100 Jahre Mayener Bienenzeit: Tag der offenen Tür am 11. August 2018

Am 11. August 2018 von 10:00-16:00 Uhr findet in diesem Jahr nicht nur der Tag der offenen Tür im Fachzentrum für Bienen und Imkerei statt, sondern wir feiern auch 100 Jahre Mayener Bienenzeit. Denn vor genau 100 Jahren begannen die ersten imkerlichen Aktivitäten in Mayen, wo heute das Fachzentrum für Bienen und Imkerei und der Imkerverband Rheinland e.V. zu finden sind. Anlässlich dieses runden Jubiläums erwartet Sie an diesem Tag ein abwechslungsreiches Programm rund um die Biene, die Imkerei, sowie Einblicke in unsere Tätigkeiten als Bieneninstitut.

Falls Sie planen, den Tag der offenen Tür mit einer größeren Gruppe zu besuchen, bitten wir um Voranmeldung unter bienenkunde.poststelle@dlr.rlp.de

Programm:

Ab 10:00 Uhr

Beginn der Veranstaltung

11:00 Uhr

Offizielle Eröffnung des Festaktes „100 Jahre Mayener Bienenzeit“ mit Grußworten, Begrüßung der Ehrengäste

Im Anschluss: Rundgang durch das Fachzentrum für Bienen und Imkerei

Uhrzeiten werden noch bekanntgegeben

Imkerliche Demonstrationen

Führungen durch den Bienengarten (Frau Frings)

Führungen durch die Stadt Mayen – Stadt der Bienen (Herr Seul)

Informationsstände:

Bienengesundheit – Einblick in das Pathologielabor

Das Honiglabor – die Honigqualität und Analysen rund um den Honig

Das DLR WW-OE mit verschiedenen Arbeitsschwerpunkten

Deutsche Bienenmonitoring (DeBiMo)

Die Agrarmeteorologie und das Varroawetter

Wildbienen

Überprüfung von Hand-Refraktometern

Informationsstand des Imkerverbandes Rheinland e.V.

Ende der Veranstaltung:
16:00 Uhr

Adresse:

Im Bannen 38

56727 Mayen

Quelle:

Fachzentrum Bienen und Imkerei

Dienstleistungszentren ländlicher Raum Rheinland-Pfalz

EU will Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen über menschliche Nahrung stoppen

Um die Übertragung resistenter Keime über menschliche Nahrungsmittel zu verhindern, hat das EU-Parlament informell Pläne zur Eindämmung des Einsatzes von Antibiotika in landwirtschaftlichen Betrieben beschlossen.

„Dies ist ein großer Fortschritt für die öffentliche Gesundheit“, sagte laut „European Interest“ die Berichterstatterin Françoise Grossetête (EVP, Frankreich). Die Abgeordnete erklärte weiter: „Antibiotikaresistenz ist ein echtes Damoklesschwert, das unser Gesundheitssystem zurück ins Mittelalter zu schicken droht.“

Nach dem Gesetzentwurf, der im Umweltausschuss des EU-Parlaments am 20./21.Juni zur Abstimmung gestellt wird, dürfen Tierarzneimittel niemals zur Leistungssteigerung eingesetzt werden oder um eine mangelhafte Tierhaltung auszugleichen.

Darüber hinaus soll zukünftig metaphylaktische Anwendungen nur dann erfolgen, wenn keine geeignete Alternative existiert und dies auch erst nach Diagnose und Begründung durch den Tierarzt.

Quelle: European Interest

Versuchsstationen der Uni Hohenheim laden zu Aktionstagen ein

Aktionstage der Hohenheimer Versuchsstation Agrarwissenschaften am 10.6.18 auf dem Ihinger Hof bei Renningen, 24.6.18 auf der Versuchsstation Eckartsweier bei Kehl und am 21.7.18 auf dem Unteren Lindenhof in Eningen

Drei Außenhöfe der Universität Hohenheim präsentieren im Jubiläumsjahr ihre Forschungs-Schwerpunkte. Den Auftakt macht am 10. Juni der Ihinger Hof, der in der Nähe von Renningen liegt. Unter dem Motto „Vom Ernährungsnotstand zum Superfood – 200 Jahre Forschung und Lehre“ gewährt ein abwechslungsreiches Programm von 10:30-17:00 Uhr Einblicke in den großen Versuchsbetrieb. Am 24.6. folgt der Aktionstag der Versuchsstation Eckartsweier mit Feldführungen von 13:00-17:00 Uhr. Den Abschluss bildet der Untere Lindenhof in Eningen am 21.7. mit Führungen von 10:00 bis 12:00 Uhr (Anmeldung erforderlich unter Lindenhoefe@uni-hohenheim.de).

Wer auf der Kreisstraße 1006 von Weil der Stadt in Richtung Magstadt fährt, der entdeckt am Straßenrand den Wegweiser „Ihinger Hof“. Knapp 30 km vom Campus entfernt befindet sich die idyllisch gelegene Außenstelle der Universität Hohenheim.

Der Ihinger Hof ist Teil der Versuchsstation Agrarwissenschaften der Universität, zu der fünf weitere Betriebe gehören: Meiereihof mit Kleinhohenheim, Heidfeldhof mit Eckartsweier sowie Unterer und Oberer Lindenhof. Als Dienstleistungseinrichtungen stehen sie den Hohenheimer Forschungseinrichtungen für die Durchführung von agrarwissenschaftlichen, technologischen und ökologischen Forschungsprojekten zur Verfügung.

Auch für die Lehre spielt ein Teil der Versuchsstationen eine wichtige Rolle: Übungen und Praktika direkt auf dem Feld oder im Stall sowie Seminareinheiten vor Ort vermitteln und demonstrieren den Hohenheimer Studierenden agrarwissenschaftliche Fragestellungen und Prinzipien praxisnah.

