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TVT-Positionspapier: Zur Dringlichkeit bei Notschlachtungen

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) hat ein Positionspapier zum Thema Notschlachtungen veröffentlicht. Darin wird erklärt, wann eine Notschlachtung überhaupt erfolgen darf, wie sie ablaufen muss wann andere Maßnahmen wie eine tierärztliche Behandlung, eine Euthanasie durch einen Tierarzt, eine Nottötung oder Hausschlachtung in Frage kommen. Das Papier bietet eine Checkliste für die reibungslose Organisation einer Notschlachtung:

Vorbeugend für den Fall einer Notschlachtung

• Handynummer eines amtlichen/ernannten Tierarztes vorhanden

• Schlachtbetrieb in der Nähe vorhanden (max. 2 Stunden Fahrzeit für ungekühlten Transport), der notgeschlachtete Tiere annimmt bzw. Notschlachtungen durchführt; Handynummer vorhanden; Alternative vorhanden?

• Ggf. Formular für Veterinärbescheinigung vor Ort haben (Anhang IV Kapitel 5 der Durchführungsverordnung (EU) 2020/2235)

Organisation einer Notschlachtung

1. Tierarzt anrufen: Notschlachtung gerechtfertigt? Verfügbarkeit erfragen.

2. Schlachtbetrieb anrufen: Verfügbarkeit prüfen.

3. Zeitpunkt der Notschlachtung koordinieren. Wenn nicht schnell genug umsetzbar, andere Maßnahme ergreifen (z. B. Behandlung (Schmerzmedikation), Euthanasie, Nottötung).

4. Lebensmittelketteninformation vorbereiten (Standarderklärung und Tierpass bereithalten)

Wenn ein Tier akut verunfallt bzw. verletzt ist und Schmerzen, Leiden oder Schäden erfährt, muss der Tierhalter unverzüglich Maßnahmen zur Abhilfe ergreifen (§ 4 TierSchNutztV)! Die Empfehlungen des TVT-Papiers sollte sich deshalb jeder Tierhalter wirklich zu Herzen nehmen.

Link zum Download des Positionspapiers (PDF)

Boehringer Ingelheim erhält Marktzulassung für Blauzungen-Impfstoff in Deutschland

• Der Impfstoff schützt Rinder und Schafe vor dem Blauzungenvirus Serotyp 3 (BTV-3)
• Es ist der einzige BTV-3-Impfstoff, der laut Zulassung die klinischen Symptome der Erkrankung und damit die Mortalität verhindert
• Die Anwendung des Impfstoffs wurde in Deutschland bereits im Juni 2024 gestattet
• Wirksame Strategien gegen das Blauzungenvirus sind auch weiterhin nötig

Boehringer Ingelheim, ein führender Anbieter von Präventionslösungen für Nutztiere, hat die Marktzulassung für seinen Impfstoff gegen das Blauzungenvirus Serotyp 3 gemäß Artikel 25 der EU-VO 2019/6 erhalten. Der Impfstoff von Boehringer Ingelheim wurde in nur sieben Monaten entwickelt und darf bereits seit Juni 2024 aufgrund einer Impfstoffgestattungsverordnung zur Bekämpfung des aktuellen BTV-3-Ausbruchs angewendet werden.

BTV-3 verursacht bei Schafen und Rindern schwere klinische Symptome, bei Schafen einhergehend mit erhöhter Mortalität. Neben dem erheblichen Tierleid können Ausbrüche zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten für Landwirte führen, den internationalen Handel beeinträchtigen und die Nahrungsmittelversorgung einschränken. Folglich ist der Bedarf an wirksamen Strategien zur Bekämpfung des Infektionsgeschehens, insbesondere durch Impfungen, nach wie vor hoch.

