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Milchmarkt bleibt fragil

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Nach zwei heftigen Preiskrisen – in den Jahren 2008/09 sowie 2015/16 – bewerten Niedersachsen Milchviehhalter den Markt für Milcherzeugnisse als fragil. „Wir sehen durchaus auch realistische Chancen, die großen Rahmendaten geben keinen Anlass zu Pessimismus“, sagt Jan Heusmann, Vorsitzender des Milchausschusses im Landvolk Niedersachsen. Aktuell gebe es beispielsweise durch eine lebhafte Nachfrage aus Südeuropa sowie dem außereuropäischen Ausland wieder Impulse für Milchprodukte. Davon profitiert in erster Linie der Markt für Milchfett wie Butter oder Sahne, aber auch Käse. Schwieriger dagegen gestaltet sich weiter die Verwertung von Eiweiß. Saisonal steigt die Milchanlieferung nach langjährigen Beobachtungen bis Mai etwas an, Niedersachsens Erzeuger steigern ihre Anlieferung eher verhalten. Hier ist kein großer Mengendruck zu erwarten, das Angebot wird auf dem Markt gut nachgefragt. Probleme bereiten den Erzeugern nach Angaben Heusmanns aber die stetig nach oben korrigierten Anforderungen an die Erzeugung. Dazu zählt er die sogenannte „Ohne“-Deklaration, zum Beispiel ohne Gentechnik, aber auch steigende Anforderungen unter den Aspekten Tierwohl oder Umweltschutz, wie sie nicht zuletzt auch durch die neue Düngeverordnung ausgelöst werden. Daraus ergäben sich in erster Linie für kleinere Tierhalter neue Anforderungen, die sie nicht ohne weiteres umsetzen könnten.

Ein großer Wachstumsmarkt im Milchbereich ist die Biomilcherzeugung. Bundesweit hat sich die Anlieferung im vergangenen Jahr um fast zwanzig Prozent erhöht – für das kleine Segment mit einem Anteil von nur drei Prozent an der gesamten Milchanlieferung ein gewaltiger Schub. Die Erzeugerpreise für Biomilch notieren deutlich über dem für konventionell erzeugte Milch. Allerdings hat sich durch die Ausweitung des Angebotes der Abstand etwas verringert. Das Landvolk empfiehlt allen Milchviehhaltern, die auf Biomilcherzeugung umsteigen wollen, zunächst die Vermarktung der Biomilch an eine entsprechende Molkerei sicherzustellen. Mit einem Preisniveau von 30 bis 35 Cent je Kilogramm konventionell erzeugte Milch erhalten Niedersachsen 8.700 Milcherzeuger derzeit ähnliche Erlöse wie im Vorjahreszeitraum, gegenüber Dezember haben die Auszahlungspreise aber deutlich nachgegeben. „Für eine nachhaltige und wirtschaftliche Milchviehhaltung müssen die aktuellen Auszahlungspreise nun dauerhaft nach oben zeigen“, sagt Heusmann.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Dänisches Tierwohlsiegel erreicht erste Kommunikations-Ziele

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Die Hälfte aller dänischen Konsumenten kennt das neue staatliche Tierwohlsiegel oder hat davon gehört. Damit ist das bei der Einführung im letzten Jahr gesteckte Ziel mehr als erreicht. Als die ersten Produkte im Mai 2017 in den Handel gelangten, rechnete man für Ende 2018 mit einem Bekanntheitsgrad von 40 %. Eine im Auftrag des Veterinär- und Lebensmitteldirektorats von Yougov durchgeführte Untersuchung von Kenntnis, Wissen und Vertrauen ergab, dass derzeit 49 % der Verbraucher das Tierwohlsiegel kennen.

60 % sollten das Tierwohlsiegel bis Ende 2018 vertrauenswürdig finden, lautete eine weitere Zielvorgabe bei der Einführung. Hier lag das Befragungsergebnis bei 67 %.

„Die Dänen finden das Tierwohlsiegel gut. Ich freue mich, dass die Konsumenten durch sachlich basierte Kaufentscheidungen ihren Beitrag zu mehr Tierschutz leisten können. Bereits jetzt kennen viele das Siegel und vertrauen ihm, weshalb ich mich nun verstärkt für die Ausweitung seines Anwendungsbereichs einsetzen werde. Auf diese Weise können die Konsumenten sich beim Einkauf noch stärker für mehr Tierwohl entscheiden. Dies ermöglicht es wiederum den Landwirten, ihren Tierschutz weiter zu verbessern”, erklärt Esben Lunde Larsen, Umwelt- und Lebensmittelminister
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Weitere Ergebnisse der Umfrage:
77 % der Dänen finden Tierwohl wichtig, und eine klare Mehrheit nimmt höhere Preise für Produkte in Kauf, die unter klar auf Tierwohl ausgerichteten Bedingungen erzeugt wurden. Dies gilt für die meisten Fleisch- und Milchprodukte. Bislang umfasst die Tierwohl-Kennzeichnung mit je nach Tierwohl 1-3 Herzen nur Schweinefleisch. Weitere Produkte sind jedoch in Vorbereitung.

Im laufenden Jahr stehen die Arbeiten am Tierwohlsiegel für Hähnchen im Vordergrund: „Kurz vor Weihnachten 2017 kamen Aufschnitt-Produkte vom Schwein mit Tierwohlsiegel auf den Markt. Als Nächstes kommen im Laufe dieses Jahres Hähnchen mit Tierwohlsiegel in den Handel“, sagt Esben Lunde Larsen.

