Ferkelkastration; Ausführungen von Prof. Dr. Helmut Friess zur Lokalanästhesie

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Der Präsident der Bundestierärztekammer schreibt einen Offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner:

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Klöckner,

aus der Agrarpresse entnehme ich den Wortlaut eines offenen Briefes, den der Humanmediziner Prof. Dr. Friess an Sie gerichtet hat, mit dem Ziel, die Anwendung der Lokalanästhesie bei der Kastration männlicher Ferkel zu befördern. Die in diesem Brief getätigten Aussagen können wir als Tierärzteschaft so nicht unkommentiert stehen lassen.

Die Ausführungen von Prof. Dr. Friess zum Verfahren der Lokalanästhesie sind im allgemeinen Kontext natürlich richtig. Auch in der Veterinärmedizin wird die Lokal-anästhesie aufgrund der genannten Vorteile routinemäßig in großem Umfang angewandt. Allerdings sind die Bedingungen bei der Kastration von unter acht Tage alten Ferkeln nicht annähernd mit einem entsprechenden Eingriff im Rahmen einer humanmedizinischen Behandlung vergleichbar.

In der Human- wie in der Veterinärmedizin sind für eine solche Behandlung bestimmte Rahmenbedingungen sicherzustellen:

Anwendung an Einzelpatienten, die aus Vertrauen in den Therapeuten die Maßnahme ruhig über sich ergehen lassen, oder die entsprechend durch Medikamente ruhig gestellt (sediert) wurden;

Anwendung ohne Zeitdruck;

Anwendung unter Beachtung des Zeitfensters bis zum Wirkungseintritt (10 bis 30 Minuten nach der Injektion);

Anwendung in entsprechend eingerichteten Räumen, zumindest unter antiseptischen Bedingungen;

Anwendung unter Verwendung entsprechenden Einmalmaterials, wie Spritzen und Kanülen, um die vorgeschriebene Aspiration zur Verhinderung der versehentlichen und unter Umständen lebensgefährlichen Injektion in Blutgefäße durchführen zu können;

Anwendung eines für diese Indikation zugelassenen Lokalanästhetikums.

Die bei der von interessierter Seite aus ökonomischen Gründen vorgeschlagenen Lokalanästhesie zur Ferkelkastration vorhandenen Rahmenbedingungen stellen sich völlig anders dar. Hier sprechen wir von einer serienmäßigen Anwendung an einer unmittelbar aufeinander folgenden großen Anzahl von Tieren, die schreien und sich wehren, in sehr kurzer Zeit. Um dieses leisten zu können, wird u. a. die Verwendung von Automatikspritzen propagiert, die eine Aspiration zur Verhinderung der unter Umständen lebensgefährlichen Injektion in Blutgefäße nicht ermöglichen. Darüber hinaus ist aufgrund der Arbeitsabläufe (Kastration wurfweise, d.h. je 7 bis 10 männliche Ferkel werden gefangen und gemeinsam behandelt) zumindest in Frage zu stellen, ob in jedem Fall ein sorgsames Warten auf den Wirkungseintritt gewährleistet werden kann. Insbesondere fehlt bisher der wissenschaft-liche Nachweis für eine wirksame Schmerzausschaltung bei der Ferkelkastration unter Lokalanästhesie. Von Erfahrungen mit Eingriffen unter Lokalanästhesie beim Menschen Rückschlüsse auf das Schmerzempfinden von Saugferkeln zu ziehen, greift zu kurz und kann keinesfalls unserem wissenschaftlichen Anspruch genügen.

Bevor die Methode der Lokalanästhesie für die Ferkelkastration in Betracht gezogen werden kann, müssen noch entscheidende Fragen wissenschaftlich fundiert beantwortet werden. Dringend erforderlich sind weitere Untersuchungen, um geeignete Wirkstoffe, deren lokale Verteilung und Wirkdauer, die optimale Lokalisation für eine schmerzfreie Applikation sowie Methoden zur objektiven Evaluation der Schmerzfreiheit zu entwickeln. Hier können die bisherigen Ergebnisse nicht überzeugen.

Unabhängig davon ist in Anbetracht der Notwendigkeit, die richtigen anatomischen Strukturen in korrekter und ausreichender Weise zu anästhesieren, um eine Schmerz-ausschaltung zu erzielen, und des Risikos systemischer Nebenwirkungen bei Fehl-applikationen, eine hohe fachliche Qualifikation des Anwenders eine unabdingbare Voraussetzung.

