen Flugvolieren vertieft. Besonderheiten der Pferdehaltung werden in einem gewachsenen Betrieb von der Box bis zur modernen Laufstallhaltung erläutert.

„Tierwohl“ – ein aktuelles Thema, doch was bedeutet es?“ Dazu die Tierschutzexpertin Petermann: „Voraussetzung für einen tierschutzgerechten Umgang mit Nutztieren – vom Schlupf beziehungsweise der Geburt, über die Aufzucht und Mast bis zum Transport und der Tötung beziehungsweise Schlachtung – ist die Sachkunde auf allen Ebenen der Tierhaltung. Das gilt für den Landwirt, den praktizierenden Tierarzt wie auch für den überwachenden Amtsveterinär.“

Zur Bewertung des Managements in Tierhaltungen wird die Nutzung von Tierschutzindikatoren immer wichtiger. Diese werden nicht nur im Betrieb, sondern insbesondere auch am „Flaschenhals“ Schlachthof erfasst. Beispielsweise werden in den Niederlanden mittlerweile Tierkörper von Geflügel systematisch auf Verletzungen untersucht, die Rückschlüsse auf die Art und Weise des Fangens und Verladens der Tiere zulassen. Über die Erfahrungen dieses Monitoring-Programms wird ebenfalls berichtet.

Kompakt: Niedersächsisches Tierschutzsymposium – eine bundesweite Institution seit mehr als 25 Jahren

„Haltungssysteme an die Tiere anzupassen und nicht umgekehrt ist eine seit Jahren erhobene Forderung des Tierschutzes“, so Prof. Dr. Sabine Petermann, Leiterin des Tierschutzdienstes im LAVES und Organisatorin dieser Tagung seit 1998 (2. Niedersächsisches Tierschutzsymposium). Das 1. Niedersächsische Tierschutzsymposium fand 1991 in Hannover statt. Die Themen der Tagungen spiegeln die Weiterentwicklung des Tierschutzes insbesondere in der Nutztierhaltung in den vergangen 25 Jahren wieder. Ein Beispiel dafür ist der Verzicht auf das Schnabelkupieren bei Legehennen; seit Januar 2017 werden Legehennen in Deutschland mit intakten Schnäbeln gehalten.

In den vergangenen 25 Jahren haben insgesamt mehr als 1.700 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet und aus den europäischen Nachbarländern diese Tagung besucht. 135 Fachvorträge wurden gehalten – sei es zu Nutztieren, Tieren im Zirkus, im Zoo oder zu Hause. Die Nutztierhaltung stand dabei im Vordergrund. Außerdem wurden mehr als 50 Exkursionen organisiert.

Die bundesweit anerkannte Tagung ist in dieser Form einmalig. Es werden nicht nur Vorträge, sondern auch Betriebsbesichtigungen tierschutzfachlich innovativer Einrichtungen angeboten. Die Tagung ist damit anwendungsbezogen und praxisorientiert.

Der Tierschutzdienst wurde 2001 von der ehemaligen Bezirksregierung Weser-Ems in das LAVES eingegliedert.

Programm und Tagungsband zum Symposium sind hier zu finden.

Quelle: Nds. Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Erstes EU Referenzzentrum für Tierschutz – Konsortium mit Friedrich-Loeffler-Institut ausgewählt

Am 5. März 2018 hat die Europäische Kommission ein erstes EU Referenzzentrum für Tierschutz ernannt. Als Ergebnis eines öffentlichen Auswahlverfahrens wurde als EU Referenzzentrum ein Konsortium aus der Wageningen Livestock Research (Niederlande), dem Friedrich-Loeffler-Institut und dem Institut für Tierwissenschaften der Universität Aarhus (Dänemark) berufen. Der Schwerpunkt dieses ersten Referenzzentrums liegt auf dem Tierschutz in der Schweinehaltung, da die verbesserte Umsetzung der Gesetzgebung auf diesem Gebiet eine der Prioritäten der Kommission im Bereich Tierschutz ist.

Das Zentrum soll hierbei den Mitgliedsstaaten mit technischer Unterstützung und koordinierter Hilfestellung bei der Durchführung amtlicher Kontrollen im Bereich Tierschutz zur Seite stehen. Außerdem soll es die Verbreitung von “guter fachlicher Praxis”, die Durchführung wissenschaftlicher Studien und Schulungen sowie die Verbreitung von Forschungsergebnissen und von Informationen über technische Neuerungen unterstützen.