Anlässlich des 200jährigen Jubiläums der Universität Hohenheim wollen auch die Außenstellen der Versuchsstation Agrarwissenschaften die 200 Jahre Hohenheimer Agrarforschung mit verschiedenen Aktionen feiern. Dazu bieten sie Einblicke in gegenwärtige Forschungsversuche und Ausblicke auf zukünftige Entwicklungen.

10.6.18: Umfangreiches Besuchsprogramm auf dem Ihinger Hof

Den Reigen der Aktionen der Versuchsbetriebe im Jubiläumsjahr eröffnet der Ihinger Hof bei Renningen. Dieser Außenhof gehört seit 1964 zur Universität Hohenheim. Sein Schwerpunkt liegt auf dem pflanzenwissenschaftlichen und agrartechnischen Bereich.

Am Sonntag, den 10. Juni, bietet sich den Besuchern des Aktionstags von 10:30 bis 17 Uhr die einmalige Gelegenheit einen Versuchsbetrieb zu besuchen und sich über die aktuellen Forschungsprojekte zu informieren. Zum Programm gehören

Felderrundfahrt mit „Hop-on-hop-off“-Schleppershuttle: Die Rundfahrt führt zu den aktuellen pflanzenbaulichen Versuchen, in die wissenschaftliche Mitarbeiter vor Ort ausführlich einführen und Fragen der Besucher beantworten.

Versuchsgeräte im Einsatz: Auf dem abwechslungsreichen Programm stehen u.a. die Vorführung von Drohnen und Feldrobotern, wie der automatischen Hacke und einem selbstfahrenden Traktor.

Forschungsarbeit direkt beobachten: Dem wissenschaftlichen Personal über die Schulter schauen können die Besucher beim Bodenprobenziehen und anschließender Analyse im Labor.

Großgeräte zum Anfassen: Technisch Interessierte können die großen Landmaschinen der Saat-, Bodenbearbeitungs- und Erntetechnik bestaunen.
Aktionen für die Kleinsten: Tretschlepper-Parcours, Strohhüpfburg, Mal-Tisch, Barfußpfad und Hof-Quiz:

Essen & Trinken: Vier Food-Trucks sowie ein Getränkestand der Fachschaft Agrar sorgen für das leibliche Wohl. Selbstgemachtes Bauernhofeis bietet Abkühlung und Kaffee & Kuchen laden zum Verweilen ein.

24.6.18: Führungen zu Pflanzenzüchtung auf der Versuchsstationen Eckartsweier

Zwei Wochen später, am Sonntag, 24.6., öffnet die Versuchsstation Eckartsweier ihre Türen. Rund 145 km entfernt von der Universität Hohenheim liegt sie im klimatisch begünstigten Oberrheingraben, in der Nähe von Kehl. 9,9 °C mittlere Jahrestemperatur bieten optimale Voraussetzungen für intensive Forschungsaktivitäten bei Mais, Soja, Getreide und Sonnenblumen, mit dem Schwerpunkt auf Pflanzenzüchtung.

Klimabedingt eignen sich die Versuchsflächen auch für Untersuchungen unter Trockenstress. Bei Felderführungen von 13 bis 17 Uhr stellen Wissenschaftler aktuelle Forschungsprojekte und -ergebnisse vor.

21.7.18: Führungen mit Schwerpunkt Tierhaltung & Biogas auf dem Unteren Lindenhof

Auch der Untere Lindenhof, in der Nähe von Reutlingen, bietet im Jubiläumsjahr Einblicke in seine aktuellen Forschungsaktivitäten, deren Schwerpunkt auf der Nutztierhaltung und Tierzüchtung, speziell von Rindern, Schweinen, Schafen und Kleintieren, liegt. Die 2008 in Betrieb genommene Forschungs-Biogasanlage bietet die Grundlage für die führende Position der Universität Hohenheim in der Biogasforschung.

In Jubiläumsjahr rüstet sich der Untere Lindenhof auch mit einigen Umbauarbeiten für die Zukunft: Zurzeit entstehen moderne Stallbauten für Schweine und Geflügel. Trotz der Bauarbeiten finden für angemeldete Besucher am Samstag, 21. Juli, von 10 bis 12 Uhr Führungen durch die Forschungseinrichtungen des Versuchsbetriebs statt. Eine Teilnahme an den Führungen ist nur für eine begrenzte Teilnehmerzahl und nach vorheriger Anmeldung mit Angabe der Personenzahl bis zum 18. Juli unter Lindenhoefe@uni-hohenheim.de möglich. Nach Fertigstellung der Stallgebäude ist auf dem Unteren Lindenhof im nächsten Jahr ein Tag der Offenen Tür geplant.

Im Rahmen der Festwoche: weitere Einblicke auf dem Campus der Uni Hohenheim

Am Samstag, den 7. Juli, können Interessierte auch den Meiereihof, Kleinhohenheim sowie den Heidfeldhof besuchen, die sich auf bzw. in der Nähe des Campus befinden. Denn dann lädt die Universität Hohenheim zum Abschluss ihrer Festwoche zum campusweiten Tag der offenen Tür ein.

Zum Programm gehören Einblicke in die Ställe, Präsentationen und Feldführungen. Link zum ausführlichen Programm.