Sehr geehrte Frau Bundesministerin, sollten Sie weiteren Informationsbedarf haben, stehen Ihnen die Expertinnen und Experten der Tierärzteschaft selbstverständlich zur Verfügung. Wir Tierärztinnen und Tierärzte sind über den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand bzgl. der Saugferkelkastration unter Lokalanästhesie informiert und können die tatsäch-lichen tierschutzrelevanten Probleme, die bei der vorgeschlagenen Methode auftreten können, realistisch einschätzen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Uwe Tiedemann

„Oscar“ der Landwirtschaft vergeben – CeresAward 2018

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Den „Oscar“ als Landwirt des Jahres haben sie bei der Galaveranstaltung „Nacht der Landwirtschaft“ zwar nicht bekommen, doch in der Kategorie „Geflügelhaltung“ und „Geschäftsidee“ sind zwei Niedersachsen die Sieger: Rainer Duits aus Bockhorn und Jana Hansen aus Burgdorf. Beim CeresAward 2018, der laut Branchenvertretern „höchsten landwirtschaftlichen Auszeichnung“, konnten sie überzeugen und die Konkurrenz hinter sich lassen. Der zum fünften Mal ausgelobte Wettbewerb stand unter dem Motto „Wertschätzung für die Landwirtschaft“. Mit dem vom Fachmedium „agrarheute“ ausgelobten CeresAward sollen Landwirte unterstützt, ihre Leistung gewürdigt und diese einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden. Eine unabhängige Jury wählt aufgrund der eingereichten Bewerbungsunterlagen je drei Bewerber pro Kategorie aus. Diese werden dann vor Ort auf den Höfen von der Jury bewertet, um den jeweiligen Kategorie-Sieger zu ermitteln, der sich durch Leidenschaft, Ideenreichtum und Engagement für Mensch, Tier und Natur in der Landwirtschaft verdient gemacht hat.

Rainer Duits vom Geflügelhof Onken aus Bockhorn trägt mit drei weiteren Familien Verantwortung für 42.000 Legehennen. Gemeinsam mit 90 Mitarbeitern verkauft er nicht nur jede Woche die Produkte auf den 27 Wochenmärkten in der Region, sondern kümmert sich auch um das Tierwohl der Hühner in besonderer Weise. Die nun mit dem CeresAward in der Kategorie Geflügelhaltung ausgezeichnete Idee des Geflügelhofs Onken: Der mobile Hühnerstall wird jeden Tag von einer kleinen Lok ein Stück weitergezogen. So steht dem Federvieh immer frisches Grün zur Verfügung. Dass das Glück der Erde bekanntlich auf dem Rücken der Pferde liegt, kam Jana Hansen bei ihrer Geschäftsidee in den Sinn. Sie wurde als Siegerin in der Kategorie „Geschäftsidee“ ausgezeichnet und verband bei ihrem Einstieg in die Pensionspferdehaltung höchstes Tierwohl mit arbeitswirtschaftlicher Funktionalität. Pferdegerechte Fütterungs- und Bewegungsmöglichkeiten stellen nicht nur die Tiere, sondern auch Besitzer und Besucher höchst zufrieden – und dass mit weniger Arbeitsaufwand! Der seit 400 Jahren im Familienbesitz befindliche Ackerbaubetrieb aus Burgdorf in der Region Hannover dürfte damit auch weiterhin gut für die Zukunft aufgestellt sein. Die effiziente Idee und Strategie wurde ebenfalls von der Jury prämiert. Oscar-Gewinner und somit Landwirt des Jahres 2018 darf sich der Österreicher Tobias Ilg aus Vorarlberg nennen. Er ist gleichzeitig zugleich Sieger der Kategorie Energielandwirt.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Boehringer Ingelheim weiht neues globales F&E-Zentrum für Veterinärimpfstoffe in Lyon ein

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Boehringer Ingelheim hat in diesen Tagen ein neues globales Zentrum für biologische Forschung und Entwicklung an seinem Standort Lyon Porte-des-Alpes (LPA) in Saint-Priest, Frankreich, eingeweiht. Mit dieser Investition in Höhe von 70 Millionen Euro bekräftigt das Unternehmen die Absicht, seine führende Position auf dem Markt für Veterinärimpfstoffe auszubauen, indem es seine Aktivitäten in der Forschung und Entwicklung sowie in der biologischen Produktion in einem Exzellenzzentrum zusammenführt.

