Neuartige Erreger in Rind und Kuhmilchprodukten: Weitere Forschung notwendig

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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat im Februar 2019 Erkenntnisse zu neuartigen Infektionserregern mit der Bezeichnung „Bovine Milk and Meat Factors“ (BMMF) vorgestellt. Demnach können die bisher unbekannten Erreger Entzündungen hervorrufen. Laut DKFZ wurden sie bislang in Kuhmilch, Kuhmilchprodukten und Blutserum gesunder Rinder nachgewiesen. Möglicherweise könnte aus den bisherigen wissenschaftlichen Ergebnissen ein indirekter Zusammenhang zwischen dem Verzehr verschiedener vom Rind stammender Lebensmittel und dem Auftreten einiger Krebsarten beim Menschen interpretiert werden. Das DKFZ vermutet, dass Säuglinge mit noch nicht ausgereiftem Immunsystem innerhalb ihres ersten Lebensjahres beim Zufüttern von Kuhmilch mit BMMF infiziert werden. Sie schlussfolgern daher, Säuglinge nicht zu früh mit Kuhmilch zu ernähren.

Die BMMF stellen laut DKFZ neuartige Erreger dar, die von ihrer Art sowohl Viren als auch Bakterien ähnlich sind. Durch ihre Verwandtschaft zu Plasmiden werden sie daher momentan als „Plasmidome“ bezeichnet. Entsprechend den DKFZ-Forschenden liegen die BMMF nicht als „nacktes“ Erbmaterial, sondern zusammen mit Proteinen vor.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Max Rubner-Institut (MRI) kommen gemeinsam zu dem Ergebnis, dass eine Bewertung möglicher Risiken durch die sogenannten BMMF als mögliche Krebsrisikofaktoren aufgrund unzureichender Datenlage bisher nicht möglich ist. Der vermutete Zusammenhang zwischen den BMMF und dem Auftreten von Krebserkrankungen des Menschen sollte weiter erforscht werden.

Nach aktuellem Stand empfehlen BfR und MRI bezüglich der Ernährung: Auf der Grundlage der bisher veröffentlichten epidemiologischen Studien zum Zusammenhang zwischen dem Konsum von rotem sowie verarbeitetem Fleisch und einem erhöhten Darmkrebsrisiko und in Einklang mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wird empfohlen, den Fleischverzehr auf maximal 600 Gramm pro Woche zu begrenzen. Dagegen wird nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens der Konsum von Kuhmilch weiterhin uneingeschränkt empfohlen. Auch das Stillen zur Vorbeugung gegen verschiedene Krankheiten ist grundsätzlich zu befürworten.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Max Rubner-Institut (MRI) haben eine Pressemitteilung zu einer Veranstaltung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg zu „neuartigen Infektionserregern aus Milch und Fleisch als Krebsrisikofaktoren“ bewertet und nehmen dazu im Folgenden gemeinsam Stellung.

Hintergründe zur Pressemeldung des DKFZ
Nach Meinung des DKFZ könnte eine bestimmte Klasse von Erregern in Rindfleisch und Milch, die sogenannten „Bovine Meat and Milk Factors“ (BMMF), chronische Entzündungen verursachen, die den Boden für eine maligne Entartung von Zellen in Brust und Dickdarm bereiten könnten. Laut DKFZ (2019) und zur Hausen et al. (2017) deutet das geografische Verteilungsmuster der Neuerkrankungsraten von Darm- und Brustkrebs auf einen engen Zusammenhang mit dem Konsum von Milch- und Fleischprodukten vom europäischen Rind (Bos taurus) hin.

Laut den Unterlagen zur Pressekonferenz des DKFZ (2019) handelt es sich bei BMMF um einzelsträngige, ringförmige DNA-Elemente, die große Ähnlichkeit mit den Sequenzen spezifischer bakterieller Plasmide aufweisen. Alle bisher bekannten BMMF besitzen jeweils ein Gen für das zur eigenen Vervielfältigung notwendige „Rep“-Protein (Replikations-InitiatorProtein), unabhängig von anderen vorhandenen Genen. Gemäß Eilebrecht et al. (2018) zeigen die meisten BMMF eine Ähnlichkeit zu Plasmiden von Acinetobacter baumannii, wobei einige BMMF auch Ähnlichkeiten mit bestimmten Viren mit kleinem, zirkulärem, einzelsträngigem Erbgut aufweisen (DKFZ, 2019). Zudem sollen sie in der Natur wahrscheinlich nicht als nackte DNA, sondern mit Proteinen assoziiert vorkommen. BMMF stellen laut DKFZ eine neue Klasse von Erregern dar, die in ihren Charakteristika zwischen Viren und Bakterien liegen. Durch ihre Verwandtschaft zu Plasmiden werden sie daher momentan als „Plasmidome“ bezeichnet. Das DKFZ weist darauf hin, dass die Natur dieser Erreger bisher nicht eindeutig definiert werden konnte.

Über 120 verschiedene Typen von BMMF-DNA wurden bisher aus kommerziell erhältlicher Kuhmilch, Kuhmilchprodukten und aus Serumproben gesunder Rinder isoliert (Whitley et al., 2014; Falida et al., 2017; DKFZ, 2019). Eine Vervielfältigung verschiedener BMMF in menschlichen Zellen wurde nachgewiesen (Eilebrecht et al., 2018), wobei die Erreger dabei auf zelluläre Proteine angewiesen sind, die noch nicht bestimmt wurden. Außerdem wurden bei insgesamt 350 sowohl gesunden als auch krebskranken Personen Serum-Antikörper gegen BMMF nachgewiesen, was eine Exposition gegenüber dem Erreger belegt. Laut DKFZ wurden BMMF-Proteine bislang in Kolon, Prostata und Gehirn gefunden, während BMMF-DNA im Kolon vom Menschen nachgewiesen wurde. In Tumorzellen wurden bisher jedoch keine BMMF-Sequenzen detektiert.