Die Untersuchung umfasst auch einen Vergleich des staatlichen Tierwohlsiegels mit anderen Siegeln.
Erwartungsgemäß haben die ältesten Siegel auch den höchsten Bekanntheitsgrad: ‚Anbefalet af Dyrenes Beskyttelse‘ des Tierschutzbundes (seit 26 Jahren auf dem Markt) sowie die 29 Jahre alte ‚Ø-Marke‘ (Ø für Økologisk/Ökologisch).

Informationen zu den Kriterien des dreistufigen Labels hier.

Quelle: Dänischer Fachverband der Land- und Ernährungswirtschaft

Forscher beleuchten Fliegen als Überträger antibiotikaresistenter Keime

Kuhfladen, Schweinemist, Schlachtabfälle – was für den Menschen eher unappetitlich daherkommt, ist für so manche Fliege im wahrsten Sinne ein gefundenes Fressen. Auch in der Tierhaltung werden viele Antibiotika verwendet, die resistente Keime entstehen lassen. Genau diese nehmen über die Ausscheidungen der Nutztiere auch die Insekten auf. Da Fliegen ebenfalls Kontakt zu Menschen haben, sind sie so ein „idealer“ Überträger von Erregern. Wissenschaftler der Universität Münster haben daher nun gemeinsam mit einem internationalen Team die Bedeutung der Schmutzfliege bei der Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterien genauer beleuchtet. In zwei Treffen in Amsterdam und Wien diskutierten sie alle bisher verfügbaren Forschungsarbeiten zum Thema und veröffentlichten ihre Ergebnisse jetzt im Fachmagazin Travel Medicine and Infectious Disease.

Schon 2016 hatte eine münstersche Studie gezeigt: In der ländlich geprägten Region sind bis zu 20 Prozent aller Fliegen mit resistenten Keimen wie Escherichia coli (ESBL-produzierende E.-coli) besiedelt, die beim Menschen beispielsweise starke, schwer zu behandelnde Infektionen auslösen können. „Mit unserer damaligen Arbeit konnten wir nachweisen, dass die Bakterien der untersuchten Fliegen häufig dieselben Resistenzgene trugen wie die Bakterien bei unseren Patienten. Da lag ein Zusammenhang nahe – der bis dahin aber noch nicht sicher belegt war“, erklärt Prof. Frieder Schaumburg vom Institut für Medizinische Mikrobiologie.

Um der Frage nach der Rolle von „filth flies“ („Schmutzfliegen“) – also Fliegen, die Exkremente und verrottendes Material zur Ernährung sowie zur Eiablage nutzen – als Überträger auch anderer antibiotikaresistenter Keime weiter nachzugehen, trafen sich nun Mikrobiologen, Infektiologen, aber auch Veterinärmediziner und Entomologen (Insektenexperten) zu Workshops in Amsterdam und Wien. Die Experten – unter anderem aus Gabun, Kanada und Dänemark – trugen alle bisher verfügbaren Forschungsergebnisse zusammen und diskutierten sie interdisziplinär – mit klarem Ergebnis: „Auf Fliegen sind sämtliche Antibiotikaresistenzen nachzuweisen, vor denen sich Mediziner heute fürchten. Dazu gehört beispielsweise der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus – besser bekannt als der gefürchtete „Krankenhauskeim“ MRSA. Außerdem konnten wir nachweisen, dass die antibiotikaresistenten Bakterien von Fliegen, Menschen und Tieren nahezu identisch sind. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass Fliegen bei der Verbreitung eine wichtige Rolle spielen“, so Workshop-Leiter Schaumburg.

Vor voreiligen Schlüssen warnt der Mikrobiologe dennoch: „Es braucht noch viel Forschungsarbeit, um zu prüfen, welchen Anteil resistente Erreger von Fliegen tatsächlich bei den Infektionszahlen in Krankenhäusern und Arztpraxen haben. Schon jetzt werden wir uns aber auch mit wirksamer, ökologisch sinnvoller Schädlingsbekämpfung beschäftigen müssen.“ Unterstützt wurde das internationale Team um Schaumburg durch das EU-Projekt Joint Programming Initiative on Antimicrobial Resistance, kurz JPPIAMR, und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die die Zusammenarbeit mit über 40.000 Euro förderten.

Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Mehr Wildbienenarten nach 20 Jahren im Botanischen Garten München durch Klimaerwärmung

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Eine weit verbreitete Fehleinschätzung ist es, das am derzeit festgestellten drastischen Insektenrückgang auch die Klimaerwärmung mit schuld sein könnte. Es ist jedoch schon lange bekannt und nachgewiesen, dass diese eher zu einer Vermehrung der Insektenanzahl führen würde, denn wärmeliebende Insekten sind in mediterraneren Klimaten, und natürlich den Tropen, schon immer zahlreicher als in mehr nördlichen Breiten. Dabei ist es oft nicht einfach, die direkten Auswirkungen von Klimaerwärmung auf die Arten- zusammensetzung einer bestimmten Insektengruppe (zum Beispiel der Wildbienen) in einem Lebensraum zu erforschen – denn das Klima wirkt sich nicht nur mit Temperatur sondern auch über den damit verbundenen Wasserhaushalt auf den Lebensraum direkt aus, vor allem auf die Nahrungspflanzen der Insekten, die zum Beispiel mit Dürre zu kämpfen haben. Botanische Gärten stellen daher so etwas wie künstliche, „optimierte“ aber langzeitig stabile Lebensräume für blütenbesuchende Insekten dar, denn dort blühen jedes Jahr die gleichen Pflanzenarten, auch bei längerer Trockenheit, denn es wird künstlich bewässert. Lediglich die Temperatur ändert sich auch für die Pflanzen und Insekten dort mit der Klimaerwärmung.

