Ileitis: Erster kombinierbarer intramuskulärer Impfstoff in Europa zugelassen

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MSD Tiergesundheit bringt den ersten kombinierbaren intramuskulären Impfstoff in Europa gegen Lawsonia intracellularis auf den Markt.

Circa 90% aller schweinehaltenden Betriebe in Europa sind von Lawsonia intracellularis, dem Erreger der Ileitis, betroffen. Auswirkungen können hohe Verluste, Durchfälle und verschlechterte Leistungen wie reduzierte tägliche Zunahmen und schlechtere Futterverwertung sein. Vor allem die subklinische Ileitis bleibt auf den ersten Blick unsichtbar und äußert sich nur in verschlechterten Leistungen, die die Wirtschaftlichkeit von schweinehaltenden Betrieben beeinträchtigen.

Der intramuskuläre Impfstoff gegen Lawsonia intracellularis reduziert nachweislich:
• Tierverluste
• Durchfälle
• Schäden am Darm
• Erregerausscheidung
• Verminderungen der täglichen Zunahmen.

Durch die Impfung in den Muskel erhält jedes Tier sicher die volle Impfdosis. Besonders anwenderfreundlich und arbeitswirtschaftlich ist die Mischbarkeit mit der gebrauchsfertigen Kombi- Impfung gegen PCV2 und M. hyo von MSD Tiergesundheit. Im Bedarfsfall ist die Einzelanwendung mittels Lösungsmittel möglich. Der Totimpfstoff kann bei zeitgleicher antibiotischer Therapie erfolgreich angewendet werden, so dass auch unter solchen Betriebsbedingungen die Wirksamkeit gegenüber Lawsonia intracellularis gewährleistet ist. Die Immunitätsdauer von 21 Wochen bietet einen langen Schutz während der Mast.

Fachinformationen erhalten Sie von Ihrer betreuenden Tierärztin / Ihrem betreuenden Tierarzt.

Quelle: MSD Tiergesundheit

Tiertransporte bei Hitze: Bundesagrarministerium verschärft Regelungen

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Temperaturüberschreitungen werden künftig als Ordnungswidrigkeit gewertet und mit Bußgeldern geahndet – Aufbau einer Datenbank für Transportrouten läuft

Tiertransporte im Hochsommer bei über 30 Grad sind laut EU-Transportverordnung rechtlich untersagt. Verstöße gegen diese Vorschrift sollen zukünftig als Ordnungswidrigkeit eingestuft und mit einem Bußgeld sanktioniert werden. Das hat die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, im Vorfeld der Agrarministerkonferenz in Mainz angekündigt. Eine entsprechende Änderung der Tierschutz-Transportverordnung wurde den Ländern bereits zur Stellungnahme vorgelegt. Die Bundesländer, die für die Genehmigung der Transporte zuständig sind, erhalten die Möglichkeit, Transportbedingungen und Temperaturvorgaben konsequenter durchzusetzen.

Denn eine Ministeriums-Auswertung der genehmigten Transporte aus Deutschland über die bulgarisch-türkische Grenze im Juli/August 2017 und Juli 2018 sowie die Auswertung in Bezug auf die Temperaturen im Bestimmungsland hatte ergeben: Von den insgesamt 210 Transporten wurden 184 bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius durchgeführt – 26 bei Temperaturen von 30 Grad Celsius oder weniger. Bei 35 der Transporte lag die maximale Temperatur am Tag der Abfertigung durch die lokale Behörde unter 30 Grad Celsius.

Julia Klöckner: „Wenn es bei den Tieren im Transporter über 30 Grad heiß ist, ist der Transport untersagt. Und das völlig zurecht! Die Bundesländer sind für die Einhaltung der Bestimmungen und des Tierschutzes zuständig. Unsere Daten zeigen aber, dass gegen geltende Vorschriften verstoßen wird – bisher ohne ausreichende Sanktionsmöglichkeiten. Das werden wir nun ändern. Wenn Regeln nicht eingehalten werden und gegen das Tierwohl gehandelt wird, muss es Strafen geben, die weh tun. Temperaturüberschreitungen sollen daher künftig als Ordnungswidrigkeit eingestuft und entsprechend geahndet werden.