„Diese Investition zielt auf wirtschaftliche, demografische und gesundheitliche Anliegen im Zusammenhang mit der Prävention und Kontrolle der Ausbreitung von Tierseuchen ab. Zum Teil sind diese, wie beispielsweise im Fall von Tollwut und Vogelgrippe, auf den Menschen übertragbar“, so Nigel Swift, globaler Leiter des Bereichs Forschung und Entwicklung von Impfstoffen im Unternehmensbereich Tiergesundheit von Boehringer Ingelheim.

Das neue, 14.500 Quadratmeter große, vierstöckige Gebäude wurde über einen Zeitraum von drei Jahren geplant und errichtet. Mehr als 200 Menschen arbeiten in diesem Hightech-Labor, das den Mitarbeitern die Möglichkeit bietet, ihr Fachwissen zu bündeln. Gestaltet um optimale Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, entspricht es zudem den neuesten Umweltstandards.

Die Einweihung dieses biologischen F&E-Zentrums stellt die finale Phase des Transfers von den ehemaligen Merial-Laboren im Stadtteil Gerland in Lyon hin zum LPA-Standort dar. „Durch die Zusammenführung der Tätigkeiten im Bereich F&E und Produktion in Lyon Porte-des-Alpes wird aus diesem Standort ein international führendes Zentrum für biologische Exzellenz. Unsere Teams werden enger zusammenarbeiten, was für eine noch höhere Produktivität, Reaktionsfähigkeit und Leistung sorgen wird“, erläutert Erick Lelouche, Präsident der Tiergesundheit von Boehringer Ingelheim in Frankreich

Durch dieses Zentrum für Exzellenz will Boehringer Ingelheim sein Wachstum beschleunigen und gleichzeitig dem Kern seines Leitbilds treu bleiben: Werte schaffen durch Innovation. Zwei Jahre sind seit der Übernahme von Merial und ein Jahr seit der Einweihung der neuen französischen Boehringer Ingelheim-Zentrale, vergangen. Diese wurde im Herzen des Lyon-Gerland Biodistricts angesiedelt. Nun möchte das Unternehmen außerdem die Metropolregion Lyon zum Zentrum seiner internationalen Wachstumsstrategie machen und dabei von der Historie der Region als Wiege der Lebenswissenschaften und Immunologie profitieren.

Dieses starke Engagement spiegelt sich auch in weiteren kürzlich getroffenen Entscheidungen des Unternehmens wider, wie zum Beispiel in der Ankündigung, eine Investition in Höhe von 65 Millionen Euro für eine Formulierungs- und Abfüllanlage für Impfstoffe, ebenfalls am Standort LPA, zu tätigen. Die Inbetriebnahme ist für das Frühjahr 2020 geplant.

Im Sommer dieses Jahres hatte Boehringer Ingelheim darüber hinaus eine Rekordinvestition in Höhe von 200 Millionen Euro angekündigt. Diese soll in eine neue biotechnologische Produktionseinrichtung für Impfstoffe gegen die Maul- und Klauenseuche sowie das Blauzungenvirus in der gemeinsamen Entwicklungszone ZAC de Gaulnes in Jonage, nahe Lyon, gehen. Der feierliche erste Spatenstich soll im Herbst stattfinden, der Projektabschluss ist für Ende 2021 geplant.

Quelle: Boehringer Ingelheim

Vorstand des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte e. V. wiedergewählt

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Anlässlich der Sitzung des erweiterten Vorstandes des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte e. V. am 30. September 2018 in Bagnoles de l´Orne war die Wahl des Vorstandes für die nächste vierjährige Amtszeit ab 1. Januar 2019 durchzuführen. Die diesjährige Studienreise führte den erweiterten Vorstand dieses Jahr nach Frankreich in die Normandie und nach Paris.

Dort stellte sich der bisherige Vorstand erneut zur Wahl und wurde vom Gremium mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt. Die Geschäftsverteilung wurde beibehalten.

Präsident: Dr. Holger Vogel,
1. Vizepräsident und Ressortverantwortlicher Lebensmittelhygiene, Geschäftsführer: DVM Toby Pintscher,
2. Vizepräsident und Ressortverantwortlicher Tierseuchen, Arzneimittel, Tierische Nebenprodukte: Dr. Arno Piontkowski
Vizepräsidentin und Ressortverantwortliche europäische und Internationale Angelegenheiten: Dr. Cornelia Rossi-Broy
Vizepräsidentin und Ressortverantwortliche Tierschutz: Dr. Christine Bothmann,
Vizepräsident und Kassenführer sowie Ressortverantwortlicher Internet: Dr. Christian Cegla.