Der Artenreichtum des Botanischen Gartens München – an heimischen Wildpflanzen wie auch Zier- und Nutzpflanzen – seine geschützte Lage und die Nichtanwendung von chemischem Pflanzenschutz sind seit der Eröffnung des Gartens 1914 unverändert geblieben. Eine erste Inventarisierung der Wildbienenfauna des Botanischen Garten München fand in den Jahren 1997-1999 statt – nun wurden fast 20 Jahre später die dort vorkommenden Wildbienenarten erneut dokumentiert. Doktorandin Michaela Hofmann von der LMU München hat zusammen mit Dr. Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM) von 2015 bis 2017 jeweils von Frühjahr bis Herbst auf regelmäßigen Kontrollgängen durch den Botanischen Garten alle gefundenen Bienen dokumentiert – bei größeren Arten war das teilweise schon anhand von guten Makrofotos möglich, bei vielen kleinen und schwierig zu bestimmenden Wildbienenarten war eine genaue Bestimmung nur durch DNA-Abgleich mit dem Barcoding-Projekt Fauna Bavarica der Zoologischen Staatssammlung (SNSB-ZSM) möglich. Nun wurden die Ergebnisse dieser Wildbienen-Erfassung zusammen mit der LMU-Wissenschaftlerin und Leiterin des Botanischen Gartens, Prof. Susanne Renner in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Oecologia veröffentlicht.

Die Ergebnisse sind überraschend deutlich: wurden 1997-1999 noch 79 Wildbienenarten im Botanischen Garten nachgewiesen, konnten 20 Jahre später 106 Arten gefunden werden. Im gesamten Stadtgebiet München sind seit 1990 192 Bienenarten von Insektenkundlern gefunden worden, das heißt 55% aller Münchner Bienenarten kommen auch im Botanischen Garten mit seinem reichhaltigen Angebot an Nahrung und Nistplätzen vor. Eine Untersuchung der Temperaturpräferenzen der neu gefundenen und der nicht mehr gefundenen Arten ergab: von den 1997-1999 nachgewiesenen 79 Arten wurden 62 von 2015 bis 2017 wiedergefunden (einige davon sind heute sehr viel häufiger), aber 15 wärmeliebende Wildbienenarten wurden erstmals gefunden. Drei Wildbienenarten, die eher kühlere Lebensräume (wie Wälder) bevorzugen, wurden nicht wiedergefunden. Zwischen 1997 und 2017 hat sich die durchschnittliche Temperatur während der Vegetationszeit in München um 0.5 °C erhöht, während die Winter immer kürzer wurden. Unter den zwischen 2015 und 2017 neu im Botanischen Garten ‚angekommenen‘ Bienen sind entsprechend mehrere Arten, die bis vor ca. 20 Jahren nur von den Wärmeinseln Deutschlands bekannt waren. Dazu gehört zum Beispiel die große und auffällige Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea), die Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae), die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) und die Natternkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca). Keinerlei Zusammenhang konnte dagegen gefunden werden zwischen Verschwinden oder Neufund und dem Rote-Liste-Status oder den Nahrungspräferenzen der Arten (ob sie z.B. auf bestimmte Blüten spezialisiert sind oder nicht) – lediglich die Wärmepräferenzen der Bienenarten waren signifikant für ihr Vorkommen.

Mehr zu den Wildbienen des Botanischen Gartens München erfahren sie auch hier. Dort finden Sie auch Informationen zum Wildbienen-Markierungsprojekt, das auch im Frühjahr 2018 im Botanischen Garten München wieder durchgeführt wird.

Quelle: Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

Neue Online-Fortbildung: Führung von Jung- und Legehennen mit intaktem Schnabel

Mit dem Verzicht auf das Schnabelkürzen sind die Anforderungen an das Management in der Aufzucht von Junghennen und der Haltung von Legehennen deutlich gestiegen. Gemeinsam mit Praktikern und anerkannten Wissenschaftlern hat es sich der Bundesverband Deutsches Ei e. V. (BDE) daher zur Aufgabe gemacht, für alle Mitarbeiter im Stall eine moderne Hilfestellung zur Führung von Jung- und Legehennenherden mit intaktem Schnabel zu erarbeiten. In einem praxisnahen und wissenschaftlich fundierten E-Learning-Modul sollen die Teilnehmer alles lernen, was zum erfolgreichen Management der Herden erforderlich ist – von der Früherkennung erster Verhaltensstörungen der Tiere bis hin zu wirksamen Notfallmaßnahmen beim Auftreten von Federpicken.

Federpicken vermeiden – E-Learning vermittelt alle nötigen Kenntnisse
„Das vom BDE entwickelte E-Learning vermittelt allen direkt mit dem Tier arbeitenden Menschen, vom einfachen Hilfsarbeiter bis zum Farmleiter, auf kurzweilige und moderne Art die nötigen Kenntnisse, um Federpicken und Kannibalismus bei den Hennen zu vermeiden“, sagt Karl-Frieder Kottsieper, der als Vizepräsident für die Gruppe der Landesverbände im Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG) den Anstoß zu der nun vorliegenden Online-Fortbildung gegeben hatte. Dass das E-Learning-Modul bei den Jung- und Legehennenhaltern auf großes Interesse stoßen wird, davon ist der BDE-Vorsitzende Henner Schönecke überzeugt: „Der Verzicht auf das Schnabelkürzen stellt eine große Kraftanstrengung für die Branche dar, der wir uns mit viel Engagement stellen. Mit seinen vielen Anschauungsbeispielen bietet das E-Learning jedem Mitarbeiter im Stall eine wesentliche Hilfestellung.“