Im Laufe des ersten Jahres soll das Zentrum ein Netzwerk nationaler Kontaktstellen (NCPs) in den Mitgliedsstaaten aufbauen. Dieses Netzwerk soll relevante praktische und wissenschaftliche Erkenntnisse bündeln sowie Instrumente aufzeigen, die die Entwicklung nationaler Pläne zum Verzicht auf Schwanzkupieren bei Schweinen unterstützen. Ziel des Zentrums ist es weiterhin, nationale Schulungseinrichtungen für die amtlichen Kontrollen zu vernetzen und sie mit aktuellen Informationen zu versorgen, die diese im Rahmen ihrer Aktivitäten weitergeben können.

Die spezifischen Aufgaben des Zentrums sollen in jährlichen oder mehrjährigen Arbeitsprogrammen definiert werden, die in Übereinstimmung mit den Zielen und Prioritäten der von der Kommission verabschiedeten Arbeitsprogramme erstellt werden. Die Ernennung des Zentrums wird alle fünf Jahre überprüft.

Für das Friedrich-Loeffler-Institut ist das Institut für Tierschutz und Tierhaltung am Standort Celle Partner im Referenzzentrum.

Quelle: Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit

Erster Bienenschutztag des Julius Kühn-Instituts erfolgreich

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Das jüngste der JKI-Fachinstitute, das Institut für Bienenschutz, stellte sich nach knapp zweijährigem Bestehen der Fachwelt vor. Dazu lud das Julius Kühn-Institut Vertreter der Wissenschaft und Behörden, Imker-, Umwelt-, Landwirtschafts- und Wirtschaftsverbände, sowie Vertreter der Pflanzenschutzdienste der Länder, Imkerversicherungen, Bienenzuchtberater und Imkerschaft zum 1. Bienenschutztag nach Braunschweig ein.

Nach dessen Gründung am 1. April 2016 wurde das Institut für Bienenschutz sukzessiv personell auf- und ausgebaut. Neue Forschungskonzepte erweiterten zusammen mit den gesetzlichen Bewertungen das Spektrum an Aufgaben und Herausforderungen für das neue Team, das stark im Fokus der Öffentlichkeit steht.

Fast 50 Stakeholder folgten der Einladung nach Braunschweig am 1. März. Der Institutsleiter, Dr. Jens Pistorius, und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter präsentierten ihre aktuellen Forschungen, Arbeitsbereiche, Aktivitäten, Kooperationen und die generelle Ausrichtung des Instituts unter dem Motto „Rückblick und Ausblick: Das Institut für Bienenschutz in seinen ersten zwei Jahren und die weitere Schwerpunktsetzung“. Zum Austausch und für Diskussionen blieb genügend Raum und Zeit, was vor allem während der Posterpräsentation der aktuellen Institutsarbeiten intensiv genutzt wurde.

Wie geht es weiter? „Wir erhielten direkt viele sehr positive Rückmeldungen, ein derartiges Forum wieder anzubieten“, freut sich Institutsleiter Pistorius. „Der zweite Bienenschutztag – den Zeitpunkt müssen wir noch festlegen – werden wir unter einen aktuellen thematischen Schwerpunkt setzen. Und wir wollen natürlich auch externe Fachleute mit Vorträgen zu Wort kommen lassen“.

Neben individuellen Kooperationen des JKI mit anderen bienenwissenschaftlichen Einrichtungen stellte sich das kürzlich gegründete Fachforum zu Honigbienen und anderen Bestäubern der DAFA (Deutsche Agrarforschungsallianz) vor (www.dafa.de). Über ein solches Forum kann eine bessere Vernetzung der Bienenforschungseinrichtungen erfolgen.

JKI-Fachinstitut für Bienenschutz:
Mit der Gründung des Instituts wurden die bisherigen Aufgaben des JKI im Bereich Bienenschutz verstärkt und thematisch ausgebaut. Dazu gehört die Risikobewertung der Bienengefährlichkeit von Pflanzenschutzmitteln, die Untersuchung von Bienenvergiftungen und die Forschung zum Bienenschutz. Honigbienen und Wildbienen sind aufgrund ihrer Bestäubungsleistung an Kultur- und Wildpflanzen für die Landwirtschaft und die Natur essentiell. Ihr Schutz ist daher von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung.

