Vor allem hochgradig erkrankte Kühe profitieren vom Klauenpflaster

0

Interview mit Frau Dr. Karin Eulenberger, Rindergesundheitsdienst, Sächsische Tierseuchenkasse

Mortellaro, auch Dermatitis digitalis oder Erdbeerkrankheit genannt, ist seit etwa 40 Jahren bekannt und leider vielerorts die häufigste Klauenerkrankung. Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten, eine davon ist ein noch recht neues Klauenpflaster. Das Pflaster soll den Körper ähnlich unterstützen wie ein harter Schorf auf der Wunde, ist aber weich und flexibel und vermindert so mechanische Reizungen im Wundbereich. Es legt sich wie eine zweite Haut auf die Wunde, verklebt nicht mit dem Wundbett und schützt dadurch vor weiteren Irritationen. Wir haben Frau Dr. Eulenberger vom sächsischen Rindergesundheitsdienst zu der Wirkung des Pflasters befragt.

Wie bewerten Sie die Anwendung eines Klauenpflasters bei Mortellaro?
Ich habe mir nun schon auf einigen Betrieben das Anlegen und die Abnahme des Pflasters nach 14 Tagen angesehen und ich war jedes Mal vom Heilungserfolg sehr positiv überrascht. Viele hochgradige Hautveränderungen, von denen man niemals gedacht hätte, dass sie nach 14 Tagen unter Verband besser werden, waren deutlich reduziert oder sogar komplett abgeheilt. Das Klauenpflaster ist auf jeden Fall in der Wirkung vergleichbar mit den anderen aktuell angewendeten Methoden. Unser Eindruck ist, dass es zu deutlich weniger Rezidiven führt,


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

Zwischen Weltmarkt und kritischer Bevölkerung: Wer finanziert mehr Tierwohl? #Expertise2018

2

Prof. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts, stellte anlässlich der „Expertise 2018“ sein Konzept für eine konsensfähige Nutztierhaltung vor. Prinzipiell gäbe es zwei Szenarien, um ans Ziel zu gelangen: den „schwedischen Weg“ über staatlich verordnete höhere Haltungs-Standards oder das Modell „Druck und Sog“, bestehend aus gesetzlichen Vorgaben und finanziellen Hilfen.

Für Isermeyer ist entscheidend, zunächst verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen und – über einen Zeitraum von 20 Jahren – eine Roadmap für den Weg zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung zu entwickeln. Dies könne nur gelingen, wenn Bund, Länder und Bauernverband dazu beitrügen, gemeinsam mit „gemäßigten“ NGOs, Umwelt- und Tierschützern.

Zusammen müssten „Zielbilder“ definiert werden. Diese dürften allerdings nicht starr sein, sondern sollten, im Laufe der Zeit, ständigem Feintuning unterliegen. Hierzu könnten etwa drei verschiedene Stallmodelle in der Praxis getestet werden und Wissenschaftler, Praktiker und NGOs sich zu gemeinsamem Lernen verpflichten.

Auch zur Finanzierung deutlich höherer Standards hat sich der Agrarökonom Gedanken gemacht. Die bisherige Investitionsförderung solle beibehalten und zusätzlich € 5 Mrd. jährlich an Prämien für den laufenden Betrieb ausgeschüttet werden. Um solch beachtliche Summen zu generieren, plädiert Isermeyer für die Anhebung des Mehrwertsteuersatzes für tierische Produkte auf 19 %. Dies brächte € 6 Mrd. zusätzliche Staatseinnahmen pro Jahr, von denen € 1 Mrd. zur Unterstützung finanziell schlechter gestellter Verbraucher verwandt werden müssten.

Unter dem Strich um etwa 10-12 % höhere Verkaufspreise, seien für den Durchschnitts-Konsumenten verkraftbar. Insbesondere bei gleichzeitig vielleicht 5% geringerem Fleischkonsum, dessen derzeitige Höhe ja ohnehin in der Kritik stehe. So würde nicht nur für die Tiere, sondern auch etwas für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und die CO2-Bilanz getan.

Prämien für Nutztierhalter sollen nach den Vorstellungen des Thünen-Präsidenten gezahlt werden, abhängig von Verbesserungen in Tierhaltung und Tiergesundheit, zu deren Validierung auch Schlachtbefunde einbezogen werden müssten. Eine unabhängige Monitoring-Stelle solle die Öffentlichkeit über Fortschritte in Richtung „Zielbild“ informieren. Und schließlich würde sogar in den heutigen Schwerpunktregionen der Viehhaltung, über ein deutlich erhöhtes Platzangebot pro Tier, die Gesamtzahl an Nutztieren verringert.

Hintergrund „Expertise 2018“:

Auf Einladung der MSD Tiergesundheit hatten 600 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober über zwei Tage Gelegenheit aus Vorträgen von 38 Referenten aus dem In- und Ausland zu wählen. Drei Themenblöcke (Rind, Schwein, allgemeine Themen) wurden parallel angeboten. Eine Podiumsdiskussion, eine Posterausstellung mit 20 wissenschaftliche MSD AH Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren (originalveröffentlicht auf den internationalen Rinder- und Schweinekongressen) sowie eine kleine Industrieausstellung der MSD Tiergesundheit mit Beteiligung von Henke Sass Wolf, dem Hersteller von IDAL und der MSD Geflügelvakzinatoren, rundeten die Veranstaltung ab.