Angebot mit hoher Praxisrelevanz: auf Deutsch, Polnisch, Rumänisch und Bulgarisch
Um alle Mitarbeiter im Stall zu erreichen und nicht an Sprachbarrieren zu scheitern, ist das E-Learning-Modul dabei nicht nur auf Deutsch, sondern bald auch auf Polnisch, Rumänisch und Bulgarisch erhältlich. In einer Gesamtlernzeit von zwei Stunden, die in sechs Einzelmodule gegliedert ist, eignen sich die Lernenden in der Onlinefortbildung ein detailliertes, immer auf die Praxis ausgerichtetes Fachwissen an. Das reicht von den rechtlichen Grundlagen über die Früherkennung von Verhaltensstörungen bis hin zu wirksamen Notfallmaßnahmen – immer unterfüttert durch anschauliche Bilder mit Praxisbeispielen aus Jung- und Legehennenherden. Nach dem erfolgreich absolviertem Abschlusstest wartet auf die Nutzer eine Teilnahmebescheinigung als Nachweis der erlangten Sachkunde.

Dank an die beteiligten Geflügel-Wissenschaftler Andersson und Keppler
BDE-Vorsitzender Henner Schönecke lobt nicht allein die Inhalte und die moderne Aufmachung des E-Learning-Moduls, sondern auch die intensive, detailorientierte Mitwirkung der beteiligten Wissenschaftler: „Ohne das ausdauernde Engagement und das enorme Fachwissen der beteiligten Geflügelexperten Dr. Christiane Keppler von der Gallicon-Geflügelberatung und Prof. Dr. Robby Andersson von der Hochschule Osnabrück hätten wir unser Schulungsangebot nicht in dieser herausragenden Qualität anbieten können.“

E-Learning ab heute verfügbar – Vorzugspreis für ZDG-Mitglieder
Ab heute ist das Angebot online auf www.landakademie.de zum Preis von 79 Euro verfügbar. Als besondere Leistung des Verbandes erhalten alle BDE-Mitglieder das E-Learning-Modul zum Vorzugspreis von 29 Euro.

Quelle: ZDG

Die Fischvielfalt aus Niedersachsen

Aus christlicher Tradition steht Fisch am Karfreitag fest im Speiseplan, viele Menschen essen in Anlehnung an diesen Feiertag sogar jeden Freitag Fisch. Die heimischen Aquakulturen, Binnen- und Küstenfischer haben je nach Saison ein reichhaltiges Angebot, der Selbstversorgungsgrad bei Fisch und Fischerzeugnissen in Deutschland ist dennoch sehr niedrig, schreibt der Landvolk-Pressedienst. Im Jahr 2016 wurden nach Angaben des Fischinformationszentrums (FIZ) 1,89 Mio. Tonnen importiert. Aus deutscher Produktion stammten 286.000 Tonnen. „Wir haben im Moment zu 85 bis 90 Prozent Seelachs in den Netzen. Kabeljau wird als Beifang ebenfalls angeboten, in kleineren Mengen Schellfisch. Pollack und Seehecht“, sagt Michael Seidel von der Kutterfisch-Zentrale aus Cuxhaven. Das Unternehmen ist mit fünf Kuttern in der Nordsee unterwegs. „Für die Fischerei hat das kalte Wetter keinen negativen Einfluss“, erklärt Seidel. Für die Qualität der Fische sei das sogar gut, das Arbeiten auf See sei allerdings angenehmer, wenn es etwas wärmer ist.

In den 124 niedersächsischen Aquakulturanlagen werden jährlich rund 2.900 Tonnen Fisch erzeugt. Mehr als die Hälfte der gehaltenen Fische, 1.473 Tonnen, gehören nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Familie der Lachsfische wie Forellen, Lachse, Renken und Äschen. Vor allem die Regenbogenforelle ist in Niedersachsen beliebt. Zudem werden jährlich 1.241 Tonnen Aal, Wels und Zander, 121 Tonnen Karpfen und 17 Tonnen sonstige Arten in den niedersächsischen Aquakulturanlagen gefischt. Hinzu kommen die Fänge der 45 Fluss- und Seefischereien und 2.000 bis 3.000 Kleinteichwirtschaften. Sie kaufen ihre Besatzfische in den Aquakulturanlagen, es werden jedoch immer weniger. „Die Fischwirte erleben einen gewaltigen Fraßdruck durch Wildtiere. Kormoran, Fischotter und Reiher machen zunehmend Probleme!“ erklärt Steffen Göckemeyer vom Landesfischereiverband Niedersachsen. Das Einzäunen oder Einhäusen sei keine Lösung für große Teiche, Hobbyhalter können dies ebenfalls nicht leisten, sagt der Fischereiexperte. Die Absatzlage für die Fischwirte sei gut, sie könnten mehr verkaufen, als sie produzieren, meint Göckemeyer. Daher rät er den Kunden zum Karfreitag unbedingt, beim lokalen Fischwirt oder -händler (www.fischerei-niedersachsen.de) vorzubestellen.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Interview zur Umstellung auf Öko-Jungsauenvermehrung: Feste Verträge und gute Genetik geben Planungssicherheit

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Andreas Kopf aus Bellersheim hat einen großen Schritt gewagt: 2016 stieg er in die Öko-Jungsauenvermehrung ein. Dafür baute er seinen bis dahin konventionell bewirtschafteten Betrieb aufwändig um. Heute hält er 300 Zuchtsauen inkl. Ferkelaufzucht, davon 100 Zuchtsauen zur Jungsauenvermehrung. Mit der eigenen Futtermischzentrale erzeugt er mit seinen 85 ha Ackerbau zukünftig hofeigenes Futter. Mittlerweile konnte er mit dem neuen System Erfahrungen in jeder Jahreszeit machen. Wie kommen Sauen und Ferkel mit dem Außenklima zurecht? Ist der Umgang mit freilaufenden Sauen problematisch? Dr. Heike Engels hat den Landwirt auf seinem Hof getroffen.

