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Mobile Hühnerställe auf dem Vormarsch – Seminar zur artgerechten Fütterung unterstützt Neueinsteiger
Von Patricia Lößner, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV)
Die Haltung von Legehennen in Mobilställen ist längst mehr als nur ein Nischentrend: In den letzten Jahren erfreut sich dieses Haltungskonzept wachsender Beliebtheit. Die steigende Zahl mobiler Stallsysteme zeigt deutlich, dass sie sowohl den Erwartungen vieler Verbraucher an eine tiergerechte Haltung entsprechen als auch landwirtschaftlichen Betrieben neue Perspektiven in der Direktvermarktung eröffnen.
Wer als Landwirt neu in dieses System einsteigen möchte, sollte sich jedoch im Vorfeld intensiv mit den Anforderungen an das Tierwohl befassen, besonders im Bereich der artgerechten Fütterung, die eine zentrale Rolle spielt.
Um hier praxisnahe Unterstützung zu bieten, lud die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV) am 18. März 2025 zu einem Fachseminar mit dem Schwerpunkt „Artgerechte Fütterung“ ein. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts Netzwerk Fokus Tierwohl statt und wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.
Zu Beginn präsentierte Patricia Lößner (LFA MV) Ergebnisse einer Umfrage, die das Institut für Tierproduktion der LFA MV im Jahr 2024 durchgeführt hat. Dabei beantworteten 15 Betriebe mit Mobilstallhaltung verschiedene Fragestellungen rund um dieses Haltungsverfahren. Zur Thematik Fütterung und Wasserversorgung zeigte sich, dass die meisten Betriebe eine Fütterungstechnik mit automatischer Fütterung einsetzen. Nur drei Betriebe gaben an, dass die Fütterung noch manuell durchgeführt wird. Es zeigt sich, dass die Futtermittel fast ausschließlich über Futtermittelfirmen bezogen werden. Ein Teil der landwirtschaftlichen Betriebe könnte sich perspektivisch jedoch vorstellen, betriebseigene Futtermittel in den Rationen einzusetzen oder Futterrationen selber zu mischen. Dabei teilten 33 % der befragten Betriebe mit, in Zukunft einheimische Eiweißfuttermittel wie Erbsen oder Ackerbohnen einzusetzen. Auch die Erforschung und Verwendung neuer Proteinquellen wie Hanfsamen oder Insekten könnten neue Möglichkeiten bieten. Zu beachten ist, dass nicht nur die Futtermittel, sondern auch das Wasser eine sehr gute Qualität haben sollte, da es sonst zu Leistungsminderungen und Krankheiten kommen kann. Je nach betrieblichen Gegebenheiten und Mobilstalltyp erfolgte die Wasserversorgung über einen integrierten Tank im Mobilstall oder über einen externen Anschluss. Das Wasser hierfür stammte bei 73 % der befragten Betriebe aus dem kommunalen Leitungsnetz und bei 27 % aus einer eigenen Brunnenanlage. Die Frequenz, mit der die Tränksysteme gereinigt werden, zeigte von einmal täglich bis einmal jährlich eine weite Bandbreite.
Welche Nährstoffe benötigt das Huhn im Freiland?
Mit der Frage: „Was nimmt das Huhn durch den Schnabel auf, wenn ich es im Freiland halte?“, begrüßte Carsten Pohl von der Bio Eichenmühle GmbH & Co. KG die Zuhörer. Ausgehend von den bloßen Futtermitteln bleibt ein großer Teil unbeachtet. Das Huhn macht bis zu 15.000 Pickschläge pro Tag und nimmt so im Auslauf auch Würmer, Gras, Steine, Parasiten, Boden und/oder Beschäftigungsmaterial auf.
Geflügelpest: Tauben tragen nicht zur Ausbreitung der Seuche bei
Aufgrund der aktuellen Berichterstattung zum Thema Geflügelpest bei Tauben weist das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) darauf hin, dass nach derzeitigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) Tauben bei der Weiterverbreitung des Geflügelpest-Virus (H5N1) nicht relevant sind.