Bisher wurden in Deutschland mehr als 13 Millionen Impfdosenbereitgestellt, um die Ausbreitung von BTV-3 und seine verheerenden Auswirkungen einzudämmen. Der von Boehringer Ingelheim zusammen mit seinem Partner Bioveta entwickelte Impfstoff zeigt eine sehr gute Verträglichkeit und Wirksamkeit. Das nationale Referenzlabor für BTV am Friedrich-Löffler-Institut (FLI) hat dazu erste Daten veröffentlicht.1

„Unser Impfstoff schützt die Gesundheit von Schafen und Rindern und sichert damit die Lebensgrundlage derjenigen, die sich um sie kümmern. Die Zulassung unterstreicht unser Engagement, Landwirte, Tierärzte und Behörden bei der Bekämpfung von BTV-3 zu unterstützen“, sagt Barbara Umbs, Leiterin des Nutztierbereichs bei Boehringer Ingelheim. „Anzeigepflichtige Tierseuchen wie die Blauzungenkrankheit stellen nach wie vor eine erhebliche Bedrohung dar, was die Notwendigkeit langfristiger präventiver Lösungen zum Schutz unserer Nutztiere unterstreicht.“

Die Impfung als wirksame Präventionsstrategie gegen die Blauzungenkrankheit
Das Blauzungenvirus wird von winzigen Insekten namens Gnitzen (Culicoides) übertragen. Die Krankheit zeigt einen stark saisonalen Verlauf, mit zunehmendem Auftreten bei steigenden Temperaturen. Es gibt 28 verschiedene Serotypen von BTV, die nur Wiederkäuer wie z. B. Rinder und Schafe infizieren. Die Impfung von Boehringer Ingelheim gegen den Serotyp 3 schützt empfängliche Tiere vor den schmerzhaften Symptomen der Krankheit und vor Todesfällen. Experten empfehlen, die Tiere rechtzeitig vor der Flugzeit der Gnitzen mit einer Impfung zu schützen. Diese erfordert bei Schafen eine und bei Rindern zwei Injektionen im Abstand von drei Wochen.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter www.vetmedica.de

1. Friedrich-Loeffler-Institut, Serologische Studien zum Nachweis von BTV-3-Impfantikörpern – eine erste Zusammenfassung und Bewertung durch das Nationale Referenzlabor für Blauzungenkrankheit, Dezember 2024.

Quelle: Boehringer Ingelheim

„Schlupf im Stall“ versus „Schlupf in Brüterei“: Effekte des Schlupfortes und von erhöhten Plattformen auf Broiler

Eine neue Studie* untersuchte das Verhalten und die Leistung von schnell wachsenden Broilern, wobei Faktoren wie Aktivität, Körpertemperatur und Gehfähigkeit analysiert wurden. Untersucht wurden 1.600 Broiler (Ross-Genetik) in zwei Gruppen: Schlupf im Stall (On-Farm-Hatching, OH) und konventionell in der Brüterei (Hatchery-Hatching, HH).

Haltungsbedingungen und Versuchsdesign
Die Hühner wurden in zwei Umgebungen gehalten: konventionell (Kontrolle) und angereichert (mit erhöhten Plattformen). Die Aufzucht dauerte 35 Tage, wobei Körpergewicht und Körpertemperatur der Hühner regelmäßig gemessen wurden. Ebenso wurden Futteraufnahme und Futterverwertung erfasst, um die Leistung der Hühner zu bewerten. Die Untersuchungen zum Verhalten umfassten auch die Nutzung der erhöhten Plattformen.

Ergebnisse zur Schlupfrate und Qualität der Küken
• Die Schlupfrate betrug bei beiden Schlupfmethoden 96,5 % ohne signifikante Unterschiede.
• OH-Küken wogen beim Schlupf im Durchschnitt 46,7 g (weiblich) und 46,1 g (männlich), während HH-Küken 40,9 g (weiblich) und 41,3 g (männlich) wogen.
• Das Körpergewicht der Küken stieg mit dem Alter, wobei OH-Küken schwerer waren als HH-Küken.
• Die Sterblichkeit in der ersten Lebenswoche lag bei 0,3 % bis 1,0 % und war zwischen den Brutmethoden nicht signifikant unterschiedlich.
• Die Körpertemperatur war bei HH-Küken signifikant höher und stieg mit dem Alter an.
• Die Aktivität der Gruppen war in der Umgebung mit erhöhten Plattformen höher als in der Kontrollgruppe.
• Weibliche Küken waren schneller in der Zeit bis zur ersten Fortbewegung als männliche Küken (86,38 s vs. 105,83 s) Zeit.
• Die Sauberkeit des Gefieders sowie Fußballen- und Sprunggelenkserkrankungen zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Brutmethoden oder Umgebungen.