HE: Herr Kopf, Sie haben Ihren Betrieb vor einem Jahr auf Öko-Jungsauenvermehrung umgestellt. Warum?

AK: In den nächsten Jahren wird sich die Sauenhaltung gravierend verändern. Auflagen werden immer höher. Konventionelle Betriebe haben es schon jetzt schwer. Ich wollte einfach nicht mehr so getrieben sein, sondern voran gehen. Schon lange habe ich die Freilauf-Abferkelbucht im Fokus gehabt. Nach einer ersten betriebswirtschaftlichen Rechnung für meinen damals noch konventionellen Betrieb haben die Zahlen den Umbau aber einfach nicht hergegeben. Erst als eine Organisation auf mich zukam und mir über 10 Jahre feste Preise von 4 Euro je Kilo anbot, war die Option attraktiv. So kam das Ganze ins Rollen. Biolandberater schauten sich meine Ställe an und meinten, mit entsprechen- den Umbaumaßnahmen sei die Bioland- und Naturland-Zertifizierung möglich. Dazu kam, dass das BHZP großes Interesse daran hatte, eine Öko-Jungsauenvermehrung aufzubauen. Vor allem die Lage meines Betriebes hier in Hessen ist dafür gut, denn viele wollen die Tiere aus der Region, das ist hier gegeben.

HE: Für welche Sauengenetik haben Sie sich entschieden?

AK: Der Vermehrungsbetrieb, den ich seit 2000 gepachtet habe, ist schon seit der Gründung des BHZP BHZP-Vermehrungsbetrieb. Ich war auch einer der ersten Betriebe, der die db.Viktoria verkaufen konnte. Der Andrang war so groß, dass ich ausverkauft war: jeder wollte unsere Jungsauen haben. Das BHZP weiß, was es tut, der Zuchtfortschritt ist enorm. Deshalb setze ich jetzt auf die db.Klara, die neue Ökosau des BHZP. Für die Ökojungsauen erreichen uns mittlerweile reichlich Nachfragen von Kunden aus ganz Deutschland. Einige Züchter haben schon mehrmals Tiere von uns bekommen. Das läuft gut. Es sind alles Biobetriebe, die eine Freilaufbucht haben und die entsprechende Genetik dafür möchten. Wir müssen sogar ein wenig bremsen, weil wir gar nicht immer genug Sauen für die große Nachfrage haben. Aber ab März 2018 können wir die Nachfrage dann komplett bedienen.

HE: Welche Merkmale sind Ihnen bei der Öko-Jungsauenzucht wichtig?

AK: Viele lebend geborene Ferkel sind nicht so entscheidend, viel wichtiger ist die Homogenität im Wurf: Entscheidend ist in dieser Freilauf- bucht, dass die Ferkel alle gleich gut entwickelt und robust sind. Habe ich 12 große und zwei kleine Ferkel, werden es die kleinen nicht schaffen. 14 gleiche Ferkel laufen so durch. Die Mütterlichkeit ist nicht mehr so entscheidend, die Sauen sind beim Abferkeln nicht mehr aggressiv gegenüber ihren Ferkeln. Gegenüber Menschen aggressive Tiere gehen nicht in die Zucht. Die db.Klara bringt beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche, ruhige und mütterliche Ökosau mit.

HE: Gab es bei den Stallumbauten besondere Dinge zu beachten?

AK: Der Abferkelbereich – 3 Ställe für je 28 Sauen – ist komplett neu gebaut. Das war mir wichtig, denn wenn hier etwas nicht richtig läuft, sind die Ferkelverluste zu hoch. Die anderen Ställe z.B. für das Gruppensäugen – 7 bis 8 Sauen je Abteil, der Jungsauen- aufzuchtstall mit 500 Plätzen, der Deck- und Wartebereich sowie der Maststall mit 550 Plätzen haben wir aus den bestehenden Ställen umgebaut, indem wir die Spaltenböden zubetoniert und wo erforderlich einen Auslauf angebaut haben. Um die Stroheinstreu arbeitswirtschaftlich umzusetzen, haben wir auf große Durchgänge von 1,40 m geachtet. Da passt ein Rundballen rein. Den Ballen rollen wir in den Stall, machen das Netz weg, den Rest erledigen die Sauen. Das Zerwühlen des Strohs ist dann gleich Beschäftigung. Die Sauen koten fast alle draußen. Das funktioniert fantastisch, dadurch bleibt die Bucht sauber. Draußen entmisten wir mit einem Gummischieber und einen 2,70 m breiten Besen, der am Dreipunkt vom Schlepper hängt. An den Ausläufen liegt ein zentraler Gang, über den wir die Ausläufe gut erreichen können.

HE: Wie nutzen die Tiere das Außenklima?

AK: Der Außenbereich der Bucht wird sehr gut angenommen. Während die Ferkel im Winter erst nach etwa einer Woche in den Außenbereich liefen, taten sie dies im Sommer meistens schon am 2. Lebenstag. Meine Befürchtung, dass die Sauen im Sommer vermehrt draußen abferkeln hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Im gesamten Sommer haben nur zwei Sauen draußen abgeferkelt. Es war tagsüber und ein sehr warmer Tag, als das passierte, und als wir sahen, dass die Sauen draußen anfingen abzuferkeln, haben wir sie einfach vorsichtig in den Stall getrieben. Dort haben sie weiter abgeferkelt. Das war gar kein Problem.