Was bedeuten Nachhaltigkeit und Tierwohl für ein globales Lebensmittelunternehmen? #Expertise2018

0

Viel, lautet die Antwort auf die im Titel gestellte Frage, sagte Cees Jan Hollander von Danone. Er ist „Global Farming Expertise Manager“ und sprach in Unterschleißheim über die Beweggründe des Unternehmens, besonders eng mit seinen Lieferanten zu kooperieren. 140.000 Milchviehhalter sind dies, mit einem Tierbestand von insgesamt 2,5 Mio.

Danones Produkte sollen gesund sein, schmecken und ihr Kauf soll auch für junge (und kritische) Konsumenten vertretbar sein. Denn Milchprodukte werden heute oft unter Gesundheits-Gesichtspunkten bewertet und Milchviehhaltung an sich kritisch gesehen – medial getrieben nicht zuletzt von der „veganen Community“.

Deshalb spielen, neben Rückverfolgbarkeit und Qualität, Nachhaltigkeit und Tierwohl eine entscheidende Rolle für das Unternehmen. Weil Konsumenten und auch Aktionäre die Milch heute mit Themen wie CO2-Fußabdruck, Wasserbedarf und Biodiversität verbinden. Und selbst die Arbeitsbedingungen auf dem Bauernhof in den Fokus geraten können.

Danone sieht sich fortwährendem Druck ausgesetzt, vor allem in den sozialen Medien. Unter dem Slogan „No Pasture for Parmesan and Grana Padano Cows“ z. B. geriet die Firma unter Druck, weil viele Kühe ihrer italienischen Lieferanten keinen Zugang zur Weide hatten. Die Unterschriften-Aktion via Internet fand schnell und zahlreich Unterstützer.

Danone diskutiert deshalb auch mit NGOs und kooperiert mit der Universität Wageningen, bei der Entwicklung zukünftiger Tierhaltungs-Konzepte. Das Unternehmen stellt Ansprüche an seine Lieferanten, fordert und fördert z. B.: gesunde und langlebige Kühe, Krankheits-Prävention statt –Behandlung, verminderte Wassernutzung und die Verringerung des CO2-Fußabdrucks. Bis zum Jahr 2050 soll Danones CO2-Bilanz völlig ausgeglichen sein.

Solarpanele auf dem Dach und Leguminosen auf dem Acker sollen helfen dieses Ziel zu erreichen. Aber auch Produktivitätssteigerungen: durch verbesserte Genetik, effizientere Fütterung (kg Milch je kg Futter) und Reduktion „unproduktiver“ Tiere, wie Jungvieh, Trockensteher und Bullen. Ein durchaus spannender Ansatz!

Hintergrund „Expertise 2018“:

Auf Einladung der MSD Tiergesundheit hatten 600 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober über zwei Tage Gelegenheit aus Vorträgen von 38 Referenten aus dem In- und Ausland zu wählen. Drei Themenblöcke (Rind, Schwein, allgemeine Themen) wurden parallel angeboten. Eine Podiumsdiskussion, eine Posterausstellung mit 20 wissenschaftliche MSD AH Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren (originalveröffentlicht auf den internationalen Rinder- und Schweinekongressen) sowie eine kleine Industrieausstellung der MSD Tiergesundheit mit Beteiligung von Henke Sass Wolf, dem Hersteller von IDAL und der MSD Geflügelvakzinatoren, rundeten die Veranstaltung ab.

BVL erteilt Zulassung für Isofluran

0

Bundeslandwirtschaftsministern begrüßt die Entscheidung ihres Bundesamtes und kündigt Verordnung an, um das Tierwohl und Landwirte zu unterstützen. Julia Klöckner: „Für die Durchführung einer wirksamen Schmerzausschaltung bei der Ferkelkastration steht nun erstmals in der EU ein zugelassenes Inhalationsnarkotikum zur Verfügung!“

Bundeslandwirtschaftsministerin, Julia Klöckner: „Ich freue mich, dass eine weitere Entwicklung gelungen ist, um die deutschen Ferkelerzeuger im Sinne des Tierschutzes zu unterstützen und um im Wettbewerb mit Erzeugern in anderen Ländern bestehen zu können. Die Zulassung von Isofluran als Tierarzneimittel ist ein wichtiger Schritt, um der gesetzlichen Anforderung der Schmerzausschaltung bei der Ferkelkastration nachkommen zu können. Nun steht eine Option zur Verfügung, für deren Anwendung ich zeitnah die notwendige Verordnung vorlegen werde. Mit der wird es dann auch praktisch für die Landwirte mit nachgewiesener Sachkunde möglich sein, das Mittel anzuwenden.“

Hintergrund:
Das für die Zulassung von Tierarzneimitteln zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat mit Bescheid vom 19. November 2018 eine Zulassung für das Tierarzneimittel „Isofluran Baxter vet 1000 mg/g“ zur Inhalationsnarkose für Hunde, Katzen, Pferde und Schweine (Ferkel) erteilt. Damit steht erstmals in der EU ein zugelassenes Inhalationsnarkotikum für die Durchführung einer wirksamen Schmerzausschaltung bei der Ferkelkastration zur Verfügung. Das ermöglicht künftig ein neues, praxisgerechtes Verfahren, das die Fortführung der chirurgischen Ferkelkastration unter tierschutzgerechten Bedingungen ermöglicht.

Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)

Genome Editing: Gentechnik-Revolution beim Nutztier #Expertise2018

Bevor Prof. Dr. Angelika Schnieke (TU München) die neuesten Entwicklungen der Biotechnologie vorstellte, skizzierte sie die geschichtliche Entwicklung der Gentechnik im Nutztier-Bereich.

Der gentechnische Transfer neuer Merkmale ins Genom wurde vor etwa 30 Jahren erstmals demonstriert. 1996 folgte Schaf Dolly, das erste aus einer adulten somatischen Zelle geklonte Tier. 1997 folgten die ersten transgenen Lämmer (Polly, Molly, Holly und Olly). 1999 gelang erstmals die gezielte Gen-Modifikation („gen targeting“) bei den Schafen Diana und Cupid und im Jahr 2000 schließlich wurden die ersten aus adulten somatischen Zellen geklonten Schweine geboren. Allerdings ist „gene targeting“ ineffizient und z. B.  seien in den vergangenen 15 Jahren beim Schwein nur sehr wenige Gene modifiziert worden.

Ganz anders beim „genome editing“: Mit maßgeschneiderten Enzymen ließe sich hier ein doppelter Strangbruch herbeiführen, den die Zelle repariert (CRISPR = Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats). Im Vergleich zum „gen targeting“ sei „gene editing“ sehr effizient (über 40%),  funktioniere in allen Spezies und in Zellen ebenso wie in Embryos.

Als Ziele des „genome editing“ nannte Prof. Schnieke

– Verständnis der Gen-Funktion
– Nutzung von Tiermodellen für Krankheiten des Menschen
– Xenotransplantationen (Übertragung von Zellen oder Organen zwischen Spezies)
– Verbesserung von Tiergesundheit und Tierwohl
– Modifikation oder Einführung wünschenswerter Merkmale

Beispielhaft nannte die Biotechnologin die Inaktivierung endogener Retroviren beim Schwein durch den Einsatz von CRISPR-Cas),  genetisch PRRSV-resistente Schweine und Eber ohne Ebergeruch! Den  Forschern der US-Firma Recombinetics ist es gelungen, Eber zu züchten, die noch im Alter von 6-12 Monaten unterentwickelte Hoden haben und weder Ebergeruch noch die geschlechtsspezifische Aggression zeigen, sondern sich verhalten wie Kastraten.

Wer jetzt an die schwierige Diskussion um das Ende der betäubungslosen Kastration denkt, muss unweigerlich hoffen, dass sich Deutschland den modernen Gentechnik-Methoden zukünftig nicht verschließt.

Hintergrund „Expertise 2018“:

Auf Einladung der MSD Tiergesundheit hatten 600 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober über zwei Tage Gelegenheit aus Vorträgen von 38 Referenten aus dem In- und Ausland zu wählen. Drei Themenblöcke (Rind, Schwein, allgemeine Themen) wurden parallel angeboten. Eine Podiumsdiskussion, eine Posterausstellung mit 20 wissenschaftliche MSD AH Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren (originalveröffentlicht auf den internationalen Rinder- und Schweinekongressen) sowie eine kleine Industrieausstellung der MSD Tiergesundheit mit Beteiligung von Henke Sass Wolf, dem Hersteller von IDAL und der MSD Geflügelvakzinatoren, rundeten die Veranstaltung ab.

Ringelschwanz in der Praxis: Was geht und was nicht #Expertise2018

0

Martin Stodal nimmt am MuD-Projekt des BMEL teil und hält Ferkel und Mastschweine mit Langschwänzen. Wie er seit 2011 das Ringelschwanzprojekt angegangen ist, erklärte er anlässlich der „Expertise 2018“ in Unterschleißheim.

In seinen Ställen hat der Landwirt eine Dauer-Schadgasmessung eingeführt, neue Buchtenstrukturen mit echtem Kleinklima geschaffen und nur noch Beckentränken mit Hygienisierung und Trockenautomaten eingebaut, um die Zahl der Tränk- und Fressplätze zu erhöhen. Seile dienen als Beschäftigungsmaterial und für den Notfall liegt Fischmehl bereit

Martin Stodal

Zusammen mit seinem Hoftierarzt hat Stodal ein Konzept gegen  Mykotoxinbelastung entwickelt, das mit der Saugferkelbonitur beginnt und nach professioneller Siloreinigung, Futterkomponenten und Futterlagerung in den Fokus nimmt. Mykotoxinbinder werden in allen Stufen eingesetzt und die Säue bekommen hohe Vitamin E-Gaben, zur Entlastung vor der Geburt. In der Ferkelaufzucht wurde der Weizenanteil auf höchstens 10% verringert und zur Entlastung des Magen-/Darmtrakts setzt der Landwirt auf gute Rohfaserträger und viel Gerste ein.