Fazit
Schlupf im Stall verbessert das Körpergewicht der Hühner über die gesamte Aufzuchtperiode, ohne die Schlupfrate negativ zu beeinflussen. Diese Broiler zeigen eine niedrigere Körpertemperatur und eine bessere Nutzung von erhöhten Plattformen, was auf ein verbessertes Wohlbefinden hinweist.

Studie*:
Julia Malchow et al. (2025): Effect of on-farm hatching and elevated platforms on behaviour and performance in fast-growing broiler chickens. Poultry Science 104

Link zur Originalstudie

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 2-25

Hitze und Landnutzung: Bienen leiden besonders

In einer neuen Studie untersuchen Forschende der Universität Würzburg die Wechselwirkungen der wichtigsten Treiber des globalen Wandels auf Insekten.

Die Zahl und Vielfalt der Insekten ist weltweit rückläufig. Studien deuten darauf hin, dass sich ihre Biomasse seit den 1970er Jahren fast halbiert hat. Zu den Hauptursachen dafür gehören der Verlust von Lebensräumen – etwa durch Landwirtschaft oder Verstädterung – und der Klimawandel.

Diese Bedrohungen sind längst bekannt. Weniger bekannt ist, wie solche Faktoren des globalen Wandels zusammenwirken und wie sich ihre Auswirkungen auf diese Weise weiter verschärfen können. So könnten beispielsweise Insekten, die ihres natürlichen Lebensraums beraubt wurden, durch höhere Temperaturen in einer neuen Umgebung noch stärker beeinträchtigt werden.

Forschende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) haben genau diese gravierende Wechselwirkung an 179 Standorten in ganz Bayern untersucht. Die Studie ist Teil des Clusters LandKlif, das von Professor Ingolf Steffan-Dewenter im Bayerischen Klimaforschungsnetzwerk koordiniert wird. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences veröffentlicht.

Bienen sind besonders betroffen
Die Studie zeigt, dass Insekten aus verschiedenen trophischen Ebenen – die also verschiedene Rollen im Nahrungsnetz einnehmen – unterschiedlich auf die Kombination aus höheren Temperaturen und intensiverer Landnutzung reagieren. Besonders betroffen zeigten sich Bienen. Während Populationen in Wäldern gut mit der Hitze zurechtkamen, brach die Population ihrer städtischen Verwandten um 65 Prozent ein.

Wie auch uns Menschen machten den Tieren nicht nur die heißen Tage, sondern auch überdurchschnittlich warme Nächte zu schaffen. Sowohl Anzahl als auch Vielfalt der Bienen litt erheblich. „Die Tatsache, dass sich die nächtlichen Temperaturen so stark auf tagaktive Insekten auswirken, ist bedeutsam. Gerade, weil die durchschnittlichen Nachttemperaturen noch schneller steigen als die Tagestemperaturen“, erklärt die Biologin Dr. Cristina Ganuza.

Insekten, die in der Nahrungskette weiter oben stehen, kamen zwar besser mit der Hitze zurecht, hatten aber etwa in offenen landwirtschaftlichen Lebensräumen zu kämpfen. „Das kann sich negativ auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken, da Insekten, die zur natürlichen Schädlingsbekämpfung beitragen, in ähnlicher Weise betroffen sein dürften“, so Dr. Sarah Redlich weiter.

Besser erging es den Tieren dort, wo landwirtschaftliche Nutzflächen und naturbelassene Räume nebeneinander existieren.

Drei zentrale Erkenntnisse
Die Forschenden fassen ihre Ergebnisse in drei Kernpunkten zusammen:

  1. Wärmere Tagestemperaturen führen zu einer höheren Anzahl und Vielfalt von Bienen, allerdings nur in naturbelassenen Lebensräumen wie Wäldern und Wiesen. Die Erhaltung und Schaffung zusammenhängender natürlicher Lebensräume innerhalb landwirtschaftlicher und städtischer Gebiete ist daher von großer Bedeutung.

2) Höhere Nachttemperaturen führen zu einem geringeren Bienenreichtum in allen untersuchten Lebensraumtypen. „Diese bisher unbekannte negative Auswirkung der wärmeren Nächte auf tagaktive Insekten stellt eine neue Bedrohung dar. Es braucht weitere Forschung, um die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen aufzudecken“, erklärt Steffan-Dewenter.

3) Der Klimawandel und die Landnutzung stehen in Wechselwirkung zueinander, wirken sich aber auf Insekten an niedrigeren oder höheren Positionen in der Nahrungskette auf unterschiedliche Weise aus. „Ihre unterschiedlichen Reaktionen könnten die Nahrungsnetze und wichtige Ökosystemfunktionen wie Schädlingsbekämpfung und Bestäubung stören“, gibt Cristina Ganuza zu bedenken.

Kooperationspartner und Finanzierung
Die JMU-Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München, der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Universität Bayreuth durchgeführt. Gefördert wurde sie durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Veterinärmediziner:innen zwischen Berufs- und Privatleben

Die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Der Wunsch, beiden Lebensbereichen gerecht zu werden, ist für viele Menschen eine Belastungsprobe – bis hin zum Burn-out. Besonders anspruchsvoll ist die Work-Life-Balance in der Veterinärmedizin: Tierärzt:innen sind in der Regel von einer starken intrinsischen Motivation angetrieben, ihre tierischen Patienten bestmöglich zu betreuen. Genau das kann jedoch zu Konflikten mit dem eigenen Privatleben führen. Wie gehen Tierärzt:innen damit um, wenn Berufs- und Privatleben miteinander konfligieren? Eine aktuelle Studie der Vetmeduni liefert Einblicke.

Die Studie von Christian Dürnberger und Svenja Springer basiert auf qualitativen, halbstrukturierten Einzelinterviews mit 20 Tierärzt:innen, die sich auf Hospiz- und Palliativmedizin spezialisiert haben. Alle Interviewten verfügten über langjährige Erfahrung als Selbstständige; zudem ist die Spezialisierung unweigerlich mit unvorhersehbaren Notfällen verbunden. Insgesamt nahmen 18 Tierärztinnen und zwei Tierärzte teil.

„Ich bin nicht nur Tierärztin“
Zentrale Herausforderungen ergeben sich aus der Kollision beruflicher und privater Termine. Eine Tierärztin spricht beispielsweise von einem „Lotteriespiel“, wenn es darum geht, ob sich berufliche und private Pläne – wie ein Urlaub mit den Kindern – wie geplant umsetzen lassen. Eine Teilnehmerin beschreibt ihr Leben als ein ständiges „jonglieren (…) mit Kindern und Arbeit.“ Besondere Schwierigkeiten ergeben sich hierbei, wenn Tierbesitzer:innen „kein Verständnis dafür haben, dass ich nicht nur Tierärztin bin, sondern auch noch Mutter“, so eine Teilnehmerin. Eine essentielle Rolle kommt mit Blick auf die Dynamik zwischen Privat- und Berufsleben den Kommunikationstechnologien zu, lassen sie die Grenze doch immer mehr verschwimmen. So berichten einige Tierärzt:innen, dass sie per Handy oder Messenger-Dienst praktisch durchgehend erreichbar sind – auch nach Feierabend und an Wochenenden; und im Notfall klingelt dann das Handy.

Der Beruf kann jedoch nicht nur durch plötzliche Termine und Anrufe ins Private eindringen, sondern auch auf psychischer Ebene, beispielsweise, wenn Tierärzt:innen in ihrer Freizeit nicht „abschalten“ können, weil belastende Situationen aus ihrem Arbeitsalltag in ihnen nachhallen. „Häufig sind es nicht die Tiere, die diese belastenden Situationen hervorrufen“, erklärt Studienautor Christian Dürnberger vom MFI der Vetmeduni, „sondern die Schicksale ihrer Besitzer:innen, etwa, wenn diese in Armut leben oder einen geliebten Menschen verloren haben. In anderen Worten: Hört man den Tierärzt:innen zu, gewinnt man den Eindruck, als wissen sie so gut wie alles über ihre Kund:innen – und manchmal mehr, als sie eigentlich wissen wollen.“

Strategien, oder: „Ich mache es aus Überzeugung“
Mit Blick auf die Bewältigungsstrategien zeigt sich vor allem eines: Tierärzt:innen nehmen Abstriche in ihrem Privatleben (wie beispielsweise die ständige Erreichbarkeit) bewusst in Kauf, wenn sie überzeugt davon sind, damit im besten Interesse der Tiere zu handeln. Eine Tierärztin hält exemplarisch fest: „Wenn ich (…) ein Tier (…) ein Leben lang begleitet habe, dann möchte ich (…) nicht, dass es an seinem letzten Tag irgendwo in eine Klinik oder in eine Notpraxis muss.“ Gleichzeitig werden in den Interviews bewusste Strategien der Abgrenzung deutlich: Tierärzt:innen überlegen genau, wem sie in welcher Situation ihre Handynummer geben, halten konsequent das „Sie“ in der Kommunikation mit den Tierbesitzer:innen aufrecht und wahren stets – auch mental – eine professionelle Distanz. In einem Zitat heißt es hierzu: „Es ist ein enges Vertrauensverhältnis, […] aber wir sind nicht befreundet. Das ist ein Unterschied.“

Striktere Grenzen
Schließlich legen die Daten nahe, dass negative Erfahrungen mit mangelnder Work-Life-Balance zu strikterer Grenzziehung zwischen Berufs- und Privatleben führen. „Die hohe Identifikation mit dem Beruf birgt die Gefahr der Überforderung“, so Dürnberger. „Die Tierärzt:innen schildern, dass sie erst lernen mussten, mehr auf sich selbst zu achten.“ Eine Interviewpartnerin sagt hierzu: „Die Versuchung ist groß, wenn man was wirklich gerne macht […], dass man sich dann einfach […] übernimmt [und] 24 Stunden für den Klienten und seine Tiere da sein möchte – und das geht nicht.“ Eine Tierärztin hält fest: Es braucht „Selfcare, Selfcare, Selfcare. Wir sind auch (…) wertvoll, sonst können wir keine wertvolle Arbeit leisten.“

„Boundary work“ als Teil der Veterinärmedizin
In der Wissenschaft spricht man von „boundary work“, also von der „Grenzarbeit“ zwischen Privat- und Berufsleben. Der Begriff „Arbeit“ verdeutlicht, dass es bewusste Entscheidungen und kontinuierliche Anstrengung erfordert, die Erwartungen beider Lebensbereiche abzuwägen – eine Aufgabe, die nie endgültig abgeschlossen ist, sondern immer wieder neu bewältigt werden muss. Christian Dürnberger und Svenja Springer plädieren dafür, angehende Tierärzt:innen frühzeitig darauf vorzubereiten, dass „boundary work“ ein essentieller Bestandteil des veterinärmedizinischen Alltags ist – und genau das wird im Rahmen des Curriculums der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Pflichtfach „Angewandte Ethik“ versucht: „Wir diskutieren mit den Studierenden, mit welchen Herausforderungen Tierärzt:innen im echten Leben tatsächlich konfrontiert sind und wie sie mit diesen Konflikten umgehen. Dazu gehören selbstverständlich auch Fragen zu den Spannungen, die zwischen Privat- und Berufsleben entstehen können.“ Vor diesem Hintergrund sehen sie weiteren Forschungsbedarf: „Unsere qualitative Studie liefert erste Einblicke. Zukünftige Untersuchungen sollten Konflikte und Strategien repräsentativ analysieren, denn gerade aus der Praxis können angehende Tierärzt:innen wichtige Impulse gewinnen.“

Grenzen ziehen, damit Berufung nicht zur Belastung wird
Die Untersuchung reiht sich in die breitere Debatte über die Herausforderungen der Work-Life-Balance ein und legt nahe, dass besonders Menschen, die sich stark mit ihrem Beruf identifizieren, Schwierigkeiten haben, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Diese Grenzen entstehen nicht von selbst, sie müssen aktiv gezogen werden – und das ist ein Lernprozess, der zwar herausfordernd sein kann, aber langfristig unerlässlich für eine echte Balance ist.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

Kostenfreier Diagnostik-Check für Kälber – Boehringer Ingelheim unterstützt Tierhalter

Um die Kälbergesundheit noch weiter zu fördern, bietet Boehringer Ingelheim ab sofort einen kostenlosen Kälbergesundheitscheck für alle landwirtschaftlichen Betriebe an. Ziel ist es zu kontrollieren, ob die Kälber ausreichend Antikörper über das Kolostrum aufgenommen haben. Denn sicher kann man nur sein, wenn man den Eiweißanteil im Blut bestimmt.

Der Wert des Gesamteiweiß im Blut sollte dabei > 58 g/l liegen, damit das Kalb ausreichend versorgt ist und eine gute Abwehr hat. Liegt der Wert darunter muss die Kolostrumqualität, die Kolostrummenge und der Zeitpunkt der Fütterung dringend hinterfragt werden.

Diesen Check sollte man mindestens einmal jährlich bei 3 bis 10 Kälbern (bis zum 7. Lebenstag) zur präventiven Gesundheitsförderung mit Ihrem Tierärzte-Team durchführen. Haben die Kälber oft Durchfall oder Atemwegsprobleme, kann die Wurzel allen Übels im Kolostrummanagement liegen.

Zur Aktion vom 15.5. bis 30.6.2025 gelangen Sie hier.

Quelle Boehringer Ingelheim

E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 2/2025 erschienen!

„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 2/2025 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet folgende Themen:

• Aktuelles Interview: Legehennen wurmfrei halten

• Kokzidiose bei Geflügel: Ursachen, Folgen und Behandlung der Erkrankung

• „Schlupf im Stall“ versus „Schlupf in Brüterei“: Effekte des Schlupfortes auf Broiler

• Reduzierung von Hitzestress in Milchviehställen durch aktive Belüftung

• Antahi Colostrum Bags: Kälber gut versorgen CoolFoss®: Effektives Hitzemanagement für Kühe

• Guter Start für Sommerkälber

• Discovery Collector: Stallreinigungsroboter für (halb)geschlossene Stallböden

• Kompakttrog Bovicup 610: Für die Bullenmast

• Interview: Der Stall der Zukunft: Wie sieht er aus?

• Kratzmatte: Mehr Tierwohl – MS MegaDes Novo: Gründliche Desinfektion

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Tierarzneimittelmarkt Deutschland 2024

Im Rahmen der jährlichen Frühjahrsveranstaltung und Mitgliederversammlung stellte der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) die aktuelle Marktanalyse für 2024 vor und forderte die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit am Wirtschaftsstandort Deutschland als ein Kernanliegen der Tiergesundheitsunternehmen. Immer detailliertere regulative Anforderungen, bürokratische Hürden und politische Unsicherheiten belasten die Branche. Um auch künftig die pharmazeutische Versorgung von Tieren und notwendige Innovationen sicherzustellen, ist es für die veterinärpharmazeutischen Unternehmen zentral, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland und Europa zu stärken und deutlich zu verbessern. Das stabile Wachstum des Tiergesundheitsmarktes im Jahr 2024 mit einem erstmaligen Gesamtumsatz von über einer Milliarde Euro belegt die Bedeutung der Branche für das Wohl der Gesellschaft und die Unterstützung der Tierhalter.

Im vergangenen Jahr stand die Tiergesundheitsbranche vor vielfältigen Herausforderungen und dynamischen Entwicklungen. Das geschäftspolitische Umfeld in der veterinärpharmazeutischen Branche wurde geprägt durch regulatorische Diskussionen und Anpassungen, Tierseuchenausbrüche sowie durch wirtschaftliche und politische Unsicherheiten.

„Zentrale Forderungen unseres Verbandes an die neue Bundesregierung sind die Stärkung von Prävention durch Impfungen und Diagnostik, die Straffung und Vereinfachung von Genehmigungs- und Zulassungsverfahren, der Abbau von Bürokratie und die Überwindung nationaler Sonderwege sowie innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Wirtschaft“ unterstreicht Frau Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin des BfT.