Mit BMMF infizierte Gewebebereiche zeigen erhöhte Spiegel reaktiver Sauerstoffverbindungen, die ein typisches Merkmal für Entzündungen darstellen und die Entstehung von Erbgutveränderungen begünstigen. Das DKFZ geht aufgrund der genannten, insbesondere epidemiologischen Beobachtungen davon aus, dass es durch den Verzehr von Milchprodukten und/oder Rindfleisch zu einer Infektion mit BMMF insbesondere im frühen Säuglingsalter aufgrund des noch nicht vollständig entwickelten Immunsystems kommen kann. In der Literatur finden sich keine Hinweise für einen möglichen Zeitpunkt der Infektion. Das Immunsystem ist bei der Geburt noch nicht voll ausgebildet bzw. arbeitet nach neueren Erkenntnissen zunächst reduziert (Ulas et al., 2017) und entwickelt sich durch die Exposition gegenüber Antigenen in der Kindheit schrittweise weiter (Simon et al., 2015). Dennoch kann eine Infektion auch bei vollständig entwickeltem Immunsystem im späteren Leben derzeit nicht ausgeschlossen werden.

Die Erreger sollen nach der Infektion in bestimmten Geweben (Darm, Brust) eine chronischentzündliche Reaktion induzieren, die im umgebenden Gewebe die Krebsentstehung (insbesondere für Dickdarm-, möglicherweise auch für Brust- und Prostatakrebs) fördern kann. Zum Ausbruch der Krankheit soll es erst Jahrzehnte nach der eigentlichen Infektion kommen (zur Hausen et al., 2019). BMMF sollen hierbei indirekt karzinogen wirken. Dies bedeutet, dass sie nicht direkt in krebsfördernde molekulare Prozesse der Zelle eingreifen, sondern eine – zumeist entzündliche – krebsfördernde Umgebung schaffen. Aus den geschilderten Gründen schlussfolgert das DKFZ, dass keine direkte Kausalität zwischen einer Infektion mit BMMF und beispielsweise Darmkrebs besteht, sondern dass BMMF einen Anteil am Darmkrebs-Risiko tragen, welcher aber nicht exakt beziffert werden kann (DKFZ, 2019).

Als mögliche Präventionsmaßnahme gegenüber einer Infektion mit BMMF nennt das DKFZ langes Stillen (über 6 Monate hinaus). Muttermilch beinhaltet zahlreiche Inhaltsstoffe mit antipathogenen Eigenschaften (Peterson et al., 2013). Diese enthalten häufig Glykanstrukturen, d. h. Zucker, die entweder als freie Oligosaccharide (humane Milch-Oligosaccharide) oder gebunden als Makromoleküle in Form von Glykokonjugaten (Glykoproteine und Glykolipide) vorliegen (Peterson et al., 2013; Morozov et al., 2018). Humane Milchglykane sind in der Lage, Erkennungsstellen für Erreger nachzuahmen, an diese zu binden und den Erreger daran zu hindern, an Zelloberflächen zu haften und dadurch Infektionen vorzubeugen (Newburg et al., 2009; Peterson et al., 2013; Morozov et al., 2018). Stillen geht mit einem geringeren Risiko für Infektionen mit verschiedenen Erregern (z. B. Rotaviren) einher, insbesondere wenn über die ersten 6 Monate ausschließlich gestillt wird (Krawczyk et al., 2016; Quigley et al., 2016). Es ist daher nicht auszuschließen und als Hypothese generell vorstellbar, dass humane Milchglykane auch vor Infektionen mit BMMF schützen könnten. Jedoch ist diese Hypothese aufgrund einer unzureichenden Datenlage derzeit nicht zu erhärten.

Die Evidenz für einen Zusammenhang zwischen der frühen Ernährung mit Muttermilch und dem Krebsrisiko der Nachkommen im Erwachsenalter ist begrenzt. Am besten untersucht ist die Assoziation zum Brustkrebs; die Ergebnisse sind jedoch inkonsistent (Ekbom et al., 1993; Freudenheim et al., 1994; Weiss et al., 1997; Titus-Ernsthoff et al., 1998; Martin et al., 2005; Wise et al., 2009).

Bewertung
Wie oben ausgeführt, ist es derzeit nicht möglich, die genaue Natur der BMMF zu bestimmen bzw. zu definieren. Die oben genannten, insbesondere epidemiologischen Beobachtungen können als vorläufige Hinweise auf einen ggf. indirekten Zusammenhang zwischen dem Konsum verschiedener Lebensmittel bovinen Ursprungs und dem Auftreten einiger Krebsarten beim Menschen interpretiert werden, stellen aber keinen kausalen Zusammenhang dar.

Zur Abschätzung des potenziellen Risikos fehlen bisher valide, evidenzbasierte Untersuchungen. Beispielsweise fehlen Daten zum Vorkommen von BMMF in anderen Lebensmitteln nicht-bovinen Ursprungs, zum Vorkommen von BMMF in gesunden Menschen im Vergleich zu Krebspatienten, zum Mechanismus der Entzündungs- und Krebsinduktion durch BMMF sowie zur Infektiosität und Inaktivierung von BMMF in Lebensmitteln. Die Abschätzung eines Zusammenhangs zwischen dem Verzehr BMMF-enthaltender boviner Lebensmittel und dem Auftreten von Tumorerkrankungen erscheint momentan auch deshalb kaum möglich, weil die genannten BMMF lediglich als indirekte Karzinogene und nach einer sehr langen Latenzzeit wirken sollen.