Der Vorstand hat sich zum Ziel gesetzt, den amtstierärztlichen Dienst fit zu machen für die Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts. Konkret ist die weitere Digitalisierung und Vernetzung der relevanten Daten von der Bundesregierung einzufordern, um mit dem vorhandenen Personal zielgerichteter und effektiver die Überwachung durchführen zu können. Parallel wird das Personalbedarfsprojekt mit bundesweiter Datenerhebung fortgesetzt.

Neben den Angeboten der Länder und des Bundes wird der Bundesverband zu aktuellen Themen Kongresse und Fachseminare anbieten, um die fachlichen und sozialen Kompetenzen der amtlichen Tierärzte bedarfsgerecht weiterzuentwickeln.

Quelle: Bundesverband der beamteten Tierärzte e. V.

Experte: Die betäubungslose Ferkelkastration ist verfassungswidrig

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Beim Fachgespräch im Bundestag am 10.10.2018, das von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen organisiert wurde, gab es eine erhellende Erkenntnis, die der ganzen Diskussion um die betäubungslose Ferkelkastration eine andere Dimension verleiht.

Laut Prof. Dr. Jens Bülte, Lehrstuhlinhaber für Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschafts- und Steuerstrafrecht an der Universität Mannheim, sei laut Artikel 20a Grundgesetz (Tierschutz als Staatsziel) ein sofortiges Verbot der betäubungslosen Kastration unvermeidlich, da der Schutz des Verfassungsgutes (in diesem Fall der Tierschutz) anders nicht gewährleistet werden könne. Eine Verlängerung der im Tierschutzgesetz rechtlich verankerten Frist wäre also verfassungswidrig, denn es gibt ausreichend Alternativen.

Vor diesem Hintergrund steht die Ankündigung der Regierungskoalition, mittels einer Koalitionsinitiative eine Fristverlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration zu erreichen, in einem schlechten Licht. „Für den Ausstieg aus der betäubungslosen Kastration von Ferkeln gab es bereits eine Übergangsfrist von fünf Jahren, die nicht genutzt wurde“, meint Dr. Uwe Tiedemann, Präsident der Bundestierärztekammer (BTK). Eine Verlängerung um weitere zwei Jahre ist mit dem Staatsziel Tierschutz nicht vereinbar, sondern ein reines Zugeständnis der Großen Koalition an die Agrarlobby. Es stehen drei mögliche Alternativen zur Verfügung: Die Durchführung des Eingriffs unter Narkose, die Jungebermast und die Impfung gegen Ebergeruch, die nach Aussage des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) tierschutzfachlich der beste Weg ist.

„Der sogenannte „4. Weg“ ist nach jetzigem Stand der Wissenschaft kein gangbarer Weg, denn es müssen alle Alternativen daran gemessen werden, ob sie der Zielstellung, nämlich der Verbesserung des Tierschutzes, gerecht werden“, sagt Prof. Dr. Karl-Heinz Waldmann, Vorsitzender des BTK-Ausschusses für Schweine. Eine Änderung des Tierschutzgesetzes, in der der Begriff „Schmerzausschaltung“ durch den Begriff „Schmerzminderung“ ersetzt würde, um die Lokalanästhesie durch die Landwirte zu ermöglichen, wäre absolut inakzeptabel.

Die BTK appelliert an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages: Beenden Sie die betäubungslose Ferkelkastration!

Quelle: Bundestierärztekammer

Bioland lädt zur Internationalen Schaf- und Ziegentagung ein

Unter dem Motto „Potenziale nutzen, neue Wege gehen“ findet vom 3. bis 5. Dezember 2018 die 13. Internationale Bioland Schaf- und Ziegentagung in Hesselberg/Gerolfingen, Bayern statt.

In diesem Jahr stehen die Entwicklungspotenziale der kleinen Wiederkäuer im Fokus des Branchentreffs für Landwirte, Berater und Wissenschaftler.