Nach wissenschaftlicher Einschätzung der Experten des FLI, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, gibt es keine Hinweise darauf, dass Tauben zur Aufrechterhaltung oder Ausbreitung des Infektionsgeschehens beitragen. Obwohl auch Tauben grundsätzlich für das Virus empfänglich sind, treten Infektionen nur in sehr seltenen Einzelfällen auf. Zudem weisen selbst die Ausscheidungen infizierter Tauben nur sehr geringe Mengen des Erregers auf, was eine Weiterverbreitung und Übertragung des Virus sehr unwahrscheinlich macht. Tauben gelten daher epidemiologisch als sogenannte „Sackgassenwirte“, da die niedrige Viruslast und die fehlende effiziente Ausscheidung eine Weiterverbreitung des Virus verhindern.
Das BMLEH wird das Ausbruchsgeschehen in Deutschland weiterhin sehr genau beobachten und steht hierzu in engem Austausch mit den für Tierseuchenbekämpfung zuständigen Bundesländern, um die Ausbreitung der Geflügelpest einzudämmen und die Tiergesundheit in Deutschland zu sichern. Das FLI leistet dabei zentrale wissenschaftliche Unterstützung – beispielweise untersucht und bestätigt es die Laborproben der Länder und berät diese mit seiner fachlichen Expertise.
Quelle: BMLEH
Vorfahrt für mehr Biosicherheit im QS-System
• Ab Januar 2026: Betriebsindividuelle Risikobewertung durch Tierhalter
• Tierhalter können digitale Risikoampeln oder behördlich anerkannte Biosicherheitskonzepte nutzen
• Online-Tool steht kostenfrei zur Verfügung
Ab dem 1. Januar 2026 müssen QS-Rinder- und Schweinhalter eine individuelle Risikobewertung der Biosicherheit ihres Betriebs vornehmen. Das QS-System folgt damit den Empfehlungen einer Ad-hoc Arbeitsgruppe zu Biosicherheit und Seuchenprävention, die auf die steigende Gefahr eines Tierseuchenausbruchs im eigenen Betrieb reagiert. Tierhalter können dafür eine digitale Risikoampel nutzen, mit der die Biosicherheit systematisch und betriebsindividuell bewertet wird. Dieses Angebot der Universität Vechta ist kostenfrei.
„Die Risikoampeln machen individuelle Schwachstellen sichtbar, liefern praxisnahe Empfehlungen und stärken die Eigenverantwortung im Betrieb“, erklärt Dr. Barbara Grabkowsky, Leiterin des Verbunds Transformationsforschung agrar Niedersachsen an der Universität Vechta. Mit dieser neuen Anforderung im revidierten Leitfaden möchte QS alle Tierhalter noch stärker für das Thema Biosicherheit sensibilisieren. Denn es geht nicht nur um Seuchenschutz, sondern grundsätzlich darum, den Eintrag von Krankheitserregern in den Betrieb oder von Betrieb zu Betrieb zu verhindern. Dies trifft große und kleine Viehbestände gleichermaßen.
Grabkowsky appelliert vor diesem Hintergrund an die Betrachtung und Anpassung der eigenen Betriebsabläufe: „Tägliches gelebtes Risiko- Bewusstsein in allen Arbeitsschritten ist zentral für einen wirksamen Biosicherheitsstandard. Die Ampeln sind dabei ein Hilfsmittel zur betriebsindividuellen Risikoeinschätzung und Risikominimierung in Friedenszeiten – sie ersetzen die eigene Überwachung nicht.“
Im Online-Tool beantworten die Landwirte anonym Multiple-Choice-Fragen zu Lage, Struktur, Management, Betriebsabläufen und Hygienemanagement. Basierend auf der Expertise eines bundesweiten Expertenpanels bewertet das System automatisch, wie stark jeder Aspekt das Risiko eines Eintrags von Krankheitserregern verringert oder erhöht. Das Ergebnis wird in Ampelfarben visualisiert, zeigt die Risikoklasse an und gibt Hinweise zur Optimierung. Seit 2025 stehen nicht nur die AI-Risikoampel für Geflügelhaltung und die ASP-Risikoampel für Schweinehaltung, sondern auch eine Rinder-Risikoampel zur Verfügung.
Die QS-Betriebe haben eine Vorbereitungszeit von sechs Monaten. Ab dem 1. Juli 2026 muss der Tierhalter die Nutzung der Biosicherheitsampel im Audit nachweisen. Wer bereits im Jahr 2025 die Biosicherheit seines Betriebs über eine Risikoampel oder ein behördliches Biosicherheitskonzept bewertet hat, kann diesen Nachweis heranziehen, eine Wiederholung bis Mitte 2026 ist dann nicht notwendig.