Darüber hinaus müssen die bisher veröffentlichten epidemiologischen Arbeiten differenziert betrachtet werden. Im Fall von Darmtumoren weisen die bisherigen Studien darauf hin, dass der Konsum von rotem und prozessiertem Fleisch mit dem Auftreten von Darmkrebs korreliert (WCRF, 2007; Huxley et al., 2009; Chan et al., 2011; Corpet, 2011), dass aber ein hoher Konsum von Milch und Milchprodukten mit einem verminderten Darmkrebsrisiko einhergeht (WCRF, 2007). Laut WCRF (2018) führt weder der Konsum von rotem Fleisch noch der von Kuhmilch zu einem vermehrten Auftreten von Brustkrebs.

Fazit
Eine Bewertung möglicher Gefahren durch die sogenannten „Bovine Meat and Milk Factors“ (BMMF) als mögliche Krebsrisikofaktoren ist aufgrund unzureichender Datenlage zurzeit nicht möglich. Auf der Grundlage der bisher veröffentlichten epidemiologischen Studien bezüglich des Zusammenhangs zwischen dem Konsum von rotem sowie prozessiertem Fleisch und dem erhöhten Darmkrebsrisiko und in Einklang mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wird empfohlen, den Fleischverzehr auf maximal 600 g/Woche zu begrenzen. Dagegen wird nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens der Konsum von Kuhmilch weiterhin uneingeschränkt empfohlen.

Stillen als Präventionsmaßnahme für das Auftreten diverser Krankheiten ist grundsätzlich zu befürworten. Hinsichtlich der Prävention einer Infektion mit BMMF fehlen jedoch auch hier derzeit valide Daten.

Weitere Informationen auf der BfR-Website zum Thema Viren in Lebensmitteln

Viren

Wissenschaftliche Veröffentlichung zu Polyomaviren in Rindfleisch

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung

Können die Leibniz-Wissenschaftler am FBN den norwegischen Lachszüchtern helfen?

Dummerstorfer Genombiologen sollen genetische Lösungen zur Stärkung des Immunsystems in der Aquakulturhaltung finden

Die Zucht des als Speisefisch beliebten Atlantischen Lachses nimmt viel Druck von der vom Aussterben bedrohten Wildpopulation. Trotz in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbesserter Aquakulturverfahren führen Infektionskrankheiten jedoch immer noch zu hohen Sterblichkeitsraten bei jungen Lachsen nach der Überführung vom Süß- ins Meerwasser.

Dummerstorfer Genombiologen am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) sollen nun helfen, das genetische Profil des Lachses zu entschlüsseln und Biomarker zu finden, die für die Fischgesundheit entscheidend sind. Das internationale Projekt „ImCom“ unter Federführung des renommierten staatlichen Forschungsinstitutes Nofima (Norwegian Institute of Food, Fisheries and Aquaculture Research/nofima.no/en) hat eine Laufzeit von vier Jahren und wird mit einer Million Euro von der norwegischen Forschungsgesellschaft unterstützt. Nofima mit Hauptsitz in Tromsø (Norwegen) ist eines der größten Institute für angewandte Forschung in den Bereichen Fischerei, Aquakultur und Lebensmittelforschung in Europa.

Das FBN hat sich bisher vor allem einen Namen durch seine Forschung an Bornforelle, Zander und Ostseeschnäpel gemacht. Jetzt betreten die Fischgenetiker am FBN-Institut für Genombiologie mit dem Atlantischen Zuchtlachs Neuland. „Es fehlen noch immer geeignete Methoden, um Fortschritte im Gesundheitsmanagement beim Zuchtlachs erzielen zu können“, beschrieb der Dummerstorfer Fischgenetiker Dr. Alexander Rebl das Problem. „Das Ziel des Projekts ImCom ist es daher, mit unserem Know-how die bestehenden Werkzeuge zu verfeinern und eine neue Methodik zu entwickeln, um die Widerstandskraft der Lachse objektiv einschätzen und verbessern zu können.“

Der Schlüssel liegt in den Genen
Mit modernsten Analyseverfahren wollen die Genombiologen aus Gewebeproben aussagekräftige Biomarker identifizieren, die es ermöglichen, die Gesundheit der Zuchtlachse zu ermitteln. „Mit Hilfe unserer Hightech-Genanalysen wollen wir dazu beitragen, robuste Zuchtlinien für eine tiergerechte und gleichzeitig wirtschaftlich tragbare Haltung zu entwickeln“, so Rebl.
Ausgangsbasis sind die bisherig untersuchten rund 10.000 Datensätze zu Genaktivitäten von den Projektpartnern in Norwegen, aber auch in Frankreich, England, Spanien und Russland.
„Wir sind überzeugt, dass uns das FBN mit seiner biotechnologischen Ausstattung und seinen innovativen Diagnostiktools helfen kann, hilfreiche Informationen über Genaktivierungsmuster zu finden, um das Immunsystem der Zuchtlachse zu stärken und die Verluste zu minimieren“, sagte Studienleiter Dr. Aleksei Krasnov vom norwegischen Nofima-Forschungsinstitut, der vor kurzem das FBN-Institut in Dummerstorf besucht hat. Die ersten Ergebnisse sollen in zwei Jahren vorliegen.

Mit rund 1,2 Millionen Tonnen ist das norwegische Königreich mit Abstand der weltweit größte Lachsproduzent in Aquakultur, gefolgt von Chile, Schottland, Kanada und den USA. Auch in Deutschland gehört der Raubfisch, der überwiegend aus Norwegen kommt, aufgrund seines exzellenten Geschmackes und seiner gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren zu den beliebtesten Speisefischen. Doch der immer größere Bedarf sowie Umwelt- und Klimaveränderungen sorgen auch für Probleme. Der Zuchtlachs ist anfälliger für Viren und Bakterien sowie für Parasiten wie die gefürchtete Lachslaus.

