BfR: Gemeinsam gegen die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen

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Humanmedizin, Tiermedizin und der Umweltsektor müssen bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen an einem Strang ziehen – diese Erkenntnis ist nicht neu. Aber wie häufig werden welche Antibiotika überhaupt wo eingesetzt? Und welche Erreger tragen welche Resistenzen in sich? Solch grundlegende Daten müssen sektorübergreifend erfasst und miteinander verknüpft werden, um die Ausbreitung von Resistenzen wirkungsvoll zu stoppen. Genau das ist das Ziel der OHIS-Gruppe, an der auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beteiligt ist. „Die Untersuchung von Erregern entlang der Lebensmittelkette und die Bereitstellung von Resistenzdaten gehört seit Langem zu unseren Kernaufgaben“, sagt BfR-Präsident Professor Andreas Hensel. „Umso wichtiger ist es nun, unsere Daten gemeinsam mit denen aus der Humanmedizin und dem Umweltbereich zu analysieren und zu bewerten. Nur in dieser gemeinsamen Perspektive lässt sich die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen wirksam begrenzen.“ Im Rahmen der weltweiten Aktionswoche zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen (WAAW: World Antimicrobial Resistence Awareness Week) trifft sich die OHIS-Gruppe am kommenden Donnerstag, 20. November, zu einer eintägigen Fachveranstaltung, um die bestehenden Aktivitäten darzustellen und die weitere Zusammenarbeit zu stärken.

OHIS steht für One Health Integrated Surveillance, also die Überwachung von Antibiotikaresistenzen im Sinne einer ganzheitlichen, interdisziplinären One Health Strategie. Neben dem BfR sind das Robert Koch-Institut (RKI), das Friedrich Loeffler-Institut (FLI), das Umweltbundesamt (UBA) sowie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) an dem Netzwerk beteiligt.

Die Gruppe wurde im Jahr 2023 im Zuge der Deutschen Antibiotika Resistenzstrategie (DART 2030) der Bundesregierung gebildet. Die DART 2030 skizziert in sechs Handlungsfeldern, wie die Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen auf nationaler Ebene und in der internationalen Zusammenarbeit gestoppt werden soll. Neben Prävention, sachgerechtem Einsatz der Antibiotika oder Forschung und Entwicklung gehört „Surveillance und Monitoring“ zu den zentralen Handlungsfeldern. Die angestrebte interdisziplinäre Überwachung soll es u.a. ermöglichen, Verläufe und Trends im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen zu erkennen, um frühzeitig gezielte Maßnahmen ergreifen und nachfolgend auch bewerten zu können. Als ein Ziel der DART 2030 soll durch die OHIS-Gruppe eine Webseite aufgebaut werden, auf der die Daten der einzelnen Sektoren miteinander verlinkt werden.

Das BfR ist in unterschiedlichen Zusammenhängen in die Bemühungen zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen eingebunden. So ist am Institut zum Beispiel das Nationale Referenzlabor (NRL) Antibiotikaresistenz angesiedelt. Dessen wichtigste Aufgabe ist die Erfassung von vergleichbaren Daten zur Antibiotikaresistenz bei Zoonoseerregern und anderen Erregern, die die öffentliche Gesundheit gefährden. Die Ergebnisse werden im jährlichen Zoonosebericht zusammengefasst und an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weitergeleitet. Über das Internetportal ZooNotify werden diese und weitere Monitoring-Daten seit 2023 auch niederschwellig für Fachkreise und die interessierte Öffentlichkeit bereitgestellt.

Eine weitere wesentliche BfR-Aktivität ist die Erfassung und Bewertung von Antibiotika-Verbrauchsmengen bei Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten sowie der Therapiehäufigkeiten in bestimmten Nutzungsarten. Die jährliche Auswertung der Daten bildet die Grundlage für die zuständigen Behörden, Maßnahmen zum Schutz von Verbrauchern zu ergreifen.

Das OHIS-Treffen, zu dem auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), das Landwirtschaftsministerium (BMLEH) und das Umweltministerium (BMUKN) eingeladen sind, wird vom BVL ausgerichtet und unterstützt das Motto der diesjährigen WAAW „Act Now: Secure Our Present, Protect Our Future.“

Weitere Informationen rund um Antibiotika-Einsatz und Resistenzentwicklung
Antibiotika-Einsatz bei Nutztieren
Forschung zu Antibiotikaresistenz
Antibiotika-Verbrauchsmengen und Therapiehäufigkeit 2024

Quelle: BfR

Experten schlagen Alarm: Jedes dritte Kalb ist unterversorgt!

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Eine deutschlandweite Auswertung von Boehringer Ingelheim zeigt: Eins von drei Kälbern ist unzureichend mit Antikörpern aus dem Kolostrum versorgt. Das bedeutet: Jedes dritte Kalb startet mit einer ungenügenden Immunabwehr ins Leben und damit mit massiv erhöhtem Risiko für Durchfall- und Atemwegserkrankungen. Auch eine aktuelle Studie* aus Frankreich bestätigt dieses Ergebnis.