Weitere Informationen

Aktionstag Ihinger Hof am 10. Juni 2018, 10:30 – 17:00 Uhr
Homepage
Anfahrt

Führungen auf dem Hof Eckartsweier am 24. Juni 2018, 13:00 – 17:00 Uhr
Homepage mit Anfahrtshinweis
Führungen auf dem Unteren Lindenhof am 21. Juli 2018, 10:00 – 12:00 Uhr
Teilnahme nur mit Anmeldung: Lindenhoefe@uni-hohenheim.de.
Homepage mit Anfahrtshinweis

Tag der Offenen Tür am 7. Juli 2018, 12:00 – 18:00 Uhr
Aktionen der Hohenheimer Versuchsstationen

Intensive Kälberaufzucht

In seinem neuesten Artikel für den Schweizer Kälbergesundheitsdienst, fasst Prof. Martin Kaske die wichtigsten Punkte zusammen, die jeder Rinderhalter in der Kälberaufzucht beherzigen sollte. Nicht zuletzt, weil „die erfolgreiche Kälberaufzucht eine entscheidende Grundlage für die Remontierung von hochleistenden, langlebigen Milchkühen darstellt und wesentlich die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion beeinflusst.“

Entwickeln sich Kälber in den ersten Lebenswochen schlecht oder werden sie als Jungtiere krank, habe dies drastische Konsequenzen für die späteren Mastbullen oder Milchkühe.

Dies liegt an der „metabolische Programmierung“, schreibt der KGD-Geschäftsführer. Das Ernährungsniveau eines Organismus beeinflusst demnach: „sowohl während der Entwicklung des Fetus im Uterus als auch in den ersten Lebenswochen lebenslang die endokrinologische und metabolische Konstellation des Organismus.“

„Tatsächlich zeigten mehrere Studien“, heißt es weiter, „dass eine höhere Fütterungs- intensität in den ersten Lebenswochen – bei identischen Fütterungsbedingungen nach der Tränkeperiode – zu einer höheren Milchleistung bei diesen Tieren in der ersten Laktation führt – verglichen mit anfangs restriktiv gefütterten Kälbern.“

Intensives Wachstum in den ersten Lebenswochen ermögliche hohe Leistungen im späteren Leben des Tieres. Schon in den ersten Lebenswochen müssten die Weichen für hohe Tageszunahmen gestellt und natürlich ernsthafte Jungtiererkrankungen vermieden werden. Dies beginnt für den Wissenschaftler bereits vor der Geburt und beim Muttertier. Über- konditionierung sei hier ein zentraler Risikofaktor für Schwergeburten.

Entscheidender für die Körperkondition der Muttertiere als die Fütterung während der Trockenstehperiode, sei eine angepasste Fütterung im letzten Drittel der Laktation. Speziell für Erstkalbinnen sei eine Verfettung problematisch, „insofern sollten tägliche Zunahmen im zweiten Lebensjahr von mehr als 750 g/Tag unbedingt vermieden werden!“

Kaske hebt die ausreichende Versorgung der Kuh mit Spurenelementen (u. a. Selen) und Vitaminen (z. B. A und E) hervor, denn „auch bei extensiv gehaltenen Mutterkühen wird häufig eine massive Unterversorgung mit Selen nachgewiesen, die bei den Kälbern zu Apathie und Trinkschwäche führen kann.“

Verzögerte Geburten und schwere Auszüge führen beim Neugeborenen zur Übersäuerung des Blutes (Acidose) und Sauerstoffmangel kann außerdem zur Schädigung von Hirnnerven und deswegen zur Trinkschwäche führen. Letzteres gilt es auf jeden Fall zu vermeiden, ist doch die ausreichende Kolostrumversorgung „die mit Abstand wichtigste Maßnahme zur Immunprophylaxe,“ Weil das Kolostrum eine Prägung des Immunsystems induziere, die lebenslang Konsequenzen habe.

Warmes Erstgemelk des Muttertieres sollte dem Kalb über Nuckel-Flasche oder –Eimer ad libitum über eine Nuckelflasche oder einen Nuckeleimer angeboten werden. Viele Kälber tränken unmittelbar nach der Geburt mehr als 3 Liter. Kälber, die nicht freiwillig zumindest einen Liter Kolostrum aufnehmen, sollten gedrencht werden.

Auch sollten Kälber nach der Geburt möglichst schnell trocken werden. Zwar rege es den Kreislauf des Neugeborenen an, wenn die Kuh es ableckt, aber anschließend könnten „ein Frotteehandtuch, eine Wärmelampe, ein geheizter Raum oder ein spezielles Iglu („Hot box“) dafür hilfreich sein.“

Schließlich hebt der Fachmann hervor, dass Infektionen des Kalbes häufig bereits kurz nach der Geburt erfolgen und regelmäßig gereinigte und üppig eingestreute Abkalbeboxen den Keimdruck senken.

Ebenso sei die Muttertiervakzination eine weitere Option, den Immunschutz des Kalbes zu verbessern: „Entscheidend ist dabei, dass die im Impfstoff enthaltenen Antigene tatsächlich für die gehäuften Erkrankungen auf dem Betrieb verantwortlich sind; dies sollte durch die Untersuchung von Durchfallkot bei frisch erkrankten Kälbern nachgewiesen werden.“

Der komplette Beitrag ist hier abrufbar.

Quelle: Schweizer Kälbergesundheitsdienst

QS-Kennzahlen: Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung weiter rückläufig

Schweine, Geflügel und Kälber erhalten immer weniger Antibiotika. Das geht aus den neuen Kennzahlen des QS-Antibiotikamonitorings hervor. Bei allen Tierarten ging der Therapieindex zurück. Ein Vergleich mit den Auswertungen des BVL für denselben Zeitraum zeigt ein unterschiedliches Bild.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat Ende März die bundesweiten Kennzahlen zur Antibiotika-Therapiehäufigkeit bei Masttieren für das zweite Halbjahr 2017 vorgelegt. Während die BVL-Antibiotikakennzahlen bei Mastschweinen, Masthühnern, Puten und Mastkälbern im Vergleich zum 1. Halbjahr 2017 leicht gestiegen sind, kann bei den Auswertungen der QS-Antibiotikadatenbank für alle Tierarten – wenn auch nur in geringfügigem Maße – ein Rückgang nachgewiesen werden.

