Von Dr. Heike Engels
Clostridien sind grampositive, anaerobe, sporenbildende Bakterien in Stäbchenform, die im Erdboden und im Verdauungstrakt von Mensch und Tier von Natur aus vorkommen. Sie bilden resistente Sporen aus, die sehr lange Zeit in der Umwelt überleben können. Was passiert, wenn Kühe dauerhaft mit Clostridien zu kämpfen haben und wie u.a. Fermentgetreide bei diesem Kampf helfen kann, hat Familie Kothe erfahren.
Clostridienarten gibt es viele und sie sind nicht von Haus aus schädlich: Sie sind am Stoffwechsel beteiligt und bauen Eiweiß oder Zucker, Stärke, Cellulose ab. Aber diese Bakterien bilden auch Toxine, die den Körper auf unterschiedlichste Art schädigen können: Darmentzündungen, schlechtes Allgemeinbefinden, Aufgasungen bis hin zum Tod. Ob es nach Aufnahme der Bakterien im Körper zur Vermehrung kommt, hängt von vielen Co-Faktoren ab. Lange Zeit kann der Erreger einfach nur im Körper verharren, kommen dann aber ein azidotischer Stoffwechsel hinzu, stark mit Clostridien kontaminiertes Futter oder Stress, kann die Erkrankung plötzlich ausbrechen, und das dann häufig so schnell, dass Behandlungen oft zu spät kommen und es zu hohen Verlustraten im Bestand kommt.
Matte und apathische Kühe
So ähnlich war es auch bei Familie Kothe in Loxstedt, Landkreis Cuxhaven in Niedersachsen. Sohn und zukünftiger Betriebsleiter Hennes Kothe erinnert sich: „Im Jahr 2016 fingen die Symptome in unserer Herde an mit einer leicht sinkenden Milchleistung und einer reduzierten Fruchtbarkeit. Besonders Hochleistungskühe nahmen nicht mehr auf, unsere Konzeptionsrate lag nur noch bei etwa 30 %. Wir mussten die Kühe aus der Herde merzen, das hat uns wirtschaftlich hart getroffen. Außerdem sahen unsere Kühe irgendwie matt und apathisch aus, auch das Fell glänzte nicht mehr und der Kot war zu dünn.“ Familie Kothe hält auf ihrem Familienbetrieb 500 laktierende Kühe mit einer Milchleistung von 10.300 Litern je Kuh und Jahr und bewirtschaftet 350 ha, wovon 250 ha Grünland sind und der Rest Silomais. Die Stallungen sind schon älter, der Keimdruck entsprechend höher als in Neubauten, aber so matt wie damals waren die Kühe noch nie.
Unterschwellige Dauerbelastung
Der Tierarzt stellte mittels Kotuntersuchung eine Belastung der Herde mit dem Bakterium Clostridium perfringens bzw. dessen Toxinen fest. Beim Rind gehört Clostridium perfringens eigentlich zu den normalen Darmbewohnern, das Bakterium lässt sich fast bei jeder Kuh nachweisen. Kommen aber oben genannte Co-Faktoren hinzu, können die Tiere unspezifische Erkrankungssymptome zeigen wie bei Familie Kothe geschehen. Als Sofortbehandlung verabreichte der Tierarzt über mehrere Tage Penicillin. Damit stabilisierte sich die Herde, doch gebannt war die Gefahr durch die Clostridien damit nicht. „Das Problem bei uns ist, dass wir viele nasse Grünlandflächen haben. Die Flächen werden durch Gräben entwässert, die regelmäßig ausgeräumt werden müssen, damit sie funktionieren. Dadurch kommt es immer wieder zu Verschmutzungen des Grünlandes mit Erde aus den Gräben, und über diese Erde kommen immer wieder Clostridien ins Gras und damit bei der Grünlandernte ins Erntegut“, erklärt Hennes Kothe die Situation. Beim Rind sieht der Clostridien-Kreislauf tatsächlich so aus, dass die Sporen und Toxine über die Fütterung von kontaminierten Grassilagen ins Tier gelangen. Die Tiere scheiden die Clostridien wieder aus, diese gelangen mit der Gülle wieder in die Umwelt und werden erneut mit der Futterernte ins Futter verbracht und später vom Tier aufgenommen. Deshalb kann eine unterschwellige Dauerbelastung der Herde mit Clostridien vorliegen.
Milchsäurebakterien bekämpfen pathogene Keime
Hennes Kothe suchte daher nach einer Möglichkeit, diese unterschwellige Belastung in den Griff zu bekommen. „Bei der Ernte achten wir seitdem verstärkt darauf, nicht zu tief zu mähen, um wenig Dreckeintrag zu haben. Außerdem führten wir in Absprache mit dem Tierarzt eine halbjährliche Impfung gegen Clostridien ein. Damit lief es erst einmal besser. Auf einer Vortragsveranstaltung der Landwirtschaftskammer hörte ich dann von der positiven Wirkung von Kanne Fermentgetreide auf den Stoffwechsel, welches zur Darmstabilisierung und gegen pathogene Keime eingesetzt wird. Wir baten daraufhin den Fachberater für Milchviehaltung Christian Lohkamp auf unseren Betrieb. Er hat die Tiere begutachtet, alle Rationskomponenten kontrolliert und Veränderung in der TMR und den Einsatz vom Kanne Fermentgetreide flüssig mit uns besprochen.“ Im Fermentgetreide von Kanne, auch als Brottrunk bekannt, sind spezielle Milchsäurebakterien enthalten, die positiv auf die Darmschleimhaut wirken und diese stabilisiert. Zudem können die Milchsäurebakterien Bakteriozine bilden, die pathogene Keime im Wachstum hemmen. Der gesamte Organismus erlangt dadurch einen besseren Immunstatus. Ein weiteres Plus: Die Milchsäure aus dem Fermentgetreide wird basisch verstoffwechselt, was zu einer Entsäuerung führt und azidotischen Zuständen vorbeugt. Diese Wirkung ist vorteilhaft, da eine Azidose eine Clostridien-Vermehrung im Darm begünstigt.