Insgesamt hatten wir durch den Außenklimastall sogar wesentlich weniger Probleme mit den warmen Temperaturen. Wenn es den Sauen im Stall zu warm war, gingen sie einfach raus und umgekehrt. Durch die vermehrte Bewegungsfreiheit sucht sich die Sau den für sie angenehmsten Platz aus. Sie fühlen sich wohl, das sieht man.

HE: Können Sie erhöhte Ferkelverluste durch den Freilauf beobachten?

AK: Im Lehrbuch findet man die Angabe, dass bei einer Freilaufbucht ein Ferkel mehr pro Sau erdrückt wird. Auch wir sind nicht davor gefeit. Eine Möglichkeit zur längeren Fixierung der Sau haben wir nicht mehr. Es gibt nur noch ein schwenkbares Gitter im Abferkelbereich, mit dem wir die Sau fixieren können, wenn wir an die Ferkel müssen. Wenn die Ferkel irgendwo im Stall liegen und die Sau frei herumläuft, ist die Gefahr natürlich größer, dass sie von der Sau erdrückt werden. Alle Ferkel, die nach dem 115. Tag geboren werden, laufen gut durch. Bei Ferkeln, die vorher geboren werden, können erhöhte Verluste eintreten, wenn man nicht bei der Geburt dabei ist. Die Ferkel werden aber nicht erdrückt, sondern sie sind zu klein, kühlen schnell aus und kommen nicht ins Nest. Eine Geburtsüberwachung ist ganz wichtig.

Wir versuchen mit vielen Maßnahmen, die Verluste weiter zu senken. Derzeit installieren wir ein zweites Ferkelnest pro Abferkelbucht. Das Nest ist von oben mit einem Dunkelstrahler beheizt, und die Liegefläche besteht aus Stroh. Vielleicht haben wir das erste Ferkelnest ja am falschen Platz und es liegen deshalb nicht immer alle Ferkel darin. Wir probieren vieles aus, um es den Tieren noch angenehmer zu machen.

HE: Welchen Tipp haben Sie für umsteigewillige Landwirte?

AK: Sehr wichtig in meinem Konzept sind feste Verträge, die Langfristigkeit und die Preisbindung, ansonsten hätte ich den Umbau nicht gemacht. Die schlechten Erlöse in den letzten Jahren hätten so eine Betriebsentwicklung nicht erlaubt. Zudem möchte ich meinen Betrieb nicht gerne nur auf einem Bein aufstellen, sondern mag verschiedene Standbeine, das ist jetzt gegeben. 50 % der Ferkel gehen weg, und den Rest ziehe ich groß. Davon sind dann ein Drittel Zuchttiere, ein Drittel der Schlachttiere für Rewe und ein Drittel für Edeka. Für die Tiere und für das Management ist ein fester Rhythmus extrem wichtig. Wir haben zum Beispiel teilweise das Problem, dass die Sau durch das Umstallen ins Gruppensäugen während der Säugezeit in die nächste Rausche kommt. Das bringt uns dann die ganze Gruppe durcheinander. Derzeit sind wir noch mit vielen Umbaumaßnahmen beschäftigt, so dass wir den richtigen Zeitpunkt manchmal verpassen, das müssen wir unbedingt verbessern. Außerdem habe ich festgestellt, dass unser neues System mehr Arbeitskraft braucht und deshalb haben wir gerade eine neue Mitarbeiterin eingestellt. Natürlich bedeutet das Mehrausgaben, aber eine bessere Betreuung der Tiere bringt auch mehr Leistung.

HE: Würden Sie die Umstellung auf Ökojungsauenvermehrung heute wieder so treffen?

AK: Ich bin zufrieden mit meiner Entscheidung, den Betrieb umzustellen; eigentlich von Tag zu Tag mehr. Jetzt wo wir das ganze Haltungssystem umgestellt haben, sind die Tiere viel ruhiger geworden. Ich habe das früher nie glauben wollen, wenn mir das jemand erzählt hat, aber es ist tatsächlich so. Direkt nach der Umstallung aus dem konventionellen System in die Bioabferkelbucht waren einige Sauen noch nervös, aber jetzt gar nicht mehr. Früher sprangen alle Tiere einer Gruppe auf, wenn man den Stall betrat, das kümmert die Sauen heute gar nicht mehr. Das entspannt uns alle, Mensch als auch Tier.

HE: Herr Kopf, vielen Dank für das Gespräch!

ZDG-Präsidium sagt Agrarministerin Klöckner Unterstützung zu

Klares Ja zum staatlichen Tierwohllabel – verpflichtend für alle Vermarktungswege, Ausgleich über Tierwohlfonds

Die deutsche Geflügelwirtschaft ist bereit für ein staatliches Tierwohllabel und sagt Agrarministerin Julia Klöckner ausdrücklich ihre Unterstützung auf dem Weg zu einem solchen Label zu. Dieses klare Bekenntnis zu einem staatlichen Tierwohllabel hat das Präsidium des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG) bei seiner gestrigen Sitzung in Berlin abgegeben. Ebenso klar allerdings die Forderung aus dem Spitzengremium der Dachorganisation der deutschen Geflügelwirtschaft zur konkreten Ausgestaltung des Labels: „Ein staatliches Tierwohllabel muss verpflichtend für alle Vermarktungswege sein und eine Herkunftskennzeichnung umfassen. Der gesicherte und vollständige Ausgleich der finanziellen Mehraufwendungen für unsere Tierhalter und Vermarkter muss über eine marktpreisunabhängige Tierwohlabgabe gewährleistet werden“, sagt ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke.