Obwohl alle Lachse in Norwegen im frühen Alter gegen die häufigsten Lachskrankheiten geimpft werden, wird der Verlust, der bei der Umsiedlung vom Süßwasser in das Salzwasser der kalten Fjorde des norwegischen Meeres im Alter von einem bis zwei Jahren auftritt, jährlich auf eine zweistellige Millionenhöhe (Euro) geschätzt. Bis der Lachs mit einem Körpergewicht von vier bis fünf Kilo auf der Verkaufstheke und unseren Teller landet, vergehen bis zu drei Jahre.

Hintergrund Atlantischer Lachs (Salmo salar)
Der Fisch des Jahres 2019 ist ein Wanderfisch, der unverbaute und saubere Flüsse und Bäche braucht, um vom Meer, seinem Hauptlebensraum, in seine Süßwasser-Laichgebiete zu kommen und sich dort erfolgreich fortpflanzen zu können. Atlantische Lachse leben vor allem im Atlantischen Ozean und werden in freier Natur 60 bis 100 cm lang und drei bis 15 kg schwer. Vom Aussterben bedroht steht der Wildlachs auf der Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Darüber hinaus gibt es den Pazifischen Lachs, eine im Pazifikraum verbreitete Gattung der Familie der Lachsfische.

Quelle: Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN)

Kein Pardon für Verstöße gegen Tierschutzgesetz

Tierhalter übernehmen nach dem Tierschutzgesetz eine besondere Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Tieren. Sie schließt in einem erheblichen Maß den tierschutzgerechten Umgang mit kranken und verletzten Tieren ein. „Vor diesem Hintergrund kann ich als Präsident des Landvolkes Niedersachsen die offensichtlichen Verstöße gegen den Tierschutz, wie sie gerade wieder auf einem Schlachthof in Stade bekannt gemacht wurden, nicht nachvollziehen oder gar entschuldigen. Dafür gibt es kein Pardon.“ Mit diesen Worten positioniert sich Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke erneut gegen derartig tierschutzwidriges Verhalten.

Wie schon im Herbst vergangenen Jahres bei dem Fall in Bad Iburg stellt er eindeutig klar: „Solche Bilder sind nicht zu entschuldigen“. In der öffentlichen Bewertung verwahrt er sich jedoch dagegen, derartige Fälle als repräsentativ für ein angebliches „System der Fleischerzeugung“ heranzuziehen. Das Landvolk Niedersachsen nimmt den Fall in Stade jedoch zum Anlass, Tierhalter nochmals an ihre Verantwortung gegenüber kranken oder verletzten Tieren zu erinnern. Dazu hat der Verband bereits vor geraumer Zeit Handlungsempfehlungen formuliert, die jeder Tierhalter beachten soll. „Jegliche Unterlassung dieser Sorgfaltspflicht durch den Tierhalter ist nicht zu tolerieren“, sagt Schulte to Brinke.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Agrarministerkonferenz fasst Beschluss zu Transporten in Nicht-EU-Länder

Eine Aufforderung an den Bund, tierschutzrelevante Hinweise zu Tiertransport-Routen und Versorgungsstellen zu sammeln, auszuwerten und die Informationen zentral den Bundesländern zu übermitteln – das ist der Kern eines Beschlusses, den die Agrarministerkonferenz (AMK) heute in Landau (Rheinland-Pfalz) gefasst hat. Niedersachsen hatte den Antrag gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen und Bayern eingebracht. Dazu sagt Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Das ist ein wichtiger Schritt zu mehr Tierschutz. Ziel ist es, den Genehmigungsbehörden bundesweit einheitliche Informationen zur Verfügung zu stellen. So kann zielgerichtet und möglichst rechtssicher entschieden werden, welche Transporte von den zuständigen Behörden genehmigt werden oder nicht. Hierzu benötigen die Länder jedoch einheitliche Daten!“

Aktuell gibt es aus Sicht des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums auf der Grundlage der nationalen und gemeinschaftsrechtlichen Vorschriften keine Möglichkeiten für die Behörden, lange Tiertransporte grundsätzlich zu verbieten. Daher erfordert das Thema aus Sicht der Ministerin nationale, besser noch europäische Antworten.

Mit Bedauern nimmt Ministerin Otte-Kinast zur Kenntnis, dass es in Bezug auf die Düngeverordnung auf der AMK keine Detailabsprachen gegeben hat.

Große Einigkeit herrschte unter den Länderkollegen in dem Punkt, dass der Gewässerschutz eine Aufgabe von höchster Priorität ist. Gleichzeitig müsse man bei der Anpassung der Düngeverordnung Maßnahmen entwickeln, die praktikabel und wirksam sind. Nun gehe es darum, in den anstehenden Gesprächen die niedersächsischen Positionen weiterhin engagiert zu vertreten, so Ministerin Otte-Kinast. Der Hintergrund: Die in Niedersachsens vorgesehene Datenbank ‚ENNI‘ (Elektronische Nährstoffmeldungen Niedersachsen) soll die Düngebedarfsermittlungen und Nährstoffvergleiche flächendeckend erfassen und somit maximale Transparenz ermöglichen. Nach den derzeitigen Plänen der Bundesregierung zur Anpassung der Düngeverordnung wäre die Einrichtung jedoch nicht mehr möglich.

Einen Erfolg kann Niedersachsen mit einem Beschluss verbuchen, Schäfereien analog zu den Imkereien eine Steuerentlastung auf so genannten Agrardiesel für die betriebliche Nutzung von Fahrzeugen, die nicht in § 57 Absatz 1 des Energiesteuergesetzes genannt sind (also zum Beispiel PKW oder Pick ups), zu gewähren. Die Länderkollegen sind Ministerin Otte-Kinast gefolgt und fordern den Bund gemeinsam auf, hier gesetzgeberisch tätig zu werden. Dazu die Ministerin: „Das ist ein wichtiges Signal für die Schafhalter in Niedersachsen. Sie übernehmen nicht nur zentrale Funktionen in der Landschaftspflege, sondern vor allem auch in der Deichpflege. Da sich die Situation der Schäfereien durch die Einwanderung des Wolfes erheblich verschärft hat, ist der Betreuungs- und Überwachungsaufwand noch einmal deutlich größer geworden.“ Der Bund sei nun gefordert und solle das Votum der Länder möglichst zeitnah aufgreifen. Ziel müsse es sein, eine Entlastung der Schäfereien so zügig wie möglich zu erreichen.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Summ Bienchen – summt nicht mehr?