QS und BVL berechnen die Kennzahlen auf einer unterschiedlichen Datenbasis. Die Ergebnisse sind deshalb nicht absolut identisch, folgten in der Vergangenheit aber gleichen Trends. „Die Teilnahme an einem Qualitätssicherungssystem wie QS trägt sicherlich dazu bei, dass diese Betriebe für das Thema Antibiotikaeinsatz und Vermeidung von Resistenzen über die regelmäßigen Rückmeldungen zusätzlich sensibilisiert werden“, erklärt Thomas May, bei QS verantwortlich für das Antibiotikamonitoring. „Die Tatsache sinkender Kennzahlen bei den Tierhaltern im QS-System belegt das stetige Engagement aller Verantwortlichen“, so May weiter.

„Die Strategie geht auf. Die meisten Werte scheinen sich jetzt auf einem niedrigen Niveau einzupendeln. Viel Spielraum ist da nicht mehr drin, denn die Tiergesundheit darf nicht ins Hintertreffen geraten.“ Die Schweine und Geflügel haltenden Betriebe im QS-System haben 2017 etwa 3% weniger Antibiotika eingesetzt als im Vorjahr. Im Vergleich zu 2014, dem Beginn des Monitorings, wurde die Menge um mehr als 32% reduziert.

Auswertungen zur Korrelation von Antibiotikaeinsatz und Betriebsgröße
Zwischen Januar und Dezember 2017 wurden 804.962 Behandlungsbelege in der QS-Datenbank hinterlegt, seit Beginn des Monitorings im Jahr 2012 rund 4,1 Millionen. Eine gewaltige Datenmenge, auf deren Grundlage detaillierte wie belastbare Auswertungen vorgenommen werden können. QS hat mit fachlicher Unterstützung der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) die Daten der Schweinehalter analysiert. Dabei wurde unter anderem der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Betriebsgröße oder die Region, in der der Betrieb liegt, auf den Antibiotikaeinsatz haben. Ebenso wurde untersucht, wie das Produktionssystem z. B. die Haltung von Mastschweinen in spezialisierten Mastbetrieben im Vergleich zur Haltung im geschlossenen System mit Sauen, Ferkeln und Mastschweinen den Antibiotikaeinsatz beeinflusst. Die Ergebnisse werden nun mit Tierhaltern und Tierärzten beraten und sollen in die Empfehlungen für den Antibiotikaeinsatz einfließen.

Abb.: Vergleich Entwicklung Therapieindex (QS) und Therapiehäufigkeit (BVL/HIT). Angabe Wert für das 3. Quartil (Wert, den 75 % der Betriebe unterschreiten)

Quelle: QS Qualität und Sicherheit GmbH

Weidehaltung in Futterkamp: Wellness oder Stress – wie wirkt sich Weidegang auf Hochleistungskühe aus?

In der aktuellen Diskussion um tiergerechte Haltungsbedingungen äußern Verbraucher immer öfter den Wunsch nach Kühen auf der Weide. Aufgrund der Entwicklungen im Milchviehbereich in den letzten Jahrzehnten, kommen die Kühe heute jedoch seltener auf die Weide, da die Haltung hochleistender Milchkühe in komfortablen Ställen für die meisten Betriebe die vorteilhaftere Lösung darstellt.

Die Gründe für den aktuellen Versuch erläuterte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Claus Heller am Vormittag: „Wir führen diesen Versuch durch, weil nur wir unter Versuchsbedingungen die Leistung, das Wohlbefinden, das Verhalten der Kühe im Vergleich einer Kuhgruppe auf der Weide und einer im Stall ermitteln können. Dazu kommen die arbeitswirtschaftlichen und ökonomischen Auswirkungen, die der Weidegang im Vergleich zur Stallhaltung verursacht.“ Das Ziel sei es, Fakten zu schaffen, zuverlässige Aussagen zu treffen, die für die eine oder andere Variante sprechen. Häufig genug seien gefühlte Argumente bedeutsamer als wissenschaftlich fundierte Aussagen. Deshalb sei dieser Versuch so wichtig, weil er den echten Vergleich ermögliche und Ergebnisse erzielt würden, die sich auf die vorherrschende Rinderrasse der Schwarzbunten Holstein Friesian beziehen, so Claus Heller weiter.

Jungvieh und Trockensteher weiden draußen, aber nur ein Bruchteil der Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein nutzt die Weide als Futtergrund-lage. Aus diesem Grund soll im Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp der Frage nachgegangen werden, ob Weidehaltung von Hochleistungstieren in der Praxis umsetzbar ist und eine Alternative zur reinen Stallhaltung darstellt. Aufgabe der Landwirtschaftskammer als neutrale und der Fachlichkeit verpflichtete Institution ist es, diese Frage objektiv zu beleuchten. Seit wenigen Tagen ist erstmals wieder ein Teil der Futterkamper Milchkuhherde draußen, ein anderer Teil der Herde wird nach wie vor im modernen Laufstall mit hohem Kuhkomfort gehalten. Hierbei sollen dringend nötige Vergleiche zwischen beiden Haltungssystemen mit einer modernen Hochleistungsherde und zwei identischen Tiergruppen angestellt werden.