Bessere Rationsausnutzung und vitale Tiere
Hennes Kothe startete mit 400 ml Brottrunk je Kuh und Tag für 4 Wochen. Die Dosis wird jeweils mit dem Berater abgesprochen. Das Fermentgetreide wird im 1.000 Liter Container geliefert, die Tagesdosis via Eimer abgezapft und einfach in den Futtermischwagen gegeben. Die Kühe fressen es gerne, hat Hennes Kothe festgestellt. Schon nach kurzer Zeit verbesserte sich das Aussehen der Herde. „Das Fell glänzte wieder und wurde schön glatt, der Kot war wieder fester und auch die Leistungsparameter Fruchtbarkeit und Milchleistung verbesserten sich“, erinnert er sich. Nach der 4-wöchigen Kur entschied er sich deshalb, das Fermentgetreide dauerhaft zu füttern. Zur Erhaltung des positiven Stoffwechselzustands reichen dann 200 ml pro Kuh und Tag aus. Auch die Kälber erhalten mittlerweile Fermentgetreide, denn auch ihnen tun die Milchsäurebakterien gut. „Meine Mutter gibt den Kälbern 25 ml Brottrunk auf einen Liter Vollmilchtränke. Damit entwickeln sie sich prächtig, nehmen gut zu und sind vital. Wenn wir das Gefühl haben, es droht eine Verschlechterung der Gesundheit, erhöhen wir einfach die Tagesdosis des Fermentgetreides, damit ist es dann meistens schon wieder gut und der Zustand stabilisiert sich.“
Was ist Fermentgetreide bzw. Brottrunk?
Der Einsatz von Fermentgetreide flüssig ist auch wirtschaftlich tragbar, zumal Hennes Kothe als weiteren positiven Nebeneffekt errechnet hat, dass er mit dem Fermentgetreide etwa 16 Tonnen Kraftfutter im Jahr einspart, weil die speziellen Stämme der Brotsäurebakterien in der Lage sind Proteine und Stärke besser verfügbar zu machen. Das bedeutet eine bessere Ausnutzung der Ration sowie weniger Futterkosten. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Fermentgetreide. Um ehrlich zu sein trinken wir es auch manchmal, wenn es uns nicht gut geht“, sagt Hennes Kothe mit einem Augenzwinkern. Warum auch nicht? Brottrunk entsteht durch die Fermentation von Brot. Bei der Firma Kanne Brottrunk wird zu diesem Zweck ein hochwertiges Bio-Vollkornbrot gebacken. Nach dem Abschluss dieser Fermentation liegt das Fermentgetreide vor. Es ist noch trüb und enthält das fermentierte Vollkornbrot und ist deshalb reich an Enzymen und Mineralstoffen. Wird es weiter gefiltert, entsteht der klarere Brottrunk. Er enthält Aminosäuren, Vitamin B12 und weitere Vitamine sowie vor allem Milchsäurebakterien und Milchsäure. Zur normalen Bakterienbesiedlung des Darms gehören Milchsäurebakterien, da diese für den mikrobiellen Aufschluss des Futters benötigt werden. Die bei der Getreidefermentation entstehenden Milchsäurebakterien können einen Beitrag zur Vielfalt des Darmmikrobioms leisten und unterstützen daher die Gesundheit des Tiers und auch des Menschen. Brottrunk kann nicht nur verfüttert, sondern auch in Ställen vernebelt werden, um dort für eine positive Veränderung des mikrobiellen Milieus zu sorgen.
3 Fragen an Christian Lohkamp, Milchviehberater bei Kanne Brottrunk:
Kann Brottrunk oder Fermentgetreide einfach in die Ration gegeben werden?
Im Prinzip schon, es ist nur zu beachten, dass gleichzeitig mit dem Fermentgetreide flüssig kein Natriumbicarbonat eingesetzt werden darf, da es die Milchsäure bindet und diese dann nicht mehr wirksam ist. Außerdem sollte man auf den Einsatz von Futterharnstoff achten, da sich dieser negativ auf die Leber auswirken kann.
Gibt es noch etwas zu beachten?
Bei Erkrankungen, wie beispielsweise einer Clostridien-Infektion, ist die Milchmenge häufig reduziert, da der mikrobielle Aufschluss des Futters durch die Clostridien und deren Toxine gestört wird. Der Versuch, den Verlust der Milchmenge durch eine erhöhte Kraftfuttergabe zu kompensieren, führt häufig zu einer starken Stoffwechselbelastung, vor allem der Leber. Der verbesserte Aufschluss des Futters durch Fermentgetreide flüssig ermöglicht, die Kraftfuttermenge zu reduzieren, bei stabiler Milchmenge und entlastetem Stoffwechsel.
Wie wollte man also beim Einsatz von Fermentgetreide vorgehen?
Idealerweise werden alle Rationskomponenten bewertet und auf den Einsatz von Fermentgetreide entsprechend eingestellt. Interessierte Landwirtinnen und Landwirte werden von mir kostenlos und unverbindlich beraten, sie können sich einfach bei uns melden und einen Termin vor Ort vereinbaren.
Kontakt: Tel. 02592-97 40 18, E-Mail sandra.limburg@kanne-brottrunk.de