Quelle: QS Qualität und Sicherheit GmbH
Tiergesundheit: Mikroplastik stört Darmmikrobiom und Fermentation bei Nutztieren
Studie der Universitäten Hohenheim, Helsinki, Zürich und der TU München deckt neue Risiken für die Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit auf.
Mikroplastik beeinträchtigt die Fermentation im Pansen von Rindern und beeinflusst das Darmmikrobiom. Das zeigt eine neue gemeinsame Studie der Universitäten Helsinki, Zürich, Hohenheim und der TU München. Die Forschenden inkubierten Flüssigkeit aus dem Pansen – der ersten Magenkammer von Rindern – mit verschiedenen gängigen Mikroplastikarten und stellten fest: Alle getesteten Kunststoffe veränderten die mikrobielle Aktivität, reduzierten die Gasproduktion und wurden teilweise abgebaut.
„Wir müssen besser verstehen, wie sich Mikroplastik auf die Tiergesundheit und die Lebensmittelsicherheit auswirkt, insbesondere da die weltweite Kunststoffproduktion weiter steigt“, erklärt Studienleiter Daniel Brugger, Associate Professor in Companion and Monogastric Production Animal Nutrition der Universität Helsinki, das Ziel der Forschung.
„Unsere Studie zeigt, dass Mikroplastik nicht einfach durch den Pansen von Rindern hindurchgeht“, so Jana Seifert, Professorin für Funktionelle Mikrobiologie bei Nutztieren an der Universität Hohenheim. Vielmehr wirke der Verdauungstrakt als „Bioreaktor“, der Plastik fragmentiert und damit potenziell neue Risiken schafft. Ein gestresstes Mikrobiom könne die Tiergesundheit beeinträchtigen. Kleinere Kunststofffragmente könnten zudem leichter ins Gewebe gelangen und damit auch in die Lebensmittelkette.
Die Forschenden unterstreichen die Bedeutung eines besseren Plastikmanagements in der Landwirtschaft, etwa bei Folien, Verpackungsmaterialien und Klärschlamm auf Feldern. „Plastikverschmutzung hat direkte biologische Folgen für Nutztiere und möglicherweise auch für den Menschen über die Nahrungskette“, betont Cordt Zollfrank, Professor für Biogene Polymere an der Technischen Universität München.
Die Studie liefert auch eine Grundlage für künftige Risikobewertungen und Überwachungen. Dies muss bei der Festlegung von Kontaminationswerten und bei der Entwicklung von Methoden zum Nachweis von Kunststoffen in Futtermitteln, Gülle und tierischen Produkten berücksichtigt werden.
Publikation:
J. Eichinger, J. Seifert, J.S. Sáenz , N. Amin, S. Lorenz , F. Eckel, C. Zollfrank, W. Windisch, D. Brugger: The interaction of microplastics with the ruminal ecosystem in vitro, Journal of Hazardous Materials, 500 (2025) 140481 https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2025.140481
Quelle: Universität Hohenheim
Gesunder Darm – intakter Ringelschwanz: Orale Ileitis-Impfung hilft, Schlachthof-Boni zu sichern
Ein weiterer, bedeutender Schlachthof stellt seine Bezahlung ab Ende 2025 stärker auf Tierwohl um. Für Schweine ohne Befunde in Lunge, Organen oder Schwanz gibt es künftig Boni, bei Verletzungen drohen Abzüge. Zudem wird ab Februar 2026 die 10-Euro-Ringelschwanzprämie auch für Tiere mit intaktem Schwanz aus Haltungsstufe 2 gezahlt.
Ein wichtiger Schlüssel, um diese Prämien zu erreichen, ist die orale Impfung gegen Ileitis. Denn eine unerkannte Ileitis-Infektion kann das Darmmikrobiom stören, Unwohlsein verursachen und obsessives Schwanzbeißen (Caudophagie) auslösen. Die Folge: Schwanzläsionen, Tierwohlprobleme und wirtschaftliche Verluste.