In der Ferkelaufzucht erreicht Martin Stodal mittlerweile einen Langschwanzanteil von 95% und 70-80% in der Mast. Zugluft wird durch Lochnetze beseitigt, Flatterbänder aufgehängt und Rauchpatronen gezündet, um Zug zu erkennen. Neben Wärmebildern half Videoüberwachung Hitzenester im Stall zu identifizieren. So wurden Temperaturen von 38 Grad in einzelnen Buchten gemessen.

Seinen Lernprozesses stellte Stodal in drei Stufen dar: bis 2014 = Haltung. 2015 = Fütterung und seit 2017 = Genetik. Heute setzt er auf spanische Durocs-Genetik, wegen der hohen IMF-Werte (Intramuskuläres Fett) und der damit verbundenen Ruhe im Stall.

In seiner Zusammenfassung betonte Martin Stodal: „gesunde Ferkel beginnen mit einer gesunden Jungsau und guter Sauenhaltung. Genauso wie auf dem Acker und mit hoher Komponenten-Qualität und –Sicherheit. Ringelschwänze haben gute Chancen wenn folgende Faktoren stimmen: Wasser,  Rohfaser, Raufutter, Toxinbinder, Fett. Kritisch dagegen sind: Hitze, Mykotoxine, Rohprotein und Stärke.

Hintergrund „Expertise 2018“:

Auf Einladung der MSD Tiergesundheit hatten 600 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober über zwei Tage Gelegenheit aus Vorträgen von 38 Referenten aus dem In- und Ausland zu wählen. Drei Themenblöcke (Rind, Schwein, allgemeine Themen) wurden parallel angeboten. Eine Podiumsdiskussion, eine Posterausstellung mit 20 wissenschaftliche MSD AH Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren (originalveröffentlicht auf den internationalen Rinder- und Schweinekongressen) sowie eine kleine Industrieausstellung der MSD Tiergesundheit mit Beteiligung von Henke Sass Wolf, dem Hersteller von IDAL und der MSD Geflügelvakzinatoren, rundeten die Veranstaltung ab.

Was erwarten Handel und Verarbeiter von den Nutztierhaltern? #Expertise2018

Fiona Hofmann (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) stellte im Rahmen der „Expertise 2018“ die Ergebnisse Ihrer Befragungen von Verantwortlichen in Verarbeitungs- und Schlachtbetrieben sowie im Lebensmittel-Einzel- und Lebensmittel–Großhandel vor.

Gefragt hatte sie nach der Bedeutung des Tierwohls in den diversen Produktionsstufen (Diagramm rechts): Ferkelerzeugung (Abferkelbucht, Kastenstand), Aufzucht (Kastration, Schwanzkupieren, Hornanlagen), Mast (Platzangebot, Beschäftigung), Transport (Entfernung, Wartezeit), Schlachtung (Zutrieb, Betäubung) und nach den Verantwortlichkeiten der verschiedenen Akteure für eine artgerechte Tierhaltung (Diagramm oben).

Beim Thema Tierwohl fällt auf, dass die Befragten bei der Schlachtung die höchste (Eigen-) Verantwortlichkeit sehen. Für eine artgerechte Haltung ist natürlich der Landwirt an erster Stelle verantwortlich. Direkt gefolgt vom Endverbraucher!

Als beispielhafte Aussagen zur Tierhaltung (Diagramm oben) nannte Fiona Hofmann:

– Der Landwirt hat die längste  aktive Einwirkung aufs Tier.
– Der LEH beeinflusst über die Preise die Kaufentscheidung.
– Der Endverbraucher entscheidet zwar schlussendlich über seinen Konsum, hat aber zu geringes Wissen über die Produktion von Lebensmitteln.
– Dem Tierarzt kommt die Rolle des Kontrolleurs und Beraters zu.
– Und der Verarbeitungsbetrieb ist nur ein schwaches Zwischenglied.

Zum Komplex „Hygiene“ waren den Befragten sehr wichtig und wichtig:

– Vermeidung von Arzneimittelrückständen im Fleisch (81%)
– Antibiotikaminimierung (74%) und
– strenge Futtermittelkontrollen (61%).

Bei der „Prophylaxe“ waren ihnen sehr wichtig und wichtig:

– Hygienemanagement (83%)
– Antibiotikaminimierung (74%)
– Vermeidung nicht-Kurativer Eingriffe (59%)
– Impfmanagement (48%)

Immer wieder sind es Arzneimittel und hier speziell Antibiotika, deren Einsatz kritisch gesehen wird. Auch bei den Unternehmenszielen im Bereich Tiergesundheit, wurde dies deutlich. Von 50 Befragten nannten 33 die Verhinderung von Fremdkörpern im Fleisch (z. B. Impfkanülen), 27 fordern stärkere Prophylaxe, 23 weniger medikamentöse Therapien und 10 auch weniger Metaphylaxe. Dann aber auch 6 die Verwendung von Medikamenten mit kurzer Wartezeit, was – im Rahmen der Diskussion um Reserveantibiotika – in Zukunft durchaus schwierig werden könnte.