Quelle: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

„Schlaue Lösungen für intelligente Tiere“ – 17. Internationale Bioland Schweinetagung in Fulda

Für den 5. und 6. März lud Deutschlands größter Bio-Verband zu seiner 17. Schweine- fachtagung nach Fulda ein und konnte dort gut 100 Teilnehmer begrüßen. Darunter etliche Junglandwirte, die sich überlegen ihren Betrieb auf ökologische Haltung umzustellen oder bereits dazu entschlossen sind.

Präsidiumsmitglied Dr. Peter Boysen hob in seiner Einführungsrede hervor, dass die Mitglieder des Verbandes angesichts stets neuer Label und Programme, die eigene Schweinehaltung immer wieder hinterfragen müssten. Dies spiegele sich auch im Motto der Veranstaltung „Schlaue Lösungen für intelligente Tiere“ wider. Über zwei Vorträge wollen wir im Folgenden berichten, deren Themen nicht nur für Biobauern interessant sind.

Dr. Anne Warzecha, deutsche Tierärztin in englischen Diensten bei „The George Pig Practice“ in Malmesbury Wiltshire, berichtete über Tierschutz, Label und insbesondere die Outdoor-Haltung von Schweinen in Großbritannien.

Seit der (damals sehr kurzfristigen) Umstellung auf Gruppenhaltung hat sich der Sauenbestand in England von etwa 800.000 auf 400.000 Tiere halbiert. 80% der Betriebe sind heute in der Hand von Holdings, nur 20 % gehören noch selbständigen Bauern.

England hat nicht nur die älteste Tierschutzgesetzgebung der Welt, Tierschutz ist den Engländern ein echtes Anliegen. Ihr inniges Verhältnis zum Haustier z. B. spiegelt sich darin wider, dass die „Times“ eine eigene Rubrik mit Haustier-Todesanzeigen veröffentlicht.

Dementsprechend spielen Label eine wichtige Rolle für den Verbraucher. Von Bio-Labels abgesehen, vor allem das Label „Red Tractor“ (etwa QS vergleichbar) und das anspruchsvollere Label des britischen Tierschutzverbands RSPCA.

Die “Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals” betreibt sogar eine Website, auf der Verbraucher nach Einzelhändlern in der Nachbarschaft suchen können, welche Produkte mit den verschiedenen Labels anbieten. McDonalds verarbeitet im Königreich ausschließlich Fleisch von RSPCA-Label-Produzenten und auch ALDI musste lernen, dass eine Billig-Strategie in England nicht verfängt. Der deutsche Discounter hat mittlerweile ein höchst umfangreiches Label-Programm im Angebot.

Doch zunächst zurück zum „Roten Traktor“: Diese Vereinigung schreibt vor, dass jeder Betrieb nicht nur mindestens einmal pro Quartal Besuch vom Tierarzt bekommt, sondern auch, dass der Veterinär einen Maßnahmenplan für das folgende Quartal erstellt. Jährliche Mitarbeiterschulung ist Pflicht und angesichts vieler Fremd-Arbeitskräfte wichtig, denn der durchschnittliche Ferkelerzeuger in England hält etwa 1.000 Sauen.

Zentrales Schulungsthema ist, neben Impfungen und dem Erkennen von Krankheiten, die Nottötung. „Red Tractor“ schreibt im Fall des Falles „promptes Handeln“ vor, die RSPCA sogar innerhalb einer Stunde nach entsprechender Diagnose. Die Euthanasie wird am toten Tierkörper geübt, wenn ein Tier vom Tierarzt euthanasiert werden musste.

Für einige Überraschung sorgte Anne Warzecha, als sie die zugelassenen Tötungsmethoden aufzählte: Bolzenschuss auch beim Ferkel, Genickbruch durch Schlag über eine Kante und Hirnzerstörung mittels Stange (pithing rod). Für letzter Methode ist auch ein Schraubenzieher zugelassen und selbst der Kugelschuss ist bei den Briten erlaubt.