„Die Züchtung stellt einen wichtigen Faktor in der Potenzialentfaltung und der Biodiversität dar“, so Andreas Kern, Fachberater für Schafe und Ziegen bei Bioland. „Daher liegt bei der Fachtagung ein besonderes Augenmerk auf dem aktuellen Stand der nationalen und europäischen Milchziegen- und Schafzucht sowie deren Entwicklungsmöglichkeiten.“

Am ersten Veranstaltungstag verschaffen Exkursionen zu mehreren Bioland Betrieben einen Blick über den Tellerrand der eigenen Praxis. Drei Schwerpunkte stehen dabei zur Auswahl:

Ziegenmilcherzeugung/Molkereibesichtigung; Ziegenmilcherzeugung/Hofverarbeitung/Direktvermarktung
sowie Lammfleisch- und Schafmilcherzeugung/Hofverarbeitung/Einsatz von Herdenschutzhunden.

Die beiden Folgetage bieten zahlreiche Vorträge zu den Themen Tiergesundheit, Status quo und Herausforderungen bei der Züchtung, sowie zur Futteroptimierung. Neue Forschungsergebnisse und Projekte werden in Kurzpräsentationen auf dem sogenannten „Markt der Möglichkeiten“ vorgestellt. Auch die Biodiversität im Ökolandbau, die Milchverarbeitung und die Vermarktung von Biolamm- und Ziegenkitzen werden thematisiert. Darüber hinaus stehen die Referentinnen und Referenten für Fragen und einen regen Austausch zur Verfügung.

Ein erlesenes Buffet mit Spezialitäten aus Schaf- und Ziegenmilch sowie Schaf- und Ziegenwurst zeigen wie viel Potenzial der Markt birgt.

Das detaillierte Programm sowie das Anmeldeformular finden sich auch unter: www.bioland.de/fachtagungen

Anmeldungen über das Anmeldeformular nimmt das Bioland-Tagungsbüro bis 5. November 2018 entgegen. Kontakt: Tel. 04262 9590-70, Fax 04262 9590-50 oder E-Mail

Bioland veranstaltet die Tagung in Kooperation mit dem Verband für handwerkliche Milchverarbeitung im ökologischen Landbau e.V. (VHM), der Vereinigung der Schaf- und Ziegenmilcherzeuger e.V. (VSZM), dem Landesverband Bayerischer Ziegenzüchter e.V. (LBZ), dem Ziegenzuchtverband Baden-Württemberg e.V. (ZZV) und dem Thünen-Institut für Ökologischen Landbau in Trenthorst.

Zum Bioland-Verband

Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. Über 7.300 Landwirte, Gärtner, Imker und Winzer wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien. Hinzu kommen mehr als 1.000 Partner aus Herstellung und Handel wie Bäckereien, Molkereien, Metzgereien und Gastronomie. Gemeinsam bilden sie eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt.

Quelle: Bioland e.V.

Tierärzte sagen „Nein!“ zur Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration

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Die Koalitionsfraktionen von Union und SPD haben beschlossen, eine Fraktionsinitiative auf den Weg zu bringen, die noch in diesem Jahr die Übergangsfrist bis zum vollständigen Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration um zwei Jahre verlängern soll.

Für eine Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration um zwei Jahre besteht aus wissenschaftlicher und ethischer Sicht keinerlei vertretbare Begründung. Sie ist mit dem grundgesetzlich fixierten Staatsziel „Tierschutz“ nicht vereinbar, denn es stehen umsetzbare Alternativen zur Verfügung. Neben der Durchführung des Einsatzes einer Narkose bei der Kastration sind auch die Jungebermast und die Impfung gegen den Ebergeruch durchaus praxisreif. Letzteres ist die nachgewiesen tierschonendste Methode und das Fleisch der geimpften Tiere ist für den Verbraucher vollkommen unbedenklich. Dies wurde erst kürzlich vom Friedrich-Loeffler-Institut durch die Aussage: „…die Impfung gegen den Ebergeruch ist tierschutzfachlich der beste Weg“ erhärtet.

Den Ängsten der Landwirte, der Einzelhandel werde statt Fleisch von deutschen Schweinen Fleisch von mit Lokalanästhesie kastrierten Schweinen aus dem Ausland anbieten wird, muss man ernst nehmen. Diesen verständlichen Ängsten jedoch mit einer Fristverlängerung, die weiter Schmerzen für die Tiere bedeutet, zu begegnen, ist der falsche Weg. Vielmehr muss die Politik durch eine Aufklärungskampagne bei den Verbrauchern den Einzelhandel unterstützen und von ihm die Akzeptanz dieser tierschonendsten Methode einfordern.