Versuchsaufbau

Eine Gruppe mit 36 Tieren hat mindestens sechs Stunden täglich Zugang zur Weide. Den Tieren wird zudem im Stall morgens und abends eine praxisübliche Mischration aus Gras- und Maissilage, Getreide und Rapsschrot angeboten.

+ Die Weide wird als Standweide genutzt, sodass den Kühen über die gesamte                     Weideperiode nur das Gras einer Fläche zur Verfügung steht.

+ Daneben wird eine Kontrollgruppe von 36 Kühen konstant im Stall gehalten, welche eine     ähnliche Mischration zur freien Aufnahme erhält.

+ Die Tiere der beiden Gruppen sind so zusammengestellt, dass die Gruppen in ihrer             Laktationsleistung vergleichbar sind.

+ Beide Gruppen werden nach den Ansprüchen ihres Haltungssystems optimal versorgt,         um in beiden Systemen eine hohe Leistung und Tiergesundheit zu sichern.

+ Der Versuch hat eine maximale Laufzeit von vier Monaten.

Welche Tierdaten werden erfasst?

+ Futter- und Wasseraufnahme werden kontinuierlich elektronisch gemessen. Die                 Futteraufnahme auf der Weide wird kontrolliert.
+ Tiergewichte werden täglich automatisch elektronisch erfasst.
+ Einmal monatlich wird die Körperkondition (sogenannter Body-Condition Score, BCS)         der 72 Versuchskühe in Augenschein genommen und bewertet.
+ Milchleistungen der Kühe werden bei jeder Melkzeit individuell elektronisch erfasst.
+ Milchinhaltsstoffe (u. a. Fett, Eiweiß, Harnstoff, Zellzahl) der einzelnen Kühe werden           wöchentlich untersucht.

Machbarkeit und Ökonomie
Neben diesen tierbezogenen Daten sollen im Anschluss an den Versuch auch Aussagen zur Arbeitswirtschaftlichkeit getroffen werden und die Weidehaltung auch aus dem ökonomischen Blickwinkel bewertet werden. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die Tiere auf der Weide eine geringere Leistung haben werden als die Tiere im Stall. Diese Leistungsminderung ist aufgrund einer geringeren Futteraufnahme auf der Weide zu erwarten. Zum einen ist das Fressen vom Boden für die Kühe anstrengender als beim angehobenen Futtertisch. Zum anderen ist die Energie- und Nährstoffdichte pro aufgenommenem Bissen geringer als bei der im Stall gefütterten Ration. Des Weiteren wird vermutet, dass die Haltung melkender Kühe auf Weide Mehrarbeit in Form von Zeiten für das Treiben der Tiere und die Vorbereitung und Pflege der Weide und der Zäune verursacht. Andererseits muss weniger Futter maschinell geerntet oder beschafft werden, da das Weidegras einen Teil des Stallfutters ersetzt. Mögliche ökonomische Nachteile werden Betrieben, die an den Weidemilchprogrammen einzelner Molkereien teilnehmen durch Aufschläge von 0,1 bis 1,0 Cent pro kg gelieferter Weidemilch ausgeglichen. Wie hoch die tatsächlichen Mehrkosten der Weidemilch-Produktion sind, ist bislang nicht geklärt. Der aktuelle Versuch soll hierzu erste ökonomische Daten liefern. Ziel des Versuches ist es nicht, eine pauschale Haltungsempfehlung auszusprechen. Die Entscheidung für Weide- oder Stallhaltung muss am Ende der Tierhalter als landwirtschaftlicher Unternehmer selbst treffen und betriebsindividuell nach den vorliegenden Gegebenheiten entscheiden. Nur wenige Betriebe verfügen beispielsweise über ausreichend hofnahes Grünland, um alle melkenden Kühe dort über längere Zeit weiden zu lassen.

Fazit
Ziel der Untersuchung ist es, unvoreingenommen die Vor- und Nachteile beider Systeme im Hinblick auf Tierwohl, Kosten und Leistung miteinander zu vergleichen. Auf wissenschaftlicher Basis soll der Hypothese nachgegangen werden, ob ein regelmäßiger Weideaustrieb zur Erhöhung des Tierwohls beiträgt. Zu diesem Zweck stehen Fruchtbarkeit und Gesundheit der Tiere im Fokus der Betrachtungen, da Gesundheit ein essenzieller Pfeiler des Tierwohls ist. Fruchtbarkeitseinbußen wiederum sind ein sehr sensibler Anzeiger für Störungen des Tierwohls. Letztlich soll der erste Versuch dieser Art am LVZ Futterkamp eine fundierte Entscheidungshilfe für Landwirte mit Interesse an der Weidemilchproduktion liefern und die Vor- und Nachteile beider Systeme in einem modernen Milchviehbetrieb objektiv bewerten.

Quelle: Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

Vier von fünf Zuchtsauenhaltern gaben seit 1999 auf

In der deutschen und niedersächsischen Schweinehaltung ist eine gewaltige Bewegung, mit Blick auf die Betriebszahlen leider nach unten. Die Zahl der Schweinehalter hat sich bundesweit von 103.677 im Jahr 1999 in nur 17 Jahren bis 2016 auf 37.357 verringert. Bei den Schweinehaltern mit Zuchtsauen gaben noch deutlicher mehr auf. Ihre Zahl reduzierte sich nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes in demselben Zeitraum von 54.130 auf 11.907. Noch höher war die Abnahmerate in Niedersachsen: Hier stiegen von 1999 bis 2016 mehr als 10.000 Zuchtsauenhalter aus.

„Damit verabschiede sich jeden Tag ein bis zwei Betriebsleiter mit Zuchtsauen aus diesem Zweig der Tierhaltung“, bedauert Enno Garbade, im Landvolk Niedersachsen Vorsitzender des Arbeitskreises Sauenhaltung. Er sieht die Ursachen in einer großen Verunsicherung, mit der gerade diese Form der Tierhaltung sich derzeit auseinandersetzen muss. „In der Zuchtsauenhaltung bleibt fast kein Stein auf dem anderen: der Ausstieg aus der Ferkelkastration und die höheren Anforderungen an das Tierwohl in den verschiedenen Stallabteilen stellen unsere Landwirte vor unlösbare Probleme. Sie erhalten Antworten, die in der Theorie tragen, aber in der Praxis kaum erprobt und nicht umzusetzen sind“, erläutert er.

So bringt beispielsweise die Forderung nach mehr Bewegungsfreiheit für die Sau im Abferkelbereich die Tierhalter in eine Zwickmühle: Sollen sie die Bewegungsfreiheit der Sau für einige Tage einengen oder mehr erdrückte Ferkel in Kauf nehmen? Deutlich höhere Tierverluste werden im Abferkelbereich beobachtet, wenn sich die Sau frei bewegen kann. Legt sie sich hin oder dreht sich um, haben die sehr kleinen Ferkel kaum eine Chance, sich in Sicherheit zu bringen und werden von der Mutter erdrückt. Zusätzlich zu dieser Verunsicherung erlaubte auch die Erlössituation über lange Zeit keinen Spielraum für Investitionen. „Wenn ich kaum Gewinne erwirtschaften kann und dann Investitionen tätigen soll, die nur einige wenige Jahre Bestand haben, dann entscheiden sich die Landwirte leider für den Ausstieg“, bedauert Garbade. Er wünscht sich in der Diskussion zu Tierwohl mehr Ehrlichkeit und weniger emotional begründete Entscheidungen „aus dem Bauch“.

Die abnehmende Zahl in Deutschland geborene Ferkel wird durch höhere Importe ausgeglichen. So hat sich die Ferkeleinfuhr nach Daten des Statistisches Bundesamtes mehr als versechsfacht. 1998 wurden knapp 1,7 Mio. Ferkel von deutschen Mästern vornehmlich in den Nachbarländern Dänemark und Niederlande gekauft, 2008 lagen die Zahlen bei gut sechs Mio. Ferkeln. Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl auf mehr als zehn Mio. Tiere nochmals erhöht, 5,6 Mio. Ferkel wurden in Dänemark geordert, weitere 4,5 Mio. stammen aus den Niederlanden.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Afrikanische Schweinepest aktiv verhindern! Merkblätter in neun Sprachen

Fleisch im Reisegepäck? Dann steigt dadurch das Risiko, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) nach Deutschland eingeschleppt wird.

In neun Sprachen appelliert das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) an Gäste aus dem Ausland, keine fleischhaltigen Lebensmittel mitzubringen. Die neu überarbeiteten Merkblätter stehen in deutscher, bulgarischer, polnischer, russischer, litauischer, lettischer, ukrainischer, rumänischer und englischer Sprache zur Verfügung. Damit sollen gezielt Saisonarbeitskräfte und Kraftfahrer informiert werden, die nach Niedersachsen reisen. Das Ministerium baut bei der Verteilung auf die Unterstützung durch Landwirte und Unternehmer. Die Merkblätter können über die Homepage heruntergeladen und selbst ausgedruckt werden. Bei Bedarf werden auch größere Stückzahlen vom ML zur Verfügung gestellt.

Die fremdsprachige Information gehört zu einem ganzen Bündel an Präventionsmaßnahmen, um die Tierseuche zu bekämpfen. Nachdem ASP zuletzt auch in Ungarn und der Tschechischen Republik aufgetreten ist, erweiterte das Ministerium seine Informationskampagne um vierfarbige Handzettel mit klaren Piktogrammen. Unter anderem wurden das Wirtschaftsministerium, die Veterinärbehörden der Kommunen und das Landesamt für Verbraucherschutz (LAVES) einbezogen, um die Handzettel gezielt weiter zu geben.

Hintergrund: Lebensmittel, die von infizierten Haus- oder Wildschweinen stammen, sind für Schweine ansteckend. In rohem Fleisch, gepökelten oder geräucherten Fleischwaren wie Schinken und Würsten (z.B. Salami) ist das ASP-Virus monatelang haltbar. Eine Übertragung ist durch Kleidung, Gegenstände und Fahrzeuge möglich, sofern sie mit dem Virus in Kontakt gekommen sind. Deshalb erfolgt die klare Aufforderung an die Gäste aus dem Ausland: Speisereste bitte immer in der Abfalltonne entsorgen!

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Im Dialog für mehr Tierwohl und sichere Lebensmittel

QS-Kuratorium diskutiert über Staatliches Tierwohllabel und die Weiterentwicklung der ITW

Wo steht die Initiative Tierwohl (ITW) aktuell und wie soll es in Zukunft mit dem Branchenbündnis weitergehen? Wird es eine Verbindung zum Staatlichen Tierwohllabel geben? Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es? Diese zentralen Fragen hat das Kuratorium der QS Qualität und Sicherheit GmbH in einer Sondersitzung in Berlin gemeinsam mit Staatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens und ITW-Geschäftsführer Dr. Alexander Hinrichs erörtert.

Das Modell der ITW ist das erste erfolgreiche, das mehr Tierwohl auf breiter Ebene in die Ställe bringt: von den Maßnahmen profitieren aktuell 25,3 Mio. Schweine und 572,4 Mio. Hähnchen und Puten. Das entspricht bei Schwein einer Marktabdeckung von rund 20 Prozent, bei Geflügel von etwa 70 Prozent. „Für den Erfolg eines staatlichen Labels liegt es daher nahe, auf die Initiative Tierwohl zurückzugreifen. Ein Tierwohllabel, das nicht gut mit der ITW verzahnt wird, riskiert, ohne große Marktanteile und damit ohne Bedeutung zu enden“, betont QS-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Nienhoff.