Die orale Ileitis-Impfung schützt den Darm lokal am Ort des Infektionsgeschehens, stabilisiert das Mikrobiom und senkt nachweislich das Risiko für Schwanzbeißen 1). Zusätzlich fördert die orale Ileitis-Impfung im Vergleich zur Injektion höhere Magerfleischanteile durch schwerere Schinken 2). Das zahlt sich mit den neuen Schlachthof-Vorgaben in Bezug auf einen höheren Muskelfleischanteil (MFA) doppelt aus.
Fazit: Ein gesunder Darm sorgt für ruhige Tiere, bessere Schlachtkörper und mehr Erlös. Die orale Ileitis-Impfung ist damit ein einfaches, wirksames Werkzeug für mehr Tierwohl und Wirtschaftlichkeit.
Weitere Informationen bei Dr. Ricarda Deitmer, Tel.: 06132 – 77 900 23 oder auf www.ileitis.de.
1) Schynoll, J. et al. (2023);
2) Deitmer, R. et al (2024)
Quelle: Boehringer Ingelheim
Ernährungsreport 2025: Menschen achten wieder mehr auf den Preis – Erstmals Zehn-Jahres-Trends und Entwicklungen darstellbar
Bundesminister Alois Rainer hat heute den Ernährungsreport 2025 „Deutschland, wie es isst“ vorgestellt. Die Befragung im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) zeigt, was den Menschen in Deutschland beim Essen wichtig ist, worauf sie beim Einkauf von Lebensmitteln achten und was auf den Tellern landet. Der Report wurde zum zehnten Mal erstellt. Eine gute Gelegenheit, auch nach Entwicklungen und Trends zu schauen.
So hat sich beispielsweise das Preisbewusstsein verändert: 2015 achteten 58 Prozent der Befragten darauf, dass Lebensmittel preiswert sind. Dieser Wert sank kontinuierlich und lag 2020 bei 46 Prozent. Seitdem steigt er wieder und liegt heute mit 59 Prozent noch etwas höher als vor zehn Jahren. Regionale Produkte sind nach wie vor gefragt: 77 Prozent aller Befragten achten beim Einkauf darauf, dass Lebensmittel aus ihrer Region kommen.
Dazu sagt Bundesminister Alois Rainer: „Mir ist wichtig, dass Lebensmittel für alle Bevölkerungsgruppen erschwinglich bleiben. Wir dürfen also nicht noch mit zusätzlichen staatlichen Aufschlägen das Angebot künstlich verteuern. In der großen Wertschätzung für regionale Produkte steckt eine echte Chance für die Betriebe in unserem so vielfältigen Land mit seiner ebenso vielfältigen Land- und Ernährungswirtschaft.“
Essen muss schmecken – seit zehn Jahren ist das für die Bürgerinnen und Bürger der wichtigste Aspekt, wie auch der Ernährungsreport 2025 feststellt. Nahezu alle Befragten (98 Prozent) gaben an, dass der Geschmack beim Essen sehr wichtig oder wichtig ist.
Bundesminister Rainer: „Und weil Geschmack bekanntlich Geschmackssache ist, machen wir als Bundesregierung keine Vorgaben, was auf den Tisch kommt. Essen ist individuell, Teil unserer Identität und ein Stück Heimat. Entscheidend ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang zu einer regional verankerten, ausgewogenen Ernährung haben. Ernährungsbildung und verständliche Kennzeichnung helfen dabei ebenso wie ein gutes Angebot in Kita, Schule und Co. Dafür setze ich mich ein.“
Veränderungen gab es bei den Prozentzahlen jener Befragten, die Wert darauf legen, dass ihr Essen weniger Zucker, Fette oder Salz enthält. So achten beim Kauf von verarbeiteten Lebensmitteln oder Fertigprodukten 64 Prozent immer oder meistens darauf, wie viel Zucker das Produkt enthält. 2019 waren es noch 58 Prozent. Auch der bewusste Kauf von salz- bzw. fettreduzierten Produkten ist von 2020 bis 2025 gestiegen: Bei Salz von 17 auf 21 Prozent, bei Fetten von 48 auf 54 Prozent. Das unterstreicht die Bedeutung der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten (NRI). Danach hat sich die Wirtschaft verpflichtet, bis 2025 Kalorien, Zucker, Fette und Salz in ihren Produkten zu reduzieren.
Der Ernährungsreport „Deutschland, wie es isst“ wird seit 2015 vom BMLEH herausgegeben. Für die repräsentative Studie hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa circa 1.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland befragt.