Bei der Frage nach den Zukunftstrends der Tierproduktion stehen Regionalität (42), schonende Schlachtmethoden (32), höherer Bio-Anteil im Angebot (27) und die lückenlose Rück-verfolgbarkeit (27) ganz oben. Aber auch hier wünschen sich fast die Hälfte (25) der Befragten einen weitest gehenden Verzicht auf Medikamente (Diagramm links).

Zusätzlich zur Online-Befragung führte Frau Hofmann noch vier Experteninterviews, mit zwei Verantwortlichen aus der Fleischverarbeitung und je einem aus einem Schlachtbetrieb und einem unabhängigen Verein der Ernährungswirtschaft.

Diese Experten sehen den größten Handlungsbedarf in der Fleischproduktion in einer besseren Ausbildung (in der Landwirtschaft und Schlachtbetrieben) sowie in der Steigerung des Qualitätsbewusstseins. Chancen zur Reduktion des Arzneimitteleinsatzes liegen für sie in der Anpassung der Tierhaltung, bei Impfungen als Krankheits-Prophylaxe, statt Metaphylaxe und auch hier spielen wieder Rückverfolgbarkeit und öffentliche Kommunikation eine zentrale Rolle.

Fiona Hofmann HSWT

Zusammenfassen ließen sich die zukünftigen Anforderungen an die Landwirtschaft in fünf Punkten:

Verbesserung des Hygienemanagements,
Antibiotikaminimierung,
Reduktion von Medikamentenrückständen,
Vermeidung nicht-kurativer Eingriffe am Tier,
Rückverfolgbarkeit auf allen Ebenen.

Hintergrund „Expertise 2018“:

Auf Einladung der MSD Tiergesundheit hatten 600 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober über zwei Tage Gelegenheit aus Vorträgen von 38 Referenten aus dem In- und Ausland zu wählen. Drei Themenblöcke (Rind, Schwein, allgemeine Themen) wurden parallel angeboten. Eine Podiumsdiskussion, eine Posterausstellung mit 20 wissenschaftliche MSD AH Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren (originalveröffentlicht auf den internationalen Rinder- und Schweinekongressen) sowie eine kleine Industrieausstellung der MSD Tiergesundheit mit Beteiligung von Henke Sass Wolf, dem Hersteller von IDAL und der MSD Geflügelvakzinatoren, rundeten die Veranstaltung ab.

Haben Milchkühe ein gutes Leben? #Expertise2018

0

Der Vortrag von Prof. Dr. Marina von Keyserlingk (University of British Columbia, Vancouver Canada) war ein echtes Highlight der “Expertise 2018”. Unter dem Titel „Milchkühen ein angemessen gutes Leben bieten“ (Providing assurance that cattle have a reasonably good life), stellte Sie Befragungs- und Forschungsergebnisse aus Kanada vor.

Prof. Dr. Marina von Keyserlingk

“Verändert Wissen über Landwirtschaft, die Akzeptanz der Nutztierhaltung?“, wollten die kanadischen Forscher mithilfe einer Verbraucherbefragung klären. Zunächst stellten Sie einer Gruppe von 50 Bewohnern der Großstadt Vancouver Fragen wie: Muss eine Milchkuh ein Kalb haben, um Milch zu produzieren? Werden Milchkühe in British Columbia üblicherweise im Anbindestall gehalten? Haben Sie Zugang zu einer Weide? Wie lange bleibt ein Kalb nach der Geburt bei seiner Mutter? Wie werden Milchkühe normalerweise gefüttert? Mit a) Milch, b) Gras, c) vorgemischtem Futter.

Zusätzlich wurde gefragt, welche grundsätzlichen Bedenken die Städter in Bezug auf Milchviehhaltung haben. Am häufigsten wurden Zweifel an der Futterqualität geäußert, fehlender Weidegang und Einschränkungen des Verhaltens befürchtet sowie Misshandlungen vermutet. Letzteres ist offensichtlich auf Undercover-Videos von Tierschützern/Tierrechtlern zurückzuführen. Auf die generelle Frage, ob Milchkühe ein gutes Leben haben, antworteten 42% mit Ja, 30% waren neutral und 28% nicht davon überzeugt.

Nach dieser ersten Fragerunde machten die Probanden einen Rundgang durch die Uni-Farm (270 Kühe, 11.000 kg Jahresdurchschnittsleistung) und wurden ausführlich informiert über

– Kälber-Management
– Kanadische Richtlinien zur Versorgung der Tiere
– den typischen „Tag im Leben einer Milchkuh“
– Kuhgesundheit
– Fütterung
– Fortpflanzung
– und allgemeines Verhalten.

Anschließend konnten 4 von 5 Teilnehmern die anfänglich gestellten Fragen korrekt beantworten!

Einige hatten nach dem Betriebsbesuch eine positivere Meinung, z. B. was Betreuung und Fürsorge betrifft. Andere hatten neue Probleme entdeckt oder fühlten sich in ihren Bedenken bestärkt, vor allem in den Punkten Kuh-Kalb-Trennung, fehlendem Weidegang, Platzangebot und Hygiene.