Bundestierärztekammer e.V. (BTK)
Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT)
Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (DVG)

Ferkelkastration: Tierärzteverband regt Einberufung eines Nationalen Improvac-Gipfels an

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In seinem gestrigen Schreiben an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat der Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte, Dr. Siegfried Moder, eindringlich darauf gedrängt, kurzfristig einen Nationalen Improvac-Gipfel einzuberufen. Bund, Länder, Lebensmitteleinzelhandel, Schlachtwirtschaft, Landwirtschaft, Tierärzteschaft sowie Tierschutz und Verbraucherorganisationen sollten in einem solchen Rahmen an einen Tisch geholt werden, um endlich gemeinsam zu beraten, ob und wie mit Improvac® geimpfte Schweine künftig in Deutschland flächendeckend vermarktet werden können.

„Nachdem der Bundesrat eine Verlängerung der Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration abgelehnt hat und das Bundeslandwirtschaftsministerium für die Methode der Lokalanästhesie aus arzneimittel- und tierschutzrechtlichen Gründen keine Option sieht, treibt uns Tierärzte die Sorge um, wie es nach dem 1. Januar 2019 mit der Sauenhaltung konkret weitergehen kann“, erläutert Moder. *

Grund für die Sorge sind mehrere Probleme: Nach derzeitigem Stand gibt es zwar neben der Jungebermast die Möglichkeiten der Ferkelkastration mit Injektions- oder Inhalationsnarkose und die Impfung gegen Ebergeruch. Allerdings ist die Injektionsnarkose mit Azaperon/Ketamin zurzeit nicht möglich, da der Hersteller das Neuroleptikum Azaperon (Handelsname Stresnil®) aus unbekannten Gründen voraussichtlich erst Mitte nächsten Jahres liefern kann und ein alternatives Arzneimittel nicht zur Verfügung steht. Ebenso ist die Inhalationsnarkose mit Isofluran derzeit nicht möglich, da einerseits Isofluran für die Ferkelkastration noch nicht zugelassen ist und andererseits die notwendigen Apparaturen für den sicheren Isofluraneinsatz nicht in der erforderlichen Stückzahl zur Verfügung stehen, um eine flächendeckende Anwendung gewährleisten zu können. „Im Übrigen dürfte es auch kaum genügend Tierärzte für die Durchführung flächendeckender Injektions- bzw. Inhalationsnarkosen geben, sollte die Afrikanische Schweinepest in Deutschland auftreten“, merkt bpt-Präsident Moder an.

Übrig bleibt also allein die Impfung gegen Ebergeruch mit Improvac®. Dieses Verfahren scheitert derzeit vor allem daran, dass der Lebensmitteleinzelhandel keine klaren und einheitlichen Aussagen zur Abnahme von mit Improvac® geimpftem Schweinefleisch trifft, auf die sich Land- und Fleischwirtschaft einwandfrei verlassen können. „Die Zeit drängt; Tierärzte und Landwirte brauchen dringend Klarheit. Deshalb sind die gemeinsamen Beratungen im Rahmen eines Nationalen Improvac-Gipfels aus unserer Sicht dringend erforderlich. Die intensiven Vorarbeiten der QS-Koordinierungsplattform Ferkelkastration können hierbei sicherlich hilfreich sein“, bekräftigt Moder.

Quelle: Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.

* Selbst wenn Bundestag und Bundesrat dem gestern angekündigten Antrag auf Fristverlängerung um zwei Jahre zustimmen sollten, ändere sich an der grundsätzlichen Frage nach der Akzeptanz der Immunokastration nichts, erklärte Dr. Siegfried Moder heute auf telefonische Nachfrage.

Welttierschutztag am 4. Oktober: Leid auf Tiertransporten zu beenden erfordert Mut

Allein in den drei Monaten Juli/August 2017 und Juli 2018 wurden nach Informationen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 210 Langzeittransporte aus Deutschland über die bulgarisch-türkische Grenze in Länder außerhalb der EU genehmigt und abgefertigt. Und das obwohl die Transporttemperaturen von 30 Grad vorhersehbar überschritten wurden. „Tierleid durch Überhitzung in den Transportern ist grundsätzlich zu vermeiden“, fordert die niedersächsische Landestierschutzbeauftragte Manuela Dämmrich.

Niedersachsen hat in Folge der langandauernden Hitzeperiode in diesem Sommer in einem Erlass geregelt, dass nur zwingend erforderliche Transporte bei Temperaturen über 30 Grad abgefertigt werden dürfen. Dies auch nur, wenn auf der gesamten Transportstrecke, also auch bis zum Empfangsort im Drittland gewährleistet ist, dass im Transporter Temperaturen von bis zu 30 Grad plus/minus 5 Grad eingehalten werden können. Zudem muss für ausreichende Wasser gesorgt sein.