Ansatz „Breite statt Nische“: Davon haben Tiere und Verbraucher etwas
Als Basisstufe des staatlichen Tierwohllabels sieht die Geflügelwirtschaft die Kriterien der in den vergangenen Jahren erfolgreich gelebten Initiative Tierwohl (ITW). „So erzielen wir für das politisch und gesellschaftlich gewollte Mehr an Tierwohl eine verlässliche Breitenwirkung in der Nutztierhaltung“, plädiert Ripke für eine Lösung auf Grundlage der Initiative Tierwohl mit ihren tierwohlrelevanten Kriterien und dem Tierwohlfonds als Finanzierungsgrundlage. Breite statt Nische beim staatlichen Label – von dieser Herangehensweise habe auch der Verbraucher etwas: „Er bekommt statt eines ausufernden ,Siegel-Dschungels‘ ein staatliches Label, auf das er vertrauen kann – und zugleich steigen die Verbraucherpreise anders als bei ,Premium-Siegeln‘ lediglich moderat an.“

Ab April: Geflügelwirtschaft geht mit Produktsiegel im Rahmen der ITW voran
In puncto Kennzeichnung geht die Geflügelwirtschaft mit dem erstmals im Rahmen der ITW verwendeten Produktsiegel einen großen Schritt voran: Ab April können die teilnehmenden Handelsunternehmen Geflügelfleisch kennzeichnen, das von Betrieben der Initiative Tierwohl stammt, zunächst unbehandeltes Hähnchen- und Putenfleisch, im Oktober folgt die Kennzeichnung von marinierter/panierter Ware.

Geflügelwirtschaft sieht sich in der Verantwortung für akzeptierte Nutztierhaltung
„Die deutsche Geflügelwirtschaft ist zu sofortigen Gesprächen mit der Politik bereit, um zu vernünftigen und marktorientierten Lösungen bei der Schaffung des staatlichen Tierwohllabels zu kommen“, betont Ripke die Aufgeschlossenheit der Geflügelwirtschaft, die sich in der Verantwortung für eine gesellschaftlich akzeptierte Nutztierhaltung sieht.

Quelle: Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.

Bundestierärztekammer fordert Kennzeichnung von Falltieren beim Schwein

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In der Reportage „Millionen Schweine sterben für den Müll“ von Report Mainz am 20. März 2018 waren erneut entsetzliche Bilder zu sehen. Eine Studie mit dem Thema „Untersuchungen an verendeten/getöteten Schweinen in Verarbeitungsbetrieben für tierische Nebenprodukte (VTN)“ von Prof. Dr. Elisabeth große Beilage, wurde bereits in der Tierärzteschaft intensiv diskutiert. Die Bundestierärztekammer (BTK) fordert unter anderem eine Kennzeichnungspflicht von Falltieren beim Schwein, um eine Rückverfolgung zum Herkunftsbetrieb möglich zu machen.

„Diese Bilder sind auch für Tierärzte nicht leicht zu ertragen und lassen auf erschreckende Missstände in einigen Herkunftsbetrieben schließen“, sagt Dr. Uwe Tiedemann, Präsident der BTK. Prof. große Beilage, Fachtierärztin für Schweine, machte in ihrer Studie auf das traurige Schicksal der gefallenen Tiere aufmerksam. Nach ihrer Untersuchung in VTNs in verschiedenen Regionen Deutschlands konnte sie feststellen, dass den dort angelieferten Tieren vor ihrem Tod „unnötige Schmerzen und lang anhaltende Leiden“ zugefügt wurden. Laut große Beilage ist es wichtig, „die Tierhalter in entsprechenden Aus- und Fortbildungsmaßnahmen theoretisch und vor allem praktisch im angemessenen Umgang mit kranken und verletzten Tieren zu schulen.“

„Die vielen Verstöße gegen das Tierschutzrecht und die Tierschutznutztierverordnung sind alarmierend. Damit die Überwachungsbehörden regelmäßige Tierschutzkontrollen in den tierhaltenden Betrieben durchführen können, ist eine Personalaufstockung in diesem Bereich dringend notwendig“, mahnt Tiedemann. Eine Kennzeichnungspflicht der Falltiere beim Schwein würde es den Amtstierärzten darüber hinaus ermöglichen durch Kontrollen in den Verarbeitungsbetrieben, die Herkunft der betroffenen Tiere zu ermitteln und wenn nötig, Verfahren einzuleiten. Auch die langjährige Forderung der BTK, eine Tiergesundheitsdatenbank, die per Gesetz die Daten der VTNs berücksichtigt, einzuführen, um alle relevanten Informationen aus einem Tierbestand zu dokumentieren, wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Brisanz und Präsenz dieser Thematik in den Medien sollte genutzt werden, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, das Leiden der Tiere umgehend zu beenden, indem eine bessere Versorgung erkrankter und verletzter Tiere sowie eine fachgerechte und rechtzeitige Nottötung unheilbar kranker Tiere gewährleistet wird.

Quelle: Bundestierärztekammer

Kommentar
Die erwähnte TiHo-Studie wurde bereits im November 2017 veröffentlicht und Tierärzte wie Nutztierhalter zeigten sich sehr betroffen von den Ergebnissen. Den Anstoß zu dieser Untersuchung an deutschen TBA gab eine entsprechende Studie aus Österreich, die bereits im September 2016 in Hannover vorgestellt wurde (Link).