Konkret bedeutet das, dass die Unternehmer empfindliche Bußgelder zahlen müssen, wenn sie Tiere bei zu hohen Temperaturen verladen und transportieren. Wir haben die klare Erwartung, dass die Bundesländer diese Möglichkeit nutzen, um die Anforderungen an den Tierschutz konsequenter als bisher durchzusetzen. Neben dem Aufbau einer Datenbank für Transportrouten ist die jetzt vorgesehene Verschärfung eine weitere wirksame Maßnahme, mit der wir die Länder beim Vollzug unterstützen.“

Hintergrund:
Verfassungsrechtlich sind die Bundesländer für die Überprüfung und Genehmigung der Tiertransporte zuständig. Eine bundeseinheitliche Regelung für die Genehmigung bzw. Ablehnung von Tiertransporten kann –- aus rechtlichen Gründen –- nicht erlassen werden. Zudem ist eine Inaugenscheinnahme etwa des Fahrzeugs nur vor Ort möglich, nicht aus Berlin oder Brüssel.

Die Bundesländer sind dazu aufgerufen, eine einheitliche Linie bei ihren Entscheidungen zu entwickeln. Dabei unterstützen wir sie mit der gemeinsamen Entwicklung und dem Aufbau einer Datenbank für Transportrouten beim Friedrich-Loeffler-Institut. Für die Einrichtung der Datenbank wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eigens eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe gegründet – der Aufbau der Datenbank ist auf einem guten Weg. Darin sollen die Länder Informationen über Transportrouten teilen können. Auch zu der Frage, ob es entlang einer Route ausreichend Versorgungsstationen gibt. Die Datenbank soll die Veterinäre vor Ort dabei unterstützen die Plausibilität von Transportplanungen besser bewerten zu können.

Die Verschärfung der Tierschutz-Transportverordnung ist ein weiteres Mittel, um die Länder beim Vollzug zu unterstützen. Der Entwurf zur Änderung der nationalen Tierschutz-Transportverordnung mit einer Ergänzung einer Ordnungswidrigkeit in Bezug auf Temperaturüberschreitungen hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den Ländern zur Stellungnahme übermittelt.

Quelle: BMEL

Antibiotikaresistenzen steigen massiv an

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In Schwellen- und Entwicklungsländern nehmen antibiotikaresistente Mikroorganismen in Nutztieren stark zu. Auf einer Karte zeigt ein internationales Forschungsteam unter ETH-Federführung erstmals auf, wo der Handlungsbedarf am größten ist. Um weitere Resistenzdaten zu sammeln, haben die Forschenden eine offene Webplattform geschaffen.

Die Welt erlebt ein beispielloses Wirtschaftswachstum in Schwellen- und Entwicklungsländern. Immer mehr Menschen in Indien, China, Lateinamerika oder Afrika sind zu mehr Wohlstand gekommen, was sich in einem erhöhten Verzehr von Fleisch und Milchprodukten äußert. In Afrika hat der Fleischkonsum in den letzten zwei Jahrzehnten um mehr als die Hälfte zugenommen, in Asien und Lateinamerika um zwei Drittel.

Um die wachsende Nachfrage zu decken, wurde die Tierzucht intensiviert, unter anderem mit einem höheren Einsatz von Antibiotika. Bauern setzen die Medikamente nicht nur ein, um kranke Tiere zu behandeln, sondern auch um Infektionen vorzubeugen. Denn wo Tiere in großer Zahl auf kleinem Raum unter mangelhaften hygienischen Bedingungen gehalten werden, brechen leicht Krankheiten aus. Antibiotika werden jedoch auch dafür verwendet, um den Gewichtszuwachs der Tiere zu erhöhen.

Die Folgen des unsachgemäßen und übermäßigen Antibiotikaeinsatzes sind jedoch gravierend: Der Anteil der Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind, wächst rapide. Dadurch büßen die Medikamente ihre Wirksamkeit ein – was weitreichende Folgen hat für die Gesundheit der Tiere und die des Menschen.

Brennpunkte der Resistenzen kartieren
Entwicklungs- und Schwellenländer haben oft nur wenige Kapazitäten, um den Gebrauch von Antibiotika und Resistenzen auf Betrieben zu überwachen. Die Anwendung von Antibiotika ist dort meist schlechter reglementiert und dokumentiert als in reichen Industrienationen.

Ein Team von Forschenden unter der Leitung von Thomas Van Boeckel, SNF-Assistenzprofessor für Gesundheitsgeografie und Politik an der ETH Zürich, hat soeben in der Fachzeitschrift «Science» eine Karte der Antibiotikaresistenzen in Nutztieren aus Entwicklungs- und Schwellenländern veröffentlicht.

Um herauszufinden, wo und in welchen Nutztierarten Resistenzen bei den Krankheitserregern Salmonella, E. coli, Campylobacter und Staphylococcus aureus aufgetreten sind, schufen die Forscherinnen und Forscher eine umfangreiche Literaturdatenbank.

Gemäß dieser Studie sind Tiere im Nordosten Chinas, in Teilen Indiens und des südlichen Brasiliens sowie des Iran und der Türkei am stärksten von Antibiotikaresistenzen betroffen. In diesen Ländern sind die genannten Bakterien mittlerweile gegen eine Vielzahl der in der Fleischproduktion und in der Humanmedizin eingesetzten Mittel resistent. Erst wenige Resistenz-Hotspots finden sich zurzeit in Afrika mit Ausnahme von Nigeria und der Region um Johannesburg.

Die meisten Resistenzen treten gegen diejenigen Antibiotika auf, die am häufigsten bei Tieren verwendet werden: Tetracycline, Sulphonamide, Penicilline und Quinolone. In gewissen Regionen haben diese Substanzen ihre frühere Wirksamkeit gegen Infektionen fast völlig eingebüßt.

Alarmierender Trend bei Mehrfachresistenzen
Um nachzuverfolgen wie sich Mehrfachresistenzen entwickeln, haben die Forschenden einen neuen Index geschaffen. Dieser beziffert für jede Region den Anteil der Antibiotika mit Resistenzraten von mehr als 50 Prozent. In Schwellen- und Entwicklungsländern hat sich dieser Index für Hühner und Schweine in den letzten 20 Jahren nahezu verdreifacht. Zurzeit versagen ein Drittel der Antibiotika in 50 Prozent der Fälle in Hühnern und ein Viertel der Mittel in 50 Prozent der Fälle in Schweinen.

«Dieser beunruhigende Trend zeigt, dass in der Tierzucht eingesetzte Medikamente ihre Wirksamkeit rasch einbüßen», sagt Van Boeckel. Dies werde sich auf die Nachhaltigkeit der Fleischindustrie und möglicherweise auch auf die Gesundheit von Konsumierenden auswirken.

Besorgniserregend sei dies deshalb, weil die Resistenzen besonders in jenen Ländern zunähmen, in denen auch der Fleischkonsum stark wachse und der Zugang zu tiermedizinisch verwendeten Antibiotika nur ungenügend reglementiert werde. «Antibiotika-Resistenzen sind allerdings ein globales Problem. Es ergibt keinen Sinn, mit beträchtlichem Aufwand auf der einen Seite der Erde Resistenzen einzudämmen zu versuchen, während sie auf der anderen Seite massiv steigen», sagt der ETH-Forscher.

Tausende von Studien flossen ein
Für ihre aktuelle Studie sammelten Forschende der ETH, der Princeton University und der Freien Universität Brüssel tausende von Publikationen sowie unveröffentlichte Berichte von Tiermedizinern aus aller Welt. Auf Basis dieser Daten generierten die Forschenden die nun erstmals veröffentlichten Resistenzverbreitungskarten.

Die Karten decken jedoch nicht das gesamte Untersuchungsgebiet ab, insbesondere gibt es in Südamerika große Lücken, welche die Forscher auf einen Mangel an öffentlich zugänglichen Daten zurückführen. «Aus weiten Teilen Südamerikas gibt es kaum offizielle Zahlen oder Daten», sagt Mitautor und ETH-Postdoktorand Joao Pires. Das habe ihn überrascht, denn aus einigen Ländern Afrikas seien sehr viel mehr Daten zugänglich, obwohl dort die Ressourcen für solche Erhebungen knapper seien als in Südamerika.

Open-Access-Webplattform entwickelt
Um ihre Resultate zu verbreiten und weitere Resistenzdaten zu sammeln, haben die Forscher die Webplattform resistancebank.org geschaffen. Dort können beispielsweise Tiermediziner oder Behörden neue Daten über Antibiotikaresistenzen in ihren Regionen hochladen und mit anderen Interessierten teilen. Die Web-Plattform ist frei zugänglich.

Van Boeckel erhofft sich davon, dass Wissenschaftlerinnen, die sich eine teure Publikation in einer Fachzeitschrift nicht leisten können, ihre Ergebnisse auf der Plattform teilen. «So stellen wir sicher, dass die Daten nicht in einer Schublade verstauben», sagt er, «gerade in Afrika oder in Indien schlummern viele relevante Ergebnisse, die das globale Bild der Verbreitung von Antibiotikaresistenzen vervollständigen.» Auch könne die Plattform Geldgebern dazu dienen, diejenigen Regionen zu identifizieren, die am stärksten von Resistenzen betroffen sind, um entsprechende Maßnahmen finanzieren zu können.

Da die Fleischproduktion weiter steigt, könnte die Webplattform dabei helfen, gezielter gegen Antibiotikaresistenzen vorzugehen und betroffene Gebiete auf den Weg einer nachhaltigen Fleischproduktion zu bringen. «Die reichen Länder des Nordens, die seit den 1950er Jahren Antibiotika verwenden, sollen dabei helfen, dass die Umstellung gelingt», findet Van Boeckel.

Quelle: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

Kälber intensiv füttern ist gut für Tier und Leistung

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Nicht nur die reichliche und frühzeitige Kolostrumversorgung ist wichtig: Wissenschaftler sind sich einig, dass im frühen Kälberalter die Weichen für die Leistungsfähigkeit der Milchkühe gestellt werden. Kälber sollten mit dem Ziel der optimalen Organentwicklung ihr Wachstumsvermögen möglichst vollständig ausschöpfen. Dazu brauchen sie genügend Futterenergie, bereitgestellt z.B. aus Milchaustauschern (MAT) bester Qualität.

Im Anschluss an das embryonale Wachstum erfolgt ein sehr intensives zelluläres Wachstum, d.h. die Organe wachsen. Diese Phase ist zeitlich auf etwa 40 Tage begrenzt, da die meisten Organstrukturen (z. B. Euter, Lunge und Leber) nur innerhalb der ersten 5 bis 8 Lebenswochen in ihrem Wachstum positiv beeinflusst werden können. Ein Versuch (Brown et al. 2005) beweist das: Kälber wurden unterschiedlich intensiv mit MAT gefüttert (1,1 % bzw. 2 % MAT-Trockenmasse der Körpermasse, MAT mit 21,3 % Rohprotein). Ein Teil der Kälber wurde nach der 8. Lebenswoche geschlachtet und deren Euterdrüsengewebe untersucht. Die intensiv versorgten Kälber hatten in dieser Zeit eine dreifach höhere Parenchymmasse ausgebildet als die Vergleichsgruppe. Mit den anderen Kälbern wurde der Versuch noch 6 Wochen weitergeführt. Die Nährstoffversorgung wurde nur durch das begrenzte Angebot an Aufzuchtfutter variiert. Am Ende der 14. Woche zeigten die in den ersten acht Wochen intensiv versorgten Tiere ebenfalls eine deutlich höhere Euterdrüsenmasse. Die unterschiedliche Gabe an Aufzuchtfutter im Anschluss an die Tränkphase der Kälber führte aber nicht mehr zu einer besseren Entwicklung. Ab einem Körpermassebereich von 150 kg wird im Verhältnis mehr Fett gebildet als Organgewebe. Für die Fütterung gilt also: Je jünger, desto intensiver, je älter, desto restriktiver.

Ein weiterer Versuch (van Amburgh und Soberon 2013) belegt, dass intensiv aufgezogene Kälber später als Milchkuh aufgrund der guten Organentwicklung mehr Leistung erbringen können…


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Aktuelles zum Antibiotika-Monitoring in den Niederlanden

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Im neueste „Kamerbrief“ zum Thema Antibiotika schreibt die zuständige Ministerin Carola Schouten, dass die Anstrengungen niederländischer Tierhalter und Tierärzte seit 2009 zu einer Verringerung der Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung um 63,8% geführt haben.

Der MARAN-Bericht zur Überwachung von Antibiotikakonsum und Antibiotikaresistenzen bei Mensch und Tier zeigt, dass in den Niederlanden die Anzahl resistenter Bakterien bei Tieren in etwa gleich geblieben ist. Die Zahl der ESBL-produzierenden Darmbakterien, die zu den risikoreichsten Bakterien zählen, ist bei fast allen Tierarten, die für die Lebensmittelproduktion verwendet werden, weiter zurückgegangen. Nur bei Mastkälbern steigt die Zahl der ESBL-produzierenden Darmbakterien weiter an. De Universität Wageningen forscht derzeit nach den Ursachen für diesen Anstieg.

Die Dokumentation des Antibiotikaeinsatzes ist in der Ziegenhaltung noch nicht verpflichtend, soll jedoch eingeführt werden. Die Kaninchenhaltung wird seit 2016 überwacht und zeigt erhebliche Nutzungsschwankungen im Laufe der Jahre, was möglicherweise auf der Datenqualität zurückzuführen sei. Auch alle anderen Sektoren (einschließlich Heimtiere, Pferde und Schafe) werden bereits regelmäßig überwacht.

