Viele Ballaststoffe, weniger Magengeschwüre: Roggen erlebt Renaissance in Schweine-Ernährung #HANSA2019

Von Dr. Heike Engels

„Derzeit erlebt der Roggen eine Renaissance, weil er sehr gute Eigenschaften hat. Er enthält viele Ballaststoffe, sorgt damit für eine gute Sättigung und ist anbautechnisch vergleichsweise einfach, denn er benötigt wenig Wasser bei guter Wurzelbildung und auch nur wenig Pflanzenschutzmaßnahmen“, so Dr. Andreas von Felde, Leiter des Produktmanagements bei KWS Lochow GmbH auf der Schweinefachtagung des HANSA Landhandel. Diese findet traditionell gleich zu Beginn eines neuen Jahres statt.

Roggen werde derzeit zu 66 % als Tierfutter genutzt, nur zu 15 % für die menschliche Ernährung und zu 15 % für die Energieerzeugung in Form von Biogas und Bioethanol. Früher war Roggen aufgrund seiner guten physiologischen Eigenschaften ein wichtiger Bestandteil in der menschlichen Ernährung, aber da die Mehlfarbe leicht gräulich sei, habe sich die Lebensmittelindustrie vom Roggen abgewendet.

Ein großes Problem in der Schweinernährung sind Magengeschwüre aufgrund von Fehlernährung und Stress. Der pH-Wert des gesunden Magens unterliegt einer Schichtung: vorne am Mageneingang, auch Pförtner genannt, ist der pH-Wert mit 6 oder 7 eher höher, weiter hinten Richtung Dünndarmausgang sinkt der pH-Wert ab auf den Wert 3 oder gar 2. Dieses Phänomen nennt man Magenschichtung. Verursacht wird dies durch die Abbauprodukte des Futters: Fein vermahlenes Futter lässt schon am Mageneingang saure pH-Werte entstehen. Eine grobe und ballaststoffreiche Futterstruktur wie es der Roggen aufweist kann hier entgegen wirken. Dies liegt an seiner Eigenschaft, erst im Dickdarm mit seinen Ballaststoffen so richtig verdaut zu werden. Dies führe zu der gewünschten langanhaltenden Sättigung.

Ganz wichtig: Durch den Abbau von Roggen erst im Dickdarm entsteht aus Fruktanen Buttersäure (Butyrat), welche positiv auf die Mikroorganismenzusammensetzung des Darms wirkt. Salmonellen etwa erkennen Butyrat und werden gehemmt. Die langanhaltende Darmfüllung sowie das Butyrat haben zudem positive Effekte auf das Verhalten, die Tiere werden ruhiger, eben auch, weil sie länger satt sind. Der Blutzuckerspiegel bleibt stabil. Durch eine gute Verdauung bleibt die Darmschleimhaut gesünder und hat weniger Abschilferungen. Das wirkt sich positiv auf den Ebergeruch aus, denn aus den Abschilfer-ungen der Darmschleimhaut entsteht Tryptophan, welches zu Skatol umgewandelt wird, dem typischen Ebergeruch. „Von allen Getreidearten hat Roggen den höchsten Gehalt an Fruktanen (3,6 bis 6,4 % in der Trockenmasse). Außerdem sind neueste Züchtungen der KWS nur noch wenig anfällig gegen Mutterkorn“, hebt Dr. von Felde die Vorteile des Roggens hervor.

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