Der BMLEH-Ernährungsreport 2025 „Deutschland, wie es isst“ ist hier zu finden.
Quelle: BMLEH
Modifikation des Mikrobioms mit Postbiotika: Eine Alternative zur Reduzierung von ETEC-Infektionen?
Enterotoxigene F4-Escherichia coli (F4-ETEC) stellen aufgrund des durch sie verringerten Wachstums, der erhöhten Mortalität und Morbidität sowie der erhöhten Behandlungskosten eine wirtschaftliche Bedrohung für die Schweineindustrie dar. Prävention und Behandlung von F4-ETEC basieren häufig auf Antibiotikagaben. Aufgrund der Gefahr einer antimikrobiellen Resistenz wird der Einsatz antimikrobieller Mittel jedoch minimiert, weshalb alternative Kontrollmethoden erforderlich sind.
Postbiotika sind die Fermentationsprodukte probiotischer Stämme. Sie bieten möglicherweise eine alternative Strategie zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes nach dem Absetzen. Die Mischung aus Zuckern, Proteinen und Aminosäuren in Fermentationsprodukten wird auf ihre positiven Auswirkungen auf die Mikrobiota des Magen-Darm-Trakts und die Gesundheit des Wirtes untersucht, um vor Krankheitserregern und den damit verbundenen Erkrankungen zu schützen. Laktobazillen und die Hefeart Saccharomyces cerevisiae sind zwei erforschte Probiotika. Studien beschreiben eine Linderung der klinischen Symptome einer F4-ETEC-Infektion bei Schweinen.
In dieser Studie* wurden die Auswirkungen von Fermentationsprodukten von Lactobacillus acidophilus (LFP) und Saccharomyces cerevisiae (SFP) auf Schweine untersucht, die mit einem F4-ETEC-Stamm infiziert wurden. Achtzig Schweine wurden anhand eines F4-ETEC-Empfindlichkeitstests im Vorfeld ausgewählt. Die Tiere wurden in 5 Behandlungen mit jeweils 4 Wiederholungen aufgeteilt. Die Schweine wurden 5 verschiedenen Diäten zugeteilt: einer Kontrolldiät (CON); CON-Diät mit 3.000 ppm Zinkoxid (ZnO); CON-Diät mit 2.000 ppm LFP (LFP); CON-Diät mit 2.000 ppm SFP (SFP); CON-Diät mit sowohl 2.000 ppm LFP als auch 2.000 ppm SFP (LAS). Die Schweine wurden zweimal mit F4-ETEC behandelt, am Tag 0 und am Tag 1 des Experiments.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
1. Keine signifikanten Unterschiede in der Kotkonsistenz und F4-ETEC-Konzentration: Es wurden keine signifikanten Unterschiede in der Kotkonsistenz oder der Konzentration von F4-ETEC im Kot von Schweinen festgestellt, die mit Lactobacillus acidophilus Fermentationsprodukten (LFP) und/oder Saccharomyces cerevisiae Fermentationsprodukten (SFP) behandelt wurden.
2. Erhöhte bakterielle Diversität und Häufigkeit von Lactobacillaceae: Die Diversität und die Häufigkeit von Lactobacillaceae im fäkalen Mikrobiom der Schweine, die mit LFP und/oder SFP behandelt wurden, waren erhöht. Dies wurde mit einem verbesserten Wachstum und einem besseren Gesundheitszustand in Verbindung gebracht.
3. Erhöhtes Endgewicht: Schweine, die mit der Kombination aus LFP und SFP (LAS-Gruppe) gefüttert wurden, zeigten ein signifikant höheres Endgewicht (17,9 kg) im Vergleich zu den Kontroll- und ZnO-Gruppen (16,1 bzw. 16,2 kg).
4. Keine vollständige Entfernung von ETEC erforderlich: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Bewältigung von ETEC-bedingten Leistungseinbußen möglicherweise keine vollständige Entfernung von ETEC aus dem Produktionssystem erfordert. Die Modifikation des Mikrobioms durch die Kombination von LFP und SFP könnte eine alternative Strategie zur Reduzierung der Auswirkungen von ETEC-Infektionen sein.
Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die Kombination von LFP und SFP das fäkale Mikrobiom positiv beeinflusst und die Wachstumsleistung von F4-ETEC-infizierten Schweinen verbessert, ohne dass eine vollständige Entfernung des Erregers notwendig ist.