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Bei einer Fachtagung trafen sich an der TH Bingen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis. Die „Bienen-Tagung“ widmete sich der Agrobiodiversität, also der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft.

Der Frühling kommt und es summt in den Gärten und Wiesen – oder auch nicht? Das so genannte Bienensterben beschäftigt nicht mehr nur die Experten, es hat längst jeden einzelnen erreicht: Insektenhotels, Saatmischungen und bienenfreundliche Blumen stehen allerorten zum Verkauf. Die Diskussion ist auf ihrem Höhepunkt und wird zwischen Forschung, Wirtschaft, Umweltschutz, Landwirtschaft und Politik heiß debattiert. Bei so vielen Beteiligten ist es entscheidend, in Dialog zu treten. Deshalb trafen sich Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis bei einer Fachtagung an der Technischen Hochschule (TH) Bingen am Donnerstag, 11. April 2019. Für die „Bienen-Tagung“ hatten sich über 120 Interessierte angemeldet, um sich der Agrobiodiversität, also der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft zu widmen. An diesem Tag präsentierten Referentinnen und Referenten dazu den aktuellen Forschungsstand, Hintergründe und mögliche Lösungen. Organisiert wurde die Veranstaltung von Studierenden aus dem Masterstudiengang Landwirtschaft und Umwelt der TH Bingen, die sich mit dem Thema im Studium befassen. Dekan Prof. Dr. Clemens Wollny hat gemeinsam mit der Dozentin Dr. Dörte Frieten das studentische Projekt betreut und ist beeindruckt von der Leistung der Studierenden: „Unsere Masterstudierenden haben es nicht nur geschafft, eine sehr gelungene Tagung zu einem komplexen Thema zu planen und umzusetzen. Sie haben auch alle Beteiligten in einen Dialog gebracht.“

Doris Dannenmann von der TH Bingen bewertete beispielsweise die Bedeutung des Obstanbaus in Rheinhessen für die Wildbienen. Andreas Schumacher von der Abteilung Nachhaltigkeit der BASF berichtete von dem Projekt Farm-Netzwerk. Darin wird untersucht, wie auch in intensiv bewirtschafteten Flächen die Biodiversität gesteigert werden kann. Für den süßen Kick in der Pause sorgte eine Honigverkostung. Ähnlich wie bei einer Weinprobe gingen hier die Geschmäcker und Meinungen natürlich auch auseinander. Den Einfluss von Pestiziden auf die Bienenvölker ordnete dann Dr. Klaus Wallner von der Uni Hohenheim ein – insbesondere den der möglicherweise kritischen Neonicotinoide. Kontroverse Themen also, die von den verschiedenen Interessens- und Fachgruppen diskutiert werden – das war das Konzept der Veranstaltung. Für Tobias Barham, der die Veranstaltung mit organisiert hat, ein voller Erfolg: „Die positiven Rückmeldungen und die gemeinsamen Gespräche zeigen uns, dass der Austausch von Landwirten, Umweltschützern, Unternehmen oder Imkern auf solch einer Tagung immens wichtig für die praktische Arbeit ist. Denn nur durch den Dialog können alle Beteiligten gemeinsam Lösungen zum Erhalt der Biodiversität finden.“ Die verschiedenen Interessen zusammen zu bringen, ist eben auch der Kern des Masterstudiengangs Landwirtschaft und Umwelt an der TH Bingen.

Quelle: Technische Hochschule Bingen

Boehringer Ingelheim ruft BVDzero-Stipendium für Tiermedizinstudenten weltweit aus

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* Neues BVDzero-Stipendium in Höhe von insgesamt 10.000 € für zehn herausragende Studierende weltweit * Ziel ist es, das Bewusstsein von Tiermedizinstudenten für die Bovine Virusdiarrhoe (BVD) zu schärfen * Gemeinsame Initiative von Boehringer Ingelheim und der World Association for Buiatrics

Boehringer Ingelheim hat in diesen Tagen das BVDzero-Stipendienprogramm für die Jahre 2019-2020 ausgerufen. Es richtet sich an Studierende der Veterinärmedizin und steht für das langfristige Engagement des Unternehmens, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Nutztieren zu fördern.

Mit dem BVDzero-Stipendienprogramm möchte Boehringer Ingelheim unter Studierenden der Tiermedizin Aufmerksamkeit für Bovine Virusdiarrhoe (BVD) wecken. Darüber hinaus ist es das Ziel, auch in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Rinderkrankheit zu schaffen und so letztlich dazu beizutragen, dass BVD seltener auftritt.

BVDzero-Stipendienprogramm
Teil des Programms ist es, herausragende Tiermedizinstudenten aus der ganzen Welt zu fördern. Denn das Unternehmen möchte Nachwuchskräfte darin unterstützen, die stetig wandelnden Herausforderungen der Veterinärbranche anzugehen. Geeignete Stipendiaten wählt das BVDzero-Komitee, das sich aus Experten verschiedenster Herkunftsländer zusammensetzt, gemeinsam mit einem Repräsentanten der World Association for Buiatrics aus.

Stipendien
Es werden zehn Stipendien in Höhe von je 1.000 Euro pro Student vergeben. Für alle Stipendiaten übernimmt Boehringer Ingelheim außerdem die Kosten für die Anmeldung zum World Buiatrics Congress in Madrid im Jahr 2020 und kommt für die Unterkunft auf.

