Lokale antibiotische Mastitisbehandlung: Mehr on-farm Diagnostik und selektiveres Vorgehen

Eine Umfrage unter 99 teilnehmenden Betrieben aus Nord-, West- und Ostdeutschland zum Status quo in der Gabe von antibiotischen Mastitispräparaten hat ergeben, dass sich die befragten Betriebe durchaus mit dem Thema Antibiotikaresistenzen beschäftigen und bereit sind, Veränderungen vorzunhemen.

Zum Zeitpunkt der Umfrage 2021 war der wichtigste Mastitiskeim Streptokoccus uberis, gefolgt von Koagulase-negativen Streptokokken und Escherichia coli. Die Umfrage ergab, dass zuvor behandelte Mastitiden und die dabei gemachten Erfahrungen entscheidend dazu beitragen, wie bei erneuter Mastitis behandelt wird. Am häufigsten verschrieben die Tierärztinnen und Tierärzte auf diesen Betrieben Präparate mit der Wirkstoffkombination Cefalexin/Kanamycin und Amoxicillin/Clavulansäure/Prednisolon, mit etwas Abstand auch Procain-Penicilin. Doch auch kritische Antibiotika mit dem Wirkstoff Cefquinom und Cefoperazon wurden verwendet, allerdings in geringerem Maße. Als Behandlungsfrequenz bevorzugten die meisten Betriebe 24 Stunden gefolgt von 12 Stunden. Eine Frequenz von 48 Stunden in der Behandlung der Mastitis wurde eher abgelehnt.

Laut einer bereits 2019 durchgeführten Studie erfolgt die Verabreichung der antibiotischen Euterpräparate vor allem durch das Melkpersonal und die Landwirtinnen und Landwirte. Deshalb ist es für die Tierärztinnen und Tierärzte wichtig, neben der rein klinischen Behandlung auch die Bedürfnisse der verabreichenden Personen zu verstehen. Ein Schwerpunkt der Studie lag daher auch darauf, welche Eigenschaften der antibiotischen Euterinjektoren für das Personal besonders wichtig sind. Die Betriebe nannten folgende Gründe für die Auswahl einer Eutertube (absteigende Wichtigkeit): eine gute Erfahrung mit dem Produkt, gehört nicht zu den Reserveantibiotika, kurze Wartezeit, kurze Dauer der Anwendung, Anzahl der Tuben für die Behandlung.

Einige Betriebe äußerten Unsicherheit gegenüber der Wirksamkeit der Therapien und nutzten daher gerne Breitspektrum-Präparate aus Sorge vor wiederkehrenden Symptomen. Die meisten Anwenderinnen und Anwender wussten, dass der Einsatz dieser Breitspektrum-Präparate mit dem neuen Tierarzneimittelgesetz ab 2023 durch Schmalspektrum-Antibiotika verringert werden muss. Die Betriebe äußerten diesbezüglich verstärktes Interesse an on-farm Diagnostik mittels Schnelltests und selektiver Mastitisbehandlung. On-farm-Schnelltest ermöglich eine schnelle Bestimmung der Erregergruppen und dienen deshalb als Entscheidungshilfe.

Studie: Preine, Franziska et al.: „Status quo und Perspektiven der lokalen antibiotischen Mastitisbehandlung: eine Umfrage unter Landwirten in Deutschland.“ Der Praktische Tierarzt 12, 2022

Quelle: Der Hoftierarzt, Dr. Heike Engels
Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 2/2023

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