Ozeanversauerung: Heringe könnten von veränderter Nahrungskette profitieren

Die Larven vieler Fischarten reagieren empfindlich auf Ozeanversauerung – das konnten Studien bereits zeigen. Hervorgerufen wird die Versauerung von großen Mengen Kohlendioxid (CO2), die von der Atmosphäre ins Meerwasser gelangen. Dieses CO2 beeinflusst aber auch das Nahrungsangebot für die Larven. Wie sich beide Effekte kombiniert auf den Fisch-Nachwuchs auswirken können, haben Forscherinnen und Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel an Heringslarven untersucht. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Nature Ecology and Evolution.

Kaum starten sie ins Leben, geht es für junge Fische auch schon ums Überleben. Die Jungfische müssen lernen zu fressen und Feinden zu entfliehen. Gleichzeitig sind sie in dieser Lebensphase am sensibelsten gegenüber Umweltfaktoren wie Temperatur, Sauerstoff und dem pH-Wert des Wassers. Genau diese Faktoren wandeln sich derzeit global: Temperaturen steigen und Sauerstoff geht den Meeren verloren. Außerdem gelangt immer mehr Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre ins Meerwasser, bildet dort Kohlensäure und lässt den pH-Wert sinken. Doch nicht nur direkt, auch indirekt beeinflusst zusätzliches CO2 die Überlebenschancen von Fischlarven, denn es kann auch ihr Nahrungsangebot verändern.

Forscherinnen und Forscher aus Deutschland, Schweden und Norwegen unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel haben jetzt anhand von Heringslarven erstmals untersucht, wie sich diese beiden Effekte der Ozeanversauerung kombiniert auf das Überleben und Wachstum von diesen Jungfischen auswirken können. Wie sie heute in der internationalen Fachzeitschrift Nature Ecology and Evolution veröffentlichen, zeigten die Experimente, dass Heringe von einer durch Versauerung veränderten Nahrungskette profitieren könnten. „Möglicherweise werden sie in einem saureren Ozean der Zukunft einen Vorteil gegenüber anderen, empfindlicheren Arten haben“, sagt Dr. Michael Sswat vom GEOMAR, Erstautor der Studie.

Um die Reaktion der jungen Heringe auf Ozeanversauerung zu testen, ließ das Team sie in einem vollständigen Nahrungsnetz unter heutigen und zukünftigen CO2-Bedingungen aufwachsen. Dafür nutzte es die Kieler KOSMOS Offshore-Mesokosmen, die 2013 für einen Langzeitversuch im schwedischen Gullmarsfjord verankert waren. „Die Mesokosmen isolieren wie in einem riesigen Reagenzglas 50 Kubikmeter Meerwasser mit allen darin vorkommenden Planktonorganismen“, erklärt Prof. Dr. Ulf Riebesell vom GEOMAR, Ko-Autor der Studie. Fünf der Mesokosmen wurden mit CO2 angereichert, um Konzentrationen zu simulieren, die für das Ende des Jahrhunderts vorhergesagt werden. Fünf Mesokosmen wurden zum Vergleich bei gegenwärtigen CO2-Werten gehalten.

In den Mesokosmen mit erhöhten CO2-Konzentrationen trat die natürliche Algenblüte zwischen Februar und Juni verstärkt auf. „Dadurch vermehrte sich auch das tierische Plankton besser und von diesem erhöhten Nahrungsangebot profitierten dann die Heringslarven“, erklärt Dr. Michael Sswat. Sechs Wochen nach dem Schlupf hatten so fast 20 Prozent mehr Heringslarven unter zukünftigen als unter heutigen CO2 Bedingungen überlebt. „Dieser insgesamt positive Effekt von Ozeanversauerung auf Heringslarven war zunächst überraschend, da frühere Studien für viele andere Fischarten negative direkte Effekte von Versauerung auf das Überleben der Larven gezeigt haben“, ergänzt Dr. Catriona Clemmesen vom GEOMAR, ebenfalls Ko-Autorin der Studie.

Eine Erklärung für die überraschenden Ergebnisse bot sich in einer parallelen Laborstudie, welche zeigte, dass Heringslarven generell widerstandsfähiger gegenüber pH-Wert-Veränderungen sind. „Geschwister der Heringslarven in den Mesokosmen wurden im Labor bei vergleichbaren CO2 Werten aufgezogen, ohne Änderungen im Futterangebot. Somit konnten wir den direkten Effekt des Kohlendioxids auf die Heringslarven von dem indirekten Einfluss über die Nahrungskette trennen“, erklärt Dr. Sswat, der auch Erstautor der Laborstudie ist, die bereits Ende Januar in der Fachzeitschrift PLOS ONE erschien.

Die Toleranz der Heringslarven gegenüber pH-Wert-Veränderungen könnte an der Lebensweise der Fische liegen. „Heringe laichen meist nahe dem Boden, wo natürlicherweise hohe CO2-Werte vorherrschen. Sie sind somit vermutlich schon besser angepasst als andere Fischarten wie z.B. der Kabeljau, der nahe der Wasseroberfläche laicht“, erklärt Dr. Clemmesen.

Wie sich das Überleben der Fischlarven und somit ganzer Bestände in der Zukunft verändert, ist also von vielen Faktoren abhängig. Zusätzlich zur Ozeanversauerung verändern auch die ansteigende Temperatur und die Überfischung die Lebensgemeinschaften im Meer weltweit und längst nicht alle dieser Folgen sind absehbar. „Veränderungen im Ökosystem sind allerdings wahrscheinlich. Deshalb ist das Risiko hoch, dass die direkten und indirekten Folgen eines ungebremsten CO2-Ausstoßes die Fischbestände insgesamt negativ beeinflussen“, fasst Ulf Riebesell zusammen.

Quelle: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel