Beschäftigung im Fokus der Geflügelhaltung

Dr. Birgit Spindler, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Geflügel ist ständig in Bewegung: Es pickt, es scharrt, es wandert herum. Dazu sind die Tiere neugierig und brauchen äußere Reize und Beschäftigung. Eine artgerechten Haltung sollte dieses Verhalten ermöglichen. Tut sie es nicht, treten die bekannten Verhaltensprobleme wie Federpicken und Kannibalismus auf. Das muss nicht sein!

In der Nutzgeflügelhaltung spielt der Zugang zu Beschäftigungsmaterialien für eine verhaltensgerechte Unterbringung mit Befriedigung des Erkundungs- und Nahrungsaufnahmeverhaltens eine entscheidende Rolle. Schaut man sich das Verhalten des von uns gehaltenen Nutzgeflügels an, so wird schnell ersichtlich, dass die Tiere den Großteils des Tages damit beschäftigt sind, ihre Haltungsumwelt mit dem Schnabel zu erkunden, immer auf der Suche nach interessanten Objekten, die der Nahrungsaufnahme dienen. Es wird gepickt, gescharrt und dabei eine nicht unerhebliche Strecke im Haltungssystem zurückgelegt. Kann diesem Verhalten nicht hinreichend Rechnung getragen werden, kann es gerade bei Jung- und Legehennen aber auch bei Puten dazu kommen, dass die eignen Artgenossen in den Fokus geraten, sie werden bepickt, das Federkleid leidet und nicht selten kommt es auch zu blutigen Verletzungen mit weitreichenden Folgen.

Zu einer verhaltensgerechten Unterbringung gehört demnach dazu, die Haltungsumwelt derart interessant zu gestalten, dass die Tiere die Möglichkeit haben ihr Umfeld langanhaltend zu Erkunden und ihre arteigene Futtersuch- und Nahrungsaufnahme hinreichend auszuüben. Nicht zuletzt kann so das Risiko des Auftretens von Verhaltensstörungen entgegengewirkt werden.

Beschäftigung durch Auslauf und Einstreu
Generell bietet der Zugang zu einem gut strukturierten Auslauf eine besonders gute Möglichkeit, die Tiere langanhaltend zu beschäftigen, vorausgesetzt dieser verfügt über eine sinnvolle Strukturierung, die den Tieren entgegen kommt. Nur so ist eine zufriedenstellende Nutzung durch die Tiere gegeben. In den Ställen – gerade wenn kein Zugang zum Freiland besteht – ist ein Angebot von Beschäftigungsmöglichkeiten unter allen Umständen erforderlich, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden.
Generell sollte das eingesetzte Beschäftigungsmaterial mit dem Schnabel manipulierbar, also veränderbar sein. Fressbare, organische Materialien bieten sich hier besonders an. Bei der Auswahl ist aber auch darauf zu achten, dass keine hygienischen und futtermittelrechtlichen Bedenken gegen den Einsatz sprechen.

Vorausgesetzt die Pflege und das Management stimmen, bildet eine lockere und trockene Einstreu eine hervorragende Basis einer verhaltensgerechten Unterbringung. Das üblicherweise flächendeckend zur Verfügung stehende Einstreumaterial regt dann zum Picken, Scharren und Staubbaden an – die Tiere sind in weiten Teilen des Stalles langanhaltend beschäftigt.

Neben der Einstreu sollte Geflügel dauerhaft weitere Materialien zur Beschäftigung angeboten werden.


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