Die Untersuchung erfolgte im Rahmen eines kostenlosen Diagnostik-Checks in diesem Sommer, bei dem der Gesamteiweißgehalt im Blut als Indikator für ein gutes Kolostrummanagement genutzt wurde. Nur bei einem Blutwert von über 58 g/l Gesamteiweiß in den ersten Tagen nach der Geburt gilt ein Kalb als gut versorgt. 94% der Teilnehmer gaben an, Ihre Kälber routinemäßig nie zu testen, während die Messung der Kolostrumqualität bereits weit verbreitet sei.

Die Experten fordern ein regelmäßiges Monitoring der Kälbergesundheit und empfehlen:

• Kolostrummanagement jährlich überprüfen
• Zeitpunkt, Menge Qualität und Hygiene der Kolostrumgaben optimieren
• Kälber in den ersten drei Lebenstagen auf Gesamteiweiß testen
• Mutterschutzimpfung und Grippeimpfung nutzen.

Ein starker Hebel zur Verbesserung des Immunstatus des Kalbes liegt in der Mutterschutzimpfung von Boehringer Ingelheim. Sie wertet das Kolostrum gezielt mit maternalen Antikörpern gegen das Rota-, Coronavirus, und E.coli auf und fördert so die Kälbergesundheit. Denn: Gesunde Kälber von heute sind die leistungsfähigen Milchkühe von morgen.

https://www.vetmedica.de/Kolostrummanagement

*Studie: Bolon A., Intérêt d’une approche globale de la préparation au velage pour l´amélioration de la qualite colostrale dans le cadre de la mise en place d’une vaccination contre les diarrhées neonatales du veau avec le FENCOVIS. EBC (2025) Nantes, France.

Fit durch den Winter: So schützen Sie Ihre Kälber vor den Herausforderungen der kalten Jahreszeit

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In den kalten und feuchten Monaten stellt die Geburt neugeborene Kälber vor besondere Hürden. Der optimale Start ins Leben hängt entscheidend von einem durchdachten Management ab, das von der ersten Lebensminute an greift. Mit den folgenden Maßnahmen legen Sie den Grundstein für gesunde und widerstandsfähige Tiere.

1. Der perfekte Start: Wärme von Anfang an
Schon bei Temperaturen unter 10 °C müssen neugeborene Kälber wertvolle Energie aufwenden, um ihre Körpertemperatur zu halten, denn sie befinden sich außerhalb ihrer thermoneutralen Zone. Ein entscheidender erster Schritt ist daher das sofortige und gründliche Trockenreiben des Kalbes nach der Geburt. So wird verhindert, dass durch Verdunstungskälte Energie verloren geht, die dringend für die Aufnahme und Verwertung des lebenswichtigen Kolostrums benötigt wird.

Schaffen Sie ein schützendes Mikroklima:

• Tief und trocken: Eine dicke, trockene Stroheinstreu ist die beste Isolierung von unten und ermöglicht es dem Kalb, sich ein warmes Nest zu bauen.

• Zugluftfrei: Schützen Sie den Liegebereich konsequent vor kalter Zugluft.

• Zusätzlicher Schutz: Bei Temperaturen unter 5 °C oder für schwächere Tiere sind Kälberdecken ein effektives Mittel, um Wärmeverluste zu minimieren und die Energiebilanz zu schonen.

2. Gezielte Vorsorge: Das Immunsystem von innen stärken
Gerade im Winter, wenn der Keimdruck steigt, ist ein robuster Immunschutz unerlässlich, um gegen die typischen Erreger von Neugeborenendurchfall gewappnet zu sein. Der effektivste Weg, diesen Schutz zu gewährleisten, führt über das Kolostrum der Mutterkuh.

Voraussetzung für den Erfolg:
Eine schnelle und ausreichende Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Kolostrum ist entscheidend. Durch die OneShot-Mutterschutzimpfung von Virbac lässt sich die Qualität des Kolostrums gezielt mit spezifischen Antikörpern anreichern. Innerhalb des flexiblen Impffensters (drei Monate bis drei Wochen vor der Abkalbung) bildet die Kuh einen hohen Titer an Antikörpern gegen Rota- und Coronaviren sowie E. coli. Diese reichern sich im Kolostrum an und werden mit der ersten Mahlzeit direkt an das Kalb weitergegeben.

Eine konsequente Impfstrategie im Bestand führt nachweislich zu milderen Krankheitsverläufen, senkt die Sterblichkeit und reduziert den Bedarf an Antibiotika-Behandlungen erheblich.

Tipp: Legen Sie eine Biestmilchbank an! Studien deuten darauf hin, dass die Kolostrumqualität im Winter schwanken kann. Ein Vorrat an eingefrorenem, hochwertigem Kolostrum (> 25 % BRIX) sichert die optimale Versorgung jedes neugeborenen Kalbes, selbst wenn das Muttertier keine ausreichende Menge oder Qualität liefert.