Im oben beschriebenen Zeitraum wurden 7.500 Rinder aus Deutschland in nicht-klimatisierten Transportfahrzeugen auf einen Langstreckentransport geschickt und dabei möglicherweise länger anhaltende Leiden in Kauf genommen. Bei mindestens 186 von insgesamt 210 Transporten wurden nach Informationen des BMEL während des Transportes im Innenraum Temperaturen von über 30 Grad Celsius gemessen. Nur bei 26 der 210 Transporten lag die Temperatur bei 30 Grad oder darunter. In 2019 darf sich solches vermeidbare Tierleid auf Bundesebene nicht wiederholen.

Niedersachsen hat das Thema Tiertransporte auf der Agenda und wird es in einer eigens eingerichteten Facharbeitsgruppe im Rahmen der „Niedersächsischen Nutztierstrategie-Tierschutzplan 4.0″ bearbeiten, um proaktiv zu handeln.

Die niedersächsische Landestierschutzbeauftragte Manuela Dämmrich bedauert sehr, dass entsprechende Anträge im Bundestag zur Unterbindung oder Verbesserung von Langstreckentransporten von Nutzvieh in Drittstaaten bisher keine Mehrheit im Bundestag gefunden haben.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Fokus Schwein 2018: Herausforderungen angehen und meistern – Trend zu mehr Tierwohl nimmt weiter Fahrt auf

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Die beliebte Veranstaltung „Fokus Schwein“ ließ weit über 400 Zuhörer auf Einladung der BRÖRING Unternehmensgruppe aus Dinklage am 25. September nach Twistringen im Landkreis Diepholz reisen, um sich über aktuelle Themen der Schweineproduktion auszutauschen. Aufgrund vieler ungelöster Probleme wie u.a. die Ferkelkastration, Afrikanische Schweinepest und dem Kastenstand der Sauen sieht die Schweinebranche der Zukunft derzeit mit gemischten Gefühlen entgegen. Doch Bernd Bröring, geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens, konnte hochkarätige Referenten aus Wissenschaft und Praxis begrüßen, die den Landwirten Mut machten, die Herausforderungen zu meistern.

Deutsche Schweineproduktion schützen
Dr. Ludger Breloh, Bereichsleiter Strategie & Innovation im Agrarsektor der REWE Group, sieht in der Einführung der freiwilligen Haltungskennzeichnung in 4 Stufen durch den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) eine gute Möglichkeit, die Forderung der Verbraucher nach mehr Tierwohl umzusetzen. Seiner Meinung nach muss das Fleisch aus den Stufen jeweils teurer werden als die vorherige Stufe, ein Verramschen des Fleisches dürfe nicht passieren. „Anhand des Preises muss der Verbraucher unsere Mehranstrengung in Richtung Tierwohl erkennen können, sonst macht sich die ganze Branche unglaubwürdig.“ Hinsichtlich des noch immer ungelösten Problems der Ferkelkastration gab Dr. Breloh zu, dass die Branche die Landwirte darüber im Unklaren gelassen habe, wie dieses Problem gelöst werden kann. Um die deutsche Schweinehaltung zu schützen, wäre für ihn auch ein praktikabler Weg, das privatwirtschaftliche QS-Siegel so zu verändern, dass nur noch Fleisch, welches nach deutschem Recht produziert wurde, das QS-Siegel tragen dürfe. Auch ein konsequentes 4xD, also Ferkel geboren, aufgezogen, gemästet und geschlachtet in Deutschland könnte eine Lösung sein, um die Auswirkungen der EU-weit uneinheitlichen Regelung in der Ferkelkastration für die deutschen Landwirte auszugleichen.