Die Frage „Wie überzeugt sind Sie, dass Milchkühe ein gutes Leben haben?“ beantworteten nach dem fachlichen Input 24% mit überzeugt, 44% neutral und 32% mit nicht überzeugt (s. Grafik oben). 90,4% der Städter forderten für Kühe Zugang zur Weide.

In einem anderen Test wurden nun die Kühe selbst „befragt“. In einem Wahlversuch wurde einer Milchviehherde jederzeit Weidegang angeboten und die Tiere gingen auch tatsächlich nach draußen – aber vor allem nachts. Tagsüber war es den Kühen im Freien zu warm (23 Grad) und erst ab 17 Uhr, wenn es kühler wurde, gingen sie langsam ins Freie.

Im nächsten Teil des Wahlversuchs mussten die Kühe selbst ein Tor durch Druck öffnen, um auf die Weide zu gelangen. Der Widerstand wurde dabei schrittweise erhöht: mussten die Tiere sich anfänglich nur gegen 14 kg stemmen, waren es am Ende 70 kg. Und siehe da: je stärker sich die Kühe anstrengen mussten, desto mehr verging ihnen die Lust auf Weidegang. In einem weiteren Schritt wurde den Tieren dann der Zugang zu frischer TMR nach dem Melken schrittweise erschwert. Wieder mussten sie steigende Gewichte weg-drücken und auch hier nahm das Interesse an der TMR mit wachsender Anstrengung und in gleichem Maße ab.

Besonders interessant waren schließlich von Keyserlingks Ausführungen zum Thema Kuh-/Kalb-Trennung. Hier verwies die Professorin auf die Arbeit von Ventura et. al. (2013), für die verschiedene Gruppen befragt wurden, ob Kühe und Kälber innerhalb weniger Stunden nach der Geburt getrennt werden sollen. Erwartungsgemäß waren Tierrechtler und Laien mehrheitlich dagegen, Studierende überwiegend und Tierärzte zu 100% dafür.

Überraschend ist jedoch das Ergebnis bei den Landwirten: 30% glauben, dass eine frühe Trennung eigentlich nicht gut ist (praktizieren sie aber trotzdem). Hier merkte die Wissenschaftlerin an, das es zwar Studien zu den Auswirkungen einer frühen Trennung bei Primaten gebe, analoge wissenschaftliche Untersuchungen bei Kuh und Kalb aber ebenso fehlten, wie solche zur bestens Variante der Gruppenhaltung von Kälbern.

Ihre wichtigste „Take Home Message“ lautete: „Wissenschaft spielt eine wichtige Rolle bei der Politikberatung, aber Praktiken, die mit gesellschaftlichen Werten im Einklang stehen, werden auf lange Sicht wahrscheinlich nachhaltiger sein.“

Vielleicht sollten alle Landwirte, nicht nur Milchviehhalter, diesen Satz auf sich wirken lassen.

Hintergrund „Expertise 2018“:

Auf Einladung der MSD Tiergesundheit hatten 600 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober über zwei Tage Gelegenheit aus Vorträgen von 38 Referenten aus dem In- und Ausland zu wählen. Drei Themenblöcke (Rind, Schwein, allgemeine Themen) wurden parallel angeboten. Eine Podiumsdiskussion, eine Poster-ausstellung mit 20 wissenschaft-liche MSD AH Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren (originalveröffentlicht auf den internationalen Rinder- und Schweinekongressen) sowie eine kleine Industrieausstellung der MSD Tiergesundheit mit Beteiligung von Henke Sass Wolf, dem Hersteller von IDAL und der MSD Geflügelvakzinatoren, rundeten die Veranstaltung ab.

Statt chirurgischer Ferkelkastration: Impfung gegen Ebergeruch ist tierfreundlichste Alternative

0

Zwei kleine Pikse statt zweier schmerzhafter Schnitte – die tierfreundliche Alternative zur chirurgischen Ferkelkastration ohne Betäubung gibt es längst. Bei der sogenannten Immunokastration impfen Landwirte die männlichen Ferkel in zwei Schritten, so dass diese zum Schlachtzeitpunkt mit Tieren vor der Pubertät vergleichbar sind. Doch obwohl es zugelassen ist und die Tiere schont, tut sich der Markt mit dem Verfahren noch schwer. Wissenschaftler der Universität Hohenheim in Stuttgart koordinieren seit gut einem Jahr ein europaweites Forschungsprojekt, das die Immunokastration vorantreiben soll – damit sie wettbewerbsfähiger, umweltfreundlicher und noch mehr auf das Tierwohl ausgerichtet wird. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Projekt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mit insgesamt fast 1,3 Millionen Euro. An der Universität Hohenheim sind es gut 283.000 Euro Fördergelder, die das Projekt zu einem Schwergewicht der Forschung machen.

Es ist zurzeit eine der größten Herausforderungen für die Schweineproduktion in Europa: Die bisherige Praxis, Ferkel ohne jede Betäubung zu kastrieren, ist mit den heutigen Tierschutz-Standards nicht vereinbar. Eigentlich sollte sie daher zum Jahresende verboten werden – der Bundestag berät noch darüber, ob der Termin verschoben wird.