Im Geflügel-, Schweine- und Kälber-Sektor verringerte sich seit 20017 die Anzahl der „Hochverbraucher“ im Vergleich um 50%. Darüber hinaus sollen in der Kälberaufzucht bis 2022 weitere 15% Antibiotika eingespart werden. Voraussetzung hierfür sei eine erfolgreiche Einführung des Kalbsverfolgungssystems (KVS) und die Bekämpfung von infektiöser Rinder-Rhinotracheitis (IBR) und Boviner Rinder-Diarrhöe (BVD). Die Milchviehhaltung zeichne sich seit Jahren durch geringen Antibiotikaeinsatz und geringe Antibiotikaresistenzen aus, auch gäbe es hier fast keine „Hochverbraucher“

Der offizielle SDa-Bericht „Der Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren im Jahr 2018“ zeigt, dass der Einsatz von Wirkstoffen der 3. Generation in den meisten Branchen sehr niedrig bleibt, die Verkäufe von Colistin in den Niederlanden jedoch zugenommen haben. Das Expertengremium der „Stichting Diergeneesmiddelenautoriteit (SDa)“ hat die betroffenen Sektoren (Geflügel- und Schweinezucht) aufgefordert, eine Erklärung für diesen Anstieg zu liefern.

Goldener Hammer für Andrea Tipold

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Große Ehrung: Das European College of Veterinary Neurology würdigt Professorin Tipolds wissenschaftliche Leistung und ihren Einsatz für die tierärztliche Ausbildung.

2019 Professorin Dr. Andrea Tipold aus der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) erhielt im September auf der Jahrestagung des European College of Veterinary Neurology (ECVN) und der European Society of Veterinary Neurology (ESVN) den Malleus Aureus Award. Das ECVN würdigt mit der auch als „Goldener Hammer“ bezeichneten Ehrung jährlich eine herausragende Persönlichkeit, die außergewöhnliche Beiträge auf dem Gebiet der Veterinärneurologie geleistet hat.

In ihren Grußworten hoben Professorin Dr. Andrea Fischer, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, und Dr. Konrad Jurina, Tierklinik Haar, Tipolds wissenschaftliche Leistung und ihr großes Engagement für die tierärztliche Ausbildung hervor: „Neben einer außerordentlichen Anzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen sowie nationalen und internationalen Präsentationen befasste sich die Preisträgerin intensiv mit der Ausbildung junger Neurologinnen und Neurologen. Sie betreute an der TiHo über 15 Diplomate-Anwärterinnen und Anwärter des ECVN und sieben an externen Institutionen. Andrea Tipold bietet regelmäßig postgraduale Lehrveranstaltung an und betreute zahlreiche Promotionsstudierende. Zudem unterrichtete sie tausende deutsche Tiermedizinstudierende.“ Alle Preisträgerinnen und Preisträger des Goldenen Hammers eint, dass sie die veterinärmedizinische Neurologie vorantreiben, um die veterinärmedizinische Versorgung zu verbessern.

Werdegang
Nach ihrem Tiermedizinstudium in Wien war Tipold für ein Jahr für die Firma Upjohn tätig. Im Jahr 1984 wurde sie Universitätsassistentin an der I. Medizinischen Klinik für Einhufer, Kleintiere und Geflügel an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Während diese Zeit arbeitete sie im Bereich Innere Medizin und schloss ihre Promotion ab. Es folgten eine Postdoc- und später eine Assistentin-Stelle am Institut für Tierneurologie der Universität Bern. Hier begann Tipolds Leidenschaft für die Veterinärneurologie. Sie machte die Ausbildung zum Diplomate of the European College of Veterinary Neurology und habilitierte sich mit Arbeiten zur Meningoenzephalitis beim Hund. Nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt als Postdoc an der Universität von Pennsylvania in Philadelphia war sie als Wissenschaftlerin am Institut für Tierneurologie und an der Abteilung für Immunologie des Institutes für Veterinärvirologie der Universität Bern aktiv. Seit April 1999 ist Tipold Professorin für Neurologie an der Klinik für Kleintiere der TiHo.

Zusätzlich zu ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert sich Tipold für die tierärztliche Ausbildung. Seit dem Jahr 2002 ist sie Vizepräsidentin für Lehre an der TiHo und setzt sich seitdem auch im veterinärmedizinischen Fakultätentag dafür ein, das Tiermedizinstudium in Deutschland stetig zu verbessern und veränderte gesellschaftliche Bedürfnisse in das Studium einfließen zu lassen. An der TiHo ist sie eine ständige Impulsgeberin für die Lehre. So setzte sie sich beispielsweise sehr für die Gründung eines Clinical Skills Lab für Studierende ein, trieb die Einrichtung einer professionellen E-Learning-Beratung sowie die Einführung und Erforschung neuer Didaktikmethoden in der Tiermedizin voran.

Quelle: TiHo

Die Zukunft der Rinderzucht neu definieren

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Leibniz-Wissenschaftler aus MV koordinieren millionenschweres internationales Forschungsprojekt

Wissenschaftler aus der EU, Kanada und Australien starten im September unter der Federführung des FBN ein großangelegtes Forschungsvorhaben, um Funktionen in der Erbsubstanz zu finden, die für die Diversität und Veränderung von Merkmalen bei Rindern relevant sind (BovReg*). Weltweit beteiligen sich daran zwanzig führende Labore, deren Mitarbeiter aus unterschiedlichsten Fachbereichen ein globales interdisziplinäres Team bilden. Koordiniert wird das EU-Projekt mit einem Fördervolumen in Höhe von 6 Mio. Euro und einer Laufzeit von vier Jahren im Rahmen des EU-Forschungsprogramms H2020 von Professorin Dr. Christa Kühn, der Leiterin des FBN-Institutes für Genombiologie.
„Das FBN ist nicht nur erstmals der zentrale Koordinator eines derart bedeutenden EU-Projektes. Neben dem Projektmanagement sind wir auch mit zwei Teilinstituten, nämlich der Genombiologie und Fortpflanzungsbiologie, maßgeblich in der Forschung vertreten“, betonte FBN-Vorstand Professor Dr. Klaus Wimmers. „Dafür erhält das FBN EU-Forschungsgelder von insgesamt 1,1 Mio. Euro.“ Der offizielle Start (Kick-off) des Forschungsprojektes mit Wissenschaftlern aus allen 15 Partnerländern findet am 23. und 24. September in Dummerstorf statt.

Die Entschlüsselung des Rindes
Die Rinderhaltung steht im Spannungsfeld zwischen einer wesentlichen Rolle für eine effiziente Welternährung einerseits und kritischen Diskussionen hinsichtlich Tierwohls und Umweltfolgen andererseits. Trotz enormer Fortschritte in der funktionellen Genomanalyse und den modernen molekularbiologischen Forschungsmethoden bestehen nach wie vor große Wissenslücken im Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Erbanlagen und Umwelteinflüssen, die letztendlich das Erscheinungsbild eines Tieres, z.B. des Rindes, prägen.

„Das Forschungskonsortium wird daher eine umfassende Karte der funktionell aktiven Regionen im Rindergenom erstellen und aufklären, wie genetische Variationen sich innerhalb von verschiedenen Rassen oder zu unterschiedlichen Entwicklungsphasen auswirken“, erläuterte Prof. Christa Kühn. „Diese Schlüsselinformationen werden für eine zukunftsfähige Nutztierhaltung in der Praxis sowie auch für die Grundlagenforschung dringend benötigt.“

Mit BovReg werden detaillierte Kenntnisse über Merkmale des Rindes in Bezug auf Robustheit, Gesundheit und biologische Effizienz gewonnen. In dem Projekt geht es speziell auch um Eutergesundheit und eine Begrenzung des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung. Neben den Experten aus der Rinderforschung sind in dem Verbund zahlreiche Spezialisten aus der Bioinformatik, Molekulargenetik, quantitativen Genetik, Tierzucht, Reproduktionsphysiologie, aber auch aus der Ethik und den Sozialwissenschaften vertreten. Aus den genetischen Analysen sollen internationale Standards erarbeitet und neue bioinformatische Methoden etabliert werden, die in das weltweite molekularbiologische Kompetenznetzwerk „Functional Annotation of Animal Genomes“ einfließen und allen Wissenschaftlern zur Verfügung stehen. Parallel zur ENCODE-Initiative, die sich der Funktionsweise des menschlichen Genoms widmet, befasst sich FAANG mit der Identifizierung funktionaler Schaltstellen in der tierischen Erbinformation. Das Know-how soll gezielt auch für bislang wenig verbreitete Rinderrassen von lokaler Bedeutung nutzbar sein und damit zur Erhaltung der biologischen Vielfalt der Nutztiere beitragen.

*BovReg – Identification of functionally active genomic features relevant to phenotypic diversity and plasticity in cattle (Identifizierung von funktional aktiven Bereichen im Genom, die für die Diversität und Plastizität von Merkmalen von Rindern relevant sind.)

Quelle: Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)

Nachhaltige Nutztierhaltung in den Niederlanden

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Carola Schouten, niederländische Ministerin für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität, hat am 4. September einen „Kamerbrief“ an die Zweite Kammer des niederländischen Parlaments veröffentlicht, in dem sie ihre Pläne für größere Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft vorstellt.

Im Abschnitt über Nutztiere werden fünf Sektorpläne beschrieben (Schweine,
Milchvieh, Geflügel, Kälber und Milchziegen), nach denen die Tierhaltung in den Niederlanden weiterentwickelt werden soll. Diese Pläne sollen allerdings nicht statisch gelten, sondern während ihrer Implementierung fortlaufend neuen Erkenntnisse angepasst werden. Die Pläne sehen u. a. vor:

Schweine
+ Bis 2030 Entwicklung ganzheitlich-nachhaltiger Ställe zur Reduktion von Ammoniak bis 85%, Treibhausgasen bis 90%, Geruchsemissionen bis 70% und Feinstaub bis 50%
+ Entwicklung eines integralen Benchmarkentings für Tiergesundheit und Tierschutz
+ Entwicklung und Einführung eines digitalen Tierpasses ab 2022 für jedes Schwein
+ Für das routinemäßige Schwanzkupieren wurde, im Einvernehmen mit der Branche, ein Enddatum für 2030 festgelegt.

Milchvieh
+ Integrierter Ansatz für Methan- und Ammoniakemissionen in Übereinstimmung mit den Vereinbarungen des Klimaabkommens
+ Tierschutz- und Jungtierüberwachung im gesamten Bestand
+ Quartalsweise Veröffentlichung der Zahlen zur Kälbersterblichkeit

Kälber
+ Installation von min. 10 Demonstrations-Ställen, basierend auf einem integralen Design für Emissionsminderung und tierfreundlichen Böden sowie „smart collection“ von Gülle (Feucht- und Festanteile) bis 2020-2024
+ Bis 2024 sollen rund 1/3 der Ställe entsprechend angepasst sein, bis 2028 kann sich diese Zahl auf 2/3 verdoppeln
+ Das Reduktionsziel für den Antibiotika-Einsatz lautet, die Zahl der Unternehmen mit rotem Punktestand (Hochverbraucher) im Vergleich zu 2017 um 25% im Jahr 2022 und 50% im Jahr 2024 zu verringern
+ Ein „Vital Calf Health Score“ soll im Zeitraum 2020-2023 erstellt werden
+ Bis zum Jahr 2030 soll der Import von Kälbern, vor allem aus ferneren Ländern, um 20% sinken

Geflügel
+ Halbierung der Partikel-Emissionen innerhalb von 10 Jahren
+ Entwicklung hin zu 100% Non-Food- (für menschlichen Verzehr ungeeigneten) Rohstoffen
+ Entwicklung eines Benchmarkings zur Überwachung der Sterblichkeitsraten

Milchziegen
+ Bis 2022 sollen 100% der Milchziegenhalter am Programm für eine nachhaltige Ziegenmilchkette teilnehmen
+ Ein Monitoring für Antibiotika-Einsatz wird gestartet
+ Es werden Messungen von Treibhausgas- und Ammoniakemissionen durchgeführt

Kamerbrief zum Download (niederländisch)

Neues Gutachten zur Straußenhaltung – #TiHo-Tierschutztagung 2019

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Bereits 1994 veröffentlichte das BMEL ein erstes Gutachten zu den Mindestanforderungen an die Haltung von Straußenvögeln (außer Kiwis). Vor zwei Jahren wurde eine Expertengruppe mit der Überarbeitung des Gutachtens beauftragt und am 14. März dieses Jahrs die neue Fassung veröffentlicht. Dr. Michaele Knoll Sauer (LGL Bayern) stellte die Inhalte auf der Tierschutztagung 2019 vor, mit dessen Veröffentlichung sich einige Änderungen für Straußenhalter, speziell bei Neu- und Umbauten ergeben.

Für ein Zuchttrio sind jetzt 2.500 qm statt bisher 1.000 qm Gehegefläche vorgeschrieben und sogar 3.000 qm, wenn deine ganzjährige Beweidung nicht möglich ist. Auch der Flächenbedarf verschiedener Altersgruppen wurde neu bestimmt, ebenso die maximalen Gruppengrößen (angefangen mit 20qm Fläche für Tiere bis zur 2. Lebenswoche und einer Gruppengröße von 25 Tieren dieses Alters).

Zur Einfriedung empfiehlt sich eine Doppelzaun, mit einer Maschenweite, die deutlich größer als ein Straußenkopf ist.