3. Den Motor am Laufen halten: Energiebedarf decken
Kälte zehrt an den Energiereserven. Der Erhaltungsbedarf eines Kalbes steigt bei winterlichen Temperaturen um bis zu 20 %. Passen Sie die Fütterung entsprechend an:

• Ideal: Die Ad-libitum-Tränke stellt sicher, dass jedes Kalb die Energiemenge aufnehmen kann, die es individuell benötigt.

• Alternative: Erhöhen Sie die Tränkemenge oder die Konzentration des Milchaustauschers um rund 20 %.

• Zusatztipp: Angewärmtes Tränkewasser (ca. 40 °C) entlastet den Energiehaushalt des Kalbes zusätzlich.

Vergessen Sie nicht die Festfutteraufnahme: Das Angebot von frischem Kälbermüsli oder Kälber-TMR ab dem 3. Lebenstag ist essentiell, um die Vormagenentwicklung frühzeitig zu stimulieren.

4. Hygiene als Grundpfeiler: Keimen keine Chance geben
Eine saubere Umgebung ist für die Kälbergesundheit essenziell. Tränkeeimer, Nuckel und Futterschalen müssen täglich sorgfältig gereinigt werden. Nach jeder Belegung ist die gründliche Reinigung und Desinfektion der Kälberiglus oder -boxen ein Muss.

Achtung: Beachten Sie den „Kältefehler“! Die Wirksamkeit einiger Desinfektionsmittel kann bei niedrigen Temperaturen eingeschränkt sein. Prüfen Sie die Herstellerangaben und wählen Sie ein geeignetes Produkt für den Wintereinsatz.

5. Der geschulte Blick: Krankheiten frühzeitig erkennen
Eine engmaschige und aufmerksame Tierkontrolle ist Ihr wichtigstes Frühwarnsystem. Achten Sie auf subtile Anzeichen wie ein verändertes Verhalten, beginnenden Durchfall oder erste Symptome von Atemwegserkrankungen. Je früher Sie ein Problem erkennen, desto schneller und erfolgreicher können Sie handeln. Bei ersten Anzeichen von Durchfall ist die Gabe einer Elektrolyttränke zwischen den Milchmahlzeiten eine wichtige Erste-Hilfe-Maßnahme. Ziehen Sie bei Bedarf frühzeitig Ihren Tierarzt zurate.

Quelle: Virbac Tierarzneimittel GmbH

Impfstoff gegen EHD bei Rindern jetzt verfügbar

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Ab sofort steht Tierärzten ein Vakzin zur aktiven Immunisierung von Rindern gegen die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) zur Verfügung. Die Impfung verhindert zuverlässig die Virämie (Vorhandensein von Viren im Blut) und hat sich bereits in den Nachbarländern bei über 7,9 Millionen Rindern als sehr gut verträglich erwiesen. Die Anwendung erfolgt in zwei Dosen à 4 ml subkutan im Abstand von drei Wochen bei Rindern ab einem Alter von zwei Monaten. Die Immunität tritt 21 Tage nach Abschluss der Grundimmunisierung ein, Wartezeiten gibt es keine. Landwirten wird empfohlen, Ihren Tierarzt für mehr Informationen zur Impfung zu kontaktieren.

Hintergrund: Was ist EHD?
Die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) ist eine durch Gnitzen übertragene Viruserkrankung, die vor allem Rinder betrifft. EHD ist klinisch nicht von der Blauzungenkrankheit (BTV) zu unterscheiden. Eine Infektion mit EHD kann nur mit Hilfe von Laboruntersuchungen (Virusnachweis/Serologie) von BTV unterschieden werden. Sie führt u.a. zu Fieber, Läsionen im Maul, Lahmheit und kann erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Es ist bekannt, dass infizierte Vektoren bis zu 100 km mit dem Wind getragen werden können – bereits 2022 gelang ihnen sogar die Überquerung des Mittelmeers von Italien nach Spanien. Eine wirksame Prävention ist entscheidend, um Tiergesundheit und Bestandsstabilität zu sichern.

Quelle: Ceva Tiergesundheit GmbH

Vogelgrippe in Niedersachsen Ministerin Staudte: „Strikte Biosicherheit – Massenhaftes Tierleid muss verhindert werden“

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Seit Jahresbeginn sind in Niedersachsen mehr als eine Million Tiere in Geflügelhaltungen aufgrund des Nachweises der Vogelgrippe getötet worden. Bis zum 13. November (12 Uhr) wurden 1.016.282 Tiere nach 63 amtlich bestätigten Ausbrüchen der meldepflichtigen Tierseuche erfasst: 45 Fälle in Stallhaltungen und 17 in Freilandhaltungen. Zusätzlich besteht ein Verdachtsfall in der Grafschaft Bentheim mit rund 360.000 Legehennen.

Seit dem 15. Oktober, dem Beginn der aktuellen Erkrankungswelle in Geflügelbeständen, waren es 54 Ausbrüche und 948.598 verendete oder getötete Tiere. Besonders betroffen ist der geflügelintensive Landkreis Cloppenburg mit 20 Ausbruchsbetrieben im aktuellen Geschehen und insgesamt 209.000 Puten und 5.300 Enten. Auch im Landkreis Vechta gab es in dieser Zeit acht Ausbrüche mit rund 412.000 getöteten Tieren. Hier waren vor allem die Legehennen mit 302.140 Tieren betroffen. In beiden Landkreisen, die eine extrem hohe Geflügeldichte haben, sind vor allem Stallhaltungen betroffen.

Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte: „Ich rufe alle Betriebe weiterhin zu strikter Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen sowie unverzüglicher Meldung von Verdachtsfällen auf. Die Schwerpunkte der Ausbrüche liegen auch in diesem Ausbruchsgeschehen wieder in Stallhaltungen in geflügelintensiven Landkreisen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler –unter anderem von LAVES, FLI und die Tierseuchenkasse – haben mir bei den Gesprächen in den vergangenen Tagen und Wochen bestätigt: Die Geflügeldichte ist ein wesentlicher Faktor, der die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs erhöht. Hier müssen wir also mittelfristig zu Lösungen mit der Wissenschaft kommen. Auch den Bund sehe ich in der Pflicht, die Wissenschaft zu hören und Haltungsformen endlich krisenresilient und tierwohlorientiert weiterzuentwickeln. Denn trotz hoher Biosicherheitsstandards und enormem Aufwand auf den Betrieben kommt es weiterhin zu Ausbrüchen, die auch wirtschaftlich hohe Schäden nach sich ziehen. Für mich ist klar: Die Vogelgrippe ist im Wildvogelbestand endemisch – daher werden wir nun über den mittel- und langfristigen Umgang bei Geflügelhaltungen sprechen müssen, um traurige Negativrekorde wie diesen sowie enormes und massenhaftes Tierleid in Zukunft zu verhindern.“

Hintergrund
In Niedersachsen gibt es rund 4.400 Geflügelbetriebe mit mehr als 20 Millionen Legehennen. Niedersachsen ist daher von Ausbrüchen der Vogelgrippe besonders betroffen. Schon im Ausbruchsgeschehen 2021/22 gab es mehr als eine Million jährlich getötete Tiere: Mehr als eine Million Tiere wurden im Jahr 2021 getötet (1,17 Millionen); im Jahr 2022 waren es 1,25 Millionen getötete (oder verendete) Tiere.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Mobile Hühnerställe auf dem Vormarsch – Seminar zur artgerechten Fütterung unterstützt Neueinsteiger

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Von Patricia Lößner, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV)

Die Haltung von Legehennen in Mobilställen ist längst mehr als nur ein Nischentrend: In den letzten Jahren erfreut sich dieses Haltungskonzept wachsender Beliebtheit. Die steigende Zahl mobiler Stallsysteme zeigt deutlich, dass sie sowohl den Erwartungen vieler Verbraucher an eine tiergerechte Haltung entsprechen als auch landwirtschaftlichen Betrieben neue Perspektiven in der Direktvermarktung eröffnen.

Wer als Landwirt neu in dieses System einsteigen möchte, sollte sich jedoch im Vorfeld intensiv mit den Anforderungen an das Tierwohl befassen, besonders im Bereich der artgerechten Fütterung, die eine zentrale Rolle spielt.

Um hier praxisnahe Unterstützung zu bieten, lud die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV) am 18. März 2025 zu einem Fachseminar mit dem Schwerpunkt „Artgerechte Fütterung“ ein. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts Netzwerk Fokus Tierwohl statt und wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

Zu Beginn präsentierte Patricia Lößner (LFA MV) Ergebnisse einer Umfrage, die das Institut für Tierproduktion der LFA MV im Jahr 2024 durchgeführt hat. Dabei beantworteten 15 Betriebe mit Mobilstallhaltung verschiedene Fragestellungen rund um dieses Haltungsverfahren. Zur Thematik Fütterung und Wasserversorgung zeigte sich, dass die meisten Betriebe eine Fütterungstechnik mit automatischer Fütterung einsetzen. Nur drei Betriebe gaben an, dass die Fütterung noch manuell durchgeführt wird. Es zeigt sich, dass die Futtermittel fast ausschließlich über Futtermittelfirmen bezogen werden. Ein Teil der landwirtschaftlichen Betriebe könnte sich perspektivisch jedoch vorstellen, betriebseigene Futtermittel in den Rationen einzusetzen oder Futterrationen selber zu mischen. Dabei teilten 33 % der befragten Betriebe mit, in Zukunft einheimische Eiweißfuttermittel wie Erbsen oder Ackerbohnen einzusetzen. Auch die Erforschung und Verwendung neuer Proteinquellen wie Hanfsamen oder Insekten könnten neue Möglichkeiten bieten. Zu beachten ist, dass nicht nur die Futtermittel, sondern auch das Wasser eine sehr gute Qualität haben sollte, da es sonst zu Leistungsminderungen und Krankheiten kommen kann. Je nach betrieblichen Gegebenheiten und Mobilstalltyp erfolgte die Wasserversorgung über einen integrierten Tank im Mobilstall oder über einen externen Anschluss. Das Wasser hierfür stammte bei 73 % der befragten Betriebe aus dem kommunalen Leitungsnetz und bei 27 % aus einer eigenen Brunnenanlage. Die Frequenz, mit der die Tränksysteme gereinigt werden, zeigte von einmal täglich bis einmal jährlich eine weite Bandbreite.