Das Problem: Die Beteiligten sind sich nicht darüber einig, welche alternative Methode die geeignetste ist. „Tatsache ist, dass das Problembewusstsein allgemein in Europa gestiegen ist“, erklärt Prof. Dr. Volker Stefanski, Schweine-Experte an der Universität Hohenheim. „Und aus Sicht des Tierwohls gibt es eine Methode, die den Ansprüchen am besten gerecht wird: die Immunokastration, bei der die Tiere gegen den Ebergeruch geimpft werden.“ Sie stünde sofort zur Verfügung, sei seit 15 Jahren zugelassen und etwa in Belgien schon weit verbreitet.“

Dennoch wird die Immunokastration in Deutschland noch kaum praktiziert. Um das zu ändern, untersucht er gemeinsam mit seinen Hohenheimer Kollegen apl. Prof. Dr. Ulrike Weiler, Prof. Dr. Korinna Huber, Prof. Dr. Ludwig Hölzle, den Doktoranden Linda Wiesner und Kevin Kress sowie sieben Partner-Institutionen aus ganz Europa, wie sich die Methode optimieren lässt. Titel des Forschungsprojektes: SuSI – ein Kürzel für „Sustainability in Pork Production with Immunocastration“.

Nicht tierschutzgerecht: Ebermast, Kastration unter Vollnarkose und unter lokaler Betäubung

Alle anderen Alternativen stellen aus Tierschutz-Sicht keinen wirklichen Gewinn dar, bestätigt Prof. Dr. Weiler. „Bei der Mast unkastrierter Eber stellt der unangenehme Ebergeruch, den das Fleisch mancher Eber aufweist, nur eines der Probleme dar“, erklärt die Expertin. „Ohne Kastration zeigen die Tiere ein wesentlich aggressiveres Verhalten. Vor allem das Penisbeißen ist weit verbreitet: Etwa jedes zehnte Tier trägt hochgradige Verletzungen davon, oft schmerzhafter als eine chirurgische Kastration.“

Bei einer Kastration unter Vollnarkose dagegen sind nicht nur die hohen Kosten ein Problem: „Bei einer Gasnarkose hat rund ein Fünftel der Tiere keine ordentliche Betäubung“, erläutert Prof. Dr. Weiler. „Außerdem haben die Ferkel nur wenig Energiereserven und müssen alle halbe Stunde trinken. Sie verpassen also Mahlzeiten und werden dadurch geschwächt. Darüber hinaus steigt die Gefahr, dass sie von der Mutter erdrückt werden.“

Auch die oft propagierte lokale Betäubung durch den Landwirt selbst sieht sie kritisch: „Die Anästhesie selbst ist schon schmerzhaft und sogar für Tierärzte nicht ganz einfach durchzuführen. Die Methode ist also nicht nur unzuverlässig, sie kann den Tieren sogar mehr Stress verursachen als die bisherige Praxis.“

Immunokastration: Unsicherheit und mangelnde Marktakzeptanz

Nach Ansicht der Forscher ist daher die Immunokastration die Methode der Wahl. Dabei erhält der Eber zwei Impfungen, die das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Hormone anregen. Nach der zweiten Impfung wird die Hormonproduktion eingestellt, der Pubertätseintritt verzögert sich. Die Kosten betragen rund 2,50 Euro pro Injektion, und der Landwirt darf sie selbst durchführen. „Eigentlich dient die Methode dem Verbraucherschutz und dem Tierschutz gleichermaßen“, meint Prof. Dr. Stefanski.

Dass sie dennoch in Deutschland bisher kaum praktiziert wird, sieht er vor allem in der mangelhaften Marktakzeptanz, denn Einzelhandel und Schlachtbetriebe lehnen die Produkte bisher meist ab. „Das Verfahren bedeutet außerdem eine Veränderung in der Produktionskette“, erläutert Prof. Dr. Stefanski. „Jetzt führt der Ferkelproduzent die Kastration durch, doch die Immunokastration findet später statt. Der Arbeitsschritt und die Kosten werden daher auf den Mäster übertragen – und diese Veränderung bringt Unsicherheit mit sich.“

Im Forschungsprojekt SuSI wollen die Forscher nun alle drei Säulen der Nachhaltigkeit – Wirtschaft, Umwelt und soziale Aspekte – bei der Immunkastration weiter optimieren: Sie soll wettbewerbsfähiger und umweltfreundlicher werden sowie das Tierwohl und damit die Wünsche der Verbraucher bestmöglich berücksichtigen.

Immunokastration sollte Standard-Methode sein

„Bereits jetzt können wir sagen, dass die Immunokastration in vielerlei Hinsicht besser abschneidet als die anderen Methoden“, berichtet Prof. Dr. Stefanski. „Die Umweltbilanz ist jetzt schon besser und bezüglich Magengeschwüre sind die Tiere unauffällig, was auf wenig Stress schließen lässt.“

Die Immunkastrate, so der Experte, zeigen insgesamt ein wesentlich weniger aggressives Verhalten. „Sie reiten außerdem kaum auf Buchtengenossen auf und schachten kaum aus. Verletzungen durch Penisbeißen sind daher selten.“

Kurzum: Nach dem bisherigen Kenntnisstand ist die Immunokastration zuverlässig und bewirkt eine positive Verhaltensänderung. „Das Verfahren sollte daher künftig Standard sein.“

Forschungsprojekt untersucht ökologische, ökonomische und soziale Aspekte

An der Universität Hohenheim steht vor allem der Aspekt des Tierwohls im Vordergrund. An der Versuchsstation Unterer Lindenhof haben die Wissenschaftler insgesamt rund 140 Schweine im Versuch – unkastrierte Eber, Immunokastrate und klassisch kastrierte Tiere.