Im Mai dieses Jahres hat die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ihren Plan für das Staatliche Tierwohllabel konkretisiert. Aus Gesprächen und Ankündigungen der Agrarministerin ist deutlich geworden, dass für ein mehrstufiges staatliches Tierwohllabel Synergien mit bereits bestehenden Strukturen, so auch mit der Brancheninitiative Tierwohl, genutzt werden sollen. Dr. Aeikens bestätigte dies in der Kuratoriumssitzung. Die Integration der ITW als Einstiegsstufe in ein dreistufiges, staatliches Tierwohllabel sei von Seiten des BMEL vorstellbar. ITW-Geschäftsführer Dr. Hinrichs, steht diesbezüglich in Kontakt mit dem Ministerium und erklärte, dass die Träger der ITW dafür offen sind, eine Weiterentwicklung zu prüfen.

Tierwohl, Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit in Einklang bringen
Die Mitglieder des Kuratoriums betonten, dass es bei der Definition der Kriterien für das Staatliche Tierwohllabel ganz entscheidend sei, ein Niveau zu schaffen, das in der Praxis auch umsetzbar ist. Die gute fachliche Praxis der Landwirte in Deutschland solle anerkannt und eine Teilnahme am Staatlichen Tierwohllabel möglichst vielen Landwirten ermöglicht werden. Dabei sei neben dem viel diskutierten Tierwohl auch unbedingt die Tiergesundheit zu berück-sichtigen – und zwar nicht nur mit Hilfe der Indikatoren für Tiergesundheit

(Befunddaten), sondern auch mittels Erfassung von Verlustraten und regelmäßigen Fortbildungen für die Tierbetreuer. Da Tierwohl nicht auf dem landwirtschaftlichen Betrieb endet, sondern auch beim Tiertransport und Schlachtprozess eine wichtige Rolle spielt, wird empfohlen, diese Schritte der Wertschöpfungskette ebenfalls zu betrachten. Weiterhin wies das Kuratorium darauf hin, dass die Ziele Tierwohl und Tiergesundheit der Lebensmittelsicherheit nicht entgegenlaufen dürfen. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass bestimmte Kriterien für die Haltungs-form (z.B. Bodenbelag und Auslauf) die Lebensmittelsicherheit (z.B. Hygiene) negativ beeinflussen.

Im Dialog für sichere Lebensmittel
Das Kuratorium der QS Qualität und Sicherheit GmbH berät die Geschäftsführung und die Fachbeiräte in grundlegenden Fragen der Qualitätssicherung bei der Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln. Vertreten sind Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbraucherschutz. Sie führen den Dialog stellvertretend für diese Gruppen und tragen unterstützend dazu bei, das QS-Prüfsystem weiterzuentwickeln.

Quelle: QS Qualität und Sicherheit GmbH

Zukunft der Landwirtschaft ist wissensbasiert

Am 24.05.2018 fand an der Universität Vechta die „Strategiekonferenz: Zukunft agrar Nordwest“ statt. Mehr als 220 Teilnehmende aus Wissenschaft, Wirtschaft sowie Politik und Verwaltung diskutierten Ziele und Wege zu einer nachhaltigen Agrar- und Ernährungswirtschaft im Nordwesten Niedersachsens. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage, wie der Wandel zu einer akzeptierten, umweltverträglichen und wirtschaftlich erfolgreichen Landwirtschaft in Niedersachsen gelingen kann. Einigkeit herrschte darüber, dass diese Transformation bzw. die Weiterentwicklung nur gemeinschaftlich zu bewältigen sei. Nur wenn Wissenschaft und Wirtschaft zusammenarbeiteten, könnten neue Verfahren, Produkte und Geschäftsmodelle ihre volle Kraft entfalten. Wissenschaftliche Erkenntnisse, belastbare Fakten und Unternehmergeist spielten dabei eine große Rolle. Eingeladen zur Konferenz hatte der Verbund „Transformationswissenschaft agrarische Intensivregion im Nordwesten Niedersachsens“, ein Verbund aus niedersächsischen Hochschulen und Wirtschaftseinrichtungen.

Modellcharakter auch auf europäischer Ebene

In ihrer Eröffnungsrede hob Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast die Bedeutung des Verbundes „Transformationswissenschaft für die agrarische Intensivregion im Nordwesten Niedersachsens“ hervor. Der Zusammenschluss aus Hochschulen, Wirtschaftseinrichtungen und der Zivilgesellschaft sei wichtig, da er einen organisatorischen Rahmen für entscheidende Zukunftsfragen einer erfolgreichen Agrar- und Ernährungswirtschaft biete. Und dies sei weit über die niedersächsischen Landesgrenzen hinaus relevant, so die Ministerin. Sie plane, das Thema verstärkt auf europäischer Ebene einzuspeisen. Barbara Otte-Kinast: „Der Verbund kann Modellcharakter für andere Regionen Europas mit ähnlichen Herausforderungen entwickeln. Eine verstärkte Zusammenarbeit und ein Austausch mit diesen Regionen können zusammen einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige und ressourcenschonende europäische Landwirtschaft leisten.“

