Puten mit ungekürztem Schnabel – #TiHo-Tierschutztagung 2019

Jedem Putenmäster ist bewusst Der Verzicht aufs Schnabelkürzen wird – über Kurz oder Lang – bundesweit kommen. Dr. Eva Moors (LAVES) stellte anlässlich der diesjährigen Tierschutztagung in Hannover die Empfehlungen einer „Arbeitsgruppe Puten“ im Rahmen des niedersächsischen Tierschutzplans vor.

Ab der 6. Lebenswoche sollten demnach Quader-Strohballen (zum Bepicken und Aufbäumen) angeboten werden, ebenso Heu in Körber, Netzen oder Ballen, sowie Pickblöcke mit grobkörnigen Einschlüssen oder auch Futterspender. Neben Stallklima und Beleuchtung kämen Futter und Rationsgestaltung die größte Bedeutung zu.

Bei den mittlerweile zahlreichen Feldversuchen habe sich erwiesen, dass bei Haltung von Puten mit intakten Schnäbeln intensive Tierkontrollen unabdingbar seien (mindestens 3- bis 4-mal täglich). Pickopfer könnten so schnellstmöglich separiert und ggf. notgetötet werden. Nach Absprache mit dem Tierarzt könnten vorübergehend auch Kochsalz, Magnesium oder Elektrolyte dem Trinkwasser beigemischt werden, was sich in der Praxis als hilfreich erwiesen habe.

Ein besonderes Problem stellt sich bei Putenhähnen: Mit einsetzender Geschlechtsreife ist aggressives Picken vor allem an Kopf und Stirnzapfen zu beobachten, das häufig zu schweren Verletzungen führt. Dank züchterisch verbesserter Beingesundheit und entsprechend höherer Mobilität, leben die Hähne ihre Aggressionen derart aus, dass auch Tierbetreuer und Amtstierärzte (bei der Schlachtgeflügeluntersuchung) nicht ohne spezielle Schutzmaßnahmen durch die Herde gehen können. Tierkontrolle und Nachstreuen werden in den letzten beiden Mastwochen genauso erschwert, wie das Separieren kranker oder die Entnahme toter Tiere.

Mit ihrer Empfehlung, unkupierte Puten zunächst in kleinen Versuchsgruppen zu halten und so individuelle Erfahrungen zu sammeln, liegt Eva Moors sicher richtig. Die Idee, monetäre Anreize für einen Kupierverzicht in der konventionellen Putenmast über einen Fond zu finanzieren, in den Halter von kupierten Herden einzahlen, damit Einbußen der Betriebe mit unkupierten Puten ausgeglichen werden können, dürfte dagegen auf wenig Gegenliebe stoßen.

Ein früherer Schlachttermin, bevor die Hähne das aggressivste Lebensalter erreichen, würde natürlich zu finanziellen Einbußen führen. Und auch die Einstallung nur weiblicher Tiere, wie es in Biobetrieben Usus ist, stellt nicht unbedingt eine Lösung dar. Zwar sind Hennen einfacher zu halten, aber Teilstückverwürfe am Schlachthof wegen Pickverletzungen nehmen auch bei ihnen zu.

(Über Praxis-Versuche in MuD-Betrieben zur Minimierung von Federpicken bei Mastputen haben wir bereits im März berichtet.)

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