Welche Nährstoffe benötigt das Huhn im Freiland?
Mit der Frage: „Was nimmt das Huhn durch den Schnabel auf, wenn ich es im Freiland halte?“, begrüßte Carsten Pohl von der Bio Eichenmühle GmbH & Co. KG die Zuhörer. Ausgehend von den bloßen Futtermitteln bleibt ein großer Teil unbeachtet. Das Huhn macht bis zu 15.000 Pickschläge pro Tag und nimmt so im Auslauf auch Würmer, Gras, Steine, Parasiten, Boden und/oder Beschäftigungsmaterial auf.

Umso wichtiger ist es, dass die vorgelegte Ration die bedarfsgerechten Nährstoffmengen enthält.


Zuerst erschienen im zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin. Zum kostenfreien Abo bitte einfach hier anmelden und dann den Link in der Bestätigungs-Mail anklicken. Anschließend den ganzen Artikel in der letzten Ausgabe weiterlesen:

 

Kühe mit Wahlfreiheit: „Milchviehstall der Zukunft“ jetzt wissenschaftlich veröffentlicht

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Was passiert, wenn Kühe selbst entscheiden dürfen, ob sie drinnen oder draußen sein wollen? Wenn Kälber bei ihren Müttern aufwachsen und Besucher:innen die Tiere, den Stallalltag und die Forschung beobachten können ohne sie zu stören? Die Antwort liefert das soeben im renommierten Journal of Dairy Science veröffentlichte Invited Review (eingeladene Rezension) zum „Milchviehstall der Zukunft“. Das Konzept setzt auf eine Familienherde mit Kuh-Kalb-Kontakt, eine große freie Liegefläche, Weide- bzw. Paddockzugang rund ums Jahr, Automatisierung & Sensortechnik und einen Besucherkorridor für sicheren Einblick in den Stall-Alltag.

„Mit der Veröffentlichung stellen wir das Konzept umfassend wissenschaftlich dar und zeigen die Chancen für Forschung zu Tierwohl, Ressourceneffizienz, Biosicherheit sowie für die Umsetzung neuer Konzepte in die Praxis.: Wir zeigen, wie Tierwohl und moderne Landwirtschaft zusammengehen. Dummerstorf ist dafür ideal, denn hier liegen viele Forschungseinrichtungen, die sich mit Tierwohl beschäftigen, Tür an Tür, Weideflächen grenzen an den Campus, und wir haben die Baugenehmigung. Die digitale Stall-Simulation steht, jetzt wollen wir den Stall als Reallabor gemeinsam mit Partnern bauen,“ sagt Prof. Dr. Lisa Bachmann, Professorin an der Hochschule Neubrandenburg und wissenschaftliche Mitarbeiterin am FBN (Projektleitung).

Frei wählen, besser leben: So funktioniert der „Milchviehstall der Zukunft“
Der „Milchviehstall der Zukunft“ stellt Kühe und Kälber als Familienherde in den Mittelpunkt, ohne ständiges Umgruppieren, mit stabilen Sozialkontakten und ruhiger Herdendynamik. Die Tiere haben Wahlfreiheit: Sie entscheiden selbst zwischen Stall, Weide und Winter-Paddock. Im Inneren sorgt eine großzügige freie Liegefläche mit weicher, belüfteter Einstreu und Bäumen für Komfort, Klimagewinn und gutes Liegeverhalten. Automatisches Melken und Smarte Fütterungstechnik entlasten die Mitarbeitenden, erlauben individuelle Fütterung und liefern kontinuierlich Gesundheits- und Verhaltensdaten. Ein umlaufender Besucherkorridor macht Forschung und Praxis sichtbar – Führungen, Lehre und Dialog gelingen, ohne die Biosicherheit zu kompromittieren. So entsteht ein praxistaugliches, datengestütztes System, das Tierwohl, Arbeitsalltag und Transparenz zusammenbringt und zugleich Langzeitstudien unter realen Bedingungen ermöglicht.

Dummerstorf: Kompetenzcampus mit Weideanschluss
Dummerstorf vereint auf engem Raum, was dieses Reallabor braucht: Am Forschungsstandort liegen FBN, Landesforschung, Friedrich-Loeffler-Institut, Universität Rostock und die Hochschule Neubrandenburg in unmittelbarer Nähe. Verhaltens-, Tierwohl-, Veterinär-/Epidemiologie- und Agrartechnik-Expertise greifen hier direkt ineinander. Weideflächen grenzen an den Campus, echte Wahlfreiheit für die Kühe ist dadurch ohne lange Treibwege möglich. Zudem ist das Projektteam baurechtlich bereit: Die Baugenehmigung liegt vor, die digitale Stall-Simulation ist abgeschlossen, der Bau ist detailliert durchgeplant. Bestehende Herden, Labore und Datenschnittstellen sichern eine schnelle Inbetriebnahme und verlässliche Forschung. Kurz: Dummerstorf bietet kurze Wege, verlässliche Infrastruktur und ein einzigartiges Kompetenzbündel. Die Voraussetzungen, um den „Milchviehstall der Zukunft“ gemeinsam mit Praxis- und Transferpartnern zu realisieren, sind erfüllt. Nachdem der Bund die Förderung des Baus gestrichen hat, soll nun eine alternative Finanzierungsmöglichkeit gefunden werden.