Studie*: Cherrington et al. (2025): Lactobacillus and Saccharomyces fermentation products impact performance and the fecal microbiome in weanling pigs inoculated with enterotoxigenic Escherichia coli. Journal of Animal Science, Volume 103,2025. Link
Salmonellen: Thymolbasierter Futterzusatz als Antibiotikaalternative?
Eine aktuelle Studie an insgesamt 500 Eintagsküken (Ross 708) zeigt, dass eine thymolbasierte mikroverkapselte Futterzusatzmischung von Pflanzenstoffen (Blend 1000) bei Hühnern die durch Salmonella Enteritidis verursachte Entzündung effektiv reduziert. Im Vergleich zu Antibiotika und einer niedrigeren Dosis der Mischung (Blend 500) führte die höhere Dosis zu einer signifikanten Verbesserung des Wachstums und einer vollständigen Eliminierung der Salmonellen aus dem Darm.
Die Wirkung beruht auf der Modulation von Entzündungssignalen durch reduzierte Proteinphosphorylierung. Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial von Pflanzenstoffen als natürliche Alternative zu Antibiotika in der Tierhaltung, um die Gesundheit und Leistung von Geflügel zu fördern.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Reduktion von Entzündungen
Die höhere Dosis der Mischung (Blend 1000) reduzierte die durch Salmonella Enteritidis verursachte Entzündung signifikant, indem sie die Proteinphosphorylierung und damit die Entzündungsreaktion im Darm modulierte.
Verbesserte Wachstumsleistung
Hühner, die mit Blend 1000 gefüttert wurden, zeigten eine deutliche Steigerung des Körpergewichts (+153 g im Vergleich zur Kontrollgruppe).
Effektive Eliminierung von Salmonellen
Die Mischung führte zu einer vollständigen Eliminierung der Salmonellen aus dem Darm und der Leber, während Antibiotika wie Tylosin und Neomycin dies nicht durchgängig erreichten.
Dosisabhängige Wirkung
Die höhere Dosis (Blend 1000) zeigte deutlich bessere Ergebnisse als die niedrigere Dosis (Blend 500), was die Bedeutung der richtigen Dosierung unterstreicht.
Natürliche Alternative zu Antibiotika
Thymolbasierte Pflanzenstoffe bieten eine vielversprechende, natürliche Alternative zu Antibiotika, um die Gesundheit und Leistung von Geflügel zu fördern und gleichzeitig die Entzündungsbelastung zu reduzieren.
Studie*: Casey N. Johnson et al. (2025): A thymol-based blend of botanicals reduces Salmonella induced inflammation by altering key inflammatory signaling intermediates differentially depending on dose and in a manner distinct from in-feed antibiotics. Poultry Science Volume 104, Issue 11. Link
Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5-2025
Fibrinöse Pleuropneumonie bei Milchkühen: Neue Erkenntnisse zu Ausbrüchen durch Mannheimia haemolytica in intensiv bewirtschafteten Betrieben
Von Dr. Heike Engels
In einer aktuellen Studie* untersuchten niederländische Forscher Ausbrüchen fibrinöser Pleuropneumonie (FPP) durch Mannheimia haemolytica bei Milchkühen. Atemwegserkrankungen sind eine der Hauptursachen für Mortalität, Morbidität und Produktionsverluste bei Rindern weltweit. Mannheimia haemolytica ist ein bedeutender Erreger von Atemwegserkrankungen, insbesondere bei erwachsenen Milchkühen. In den letzten Jahren wurden vermehrt Ausbrüche von tödlicher FPP durch M. haemolytica in den Niederlanden und anderen Ländern gemeldet.
Die Studie ergab, dass die betroffenen Kühe vor der Erkrankung gesund, durchschnittlich leistungsfähig und in gutem Zustand waren. Die meisten Ausbrüche traten in größeren, intensiv bewirtschafteten Betrieben auf (überdurchschnittliche Milchproduktion pro Hektar).
Risikofaktoren für Ausbrüche waren Stressfaktoren, unzureichende Biosicherheitsmaßnahmen und Stallbedingungen wie Überbelegung (z. B. zu wenige Fress- und Liegeplätze), Einführung neuer Tiere in die Herde, insbesondere aus anderen Betrieben oder Ländern, was sowohl Stress als auch die Einführung neuer Krankheitserreger begünstigen kann. Auch Wetterbedingungen wie hohe Luftfeuchtigkeit und kalte Jahreszeiten, die zu Stress und einer Schwächung des Immunsystems führen können, spielen eine Rolle, denn die meisten Ausbrüche ereigneten sich im Winter oder nach einer Woche mit erhöhter Luftfeuchtigkeit.
Betroffene Tiere zeigten keine Anzeichen von anderen Krankheiten vor der FPP-Diagnose. Die Mehrheit der erkrankten Tiere hatte eine normale Körperkondition, was darauf hindeutet, dass sie vor der Erkrankung gesund und unauffällig waren. Die meisten befanden sich in der mittleren bis späten Laktation oder waren Trockensteher. Keine der betroffenen Kühe befand sich in den ersten 30 Tagen nach der Kalbung. Kühe in der zweiten und dritten Laktation waren häufiger betroffen, während Tiere in der vierten oder höheren Laktation unterrepräsentiert waren. Auch hatten die betroffenen Kühe ein durchschnittliches Leistungsniveau im Vergleich zu ihrer Herde.
Die Sterblichkeitsrate der ersten Fälle war hoch (82 %), was auf eine verspätete Diagnose und Behandlung zurückzuführen ist. Die Studie deutet darauf hin, dass M. haemolytica möglicherweise als primärer Erreger agiert und nicht unbedingt eine andere primäre Virusinfektion benötigt, um FPP auszulösen. Es wird vermutet, dass bestimmte virulente Stämme von M. haemolytica für die Ausbrüche verantwortlich sein könnten. Besondere Bedeutung kommt einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung zu, um die Sterblichkeitsrate zu senken.
Fazit: FPP durch M. haemolytica ist eine multifaktorielle Erkrankung, die gesunde Milchkühe plötzlich und schwerwiegend betrifft. Die Ergebnisse deuten auf eine primäre Infektionskrankheit hin, die durch spezifische Risikofaktoren und möglicherweise virulente Bakterienstämme ausgelöst wird. Die Studie betont die Notwendigkeit einer erhöhten Sensibilisierung und schnellen Diagnose, um die Auswirkungen von FPP-Ausbrüchen zu minimieren.
*Studie:
Het Lam, J. et al. (2025): Characterization of Mannheimia haemolytica pleuropneumonia outbreaks in Dutch dairy cattle. Journal of Dairy Science. Volume 108.
Link
Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5-2025
Gesucht: Innovative und zukunftsfähige Stallbauprojekte
Jetzt bewerben für den BMLEH-Bundeswettbewerb „Landwirtschaftliches Bauen 2026“
Landwirtinnen und Landwirte, die innovative Konzepte für mehr Tierwohl in ihren Ställen umsetzen, können sich ab sofort den Bundeswettbewerb „Landwirtschaftliches Bauen“ des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) bewerben. Unter dem Motto „Umbau mit Zukunft – mehr Tierwohl im Stall“ zeichnet das BMLEH kreative und zukunftsfähige Stallbauprojekte aus. Insgesamt stehen dafür 30.000 Euro Preisgeld zur Verfügung.
Im Fokus stehen innovative Ställe, die die ursprünglichen Haltungsbedingungen verbessern, zum Beispiel durch mehr Platz, zusätzliches Beschäftigungsmaterial, bessere Belüftung, mehr Außenklima oder Weidezugang. Praxisbewährte und neuartige Konzepte sollen anderen Landwirtinnen und Landwirten als Vorbild dienen, die ebenfalls auf mehr Tierwohl setzen möchten.
Teilnahmeberechtigt sind Landwirtinnen und Landwirte, die Rinder, Schweine, Geflügel, Schafe oder Ziegen als Nutztiere halten. Bewerbungsschluss ist der 27. Februar 2026.
Die Preisträgerinnen und Preisträger werden im Dezember 2026 bei einer festlichen Veranstaltung in Berlin vom BMLEH ausgezeichnet.
Alle Informationen zur Teilnahme und die Bewerbungsunterlagen finden Sie auf Webseite des Bundeswettbewerbs.
Quelle: BMLEH