Kriterien für die Auswahl der Studenten
·Tiermedizinstudium im zweiten, dritten und vierten Studienjahr
·Leidenschaft für Nutztiere, insbesondere für Rinder
·Nachweis akademischer Exzellenz
·Nachweis von Führungsqualitäten und außeruniversitärem Engagement

Bewerbungsanforderungen und Fristen
Bewerbungen sind bis zum 25. Mai 2019 möglich und müssen bis dahin vollständig vorliegen. Prüfung der Bewerbungen; 25. Mai – 31. Mai 2019. Mitteilung bzw. Bekanntmachung der Stipendienvergabe: 3. Juni – 7. Juni 2019

Das Bewerbungsformular lässt sich hier herunterladen.

Der Unternehmensbereich Tiergesundheit von Boehringer Ingelheim und das BVDzero-Team freuen sich auf die Bewerbungen geeigneter Studierender und wünschen allen Kandidaten viel Erfolg. Das Unternehmen plant, diese Initiative auch in Zukunft fortsetzen.

Weitere Updates erhalten Sie unter www.bvdzero.com

Quelle. Boehringer Ingelheim

Düsser Milchviehforum: Digitalisierung und Hitzestress bei Kühen 24./25. April

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Die Digitalisierung landwirtschaftlicher Produktionsprozesse ist der Grundstein einer nachhaltigen Landwirtschaft und eines modernen Herdenmanagements. Durch den Einsatz von Sensoren können Situationen in Echtzeit dargestellt und Maßnahmen in Gang gesetzt werden. Ziel ist es, mit den Sensordaten Tierwohl und Arbeitseffizienz gezielt und nachhaltig zu fördern.

Vor diesem aktuellen Hintergrund widmet sich das 5. Düsser Milchviehforum dieser Thematik und richtet sich an interessierte Landwirte sowie Berater und Mitarbeiter aus Industrie und Wissenschaft.
Die Veranstaltung findet statt am Mittwoch und Donnerstag, 24. und 25. April, im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Kreis Soest. Das Forum dauert am ersten Tag von 10 bis 17 Uhr mit anschließender Abendveranstaltung und am zweiten Tag von 10 bis 16 Uhr. Für die Teilnehmer besteht die Möglichkeit auf Haus Düsse zu übernachten.

Mit Fachvorträgen und Workshops stellen die Referenten die neuesten Entwicklungen, Möglichkeiten und Erkenntnisse rund um Sensortechnik und digitaler Vernetzung vor und diskutieren die Themen mit den Teilnehmern.

Am zweiten Tag des Forums findet ein Infotag zum Thema Hitzestress in Milchviehställen statt. Experten betrachten ganzheitlich mit Fachvorträgen das relevante Thema, beschreiben Auswirkungen und stellen Lösungsansätze vor.

Die Tagungsgebühr beträgt 150 Euro für beide Tage, einschließlich Tagungsunterlagen. Der zweite Tag ist auch einzeln buchbar. Weitere Informationen mit ausführlichem Programm, Seminarkosten und Anmeldung stehen im Internetangebot von Haus Düsse.

Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Braunschweig will Wildbienenhauptstadt Deutschlands werden

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Oft bleiben die Zimmer der Insektenhotels leer, obwohl diese Nisthilfen für Insekten mit besten Absichten aufgestellt wurden. Auch wohlmeinend ausgebrachte Blühmischungen erfüllen ihren Zweck nicht immer, nämlich bedrohten Insektenarten eine neue Heimat, Schutz und Nahrung zu bieten. „Leider werden etliche Maßnahmen – ohne es zu wissen – an den Bedürfnissen der Insekten vorbei geplant“, weiß Henri Greil, Wissenschaftler am Julius Kühn-Institut (JKI) Braunschweig. Der Fachbereich Stadtgrün und Sport und das JKI-Fachinstitut für Bienenschutz sind die Wegbereiter eines neuen einzigartigen Projekts, das bundesweit Schule machen dürfte. „Ziel ist es, Braunschweig in ein Refugium für verschiedene Wildbienenarten zu verwandeln, in dem sie Nahrung und Lebensraum finden“, sagt der Erste Stadtrat Christian Geiger, der auch für den Fachbereich Stadtgrün und Sport zuständig ist. Das Projekt „Bienenstadt Braunschweig“ wird aus Mitteln des Niedersächsischen Umweltministeriums sowie des Bundesumweltministeriums umgesetzt. Insgesamt wurden etwa 4,6 Millionen Euro Fördermittel von der Stadt eingeworben. Die Stadt steuert Eigenmittel von anteilig 1,2 Mio. bei.

Auf dem Weg Braunschweigs zur „Bienenstadt“ sollen auf einer Fläche von rund 100.000 Quadratmetern artenreiche Wiesen entstehen. Das entspricht einer Größe von rund 14 üblichen Fußballfeldern. Auf ca. 30.000 Quadratmetern sind mehrjährige Blühstreifen, sowie artenreiche Staudenpflanzungen geplant. Weiterhin vorgesehen sind sechs Streuobstwiesen und die Pflanzung von 500 Kopfweiden sowie 650 weiterer Bäume als Klimaschutzmaßnahmen. Das Geld aus dem Förderbescheid des Bundesumweltministeriums „Integrierter Klimaschutz mit urbanem Grün“ soll mehrfach nützlich sein. Denn die Begrünung von 7.000 Quadratmetern Dachfläche und 7.500 Quadratmetern Fassaden städtischer Gebäude soll nicht nur das Stadtklima verbessern, sondern gleichzeitig den Bedürfnissen der Wildbienen Rechnung tragen.