Play. Test. Build.: Der „Milchviehstall der Zukunft“ als Simulation
Die interaktive Stallsimulation ist fertig: ein digitaler Probelauf, mit dem Abläufe, Platzangebot, Fütterung, Melkwege und Besucherführung realitätsnah durchgespielt werden können. Wie bei einem „spielbaren Prototyp“ lassen sich Varianten testen, Engpässe erkennen und Verbesserungen sofort ausprobieren, bevor ein einziger Spatenstich erfolgt. Die Planung ist bau- und betriebsnah durchdacht. Derzeit sucht das Projektteam Partner aus Praxis, Politik und Gesellschaft, die den Schritt vom digitalen Zwilling in die Realität mitgehen. Im geplanten Demonstrations- und Forschungsstall sollen Langzeitstudien unter Praxisbedingungen durchgeführt werden zu Tiergesundheit und Verhalten, Emissionen, Arbeitsorganisation und gesellschaftlicher Akzeptanz. Damit wird die Grundlage für messbaren Fortschritt für Tier, Mensch und Umwelt gelegt.

Förderhinweis: Die Entwicklung des „Milchviehstalls der Zukunft“ war Teil des Projekts „Innovationen für gesunde und ‚glückliche‘ Kühe“ (06/2021 – 05/2025) und wurde gefördert durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Quelle: Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)

E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5/2025 erschienen!

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„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 5/2025 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet folgende Themen:

  • Rindergrippe – sind Impfungen die Lösung?
  • Mastitisbehandlung – sinnvoll oder überflüssig?
  • Fit durch den Winter: So schützen Sie Ihre Kälber vor den Herausforderungen der kalten Jahreszeit
  • Fibrinöse Pleuropneumonie bei Milchkühen
  • Mykotoxine im Schweinefutter: Latente Gefahr
  • Modifikation des Mikrobioms mit Postbiotika
  • Mobile Hühnerställe auf dem Vormarsch
  • Salmonellen: Thymolbasierter Futterzusatz als Antibiotikaalternative
  • AHV Qure Liquid: Unterstützung für gesunde Ferkel
  • DESICAL® plus: Keime reduzieren
  • Kalbi TMR Nova: Hochverdauliche Kälber-TMR
  • Lely Zeta: Künstliche Intelligenz im Stallmanagement
  • MS Schippers: Intelligente Fütterung
  • Softbed LongLine: Komfortabel Liegen

Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt 1 x registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail „OK“ klicken und gleich kostenfrei downloaden und lesen!

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Neu: Handlich und praktisch einstreuen mit DESICAL®

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DESICAL® bringt einen eigenen Streuer auf den Markt. Der neu entwickelte DESICAL® Acero ersetzt bisherige Kunststoffstreuer innerhalb und außerhalb des Stalls und ist zum Patent angemeldet. Der Clou: Er passt an jeden Akkuschrauber.

Optimal zu bedienen – für einfache tägliche Stallhygiene
Der Acero wird von der Seite befüllt und fasst etwa 11 Liter, die für etwa 120 Boxen ausreichen. Beim täglichen Einstreuen zeigen sich schnell die Vorteile der Neuentwicklung: Mit wenigen Handgriffen rastet ein beliebiger Akkuschrauber in der Halterung ein. Dieser dient als Griff und treibt über die 6-kant Welle die Wurfschaufeln im Streuer an. So ist der Acero für Rechts- und Linkshänder optimal zu bedienen und verteilt die Einstreu mit perfekter Streubreite. Dabei lässt sich die Menge von außen mit einer Rädelschraube einstellen. Weiter lässt sich durch die Laufgeschwindigkeit und die Schrauberdrehzahl die Menge und die Einstreutiefe zusätzlich steuern.

Foto: © DESICAL Der robuste Streuer besitzt eine passende Halterung für Akkuschrauber, die zugleich als Griff und Antrieb funktionieren.

Der Acero wird von einem deutschen Partner-Unternehmen aus Edelstahl und Aluminium gefertigt. Das Material ist langlebig und leicht. So wiegt der Streuer – ohne Akkuschrauber und Füllung – etwa 2,5 kg. Der mitgelieferte Rucksack-Tragegurt entlastet zusätzlich.

Mit dem Acero lassen sich neben vielen gängigen Einstreupulvern natürlich in erster Linie DESICAL® plus und DESICAL® plus ODORO perfekt im Liegebereich der Tiere ausbringen! Die hochalkalischen und zugleich hautverträglichen Einstreu-Produkte von DESICAL® kommen hauptsächlich in Milchviehställen zum Einsatz. Sie helfen die Keimbelastung der Tiere zu reduzieren, z.B. auch für Geflügel in mobiler Haltung, Mastschweine, Mastkälber, Schafe und Ziegen. Tipp: Der DESICAL® Acero ist auch zum Ausstreuen von Bindemittel und anderen fließfähigen Produkten wie z.B. Fliegenlarven-Feingranulat geeignet!