Jeweils ein Teil der Tiere lebt unter Bedingungen, die der ökologischen Haltung entsprechen, ein anderer Teil wird unter konventionellen, aber stabilen Bedingungen gehalten. Der dritte Teil schließlich wird so gehalten, wie es in der Praxis auch oft gehandhabt wird: Konventionelle Haltung, jedoch mit Umstallung nach der Immunisierung – wobei die geänderte Gruppenzusammensetzung für die Tiere einen Stressfaktor darstellt.

Wie sich das auf die Tiere auswirkt, ermittelt das Forscherteam anhand verschiedener Faktoren. Sie beobachten, wie sich jeweils das Aggressions- und Sexualverhalten verändert. Sie entnehmen Blutproben um zu überprüfen, ob Antikörper nach der Immunisierung vorhanden sind, die die männlichen Geschlechtshormone unterdrücken, und ermitteln, ob das individuelle Verhalten mit dem Hormonspiegel korreliert.
Nach der Schlachtung der Tiere untersuchen die Hohenheimer Veterinärmediziner Prof. Dr. Ludwig Hölzle und Prof. Dr. Korinna Huber die Darmgesundheit und die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm der Tiere. Sie prüfen auf Magengeschwüre und verschicken Proben an Partner-Institutionen: Das Fleisch untersuchen die slowenischen Partner sensorisch, Kotproben gehen zum belgischen Partner für die Umweltbilanz.

Bis zum Ende des Projektes im August 2020 wollen die Projektpartner gemeinsam Erkenntnisse zur Ernährung der Immunokastrate gewinnen, sie wollen eine noch bessere Umweltbilanz erzielen mit weniger Stickstoffausscheidung und einer besseren Treibhausgasbilanz. Ihr Ziel ist die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens zu verbessern, die Verbraucherakzeptanz zu untersuchen und eine hohe Produktqualität zu gewährleisten.

HINTERGRUND zu den eingesetzten Versuchstieren

Im SuSI-Projekt werden Masthybriden (Pietrain / Deutsche Landrasse) eingesetzt. Die Tiere sind eine Eigenanzucht des Unteren Lindenhofs, der Versuchsstation der Universität Hohenheim. Im Alter von rund sechs Monaten werden die Tiere, wie ihre Artgenossen aus normalen Mastbetrieben, zur Schlachtung gebracht. Sie findet am Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (Landesanstalt für Schweinezucht LSZ) statt.

Schweine waren laut der Versuchstiermeldung von 2017 mit 237 Tieren das dritthäufigste Versuchstier an der Universität Hohenheim nach Hühnern (4.705 Tiere) und Hausmäusen (603 Tiere).

HINTERGRUND: Projekt Nachhaltige Schweinefleischproduktion mit Immunokastraten (SuSI)

Das Forschungsvorhaben SuSI startete am 1.9.2017 und wird bis 31.8.2020 laufen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert es über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) an der Universität Hohenheim mit 283.179 Euro, die gesamte Fördersumme beträgt 1.293.000 Euro.

Die Universität Hohenheim koordiniert das Projekt. Kooperationspartner sind:
• Institute for Agricultural and Fisheries Research (Belgien),
• French National Institute for Agricultural Research (Frankreich),
• Kmetijski institut SLovenije = Agricultural Institute of Slovenia (Slowenien),
• University of Ljubljana-Veterinary Faculty (Slowenien),
• SEGES Pig Research Centre (Dänemark),
• Warsaw University of Life Sciences (Polen),
• Wageningen University (Niederlande).

Quelle: Universität Hohenheim

28. Milchviehforum Rindergesundheit im Fokus – 16. Januar 2019

0

Vortragsveranstaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und des Vereins landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Meppen, am Mittwoch, 16. Januar 2019 im
Landhaus Eppe, Meppen-Teglingen

Programm

9.30 Uhr Begrüßung
Clemens Hackstedt, VLF Meppen

9.45 – 11.00 Uhr Kälberaufzucht – Guter Start ins Leben!
Prof. Dr. Marc Boelhauve
Fachhochschule Südwestfalen, Soest

11.00 – 12.00 Uhr Klauengesundheitsmanagement – Unterfußerkrankungen
frühzeitig erkennen und vorbeugen
Dr. Jörg Willig
Rindergesundheitsdienst, LWK Niedersachsen

12.00 – 12.15 Uhr Pause

12.15 – 13.00 Uhr Gesunde Kühe mit hoher Lebensleistung – ein Praxisbericht
Dietrich Nunnenkamp, Preußisch Oldendorf
(Familienbetrieb mit 160 Milchkühen und Nachzucht)

Moderation
Dr. Hubert Kruse

Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen