Dr. Andrea Fiedler von der Praxisgemeinschaft für Klauengesundheit, München wies in ihrem Vortrag eindrücklich auf die Tierschutzaspekte von Klauenerkrankungen beim Rind hin. Lahmheit deutet immer auf Schmerz und ist allein deswegen schon tierschutzrelevant. Schmerzen führen aber auch zur Bewegungsreduktion, mit darauffolgend verminderter Futteraufnahme, Ketose, Azidose, Immunsuppression, Entzündungen …
Um Anzeigen für Klauenprobleme möglichst frühzeitig zu erkennen, sollte jeder Rinderhalter die Grundlagen des „locomotion scoring“ beherrschen und seine Herde am besten täglich, mindestens aber wöchentlich kontrollieren. Bei der Klauenpflege ist dies ohnehin unabdingbar. Werkzeuge zur Betriebsanalyse wie „Cows and more“ können hierbei helfen.
Wer frühzeitig Lahmheiten erkennen will, kann entsprechende Fähigkeiten z. B. über E-Learning erwerben oder auch den „Diagnoseschlüssel zu Klauenerkrankungen“ der VetMedUni Wien nutzen, der als PDF mit zahlreichen Bildern zur Verfügung steht.
Ziel des „locomotion scoring“ sei, so führte die Tierärztin aus, dass 85% der Herde den Noten 1 oder 2 entsprechen, weniger als 15% mit 3 oder 4 bewertet werden und keine einzige Kuh die Note 5 bekommt. Mit einem geschulten Blick lassen sich viele Tiere sehr schnell schon am Futtertisch beurteilen: ist die Rückenlinie völlig gerade? Zeigt eine Kuh vielleicht mit einem „Ausfallschritt“ Schmerzvermeidung?
Ihre Lösungsansätze fasste die Klauenspezialistin aus München so zusammen:
Klauenpflege der Herde
Auswertung der entsprechenden Dokumentation
Ursachenbeseitigung durch
– Klauenpflege alle 3-4 Monate
– Nachbehandlungen!
– Bewegungsbeurteilung durch einen zertifizierten Scorer
– Haltungsbedingungen überprüfen mittels z. B. Cows and More
– Zusammenarbeit Tierarzt- Landwirt – Klauenpfleger beim Maßnahmenplan
Foto oben: Buchseite aus „Rinder gesund halten“ von Prof. Barbara Benz, Dr. Agnes Richter und Prof. Thomas Richter. Rezension hier