Bei allen angestrebten Maßnahmen wollen die Experten konsequent durch die „Wildbienenbrille“ auf die Stadt und ihre vorhandenen Grünflächen, wie z. B. das straßenbegleitende Grün blicken, um herauszufinden, welche Pflanzenarten für welche Wildbienenarten attraktiv sind. „In Deutschland leben über 560 Wildbienenarten mit unterschiedlichen Ansprüchen. Daher ist es wichtig, die jeweils richtigen Nahrungspflanzen in Kombination mit den bevorzugten Nistmöglichkeiten anzubieten. Zudem muss das Netz der Blühflächen eng genug gewebt sein, sodass sich die Arten innerhalb der Stadt verbreiten und auch ins Umland gelangen können, erklärt Henri Greil vom JKI die Vorgehensweise. „Soweit uns bekannt ist, wird ein derartig ganzheitlicher Ansatz erstmalig in einer deutschen Großstadt verfolgt“, sagt Michael Loose. „Jeder bringt seine Kompetenzen ein und wir wollen natürlich auch zur Nachahmung anregen“, ergänzt der Fachbereichsleiter für Stadtgrün und Sport.

Um das Ziel der „Bienenstadt Braunschweig“ zu erreichen, werden weitere Partner gesucht, die ihre Flächen wildbienenfreundlich gestalten oder das Projekt unterstützen möchten. Unter anderem will die Wohnungsgesellschaft Nibelungen-Wohnbau-GmbH mit Maßnahmen auf eigenen Flächen das Gesamtkonzept ergänzen und das inhabergeführte Braunschweiger Familien-Unternehmen BIHOPHAR das Projekt unterstützen. Die Förderung der Wildbienen soll einen Dominoeffekt für andere Bestäuber wie Schmetterlinge und Schwebfliegen auslösen. Auch andere Tiere wie z. B. Vögel und Fledermäuse profitieren direkt oder indirekt von einem blühenden Pflanzenumfeld. Nicht zuletzt steigt für die Bürgerinnen und Bürger die Lebensqualität in ihrer Bienenstadt Braunschweig.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Projekt ebenfalls wegweisend. Es wird daher von Partnern aus ganz Deutschland fachlich begleitet, etwa vom Tübinger Wildbienen-Experten Dr. Paul Westrich, der im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) die „Rote Liste der Wildbienen Deutschlands“ erstellt hat. Darüber hinaus sind die Kreisgruppe des BUND und Ortsgruppe des NABU durch regelmäßige Arbeitstreffen mit dem Fachbereich Stadtgrün und Sport und dem JKI in der „Projektgruppe Biodiversität“ eingebunden.

Quelle: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

ZDG: „Mit jedem importierten Kilogramm Geflügelfleisch aus Osteuropa kommt weniger Tierschutz nach Deutschland“

Ihre existenziellen Sorgen um die Zukunft der Nutztierhaltung in Deutschland haben die Spitzenvertreter der deutschen Geflügelwirtschaft heute Vormittag den führenden Agrarpolitikern im Deutschen Bundestag im persönlichen Austausch vermittelt. Beim Politischen Frühstück des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG) forderte ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke mit Blick auf den spürbar sinkenden Selbstversorgungsgrad in Deutschland und die auf den Markt drängenden Importe aus Ländern mit deutlich geringeren Standards die aktive Unterstützung der Politik ein: „Mit jedem importierten Kilogramm Geflügelfleisch aus Osteuropa kommt weniger Tierschutz nach Deutschland“, mahnte er. Zugleich drohten nationale Alleingänge und weitere Verschärfungen im Umwelt- und Tierschutzrecht wichtige Entwicklungsperspektiven für tierwohlorientierte deutsche Tierhalter zu zerstören. „Wir haben schon heute beim Geflügel keine Vollversorgung mehr mit deutscher Ware“, betonte Ripke. Bei den Puten liege der Selbstversorgungsgrad bei 73 Prozent, bei den Gänsen bei erschütternd niedrigen 15 Prozent, selbst bei den Hähnchen mittlerweile deutlich unter 100 Prozent. „Wir sind bereit, in neue Ställe und mehr Tierwohl zu investieren – aber wir brauchen am Ende Ihre Hilfe“, appellierte der ZDG-Präsident an die Parlamentarier. Und skizzierte konkrete Forderungen des ZDG: eine vollständige Mehrkostenerstattung für mehr Tierwohl, eine zielgerichtete und praxistaugliche Lösung für den Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Umweltschutz, eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Geflügelfleisch in der Gastronomie. Ripke: „Sonst drängt uns die osteuropäische Billigware im Preiskampf an die Wand.“

„Wenn sich nichts ändert, verlieren wir in den nächsten Jahren 30 Prozent der Betriebe“
„Wir stehen an einem Scheidepunkt“, forderte auch ZDG-Präsidiumsmitglied Paul-Heinz Wesjohann aus Unternehmerperspektive ein aktives Gegensteuern der Politik. Insbesondere in dem mit über 65 Prozent des Absatzes enorm relevanten Großverbrauchersegment (Restaurants, Kantinen, Großküchen etc.) verliere Deutschland täglich Marktanteile an Billigware aus Osteuropa – auch weil die Herkunft des Geflügelfleisches für den Gast nicht ersichtlich sei. Mit Blick auf Wettbewerbsverzerrungen durch einseitig hohe nationale Standards in Deutschland befürchtete Wesjohann: „Wenn wir so weitermachen, werden wir in den nächsten fünf Jahren 30 Prozent der Betriebe verlieren.“ Eindrucksvoll schilderte auch Stefan Teepker als Spitzenvertreter der deutschen Hähnchenhalter aus der Sicht des Praktikers am Beispiel von TA Luft, Dünge-Verordnung und Verbandsklagerecht, wo der Schuh drückt.

