Von Dr. Theresa Scheu, Hofgut Neumühle
Wenn es um die Beurteilung der Qualität und Leistung eines Milchviehbetriebes geht, werden neben der Milchmenge und den Inhaltsstoffen im nächsten Atemzug die Zellzahlen genannt. Diese Angabe spiegelt beispiellos die Qualität des Lebensmittels Milch wieder und zugleich ist das Erreichen niedriger Herdenzellzahlen ein Zusammenspiel vielzähliger Faktoren, die immerzu einer Dynamik unterliegen.
Um zunächst eine Einordnung der Eutergesundheit aufgrund der Zellzahlen vornehmen zu können, bedarf es der Erklärung einiger Begriffe und Definitionen. Zur Verfügung steht einmal die sogenannte Tankmilchzellzahl, die regelmäßig, beispielsweise alle zwei Tage, durch die Molkerei zur Verfügung gestellt wird. Wie der Name schon sagt, sind in diesem Wert alle Tiere vereint, die in den Tank gemolken werden. Damit ist mithilfe dieser Zahl eine gute Aussage über das generelle Infektionsgeschehen im Euter zu treffen, da in der Regel hier auch Tiere mit subklinischen Mastitiden, also ohne offensichtliche Flocken im Gemelk, auffallen. Es besteht demnach eine Wechselbeziehung (Korrelation) zwischen dieser Zahl und dem Auftreten von subklinischen Mastitiden. So kann man Betriebe mit einer Tankmilchzellzahl < 150.000 Zellen/ml Milch als problemlos betrachten, während Betriebe mit > 250.000 Zellen /ml regelmäßige Probleme mit der Eutergesundheit haben. Die Marke von 400.000 Zellen/ml Milch ist nach der Milchgüteverordnung bekannt für drohende Liefersperren und Milchgeldabzüge.
Viel Potenzial für mehr Eutergesundheit
Es sollte jedem klar sein, dass es sich bei diesen gemessenen Zellen mehrheitlich um Entzündungszellen handelt und demnach lediglich ein Zellgehalt zwischen 30.000-100.000 Zellen/ml Milch für ein eutergesundes Tier spricht. Aus Verbrauchersicht bedeutet das im Umkehrschluss die vielleicht überspitzte Schlussfolgerung, dass Milch von kranken Tieren geliefert wird, wenn der Tankmilchzellgehalt die Marke von 100.000 Zellen/ml Milch übersteigt. Dessen sollten wir uns bewusst sein. Diese Zahlen machen deutlich, dass es durchaus noch Potential gibt, die Eutergesundheit auf Betriebsebene zu verbessern. Im Q Check Monitoring aus dem Jahr 2023, dessen Verbund Daten von Milchkontrollen und HIT-Eintragungen aus 33.000 Betrieben von rund 3,1 Mio. Kühen bündelt, wird ein nationales Tierwohlmonitoring erstellt. Dort wird deutlich, dass lediglich knapp 60 Prozent der Milchkühe einer Herde als eutergesund eingestuft werden. Über 10 Prozent (11,1%) der Tiere erreichen Zellzahlen von über 400.000 Zellen/ml Milch. Diese Zahlen machen deutlich, dass es durchaus Potential gibt, die Eutergesundheit auf Betriebsebene zu verbessern, denn immerhin erreichen die 10 Prozent der besten Betriebe nahezu den Zielwert von 75 % eutergesunden Kühen im Bestand (74,6 %).
Tankmilchzellzahl für schnelle Rückschlüsse
Um dies zu erreichen, ist die Tankmilchzellzahl jedoch ungeeignet.
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