Der Boden eines Geheges muss rutschfest sein und darf höchstens zu 10% verschlammen. Eine Grasnarbe soll ganzjährig vorhanden sein, häufig genutzte Bereiche mit Kies oder Sand aufgeschüttet werden.

Für alle Tiere muss ein trockener Sandbadeplatz vorhanden sein (Substrathöhe min. 20 cm), dessen Gesamtfläche altersgemäß angepasst werden muss. Ebenso ist pro Tier mindestens 1 qm Sonnenschutz vorgeschrieben. Ebenso muss ein Unterstand angeboten werden.

Weitere Vorsorge gegen Kälte und Nässe sind nicht erforderlich, allerdings müssen die Strauße vor kaltem und starkem Wind sowie starker Sonneneinstrahlung geschützt werden. Eine Stallheizung ist nur in der Aufzuchtphase erforderlich.

Für den Tierseuchenfall muss ein Unterbringungskonzept erstellt und ein Bestandsbuch geführt werden. Zusätzlich ein (jährlich überarbeitetes) schriftliches Programm zur tiermedizinischen Versorgung und Behandlung und Ernährung. Die tägliche persönliche Tierkontrolle ist natürlich Pflicht.

Das aktuelle Gutachten ist hier im PDF-Format abrufbar.

Puten mit ungekürztem Schnabel – #TiHo-Tierschutztagung 2019

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Jedem Putenmäster ist bewusst Der Verzicht aufs Schnabelkürzen wird – über Kurz oder Lang – bundesweit kommen. Dr. Eva Moors (LAVES) stellte anlässlich der diesjährigen Tierschutztagung in Hannover die Empfehlungen einer „Arbeitsgruppe Puten“ im Rahmen des niedersächsischen Tierschutzplans vor.

Ab der 6. Lebenswoche sollten demnach Quader-Strohballen (zum Bepicken und Aufbäumen) angeboten werden, ebenso Heu in Körber, Netzen oder Ballen, sowie Pickblöcke mit grobkörnigen Einschlüssen oder auch Futterspender. Neben Stallklima und Beleuchtung kämen Futter und Rationsgestaltung die größte Bedeutung zu.

Bei den mittlerweile zahlreichen Feldversuchen habe sich erwiesen, dass bei Haltung von Puten mit intakten Schnäbeln intensive Tierkontrollen unabdingbar seien (mindestens 3- bis 4-mal täglich). Pickopfer könnten so schnellstmöglich separiert und ggf. notgetötet werden. Nach Absprache mit dem Tierarzt könnten vorübergehend auch Kochsalz, Magnesium oder Elektrolyte dem Trinkwasser beigemischt werden, was sich in der Praxis als hilfreich erwiesen habe.

Ein besonderes Problem stellt sich bei Putenhähnen: Mit einsetzender Geschlechtsreife ist aggressives Picken vor allem an Kopf und Stirnzapfen zu beobachten, das häufig zu schweren Verletzungen führt. Dank züchterisch verbesserter Beingesundheit und entsprechend höherer Mobilität, leben die Hähne ihre Aggressionen derart aus, dass auch Tierbetreuer und Amtstierärzte (bei der Schlachtgeflügeluntersuchung) nicht ohne spezielle Schutzmaßnahmen durch die Herde gehen können. Tierkontrolle und Nachstreuen werden in den letzten beiden Mastwochen genauso erschwert, wie das Separieren kranker oder die Entnahme toter Tiere.

Mit ihrer Empfehlung, unkupierte Puten zunächst in kleinen Versuchsgruppen zu halten und so individuelle Erfahrungen zu sammeln, liegt Eva Moors sicher richtig. Die Idee, monetäre Anreize für einen Kupierverzicht in der konventionellen Putenmast über einen Fond zu finanzieren, in den Halter von kupierten Herden einzahlen, damit Einbußen der Betriebe mit unkupierten Puten ausgeglichen werden können, dürfte dagegen auf wenig Gegenliebe stoßen.

Ein früherer Schlachttermin, bevor die Hähne das aggressivste Lebensalter erreichen, würde natürlich zu finanziellen Einbußen führen. Und auch die Einstallung nur weiblicher Tiere, wie es in Biobetrieben Usus ist, stellt nicht unbedingt eine Lösung dar. Zwar sind Hennen einfacher zu halten, aber Teilstückverwürfe am Schlachthof wegen Pickverletzungen nehmen auch bei ihnen zu.

(Über Praxis-Versuche in MuD-Betrieben zur Minimierung von Federpicken bei Mastputen haben wir bereits im März berichtet.)