Biosicherheit in der Schweinehaltung

Hier haben wir einige Tipps zur Biosicherheit zusammengestellt, aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die ersten Kommentare aus Praktiker-Sicht sind bereits eingefügt und an der Kursivschrift zu erkennen. Vielleicht fehlt aber noch etwas? Weitere Ergänzungen unserer Leserinnen und Leser nehmen wir gerne auf!

1 Jungsauen
Gesundheitsstatus zugekaufter Jungsauen prüfen. Der Impfstatus sollte dem des eigenen Bestandes entsprechen, möglichst „frei von“ kaufen und dann impfen.

Eingliederung für min. 6 besser 9 Wochen – Zweiteilung: 3 Wochen komplett Quarantäne und dann noch einmal 3-6 Wochen Eingliederung inkl. Impfungen.

Im Quarantänestall die zugekauften Tiere mit den stalleigenen Keimen in Kontakt bringen. Weitere Impfungen während der Quarantäne vornehmen. Nicht nur die Impfungen der Jungsauen, sondern auch die in der Stammherde des Aufzuchtbetriebs erfragen.

Jungsauenzukauf: möglichst „gebündelt“, d.h. nicht jede Gruppe, sondern 2-4 Mal pro Jahr. Und natürlich kann man auch Eigenremontierung erwägen und die Jungsauen selbst nachziehen.

2 Bestands-Screening
Im Betrieb vorhandene Erreger kennen und bei der Jungsauen-Eingliederung entsprechend impfen oder mit Stallkeimen in Kontakt bringen. Erfolgskontrolle für die Impfungen (ist der Stall z. B. komplett PRRS-frei, kann auf diese Impfung verzichtet werden). Alle 3-6 Monate Blutchecks.

Ganz ehrlich – die Serologie ist oftmals das Geld nicht wert, wofür sie gemacht wird, es sei denn der Betrieb ist ein unverdächtiger Betrieb – aber bei einem positiven Betrieb ist die Aussage gleich Null.

3 Stallhygiene
Beim Reinigen der Abteile und Gänge auch immer an Lüfter, Treibbretter, Paddel, Besen und den Hochdruckreiniger denken. Reinigungsmittel werden bei 20 Grad Oberflächentemperatur getestet, deswegen im Winter die Konzentration erhöhen.

Hier bitte die Desinfektion nicht vergessen und Vorsicht: Aldehyde haben ebenfalls einen Kältefehler. Dann bitte nur DVG gelistete Präparate verwenden und schön auf die Aufwandmenge achten – v.a. wenn der Stall noch „nass“ sein sollte (Verdünnungseffekt).

4 Tierhygiene
Vor dem Abferkeln Sauen waschen und Keime und Parasiteneier entfernen/minimieren (Sauen-Gesäuge!). Wird im Winter nicht gewaschen, gegen Würmer etc. intensiver vorgehen. Kleine Verletzungen gleich behandeln, Nabel beim Ferkel desinfizieren, Messer fürs Kastrieren desinfizieren (3 Messer einsetzen und diese reihum benutzen, damit immer 2 Messer eine Weile in der Desinfektionslösung liegen. Wenn Schwänze kupiert werden sollen, heißen Draht verwenden.

Beim Impfen wurfweise die Kanülen wechseln. Verschiedene Farben (Treibpaddel, Brett, Eimer, Stiefel, usw.) für verschiedene Stallbereiche. Vor den Abteilen Desinfektionsmatten oder –wannen verwenden (mindestens im Abferkelstall). Bei der Tierkontrolle von klein zu groß gehen (v. a. Ferkelaufzucht & Mast). All in – all out, kein zurückstallen, kein Mischen von Altersgruppen.

5 Personal-Hygiene
Einduschen einschließlich Haare waschen. Je Stall eigene Kleidung (die auch gerne regelmäßig gewaschen werden darf) und eigenes Werkzeug (farbig markiert). Stiefel (auch die freuen sich über regelmäßige Reinigung), Overall aber auch Kopfbedeckung (Spinnweben), Handschuhe für den Tierarzt z. B. (Zoonose-Erreger, die vom Schwein auf den Menschen, aber auch von Mensch zu Schwein übertragen werden können). Tierärzte und Tierhalter, die auch Jäger sind, sollten ihre Jagdkleidung nicht auf dem Betriebsgelände tragen (auch nicht Stiefel oder Hut).

Strikte schwarz-weiß Trennung. Wir arbeiten nur mit Handschuhen – ansonsten Hände desinfizieren. Hier ganz wichtig bei den Jägern – der JAGDHUND. Und auch Katzi hat nichts im Stall zu suchen. Dann stets den Stall abschließen, damit nicht ungebetene Besucher kommen. Verbrauchsmaterialien desinfizieren, bevor sie mit in den Stall kommen.

6 Futter
Wird Futter länger gelagert, bilden sich allein durch Wettereinflüsse Bakterien (Kondenswasser)
Rückstellproben helfen die Ursache eventueller Erkrankungen zu finden. Das Silo am besten professionell reinigen lassen und auch den Vorlaufbehälter nicht vergessen.

Die Silos regelmäßig auch mal leer werden lassen – super sind zwei Silos, die im Wechsel benutzt werden.

7 Wasserhygiene
Unterschiedliche Durchflussraten für Sauen und Ferkel prüfen. Wasser untersuchen lassen, aber bei der Probenentnahme nicht lange laufen lassen, sondern den ersten Schwall verwenden (den ja auch das Tier trinkt). Beim Ausspülen des Biofilms alle Nippel abschrauben und: es gibt auch Ultraschallreinigung – oder allgemeine Wasserhygienisierungsanlagen (Chlordioxid oder Envirolyte)

8 Schadnager und Fliegen
Rattengifte auf Cumarin-Basis wirken schlecht, wenn Mais in der Nähe angebaut wird. Denn Mais enthält Vitamin K, das natürliche Gegengift fürs Cumarin. Die Köder sollten dort aufgestellt werden, wo die Nager tatsächlich entlanglaufen, gleichzeitig aber nicht zu leicht zugänglich sein, um Hofhund, Katze und die eigenen Kinder zu schützen.

Da solche Maßnahmen gerne in stressigen Zeiten liegen bleiben, evtl. durch professionelle Firma machen lassen. Die haben a) Erfahrung, b) die richtigen Mittel und c) sind sie konsequent am Ball.

Wenn Heu oder Stroh zu gefüttert oder als Beschäftigungsmaterial eingesetzt werden. Stroh, das in die Gülle fällt, bildet jedoch eine Schwimmschicht und biet)et einen idealen Brutplatz für Fliegen. Dagegen helfen am besten Schlupfwespen und Auskratzen der Reste (oder halt regelmäßig spülen).

PS: Ganz heikel ist auch immer die Kadaverlagerung – befestigt, geschützt,…

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