Weitere Informationen unter www.desical.de

Quelle: Hufgard GmbH

Starke Sauen – starke Ferkel: Mit Fütterung und Monitoring zum optimalen Mikrobiom

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Von Dr. Ariane von Mallinckrodt, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

Die zweite Veranstaltung der Seminarreihe „Magen-Darmgesundheit beim Schwein“ im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp hatte zum Ziel, dieses Thema mehr in den Fokus der Schweinehaltung zu stellen. Verantwortlich dafür zeichnete die Arbeitsgruppe „Schwein“ des Runden Tisches Tierschutz. Organisiert und finanziert wurde dieser Veranstaltungstag durch das Verbundprojekt Netzwerk Fokus Tierwohl und der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein.

Einfluss der Sau auf die Magen-Darmgesundheit der Saugferkel
Die Magen-Darmgesundheit von Saugferkeln wird maßgeblich durch die Fütterung und den Gesundheitsstatus der Sau beeinflusst. Tierärztin Patricia Beckers (Provimi-Cargill), seit 25 Jahren in der Schweinefütterung tätig, fasste die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammen und gab spannende Hinweise für die Betriebe.

Beckers erklärte, dass in der Sau um die Abferkelung herum bedeutende Stoffwechselveränderungen stattfinden. Beispielsweise verbleibt Glucose nach dem Fressen deutlich länger im Blutkreislauf als außerhalb dieser Produktionsphase. Dies deutet darauf hin, dass Sauen rund um die Geburtsphase eine Insulinresistenz aufweisen können. Zudem verändert sich die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm der Sau – es wird weniger Buttersäure gebildet, die aber für die Darmzotten essentiell für die Aufnahme der Nährstoffe in den Blutkreislauf ist. Als Folge verändert sich die Darmintegrität und das Risiko für Darmleckagen sowie eine Anflutung von Endotoxinen rund um die Abferkelung steigt. Diese Stoffwechselveränderungen können abhängig von der Kondition der Sau stärker oder schwächer ausgeprägt sein.

Eine Studie zeigte, dass Ferkel von Sauen mit deutlicher Insulinresistenz zwar ein normales Geburtsgewicht aufwiesen, dass der Magen aber deutlich leichter und die Darmzotten kürzer waren als in der Vergleichsgruppe. Durch die verkürzten Darmzotten war auch die Laktaseproduktion stark reduziert. Die Tierärztin betonte, dass eine Überkonditionierung der Sau zur Abferkelung hin vermieden werden muss, um den erhöhten Blutzuckerspiegel der Sau so gering wie möglich zu halten. Fütterungskonzepte mit fermentierter Rohfaser in der Transitphase (ab Tag 80) zeigten positive Effekte auf das Mikrobiom der Sau. Die Tierärztin erklärte nachfolgend die Unterschiede sowie Vor- und Nachteile einer Sauenfütterung mit fermentierbarer und rein struktureller Rohfaser auf die Darmgesundheit von Saugferkeln.

Warum haben Saugferkel oft Darmprobleme?
Saugferkel sind besonders anfällig für Magen-Darm-Erkrankungen, die gravierende Folgen für ihre Entwicklung haben können. Tierarzt Fabio Bagó (Vet-Team Schleswig-Holstein) erklärte in seinem Vortrag die häufigsten Magen-Darm-Probleme in den ersten vier Lebenswochen eines Saugferkels, deren Ursachen und zeigte praktikable Präventions- und Therapiemaßnahmen auf.

Anders als beim Menschen erfolgt die Übertragung von Antikörpern über die Plazenta beim Schwein nicht. Dies führt dazu, dass Saugferkel in den ersten Lebensstunden besonders anfällig sind. Vor allem Rotavirus A+C, E. coli und Clostridien Durchfälle sind laut Begó in deutschen Ferkelerzeugerbetrieben keine Seltenheit mehr. Für immunschwache Ferkel steigt außerdem das Risiko für PCV2 und PRRS. Hier ist die Kolostrumaufnahme entscheidend für die Gesundheit der Ferkel. Laut Literatur benötigen Saugferkel etwa 200 g Kolostrum in den ersten 6-12 Stunden nach der Geburt, was allerdings häufig eine Herausforderung darstellt, da nicht jede Sau diese Menge bereitstellen kann.

Während der zweiten Lebenswoche bleibt das Spektrum potentieller Erreger ähnlich, wobei Kokzidien mehr in den Fokus rücken. Ferkel können sich bereits in der ersten Woche damit anstecken. Die einzelligen Parasiten befallen den Magen-Darmtrakt und durchlaufen zuerst eine Entwicklungsphase, ehe das infektiöse Stadium beginnt. Eine Metaphylaxe gegen Kokzidien (Toltrazuril + Eisen per Injektion oder Toltrazuril als Drench) zahlt sich nur aus, wenn sie innerhalb der ersten 3-4 Lebenstage durchgeführt wird.