Parlamentarier bekunden hohes Maß an Wertschätzung für Geflügelwirtschaft
Aus den Reihen der Parlamentarier waren Verständnis für die schwierige Lage der Tierhalter und der Wille zur Unterstützung zu spüren. Ein „hohes Maß an Wertschätzung für die deutsche Geflügelwirtschaft und ihre Arbeit“ vermittelte Alois Gerig (CDU) als Vorsitzender des Agrarausschusses des Deutschen Bundestages. Er bekannte: „Der erschreckende Rückgang in der Selbstversorgung macht mir große Sorgen.“ Explizit wandte sich Gerig gegen weitere nationale Alleingänge und ein „Landwirts-Bashing“: „Wir brauchen eine Kampagne für unsere Landwirte! Ich will, dass die Menschen in Deutschland das essen, was aus Deutschland kommt.“

Gitta Connemann, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, verwies im Kontext der von den ZDG-Vertretern skizzierten Marktverwerfungen darauf, dass Deutschland bereits heute die höchsten Standards bei Tierwohl und Umweltschutz habe. Sie sah hier für die Wirtschaftlichkeit der deutschen Betriebe eine klare Grenze erreicht, konkret mit Blick auf die Dünge-Verordnung: „Es darf nicht zu einer weiteren Verschärfung kommen, die für die landwirtschaftlichen Betriebe nicht mehr tragbar ist!“

Dr. Gero Hocker, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, nahm auch die Verbraucher in die Pflicht. Es müsse Schluss sein mit der „Geiz-ist-geil-Mentalität“. „Es darf nicht sein, dass die deutsche Erzeugung aus dem Markt gedrängt wird – aber es muss in den Köpfen der Verbraucher auch das Bewusstsein ankommen, dass mehr Tierwohl mehr kostet!“

Impulsreferat zu globalen Auswirkungen rein veganer Ernährung
Als Einstieg in das Thema hatte Prof. P. Michael Schmitz vom Institut für Agribusiness Gießen einen Impulsvortrag zu den globalen Auswirkungen einer rein pflanzlichen Ernährung gehalten. Mit seinem Team hat Prof. Schmitz in einer aktuellen Studie untersucht, inwieweit das Ernährungsverhalten der Deutschen und nationale Verschärfungen der Tierschutz- und Umweltstandards überhaupt positive Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und Welternährung im globalen Kontext haben. Sein Fazit: „Fleischverzicht, steigende Tierwohl- und Umweltstandards und Sojaimportverbote bedrohen nicht nur die bisherigen Erfolge der Nutztierbranche, sondern auch deren Existenzfähigkeit.“ Entsprechend lautete sein klarer Appell an die Politik, nicht auf staatliche Konsum- und Produktionslenkung zu setzen, sondern stattdessen die Potenziale von Innovationen in Pflanzen- und Tierschutz, Tierhaltung und Tierernährung deutlich besser zu nutzen als bislang.

Quelle: ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.

Smart City für Bienen: Universität Graz entwickelt High-Tech-Bienenstock

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Was nach Science-Fiction klingt, soll mit neuartig entwickelter Technologie im Bienenstock bald Wirklichkeit werden: Die Bienen werden frühzeitig vor Gefahren in ihrer Umgebung gewarnt. Sie erhalten Informationen über einen bevorstehenden Wetterumschwung, der ihre Brut gefährden würde. Und sie werden ganz gezielt zu Blüten gelenkt, um die Bestäubung zu übernehmen. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Graz will eine „Smart City“ für Bienen entwickeln, um die Insekten bei der Bewältigung nachteiliger Umwelteinflüsse zu unterstützen. Das EU-Projekt HIVEOPOLIS mit einem Volumen von sieben Millionen Euro ist kürzlich gestartet und für fünf Jahre anberaumt.

Die Kommunikation zwischen Tieren und Robotern funktioniert bereits ausgezeichnet. Mit dieser Pionierleistung hat das Team rund um Thomas Schmickl, Professor für Zoologie an der Universität Graz und Leiter des Artificial Life Lab, weltweit für Furore gesorgt. In einem jüngst durchgeführten Versuch kommunizierten Bienen und Zebrafische via Roboter erfolgreich miteinander, und das sogar über die hunderte Kilometer lange Distanz zwischen Graz und Lausanne.

Nun wollen die WissenschafterInnen ihre Technik in den Bienenstock integrieren. „Unser Ziel ist es, den Insekten Technologien zur Verfügung zu stellen, die ihnen helfen, auf Veränderungen der Umwelt rechtzeitig zu reagieren“, erklärt Schmickl. Denn die Lebensräume der Honigbienen sind stark bedroht, führen zu einem massiven Sterben und zu einer folgenschweren Störung ganzer Ökosysteme.

Mit Hilfe von Sensoren soll etwa die Temperatur in der Wabe reguliert und damit die Aufzucht der Nachkommen optimiert werden. Digitale Landkarten sollen Hinweise auf Pestizide bei potenziellen Nahrungsquellen liefern und eine Warnung an den Stock senden. Roboter werden den Bienentanz – der übrigens vom an der Universität Graz tätigen Nobelpreisträger Karl von Frisch entschlüsselt wurde – imitieren und so das Bienenvolk benachrichtigen. „Wir wollen darauf Einfluss nehmen, wohin die Insekten ihre Bestäubungsflüge machen“, schildert Schmickl. Die Möglichkeiten zu einer solchen Schwarm-Kontrolle haben sie bereits im vorangegangenen Großprojekt ASSISI erforscht.

HIVEOPOLIS – also „Bienenstadt“ – wird bis 2024 gemeinsam mit fünf Partner-Hochschulen – École polytechnique fédérale de Lausanne, Freie Universität Brüssel, Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität Berlin, lettische Landwirtschaftliche Universität – und dem bulgarischen Unternehmen Bee Smart Technologies OOD umgesetzt. Interessensgruppen wie ImkerInnen, LandwirtInnen, ProgrammiererInnen, UmweltschützerInnen und PädagogInnen sollen in die Forschung eingebunden werden und bei der Entwicklung eines smarten Bienenstocks mitarbeiten.

Quelle: Karl-Franzens-Universität Graz