Die Nottötung wird immer von zwei Personen durchgeführt. Ferkel können dazu in eine spezielle Gitterbox gesetzt und darin mit einer Zange fixiert werden. Diese Methode wird gerade in der Outdoor-Haltung angewandt. Alle genannten Methoden erfordern keine  Entblutung, die allerdings auch angewandt werden kann.

Die Anforderungen von „Red Tractor“ für die Stallhaltung sind denen hierzulande recht ähnlich. Stroh, Torf und Spielzeuge stehen Schweinen zur Verfügung, wobei allerdings auch Ketten und Plastikkanister zum Einsatz kommen. Nach RSPCA-Standard soll die Beleuchtungsstärke mindestens 50 Lux betragen, gegenüber 80 Lux in Deutschland.

Besonders interessant waren Dr. Warzechas Ausführungen zur Freiland-Haltung. Pro acre
(0,4 ha) dürfen 10 Sauen gehalten werden und für jede Sau und ihre Ferkel steht eine Hütte, meist aus Blech, zur Verfügung. Seit Kurzem ist auch die „Aardvark Arc“ im Angebot, eine Kunststoffhütte ohne Ecken, die Erdrückungsverluste vermindern soll. Auch bei der Wärmeisolation bietet sie Vorteile: Vergleichsmessungen im Winter ergaben eine Innentemperatur von 16,3 Grad, in der Blechvariante dagegen wurden nur 8,1 Grad Celsius gemessen (Wärmebilder und weitere Details hier.)

Die größten Herausforderungen der Freilandhaltung verursacht natürlich das Wetter. Im heißen Sommer trocknen die Suhlen aus, im nassen englischen Winter versinken die Sauen im Matsch und gehen deshalb nicht zum Trog, worunter wiederum ihre Milchleistung leidet. Schnee und Glätte mögen Schweine noch viel weniger und die Trinkwasserversorgung wird bei Frost im Freiland auch nicht einfacher.

Neben den Wettereinflüssen spielen Wildtiere eine Rolle. Möwen und andere Vögel bedienen sich am Futtertrog, Füchse und Dachse schnappen sich die Ferkel und Raben sitzen sogar auf den Hütten und warten auf ihre kleinen Opfer. Auch deswegen ist Tierbeobachtung in der Freilandhaltung das A und O – und durchaus ein Fulltime-Job.

Dr. Stefan Wesselmann, Schweine-Praktiker mit reichlich Bio-Erfahrung, referierte anschließend zum Thema „Gesundheitliche Aspekte im Öko-Schweinebestand aus baulicher und hygienischer Sicht“.

Gleich zu Beginn seines bemerkenswerten Vortrags forderte er, neue Ställe immer gemeinsam mit einem erfahrenen Tierarzt zu planen und Aspekte der Tiergesundheit von Anfang an einzubeziehen. Seine Forderung untermauerte er im Folgenden mit zahlreichen Praxisbeispielen und Fotos, für deren Sammlung er zwar Jahre gebraucht hat, die aber gleichwohl zeigten, welche Art Fehler beim Stallbau immer wieder gemacht werden und warum sie vorkommen.

Natürlich begann sein Vortrag mit Biosicherheit und der Unterbrechung von Infektionsketten. Mit der Planung der Gesamtanlage, von Zufahrt und Zaun, über kreuzungsfreie Geh- und Treibwege, bis zu den getrennten Krankenabteilen für Warte-, Abferkel-, Aufzucht- und Maststall.

Häufig treten Probleme auf, wenn Altgebäude genutzt werden. Hier ist die Trennung der verschiedenen Altersstufen oft nicht wirklich gewährleistet. Keime können sich über Luft und Kot von einer Gruppe zur anderen verbreiten. Zahlreiche Fotos aus derart umgewidmeten Gebäuden belegten die Bedeutung des Themas. Und weil auf eben diesen Bildern stets Holz als Baumaterial zu sehen war, kam prompt die Frage, wie denn der Tierarzt zum „biotypischen Holzstall“ in Bezug auf die Hygiene stehe. Mit deutlichem Augenzwinkern antwortete Dr. Wesselmann: „Baue deinen Stall so, dass man am Ende nicht sieht, dass es Bio ist“. Eine Empfehlung, die nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß.