In den Lebenswochen drei bis vier nehmen die viralen Infektionen ab, während E. coli, Clostridien und Kokzidien ein Problem bleiben können. In dieser Phase beginnt sich das Immunsystem des Darms auszubilden. Eine schwere Durchfallerkrankung kann diesen Entwicklungsprozess stark verzögern und die Gesundheit des Tieres langfristig beeinträchtigen. Der Tierarzt wies auf zwei Studien hin, welche positive Effekte auf die Ausbildung des Immunsystems durch einer verlängerte Säugezeit bzw. eine verlängerte Tageslichtlänge nachweisen konnten.

Neben den potentiellen Erregern in der Haltungsumwelt können Endotoxine, die bei Mastitis-Metritis-Agalaktie (MMA) produziert werden, über die Milch in die Ferkel gelangen und negative Effekte auf die Darmgesundheit ausüben. Ein effektives MMA-Management und die Optimierung der Geburtshygiene sind entscheidend.

Die Magen-Darmgesundheit der Saugferkel stellt keine isolierte Herausforderung dar, sondern ist oft eng mit dem Management der Sauen und der Hygiene im Stall verbunden. Mutterschutzimpfungen, gezielte Fütterung, optimale Geburtshygiene und bestandsspezifische Impfstrategien sind entscheidende Ansatzpunkte. Die Rolle des Kolostrums für das Immunsystem der Ferkel sollte nicht unterschätzt werden. Der Tierarzt betonte, dass ein Austausch zwischen Bestandstierarzt und Berater auf Betrieben mit Durchfallproblematik häufig die nachhaltigsten Lösungen hervorbringen.

Saugferkelmanagement im Betrieb Hasenkrug
Im ITW-Betrieb Hasenkrug haben sich Jürgen Hammerich und Marcel Langmesser auf ein effektives Saugferkelmanagement spezialisiert. Der Standort Hasenkrug wurde 2005 durch Hammerich übernommen. Der Betrieb hat sich über die Jahre von 280 auf 415 Sauen (PIC) mit Wechselkreuzung entwickelt, inklusive Ferkelaufzucht.

Im Jahr 2006 erfolgte die Umstellung auf einen vierwöchigen Abferkelrhythmus. Der Betrieb verzichtet bewusst auf hormonelle Einsatz zum Rauschemanagement und stellt die Einhaltung des Rhythmus rein durch Tierbeobachtung sicher. Für eine Nachtwache während der Abferkelung fehlt leider das Personal. Die Abferkelrate liegt aktuell bei 85,1 % mit durchschnittlich 14,2 lebend geborenen Ferkeln pro Wurf. Pro Sau und Jahr liegt der Betrieb bei 2,5 Würfen mit 31,8 abgesetzten Ferkeln.

Der Fokus liegt bei einer möglichst effektiven Milchaufnahme aller Ferkel. So setzten die beiden Landwirte auf Tierbeobachtung und Erfahrung. Vor allen an den Jungsauen sollten zeitnah nach der Geburt 14-15 Ferkel liegen, um den Milchfluss anzuregen und stabil zu halten. Dafür setzt der Betrieb bei Bedarf auch Ferkel von Schlachtsauen oder leichte Ferkel aus der Ferkelaufzucht zu. In den ersten 8 Lebenstagen wird sich jedes Ferkel einmal täglich genau angeschaut und gegebenenfalls Managementmaßnahmen durchgeführt. Wer am Tag 4 lebensschwache Ferkel hat, hat in den ersten drei Tagen keine sorgfältige Tierkontrolle gemacht und nicht entsprechend gehandelt, so die Ansicht der beiden Landwirte.

Hammerich und Langmesser führen ein besonderes Management bei leichten und schwachen Ferkeln. Beispielsweise werden ausgekühlte Ferkel in Kunststoffboxen unter Wärmelampen aufgewärmt und anschließend ans Gesäuge gesetzt. Das kann je nach Gegebenheit auch bei einer anderen Sau sein. Ziel ist, die schwachen Tiere dorthin zu setzten, wo sie sich wenig durchkämpfen und leicht trinken können. „Sie dürfen nicht viel Kraft brauchen, um säugen zu können.“, so Hammerich. Auch die Zähne von schwachen Ferkeln werden in dem Betrieb nicht geschliffen.

Für das Saugferkelmanagement im Betrieb Hasenkrug ist eine detaillierte Tierbeobachtung und Betreuung elementar. Für die beiden Landwirte hat jedes Ferkel das Recht auf Leben – ihnen ist bewusst, dass sie dafür sehr individuelle Managementmaßnahmen nutzen, die in anderen Betriebsstrukturen kaum oder nicht umsetzbar sind. Hasenkrug zeigt, wie betriebsspezifisch ein Saugferkelmanagement sein kann und dass es nicht immer Standardwege sind, die zu einer hohen Tiergesundheit und guten Leistung führen.

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4-2025