Wissenschaft als Innovationstreiber nutzen

Auf die Rolle der Wissenschaft im Transformationsprozess ging Prof. Dr. Achim Spiller, Georg-August-Universität Göttingen, ein. Er erläuterte, dass die Agrarforschung in Niedersachsen zunehmend Fragen der „Sustainable Transitions“, d. h. des nachhaltigen Wandels aufnehme. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Land beschäftigten sich mit Themen wie Tierethik, nachhaltiger Intensivierung oder nachhaltiger Ernährung. Er sagte: „Nachhaltigkeitsthemen sind manchmal unbequem. Sie stellen radikale Fragen und bestehende Geschäftsmodelle in Frage.“ Spiller rief Politik und Wirtschaft auf, die Wissenschaft als Innovationstreiber zu nutzen.Zur Rolle der Wissenschaft äußerte sich auch der Vorsitzende des Fachbeirats des Verbunds, Prof. Dr. Hans Schulte-Nölke, Universität Osnabrück. Er sagte: „Aus Sicht meines Faches, der Rechtswissenschaft, geht es vor allem darum, zusammen mit vielen anderen Fächern der Agrarwissenschaften die notwendigen Instrumente zu entwickeln, um nachhaltiges Verhalten zu fördern – auch um das Bewusstsein aller Beteiligten und der Zivilgesellschaft für diese Jahrhundertaufgabe zu schärfen.“

Nachhaltigkeit als Generationenaufgabe

Dass Transformation eine gewaltige Aufgabe ist und nur gemeinsam gelingen kann, unterstrich auch Prof.in Dr.in. Diana Pretzell, WWF Deutschland. Sie machte klar: „Die Weiterentwicklung hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft verlangt uns alles ab. Eine Landwirtschaft, die dafür sorgt, dass weder Landwirt, Konsument noch Natur auf der Strecke bleiben, ist eine Generationenaufgabe, die praxisorientierter und neuer Ansätze bedarf.“ Für einen unbesorgten Genuss gelte es daher, die gesamte Produktionskette mit in die Verantwortung zu nehmen, um nicht nur ein qualitativ hochwertiges Produkt herzustellen, sondern auch im Einklang mit der Natur und mit Blick auf eine positive Entwicklung der Biodiversität zu handeln.

Den Wandel offensiv angehen

Daran anknüpfend wagte die Geschäftsführerin des Verbunds, Dr. Barbara Grabkowsky, einen Blick in die Zukunft: „Künftig wird die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen noch wissensbasierter werden als sie heute schon ist. Geschäftsprozesse werden nachvollziehbarer und die Umweltwirkungen der Produktion noch stärker als bisher ins gesellschaftliche Bewusstsein rücken. Vertrauen spielt dabei eine wichtige Rolle. Zukunftsfähig ist, wer Verantwortung ernst nimmt und das Vertrauen in die Landwirtschaft rechtfertigt.“ Das gelte für Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen.

Ebenfalls einen Blick in die Zukunft warf Dr. Heinz Schweer, Vion. Aus der Sicht eines internationalen Großunternehmens schilderte er die Herausforderungen des nachhaltigen Wandels. Er prognostizierte, dass der Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland in den nächsten 20 Jahren stattfinden werde und forderte die Branche auf, die Themen selber offensiv anzugehen. Zu diesen Themen zählt Schweer: eine nachhaltige Erzeugung und Schlachtung, mehr Tierwohl in den Ställen und Transparenz auf allen Stufen der Wertschöpfungskette. Schweer machte dabei auch klar, dass der Export zu einer nachhaltigen Vermarktung gehöre, um die höchste Wertschöpfung zu erzielen.

Dass eine Beschäftigung mit Zukunftsthemen lohnenswert ist, zeigte DLG-Präsident Hubert Paetow in seinem Vortrag. Er sagte: „Erfolgreiche Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich veränderten und neuen Rahmenbedingungen ständig und von sich aus anpassen.“ Eine fortlaufende
Bewertung der Zukunftsfähigkeit zeige daher, wo Veränderungen notwendig seien, so Paetow.

Im Schlussstatement der Veranstaltung wurde nochmals bekräftigt, dass die Zukunft der Agrar- und Ernährungswirtschaft in dem Maß davon abhängen, wie die Herausforderungen in Perspektiven transformiert werden können. „Mit gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten, die von Politik und Gesellschaft unterstützt werden, kann man an manchen Stellen große Schritte in Richtung Zukunft gehen. An manchen Stellen werden die Schritte etwas kleiner sein. Aber auch das ist gut. Nur Stillstand können wir uns nicht leisten“, zog die Verbundsgeschäftsführerin Grabkowsky das Fazit.

Auch künftig wird der Verbund „Transformationswissenschaft agrar“ weitere Veranstaltungen durchführen und den Diskurs über eine nachhaltige Landwirtschaft vorantreiben. Bereits am 2. Juli 2018 wird in Vechta eine Tagung zur Digitalisierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft unter dem Titel „Agrifood 4.0 – Das Schnitzel aus der Datenleitung stattfinden. Alle Informationen dazu stehen hier bereit.

Über den Verbund

Der Verbund „Transformationswissenschaften für die agrarische Intensivregion im Nordwesten Niedersachsens“ ist eine gemeinsame Einrichtung der Kooperationspartner Universität Göttingen, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hochschule Osnabrück, Universität Osnabrück, Universität Vechta, Oldenburgische IHK, IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland e.V. und des Kleinen Kreises e.V. Als beratende Organisationen zur Seite stehen: der BUND Niedersachsen, der WWF Deutschland sowie das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Ziel des Verbundes ist es, Zukunftsperspektiven für die agrarischen Intensivregionen zu ermitteln und anwendungsorientierte Praxislösungen im Verbund zu entwickeln. Einbezogen werden sollen dabei die sozialen und ökonomischen Belange der Betriebe, Tier- und Umweltschutz.

Quelle: Transformationsstelle agrar