Mehrkosten für Tierschutz auf Verbraucher umlegen
Auch das Problem Afrikanische Schweinepest (ASP) – besonders seit den aktuellen ASP-Wildschweinfunden in Belgien – ist eine Bedrohung für die deutsche Schweineproduktion, erklärte Dr. Gereon Schulze Althoff, Leiter Qualitätsmanagement und Veterinärwesen bei der Tönnies Gruppe. „Wir arbeiten gerade mit Hochdruck daran, dass im Falle eines ASP-Nachweises in Deutschland der Export weitergehen kann. Einige Länder wie z.B. die EU, USA und Kanada haben damit kein Problem, aber Japan, Korea und China müssen wir noch überzeugen.“ Hinsichtlich der Ferkelkastration wäre Tönnies glücklich über eine Fristverlängerung, damit vor allem der sogenannte 4. Weg, also die Lokalanästhesie, bis zur Praxisreife gebracht werden kann. „Der 4. Weg wäre für uns gut, weil die Ebermast und Improvac es nötig machen, weiterhin geruchsauffällige Eber am Schlachtband erkennen zu müssen, was sehr aufwändig ist. Zudem können wir mit Improvac geimpfte Tiere nicht in jedes Land exportieren.“ Die Warenströme nach unterschiedlichen Kriterien zu trennen wie den Haltungskompassstufen 1 bis 4 und dann auch noch nach mit und ohne Improvac geimpften Tiere sei eine große logistische Herausforderung und auch mit Mehrkosten verbunden. Da derzeit die Kosten für mehr Tierschutz nur über die Vermarktung der Edelteilstücke im LEH zu decken sind, plädierte auch Dr. Gereon Schulze Althoff dafür, zukünftig auch für mehr Glaubwürdigkeit die Kosten an den Verbraucher weiterzugeben.

Xaletto – Der Stall der Zukunft?
Was es mit der Weltneuheit „Xaletto“ auf sich hat, stellte Dr. Dirk Hesse von Agrikontakt vor. Der Begriff Xaletto steht für ein neues Strohstall-Haltungskonzept in Warmställen, entwickelt von Big Dutchman und Bröring, die dem artgerechten Verhalten der Tiere wie Wühlen und Kauen entgegenkommt und dabei auch noch den Mistanfall reduziert, was positiv für die neue Dünge-Verordnung ist. „Basis des Verfahrens sind eine spezielle Lüftung, ein auf das System zugeschnittenes Futter und ein Rotte-Aktivator. Das System kann in der Ferkelaufzucht und der Schweinemast angewendet werden – sowohl in bestehenden Ställen also auch in Neu- oder Umbauten. Das Xaletto-Konzept beendet die üblichen Geruchsbelästigungen, denn es fällt keine Gülle an und der Mist ist ein wertvoller Dünger oder sogar umweltfreundlich kompostierbar.“ Die Klimasteuerung des Stalles wird so programmiert, dass sie immer eine bestimmte Menge Wasser dem Rottematerial entzieht. Damit wird verhindert, dass das Material verklumpt. Die Schweine zerwühlen und zerkauen dann das Rottematerial, was die Tiere entspannt und beschäftigt. Langjährige Tests in einem Praxisstall ergaben, dass die Wirtschaftlichkeit mit 380 Euro je Mastplatz gegeben ist, da trotz höherer Strohkosten die Gebäudehülle günstiger ist. Schon rund 6000 Tierplätze werden wirtschaftlich überaus erfolgreich nach dem Xaletto-Prinzip geführt. „Je Stallplatz liegen wir 20 % günstiger als bei herkömmlichen Stallungen. Durch die Rotte haben wir weniger Mistanfall und dieser Mist kann später in einer nachgeschalteten Kompostierung zu einem wertvollen hygienisierten Substrat weiterverarbeitet werden“, so Dr. Hesse. Bei Interesse an einer Xaletto-Stallbesichtigung steht die Firma Bröring zur Verfügung. Auf der EuroTier kann sich über Xaletto, dem wirtschaftlichen Gesamtsystem für die tier- und umweltgerechte Schweinehaltung auf Stroh, am Stand von Big Dutchman informiert werden.

Entscheidungsfreudig sein
Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter und Trainer für Führungskräfte Dr. Lutz Wagner ermunterte schließlich dazu, nicht zu zögern, sondern Entscheidungen zu treffen. „Es werden leider heute viel zu wenige Entscheidungen getroffen. Aber keine Entscheidung zu treffen hinterlässt ein Vakuum, das ist nicht gut.“ Er empfahl, ein gutes Klima schon vor dem Entscheidungsprozess herzustellen, sich immer gut vorzubereiten und Beweisketten stets gründlich zu Ende zu denken. Es gäbe je nach Problem ein Zeitfenster, das zu treffen das Ziel sein müsse, damit die Entscheidung glaubwürdig ist. Der Schweinebranche empfahl er, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, nämlich dass die Schweineproduktion in Deutschland erhalten bleibt, und für dieses Ziel miteinander einzustehen.