Weiter ging es mit Bildern aus Ställen, die alle eines gemeinsam hatten: Baumaßnahmen waren nachträglich durchgeführt worden und stellten deshalb im besten Fall Kompromisse dar. Tränken zu hoch oder zu niedrig platziert, Nippel in der Wand, die – genauso wie scharfkantige Schrauben und Muttern – Verletzungen verursachen, bis hin zu einer Kadavertonne, die, aus räumlicher Verlegenheit, direkt unter die Luftansaugung für den Stall platziert wurde.

Noch mal: seine Bilder hat Wesselmann nicht übers Wochenende gesammelt und auch in konventionellen Ställen ließen sich problemlos Negativbeispiele finden. Gerade deshalb sollten sich alle Schweinehalter die Empfehlung sehr zu Herzen nehmen und niemals Neu- oder Umbauten ohne kompetente Hilfe planen.

Breiten Raum nahm im Weiteren die Wasserversorgung der Schweine ein. Tränken sollten in der richtigen Höhe platziert sein und am besten mit einer Stufe davor, die Schweine daran hindert, die Tränken einzukoten. Sauber sollte das Tränkwasser natürlich sein (am besten Dank Ultraschallreinigung der Leitungen) und auf keinen Fall zu kalt. Sonst trinken z. B. die Sauen keine ausreichenden Mengen und Ferkeldurchfall ist die Folge. Überhaupt sollte den Tieren jederzeit reichlich Wasser zur Verfügung stehen, was in der Praxis manchmal nicht gegeben sei.*

Auch das Fressplatzverhältnis sollte möglichst 1-zu-1 betragen, weil Schweine schon als Saugferkel lernten, gemeinsam zu saugen und dies auch später beim Fressen beibehielten. Ebenso sollte der Abstand zwischen den Fütterungsautomaten so groß bemessen sein, dass diese tatsächlich von allen Seiten zugänglich sind.

Auch bei den gern genutzten Ferkelkisten, gilt es die Tiergesundheit zu beachten. Sind sie zu lang dimensioniert, schaffen es die Ferkel nicht bis zum Kotplatz und verschmutzen im Laufen Stallboden und Stroh. Sind sie zu tief, leidet die Luftzirkulation im hinteren Teil der Box, wo es zwar am wärmsten, aber eben auch am sauerstoffärmsten ist. Optimal sei eine Box, aus der das Ferkel gerade noch die Nase herausstreckt, wenn es mit dem Hintern an der Rückwand liegt (weshalb auch der Vorhang nicht bis zum Boden reichen sollte).

Besondere Bedeutung kommt in der Biohaltung naturgemäß dem Auslauf zu. Wird kein Rein-Raus-System praktiziert, sondern verschiedene Altersgruppen nebeneinander gehalten, ist das Risiko der Keimverbreitung beim Kotschieben groß, wenn Zwischenmauern fehlen.

Hohe Bedeutung kommt natürlich den Wettereinflüssen zu. Zugluft im Auslauf (und häufig deshalb auch im angrenzenden Stallabteil) macht Schweine krank. APP-Lungen finden sich in Auslaufställen häufig, die Lungenbefunde sind da nicht besser als in der Stallhaltung. Häufiger wird auch die Sonneneinstrahlung im Auslauf bei Planung und Bau nicht ausreichend berücksichtigt. Vordächer werden zu kurz konzipiert, Sonnenschutz erst nachträglich (und suboptimal) eingebaut. Nur ranghohe Schweine liegen dann im Schatten, während ihre Stallgenossen sich schmerzhafte Sonnenbrände holen. Sind Windschutznetze zwar einerseits sinnvoll, fungieren sie andererseits aber auch als Staubfänger und gefährliches Salmonellenreservoir.

Insgesamt zeigte Stefan Wesselmann eindrucksvoll, dass optimale Schweinehaltung eine Kunst ist und an allen Ecken und Enden Zielkonflikte lauern. Es wäre deshalb eine gute Idee, ihn auch zu Versammlungen konventioneller Schweinehalter einzuladen!

* Anm. des Verfassers: Es soll ja Bauern geben, die sich mehr um das viele Wasser in der Gülle sorgen, als um das wenige im Schwein.