Erneut war die Innovationskraft der Tiergesundheitsbranche Garant für die Versorgung mit sicheren und wirksamen Impfstoffen gegen einen neuauftretenden Serotyp des Blauzungenvirus und konnte so die Initiative des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Impfung unterstützen.

Thematisch standen insbesondere die Tierarzneimittelgesetzgebung, die Umsetzung neuer regulatorischer Vorgaben und deren Auswirkungen auf die Branche sowie das Tiergesundheitsrecht im Fokus der Verbandsarbeit. Europäisch wie national setzte sich der BfT dafür ein, die EU-weit einheitliche Umsetzung der Verordnungen zu Tierarzneimitteln und Arzneifuttermitteln sicherzustellen und negative Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Tiergesundheitsprodukten zu reduzieren. Zusätzlich interferieren Umweltgesetzgebung und Chemikalienrecht zunehmend mit der Fachgesetzgebung. Ebenso müssen die Unternehmen stetig mehr Vorgaben aus dem regulativen Umfeld beachten; darunter verschiedene europäische Rechtsvorhaben, wie die Verpackungsverordnung, die Wasserrahmenrichtlinie, die Lieferkettenrichtlinie, und die Produkthaftungsrichtline mit ihren nationalen Umsetzungen.

Die Chancen der digitalen Transformation für Veterinärmedizin und pharmazeutische Industrie sowie Potentiale für mehr Nachhaltigkeit in der landwirtschaftlichen Tierhaltung durch eine verbesserte Tiergesundheit waren bedeutende Schwerpunkte für den Verband. Ergebnisse einer Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover im Auftrag des BfT belegen den Zusammenhang von Tiergesundheit und nachhaltiger Lebensmittelproduktion nachdrücklich.

Tierarzneimittelmarkt 2024
Mit einem Wachstum von 8,7% auf 1.048,4 Mio EUR überschritt der Gesamtumsatz erstmal die Milliardengrenze. Das Verhältnis von Kleintier- zu Nutztiersegment verschob sich mit 39,4% zu 60,6% leicht in Richtung Nutztier.

Bei den Teilmärkten entfielen 462,8 Mio EUR (+8,7%) bzw. 44,1% auf pharmazeutische Spezialitäten, 22,7% bzw. 237,9 Mio EUR (+7,7%) auf Impfstoffe, 19% bzw. 199,1 Mio EUR (+13,7%) auf Antiparasitika sowie auf Antiinfektiva 14,2% bzw. 148,6 Mio EUR (+3,8%).

Im Segment der Spezialitäten trugen Schmerzmedikamente 123,8 Mio EUR (+9,8%) bei, Therapeutika gegen Hauterkrankungen 60,5 Mio EUR (+15,2%) sowie Medikamente gegen Herz-Kreislauferkrankungen 34,6 Mio EUR (+7,9%).

Das Marktwachstum wird getragen durch eine regelmäßige Gesundheitsvorsorge, insbesondere für das ältere Haustier, sowie durch positive Entwicklungen in der Prävention, vor allem bei Nutztieren. Im Nutztiersegment wirken sich zudem Impfungen gegen die Blauzungenkrankheit bei Rindern und Schafen sowie notwendige flankierende Behandlungen und Bekämpfungsmaßnahmen gegen virusübertragende Gnitzen aus.

Wie bei anderen Infektionskrankheiten werden hier Erfolge durch konsequentes Monitoring, frühzeitige Erkennung und nachhaltige Impfungen erzielt. Erfreulich ist daher, dass mit Stabilisierung der Schweine- und Geflügelbestände nach Seuchengeschehen im Vorjahr die Krankheitsvorbeuge wieder ihren Stellenwert erlangt hat.

Bei Antiinfektiva ist der Einfluss der gesetzlichen Vorgaben bei der Verschiebung der oralen Medikation von festem Futter auf Wasserapplikation erkennbar. Das Wachstum im Antiparasitikasegment zeigt den steigenden Bedarf an regelmäßiger Parasitenkontrolle. Durch höhere Temperaturen breiten sich Zecken und Mücken stärker in gemäßigte Breiten aus, weshalb Tierhalter verstärkt auf zielgerichteten, verantwortungsvollen Schutz setzen.

Die regelmäßige Gesundheitsvorsorge ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Krankheiten und unterstützt Tiere bis ins hohe Alter. Dazu zählen chronische Leiden wie Arthrose, Nierenerkrankungen, Diabetes sowie Haut- und Herz-Kreislauferkrankungen. Die besondere Betreuung älterer Tiere spiegelt sich deutlich im Bereich der Spezialitäten wider.

Um auch künftig eine regelmäßige Versorgung der Tiere und die notwendigen Innovationen sicherzustellen, ist es aus Sicht der veterinärpharmazeutischen Branche essenziell, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland und Europa zu stärken und deutlich zu verbessern.

Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit e.V.

FBN veröffentlicht Positionspapier zur Weidehaltung von Milchkühen

Das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) hat sein erstes Positionspapier zur Weidehaltung veröffentlicht. Unter dem Titel „Zukunft Milchvieh & Weidehaltung“ zeigt das Positionspapier die nachgewiesenen Vorteile und Potenziale, die praktischen Herausforderungen und Lösungsansätze für mehr Weidehaltung sowie politische Handlungsempfehlungen auf.

Im Positionspapier werden u.a. die Wirkungen der Weidehaltung auf Tiergesundheit, Klimaschutz und Biodiversität beleuchtet. Das Papier stellt fest: Weidehaltung bietet nachweisliche Vorteile, etwa durch geringere Krankheitsraten, ein besseres Tierwohl und positive Effekte auf Artenvielfalt und Kohlenstoffbindung.

Aus Sicht des FBN erfordert die Umsetzung einer weidebasierten Tierhaltung jedoch strukturelle Anpassungen in der Agrarförderung sowie weitere Forschung, insbesondere zur Integration moderner Technik, zur Futterversorgung unter Klimawandelbedingungen und zum Management von Wiedervernässungsflächen. Auch die Ausbildung in Landwirtschaft und Tierhaltung müsse gestärkt werden.

„Die Weidehaltung steht an der Schnittstelle von Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz“, so die Autor:innen. „Ihr Potenzial kann nur durch systemische Veränderungen voll ausgeschöpft werden.“

Das vollständige Positionspapier ist auf der Website des FBN abrufbar.

Quelle: Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)

EU-Parlament stuft Schutzstatus des Wolfes herab

Bundesminister Rainer: „Wölfe rechtssicher entnehmen, bedeutet Weidehaltung stärken“

Das Europäische Parlament hat heute beschlossen, den Schutzstatus des Wolfs in der EU-Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (sogenannte Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) herabzusetzen. Damit wird eine zuvor beschlossene Änderung des Berner Übereinkommens in europäisches Recht umgesetzt, wonach der Schutzstatus des Wolfs Ende vergangenen Jahres von „streng geschützt“ auf „geschützt“ geändert wurde.

Dazu erklärt der Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, Alois Rainer: „Für viele Bäuerinnen und Bauern ist die Weidehaltung gelebte Tradition und zugleich aktiver Beitrag zum Natur- und Klimaschutz sowie zum Erhalt der Kulturlandschaft. Diese wertvolle Form der Tierhaltung darf nicht durch wachsende Wolfsbestände gefährdet werden. Das heutige Votum des Europäischen Parlaments ebnet den Weg für einen praktikablen Umgang mit dem Wolf. Wir werden nun national für klare und praktikable Regeln sorgen, die den Herdenschutz voranbringen und den Bundesländern rechtssichere Entnahmen ermöglichen. Nur wenn die Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter darauf vertrauen können, dass ihre Tiere geschützt sind, kann die Weidehaltung erhalten bleiben.“

Hintergrund:
Die Wolfsbestände in Europa sind in den letzten zehn Jahren stark gewachsen – von 11.200 Tieren im Jahr 2012 auf über 20.300 im Jahr 2023. In Deutschland leben derzeit 209 Wolfsrudel, vor allem in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen. Parallel dazu häufen sich Konflikte mit der Landwirtschaft: Jährlich werden in Europa rund 65.500 Nutztiere, überwiegend Schafe und Ziegen, von Wölfen gerissen, zum Teil trotz der weiterhin wichtigen Schutzmaßnahmen wie Zäunen und Herdenschutzhunden.

Quelle: BMEL